Die Versammlung und Israel
Vorbilder im Alten Testament

Rebekka

Die Versammlung und Israel

Die Geschichte von Rebekka, der Braut Isaaks, die in 1. Mose 24 berichtet wird, enthält eins der schönsten Vorausbilder auf die Versammlung 1. Um die volle Schönheit dieses Bildes zu sehen, muss man sich das gesamte Panorama von 1. Mose 22-25,7 anschauen:

  • In 1. Mose 22 wird berichtet, wie Isaak bildlich gesehen durch den Tod geht (Heb 11,19). Wir haben bereits im Kapitel über Adam und Eva bemerkt, dass Adam in einen „tiefen Schlaf“ fallen musste, bevor Eva ihm vorgestellt werden konnte. Ebenso musste Isaak im Land Morija geopfert werden, bevor eine Braut für ihn gefunden werden konnte. Erst nach dem Tod Christi und seiner Auferweckung konnte die Versammlung herausgerufen werden. Die trennende Mauer, die Juden von anderen Nationen trennte, musste zuerst abgebrochen werden. Erst dann konnten beide, Menschen aus den Juden und aus den Heiden, zu einem neuen Menschen geformt werden. Das konnte nur durch das Kreuz erreicht werden (Eph 2,15.16).
  • In 1. Mose 23 erfahren wir, dass Sara stirbt. Sie war die Mutter des Sohnes der Verheißung, Isaak. Sie steht daher für das Volk Israel, denn Christus, „dem Fleisch nach“, kam aus Israel (Röm 9,5). Daher gibt uns der Tod Saras einen Hinweis auf den Zeitpunkt, an dem die Versammlung gebildet wurde, nämlich nachdem Israel beiseitegesetzt worden war. Das Neue Testament bestätigt dies. Die ersten Kapitel der Apostelgeschichte berichten von der Gründung der Versammlung (Apg 2) und der Weigerung Israels, umzukehren. Somit kam das Volk Israel, national gesehen, auf das „Abstellgleis“. Und so wird es bleiben, bis die „Vollzahl der Nationen“ eingegangen ist (Röm 11,12.25).
  • In 1. Mose 24 wird die Braut für den Sohn vorgestellt. Der Hinweis auf die Versammlung ist nicht zu übersehen.
  • In 1. Mose 25 (in den Versen 1–6) wird die einzigartige Stellung Isaaks, des Sohnes der Verheißung, als einzigem und alleinigem Erben aller Dinge, bestätigt: „Und Abraham gab Isaak alles, was er hatte“ (1. Mo 25,5). Die anderen Söhne Abrahams erhielten Geschenke und wurden in das Land im Osten geschickt, was die Segnungen des 1000-jährigen Reichs vorschattet.

Dieser Überblick spiegelt die Tatsache wider, dass die Geburtsstunde der Versammlung an den Tod und die Auferstehung Christi geknüpft ist und auch daran, dass Israel beiseitegesetzt wurde. Gleichzeitig wird ihre besondere Stellung gezeigt: Sie ist die Braut des Sohnes, der der alleinige Erbe ist.

Eine feste Grundlage

„Und ich werde dich schwören lassen bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, dass du meinem Sohn nicht eine Frau nehmen wirst von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Mitte ich wohne“ (1. Mo 24,3).

Dieser Vers zeigt, dass es eine feste Grundlage für die Berufung Rebekkas gab, nämlich einen Eid zwischen Abraham und dem ältesten Knecht seines Hauses 2. Die Entstehung der Versammlung in der Zeit beruht auf dem ewigen Ratschluss Gottes (Eph 1,9-12.20-23; 2,6-10.14-16; 3,5.6). Dieser Ratschluss beinhaltete, dass Christus eine Braut bekommen sollte. Gott erfüllte diesen Plan am Pfingsttag nach der Auferstehung Christi, indem Er den Heiligen Geist sandte, durch den die Gläubigen zu einem Leib getauft wurden (Apg 1,5; 2,1-4; 1. Kor 12,12.13).

Rebekka ahnte nichts von dem Plan Abrahams. Niemand ahnte etwas von dem Ratschluss Gottes. Er war ein Geheimnis, das vor allen vorhergehenden Generationen verborgen geblieben war (Eph 3,3-6).

Gottes Ratschluss wurde in der Ewigkeit vor der Zeit gefasst, noch vor der Erschaffung der Erde (vgl. Eph 1,4), denn die Versammlung ist zwar momentan auf der Erde, aber sie hat an sich nichts mit der Erde zu tun. Sie ist himmlisch und Teil des ewigen Ratschlusses.

Rebekkas Ruf und seine Herrlichkeit

„Sondern in mein Land und zu meiner Verwandtschaft sollst du gehen und meinem Sohn Isaak eine Frau nehmen“ (1. Mo 24,4).

Der eindrucksvolle Satz „du sollst gehen ... und meinem Sohn eine Frau nehmen“ veranschaulicht einen Punkt, der erstens gleichzeitig schön und grundlegend ist: Gottes Ratschluss in Bezug auf die Versammlung kann nicht von Gottes Wunsch, seinen Sohn zu ehren, getrennt werden. Wir werden an einen gewissen König erinnert, der die Hochzeit für seinen Sohn ausrichtete (Mt 22,2). Trotz der Weigerung der Arbeiter im Weinberg, den Sohn zu ehren, sorgte der König dafür, dass er dennoch geehrt wurde.

Ein zweiter Punkt, der in diesem Vers beachtet werden muss, ist die Eignung der zukünftigen Ehefrau: Eine kanaanitische Frau wäre nicht in Frage gekommen. Abraham legte fest, dass sie aus seiner Verwandtschaft kommen musste. Während Asnat, die heidnische Ehefrau, die Josef gegeben wurde, veranschaulicht, dass Männer und Frauen aus heidnischen Nationen in die Versammlung gebracht werden, musste die Ehefrau Isaaks der gleichen Familie angehören. Nur diejenigen, in denen Gott ein göttliches Werk vollbracht und Glauben an Christus hervorgebracht hat, können Teil der Versammlung sein. Der Herr Jesus selbst sagte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun“ (Lk 8,21). Durch Gottes Gnade sind wir moralisch passend gemacht worden und sind in diesem Sinne „von seiner Familie“.

Das himmlische Haupt

„Und der Knecht sprach zu ihm: Vielleicht wird die Frau mir nicht in dieses Land folgen wollen; soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus dem du weggezogen bist? Da sprach Abraham zu ihm: Hüte dich davor, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der HERR, der Gott des Himmels, der mich aus dem Haus meines Vaters und aus dem Land meiner Geburt genommen und der zu mir geredet und der mir geschworen und gesagt hat: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!, der wird seinen Engel vor dir hersenden, dass du meinem Sohn von dort eine Frau nimmst“ (1. Mo 24,5-7).

Die Bedingung, dass die Frau Isaaks aus derselben Verwandtschaft sein sollte, warf eine weitere Schwierigkeit auf. Abraham lebte etwa 600 km entfernt von seiner (ursprünglichen) Familie. Eine Braut, die von dort nach Kanaan zog, musste davon ausgehen, ihre Familie jahrelang (oder vielleicht nie mehr) wiederzusehen. Darin lag eine große Hürde für die Braut, selbst wenn sie dem Heiratsantrag an sich zustimmte. Man musste damit rechnen, dass sie nicht bereit wäre, ihr Land zu verlassen, um Isaak zu heiraten. Wäre es in diesem Fall denkbar gewesen, dass Isaak zu ihr zog, um dann mit ihr in ihrem Land zu leben? Abrahams Antwort ist entscheidend.

Eine „conditio sine qua non“

Abraham machte unzweideutig klar, dass es keine andere Option gab. Die Bereitschaft der Braut, ihre Umgebung zu verlassen und zu Isaak zu kommen, war das, was wir heute eine „conditio sine qua non“ 3 nennen würden.

Das ist ein treffendes Beispiel dafür, dass die Versammlung aus ihrer Umgebung herausgerufen ist. Unter keinen Umständen würde Isaak nach Mesopotamien ziehen, um dort mit seiner Frau zu leben.

Es ist eine bekannte Lehre, dass die Versammlung aus biblischer Sicht eine „Fremde“ in der Welt ist, aber inwieweit prägt sie uns? Die Antwort lautet: im Allgemeinen leider sehr wenig. Dieser traurige Umstand zeigt sich in der Geschichte der Versammlung. Man denke nur an die Zeit von Pergamus 4, in der die Versammlung ihren Charakter als Fremde verlor (Off 2,12-17), oder an die modernen vielschichtigen Bestrebungen, den Namen Christi mit irdischen oder sogar weltlichen Initiativen zu verknüpfen, z.B. durch „christliche“ politische Parteien und andere Versuche, im Namen des Christentums die Welt zu verbessern.

Christus, das Haupt des Leibes, ist im Himmel. Er ist der auferstandene Mensch, der himmlische Mensch. Mit Ihm ist die Versammlung verbunden. Daher sollte sie ebenfalls gegenüber der Welt eine Fremde sein. Die Berufung der Gläubigen ist nicht irdisch, sondern himmlisch. Diejenigen, die die Versammlung bilden, sind himmlisch (vgl. 1. Kor 15,48). Sie sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern (Eph 1,3). Sie sitzen bereits jetzt schon „in Christus in den himmlischen Örtern“ (Eph 2,6). Sie führen einen Kampf, aber es ist nicht ein Kampf gegen Menschen auf der Erde (nicht gegen „Fleisch und Blut“), sondern gegen Fürstentümer und Gewalten in den himmlischen Örtern (Eph 6,12). Auch wenn die Versammlung als das „neue Jerusalem“ oder die „heilige Stadt“ dargestellt wird, wird sie als „aus dem Himmel kommend“ vorgestellt (Off 21,2.10).

Der Grund für all dies ist einfach: Die Verbindung der Versammlung mit Christus verlangt, dass sie himmlisch ist, weil Er himmlisch ist (Eph 5,25-32).

Eine praktische Frage für uns als Christen heute ist daher, inwieweit unser Denken durch den ewigen Ratschluss Gottes geprägt ist. Sehen wir unsere Rolle darin, die Welt ein wenig christlicher zu machen (Isaak zurück nach Mesopotamien zu bringen)? Oder hat das himmlische Haupt eine solche Anziehungskraft für uns, dass wir bereit sind, himmlische Fremde zu sein? Abrahams Verbot wird zweimal erwähnt (Verse 6 und 8), um zu zeigen, wie wichtig es ihm war:

„Da sprach Abraham zu ihm: Hüte dich davor, meinen Sohn dorthin zurückzubringen!“ (1. Mo 24,6).

„Wenn aber die Frau dir nicht folgen will, so bist du von diesem meinem Eid entbunden; nur sollst du meinen Sohn nicht dorthin zurückbringen“ (1. Mo 24,8).

Rebekkas Bereitwilligkeit

Nur eine Frau, die willig war, alles aufzugeben und Isaak zu folgen, konnte für eine Beziehung infrage kommen. Die Versammlung ist von Gnade und Bereitwilligkeit geprägt, nicht von gesetzlichem Gehorsam oder Anforderungen, ganz im Gegensatz zu dem jüdischen System. Auch steht sie im Gegensatz zu Heiden, die dadurch geprägt sind, ihre eigenen Wünsche zu befriedigen.

Die Kraft der Anziehung

„Und der Knecht nahm zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog hin; und allerlei Güter seines Herrn hatte er bei sich. Und er machte sich auf und zog nach Mesopotamien, zur Stadt Nahors“ (1. Mo 24,10).

In den ersten neun Versen des Kapitels steht der Ratschluss des Vaters im Vordergrund. Von Vers 10 an (bis Vers 61) ist der Diener die Hauptfigur. Er veranschaulicht die Tatsache, dass der Heilige Geist mit der Mission betraut wurde, die Versammlung aus dieser Welt für Christus zu rufen.

  • Die Versammlung wurde durch den Heiligen Geist gebildet (Apg 1,5; 2,1; 1. Kor 12,13).
  • Der Heilige Geist wirkt während der Zeit (oder Haushaltung) der Versammlung an den Herzen der Gläubigen. Es ist sein Ziel, in den Gläubigen die Zuneigung zu Christus zu entfachen und sie zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt Er immer wieder die Herrlichkeit Christi vor (Joh 16,14).

Wie ging der Knecht Abrahams vor, um Rebekkas Herz mit Isaak zu verbinden? Wir lesen zunächst (Vers 10), dass er „allerlei Güter seines Herrn“ bei sich hatte. Er war qualifiziert, um der zukünftigen Frau Isaaks von ihm zu erzählen. In erster Linie waren diese „Güter seines Herrn“ wahrscheinlich die Besitztümer Abrahams. Aber Abraham hatte alle Dinge Isaak als dem einzigen Erben gegeben, während seine anderen Kinder nur Geschenke bekamen und in das östliche Land gesandt wurden (1. Mo 24,36; 25,5.6). Daher gehörten alle Schätze letztlich Isaak. So ist es auch bei Christus, der sagen konnte: „Alles, was der Vater hat, ist mein“ (Joh 16,15) und „der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben“ (Joh 3,35).

So wirkt der Geist: Er zeigt uns die Dinge Christi. Wir lesen in Johannes 16,14: „Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen.“ Jemand hat es einmal sehr treffend so ausgedrückt: „Gott wirkt durch die Kraft der Anziehung.“

Der recht umfassende Ausdruck: „allerlei Güter“, erinnert uns daran, dass der Geist gekommen ist, um uns „alle Dinge“ zu lehren (Joh 14,26), uns in „die ganze Wahrheit“ zu führen (Joh 16,13) und uns „alles, was der Vater hat“ zu zeigen (Joh 16,15).

Gebet, Abhängigkeit und Gnade

„Und er sprach: HERR, Gott meines Herrn Abraham, lass es mir doch heute begegnen, und erweise Güte an meinem Herrn Abraham! Siehe, ich stehe bei der Wasserquelle, und die Töchter der Leute der Stadt kommen heraus, um Wasser zu schöpfen. Möge es nun geschehen, dass das Mädchen, zu dem ich sagen werde: Neige doch deinen Krug, dass ich trinke, und das sagen wird: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken, dass es diejenige sei, die du für deinen Knecht, für Isaak, bestimmt hast. Und daran werde ich erkennen, dass du Güte an meinem Herrn erwiesen hast“ (1. Mo 24,12-14).

Die ersten beiden dieser Merkmale (Gebet und Abhängigkeit) kennzeichnen den Knecht; das letzte Merkmal (Gnade) kennzeichnet Rebekka.

Um mit Letzterem zu beginnen: Rebekka ist nicht nur bereit, dem Knecht Abrahams zu trinken zu geben, sondern versorgt auch freiwillig seine Kamele (was angesichts der Mengen, die diese Tiere trinken können, besonders nach einer langen Reise, harte Arbeit gewesen sein muss), ohne Bedingungen zu verhandeln oder einen Preis zu verlangen. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Versammlung durch Gnade gekennzeichnet ist. Rebekka zeigt dieselbe Eigenschaft später, als der Diener um „Raum“ bittet und sie „sowohl Stroh als auch Futter in Menge“ und „Raum zum Übernachten“ anbietet (Vers 25).

Der Knecht betet um die Güte Gottes, damit er seinen Auftrag gut und richtig ausführen kann. Natürlich müssen wir in der Anwendung auf den Heiligen Geist beachten, dass dieser ebenso wie der Vater und der Sohn eine göttliche Person ist. Er handelt in Harmonie mit den anderen Personen der Gottheit.

Der Geist des Gebets und der Abhängigkeit, der den Knecht kennzeichnete, sollte auch die Versammlung prägen. Auf den ersten Blick scheint es unsaubere Auslegung zu sein, Eigenschaften des Knechtes auf Rebekka zu übertragen. In Wirklichkeit liegt in diesem Punkt eine wichtige Belehrung: Der Geist, der in der Versammlung wohnt (1. Kor 3,16), möchte seinen Sinn in ihr formen.

Der bekannte Bibelausleger William Kelly weist darauf hin, dass ein Geist mit der Person identifiziert wird, in der er wohnt (ob der Geist gut oder böse ist):

„Tatsächlich trifft dies genauso auf diejenigen zu, die von bösen Geistern besessen sind. So riefen die beiden Besessenen in Matthäus 8,29 aus: „Was haben wir mit dir zu schaffen, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?“ Noch deutlicher wird diese quasi-Identifikation in Markus 5,9 ausgedrückt, wo der Anführer der beiden Besessenen, als er nach seinem Namen gefragt wurde, antwortete: „Legion ist mein Name, denn wir sind viele.“ Nicht weniger deutlich erscheint es in Lukas 8,28.29, wo der Besessene sagte: „Ich bitte dich, quäle mich nicht“; und der Evangelist fährt fort: „Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, von dem Menschen auszufahren“ (Lk 8,29). Daher sehen wir, wie zutiefst korrekt es in der Geschichte ist, dass […] der Knecht, der das Handeln des Heiligen Geistes symbolisiert, stellvertretend die Versammlung und den Christen repräsentiert.“

Gott wünscht nicht, dass die Versammlung (Kirche) die Welt dominiert. Er wünscht sich, dass sie durch eine Haltung der Anhängigkeit und des Gebets gekennzeichnet ist, wie es bei dem Knecht Abrahams sichtbar wird.

Rebekka kam heraus

„Und es geschah, er hatte noch nicht ausgeredet, siehe, da kam Rebekka heraus, die Bethuel geboren war, dem Sohn der Milka, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams, mit ihrem Krug auf ihrer Schulter. Und das Mädchen war sehr schön von Aussehen, eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt; und sie stieg zur Quelle hinab und füllte ihren Krug und stieg wieder herauf“ (1. Mo 24,15-16).

Der Knecht musste nicht lange warten. Kaum hatte er sein Gebet beendet, trat Rebekka heraus. Sie war eine Tochter Bethuels, der wiederum ein Neffe Abrahams war. Rebekka erfüllte somit die Anforderung, zu Abrahams Verwandtschaft zu gehören (1. Mo 24,4).

Sie wird weiter als „sehr schön von Aussehen“ beschrieben. Dieser Satz weist noch einmal darauf hin, dass die Versammlung in den Augen Christi eine große Schönheit besitzt (Mt 13,45.46).

Die Tatsache, dass sie eine Jungfrau war, erinnert an die Worte des Apostels Paulus: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“ (2. Kor 11,2).

Die Beziehung zwischen einem Bräutigam und seiner Braut ist eine exklusive Liebesbeziehung. Die Zuneigungen des Bräutigams gehören allein der Braut und umgekehrt. Es beschämt uns, wenn wir daran denken, dass Christus diesem Bild vollkommen entspricht, unsere Herzen aber oft geteilt sind und unsere Zuneigung zu Ihm oft schwach ist.

Die Christenheit ist weit entfernt von diesem Herzenszustand, in dem die Zuneigungen Christus vorbehalten und verbotene Verbindungen vermieden werden. Schließlich wird sie genau das Gegenteil einer keuschen Jungfrau werden. Johannes beschreibt die bekennende Kirche, die nach der Entrückung auf der Erde zurückbleibt, als „die große Hure“, die Gott richten muss (Off 17,15.16).

Aber Christus sucht unter denen, die zu seiner Braut, der Versammlung, gehören, nach Herzen, die für Ihn schlagen. Christus kümmert sich um die Versammlung, Er wäscht sie ständig durch das Wort Gottes, um sie zu reinigen und ihre Zuneigungen neu zu wecken. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem das nicht mehr nötig sein wird, nämlich wenn Er sich selbst die Versammlung „verherrlicht darstellt“ (Eph 5,26.27).

In der Ewigkeit wird sie in voller Schönheit gesehen als „eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist“:

„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Off 21,2).

Verblüfft zurückgelassen...

„Und der Knecht lief ihr entgegen und sprach: Lass mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug schlürfen. Und sie sprach: Trinke, mein Herr. Und schnell ließ sie ihren Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. Und als sie ihm genug zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will auch für deine Kamele schöpfen, bis sie genug getrunken haben. Und sie eilte und goss ihren Krug in die Tränke aus und lief wieder zum Brunnen, um zu schöpfen; und sie schöpfte für alle seine Kamele. Und der Mann sah ihr staunend zu und schwieg, um zu erkennen, ob der HERR zu seiner Reise Glück gegeben habe oder nicht.

Und es geschah, als die Kamele genug getrunken hatten, da nahm der Mann einen goldenen Ring, ein Beka sein Gewicht, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Sekel Gold ihr Gewicht“ (1. Mo 24,17-22).

Die Verse 17–20 zeigen, wie das Gebet des Knechtes bis ins Detail erhört wurde. Rebekka demonstrierte eine außergewöhnliche Bereitschaft. Das konnte kein Zufall sein. Sie „eilte“ sogar und sagte, nachdem sie ihm zu trinken gegeben hatte: „Ich will auch für deine Kamele schöpfen, bis sie genug getrunken haben“ (Verse 19.20). Wenn man bedenkt, dass ein Kamel bis zu 200 Liter Wasser trinken kann, wird schnell klar, dass Rebekka hier einen bewundernswerten Eifer an den Tag legte.

Der Knecht „sah ihr staunend zu“. Das erinnert uns daran, dass die Versammlung wunderbar ist (weil sie von Christus kommt und mit Ihm verbunden ist). Sie entspringt nicht menschlicher Weisheit, Planung oder Organisation, sondern Gottes Ratschluss.

Sogar der Herr Jesus staunte, als Er den Glauben eines Heiden betrachtete (Lk 7,9). Und wer würde nicht staunen, wie der Geist in der Bildung der Versammlung wirkt und Eigenschaften in den vielen glaubenden Menschen hervorbringt, die Gott gefallen? (Apg 2-4).

Vers 22 berichtet, dass Rebekka Geschenke erhielt: einen goldenen Nasenring und goldene Armbänder. Diese ersten Geschenke, frühe Zeichen der Gnade, wurden später durch weitere ergänzt (1. Mo 24,53).

Einige Ausleger denken, dass die anfänglichen Geschenke in Vers 22 für die Erlösung stehen, die wir in Christus empfangen haben und schon jetzt besitzen (Eph 1,7), während die in Vers 53 genannten Gaben veranschaulichen, dass Christus den Menschen Gaben gegeben hat (Eph 4,8), nachdem Er gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgefahren war und von dort den Heiligen Geist gesandt hatte, um die Versammlung zu bilden (vgl. Eph 4,8-16). Aber durch die anfänglichen Geschenke (der Nasenring und die Armbänder) wurde Rebekka ausgezeichnet und auf diese Weise eindeutig von allen anderen unterschieden. Wie jemand einmal gesagt hat: „Die Hand und das Gesicht bezeugen das Werk der Gnade“.

Anbetung

„Und er sprach: Wessen Tochter bist du? Sag es mir doch. Ist im Haus deines Vaters Raum für uns zum Übernachten? Und sie sprach zu ihm: Ich bin die Tochter Bethuels, des Sohnes der Milka, den sie Nahor geboren hat. Und sie sprach zu ihm: Sowohl Stroh als auch Futter ist bei uns in Menge, auch Raum zum Übernachten.

Da verneigte sich der Mann und warf sich nieder vor dem HERRN und sprach: Gepriesen sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der von seiner Güte und seiner Wahrheit nicht abgelassen hat gegen meinen Herrn! Mich hat der HERR auf den Weg zum Haus der Brüder meines Herrn geleitet“ (1. Mo 24,23-27).

Der Diener stellte Rebekka zwei Fragen: wer sie war und ob in ihrem Vaterhaus Platz für ihn zum Übernachten sei. Der Geist Gottes drängt sich nicht auf, sondern fragt, ob es „Platz“ gibt. Machen wir Platz für Ihn, so dass Er uns erfüllen kann, oder „betrüben“ wir Ihn? (Eph 4,30; 5,18).

Nachdem der Knecht Rebekkas Antwort gehört hatte (1. Mo 24,24.25), bestand kein Zweifel daran, dass Gott in der Tat seinen Engel gesandt hatte, um den Weg zu bereiten (1. Mo 24,7) und Elieser auf den richtigen Weg zu führen (1. Mo 24,48). Seine sofortige Reaktion ist Anbetung.

Wir hatten bereits bemerkt (siehe die Bemerkungen zu den Versen 12–14), dass die Eigenschaften des Geistes die Versammlung prägen sollten. Das gilt auch hier: Anbetung ist charakteristisch für das Christentum und daher für die Versammlung (Joh 4,24). In seinem Bericht erzählt der Knecht ebenfalls davon, dass er angebetet 5 hatte (Vers 48). Die Anbetung spielt hier also eine wichtige Rolle. Als Rebekkas Bruder Laban und ihr Vater Bethuel ihre Zustimmung gegeben hatten, lesen wir erneut: „Und es geschah, als Abrahams Knecht ihre Worte hörte, da beugte er sich zur Erde nieder vor dem HERRN“ (1. Mo 24,52).

In vielen christlichen Kreisen werden die Gelegenheiten zur freien gemeinsamen Anbetung durch Aufführungen und Darbietungen verschiedener Art ersetzt. Kennen wir noch die Anbetung in unserem persönlichen und auch in unserem gemeinschaftlichen Leben? Es ist nicht nur eine Frage der Emotion, sondern ein Zustand des Herzens, bei dem man so überwältigt ist von dem, was Gott getan hat und wer Gott ist, dass man nur „sich niederbeugen“ und anbeten kann.

Weitere Merkmale des Heiligen Geistes

„Und das Mädchen lief und berichtete diese Dinge dem Haus ihrer Mutter. Und Rebekka hatte einen Bruder, sein Name war Laban; und Laban lief zu dem Mann hinaus zur Quelle. Und es geschah, als er den Ring sah und die Spangen an den Armen seiner Schwester, und als er die Worte seiner Schwester Rebekka hörte, die sprach: So hat der Mann zu mir geredet, da kam er zu dem Mann; und siehe, er stand bei den Kamelen, an der Quelle. Und er sprach: Komm herein, Gesegneter des HERRN! Warum stehst du draußen? Denn ich habe das Haus aufgeräumt, und für die Kamele ist Platz.

Und der Mann kam in das Haus; und man sattelte die Kamele ab und gab den Kamelen Stroh und Futter – auch Wasser, um seine Füße zu waschen und die Füße der Männer, die bei ihm waren. Und es wurde ihm zu essen vorgesetzt; aber er sprach: Ich will nicht essen, bis ich meine Worte geredet habe. Und er sprach: Rede! Da sprach er: Ich bin Abrahams Knecht; und der HERR hat meinen Herrn sehr gesegnet, so dass er groß geworden ist; und er hat ihm Kleinvieh gegeben und Rinder und Silber und Gold und Knechte und Mägde und Kamele und Esel. Und Sara, die Frau meines Herrn, hat meinem Herrn einen Sohn geboren, nachdem sie alt geworden war; und er hat ihm alles gegeben, was er hat. Und mein Herr hat mich schwören lassen und gesagt: Du sollst meinem Sohn nicht eine Frau nehmen von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne; sondern zum Haus meines Vaters und zu meiner Familie sollst du gehen und meinem Sohn eine Frau nehmen! Und ich sprach zu meinem Herrn: Vielleicht wird die Frau mir nicht folgen. Da sprach er zu mir: Der HERR, vor dessen Angesicht ich gewandelt bin, wird seinen Engel mit dir senden und Glück zu deiner Reise geben, dass du meinem Sohn eine Frau nimmst aus meiner Familie und aus dem Haus meines Vaters. Wenn du zu meiner Familie kommst, dann sollst du von meinem Eid entbunden sein; und wenn sie sie dir nicht geben, so bist du von meinem Eid entbunden. So kam ich heute zu der Quelle und sprach: HERR, Gott meines Herrn Abraham, wenn du doch Glück geben wolltest zu meinem Weg, auf dem ich gehe! Siehe, ich stehe bei der Wasserquelle; möge es nun geschehen, dass die Jungfrau, die herauskommt, um zu schöpfen, und zu der ich sagen werde: Gib mir doch ein wenig Wasser aus deinem Krug zu trinken!, und die zu mir sagen wird: Trinke du, und auch für deine Kamele will ich schöpfen, dass sie die Frau sei, die der HERR für den Sohn meines Herrn bestimmt hat. Ich hatte in meinem Herzen noch nicht ausgeredet, siehe, da kam Rebekka heraus mit ihrem Krug auf ihrer Schulter; und sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte. Da sprach ich zu ihr: Gib mir doch zu trinken! Und schnell ließ sie ihren Krug von ihrer Schulter herab und sprach: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken. Und ich trank, und sie tränkte auch die Kamele. Und ich fragte sie und sprach: Wessen Tochter bist du? Und sie sprach: Die Tochter Bethuels, des Sohnes Nahors, den Milka ihm geboren hat. Und ich legte den Ring an ihre Nase und die Spangen an ihre Arme; und ich verneigte mich und warf mich nieder vor dem HERRN; und ich pries den HERRN, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg geleitet hat, um die Tochter des Bruders meines Herrn für seinen Sohn zu nehmen. Und nun, wenn ihr Güte und Treue an meinem Herrn erweisen wollt, so teilt es mir mit; und wenn nicht, so teilt es mir mit, und ich werde mich zur Rechten oder zur Linken wenden“ (1. Mose 24,28-49).

Dieser Abschnitt, der hauptsächlich beschreibt, wie der Diener Rebekkas Familie die Situation erklärt, illustriert eine Reihe weiterer Merkmale des Heiligen Geistes und seiner Arbeit.

Zunächst bemerken wir, dass der Diener sich weigert zu essen. Angesichts der Länge der Reise war dies überraschend. Aber er lässt nur seine Füße waschen und die Kamele absatteln und versorgen (1. Mo 24,32). „Und es wurde ihm zu essen vorgesetzt; aber er sprach: Ich will nicht essen, bis ich meine Worte geredet habe. Und er sprach: Rede!“ (1. Mo 24,33). Der Diener wusste, was seine Aufgabe war, seine Prioritäten waren richtig, und er ließ sich nicht von seiner Aufgabe ablenken. Vielleicht haben wir manchmal nur einen schwachen Eindruck von den unermüdlichen Bemühungen des Heiligen Geistes, unsere Zuneigung für Christus anzufachen.

Und wie genau der Geist dies tut, wird wiederum durch den Bericht des Dieners veranschaulicht. Nach einer sehr kurzen Einführung kommt er zum Kern der Sache: zu Abrahams Sohn, dem Erben aller Dinge: „Er hat ihm alles gegeben, was er hat“ (1. Mo 24,36). Woran kann man das Wirken des Geistes erkennen? Ganz einfach daran, dass die Herzen mit Christus beschäftigt werden. Das beste Mittel, Gläubige von Weltlichkeit abzubringen und Hingabe und himmlisches Denken zu fördern, die Beschäftigung mit Christus.

Hindert mich nicht

„Da antworteten Laban und Bethuel und sprachen: Von dem HERRN ist die Sache ausgegangen; wir können dir nichts sagen, weder Böses noch Gutes. Siehe, Rebekka ist vor dir: Nimm sie und zieh hin; und sie sei die Frau des Sohnes deines Herrn, wie der HERR geredet hat. Und es geschah, als Abrahams Knecht ihre Worte hörte, da beugte er sich zur Erde nieder vor dem HERRN. Und der Knecht zog silbernes Geschmeide und goldenes Geschmeide und Kleider hervor und gab sie Rebekka; und Kostbarkeiten gab er ihrem Bruder und ihrer Mutter.

Und sie aßen und tranken, er und die Männer, die bei ihm waren, und übernachteten. Und am Morgen standen sie auf, und er sprach: Entlasst mich zu meinem Herrn! Da sprachen ihr Bruder und ihre Mutter: Lass das Mädchen einige Tage oder zehn bei uns bleiben, danach magst du ziehen. Er aber sprach zu ihnen: Haltet mich nicht auf, da der HERR Glück gegeben hat zu meiner Reise; entlasst mich, dass ich zu meinem Herrn ziehe!“ (1. Mo 24,50-56).

Erst nachdem volle Zustimmung gegeben wurde, nachdem der Diener erneut angebetet 6 hatte und nachdem die Geschenke 7 gegeben worden waren, ist der Diener bereit zu essen und zu übernachten, aber nur für eine Nacht (1. Mo 24,54). Wie viele von uns würden viele Tage reisen, um nur eine Nacht irgendwo zu bleiben? Verständlicherweise bitten Rebekkas Bruder und Mutter aus einer natürlichen Perspektive den Diener, seinen Aufenthalt (und Rebekkas) um etwa zehn Tage zu verlängern (1. Mo 24,55). Aber dieser Vorschlag wird von dem Knecht kategorisch zurückgewiesen, der sagt: „Haltet mich nicht auf“ (1. Mo 24,56).

Für die Versammlung gibt es immer tausende Faktoren, die sie daran hindern wollen zu gehen bzw. sich vom Geist ziehen zu lassen. Natürliche Beziehungen können einer der stärksten und mächtigsten Einflüsse sein. Doch der Geist kennt seine Mission und ruht nicht, bis sein Ziel erreicht ist und die Braut vollständig von ihrer bisherigen Umgebung losgelöst ist. Welche Faktoren gibt es in unserem Leben, bei denen der Geist sagen muss: „Haltet mich nicht auf?“

Ich werde gehen

„Und sie sprachen: Lasst uns das Mädchen rufen und ihren Mund befragen. Und sie riefen Rebekka und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Mann gehen? Und sie antwortete: Ich will gehen. Und sie entließen ihre Schwester Rebekka mit ihrer Amme, und den Knecht Abrahams und seine Männer. Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr: Du, unsere Schwester, werde zu tausend mal Zehntausenden, und deine Nachkommenschaft besitze das Tor ihrer Feinde!“ (1. Mo 24,57-60).

Die Entscheidung muss aus Rebekkas eigenem Mund kommen. In einem gewissen Sinn erreichen wir hier den Höhepunkt der ganzen Geschichte. Wir haben den Ratschluss des Vaters und die Mission des Geistes und ihre sorgfältige und unermüdliche Ausführung gesehen. Der Ruf ist ausgegangen und er ist unmissverständlich (eine passende Braut konnte nur die sein, die bereit war, ihre Familie und ihr Land zu verlassen, um Isaak zu gehören und bei ihm zu sein). Was wird die Antwort sein?

Die Antwort Rebekkas war eindeutig: „Ich will gehen.“ Genau das ist es, was der Geist in den Herzen derjenigen sucht, die die Versammlung bilden: dass sie willentlich und bewusst entscheiden, dass die Verbindung mit dem wahren Erben und Sohn, dem himmlischen Haupt, ihnen mehr wert ist als alles andere.

Rebekkas Zuneigung zu dem abwesenden Bräutigam entschied die Angelegenheit. Sie traf eine Entscheidung des Glaubens: Wenn der Bericht über Isaak wahr war, wenn sie wirklich berufen war, seine Braut zu werden, dann konnte sie nichts mehr aufhalten. Was war ihre frühere Beschäftigung, auf die Schafe Labans aufzupassen, verglichen mit der Aussicht, die Frau des Sohnes, des alleinigen Erben, zu sein?

Die Erwartung, dem Herrn zu begegnen, wird einen unmittelbaren und starken Einfluss in unserem Leben haben. Diese Hoffnung, und nur diese Hoffnung, wird uns von allem lösen, was uns zurückhalten möchte. Sie beflügelt uns im Dienst für den Herrn (1. Thes 1,9.10). Sie ermöglicht es uns, dass wir uns von allem Unreinen reinigen (1. Joh 3,3). Es ist eine Sache, von den besonderen Herrlichkeiten der Versammlung zu sprechen, und eine ganz andere Sache, praktisch durch diese Herrlichkeiten beeinflusst zu werden.

Die Reise und das Treffen

„Und Rebekka machte sich auf mit ihren Mägden, und sie bestiegen die Kamele und folgten dem Mann; und der Knecht nahm Rebekka und zog hin“ (1. Mo 24,61).

Vers 61 liefert ein schönes Bild der gegenwärtigen Situation der Versammlung. Rebekka machte sich auf und „folgte dem Mann“. So ist die Versammlung auf einer Reise, in einer Wüste, wo sie nichts von besonderem Interesse finden wird. Die Führung auf dieser Reise wird durch den Geist Gottes gegeben – natürlich nicht ohne (oder sogar gegen) das geschriebene Wort Gottes. Wie Rebekka hat die Versammlung denjenigen, den sie treffen wird, noch nie gesehen, aber sie folgt dem Geist im Glauben.

Eine Rückkehr nach Mesopotamien war für Rebekka keine Option. Zurückzugehen hätte bedeutet, Isaak aufzugeben.

Das Ausharren des Christus

„Isaak aber war von einem Gang zum Brunnen Lachai-Roi gekommen; er wohnte nämlich im Land des Südens. Und Isaak ging hinaus, um auf dem Feld zu sinnen beim Anbruch des Abends; und er erhob seine Augen und sah: Und siehe, Kamele kamen“ (1. Mo 24,62-63).

Rebekka war nicht die Einzige, die in freudiger Hoffnung lebte. Vers 63 berichtet von Isaak: „Und Isaak ging hinaus, um auf dem Feld zu sinnen beim Anbruch des Abends; und er erhob seine Augen und sah: Und siehe, Kamele kamen“ (Vers 63).

Dieser Vers erinnert uns an den von Paulus geäußerten Wunsch in 2. Thessalonicher 3,5: „Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!“ Unser Herr wartet mit Ausharren darauf, uns bei sich zu haben: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin“ (Joh 17,24).

Warum wird hier erwähnt, dass Isaak gerade von dem Brunnen „Beer-Lachai-Roi“ gekommen war? Dieser Name bedeutet so viel wie „Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt (oder mich sieht)“. Dieser Brunnen ist dem Bibelleser aus 1. Mose 16 bekannt, wo erklärt wird, dass Hagar ihn so nannte, nachdem sie Gott dort erfahren hatte. Er ist ein Gott, der „sieht“ und der „gesehen“ werden kann.

Selbst wenn Christus während der Reise der Versammlung oft nicht eingreift, besteht kein Zweifel, dass Er sie „sieht“ und jede Schwierigkeit auf ihrem Weg kennt. Sein Interesse an jedem Detail der Reise kann auch in Vers 66 gesehen werden, wo wir erfahren, dass der Knecht Isaak „alles, was er ausgerichtet hatte“, erzählte (obwohl Christus es natürlich nicht nötig hat, dass es Ihm „erzählt“ wird).

Es fällt auf, dass nicht erwähnt wird, wie lange die Reise  gedauert hat. Es wird lediglich berichtet: Sie brachen auf „am Morgen“ (1. Mo 24,54) und Isaak sah sie „beim Anbruch des Abends“ (1. Mo 24,63) ankommen. Wenn wir mit dem Herrn beschäftigt sind, wird uns die Reise nicht lang erscheinen. Andernfalls wäre sie – besonders für Gläubige, die schwere Dinge erleben – unerträglich.

Die Versammlung

„Und Rebekka erhob ihre Augen und sah Isaak; und sie sprang vom Kamel herab und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann, der uns da auf dem Feld entgegenkommt? Und der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Und der Knecht erzählte Isaak alle Dinge, die er ausgerichtet hatte“ (1. Mo 24,64-66).

Nicht nur Isaak „erhob seine Augen“ (1. Mo 24,63), sondern auch Rebekka (1. Mo 24,64). In diesem Moment sah sie Isaak. Sie hatte sich danach gesehnt, ihn zu treffen. Für ihn war sie dem Ruf gefolgt und für ihn hatte sie diese Reise gemacht.

Genau das ist die Hoffnung der Versammlung, den Herrn Jesus von Angesicht zu Angesicht zu sehen: „Denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2). Dabei denken wir auch an den Vers: „Und seine Knechte werden ihm dienen: Und sie werden sein Angesicht sehen“ (Off 22,3.4). Rebekka sieht Isaak und weiß, dass die Reise vorüber ist. Sie steigt vom Kamel und verschleiert sich, um zu zeigen, dass ihre Schönheit ihm vorbehalten ist.

„Und Isaak führte sie in das Zelt seiner Mutter Sara, und er nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er hatte sie lieb. Und Isaak tröstete sich nach dem Tod seiner Mutter“ (1. Mo 24,67).

Isaak führte Rebekka in das Zelt seiner Mutter Sara, sie wurde seine Frau und er liebte sie. Dies ist das zweite Mal, dass in der Bibel von „Liebe“ die Rede ist. Die erste Erwähnung finden wir in 1. Mose 22,2, wo Abrahams Liebe zu seinem Sohn von der Liebe Gottes des Vaters zu seinem eingeborenen Sohn spricht.

Hier haben wir ein Bild von der Liebe Christi für die Versammlung (Eph 5,25). Durch Rebekka wurde Isaak nach dem Tod seiner Mutter getröstet. Wie bereits erwähnt, steht Sara für das Volk Israel, das für eine Weile beiseitegesetzt wurde. In der Zwischenzeit ist die Versammlung „herausgerufen“ worden und Christus findet seine Freude an ihr (vgl. Mt 13,45.46, Jes 53,11; Heb 12,2). Diese Freude wird ihren Höhepunkt finden, wenn Er die Versammlung zu sich holt (nicht in ein Zelt auf der Erde, sondern in den Himmel). Dann wird Er sie sich selbst verherrlicht darstellen (Eph 5,27).

Fazit

Die Erzählung von Rebekkas Berufung, ihre Familie und ihr Land zu verlassen, um die Frau von Abrahams Sohn Isaak zu werden, ist das umfassendste Vorbild von Christus und der Versammlung im Alten Testament. Sie enthält zahlreiche Appelle, bewusst ein Leben mit Christus zu führen. Aber vor allem veranschaulicht sie eine Reihe von Merkmalen der Versammlung, die von den anderen Vorbildern nicht in dieser Klarheit abgedeckt werden, insbesondere die folgenden:

  • Die Berufung der Versammlung ist an den Tod Christi geknüpft (Isaak war auf den Altar gelegt worden).
  • Bevor die Versammlung entstehen konnte, musste Israel beiseitegesetzt werden (Sara starb).
  • Die Versammlung hat eine sehr hohe Stellung bekommen (als Braut des Sohnes, der der alleinige Erbe ist).
  • Die Versammlung ist die „Herausgerufene“ (Rebekka musste ihre heidnische Umgebung verlassen, um zu Isaak zu gelangen).
  • An der Berufung und Bildung der Versammlung sind alle drei göttlichen Personen beteiligt:
    • der Ratschluss des Vaters (vgl. 1. Mo 24,1-9)
    • der Dienst des Geistes (vgl. 1. Mo 24,10-61) und
    • die Liebe des Sohnes (1. Mo 24,62-67).
  • Die Versammlung ist durch Abhängigkeit, Gebet, Anbetung und (geistliche) Schönheit aufgrund des Wirkens des Geistes gekennzeichnet.
  • Die Versammlung befindet sich auf einer Reise durch eine (geistliche) Wüste. Sie geht Christus entgegen.

Fußnoten

  • 1 Weitere und zum Teil ausführliche Kommentare zum Leben Rebekkas findet man beispielsweise hier: J. N. Darby (Synopsis), W. Kelly (Isaak), F. B. Hole (Genesis), Hamilton Smith (Der Ruf der Braut), J. G. Bellett (Die Patriarchen), L. M. Grant (Das erste Buch Mose), F. W. Grant (Numerical Bible, Das erste Buch Mose im Licht des Neuen Testaments), C. H. Mackintosh (Die fünf Bücher Mose, 1. Mose).
  • 2 Er wird hier nicht mit Namen genannt, aber es wird angenommen, dass es Elieser von Damaskus war (siehe 1. Mo 15,2).
  • 3 Eine wesentliche Voraussetzung oder absolute Bedingung, ohne die gar nichts geschehen kann.
  • 4 Jede der sieben Versammlungen in Offenbarung 2 und 3 steht für eine besondere Phase in der Geschichte der christlichen Kirche. Bei Pergamus handelt es sich um die Zeit zwischen den Christenverfolgungen und dem Papsttum, also etwa von 313 bis 606 n.Chr. Mehr dazu findet man in den Kommentaren zur Offenbarung unter www.bibelkommentare.de.
  • 5 Der Heilige Geist selbst betet Gott nicht an, aber wir beten in Geist und Wahrheit an (Joh 4,23.24).
  • 6 siehe die früheren Bemerkungen zum Thema „Anbetung“ (Vers 52, siehe die Bemerkungen zu Vers 26).
  • 7 siehe die früheren Bemerkungen zum Thema „Gaben“ (Vers 53, siehe die Bemerkungen zu Vers 22).
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