Botschafter des Heils in Christo 1872

Die Alabasterflasche

In diesen Tagen der eifrigen Beschäftigung und rastlosen Tätigkeit ist es sehr wichtig im Auge zu behalten, dass Gott alles von einem Standpunkt aus betrachtet, alles nach einem Maßstab misst und alles durch einen Prüfstein prüft. Dieser Prüfstein, dieser Maßstab ist Christus; und Gott würdigt die Dinge nur, insofern sie mit seinem geliebten Sohn in Verbindung stehen. Was für Christus getan wird, das allein ist köstlich vor Gott; alles andere ist ohne Wert für Ihn. Man möge sehr viel arbeiten und deswegen von den Leuten oft gelobt werden; aber wenn Gott kommt, es alles zu untersuchen, dann wird Er nur auf eins sehen, nämlich in wie fern all dieses Schaffen und Arbeiten in Verbindung mit Christus steht. Seine einzige Frage wird sein: „Wurde es in dem Namen und zur Verherrlichung des Namens Jesu getan?“ Wenn dies der Fall ist, so wird es sich bewähren und belohnt werden; wenn nicht, so wird es verworfen und zunichtegemacht werden.

Es hängt nicht im Geringsten etwas davon ab, wie die Gedanken der Menschen über diese oder jene Arbeit sind. Sie mögen eine Person wegen irgendeiner Sache fast wie einen Gott verehren; sie mögen seinen Namen in allen Zeitungen veröffentlichen, ihn zu dem Gegenstand ihrer täglichen Gespräche machen; er mag als Prediger, als Schriftsteller oder als Menschenfreund einen großen Namen haben, so wird dennoch all sein Streben, all seine Arbeit, wenn sie nicht für Jesus und zu seiner Ehre getan worden ist, wenn sie nicht die Frucht der Liebe Christi ist, wie Spreu verschwinden und für ewig in Vergessenheit geraten.

Dagegen kann ein anderer einen niedrigen, kaum merklichen Dienst erfüllen, der vor der Welt unbeachtet und unbekannt bleibt. Sein Name mag nie erwähnt und an seine Arbeit mag nie gedacht werden; aber was er getan, das tat er in einfacher Liebe zu dem Herrn. In der Verborgenheit hat er gearbeitet, während sein Auge auf den Herrn gerichtet war, dessen freundlicher Blick ihm völlig genügte. Er hat nie den Beifall der Menschen zu erlangen gesucht, sondern nur auf Christus geschaut und für Ihn gewirkt. Die Arbeit eines solchen wird Stand halten. Sie wird erwähnt und belohnt werden, obwohl er sie nicht aus Hoffnung auf Belohnung, sondern nur aus Liebe für Jesus tat. Dies ist die wahre Arbeit – das reine Gold, welches dem Feuer des Tages des Herrn Widerstand leisten wird.

Dieses alles ist sehr ernst, aber auch sehr trostreich – ernst für diejenigen, welche auf irgendeine Weise unter den: Auge ihrer Mitmenschen arbeiten, trostreich für. Alle, welche unter den Augen ihres Herrn tätig sind. Es ist eine unaussprechlich große Gnade, von dem Knechtssinn, der Menschengefälligkeit und dem Geist der jetzigen Zeit befreit und fähig zu sein, immer vor dem Herrn zu wandeln – all unsere Arbeit mit Ihm anzufangen, fortzusetzen und zu vollenden.

Hiervon wird uns in „dem Haus Simons, des Aussätzigen“, ein sehr liebliches und treffendes Bild vor Augen gestellt, welches wir jetzt einige Augenblicke zu betrachten wünschen. „Als aber Jesus zu Bethanien war, im Haus Simons, des Aussätzigen, kam zu Ihm ein Weib, die ein Alabasterfläschchen mit sehr kostbarer Salbe hatte, und sie goss es aus auf sein Haupt, als Er zu Tische lag.“

Wenn wir nun untersuchen, weshalb das Weib ihre Schritte nach dem Haus Simons richtete, welche Antwort bekommen wir dann? Wollte sie den herrlichen Geruch ihrer Salbe sich verbreiten lassen, oder die Schönheit ihrer Alabaster Flasche zur Schau stellen? War ihr Zweck, das Lob der Menschen für ihre Handlung einzuernten? Wollte sie ihre außerordentliche Ergebenheit an Christus, inmitten einer kleinen Schar der persönlichen Freunde Jesu zeigen? O, nein! meine Leser, das war nicht der Beweggrund ihres Tuns. Aber wie können wir dieses wissen? Einfach weil Gott, der Schöpfer aller Dinge, der bis auf den Boden eines jeglichen Herzens sieht und den Beweggrund jeder Handlung kennt, dort in der Person Jesu von Nazareth anwesend war, und Er es war, der ihre Tat ach der Wage seiner Heiligkeit wog und das Siegel seines Beifalls daraufsetzte. Er würde und könnte dieses nicht getan haben, wenn bei dem reinen Golde nur ein kleiner Zusatz, nur eine geringe Beimischung von unedlem Metall gewesen wäre. Sein heiliges und alles durchdringendes Auge sah bis in die verborgensten Winkel des Herzens des Weibes. Er wusste nicht nur, was sie getan hatte, sondern auch wie und weshalb sie es tat; und Er erklärt: „sie hat ein gutes Werk an mir getan“.

Mit einem Wort, der Herr selbst war der einzige Gegenstand des Weibes, und gerade dieses gab ihrer Handlung großen Wert und sandte den Duft ihrer Salbe hinauf vor den Thron Gottes. Wenig wusste sie davon, dass Tausende und aber Tausende die Erzählung ihrer tiefen, persönlichen Ergebenheit lesen würden. Wenig dachte sie daran, dass ihre Tat durch die Hand ihres Herrn für immer würde aufgezeichnet werden und nicht in Vergessenheit geraten sollte. Nein, nie hatte sie daran gedacht und danach gestrebt; hätte sie dies getan, so würde ihre Tat all ihrer Reize beraubt gewesen sein und ihr Opfer seinen ganzen Wohlgeruch verloren haben.

Aber der Herr, welcher der Gegenstand dieser Liebe war, sorgte dafür, dass ihre Handlung nicht vergessen wurde. Er rechtfertigte dieselbe nicht nur in jenem Augenblick, sondern machte auch, dass sie in der Zukunft bekannt bliebe, und dieses war für das Herz des Weibes ganz und gar genug. Wenn sie nur den Beifall ihres Herrn hatte, so konnte sie den Unwillen der Jünger mit Ruhe ertragen, welche ihre Handlung sogar für „Verschwendung“ erklärten. Sie war zufrieden, wenn nur sein Herz erfrischt wurde; um die anderen kümmerte sie sich nicht, denn sie hatte nicht beabsichtigt, das Lob der Menschen zu erwerben, sondern ihr einziger Gegenstand war nur Christus gewesen. Von dem Augenblick an, dass sie die Alabasterflasche in ihre Hand genommen hatte, bis dass sie den Inhalt auf seine heilige Person ausgoss, war ihr einziger Gedanke nur Er gewesen. Sie hatte, so zu sagen, eine Vorstellung davon, was ihrem Herrn angenehm und passend sein würde in den feierlichen Umständen, in welchen Er sich in dem Augenblick befand– Sie hatte keineswegs daran gedacht, wie viel ihre Salbe kostete; oder wenn sie dies wirklich getan, so fühlte sie doch, dass er es noch tausendmal mehr wert sei. Die „Armen“ hatten zwar auch ihre Ansprüche; aber ihrem Herzen war Jesus teurer, als alle Armen in der Welt. Mit einem Wort, das Herz des Weibes war mit Christus erfüllt, und dies gab ihrer Handlung den wahren Charakter. Andere mögen etwas für unnütz erklären, aber wir können davon versichert sein, dass, was wir für Jesus verbrauchen, nicht verschwendet ist. So urteilte das Weib, und sie hatte Recht. Ihm gerade in dem Augenblick, wo Erde und Hölle gegen Ihn aufstanden, Ehre zu erweisen, das war der größte Dienst, welchen je ein Mensch oder Engel ausführen konnte. Er stand im Begriff, sich für die Sünder aufzuopfern. Die Schatten wurden länger, das Dunkel verbreitete sich, und die Finsternis wurde dichter. Das Kreuz war mit all seinen Schrecken nahe, und in diesem Augenblick kam das Weib, den Leib ihres geliebten Herrn zu salben.

Und ließ der Herr jetzt die Warte der Jünger unbeachtet? O, nein! Er tritt unmittelbar zu ihrer Verteidigung auf und spricht zu ihnen: „Was macht ihr dem Weib Mühe? denn sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Denn dass sie diese Salbe geschüttet hat über meinen Leib – sie hat es zu meinem Begräbnis getan. Wahrlich, ich sage euch: wo irgend diese gute Botschaft gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch gesagt werden, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis.“

Hier gab es eine überaus köstliche Rechtfertigung, durch welche all der Unwille und Unverstand, alle Geringschätzung der Menschen verschwinden musste, wie der Morgennebel vor den Strahlen der aufgehenden Sonne. „Was macht ihr dem Weib Mühe? denn sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ Dieses kennzeichnete die Tat – „ein gutes Werk an mir“. Dadurch war sie vor allen ausgezeichnet. Es mag jemand die ganze Welt durchziehen, um die edelsten Handlungen der Menschenliebe auszuführender mag die Früchte einer großherzigen Wohltätigkeit überall ausstreuen; er mag all seine Güter, alles, was er hat, den Armen geben; er mag auf der höchsten Stufe, der Religiosität und Sittlichkeit stehen, und dennoch ist es möglich, dass er nie etwas getan hat, wovon Christus sagen könnte: „es ist ein gutes Werk an mir“.

Leser, bedenke dieses wohl, wer du auch sein magst, und womit du auch beschäftigt sein magst. Strebe danach, dein Auge unverrückt in all deinem Tun und Lassen auf den Herrn zu halten. Mache Jesus zu dem einzigen Gegenstand all deiner Handlungen. Suche alles so zu tun, dass Er davon sagen kann: „es ist ein gutes Werk an mir“. Beschäftige dich nicht mit den Gedanken der Menschen über deinen Wandel oder dein Werk. Achte nicht auf ihren Unwillen, sondern gieße deine Alabaster Flasche mit Salbe auf das Haupt des Herrn Jesus aus. Sorge dafür, dass jeder Dienst die Frucht deiner Würdigung seiner Person ist; dann kannst du davon versichert sein, dass Er dein Werk wird zu würdigen wissen und dich vor Millionen wird rechtfertigen. So war es bei dem Weib, von welchem wir in diesem Abschnitt lesen. Sie ergriff ihre Alabaster Flasche und schlug den Weg nach dem Haus Simons, des Aussätzigen, ein, mit nur einem Zweck im Herzen, und dieser Zweck war Jesus. Von Jesu und von keinem anderen war ihr Herz erfüllt, und in dieser Gemütsstimmung goss sie die wertvolle Salbe auf sein Haupt aus. Und merke jetzt die gesegnete Folge: ihre Tat ist in dem Evangelium zu unseren Ohren gekommen. Keiner kann das Evangelium lesen, ohne auch ihre persönliche Ergebung zu erfahren. Kaiser– und Königreiche sind erstanden, haben geblüht und sind wieder in Vergessenheit gesunken. Denkmäler sind errichtet worden zur Erinnerung an menschliche Größe, und diese Denkmäler sind wieder zu Staub geworden; aber die Tat dieses Weibes lebt noch fort, ja wird immer fortleben. Die Hand des Herrn hat ihr ein Denkmal errichtet, welches nie und nimmer vergehen wird. Der Herr gebe uns Gnade, ihr nachzuahmen; und mögen unsere Werke in diesen Tagen, wo so viel menschliches Streben vorhanden ist, immer die Frucht unserer Würdigung eines abwesenden, verworfenen und gekreuzigten Herrn sein!

Nichts erprobt das Herz so vollkommen, als die Lehre des Kreuzes – der Weg des verworfenen, gekreuzigten Jesus von Nazareth. Dieses prüft das Herz des Menschen auf die vollkommenste Weise. Wenn nur von Religiosität die Rede ist, so kann man unendlich weit gehen; aber Religiosität ist nicht Christus. Wir brauchen nicht weit zu gehen, um dafür einen treffenden Beweis zu finden: das aufgeschlagene Kapitel gibt uns einen solchen. Lasst uns einige Augenblicke unsere Blicke nach dem Palast des Hohepriesters lenken. Wir sehen dort eine Versammlung der Häupter und Führer des Volkes. „Da versammelten sich die Hohepriester und die Ältesten des Volkes in dem Hof des Hohepriesters.“

Hier haben wir ohne Zweifel Religion; denn diese Hohepriester und Ältesten wurden, wie wir wissen, durch das anerkannte Volk Gottes angesehen als die Bewahrer der heiligen Wissenschaft, als die einzige Autorität in allen Religionssachen, und als die Ausführer des Dienstes, welchen Gott dem Moses befohlen hatten. Die Versammlung im Hof des Kajaphas bestand nicht aus den heidnischen Priestern, und Sehern der Römer oder der Griechen, sondern aus den anerkannten Vorstehern des jüdischen Volkes. Was taten sie aber nun in ihrer feierlichen Ratsversammlung? „Sie hielten Rat zusammen, auf dass sie Jesus mit List griffen und töteten.“

Geliebter Leser, beachte dieses wohl. Dies waren religiöse Männer, Männer der Wissenschaft, welche gewiss nicht ohne Einfluss bei dem Volk waren; und dennoch hassten sie Jesus von ganzem Herzen – sie waren zusammengekommen, um zu beratschlagen, wie sie Ihn greifen sollten – wie sie Ihn unschädlich machen und töten sollten. Über Gott und seinen Dienst, über Moses und das Gesetz, über den Sabbat und alle Anordnungen des jüdischen Gottesdienstes hätten diese Leute mit dir sprechen können; aber Christus hassten sie. Dieses ist sehr wichtig und bemerkenswert. Man kann sehr religiös sein, ja sogar der Führer oder Lehrer von anderen und dennoch Christus vollkommen hassen. Religiosität ist, wie wir oben schon bemerkten, nicht Christus; im Gegenteil sind oft die frömmsten Leute die bittersten und heftigsten Feinde dieses gesegneten Heilands.

Vielleicht wird man aber sagen: „Die Zeiten haben sich geändert. Die Religion ist nicht mehr so eng mit dem Namen Jesu verbunden, dass man, ohne Jesus zu lieben, kein gottesfürchtiger Mensch sein könnte. Du kannst jetzt nicht irgendetwas finden, was dem Palast des Kajaphas entspricht.“ Ist dies wirklich so? O nein! keinen Augenblick dürfen wir dieses glauben. Der Name des Herrn Jesus wird in der Christenheit jetzt ebenso sehr gehasst, als damals im Palast des Hohepriesters. Aber nicht nur Jesus selbst, sondern auch seine Nachfolger sind verachtet und verhasst. Wir brauchen nicht weit zu gehen, um dieses zu beweisen. Jesus ist in dieser Welt noch immer verwarfen. Wo, möchte ich fragen, hört man seinen Namen? Wo ist Er der willkommene Gegenstand des Gesprächs? Sprich von Ihm, wo du willst, in den Gesellschaftszimmern der Reichen, im Eisenbahnwagen, im Salon eines Dampfschiffes, oder in irgendeinem öffentlichen Ort, und du wirst fast immer mit den Worten zurückgewiesen werden, dass ein solches Thema dort nicht an seiner Stelle sei. Sprichst du aber von anderen Dingen, über Politik, Geschäfte oder Vergnügungen, so wirst du erfahren, dass diese Dinge immer für passend gehalten werden. Jesus ist nie und nimmer an Ort und Stelle. Oft sehen wir die Straßen von herumziehenden Krämern oder Spielleuten angefüllt, ohne dass ihnen je befohlen wird, sich zu entfernen; aber erkühnte sich jemand von Jesu dort einmal zu reden, so würde er sofort verhöhnt oder ihm gesagt werden, sich zu entfernen und kein Gedränge zu verursachen. Mit einem Wort, für Satan ist in der Welt immer Raum genug, für Christus aber nie. Der Sinnspruch der Welt ist: „Sprich doch den Namen Christi nicht aus.“

Aber, Gott sei gelobt, wir sehen auf der anderen Seite auch hier und da etwas, das mit dem Haus Simons, des Aussätzigen, übereinstimmt. Es gibt noch einige, welche den Namen Jesu lieben und ihn der Alabaster Flasche für werthalten. Einige schämen sich, dem Herrn sei Dank, seines wertvollen Kreuzes nicht; sie sind es, welche ihren einzigen Gegenstand in Ihm haben und sich glücklich schätzen, ja es für die größte Ehre halten, für Ihn zu arbeiten und zu leiden. Ihr Ziel ist nicht Arbeit oder Religiosität, sondern nur Christus – bei Ihm zu sein und sich mit Ihm zu beschäftigen. Zu seinen Füßen begehren sie zu sitzen und die kostbare Salbe der wahren Herzensergebung auf Ihn auszugießen.

Leser, du kannst davon versichert sein, dass dieses das wahre Geheimnis der Kraft ist, sowohl im Dienst als im Zeugnis. Eine richtige Würdigung des gekreuzigten Christus ist die Quelle von allem, was Gott angenehm ist, sei es in dem Leben und Wandel eines einzelnen Christen, oder in allem, was in unseren öffentlichen Versammlungen vorgeht. Unverfälschte Anhänglichkeit an Christus und Beschäftigung mit seiner Person muss all unser Tun und Lassen charakterisieren, sonst wird unser Leben nach dem Urteil des Himmels wenig Wert haben. Nichts verleiht dem Wandel und Charakter des Einzelnen mehr moralische Kraft, als völlige Ergebung an die Person Christi; und es hängt nichts davon ab, ob man ein Mann von großem Glauben und Gebet, ein eifriger Untersucher, ein begabter Redner oder ein bedeutender Schriftsteller ist. O nein! Es handelt sich nur um die Frage: Liebe ich Christus?

Ebenso verhält es sich mit der Versammlung. Besteht das wahre Geheimnis der Kraft in der Gabe, in der Beredsamkeit, in dem schönen Gesang oder in gewissen Formen oder Zeremonien? Nein; es ist der Genuss eines anwesenden Christus. Wo Er ist, dort ist alles Licht, Leben und Kraft. Wo Er nicht ist, dort herrscht Finsternis, Tod und Ohnmacht. Eine Versammlung, wo Jesus nicht ist, ist ein Grab, wenn sich dort auch die bezauberndsten Reden, oder die herrlichste Musik, oder die feierlichsten Zeremonien vorfinden. All dieses mag fast vollkommen vorhanden sein, und dennoch wird der ergebene Nachfolger Jesu ausrufen: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie Ihn hingelegt haben.“ Wenn aber andererseits die Gegenwart Jesu verwirklicht ist, wenn seine Stimme gehört wird, so ist Kraft und Segen anwesend, obwohl alles den Augen der Menschen auch als Schwachheit erscheinen mag.

Möchten die Gläubigen dieses doch beachten und erwägen; mochten sie danach streben, die Gegenwart Christi in ihren öffentlichen Versammlungen zu verwirklichen! Möchten sie, wenn sie von ihren Versammlungen nicht sagen können, dass der Herr dort anwesend ist, sich demütigen und auf Ihn warten! Wenn der Herr nicht da ist, so muss irgendeine Sache vorliegen, denn Er hat gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Lasst uns aber nie vergessen, dass wir, um das göttliche Resultat zu erreichen, den göttlichen Zustand auch besitzen müssen.

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