Was ist Bekehrung?
Botschafter des Heils in Christo 1880

Was ist Bekehrung? - Teil 3/5

Der Apostel Paulus hatte, wie wir bereits gesehen, den Thessalonichern das Wort Gottes in lebendiger Kraft verkündigt, und der Heilige Geist hatte diesem Wort Eingang in ihre Herzen verschafft. Es fiel auf einen guten Boden, schlug Wurzel und trug hundertfältige Frucht. Und worin bestand diese? „Denn sie selbst verkündigen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten, und wie ihr euch von den Götzenbildern bekehrt habt“ (V 9). In diesem einen Worte „Götzenbilder“ ist das ganze Leben eines jeden unbekehrten Menschen, der auf der Oberfläche der Erde lebt, dargestellt. Um ein Götzendiener zu sein, ist es nicht notwendig, sich vor einem Stück Holz oder vor einem Stein niederzubeugen. Alle die Zahllosen nichtigen Dinge, welche das menschliche Herz erfüllen und regieren, sind Götzenbilder, und ein jeder, der sein Herz an solche Dinge hängt, ist ein Götzendiener. So lautet das klare, bestimmte Zeugnis der Heiligen Schrift. Denken wir nur an die eine, so allgemein herrschende Sünde, „die Habsucht.“ Welch einen Namen gibt ihr der inspirierte Apostel? Er nennt sie „Götzendienst.“ Wie viele unzählige Herzen werden beherrscht durch das Geld! Wie viele beugen sich vor dem goldenen Götzen in den Staub nieder! Was ist Habsucht? Es ist einesteils der Wunsch, immer mehr zu haben, und andererseits die Liebe zu dem, was man bereits besitzt. Wir finden sie in diesen beiden Formen in dem Neuen Testament. Der Apostel spricht von der Geldgier und von der Geldliebe. Beides ist Götzendienst.

Und dennoch können sich diese beiden Zustände in ihrer äußeren Entwicklung sehr voneinander unterscheiden. Die Geldgier, d. h. der Wunsch immer mehr zu besitzen, geht nicht selten gepaart mit der Bereitwilligkeit und Geneigtheit, auszugeben; die Geldliebe dagegen ist gewöhnlich verbunden mit dem glühenden Wunsch, zusammen zu scharren und aufzuhäufen. Da ist z. B. ein Mann von großer kaufmännischer Tüchtigkeit. In seinen Händen scheint alles zu gedeihen. Er ist, wie man zu sagen pflegt, mit Leib und Seele Kaufmann. Sein einziger Gegenstand, das einzige Ziel, nach welchem er strebt, ist, Geld zu verdienen, ein Tausend dem Anderen hinzuzufügen, sein Geschäft weiter und weiter auszudehnen und seinem Namen in der Geschäftswelt einen guten Klang zu geben. Er lebt und bewegt sich nur in der Atmosphäre des Handels. Er begann seine Laufbahn mit einigen Pfennigen in der Tasche, und jetzt ist er einer der Ersten unter seinesgleichen. Er ist kein Knauser. Er ist ebenso bereit, auszustreuen wie zusammen zu bringen. Er lebt mit verschwenderischer Pracht, ist äußerst gastfrei und unterstützt freigebig alle die mannigfaltigen öffentlichen Anstalten usw. Er wird geachtet von allen Klassen der menschlichen Gesellschaft. Aber sein Streben ist darauf gerichtet, mehr zu bekommen. Er ist ein habsüchtiger Mann – ein Götzendiener. Vielleicht verachtet er den Geizhals, der seine Nächte zubringt, über seine Geldsäcke gebeugt, der seine Augen an dem verführerischen Glanz des Goldes weidet und vielleicht sich und den seinigen die notwendigsten Lebensbedürfnisse entzieht, um nur nicht einen Pfennig dem so sorgfältig gehüteten Schatz entnehmen zu müssen, der das Geld nicht deshalb liebt, weil es ihn in den Stand setzt, alle seine Wünsche zu erfüllen, sondern einfach um des Geldes willen.

Diese beiden Personen sind anscheinend sehr voneinander verschieden, und dennoch stehen sie vor Gott auf ein und demselben Boden, sie lieben und begehren ein und dieselbe Sache – das Geld; sie sind beide Götzendiener. Dies mag hart und streng klingen, aber es ist die Wahrheit Gottes, und wir müssen uns beugen vor ihrer heiligen Autorität. Es hält unendlich schwer, das Gewissen des Menschen von der Sünde der Habsucht zu überzeugen – von der Sünde gerade, welche der Heilige Geist für Götzendienst erklärt. Tausende würden sich keinen Augenblick besinnen, diese Sünde einem Geizhals zur Last zu legen, aber sie würden es für ein großes Unrecht halten, wenn man auch jene zuerst beschriebene Person derselben beschuldigen wollte. Nichts als das Licht des Wortes Gottes kann uns befähigen, die hässliche Sünde der Habsucht in uns zu entdecken. Das Jagen nach Gewinn, der Wunsch, immer mehr zu besitzen, die Begierde, vorwärts zu kommen in der Welt und es zu etwas zu bringen – alles das wird von den Menschen im Allgemeinen so hochgeachtet, dass nur wenige fähig sind, zu sehen, dass es in den Augen Gottes ein Gräuel ist. Das menschliche Herz liebt und verehrt die Gegenstände, die es in der Welt findet, ja es betet sie an. Ein jedes Herz hat sein eigenes Götzenbild. Der Götze des Einen ist das Geld, der des Anderen das Vergnügen, wieder eines anderen Ehre und Macht. Ein jeder unbekehrte Mensch ist ein Götzendiener; und dass selbst der Gläubige nicht außer dem Bereich abgöttischer Einflüsse steht, beweist die Warnung des Apostels Johannes: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ (1. Joh 5,21) Es ist daher auch für uns alle, die wir den Herrn kennen, die ernste Frage: Haben wir uns wirklich abgewandt von den Götzenbildern? Haben wir wirklich gebrochen mit der Welt und unserem früheren Wesen? Hat das lebendige Wort Gottes uns dahin geführt, unser ganzes vergangenes Leben als völlig wertlos vor Gott zu verurteilen? Sind nicht alte Gewohnheiten zurückgeblieben? Beherrschen nicht frühere Begierden und Gegenstände oft unsere Herzen? Können alle, die uns umgeben, hören und sehen, dass wir neue Kreaturen sind? Würde der Apostel auch in Bezug auf uns sagen können: „Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, so dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen?“ Das sind sehr ernste Fragen. Möchten wir alle uns dieselben mit Aufrichtigkeit des Herzens in der Gegenwart des Herrn vorlegen!

3. Wir kommen jetzt zu dem, was wir die positive Seite einer wahren Bekehrung nennen können. Wir haben gesehen, dass es eine Bekehrung von den Götzenbildern ist – eine Bekehrung von allen jenen Gegenständen, welche unsere Herzen beherrschten und unsere Zuneigungen besaßen, von den Eitelkeiten und Torheiten, den Lüsten und Vergnügungen, aus welchem unser Leben in den Tagen der Finsternis und Blindheit bestand. Es ist, wie wir in Apostelgeschichte 26,18 lesen, eine Bekehrung von der Finsternis und von der Gewalt Satans und, wie der Apostel in Galater 1,4 sagt, eine Bekehrung von diesem gegenwärtigen, bösen Zeitlauf. Doch eine wahre Bekehrung ist mehr als das. Dies ist gleichsam nur die negative Seite derselben. Ohne Zweifel ist es eine bewunderungswürdige Gnade, ein für alle Mal befreit zu sein von der Bosheit und moralischen Versunkenheit unseres früheren Lebens, von der schrecklichen Sklaverei des Gottes und Fürsten dieser Welt, herausgenommen zu sein aus einer Welt, die in dem Bösen liegt, befreit von dem Wohlgefallen an der Sünde; aber wir wiederholen es noch einmal: wahre Bekehrung ist weit mehr als das. Wenn wir gebrochen haben mit der Welt und unserem eignen Ich, wenn wir unsere früheren Vergnügungen und Zerstreuungen aufgegeben, wenn wir, mit einem Wort, allem Lebewohl gesagt haben, was unser Leben in dieser Welt ausmachte, was erhalten wir an die Stelle aller dieser Dinge? Unser Kapitel gibt uns mit einem Wort eine klare, bestimmte und erschöpfende Antwort auf diese Frage. Sie lautet: „Ihr habt euch bekehrt zu Gott.“

Köstliche Antwort! Ja, unaussprechlich köstlich für alle, welche ihre Bedeutung und Tragweite in etwa verstehen. Was habe ich erhalten für meine früheren Götzenbilder? Gott. Für die eitlen und sündhaften Vergnügungen dieser Welt? Gott. Für ihre Reichtümer, Ehre und Auszeichnungen? Gott. Was bekam der verlorene Sohn anstatt der Lumpen des fernen Landes? Das vornehmste Kleid aus des Vaters Haus. Anstatt der Traber, welche die Schweine fraßen? Das gemästete Kalb. Anstatt des erniedrigenden Dienstes in dem fernen Land? Die Küsse, das Herz und den Tisch des Vaters.

Ist das nicht ein herrlicher Tausch? Besitzen wir nicht in der bekannten, aber unveränderlich schönen Geschichte des verlorenen Sohnes eine treffende und eindringliche Darstellung von einer wahren Bekehrung? Welch eine Veränderung, welch eine vollkommene Umkehr entdecken wir da! Keine menschliche Zunge kann die Gefühle beschreiben, welche den zurückkehrenden bestürmt haben müssen, als der Vater ihn an sein Herz drückte und ihm seine ganze Liebe und Güte offenbarte. Die Lumpen, die Trüber, die Sklaverei, der Mangel, der Hunger, die Not – alles, alles hatte ein Ende, für immer ein Ende; und anstatt dessen genoss er die unaussprechliche Freude, im Haus des Vaters, in der Heimat zu sein, und hatte das selige Bewusstsein, dass alle der festliche Jubel, der ihn umgab, hervorgerufen war durch seine Rückkehr, ja dass es seinen Vater glücklich machte, ihn zurück erhalten zu haben.

Doch vielleicht möchte jemand einwenden, es sei dies alles nur ein Bild. Ganz recht; aber was stellt dieses Bild vor? Es stellt eine herrliche, göttliche Wirklichkeit vor; es ist ein Bild von dem, was bei einer jeden wahren Bekehrung vorgeht, sobald diese von einem himmlischen Gesichtspunkt aus betrachtet wird. Bekehrung ist nicht nur ein bloßes Aufgeben der Welt mit allen ihren Eitelkeiten und Torheiten. Sie schließt das natürlich ein, aber ist weit mehr als das. Sie ist eine Verbindung mit Gott, eine Einführung in das Vaterhaus, in die Heimat. Der Bekehrte ist von dem Augenblick seiner Bekehrung an, kraft der durch Christus bewirkten Erlösung, in dieses Verhältnis zu Gott eingeführt. Er ist ein Christ, ein Kind Gottes und ein Erbe des Reiches, obwohl sein Verständnis über dies alles sehr mangelhaft sein mag.

Dieses ist wahre Bekehrung. Möchte der Leser die Wahrheit des Gesagten völlig verstehen! Möchte er sich nicht mit etwas Geringerem begnügen, als mit dieser großen Wirklichkeit – dieser Bekehrung von der Finsternis zum Licht, von der Macht Satans und von dem Götzendienst zu Gott. Der Christ ist jetzt schon so wirklich zu Gott gebracht, als wäre er bereits im Himmel. Es mag dies vielleicht manchem zu weitgehend erscheinen, aber es ist eine gesegnete Wahrheit. Hören wir, was der Apostel Petrus in Bezug auf diesen Punkt sagt: „Denn freilich hat Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns“ – in den Himmel bringe, wenn wir sterben? O nein; sondern: „auf dass er uns zu Gott führe“, jetzt, in der gegenwärtigen Zeit. Ebenso lesen wir in Römer 5,10–11: „Denn wenn wir, da wir Funde waren, Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, vielmehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch sein Leben errettet werden. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir nun die Versöhnung empfangen haben.“ Unser anbetungswürdiger Herr bringt alle, die an seinen Namen glauben, in die Gegenwart Gottes, und zwar in seiner eignen vollkommenen Annehmlichkeit. Er bringt uns in dieselbe Stellung, die Er vor Gott hat. Er vereinigt uns mit sich selbst und lässt uns teilnehmen an allem, was Er hat und was Er ist, ausgenommen natürlich seine Gottheit. Wir sind völlig mit Ihm eins gemacht.

„Noch ein Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber seht mich; weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“ Und wiederum: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz sei nicht bestürzt, auch nicht furchtsam.“ „Dies habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude erfüllt werde.“ „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; sondern ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe“ (Joh 14; 15). So lesen wir auch in jenem herrlichen Gebet des Herrn in Johannes 17: „Die Worte, die du mir gegeben, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast. Ich bitte für sie, nicht bitte ich für die Welt, sondern für sie, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein, (und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein) und ich bin in ihnen verherrlicht. ... Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, gleich wie ich nicht von der Welt bin. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt. ... Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben, habe ich ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleich wie wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir, auf dass sie in eins vollendet seien, und auf dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt, gleichwie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater! – und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde kundtun, auf dass die Liebe, womit du mich geliebt, sei in ihnen und ich in ihnen.“

Es ist ganz unmöglich, etwas Höheres und Gesegneteres auszudenken. Völlig eins gemacht zu sein mit dem Sohn Gottes, dieselbe Liebe zu teilen, womit Er von dem Vater geliebt ist, teilzuhaben an seinem Frieden, seiner Freude und seiner Herrlichkeit – das ist der höchste Charakter, das höchste Maß der Segnung, womit ein Geschöpf gesegnet werden kann. Errettet zu sein von den Schrecken einer ewigen Verdammnis, gereinigt, gewaschen, gerechtfertigt und in irgendeinem Charakter in den Himmel eingeführt zu sein – schon das wäre eine bewunderungswürdige Gnade, eine unermessliche Güte und Liebe. Aber zu Gott gebracht zu sein in der ganzen Annehmlichkeit seines geliebten, eingeborenen Sohnes, auf das innigste mit Ihm vereinigt zu sein in seiner Stellung vor Gott und dereinst in seiner Herrlichkeit – wahrlich, das ist etwas, was nur das Herz Gottes ausdenken und nur seine Macht ausführen konnte.

Dies alles ist also eingeschlossen in der Bekehrung, von welcher wir sprechen. So herrlich ist die Gnade Gottes, so groß die Liebe, womit Er uns geliebt hat, als wir noch tot waren in Vergehungen und Sünden, Feinde nach unserer Gesinnung durch die bösen Werke, als wir mancherlei Lüsten und Wollüsten dienten, als wir Götzendiener, blinde Sklaven Satans und Kinder des Zorns waren und den breiten Weg wandelten, der in der ewigen Verdammnis endet.

Doch das Köstlichste von allem ist, dass es sowohl den Namen Gottes verherrlicht, als auch sein Herz erfreut, uns in diesen Platz unaussprechlicher Segnung, Liebe und Herrlichkeit einzuführen. Es würde die Liebe seines Herzens nicht befriedigen, uns einen niedrigeren Platz zu geben, als seinem eignen Sohn. Wohl mochte der Apostel, im Blick auf diesen wunderbaren Reichtum der Gnade ausrufen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit aller geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie Er uns auserwählt hat in Ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor Ihm in Liebe; und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, worin Er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,3–7).

Welch eine unergründliche Liebe, welch eine Fülle von Segnung finden wir hier! Es ist der Vorsatz Gottes, sich in den endlosen Zeitaltern der Ewigkeit durch seine Wege und Handlungen mit uns zu verherrlichen. Er will Angesichts des ganzen Weltalls den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus erweisen. Unsere Vergebung und Rechtfertigung, unsere vollkommene Befreiung und Annehmlichkeit – alle die Segnungen, die uns in Christus Jesus geschenkt sind – alles das wird in den kommenden Zeitaltern zur Entfaltung der göttlichen Herrlichkeit dienen. Es würde, wie bereits bemerkt, den Ansprüchen der Herrlichkeit Gottes nicht genügen und den Zuneigungen seines Herzens nicht entsprechen, wenn wir einen anderen Platz einnähmen, als sein geliebter Sohn.

Alles dieses ist so wunderbar, dass es fast unglaublich erscheint. Allein es ist Gottes würdig, und es ist sein Wohlgefallen, in dieser Weise gegen uns zu handeln. Das ist genug für uns. Sicher wäre es zu groß und zu herrlich, ja unmöglich, wenn wir es selbst erlangen oder erwerben sollten, aber es ist nicht zu groß für Gott, um es uns zu schenken. Er handelt mit uns nach der Liebe seines Herzens und auf Grund der Würdigkeit Christi. Der verlorene Sohn mochte bitten, ihn zu einem Tagelöhner zu machen; aber dies war völlig unmöglich. Es wäre nicht den Gefühlen des Vaterherzens entsprechend gewesen, ihn als einen Tagelöhner in seinem Haus zu haben. Er mühte als Sohn dort sein, oder gar nicht. Handelte es sich um unser Verdienst, so würden wir ebenso wenig auf den Platz eines Tagelöhners Anspruch machen können, als auf denjenigen eines Sohnes. Aber, Gott sei gepriesen! Er handelt nicht nach unseren Verdiensten, sondern nach der überströmenden Liebe seines Herzens und zum Preis der Herrlichkeit seines Namens.

Das also ist wahre Bekehrung. Wir sind zu Gott gebracht, und nichts weniger als das. Wir sind nicht allein von unseren Götzen, welcher Art dieselben auch sein mochten, bekehrt worden, sondern wir sind tatsächlich in die Gegenwart Gottes selbst gebracht, um unsere Freude in Ihm zu finden, uns seiner zu rühmen, mit Ihm zu wandeln, alle unsere Quellen in Ihm zu haben, uns zu laben an dem unerschöpflichen Born seiner Liebe und in Ihm eine vollkommene Antwort auf alle unsere Bedürfnisse und Schwierigkeiten zu finden, so dass unsere Seelen für immer und ewig befriedigt sind.

Sollten wir nun zu den Götzenbildern zurückkehren? Nimmermehr! Haben wir irgendein Verlangen nach den Dingen, die uns früher beschäftigten? Wenn wir unsere Stellung und unser Teil in Christus kennen und verwirklichen, sicher nicht. Hatte der verlorene Sohn noch irgendein Verlangen nach den Schweinen und ihren Träbern, als er in den Armen des Vaters lag, als er mit dem besten Kleid angetan war und an des Vaters Tisch saß? Wir können es unmöglich glauben. Wir können uns nicht denken, dass seinen Lippen ein einziger Seufzer nach dem fernen Land entschlüpft sei, als er sich in jenem herrlichen und gesegneten Haus der Liebe befand. Ach, leider gibt es heutzutage so viele, welche bekennen, bekehrt zu sein, und auch eine Zeitlang gut voranzugehen scheinen, aber dann bald beginnen, kälter und kälter, müde und unzufrieden zu werden. Das Werk in ihren Seelen war kein wirkliches. Sie waren nicht in Wahrheit zu Gott gebracht. Sie mögen in etwa ihre Götzenbilder für eine Zeitlang aufgegeben haben, aber Gott selbst haben, sie nimmer erreicht. Sie haben nie in Ihm ein Teil gefunden, das ihre Herzen befriedigte, haben nie die wahre Bedeutung der Gemeinschaft mit Ihm erkannt, nie die Befriedigung und die Ruhe des Herzens in Christus geschmeckt. Das arme, unbefriedigte Herz begann daher nach Verlauf einiger Zeit wieder nach der Welt sich zu sehnen; sie gingen zurück und verfielen in größerem Maß wie je in ihre Torheiten und Eitelkeiten.

Solche Fälle sind sehr betrübend und entmutigend. Sie bringen große Schmach auf den Namen Christi und dienen ängstlich forschenden Seelen oft zum Hindernis Doch sie verändern nichts an der Wahrheit; sie lassen die Frage der göttlichen Bekehrung unberührt (Fortsetzung folgt).

Nächstes Kapitel der Artikelfolge »« Vorheriges Kapitel der Artikelfolge
Nächstes Kapitel der Zeitschrift »« Vorheriges Kapitel der Zeitschrift