David und sein Wunsch, dem HERRN ein Haus zu bauen
Botschafter des Heils in Christo 1880

David und sein Wunsch, dem HERRN ein Haus zu bauen - Teil 1/3

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werke völlig geschickt“ (2. Tim 3,16–17). Diese Worte des Apostels zeigen uns einerseits die Treue Gottes, der für seine geliebten Kinder während ihres Wandels durch diese Wüste Vorsorge getroffen hat, dass sie in allen Lagen, Umständen und Schwierigkeiten in seinem Wort Trost, Ermunterung und Belehrung finden können, und legen uns andererseits die ernste Verantwortlichkeit auf, das Mittel, welches Gott uns gegeben hat, um zu jeder Zeit zu wissen, welches der vor Ihm wohlgefällige Weg für uns ist, fleißig zu gebrauchen. Um vollkommen und zu allem guten Werke völlig geschickt zu sein, ist es durchaus notwendig, die Gedanken, die Gesinnung und den Willen Gottes zu kennen, und der Weg dazu ist ein eingehendes Studium seines Wortes. Es ist die Leuchte für unsere Füße und das Licht für unseren Weg. Und nicht nur hat Gott uns seinen Willen in den Belehrungen und Ermahnungen des Neuen Testaments offenbart, auch die Vorbilder und Geschichten des Alten Testaments sind reich an den köstlichsten Unterweisungen, sowohl in Betreff seines Verhaltens gegen die Seinen, als auch des Verhaltens, das uns als seinen Zeugen inmitten einer bösen Welt gebührt. „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Unterweisung usw.“ Besonders ist es die Geschichte der treuen Männer des Glaubens, eines Abraham, Moses, David usw., die uns für unseren praktischen Wandel hienieden eine Fülle von Warnungen, Ermunterungen und Belehrungen liefert, und es ist wohl der Mühe wert, sie oft und eingehend zu betrachten. Möchte es stets geschehen mit einem Herzen, das begierig ist, zu lernen, damit der Zweck, weshalb Gott uns die Schriften gegeben hat, erreicht werde!

Wir finden den König David in den unserer Betrachtung vorliegenden Kapiteln 2. Samuel 7 und 1. Chronika 17 in seinem Palast in Jerusalem. Gott hatte ihm für eine kurze Zeit Ruhe gegeben vor allen seinen Feinden. David war von Gott berufen, das Werk, welches Saul begonnen hatte, aber wegen seines Ungehorsams nicht beendigen konnte, fortzusetzen und zu Ende zu führen. Dasselbe bestand in der Unterwerfung aller Feinde Israels. Saul erwies sich untauglich dazu und wurde von Gott verworfen. David aber war ein Mann nach dem Herzen Gottes und ein treuer Knecht, und deshalb lesen wir: „Und David wurde immerfort größer, und Jehova, der Gott der Heerscharen, war mit ihm“ (2. Chr 5,10). Kein Feind konnte vor ihm bestehen, denn Jehova stritt für ihn. Nach einigen Jahren fortwährender Kämpfe gab Gott ihm eine vorübergehende Ruhe; doch das Werk war noch nicht vollendet. Mit dem 8. Kapitel des 2. Buches Samuel beginnt die Schilderung einer Reihe von neuen Kämpfen mit den Philistern, Moabitern, Syrern, Edomitern usw. Bis zu seinem Tod hin hatte David mit diesen mächtigen Feinden zu streiten; aber er besiegte sie alle, und als sein Sohn Salomo den Thron bestieg, brach eine Zeit der Ruhe und des Friedens herein, wie sie das Volk nie vorher genossen hatte.

Wie wir wissen, sind David und Salomo Vorbilder von Christus, dem wahren Könige Israels. Auch Er wird einst alle seine Feinde zu Boden werfen; mit eisernem Zepter wird Er sie zerschmettern, wie Töpfergefäße sie zerschmeißen (Ps 2). Er wird seine Feinde legen zum Schemel seiner Füße und, nachdem dies geschehen, sein irdisches Volk sammeln und in die Freuden und Segnungen des tausendjährigen Reiches einführen.

„Und es geschah, als der König in seinem Haus wohnte und Jehova ihm Ruhe geschafft hatte von allen seinen Feinden ringsum, da sprach der König zu Nathan, dem Propheten: Siehe doch, ich wohne in einem Haus von Zedern, und die Lade Gottes wohnt inmitten der Teppiche“ (V 1–2). Es ist sehr lieblich, die Gefühle des Herzens Davids hier zu sehen. Gott hatte ihm Ruhe gegeben und alle seine Feinde vor ihm niedergeworfen. Sein Name war gefürchtet weit über die Grenzen seines Reiches hinaus. Der arme Hirte war zu einem mächtigen Fürsten und berühmten Kriegshelden geworden. Doch sein Glück machte ihn nicht stolz; er wusste wohl, wer ihn zu einer solchen Höhe emporgehoben hatte. Er vergaß in seiner Wohlfahrt nicht den, der ihm in der Not so treu zur Seite gestanden hatte, wie dies der Mensch sonst so gern tut. Ganz andere Gedanken und Gefühle erfüllten sein Herz. Er gedachte daran, dass der Gott, der ihn so großgemacht, Jehova, der Gott des Himmels, immer noch in einem Zelt, „inmitten der Teppiche“, wohne, während er, der Knecht, ein Haus von Zedern besaß. Er fühlte tief das Unpassende und Unwürdige dieses Verhältnisses und in seinem Herzen stieg der Wunsch auf, Jehova ein seiner Majestät und Herrlichkeit mehr entsprechendes Haus zu bauen. Sicher waren diese Gefühle schön und zeugten von der Liebe und der innigen Gottesfurcht des Königs, und wir können wohl annehmen, dass der Prophet Nathan sich hierdurch bewogen fühlte, dem König zu antworten: „Alles, was du im Herzen hast, gehe hin und tue, denn Jehova ist mit dir“ (V 3). Wir würden wohl kaum anders gesprochen haben.

Aber so sehr auch der Wunsch Davids seinem Herzen Ehre machte und so natürlich er war, so stand er dennoch mit den Gedanken Gottes in direktem Widerspruch. „Und es geschah in selbiger Nacht, da geschah das Wort Jehovas zu Nathan und sprach: Gehe hin und sprich zu meinem Knecht, zu David: Du willst mir ein Haus bauen zu meiner Wohnung?“ oder, wie es in 1. Chronika 17 heißt: „Du sollst mir nicht ein Haus bauen zur Wohnung.“ Und weshalb nicht? Weil Jehova es ihm nicht geboten hatte. Es war noch kein Wort aus seinem Mund gekommen, welches befahl, Ihm ein Haus zu bauen. Daran hatte David nicht gedacht. In dem Drang seines Herzens, Jehova seine Liebe zu beweisen, hatte er vergessen, zu fragen, ob das, was er zu tun vorhatte, auch nach dem wohlgefälligen Willen des Herrn und ob es an der Zeit war, ein Haus zu bauen. Er hatte für einen Augenblick seinen Auftrag und das ihm von Gott übertragene Werk aus den Augen verloren und wollte, obwohl von den besten Beweggründen geleitet, in das Werk eines anderen eintreten, in das Werk seines Sohnes Salomo. Er hatte vergessen, dass er nicht ein Mann des Friedens und der Ruhe, sondern ein Kriegsmann war, und dass Gott ihn nicht berufen hatte, Häuser zu bauen, sondern das Schwert zu ziehen. Mit einem Wort, er gedachte einen Weg einzuschlagen, der ihm von Jehova nicht vorgezeichnet war.

Was sollen wir hieraus lernen? Welche Unterweisung und Belehrung können wir aus dieser Geschichte ziehen? Zweierlei; zunächst, dass Gott einem jeden seiner Diener sein besonderes Werk, seinen besonderen Dienst zugeteilt hat, und dann, dass es nicht genügt, Liebe für Gott und für sein Werk zu haben, sondern dass diese geleitet werden muss durch die Erkenntnis seines Willens, wenn wir anders begehren, wohlgefällig vor Ihm zu wandeln und „zu allem guten Werke völlig geschickt“ zu sein. Der Apostel bittet für die Philipper, dass ihre Liebe überströmen möge „in Erkenntnis und aller Einsicht“, und für die Kolosser, in deren Mitte ebenfalls Glaube und Liebe in reichem Maß vorhanden war, steht er, dass sie erfüllt sein möchten „mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um zu wandeln würdig des Herrn zu allem Wohlgefallen, in allem guten Werke fruchtbringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“ (Phil 1,9; Kol 1,9–10). Es ist für uns, vor allem für solche, die sich in besonderer Weise in dem Werk des Herrn bemühen, sehr viel Gefahr vorhanden, dass wir, wie David, auch oft ein Werk zu tun begehren, zu dem Gott uns weder berufen, noch befähigt hat. Vielleicht ist die Liebe zu Gott und den Seinen und der Wunsch, Ihm zu dienen, der Beweggrund unseres Handelns – und wenn es so ist, so wird Gott diese Liebe sicher anerkennen – allein Er kann zu unserer Arbeit unmöglich seine Zustimmung und seinen Segen geben. Gott kennt unsere Fähigkeiten besser, – wie wir sie kennen, und Er weiß, welches Werk Er uns anvertrauen kann und welches nicht. Und deshalb werden wir, wenn wir über das hinausgehen, was uns Gott gegeben hat, sicher stets verkehrt handeln und vielleicht sein Werk mehr hindern als fördern. David war nicht berufen, Jehova ein Haus zu bauen, wohl aber wurde es ihm vergönnt, für den Bau desselben alles vorzubereiten; und er tat dies mit ganzem Herzen und mit hingebender Treue, so dass er zu seinem Sohn Salomo bei dessen Regierungsantritt sagen konnte: „Siehe, in meiner Mühsal habe ich bereitet zum Haus Jehovas hunderttausend Talente Goldes und tausendmal tausend Talente Silbers, und das Erz und Eisen ist nicht zu wägen, denn es ist in Menge, und Holz und Steine habe ich bereitet, und du magst noch hinzufügen. Und in Menge sind bei dir Werkleute, Steinmetzen und Arbeiter in Stein und Holz und allerlei Verständige in allerlei Arbeit; das Gold, das Silber und das Erz und das Eisen ist nicht zu zählen. Mache dich auf und richte es aus, und Jehova sei mit dir!“ (1. Chr 22,14–16) Es war also alles bereit, um mit dem Bau des Hauses Gottes zu beginnen. Ohne auch nur einem Gedanken von Neid oder Missgunst Raum zu geben, traf David die umfassendsten Vorkehrungen, um seinem Sohn das Werk zu erleichtern. Wahrlich, einen schöneren Beweis seiner Liebe und Hingebung konnte er nicht liefern. Und wie sehr wurde Gott dadurch verherrlicht! Wie ganz anders aber würde das Resultat gewesen sein, wenn David trotz des Verbotes Jehovas angefangen hätte zu bauen! Wie bald würde er, da ihm seine Feinde keinen Augenblick Ruhe gelassen hätten, haben aufhören müssen. Das Werk wäre nicht nur nicht vollendet worden, sondern hätte auch zu seiner Beschämung und zur Verunehrung Gottes gereicht.

Möchten wir daher stets fragen: „Was will Gott, dass ich tun soll? Welches Werk hat Er mir aufgetragen?“ Ein Knecht beweist seine Liebe zu seinem Herrn dadurch, dass er das tut, was dieser ihm aufgetragen hat. Es ist von geringer Wichtigkeit, welchen Dienst mir Gott gegeben hat. Sehr wichtig aber ist es, ob ich diesen Dienst mit aller Gewissenhaftigkeit und Treue erfülle. Dadurch beweise ich meine Liebe zu Ihm. „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Es will uns oft scheinen, als ob wir in einer andren Stellung und in einem andren Dienst, als in dem uns von Gott angewiesenen, mehr Gelegenheit hätten, unsere Liebe zu offenbaren. Allein es ist sicher Täuschung und nicht selten die Frucht unserer Eigenliebe und Selbstsucht. Tun wir das, was uns der Herr zu tun gibt, mit Einfalt des Herzens und mit allem Eifer, so liefern wir den besten Beweis, dass wir Ihn lieben. Es ist nicht ein jeder berufen, große Kriege zu führen oder Häuser zu bauen; es gibt auch Dienste, die nicht so sehr an die Öffentlichkeit treten, ja vielleicht von keinem Menschen bemerkt werden. Der Herr aber sieht sie, und Er würdigt und belohnt den Dienst eines jeden nicht nach der Art desselben, sondern nach der Treue, mit welcher er ausgeübt, und nach der Gesinnung des Herzens, in der er getan wird. Er vergisst keinen Trunk Wassers, wenn er um seines Namens willen gereicht wird (Fortsetzung folgt).

Nächstes Kapitel der Artikelfolge »
Nächstes Kapitel der Zeitschrift »« Vorheriges Kapitel der Zeitschrift