Botschafter des Heils in Christo 1883

Psalm 84

Der 84. Psalm beschäftigt sich hauptsächlich mit den Wohnungen Jehovas. Er beginnt mit den Worten: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Jehova der Heerscharen!“ Zu allen Zeiten war es die Absicht und der Wunsch Gottes, eine Wohnung zu haben; deshalb zeigt Er Mose auf dem Berg ein Muster der Stiftshütte.

In seinem Lobgesang, bei Gelegenheit der Befreiung Israels und des wunderbaren Durchgangs durch das Rote Meer, sagt Mose: „Meine Kraft und mein Gesang ist Jah, und Er ist mir zur Rettung geworden; dieser ist mein Gott und ich will Ihn verherrlichen“, oder „ich will Ihm eine Wohnung machen“ (2. Mo 15,2). Doch Gott sagt: „Ich selbst will mir ein Haus bauen“; und dieser Wunsch Gottes wird am Ende der Zeitalter, nach dem tausendjährigen Reiche erfüllt werden, wie wir in Offenbarung 21,3 lesen: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“

Das Wort Hütte hat stets den Sinn eines Wohnens Gottes bei den Menschen. Nachdem daher David gesagt hat: „Wie lieblich sind deine Wohnungen!“ fügt er hinzu: „Mein Herz und mein Fleisch rufen laut nach dem lebendigen Gott.“

„Selbst der Sperling hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ein Nest für sich, da sie ihre Jungen hinlegt“ (V 3). Dorthin blickte die Seele Davids. Gemäß der Vorsehung Gottes, welche einen Platz der Ruhe für jedes Geschöpf bereitet hat, sagt er durch den Glauben: „Nun denn, wenn du selbst für die Schwalbe und den Sperling ein Nest gebaut hast, so hast du auch eins für mich bereitet“; und er fügt hinzu: „Deine Altäre, o Jehova der Heerscharen, mein König und mein Gott!“ Das ist das Nest oder der Ruheort, welchen er suchte. „Deine Altäre, o Jehova der Heerscharen!“ Und in der Tat, die Anbetung Gottes ist die Ruhe der Seele.

Es gibt nur einen Menschen, der hienieden nie einen Ruheplatz fand, und dieser eine war Jesus. Er selbst sagt: „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn der Menschen hat nicht, wo Er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20). Und wenn wir jetzt ein Nest, einen Ruheplatz in Gott besitzen, so ist es, weil Jesus um unsertwillen ohne Ruhe war hienieden.

„Glückselig, die da wohnen in deinem Haus – stets werden sie dich preisen!“ (V 4) Glückselig sind, nicht die dein Haus besuchen oder dasselbe durchwandeln, sondern „die da wohnen in deinem Haus!“ Unmöglich kann man dort wohnen, ohne Ihn unaufhörlich zu preisen. Indessen sind wir, in einem anderen Sinne, nicht immer in dem Haus. Wir gehen hinaus, um zu dienen, sowie die Schwalbe ihr Nest verlässt, um Futter für ihre Jungen zu suchen. Aber da sind Wege, welche zu dem Haus führen, d. h. mancherlei Wege Gottes mit Bezug auf uns, welche in dem Haus endigen. Diese Wege sind nicht selten steinigt, dornig und sehr schmerzlich für das Fleisch; aber es sind die Wege, auf welchen Gott uns wandeln zu sehen wünscht, und der, dessen Herz im Haus ist, wird den rauen Weg, der zum Haus führt, dem leichten, der von demselben ableitet, weit vorziehen. So waren z. B. diese Wege für die ersten Jünger Hunger, Gefahren, Verfolgungen und Tot, mit einem Wort, das Tal von Baka, das Tränental (V 6); alles, was sie fanden, waren Leiden und schmerzliche Erfahrungen aller Art. Aber sie „machten es zu einer Quelle.“ Das ist die Art und Weise, in welcher für diejenigen, welche auf dem Weg sind, alle Schwierigkeiten verändert werden; sie werden zu Quellen gemacht, d. h. Zu Quellen der Freude, der Segnung und der Verherrlichung Gottes. „Ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen.“ Nicht nur kommen die gewöhnlichen Arten des Beistandes dem zu Hilfe, der auf dem Weg ist, sondern selbst der Regen, oder die unmittelbare Hilfe Gottes erscheint unerwartet inmitten der Wüste.

„Sie gehen von Kraft zu Kraft; vor Gott in Zion wird ein jeder erscheinen“ (V 7). Es gibt auf dem Weg des Christen gleichsam Halteplätze, Prüfungen, aus denen Quellen hervorsprudeln, die ihn von Kraft zu Kraft gehen lassen. „Du, unser Schild, stehe, o Gott, und schaue an das Antlitz deines Gesalbten!“ (V 9) Wir können Gott stets mit Vertrauen seinen Gesalbten, unseren Herrn Jesus Christus, vorstellen und so uns trösten im Blick auf das, was wir in uns selbst sind.

„Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser, denn sonst tausend; ich wollte lieber auf der Schwelle sein im Haus meines Gottes, denn zu wohnen in den Zelten der Gesetzlosen“ (V 10). Viele der Kinder Gottes sind zufrieden damit, auf der Türschwelle zu sein, ja, es gibt solche, welche sich selbst draußen aufhalten, während wir eintreten und im Haus wohnen sollten. Doch wenn unser Unglaube oder die Begierden unseres Herzens, welches andere Gegenstände zu haben wünscht, als Gott allein, uns verhindern, Fortschritte zu machen, so haben wir wenigstens „die Tür“, denn Christus ist „die Tür“; und schon „die Tür“ ist weit mehr wert als alles das, was in der Welt ist.

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