Die Versammlung und Israel
Vorbilder im Alten Testament
Zippora

Zippora, die Frau Moses, wird in den Kapiteln 2, 4 und 18 des 2. Buches Mose erwähnt. Die biblischen Mitteilungen über ihr Leben enthalten einige Aspekte, die sich für eine typologische (bildliche) Interpretation eignen, aber es sind relativ wenige. Die Anwendung liegt nicht so offensichtlich auf der Hand wie bei Rebekka und Asnat. Der bekannte Ausleger J. N. Darby hat einmal über Zippora gesagt: „In ihr sehen wir ein schwaches Vorbild auf die Versammlung.“
Zippora als Braut für Mose
„Und Mose willigte ein, bei dem Mann zu bleiben; und er gab Mose Zippora, seine Tochter“ (2. Mo 2,21).
Zippora war eine der Töchter eines midianitischen Priesters namens Reghuel (2. Mo 2,16.18). Mose lernte sie in Midian kennen, nachdem er dorthin geflohen war (Vers 15).
Was war der Anlass für seine Flucht gewesen? Der unmittelbare Auslöser war, dass er, in dem Versuch einen Streit zu schlichten, einen Ägypter erschlagen hatte und daher vor Pharao fliehen musste (2. Mo 2,15). Aber der Kontext bringt einen weiteren Aspekt ans Licht, nämlich, dass die Brüder Moses ihn ablehnten.
Mose war zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Führer Israels anerkannt, der das Volk befreien würde. Er hatte zwei hebräische Männer gesehen, die stritten. Als er den Schuldigen tadelte, entgegnete man: „Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt? Willst du mich töten, wie du den Ägypter getötet hast?“ (2. Mo 2,14). Letztlich war es also dieser Widerstand vonseiten seines eigenen Volkes, der ihn in Gefahr brachte und zur Flucht veranlasste.
Zippora wurde also die Braut Moses, als dieser noch von seinen Brüdern abgelehnt wurde. Ebenso ist die Versammlung jetzt 1 die Braut, die Christus in der Zeit besitzt, in der Er von Israel abgelehnt wird.
Gersom
„Und sie gebar einen Sohn, und er gab ihm den Namen Gersom, denn er sprach: Ein Fremder bin ich geworden in fremdem Land“ (2. Mo 2,22).
Dieser Vers gibt etwas Aufschluss über Moses eigene Gefühle, während er in Midian war. Er war sich sehr bewusst, dass er ein Fremder war, der in einem fremden Land lebte und seinen Brüdern entfremdet war. So nannte er seinen ersten Sohn Gersom, was „Fremder daselbst“ bedeutet. Der Schwerpunkt liegt mehr auf seinen Gefühlen in Bezug auf Israel als auf dem Trost, den er aus seiner Frau und seinem Sohn schöpfte. Letzteres ist ein Aspekt, den wir im Fall Josephs finden, der – obwohl er ein Fremder für seine Brüder war – seinen ersten Sohn „Manasse“ nannte, was so viel bedeutet wie „der vergessen macht“.
„Und Joseph gab dem Erstgeborenen den Namen Manasse: Denn Gott hat mich vergessen lassen all meine Mühsal und das ganze Haus meines Vaters. Und dem Zweiten gab er den Namen Ephraim: Denn Gott hat mich fruchtbar gemacht im Land meines Elends“ (1. Mo 41,51-52).
Auf dem Weg nach Ägypten
Die nächste Erwähnung von Zippora findet sich in 2. Mose 4. Dort wird berichtet, dass Mose seinem Schwiegervater mitteilte, dass er wieder zu seinen Brüdern nach Ägypten zurückkehren wollte (2. Mo 4,18). Es wird ausdrücklich erwähnt, dass Mose seine Frau und seine Söhne 2 nahm, sie auf einen Esel setzte und ins Land Ägypten zurückkehrte (Vers 20). Im Folgenden greift der Bericht auf einen merkwürdigen Vorfall zurück, der sich „auf dem Weg“ ereignete:
„Und es geschah unterwegs, in der Herberge, da fiel der HERR ihn an und suchte ihn zu töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein und schnitt die Vorhaut ihres Sohnes ab und warf sie an seine Füße und sprach: Ein Blutbräutigam bist du mir! Da ließ er von ihm ab. Damals sagte sie „Blutbräutigam“ der Beschneidung wegen“ (2. Mo 4,24-26).
Ohne Zweifel gibt es wichtige praktische Lehren in diesem Abschnitt, nämlich dass das Gericht über das Fleisch schmerzhaft ist (und dies umso mehr, je länger es hinausgezögert wird), und dass Gott diese Angelegenheit nicht übersehen kann.
Aber unser Schwerpunkt soll hier auf der vorbildlichen Bedeutung von Zippora liegen. Unter diesem Blickwinkel lohnt es sich besonders, darauf zu achten, wann Zippora bei Mose ist und wann nicht. Sie war mit Mose Richtung Ägypten gezogen, scheint aber entweder direkt nach diesem Vorfall oder etwas später wieder nach Midian zurückgekehrt zu sein.
Zippora bei ihrem Vater Jethro
„Und Jethro, der Priester von Midian, der Schwiegervater Moses, hörte alles, was Gott an Mose und an Israel, seinem Volk, getan hatte, dass der HERR Israel aus Ägypten herausgeführt hatte. Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm Zippora, die Frau Moses, nachdem er sie zurückgesandt hatte, und ihre zwei Söhne, von denen der Name des einen Gersom war, denn er sprach: Ein Fremder bin ich geworden in fremdem Land, und der Name des anderen Elieser: Denn der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich errettet vom Schwert des Pharaos. Und Jethro, der Schwiegervater Moses, und seine Söhne und seine Frau kamen zu Mose in die Wüste, wo er lagerte am Berg Gottes. Und er ließ Mose sagen: Ich, dein Schwiegervater Jethro, bin zu dir gekommen, und deine Frau und ihre zwei Söhne mit ihr“ (2. Mo 18,1-6).
Zippora war während der Zeit, in der Mose die Plagen über Ägypten brachte und das Volk Israel befreite, nicht bei ihm, sondern im Haus ihres Vaters. Mit der Ausübung des Gerichts über Ägypten hatte sie nichts zu tun.
Christus ist der wahre Mose, der sein irdisches Volk Israel mit Macht befreien wird. Dazu wird Er Gericht über die Völker bringen, die Israel feindlich gegenüberstehen.
Wenn Er in Macht und Herrlichkeit erscheint, um die westlichen Nationen zu richten, dann wird die Versammlung als Teil der „Kriegsheere, die im Himmel sind“ (das sind die himmlischen Heiligen) Ihm folgen. Aber selbst dann wird nur Christus ein in Blut getauchtes Gewand tragen – die Gläubigen werden in feine Leinwand gekleidet sein. Nur aus seinem Mund wird das zweischneidige Schwert hervorgehen. Er allein wird das Gericht ausüben. Nur Er wird „die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen“ treten (Off 19,11-15).
In den später folgenden Kämpfen, in denen es um die Befreiung des jüdischen Überrests geht, wird der Herr diese treuen Leute im Kampf einsetzen. Der größte Widersacher Israels wird der Assyrer, der König des Nordens, sein. Der Messias wird diesen besiegen und dann sein Volk im Kampf gegen „viele Völker“ einsetzen:
„Und der Überrest Jakobs wird unter den Nationen, inmitten vieler Völker, sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Löwe unter den Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, zertritt und zerreißt, und niemand errettet. –“ (Mich 5,7).
Aber das ist nicht die Rolle der Versammlung. Sie wird mit Christus regieren und herrschen, aber es wird nicht ihre Aufgabe sein, das Gericht auszuführen. Das übernimmt Christus selbst und Er benutzt dabei zum Teil sein Volk Israel (Micha 5,7) und zum Teil Engel (vgl. Mt 13,49.50).
Zippora an der Seite Moses
Erst später, nachdem das Urteil an Ägypten vollzogen worden ist, befindet sich Zippora wieder bei Mose. Das Bild in 2. Mose 18 stellt folgende „Parteien“ versammelt vor: Mose (als Bild von dem Herrn), Zippora (als Bild von der Versammlung) und Reghuel (als Bild von den Nationen) unterhalten sich darüber, wie Gott sein Volk Israel errettet hat und welche Wege Er mit den Feinden seines Volkes gegangen ist, um dies zu erreichen.
„Und Mose erzählte seinem Schwiegervater alles, was der HERR an dem Pharao und an den Ägyptern getan hatte um Israels willen, alle Mühsal, die sie auf dem Weg getroffen, und dass der HERR sie errettet habe“ (2. Mo 18,8).
Das Ergebnis ist Jethros Lobpreis 3:
„Und Jethro sprach: Gepriesen sei der HERR, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharaos, der das Volk errettet hat unter der Hand der Ägypter weg! Nun weiß ich, dass der HERR größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Übermut handelten, war er über ihnen“ (2. Mo 18,10-11).
Die wunderbare Art und Weise, in der Gott sein Volk Israel aus Ägypten gerettet hatte, veranschaulicht, was Gott in der Zukunft tun wird. Er wird noch einmal wunderbare Wege mit seinem Volk gehen. Dabei wird Er sie nicht nur aus Ägypten, sondern aus vielen Ländern erlösen (vgl. Jes 11,11 ff.). Dann werden die Nationen staunend anerkennen, dass der Gott Israels der wahre Gott ist, „größer als alle Götter“.
„Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm ein Brandopfer und Schlachtopfer für Gott; und Aaron und alle Ältesten Israels kamen, um mit dem Schwiegervater Moses zu essen vor dem Angesicht Gottes“ (2. Mo 18,12).
Es ist eine bemerkenswerte Situation: Jethro, der Schwiegervater Moses, ein Heide, bringt Gott ein Brandopfer und ein Schlachtopfer. Dann wird gegessen, aber nicht nur im engen Familienkreis, sondern Aaron und die Ältesten Israels sind mit dabei. Sie „essen vor dem Angesicht Gottes“. Auf diese Weise haben sie alle Gemeinschaft miteinander „vor dem Angesicht Gottes“. Aber es gibt eine Person, die Mose, dem großen Befreier, nähersteht als jede andere. Das ist Zippora, seine Frau.
Diese interessante Situation veranschaulicht das, was einmal geschehen wird, wenn Israel befreit ist und seine Feinde besiegt sind: Während des 1000-jährigen Reiches wird es Segen für das befreite Israel geben. Auch die Nationen werden Segen bekommen und Gott loben und Ihm Anbetung darbringen. Aber der Platz an der Seite des Herrn wird der Versammlung, seiner Braut und Frau, vorbehalten sein.
„Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem HERRN umkehren; und vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen“ (Ps 22,28).
„Der HERR hat seine Rettung kundgetan, vor den Augen der Nationen seine Gerechtigkeit offenbart.
Er hat seiner Güte und seiner Treue dem Haus Israel gedacht; alle Enden der Erde haben die Rettung unseres Gottes gesehen.
Jauchzt dem HERRN, ganze Erde! Brecht in Jubel aus und singt Psalmen!
Singt dem HERRN Psalmen mit der Laute, mit der Laute und der Stimme des Gesangs!
Mit Trompeten und dem Schall der Posaune jauchzt vor dem König, dem HERRN!
Es brause das Meer und seine Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen!“ (Ps 98,2-7).
Fazit und Vergleich mit Joseph und Asnat
Es gibt eine Reihe von Parallelen zwischen Mose und Zippora einerseits und Joseph und Asnat andererseits:
- Sowohl Joseph als auch Mose wurden von ihren Brüdern abgelehnt.
- Beide waren Fremde in einem fremden Land.
- Beide erhielten dort eine Frau.
Aber es gibt Unterschiede, wie die folgende Tabelle zeigt:
Christus gesehen als |
Die Versammlung gesehen als |
|
Joseph & Asnat |
• verherrlicht • gehasst von seinen Brüdern, weil sein Vater Ihn liebte und weil Er nach Gottes Ratschluss der zukünftige Herrscher war • der Retter der Welt |
• verbunden mit Christus, dem Sohn des Vaters, der bereits verherrlicht ist und einmal über die Welt regieren wird. |
Mose & Zippora (2. Mo 4) |
• verborgen vor den Augen der Welt und abgelehnt von Israel • gehasst von seinen Brüdern – aufgrund dessen, was Er war, in seinen Ämtern |
• seine Begleiterin in der Zeit seiner Ablehnung |
Mose & Zippora
(2. Mo 18) |
• der Befreier • der König (5. Mose 33,5) • verbunden mit seinem Volk (während die Heiden Lob opfern, wie sie es im 1000-jährigen Reich tun werden) • seine Herrlichkeit offenbart sich in den verschiedenen Bereichen (Juden, Heiden, Versammlung) |
• wiedervereinigt mit dem großen Befreier, der das Gericht über die Welt ausgeführt hat • diejenige, die Ihm am nächsten ist (noch immer im 1000-jährigen Reich) |
Fußnoten
- 1 Einige Ausleger denken, dass die Versammlung erst nach der Entrückung als Braut gesehen wird (Off 21,2.9 etc.). Aber wir lesen, dass „der Geist und die Braut sagen: Komm!“ (Off 22,17). Offensichtlich handelt es sich hier um den Wunsch der Versammlung in der gegenwärtigen Zeit, in der die Versammlung noch auf der Erde ist und auf das Kommen des Bräutigams, die Entrückung, wartet.
- 2 Der Name des zweiten Sohnes, Elieser („der Herr ist mein Helfer“), wird erst in Kapitel 18,4 erwähnt, nachdem Mose Gott vollständig als den wahren Helfer erlebt hatte.
- 3 Moses Schwiegervater wird in 2. Mose 2,18 und in 4. Mose 10,29 Reghuel genannt. Es könnte sich um zwei Namen für dieselbe Person handeln. Eine weitere Möglichkeit ist, dass „Vater“ im weiteren Sinne benutzt wird (etwa: im Sinne von „Großvater“).