Botschafter des Heils in Christo 1872

Die Folgen des Unglaubens

Bevor wir unsere Betrachtung beginnen, bitten wir den Leser dringend, seine Bibel zur Hand zu nehmen und das genannte Kapitel aufmerksam durchzulesen. Wir finden dort das Volk Israel an den Grenzen Kanaans. Es hat die versuchungsreiche Wüste durchschritten und viele Erfahrungen bezüglich der Macht und Treue Jehovas gemacht. Ein Rückblick auf solch gesegnete Erfahrungen hätte die Pilger mit freudigem Mut erfüllen können und würde sie befähigt haben, in zuversichtlichem Vertrauen auf die Treue Gottes ihren Fuß auf den Boden des verheißenen Landes zu setzen. Aber wie schnell vergisst der Mensch sowohl das, was Gott ist, als auch die Tatsache, dass Er stets mit seinem Volk geht und es in keinerlei Umständen versäumt! Anstatt zurückzuschauen auf die Beweise der Macht und Treue Gottes, sah Israel auf die Riesen des Landes; und wie immer, wenn der Unglaube tätig ist und das Auge die Schwierigkeiten betrachtet, stellten auch sie die Riesen Kanaans über den ewigen Gott, der sie bis dahin so treu geleitet hatte. Die zehn Stimmen der mit Unglauben erfüllten Kundschafter galten ihnen mehr, als die Stimme des lebendigen Gottes. Würde sich Israel seines Schreiens (2. Mo 14,10) und der wunderbaren Hilfe Gottes erinnert haben, so hätte sich ihrer bei dieser Gelegenheit nicht eine so trostlose Stimmung bemächtigen können, dass sie während der ganzen Nacht weinten und in der Wüste zu sterben begehrten. Allein so ist der Mensch in seinem Unglauben; er sieht nichts von Gott und setzt Ihn völlig bei Seite; er sieht die Schwierigkeiten zwischen sich und Gott; sie verhüllen ihm die Gegenwart und Nähe Gottes, so dass das Herz mit Furcht und Sorge erfüllt ist, während der Glaube stets den starken Gott zwischen sich und den Schwierigkeiten schaut und dem Herzen Ruhe gibt.

Unter solchen Umständen vermochte Israel wegen seines Unglaubens nicht von dem gesegneten Platze, den Jehova ihm bereitet, Besitz zu nehmen; und auch für uns, die wir unsere himmlische Stellung einzunehmen berufen sind, gibt es nur einen Weg zur Erreichung dieses Zieles; und das ist der Weg des Glaubens. Wenn wir beschäftigt sind, unsere Kraft mit derjenigen des Feindes zu messen, mit welchem wir zu kämpfen haben, so ist das einfach der Unglaube, dem das Unterliegen auf dem Fuß folgt; wenn wir hingegen Gott einführen, auf sein Wort vertrauen. Seine Kraft, seine Treue, seine Ehre in Anschlag bringen, so wird unsere Erfahrung auch derjenigen gleichen, die Israel am roten Meere machte, bei welcher Gelegenheit wir die Worte hörten: „Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein;“ (2. Mo 14,14) und in diesem stillen, seligen Vertrauen sollten wir stets unseren Weg gehen zur Verherrlichung seines Namens.

Der Weg nach Kanaan ist leicht und ist schwer; – leicht, weil man nichts zu tun hat, weil ein anderer für uns streitet und der Herr alle Sorge übernimmt; aber schwer, ja unmöglich, wenn wir selbst auf dem Plan sind, wenn Gott in seine Macht und Treue vergessen, das Auge nur auf die Riesen gerichtet ist und das elende Ich in den Kampf mitgehen will. Aber ach, wie oft ist es der Fall, dass wir uns in letzterem Zustand befinden! Wie leicht vergessen wir, dass der Gerechte nur aus Glauben lebt, und wie schnell sind unsere Augen auf die Schwierigkeiten gerichtet, und unsere Herzen bereit, sich mit denselben zu beschäftigen, obwohl wir die warnenden Vorbilder Israels kennen und die Treue Gottes auch in unserem eigenen Leben so oft erfahren haben! Der Herr aber erwartet von uns, dass wir stets den Platz des Glaubens einnehmen; und wie sehr wäre es zu wünschen, dass dieser gesegnete Boden allezeit unter unseren Füßen sei, damit Er sich mehr an uns verherrlichen könnte!

Wenn wir durch Glauben wandeln, so ist es immer der Herr zu dem wir ausschauen und von dem wir alles erwarten, während sich der Unglaube stets nach dem Sichtbaren umschaut. Am Horeb machte sich Israel ein Kalb; und in dem vierten Vers unseres Kapitels ist man damit beschäftigt, sich einen Führer zu wählen, um wieder nach Ägypten zurück zu kehren. Wenn die Israeliten glaubten, dass ein Kalb sie von Ägypten ausgeführt habe, so war es auch nicht schwer zu glauben, dass ein Häuptling sie wieder dorthin zurück zu bringen vermöge. Welch ein schmerzlicher Gedanke, ein solches Volk wieder auf dem Rückweg nach Ägypten zu sehen! Ach! es ist der Charakter des Unglaubens, immer wieder zurück zu gehen. Er lässt uns nicht auf dem Platz, den wir innehaben; er führt uns zurück. Welch eine ernste Wahrheit für uns und besonders für eine Seele, deren sich der Unglaube bemächtigt hat, und die daher im Rückzug, im Abweichen begriffen ist! Sie befindet sich auf dem Rückweg nach Ägypten; dorthin richtet sie ihre Schritte, und für diese Reise begehrt sie einen Führer, ein Haupt. Es ist nicht die Hand Jesu, woran sie sich auf ihrem Weg klammert. Er führt nimmer eine Seele wieder nach Ägypten zurück; dazu bedarf man eines anderen Hauptes. O möchten diese Gedanken doch die Weichenden zu ihrem eigenen Heil zurückschrecken und sie bewegen, die Hand Jesu zu suchen und zu ergreifen, um Ägypten für immer den Rücken kehren zu können!

Welch ein liebliches Bild stellten dagegen Josua und Kaleb diesem Volk gegenüber dar. In ihren Herzen fand sich keine Furcht; im Gegenteil besaßen sie Kraft genug, um angesichts eines so großen Volkes ein Zeugnis für den Herrn zu sein. Wenn man sich vor dem Feind fürchtet, so verkleinert man Gott, indem man Ihn nicht für groß genug erachtet, um den Feind überwinden zu können. So schließt also der Unglaube die Geringschätzung Gottes in sich; und das sollten wir stets mit Ernst bedenken. Unmöglich können der Glaube und der Unglaube mit einander zusammengehen; nein, sie sind völlig einander entgegengesetzt, und der eine schließt den anderen aus. Als sich in dem Zeugnis Josuas und Kalebs der Glaube offenbarte, wollte das Volk sie steinigen; und dennoch hatten diese beiden Zeugen die Wahrheit geredet. Wie groß ist doch die Macht des Unglaubens über das menschliche Herz! Die Wahrheit findet keine Stätte; so war es damals, und so ist es heute. Dagegen sind Lüge und Irrtum stets willkommene Gäste. Josua und Kaleb mussten den Widerstand des ganzen Volkes erfahren; sechshundert tausend Stimmen erhoben sich wider diese beiden Männer, welche der Wahrheit Ausdruck gaben und Gott glaubten. So war es, so ist es, und so wird es immer sein, bis zu dem Augenblick, wo es heißt: „Man wird nichts Übels tun, noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge; denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das Meer bedecken“ (Jes 11,9).

Wie wichtig war es in einem solchen Augenblicke, die Wahrheit so vielen Stimmen gegenüber aufrecht zu erhalten! Aber Josua und Kaleb hielten unverrückt an der Wahrheit fest, dass das Land ihr Eigentum sei und man es in Besitz nehmen werde. Und wie bewahrheitete sich ihr Zeugnis! Jene sechshundert tausend Menschen kamen um in der Wüste; nur sie blieben am Leben und empfingen den Lohn ihres Glaubens. Glückliche Männer! Welch ein Kontrast zwischen ihnen und dem zagenden Volk! Und ach, wie viele Kinder Gottes findet man in unseren Tagen, die sich nicht bis zu der Höhe der göttlichen Offenbarung erheben können, um ihren Platz als Heilige und Geliebte einzunehmen! Stets umgeben von den finsteren Wolken der Zweifel, und stets sich selbst und die Schwierigkeit beschauend, haben sie nimmer den Mut und die Zuversicht, wodurch Gott verherrlicht wird. Der Christ sollte stets glücklich und stets fähig sein, Gott zu loben; seine Freude ist nicht bedingt und nicht beeinflusst durch die Dinge der Erde, sondern hat ihren Ursprung, ihre Quelle im Himmel, den das Auge des Glaubens immer offen findet. Leider fehlen wir in dieser Beziehung nur zu oft; und das ist der Unglaube, der Gott verunehrt und das Herz niederbeugt. Der Geist erhebt die Seele über die dumpfe, kalte Atmosphäre dieser Welt in die strahlende und erwärmende Sonne der Gnade; und dort kann das Herz nicht mehr gefesselt sein von dem Nebel des Unglaubens.

In diesem kritischen Augenblick erschien die Herrlichkeit Jehovas, und zwar zu dem Zweck, um Gericht zu üben und um Moses zu einem großen Volk zu machen. Welch herrliche Aussichten eröffneten sich dabei für diesen Mann Gottes! Das Haupt einer großen und mächtigen Nation zu werden, wurde ihm von Jehova selbst angeboten; aber von der Annahme dieses Anerbietens hing die Vernichtung des ganzen Volkes ab. Was tat Moses in diesem Augenblick? Dachte er an sich? Wünschte er etwas für sich? Überlegte er etwa, was da zu tun sei? Nichts von diesem allen. Durchdrungen von dem Geist Christi, und geleitet von der Liebe zu anderen, gab er, sein eigenes Interesse völlig bei Seite setzend, jene beachtenswerte Antwort, die wir in den Versen 13–16 aufgezeichnet finden. Er erinnert Jehova daran, dass es die Ägypter hören und das Urteil aussprechen würden, als habe Jehova das Volk nicht ins Land zu bringen vermocht. Es handelte sich in dem Herzen dieses treuen Dieners nur um den Ruhm und die Verherrlichung Gottes, sowie um die Erhaltung des Volkes. Dieses erfüllte so sehr sein Herz, dass er nicht einen Augenblick an die herrlichen Eröffnungen dachte, die Gott seiner Person gemacht hatte. Den unbeschnittenen Völkern gegenüber tritt er für die Ehre Jehovas ein; und Zugleich stellt er sich in den Riss für das Volk Gottes. Er offenbarte in dieser Angelegenheit die Gesinnung des Herrn Jesus, der allezeit und zwar in der vollkommensten Weise die beiden Ziele vor Augen hatte: die Verherrlichung des Vaters und die Errettung des Sünders. Moses hatte dieselbe Gesinnung bei jener Gelegenheit zur Schau getragen, als Israel das goldene Kalb gemacht hatte; und jetzt sprach er ebenso entschieden für den Ruhm Gottes. Der Glanz dieses Ruhmes musste um jeden Preis aufrechterhalten bleiben. O möchte dieses doch in allen Lagen der Grundsatz unserer Herzen sein! Und nicht nur verherrlichte sich Jehova dadurch, dass Er das Volk nach Kanaan brachte, sondern auch dadurch, dass Er vergab (V 17–20). Seine Gnade, seine Geduld, seine Langmut erhöhten seinen Ruhm. Ja, unser Gott ist bewunderns– und anbetungswürdig in allen seinen Wegen. Wie sehr wird Er sich noch verherrlichen an Israel und selbst in reichem Maß an den Völkern, wenn Er vergeben und die Erde voll werden wird der Herrlichkeit Jehovas (V 21)!

Es ist indes höchst beachtenswert, dass es neben der Gnade auch eine Regierung Gottes gibt. Beide gehen zusammen, wie wir dieses in den Versen 22–25 wahrnehmen. Die Vergebung war in Vers 20 ausgesprochen; dann aber folgt seine Regierung. Er gibt seine Rechte bezüglich seines Volkes nicht auf; und seine Wege sind ernst. Welche Tragweite hat oft eine einzige unserer Handlungen! Und obwohl der Herr uns vergibt, so tragen wir doch in manchen Fällen die Früchte unserer Torheit. Die Aussprüche Jehovas in den Versen 26–35 sind ein Zeugnis davon.

Wie treffend ist das Vorbild dieses Volkes für uns, und auf welch herrliche, liebliche und Zugleich ernste Weise offenbart sich Gott unter ihnen! Wir sehen seine Macht wie seine Gnade, seine Langmut wie seine Zucht, seine Barmherzigkeit wie seinen Ernst, seine Heiligkeit und seine Gerechtigkeit hervorstrahlen; und es ist gesegnet, die anbetungswürdige Geduld Gottes zu sehen, die nimmer aufhörte, so dass Er trotz allen für ihn so schmerzlichen Vorkommnissen dennoch nicht von seinem Volk ließ. Welch trostreiche, aber auch welch ernste Lehre bietet uns die Geschichte Israels. Sind unsere Herzen andere, als die der Israeliten? Haben wir weniger Gefahr, dem Unglauben Raum zu geben? Haben wir es nicht mit demselben Gott zu tun, mit welchem Israel es zu tun hatte? Und ist die Sünde nicht noch hässlicher bei einem so geliebten, himmlischen Volk, als sie es bei dem irdischen Volk war?

Israel war berufen, das Land seiner Verheißung in Besitz zu nehmen; und auch wir sollen durch den Glauben Besitz nehmen von unseren himmlischen Gütern, von unserer Stellung, indem wir den Jordan überschreiten. Das Blut des Lammes hat uns in Ägypten von dem Gericht befreit, sowie das rote Meer von der Macht des Feindes; aber beim Eintritt in Kanaan müssen wir jeden Zoll des Bodens erkämpfen. Unser Kampf ist mit Satan, der seinen Platz noch in den himmlischen Örtern hat. Wir, als der Welt gestorben, und als Besitz nehmend von unseren himmlischen Gütern, erfahren, dass Satan uns alles streitig machen möchte. Hier handelt es sich nicht um den Kampf mit der Sünde, obwohl es sich von selbst versteht, dass wir über das Fleisch zu wachen haben. Ein Kampf, um unsere himmlische Stellung zu behaupten, ist ganz anderer Art. Dass die Sünde nicht in der Mitte Israels sein durfte, war eine andere Sache, als der Einzug dieses Volkes in Kanaan. Ebenso sind auch wir berufen, sowohl in Neuheit des Lebens zu wandeln, als auch im Glauben unsere gesegneten himmlischen Güter in Besitz zu nehmen. Wie es in der Wüste nur Manna gab, aber das Volk in Kanaan von den Früchten des Landes zu essen hatte, so gibt es auch für uns in dieser Welt nur Speise von oben; aber ebenso genießen wir bereits durch den Glauben die Güter des himmlischen Kanaans; und sie bieten eine Fülle, eine reiche Fülle aller Art von Genuss für die Seele. Zu schauen, was wir in Jesu sind, welchen Platz wir im Herzen des Vaters haben, welche Liebe gegen uns ausströmt, welches Erbe unser Teil ist, und welche Güter im Himmel unsere Schätze sind – dieses alles ist etwas ganz anderes als das, was wir in dieser Wüste haben. Wie viele unserer Brüder sind zufrieden mit dem, was sie in dieser Wüste besitzen! Ihr Herz erhebt sich nicht, um ihre himmlischen Güter zu beschauen und sich derselben zu erfreuen; sie fühlen sich immer in einer gewissen Entfernung von Gott; sie begnügen sich damit, von hier aus nach oben zu schauen, und haben keineswegs das Verlangen, ihren Platz droben im Glauben einzunehmen und von dort aus auf eine böse, dem Urteil verfallene Welt herab zu schauen. Ihr Herz ist in praktischer Weise nicht von dieser Welt ausgegangen, und darum genießen sie auch nicht die Nähe und Gemeinschaft Gottes in dem Maß, wie sie es tun würden, wenn sie an dem Vaterherzen Gottes ruhten.

In den Versen 36–38 sehen wir, wie Jehova die Botschafter, welche das Volk zum Murren gereizt haben, durch den Tod hinwegnimmt. Sie tragen sofort die Früchte des Unglaubens, während Josua und Kaleb am Leben bleiben. Das Volk hatte gesagt, dass sie sterben würden in der Wüste; und Jehova tat an ihnen nach ihren Worten (V 29). Die Folgen eines Wortes des Unglaubens waren, dass sechshundert tausend Mann in der Wüste ihr Grab fanden, indem der Herr mit den zehn Kundschaftern, die das Volk murren gemacht hatten, den Anfang machte. An dem einen Tag hatte das Volk noch die köstlichste Verheißung, dass die Hand Jehovas dasselbe in das Land bringen werde; und an dem anderen Tage blieb nichts als die traurige Aussicht übrig, dass sich sechshundert tausend Grabeshügel erheben würden, so dass jede Hoffnung, die verheißenen Segnungen zu empfangen, für die Heimgesuchten für immer abgeschnitten war. Den Tod in der dürren Wüste hatten sie eingetauscht gegen die von Milch und Honig triefenden Fluren Kanaans. Was sagen uns diese Tausende von Gräbern in der Wüste? Sind sie nicht ein redendes Zeugnis von dem Missfallen Gottes gegenüber dem Unglauben? Sagen sie uns nicht, wie sehr wir Ihn betrüben, wenn kein Vertrauen zu Ihm in unseren Seelen ist? Zeigen sie uns nicht, was das Murren unserer elenden Herzen vor seinen Ohren auf uns herabrufen kann, und wie Er niederzuschmettern vermag alles, was sich wider Ihn erhebt?

Am Schluss unseres Kapitels sehen wir, wie das Volk entschlossen ist, nach Kanaan einzuziehen und den Kampf aufzunehmen; aber es kommt, geleitet durch seinen eigenen Willen. Jehova hatte es nicht dazu berufen. Die Unglücklichen folgten ihrem eigenen Willen, und trotz aller Abmahnungen Mose gingen sie in den Streit. Der Ausgang konnte nicht zweifelhaft sein; der Kampf endete mit der gänzlichen Niederlage des Volkes. In dieser Geschichte ist ein wichtiger Grundsatz Gottes enthalten; und dieser ist, dass, wenn wir Ihm nicht vertrauen wollen im Glauben, Er auch nicht mit uns geht in unserem Unglauben.

Wie leicht ist es her Fall, dass, wenn der Herr ruft, wir Ihm nicht folgen wollen, und dass, wenn wir unsere Torheit erkannt, wir dann gehen wollen, wenn der Herr uns nicht gerufen hat. Er kann keinen Eigenwillen gestatten. Wir müssen stets stille sein, stets nur gehen, wenn der Herr vorangeht; und selbst dann auf seine ferneren Wege warten, wenn wir den rechten Augenblick haben vorübergehen lassen, ohne zu folgen. Gott allein kennt die rechte Stunde für uns; und gesegnet ist es, Ihm stets zu folgen und uns nicht vor den Folgen zu fürchten. Er, der uns führt, wird uns sicher leiten; und alles, was uns begegnen könnte, begegnet zunächst Ihm, der vorangeht, Ihm, unserem treuen und mächtigen Gott. Sollte das, was uns begegnet, uns auch unbekannt sein, so haben wir dennoch keine Ursache zur Furcht; denn Er, der vorangeht, kennt schon zum Voraus alles, was uns auf dem Weg zustoßen mag; und wir sind es nicht, die da auf dem Plan stehen, sondern es ist der Herr, der alles in Ordnung bringen kann und wird. Wäre Israel, als die Wolke voranzog, im Glauben gefolgt, so würden gerade die Riesen ihnen eine Gelegenheit geboten haben, die Macht Gottes zu sehen; denn je größer und mächtiger sie sich erwiesen, desto größer war für Gott der Triumph, eine solche Macht zu überwinden. Die Schwierigkeiten auf unserem Weg dienen eigentlich nur zur Verherrlichung Gottes, solange unsere Herzen im Glauben wandeln. Wenn wir hingegen unserem Unglauben Raum geben, so dient unsere Schwachheit in den Schwierigkeiten zur Verunehrung Gottes.

Der Herr gebe uns die Gnade, durch Glauben unseren Pfad fortzusetzen, stets bedenkend, dass wir uns durch Unglauben von unserem Gott trennen und Er nicht mit uns gehen kann, und dass mir stets auf seinen Ruf warten müssen und nicht nach eigenem Willen unsere Pfade betreten dürfen, bevor Er uns gerufen hat.

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