Eine Auslegung des Markusevangeliums

Kapitel 3

An einem anderen Sabbat war Jesus in der Synagoge. Dort war ein Mensch mit einer verdorrten Hand; und sie lauerten darauf, ob Er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie Ihn anklagen konnten. Wie bemerkenswert, dass Satan instinktiv wusste, was der Herr tun würde! Satan überlistet sich in seinen Knechten selbst, indem er Gutes vom Herrn und von seinem Volk erwartet. Das ist auffallend. Auf der anderen Seite, wenn ein Kind Gottes etwas Falsches tut, dann merkt die Welt das sofort. Selbst sie hat ein instinktives Gefühl dafür, was ein Kind Gottes zu tun hat. Sie weiß, dass es kein Recht hat auf die Vergnügungen und Nichtigkeiten der Welt. Sie ist überrascht, wenn sie einen Christen dort sieht. Wie kommt das? Sie selbst hat nicht die Spur eines Gewissens. Jene, die ein gereinigtes Gewissen empfangen haben, und die, welche überhaupt kein Gewissen besitzen, erkennen leichter, was recht ist, als Menschen mit einem schlechten Gewissen. Der Mann, der kein Gewissen hatte, bot dem Herrn an, Ihm zu folgen, wohin immer Er gehe (Mt 8,19). Es gab keinen Kampf, keine Wirklichkeit und kein sittliches Ziel. Es war nur die Eitelkeit des Fleisches, die gleiche Art der Anmaßung, welche sagte: „Alles, was der HERR [Jahwe] geredet hat, wollen wir tun!“ (2. Mo 19,8). Das Fleisch setzt immer seine eigene Befähigung voraus. Dagegen fühlt der Glaube, dass Gott allein etwas Gutes bewirken und ausschließlich die Früchte von Bäumen seiner eigenen Pflanzung ernten kann.

Ich muss es wiederholen: Diese Männer, die in der Synagoge versammelt waren, erwarteten, dass der Herr Gutes tun würde. Sie passten darauf auf. Sie urteilten jedoch nach ihren eigenen Gedanken, wie schrecklich es sei, am Sabbat zu heilen. Unser Herr wusste, was sie darüber dachten. Aber Glaube und Liebe stimmen nicht mit menschlicher Klugheit überein. Reine Klugheit hätte einen Menschen veranlasst, ihnen nicht den geringsten Vorwand zu geben. Doch die Gnade schenkt dem keine Aufmerksamkeit und gibt den Menschen eine Handhabe, wenn sie diese gebrauchen wollen. Die Gnade möchte Gott gefallen, ob das den Leuten recht ist oder nicht. Jesus sagte deshalb zu dem Mann mit der verdorrten Hand: „Steh auf!“ (V. 3). Er machte die Angelegenheit öffentlich und offenbarte die Art der Handlung in auffallendster Weise. Er machte sie vor allen Anwesenden zu einem Zeichen von dem, was die Gnade ist. “Und er spricht zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen. Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens, und spricht zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt“ (V. 4–5).

Doch jene, die nicht wollten, dass unser Herr am Sabbat Gutes tat, waren nur zu bereit, wie Er es schon angedeutet hatte, am Sabbat zu tun, was böse war. Sie beratschlagten, dass sie Ihn, den Herrn, töten wollten. Und warum wollten sie Ihn töten? Weil Er die Güte Gottes vor ihre Augen stellte. Und sie hassten Gott. Sie wollten es sich noch nicht einmal einen Augenblick lang eingestehen, dass Jesus ein guter Mensch war. So blind und verderbt ist das Urteilsvermögen, wenn das Herz nicht richtig steht! Alle Gnade Jesu erschien in ihren Augen nur als abscheulichster Frevel. Wir mögen gut bedenken, was das Herz des Menschen ist, und folglich lernen, was es mit unseren natürlichen Gedanken und Gefühlen auf sich hat. Sie sind kein Jota besser.

Der Gesichtspunkt dieses zweiten Ereignisses ist nicht so sehr die Beiseitesetzung der äußeren Vorschriften in Gegenwart des verschmähten Christus oder die Oberhoheit seiner Person über die höchsten irdischen Forderungen. Es handelt sich vielmehr um den notwendigen Vorrang der Gnade als Gottes Charakter und Werk in einer Welt der Sünde und des Elends. Wie kam dieser Mann mit der verdorrten Hand nach Israel? Es geschah doch irgendwie durch die Sünde. Außerdem war es das offensichtliche Zeichen von Elend. Konnte Gott ruhen, wo sowohl Sünde als auch Elend regierten? War eines von beiden eine Offenbarung Gottes? Und wer waren diese stolzen Sabbatarianer, diese Feinde der Gnade und Jesu? Waren sie oder war Er ein treuer Zeuge von dem, was Gott ist? Sie waren ganz gewiss genauso falsche Repräsentanten des Charakters Gottes wie Jesus die wahre Offenbarung der Macht und der Liebe Gottes. Jesus zeigte beide in jenem Wort: „Strecke deine Hand aus“; und durch ihre Wiederherstellung, „gesund wie die andere“ (Mt 12,13), bewies Er, dass Gott, die Güte der Güte, anwesend war. Er war da, nicht um die Pharisäer in ihren Gedanken über das Gesetz zu stützen, sondern um seine Gnade zu verteidigen, denn allein die Gnade kann Segnung in eine von der Sünde geschlagene Welt bringen. Das mag für die allgemeine Lehre des zweiten Sabbattages genügen! Ich denke, er ist voll Belehrung, indem er uns das Zeugnis mitteilt, welches der Herr ablegte. Es zeigte seinen geduldigen, gnädigen Dienst sowohl im Werk als auch im Wort.

Es müssen jedoch noch einige Worte über unser Verhältnis zum Sabbat gesagt werden. Als Gott jenen Tag heiligte und einsetzte, und zwar sowohl zur Zeit der Schöpfung als auch bei der Übergabe des Gesetzes, war es ausdrücklich der siebte Tag und kein anderer. Kein Mensch hätte sich einbilden können, er ehre Gott, indem er den vierten oder fünften oder irgendeinen anderen Tag der Woche außer dem letzten gehalten hätte. Auch das Halten des ersten Tages der Woche wäre Empörung gegen Gott gewesen. Woher kommt dieser gewaltige Wechsel? Ist der siebte Tag einfach durch den ersten Tag ersetzt worden? Lehrt das die Schrift? Wenn wir uns die Apostelgeschichte vornehmen, finden wir, dass die Apostel und andere Gläubige am Sabbat in die Synagoge der Juden gingen. Sie pflegten an jenem Tag die Juden zu belehren, wo immer eine offene Tür vorhanden war. Am ersten Tag der Woche hingegen versammelten sie sich gewöhnlich mit Christen, um des Herrn Mahl einzunehmen oder zu irgendwelchen anderen Diensten, die gerade anlagen. Es wurde also nicht der eine Tag zugunsten des anderen aufgegeben. Hätte es sich einfach um einen Ersatz gehandelt, dann wären sie nicht am Sabbat weiter mit den Juden, dagegen am ersten Tag mit den Christen gegangen. Sie taten aber beides. Anfangs gingen diejenigen Christen, die Juden gewesen waren, zur Synagoge; und sie hatten die Freiheit, am Lesen der Schrift teilzunehmen. Wenn man jetzt so handelte, würde man im Allgemeinen als Eindringling angesehen; doch in einer jüdischen Synagoge war es erlaubt und wurde gern gesehen.

Die Apostel und andere waren also völlig gerechtfertigt, wenn sie diese Freiheit für die Wahrheit benutzten. Sie handelten im Geist der Gnade. Wo immer wir mit einem guten Gewissen und ohne uns mit etwas zu verbinden, was dem Wort Gottes widerspricht, hingehen können, dürfen und sollten wir uns hinbegeben, falls es ein Dienst für den Herrn ist. Wenn jedoch verlangt wird, dass wir uns mit Dingen oder Personen eins machen, von denen wir wissen, dass sie dem Willen Gottes widersprechen – wie können wir dann so frei sein hinzugehen? Haben wir die Freiheit, leichtfertig mit irgendeiner Form des Ungehorsams umzugehen? Doch bei den alten Christen lag nichts dieser Art vor; denn in der Synagoge lasen sie einfach das Wort Gottes und erlaubten, dass es ausgelegt wurde. Wer könnte sagen, dass das falsch war? Wenn wir wissen, dass die Schrift und nichts als die Schrift an irgendeinem Tag der Woche in einer sogenannten Kirche oder Kapelle gelesen wird und man vollkommen Raum lässt, um zu helfen, sollte man dann nicht gerne dorthin gehen, falls man uns wirklich keine Art von Verpflichtung auferlegt? Falls einfach eine Gruppe Heiden die Schrift liest, darf man hinzutreten und mit ihnen reden. Ich glaube, von Seiten des Herrn stände die Tür offen; und die Gnade würde die günstige Gelegenheit ergreifen.

Diese Hinweise genügen, um zu zeigen, dass es ein großer Fehler ist, anzunehmen, dass der Tag des Herrn einfach ein Ersatz für den Sabbat sei. Im Gegenteil, der Tag des Herrn hat einen weit höheren Charakter als der alte Tag der Ruhe. Dabei vergessen wir nicht einen Augenblick, dass der Sabbat von Gott eingesetzt ist. Er war auf zwei große Wahrheiten Gottes gegründet. Zunächst einmal enthielt, entfaltete und verhieß er sozusagen (auf jeden Fall im Sinnbild) Schöpfungsruhe. Er bezeugte die Ruhe, nachdem Gott sein Werk der Schöpfung beendet hatte. Die zweite bedenkenswerte Bedeutung des Sabbats sehen wir in seiner Verbindung mit dem Gesetz. In diesen beiden Zusammenhängen von ungewöhnlicher Bedeutung für den Menschen und Israel wurde der Sabbat von Gott mit großer Feierlichkeit herausgestellt. Der Sabbat ruht folglich auf göttlicher Grundlage; doch es ist die Grundlage von Schöpfung und Gesetz. Stellt eine von beiden die christliche Stellung dar? Keinesfalls! Bist du einfach ein Kind des Menschen, ein Geschöpf? Dann bist du unzweifelhaft sündig und musst in die Hölle geworfen werden. Stehst du auf dem Boden des Gesetzes? Dann bist du verloren und verdammt, denn du stehst unter dem Fluch.

Der Christ steht jedoch weder auf der Grundlage der Schöpfung noch des Gesetzes. Worauf steht er dann? Er gehört zur neuen Schöpfung und steht in der Gnade. Das ist das genaue Gegenteil zu den Grundlagen des Sabbattages. Deshalb stellt sich der erste Tag der Woche als völlig Neues vor uns. Er ist das heilige Denkmal göttlicher Segnung, wie er zu dem Christen als einzelnen und zur Kirche (Versammlung) Gottes passt. Und auf welcher Basis ruht er? Als Christus mit einem neuen Leben aus dem Grab auferstand, um es einer jeden Seele, die an Ihn glaubt, zu geben, wurde Israel sofort beiseite gesetzt. Nachdem Er von den Toten auferstanden war – wie konnte Er da engere Beziehungen zu Israel als zu den Heiden haben? Er stand gänzlich über beiden. Wir treffen dort auf Ihn, nachdem sein Werk ausgeführt ist, im Auferstehungsleben. Danach sehen wir, dass Er nur noch Jüngern begegnete. Er traf sich nicht mit Juden oder Heiden, sondern Er begab sich in die Mitte der Versammlung, bzw. dem, was ihr Sinnbild damals war. Doch zuerst begegnete Er einzelnen Heiligen, wie Maria Magdalene und anderen. Am ersten Tag der Woche sehen wir Ihn in der Versammlung. Und auch für uns hat der Tag des Herrn jetzt diesen Charakter. Er ist zunächst einmal der Tag der Auferstehung Christi, an dem nicht nur das Werk der Erlösung ausgeführt war, sondern auch das Werk der neuen Schöpfung mit gewaltiger Kraft begann. So ist der neue Tag nicht auf die Schöpfung, sondern auf die Erlösung gegründet. Er ist der Ausdruck der Gnade und nicht des Gesetzes.

Das ist die Weise der Schrift, wie sie diese Angelegenheit behandelt. Darum muss aufrechterhalten werden, dass auch der Christ einen besonderen Tag empfangen hat, an dem er seinem Heiland begegnet. Dieser Tag ist unvergleichlich gesegneter als der Sabbat des Menschen in Verbindung mit der Schöpfung. Es ist nicht so, dass er keinen so guten Tag erhalten hat wie den Sabbat Israels; sein Tag ist unendlich besser. Ein Christ erinnert sich nicht einfach an eine vergängliche Schöpfung, sondern wurde in eine neue eingeführt. Er steht nicht in Verbindung mit einem verlorenen Paradies; er erwartet vertrauensvoll das gewonnene. Das Paradies Gottes steht ihm offen. Er folgt nicht mehr einem gefallenen Adam und steht nicht mehr in Verbindung mit ihm. Vor seinen Augen steht der zweite Mensch, der letzte Adam, welcher auferstand. Das sind unsere Hoffnungen. Ein Christ befindet sich demnach nicht mehr im Herrschaftsbereich des Gesetzes, welches ihn verflucht, sondern in der Atmosphäre der Gnade, durch welche er errettet wurde.

Dieses zeigt uns, warum die Leute, ob sie den Unterschied verstehen oder nicht, d. h. alle Christen, den ersten Tag und nicht den Sabbat halten. Es mag sein, dass sie ihn „Sabbat“ nennen; doch das ist ein ziemliches und schweres Missverständnis. Jene, die den ersten Tag als Sabbat ansehen, mögen ausgezeichnete Menschen sein; diese Meinung ist jedoch ein ernster Fehler in Lehre und Praxis. Sie stehen auf einem irdischen, jüdischen Grundsatz. Es ist darum die Pflicht eines Christen, wenn er es besser weiß, diese Lehre nicht zu schonen, auch wenn er ein gewisses Verständnis für die Voreingenommenheit der Gottesfürchtigen hat.

Ich habe von Gläubigen gehört, die sagen konnten: „Es ist nichts Böses, am Tag des Herrn zu arbeiten“. Wer hat solche Gedanken in ihren Kopf gesetzt? Am Tag des Herrn Gewinn suchen! Sogar die Welt beschämt jene, die so handeln. Die Christenheit erkennt den Tag des Herrn an. Sie mögen seine Bedeutung nicht verstehen. Sie sind unfähig, seine Wurzeln und Früchte zu würdigen. Aber ein Christ, der selbstsüchtiger oder leichtfertiger handelt als ein Weltmensch – was für ein Bild! Wie soll der Tag des Herrn denn gehalten werden? Es ist bemerkenswert, dass uns diesbezüglich nirgendwo ein Gebot gegeben wird. Das ist nämlich nicht das Kennzeichen des Christentums. Wenn der Herr, wie in Johannes, von Geboten spricht, sind sie immer geistlicher Natur und besitzen nicht den Charakter von Anordnungen. Nimm die Taufe! Die Leute mögen sie als eine Anordnung auffassen; das ist jedoch ein Missverständnis. Oder das Mahl des Herrn! Wenn der Herr sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19) – welch eine Herabwürdigung, diese Worte ein Gebot zu nennen! Stelle dir vor, du bist am Sterbebett eines Menschen, der dich mehr liebt als irgendjemand sonst in der Welt! Wenn jener sagt: „Hier ist meine Bibel, nimm sie und behalte sie als Erinnerung an mich!“ – würdest du das ein Gebot nennen? Wäre das der Grund für dich, die Bibel zu behalten, weil du ein entschiedenes Gebot dazu bekommen hast? Ein solcher Gedanke würde nur zeigen, dass kein Herz und wenig Verstand beteiligt sind. Ich kann es verstehen, wenn ein Mensch etwas mit Autorität als ausdrücklichen Befehl weitergibt, falls es, zum Beispiel, einem Kind an Gefühl und Vernunft mangelt. Das geschieht gerade deshalb, weil es dem Kind an Geist fehlt, um das Rechte zu tun, es sei denn, es erhält eine strenge Verpflichtung unter Androhung von Strafe. Doch der Herr spricht zu uns nicht so. Wenn du die Person liebst, von der du die Bibel als Erinnerung an sie erhalten hast, geht es um mehr als ein Gebot; denn ihr Herz gibt dir dieses Unterpfand ihrer Liebe zu dir; und deine Liebe bewahrt es natürlich und hält es in Ehren, weil es aus Liebe gegeben wurde.

Es gibt Umstände, wo Gebote in wunderbarer Weise eingeführt werden. Wo im Neuen Testament hört man am meisten von Geboten? In den Evangelien, wo das Mahl des Herrn, die christliche Taufe oder beide gezeigt werden, bleiben für den Christen Gebote als solche unerwähnt. Andererseits ist es das Johannesevangelium, wo der Heilige Geist so voll ist von den neuen Geboten, die der Herr uns auferlegt. Sie sind der Ausdruck seines Herzens. Sie führen nicht nur seine Liebe ein, sondern auch seine Autorität, welche überall, wo sie erscheint, so gesegnet ist. Das Kind Gottes liebt und schätzt beide außerordentlich. Wenn man jedoch solche Gedanken in Verbindung bringt mit dem Mahl des Herrn, versteht man sein Herz völlig falsch. Es verfälscht die Taufe und das Mahl des Herrn, wenn man sie in der Art eines Gebotes auferlegt. Sie sind die kostbarsten Einrichtungen des Herrn als Sinnbilder und zur Anerkennung der großen feststehenden Wahrheiten des Christentums.

In Bezug auf den Tag des Herrn muss ich erneut an die bemerkenswerte Weise erinnern, in welcher er im Neuen Testament eingeführt wird. Es gibt kein ausdrückliches Wort, welches sagt: „Du sollst den ersten Tag der Woche halten!“ Die Gottlosigkeit folgert daraus, dass man ihn nicht zu halten braucht. Manche nutzen es aus, dass der Herr ihn nicht zum Gegenstand eines ausdrücklichen Gebotes gemacht hat, um ihn nicht zu beobachten. Eine andere Menschengruppe nutzt das Fehlen eines Gebotes in anderer Weise. Sie setzt voraus, dass es Aufgabe der Kirche sei, in solchen Dingen zu entscheiden. Das eine zeugt von menschlicher Gleichgültigkeit, das andere von der Selbstüberschätzung des Menschen. Der Tag des Herrn wird uns als Menschen vorgestellt, die mit Christus auferweckt sind. Seine besondere Gegenwart ist ihm aufgeprägt. Christus war – und, wie ich glaube, ist – an jenem Tag bei seinen Jüngern in einer Weise, die diesem Tag angemessen ist. Ich sage nicht, dass der Herr seine Jünger nicht an anderen Tagen besuchte. Er war jedoch insbesondere und vor allem an jenem Tag mit ihnen versammelt. Das genügt mir. Wenn ich das Wort Gottes als mit höchster Autorität über meine Seele ausgestattet anerkenne und wenn ich jede Handlung Christi als eine Gelegenheit betrachte, aus der ich göttliche Unterweisung empfangen soll – wie sollte das keinen Einfluss auf mich ausüben? Doch auch der Heilige Geist verfolgt diese Angelegenheit. Der Tag, den der Herr durch seine Gegenwart inmitten der versammelten Heiligen geweiht hatte, wird vom Heiligen Geist den Seinen eingeprägt. Er wird nicht in Form eines Gesetzes, Befehls oder unter Androhung von Strafe eingeführt. Die Kirche (Versammlung) Gottes achtete jedoch besonders darauf, sich an diesem Tag zu versammeln, auch wenn die Gläubigen sich noch an anderen Tagen trafen.

Es besteht außerdem eine liebliche Verbindung zwischen dem Mahl des Herrn und seinem Tag. Die ersten Jünger nahmen jenes Mal täglich ein (Apg 2,46). Es sieht so aus, als hätten sie sich nach ihren Zusammenkünften kaum trennen können. Sie kamen zusammen, so oft sie konnten, und alles musste diesem Verlangen Raum geben. Ich denke nicht, dass der Zustand an Pfingsten den reifsten Segen enthielt. In den Jüngern wirkte damals eine einzigartige Kraft der Einfalt und eine sehr wunderbare Offenbarung der göttlichen Gnade. Ich habe jedoch wenig Zweifel, dass viele Seelen im Glauben fortschritten und wuchsen und sich des Herrn später mehr erfreuten als an jenem Tag. Es ist eine böse, unbegründete Schlussfolgerung, aus der Tatsache, dass das Fleisch beständig den Gläubigen aus der ersten Freude am Herrn ziehen möchte, zu entnehmen, dass es so sein muss. Es muss nicht notwendigerweise ein Niedergang erfolgen. Es gibt eine Art erste Hingabe und Frische, die sehr leicht der Seele verloren gehen kann. Doch wenn das Herz gegen den Herrn wirklich aufrichtig ist, wird echtes Wachstum in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus folgen. Und obwohl es eine Art von Freude geben mag, die am Ende von zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr so groß ist, wie sie am ersten Tag war, als man den Heiland erkannte, so glaube ich doch nicht, dass dieser erste Zustand geistlicher und mehr zur Verherrlichung Gottes war. Es ist die Glückseligkeit eines Kindes. Die andere Freude ist die einer erwachsenen Seele. Sie ist beständiger, ruhiger und selbstloser und ehrt Gott in ihrem Verhalten, vorausgesetzt die Seele behält, verbunden mit einem Wachstum in der Erkenntnis, ihre Einfalt des Herzens gegen Christus. Darin versagen wir so oft. Was jedoch die Kraft des Geistes Gottes angeht, so gibt es keinen Grund, warum eine Seele nach fünfzig Jahren nicht genauso glücklich sein sollte wie am ersten Tag.

Im ganzen Verlauf des Neuen Testamentes findet man, wie ich denke, diese Wahrheit über den ersten Tag. Der Geist Gottes beschäftigt sich mit ihm und zeigt, dass seine Beachtung nicht einfach ein voreiliges Gefühl der Jünger war, sondern ein von Gott gewolltes. Der Geist Gottes führte es so, als die Apostel noch lebten; und Er leitete sie nicht nur an, sondern bewahrte auch den Bericht davon für uns auf. Deshalb wird in Apostelgeschichte 20,7 die Handlungsweise der Gläubigen geschildert, nachdem der erste Zustand in Jerusalem, als sie zum Tempel hinaufgingen, um anzubeten, und zu Hause das Brot brachen (Apg 2,46), beendet war. Dabei wird die Anbetung im Tempel in einen Gegensatz gestellt zum Brotbrechen zu Hause. Als Juden waren sie gewohnt, im Tempel zu beten; ihr christliches Festmahl nahmen sie zu Hause ein. Es wird sich wahrscheinlich immer um dieselben Häuser gehandelt haben, in denen sich die Gläubigen versammelten. Wir sollen nicht denken, dass sie von Haus zu Haus gingen, sondern sie feierten es zu Hause, d. h. in einem Privathaus, und nicht im Tempel.

Nachdem dieser Anfangszustand vorbei war, hören wir, dass man sich zum Brotbrechen am Tag des Herrn, dem ersten Tag der Woche, versammelte. Und wenn wir darüber nachdenken, dann erkennen wir eine besondere Kraft und Glückseligkeit in dem ersten Tag der Woche, da er der christliche Tag ist. Was ist der Grundgedanke des Sabbattages? Ich nehme die ersten sechs Tage für mich, für die Welt und für die irdischen Dinge. Dann, am Ende der Woche, wenn ich vielleicht müde bin von der Arbeit für mich und andere Leute, beende ich die Woche mit dem Herrn und gebe Ihm den letzten Tag. Doch wie schön wird jetzt die christliche Form der Wahrheit eingeführt! Es ist der erste Tag. Ich fange mit dem Heiland an. Ich beginne mit seiner Gnade. Ich beginne mit Ihm, der für mich starb und auferstand. Ich bin kein Jude; ich bin ein Christ. Darum lasst uns nicht vergessen: Der siebte Tag, der Sabbat, ist für den Juden. Aber der erste Tag, der Tag des Herrn, ist für den Christen. Es ist der Tag dessen, der durch sein eigenes Blut, seinen Tod und seine Auferstehung ein gerechtes Anrecht für meine ewigen und himmlischen Segnungen erworben hat. Für seine Person besaß Er das alles schon. Er war Jahwe, der Herr aller Dinge, bevor Er in die Welt kam. Jetzt ist Er Herr auf ganz anderer Grundlage, nämlich der der Erlösung, weil Er gestorben und auferstanden ist. Deshalb stand sofort die Tür meiner Segnung – die Tür deiner Segnung – ja, die Tür göttlicher Segnung für jede elende Seele offen, welche durch die Gnade dazu gebracht wurde, Ihn anzunehmen und sich vor Ihm zu beugen.

Wir wollen jedoch nicht weiter bei diesem Thema verweilen. Meine Absicht war, in einfacher Weise die allgemeinen Grundsätze dieser beiden Sabbattage zu vermitteln. Anstatt die Gegenstände unseres Kapitels unmittelbar weiterzuverfolgen, erschien es mir besser, zuerst den göttlichen Charakter des Sabbattages und den noch gesegneteren und ebenfalls göttlichen Charakter des ersten Tages der Woche herauszustellen. Der eine ist der Tag für die Juden, der andere für die Christen. Im 1000-jährigen Reich wird der Sabbat wieder auf der Erde in Erscheinung treten (Hes 44,24; 46,3). Ich meine damit, dass der siebte Tag der Woche dann von den Juden gehalten wird. Die Prophezeiungen sagen eindeutig, dass der Sabbat des Herrn wieder beobachtet werden soll. Doch von wem? Von Israel und auch von den Nationen! Denn die Nationen werden in der Zukunft Israel untergeordnet sein, und zwar auf irdischem Boden. Gott hat die Absicht, Israel auf den ersten Platz auf der Erde zu erhöhen. Was geschieht inzwischen mit den Christen? Sie werden gänzlich von der Erde weggenommen. Sie werden im Himmel sein. Für sie ist dann jede Frage bezüglich bestimmter Tage völlig zu einem Ende gekommen. Wir werden uns im Tag der Ewigkeit befinden (2. Pet 3,18). Wir werden in die Ruhe Gottes eingetreten sein, in jene Sabbatruhe, die bestehen bleibt. Im Geist sind wir schon in diese eingegangen, weil wir Christus angenommen haben und in Ihm ewiges Leben besitzen. Aber dann werden wir uns offenkundig im ewigen Tag aufhalten, wo es weder einen ersten noch einen letzten Tag gibt, sondern einen endlosen verherrlichten Zustand, in welchem wir glückselig unserem Gott und dem Lamm dienen.

Werden die Menschen, nachdem Israel wiederhergestellt, in sein eigenes Land zurückgebracht und durch die Güte Gottes bekehrt ist, auf der Erde den Tag des Herrn beobachten? Nein, sie werden den Sabbat halten. Wenn man in das Buch Hesekiel sieht, wird man bald Beweise für diese Behauptung finden. Nach den genauen Angaben bei Hesekiel kann man eine Landkarte von den Wohnbezirken des Volkes Israel im Land zeichnen. Die Angaben sind so eindeutig und genau, dass man ohne viel Mühe die Grenzsteine für einen jeden Stamm des Volkes Israel einsetzen könnte. So unmissverständlich ist das Wort Gottes hinsichtlich des Wohngebietes für einen jeden Stamm innerhalb der Grenzen des Heiligen Landes. Israel wird nicht nur eine herrliche Hauptstadt, deren Name ist: „Der HERR [Jahwe] ist hier“ (Hes 48,35)! und einen Tempel haben, sondern wird auch in jenen Tagen der Herrlichkeit das Zeichen zwischen dem Herrn und Israel, den Sabbat, halten und nicht wie wir den Tag der Auferstehung. Wenn man die Schriften durchsieht, findet man, wie oft der Sabbat als Zeichen Jehovas an Israel angeführt wird. Und Er wird sein Volk veranlassen, in jenen Tagen den Sabbat zu halten. Sie werden es in einer weit gesegneteren Weise tun als jemals zuvor. Sie werden in Christus Ruhe finden, obwohl sie nicht dieselbe himmlische Sicherheit haben wie die Christen heutzutage. Als Christus aus den Toten auferstand, war Er mit der Welt fertig. Auch wir sind jetzt in Ihm und im Geist unserer Seelen sowie im Charakter unserer Beziehungen zu Gott mit der Welt fertig. „Sie sind nicht von der Welt“ (Joh 17,16). Wie weit? „Wie ich nicht von der Welt bin.“ Christus ist der Maßstab und die Richtschnur, wie weit wir nicht von der Welt sind. Und indem wir nicht von der Welt sind, besitzen wir einen Tag, der den Stempel der Freude trägt. Der Tag, an dem Christus aus den Toten auferstand und es offenbart wurde, dass Er nicht von der Welt ist, ist der Tag für den Christen. Insoweit jedoch die Welt später in eine Welt der Segnung verwandelt und der Herr sie zu seiner Welt machen wird, erhält auch sie einen angemessenen Tag, den Sabbat. Nichts könnte eindeutiger und in praktischer Hinsicht bedeutsamer sein.

Mögen unsere Seelen, eine jede für sich, die Wahrheit lernen! Und wenn wir sie gelernt haben – möchten wir in Wort und Tat Zeugen davon sein! Möchten wir durch Gottes Gnade feststehen als solche, die in dieser Welt nichts mehr zu tun haben als den Willen Gottes zur Herrlichkeit des Namens unseres Herrn Jesus Christus! Das ist die Aufgabe jeder Seele, die Jesus liebt, auf seinem Blut ruht und mit Ihm auferstanden ist.

Jesus war jetzt in der heiligen Gnade und Macht seines Dienstes offenbart worden. Er hatte Satan besiegt; und obwohl Er sich dabei Gott unterwarf, stand Er sogar als Sohn des Menschen über den göttlichen Verordnungen. Er verteidigte das Recht Gottes, in einer bösen Welt Gutes zu tun. Wenn auch die Menschen gerne zu ihrem Nutzen von seiner Macht und der Barmherzigkeit, in welcher sie ausgeübt wurde, Gebrauch machen wollten, so zeigte sich in Ihm sehr bald ihre Feindschaft gegen Gott. Die Selbstgerechten und die weltlich Gesinnten hielten Rat, wie sie Ihn vernichten konnten.

Seine Stunde war jedoch noch nicht gekommen, und Jesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Er wich vor der heuchlerischen Bosheit seiner Feinde und verfolgte unermüdlich seinen Botengang der Liebe, auf den Er gesandt war. „Und eine große Menge von Galiläa folgte; und von Judäa und von Jerusalem und von Idumäa und jenseits des Jordan und der Gegend um Tyrus und Sidon kam eine große Menge zu ihm, als sie gehört hatten, wie vieles er tat. Und er sagte seinen Jüngern, dass ein Boot für ihn bereit bleiben solle wegen der Volksmenge, damit sie ihn nicht bedrängten. Denn er heilte viele, so dass alle, die Plagen hatten, ihn überfielen, um ihn anrühren zu können“ (V. 7–10). Wie wenig kann der Mensch den Strom der Segnung aufhalten! Bevor nicht die Zeit Gottes für das Kreuz herangekommen war, konnte der Strom des Zeugnisses zwar umgeleitet werden, doch er floss weiter zur ewigen Freude der Armen und Bedürftigen, die sich vor Jesus beugten. Am Kreuz floss er über. Der Herr war jedoch auf die größte Segnung für den Menschen bedacht und trug Vorsorge gegen das Andrängen einer Volksmenge, die ganz davon in Anspruch genommen war, ihre leiblichen Schwächen und Krankheiten geheilt zu bekommen. Gleichzeitig lehnte Er das Zeugnis unreiner Geister ab, die gezwungen waren, sich Ihm zu beugen und seine Herrlichkeit anzuerkennen (V. 11–12). Nicht unreine Geister sollten Ihn bekannt machen. Er nahm kein Zeugnis von Menschen als solchen an, wie viel weniger von Dämonen! Welchen Wert hatte eine Anerkennung seiner Person, wenn es sich nicht um ein Werk Gottes durch den Heiligen Geist handelte?

Weit davon entfernt, das Licht unter einem Scheffel zu verbergen, macht unser Herr nun einen neuen und bedeutsamen Schritt weiter im Zeugnis der Gnade. „Und er steigt auf den Berg [denn der Dienst hat seine Quelle in der Höhe und erhält keinesfalls seine Bestätigung durch die Volksmenge] und ruft herzu, welche er selbst wollte. Und sie kamen zu ihm; und er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende zu predigen und Gewalt zu haben, die Dämonen auszutreiben“ (V. 13–15). Diese Handlungsweise war nicht nur neu und seltsam in den Augen der Menschen, sondern in Wirklichkeit auch völlig unabhängig von Israel und dem Menschen an sich. Dazu war sie auch in jeder Hinsicht von größter Bedeutung. Der Herr sonderte sich von den Menschen zu Gott ab und berief in souveräner Wahl, welche Er wollte; und sie kamen. Und wenn Er Zwölf in besonderer Weise um sich sammelte, um von Ihm ausgesandt zu werden, so wurde ihr Dienst, wie es auch bei Ihm der Fall war, insbesondere durch Predigen ausgezeichnet. Doch sie erhielten auch das Recht und die Fähigkeit, Krankheiten zu heilen und Dämonen auszutreiben. Dabei wurden dem Simon, der von Ihm Petrus genannt wurde, und den Söhnen des Zebedäus, die Er Boanerges nannte, von Anfang an ein besonderer Platz unter den Aposteln zugewiesen. Danach erst folgen die übrigen Apostel, obwohl einer von ihnen, Andreas, nicht nur das Mittel war, um seinen Bruder Simon zu Jesus zu führen, sondern auch unter den ersten, die Jesus sahen und nachfolgten. Es gibt jedoch Letzte, die Erste werden (Mt 19,30); und der Herr, der alle beruft und in die richtige Reihenfolge stellt, ist allein weise und würdig. Was für ein Zeugnis von dem Zustand der Menschen und der Umstände rund herum! Die Menschen, die Juden, benötigten die Predigt. Alles war aus dem Kurs geraten. Es ging nicht nur um Heiden. Es geschah inmitten des selbstzufriedenen Israels, dass der demütige Sohn Gottes auf diese Weise wirkte (V. 16–18).

Als sie zurückgekommen waren, versammelte sich wieder eine Volksmenge, sodass sie nicht einmal essen konnten. Seine Verwandten fühlten den Tadel der Welt und gingen, als sie von diesen außergewöhnlichen Umständen erfuhren, hinaus, um Ihn zu greifen, indem sie annahmen, Er sei außer sich. Sie schämten sich eines Verwandten, der nach ihrer Ansicht wahnsinnig war und im Grund genommen die ganze Welt verurteilte, insbesondere in dem, was Er gerade getan hatte. Das war die menschliche Natur, die in göttlichen Dingen immer blind ist (V. 20–21).

Das war jedoch noch nicht alles. „Und die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebul, und: Durch den Fürsten der Dämonen treibt er die Dämonen aus“ (V. 22). Sie waren vom Teufel erfüllt und angeleitet und wussten genau, dass es sich nicht um einen Wahnsinnigen handeln konnte, sondern um wirkliche Macht, welche Dämonen austrieb. Ihre Bosheit schrieb dieses Satan zu, weil sie versuchen wollten, das, was sie nicht leugnen konnten, zu erklären, abzuschwächen und zu verunglimpfen. Die Kraft, welche sich aus Barmherzigkeit zum Menschen mit Satan beschäftigte, wurde anerkannt; doch wenn sie zugaben, dass diese von Gott kam, wäre es mit ihrer religiösen Bedeutung, ihrem Beruf und ihrem Gewinn vorbei gewesen. Und nach einem Sprichwort ist der edelste Beruf das schäbigste Gewerbe1. Der Handel mit Seelen und der Wahrheit oder auch jede Unaufrichtigkeit liefert den Menschen Satan aus. Der verhängnisvolle Würfel war jedoch geworfen. Diese stolzen Lehrer, welche behaupteten, von Gott bevollmächtigt zu sein, seinen Sohn zu verwerfen, erniedrigten sich auf das Niveau von Sklaven Satans. Wie ernst und mit welch unerschütterlicher Ruhe handelt der Herr mit ihnen! “Und er rief sie herzu und sprach in Gleichnissen zu ihnen: Wie kann Satan den Satan austreiben? Und wenn ein Reich mit sich selbst entzweit ist, so kann jenes Reich nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst entzweit ist, so wird jenes Haus nicht bestehen können. Und wenn der Satan gegen sich selbst aufsteht und entzweit ist, so kann er nicht bestehen, sondern hat ein Ende. Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet, und dann wird er sein Haus berauben. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden, und die Lästerungen, mit denen irgend sie lästern mögen; wer aber irgend gegen den Heiligen Geist lästert, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig – weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist“ (V. 23–30). Sie widerlegten sich nicht nur selbst und schrieben das Gute dem bösen Geist zu, sondern lästerten auch. Ja, es war Lästerung wider den Heiligen Geist. Und seine Lippen verkündeten das Urteil der Verdammnis, einer ewigen Verdammnis, „weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist“.

Die abschließende Szene ist eine ernste und angebrachte Fortsetzung (V. 31–35). Der Herr entsagte vor den Ohren einer Volksmenge, die Ihn umgab, sozusagen aller natürlicher Bande, und seien es die nahesten wie die seiner Mutter und seiner Brüder. Er setzte seine Jünger und wer immer den Willen Gottes tun würde, in jenes Verwandtschaftsverhältnis zu Ihm, aus dem das abtrünnige Israel herausgefallen war.

Fußnoten

  • 1 Beruf wird hier unter dem Gesichtspunkt der Berufung gesehen. Der Sinn des Sprichworts besagt, dass man seinen Beruf (seine Berufung) verächtlich macht, wenn man ihn nur dazu nutzt, um Gewinn zu erwerben (Gewerbe) und nicht hauptsächlich, um seine Pflichten zu erfüllen. Ein deutsches Sprichwort dieses Inhalts ist mir nicht bekannt. (Übs.)
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