Botschafter des Heils in Christo 1880

Unsere Freude im Himmel

Betrachten wir diesen Schriftabschnitt hinsichtlich des Lichtes, welches er uns über die Freude gibt, die im Himmel unser Teil sein wird. Das Zeugnis von 2. Petrus 1,16 ermächtigt uns, zu sagen, dass die Szene, welche wir hier vor uns haben, uns „die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ darstellt, den Gegenstand unserer Erwartung. Unsere Seelen sind in keinem guten Zustand, wenn wir den Sohn Gottes nicht vom Himmel erwarten (1. Thes 1). Die Kirche wird in ihren Hoffnungen nicht durch das Wort und den Geist Gottes geleitet, wenn sie Jesus nicht als Heiland vom Himmel erwartet (Phil 3). Der Abschnitt, welchen wir hier betrachten, ist für uns in dieser Beziehung wichtig, weil er uns in besonderer Weise offenbart, was unser Teil sein wird, wenn Jesus kommt. Diese Stelle enthält viele andere Dinge, wie z. B. die gegenseitigen Beziehungen der irdischen und himmlischen Heiligen im Reich, und es kann sehr lehrreich sein, sie zu betrachten; aber meine Absicht ist jetzt, zu erwägen, welches Licht uns die Verklärung auf dem Berg über das Wesen der Freude gibt, die bei dem Kommen und durch das Kommen unseres Herrn Jesus Christus unser Teil sein wird. Andre Stellen der Schrift, wie die Verheißungen, welche den Überwindern gegeben sind, in Kapitel 2 und 3 der Offenbarung, und die Beschreibung der himmlischen Stadt in Kapitel 21 und 22 desselben Buches verschaffen uns Licht über den nämlichen Gegenstand; doch betrachten wir jetzt den Vorgang, der sich auf dem heiligen Berge zutrug.

„Es geschah aber bei acht Tagen nach diesen Worten, dass Er zu sich nahm Petrus und Johannes und Jakobus und auf den Berg ging, um zu beten. Und indem Er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders und sein Gewand weiß, strahlend.“ Diese Veränderung fand statt, als Jesus seine Abhängigkeit ausdrückte – „als Er betete.“ Das Erste nun, was wir hier sehen, ist eine Verwandlung, wie diejenige, welche sich an den lebenden Heiligen vollziehen wird, wenn Jesus kommt.

„Und siehe, zwei Männer redeten mit Ihm, welche waren Moses und Elias.“ Sie waren bei Ihm: – und wir, wir werden dieselbe Freude haben; wir werden bei Jesu sein. Nachdem uns im 4. Kapitel des ersten Briefes an die Thessalonicher die Ordnung angegeben worden ist, in welcher die Auferstehung der Toten in Christus und die Verwandlung der lebenden Heiligen stattfinden wird, und nachdem wir erfahren haben, dass wir zusammen hinweg gerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, so ist alles, was der Apostel in Betreff dessen, was folgt, hinzusetzt, in die Worte zusammengefasst: „Und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“

In der vorliegenden Stelle heißt es nicht bloß, dass die zwei Männer bei Christus waren, sondern auch, dass sie in vertrautem Umgang mit Ihm standen: „Zwei Männer sprachen mit Ihm.“ Es heißt nicht, dass Er mit ihnen sprach, obwohl dies gewiss der Fall war; aber Er hätte mit ihnen sprechen und sie Ihm nicht so nahestehen können. Doch wenn wir lesen, dass sie mit Ihm sprachen, so bekommen wir dadurch die Vorstellung von einem sehr freien und vertrauten Umgang. Petrus und seine Genossen wussten, was es war, in solchem Verhältnis zu Jesu in der Niedrigkeit zu stehen; welche Freude muss es für sie gewesen sein, den Beweis zu haben, dass sie sich auch in der Herrlichkeit eines solchen Verhältnisses zu Ihm erfreuen würden!

Lukas fügt hinzu: „Und sie erschienen in Herrlichkeit.“ Dies steht mit dem in Zusammenhang, was wir soeben gesehen haben. Wir lesen anfangs, dass sie bei Ihm waren, und dann, dass sie in Herrlichkeit erschienen. Sie nehmen an derselben Herrlichkeit Teil, in welcher Er erschien. Ebenso ist es mit uns: „Wenn der Christus, der unser Leben ist, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit.“ „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleich wie wir eins sind. Ich in ihnen und du in mir, auf dass sie in eins vollendet seien, und auf dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt, gleich wie du mich geliebt hast.“

Aber es gibt noch einen anderen besonderen Umstand. Wir hören nicht nur, dass sie bei Ihm waren, dass sie mir Ihm sprachen und dass sie in Herrlichkeit mit Ihm erschienen, sondern wir erfreuen uns auch des Vorrechts, den Gegenstand ihrer Unterhaltung zu kennen. „Sie sprachen über seinen Tod, den Er zu Jerusalem erfüllen sollte.“ Das Kreuz war der Gegenstand ihrer Unterredung in der Herrlichkeit sowie die Leiden Christi, welche Er in Jerusalem zu erdulden hatte. Und gewiss wird es auch unsere Freude sein, die ganze Ewigkeit hindurch, wenn wir in der Herrlichkeit bei Christus sein werden, mit diesem Gegenstand uns zu beschäftigen – mit seinem Tod, der zu Jerusalem erfüllt wurde.

Wir lesen weiter, dass Petrus und die, welche bei ihm waren, von Schlaf beschwert waren. Wir sehen hier, was das Fleisch in der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes ist. Petrus irrte sehr; „er wusste nicht, was er redete“; doch ich halte mich nicht bei diesem Punkt auf.

„Als er aber dies sagte, ward eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in die Wolke eingingen; und es geschah eine Stimme aus der Wolke, welche sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, Ihn hört.“ Petrus sagt uns, dass diese Stimme von der prachtvollen Herrlichkeit ausging. „Denn Er empfing von Gott dem Vater Ehre und Herrlichkeit, als von der prachtvollen Herrlichkeit eine solche Stimme an Ihn erging: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Petrus und die Anderen waren nun in die Wolke eingegangen. Auch vor uns liegt diese wunderbare Tatsache, dass die Heiligen das Vorrecht besitzen, in der Herrlichkeit, woher die Stimme kommt, ihren Platz zu haben, und dort, in dieser Herrlichkeit, Anteil zu haben an dem Wohlgefallen des Vaters an seinem geliebten Sohn. Wir sind nicht bloß zur Gemeinschaft Jesu Christi, des Sohnes Gottes, berufen, sondern auch, um Gemeinschaft zu haben mit dem Vater; Gott der Vater lässt uns teilnehmen an der Ruhe, welche Er in seinem geliebten Sohn gefunden hat.

„Und indem die Stimme geschah, ward Jesus allein gefunden.“ Die Erscheinung war völlig verschwunden, die Wolke, die Stimme, die Herrlichkeit, Moses und Elias; aber Jesus blieb, und die Jünger hatten ihren Weg mit Jesu weiter fortzusetzen, indem sie Ihn jetzt im Licht dieser herrlichen Vorgänge, welche sie mit ihren Augen gesehen hatten, kannten. Das ist es auch, wozu uns diese lebendigen Verwirklichungen geistlicher Dinge, deren wir uns manchmal erfreuen, dienen. Nicht als ob wir uns immer derselben mit Ausschluss aller anderen Dinge erfreuen könnten; aber wenn sie für eine Zeit vergangen sind, wie die Erscheinung auf dem heiligen Berge, so lassen sie uns allein mit Jesu, um den Weg unserer Pilgerschaft mit Ihm im Geist fortzusetzen, und zwar im Licht und in der Kraft dieser tieferen Erkenntnis seiner selbst und der Gemeinschaft der Freude des Vaters an Ihm, und umso den Augenblick zu erwarten, wo Er wiederkommen und sich alles dieses in weit größerem Maß, als unsere Herzen es auszudenken vermögen, erfüllen wird.

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