Botschafter des Heils in Christo 1874

Der König David und sein neuer Wagen

1.: Die Verrichtung einer guten Sache und namentlich des Werkes des Herrn in verkehrter Weise und nach eigenem, menschlichem Ermessen muss und wird die traurigsten Nebel und wohl gar den Tod zur Folge haben. Es ist eine unleugbare Tatsache, dass Widerwärtigkeiten weniger gefährlich sind, als Tage des Wohlergehens; und wohl niemand hat dieses mehr erfahren, als David, der Sohn Jesses. Nichts ist wahrer, als das Wort des Apostels: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich mächtig;“ – und wir können unsrerseits wohl hinzufügen: „Wenn wir mächtig sind, dann sind wir schwach.“

Die oben angeführten Kapitel stellen eine anziehende, beachtenswerte und ernste Szene dar, in welcher wir David von Personen und Umständen umgeben sehen, welche geeignet sind, aufzublähen und Herz und Sinn von den Wegen und dem Wort Gottes, ja von Gott selbst abzulenken; und leider nur zu oft ist dieses dem Feind gelungen. David steht hier nach seinen Leiden, Ängsten und verschiedenen Siegen auf dem Punkt, zum König über ganz Israel gemacht zu werden. Die Obersten und Führer versammeln sich um ihn; und alle verfolgen nur eine Absicht, ein Ziel, nämlich jenen Mann zu rühmen und zu erheben, welcher Goliat, ihren mächtigen Feind, erschlagen hat (1. Chr 12,24–40). Aber dieses alles scheint für das Herz und den Glauben Davids zu viel zu sein; denn es bemächtigt sich seiner, lenkt das Auge auf das eigene Ich und zieht ihn aus der Gemeinschaft dessen, welcher gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Die, welche auf den Arm des Fleisches – wie mächtig und herrlich derselbe auch scheinen mag – sich stützen, anstatt auf Ihn, der allezeit uns erhält, leitet und unterweist, zu schauen und zu vertrauen, sind sicher in Gefahr, verkehrt zu wandeln und werden unausbleiblich Sünde, Schmerz und Traurigkeit über sich und andere bringen. Israel ist zu sehr mit seinem König und zu wenig mit dem Herrn beschäftigt; und der König ist so sehr für das Volk und dessen Führer eingenommen, dass nur an Freude und Festlichkeit gedacht und drei Tage hindurch über den Ergötzlichkeiten und Belustigungen alles andere bei Seite gesetzt wird. Der nächste Schritt verrät schon das Geheimnis und den wahren Zustand des Herzens Davids. Er hält Rat mit den Obersten und Führern und nicht mit dem Herrn allein. Der Mensch und nicht Gott – ausgenommen in einem höchst geringen Gerade – beschäftigt seinen Geist (1. Chr 13). Welch ein treues Bild ist dieses von unseren Tagen! Man blicke nur auf die religiöse Welt. Was anders tut sie als sich beraten mit dem Geschöpf und nicht mit dem Schöpfer allein, welcher „Gott ist über alles, hochgelobt in die Zeitalter?“

Im zweiten Verse ist Gott eingeführt; aber Er erhält neben David nur den zweiten Platz, weil das Geschöpf, beinahe mit Ausschluss des Schöpfers, verehrt und bedient wird. Die Folge ist, dass Gott solche Menschen ihren eigenen Gang verfolgen lässt, bis viele zum Bewusstsein des großen Übels und der Torheit gelangt sind, dass sie Gott und sein Wort verlassen haben, indem sie ihren eigenen, mit ihrem irrenden Verstande ersonnenen Wegen gefolgt sind. Man blicke nur auf das Papsttum, auf die griechische Religion, auf den Protestantismus und auf die verschiedenen kleineren Gemeinschaften; und man vergleiche das Ganze mit den Evangelien, der Apostelgeschichte und den Briefen der Apostel, und sicher wird man finden, in welch einer schreckenerregenden Weise man den in diesen drei Teilen des Neuen Testaments bezeichneten Boden verlassen hat.

Wo findet man jetzt etwas ähnlich der Einheit und Einfachheit, welche die Zusammenkunft und den Gottesdienst Christi und seiner Apostel so sehr charakterisierte? Es zeigt sich kaum noch eine Spur von derselben Art und Sache. Die religiöse Welt hat eine ganz entgegengesetzte Form von Gottesdienst für sich gemacht, eine Form, die von derjenigen des Herrn und der Apostel ganz und gar abweicht. Man nehme die Geschichte und die Briefe der Apostel zur Hand und man zeige uns irgendeine wesentliche Ähnlichkeit zwischen dem hier wahrgenommenen einfachen, schmucklosen, geistlichen, familiären Gottesdienst und den verschiedenen angenommenen Gebräuchen unserer Tage. Kein aufrichtiger, redlicher Mann kann behaupten, dass in allen Religionsparteien, von Rom, diesem Meer der Ungerechtigkeit, bis zu dem kleinsten Büchlein der Sekten herab, etwas der ursprünglichen Vereinigung Ähnliches zu finden, oder mit der Art und Weise oder den Grundsätzen des Gottesdienstes der ersten Christen zu vergleichen sei. Die so genannten Priester, Geistliche oder Pastoren maßen sich – ich rede von ihrem Amt – den Platz Christi, des einzigen Hauptes, sowie den Platz des Heiligen Geistes, des einzigen Regenten und Leiters der Kirche, an. Dieses ist eine so traurige Tatsache, dass, gemäß der Regeln und Vorschriften fast all dieser Sekten, weder die Apostel noch der Herr Jesus selbst, falls sie heute oder morgen an dem so genannten Gottesdienst derselben teilnehmen würden, es wagen dürften, irgendein Lied anzugeben, oder zu beten, oder zur Erbauung der Versammlung die Lippen zu öffnen. Und warum dieses? Wegen der menschlichen, unbiblischen Regel und Anordnung, dass der Priester, oder der Geistliche, oder der Pastor die einzige rechtlich eingesetzte Person ist, der man das Recht eingeräumt hat, die Dinge zu verwalten und das Wort zu führen. Diese Unordnung lässt weder dem Herrn und seinen Aposteln, noch dem Heiligen Geist einen anderen Platz als den eines stummen Zuhörers. Ist das die göttliche Weise, um das Werk Gottes zu tun? Ja, ist es nicht menschlich, selbst satanisch, wenn der Herr Jesus, der Heilige Geist und die Apostel schweigen müssen, weil, gemäß der Regeln aller kirchlichen Parteien unserer Tage, der Priester, der Geistliche, oder der Pastor – mag auch jeder von ihnen ein wahrer Christ sein – von Menschen in den Platz des Heiligen Geistes eingesetzt ist und demzufolge bei Gelegenheit des Gottesdienstes alles zu verrichten hat? Ist dieser Dienst in der Hand eines Mannes nicht zu einer leeren Form herabgesunken? Was anders ist dieses, als „Davids neuer Wagen“ (1. Chr 13,7), um das Werk Gottes zu tun, anstatt sich nach der im Neuen Testament bezeichneten alten und einfachen Weise Gottes umzusehen? Und ist es daher ein Wunder, dass so viele Unruhe, Betrübnis, Blindheit, Weltlichkeit, Dürre und geistlicher Tod inmitten der kirchlichen Parteien unserer Tage herrschen? Anstatt die Bundeslade durch die von Jehova erwählten Leviten tragen zu lassen, beschlossen David und seine Großen, dieses durch den neuen Dienst eines neuen Wagens bewerkstelligen zu lassen. Anstatt des Dienstes, ausgeführt bezüglich der Bundeslade von den erwählten Dienern Gottes, sehen wir hier von Seiten Davids und Israels in dem neuen Wagen eine Nachahmung des Beispiels der Philister, ähnlich dem Dienst der verschiedenen Religionsbekenntnisse, welche ebenfalls den schriftwidrigsten Mustern nachgefolgt sind.

Der Mensch liebt das, was neu und ungewöhnlich ist, und was er selbst erfunden hat. Die Geschichte Roms (ich meine das kirchliche und nicht das heidnische Rom) liefert uns die Beweise dafür. Hier findet man Neuerungen, neue Erfindungen, Anordnungen, Pläne und eigene Gebräuche, die man, vermischt mit dem einfachen Wege und Worte Gottes, den Juden und Heiden nachgeahmt hat. Und hat nicht der Protestantismus manches, das nur eitles Blendwerk ist, dem römischen Systeme entlehnt? Sicher; und ebenso haben Andersdenkende, welche aus der Landeskirche ausgeschieden sind, Irrtümer mit herübergenommen, deren Quelle in Rom zu suchen ist. Man vergleiche nur alle diese kirchlichen Gemeinschaften mit den Versammlungen der Apostelgeschichte und den Briefen, und man wird sofort finden, wie völlig diese menschlichen Systeme den durch den Heiligen Geist berufenen Versammlungen entgegengesetzt sind. Kaum gibt es in den so genannten Kirchen noch einen Zug, ähnlich demjenigen, was wir im Neuen Testament finden. Ist die Gemeinschaft irgendeiner Partei gleich der Gemeinschaft des Leibes Christi? Ist der Dienst in irgendeinem Punkt gleich? Nein. Ist die Art und Weise, den Dienst aufrecht zu halten, dieselbe? Keineswegs. Ist, wie ehedem, jene Einfalt und Einheit durch den Heiligen Geist dieselbe, oder begegnet man nur der Vereinigung irgendeiner Partei oder Sekte, wo Schein und Stolz Vorherrschen? Gibt es mit einem Wort irgendetwas in diesen menschlich ersonnenen Körperschaften, was wirklich ähnlich wäre dem einfachen Gottesdienste der früheren Versammlungen, wovon wir lesen: „Die Gläubigen alle aber waren zusammen – und große Gnade war auf ihnen allen; ... von den Übrigen aber wagte es keiner, sich ihnen anzuschließen; ... aber immer mehr Gläubige wurden von dem Herrn hinzugetan.“

Es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den religiösen Körperschaften der Jetztzeit und den Versammlungen der ersten Christen. Ebenso könnte gesagt werden, dass das Fahren der Bundeslade auf einem neuen Wagen von Seiten Davids und Israels, sowie das vom Herrn bestimmte Tragen derselben auf den Schultern seines auserwählten, geheiligten Volkes eine und dieselbe Sache sei. David beriet sich mit dem Geschöpf und trachtete nach äußerem Ansehen; und dennoch vermengte er den Namen des Herrn mit seinen eigenen Plänen, um seinem Gewissen ein wenig Ruhe zu verschaffen (1. Chr 13,2–6). Das ist es gerade, was die Diener, Priester und Geistlichen als solche öffentlich getan haben, sie sind der Schicklichkeit und des Ansehens wegen, sowie im Blick auf Amt und Würde, in ein System getreten, dessen geringster Teil, im Licht der Heiligen Schrift geprüft, nicht darin gefunden wird. Sicher, man könnte, und zwar in der aufrichtigsten Liebe, alle so genannte Kirchen oder Gemeinschaften kühn herausfordern, auch nur den schwächsten Zug wirklicher Ähnlichkeit zwischen irgendeinem ihrer Systeme und der Kirche Gottes, wie dieselbe in seinem eigenen Worte gefunden wird, zu Zeigen. Wenn ein von Rindern gezogener, neuer Wagen gleich ist einer Anzahl heiliger, ergebener Leviten, dann sind auch die von einzelnen Menschen ersonnenen, so genannten Kirchen unserer Tage und die durch den Heiligen Geist gesammelte Kirche in den Tagen der Apostel eine und dieselbe Sache. Aber die so genannten Kirchen der Gegenwart sind von der Kirche Gottes von alters her so sehr verschieden, wie die Anordnung Davids von der Art und Weise verschieden waren, in welcher die Leviten die Bundeslade Gottes zu tragen pflegten. Beachten wir es hier, wie der Mensch sich der Werke seiner Hände rühmt. „Und sie fuhren die Lade Gottes auf einem neuen Wagen aus dem Haus Abinadabs; und Usa und Ahio führten den Wagen. Und David und ganz Israel spielten vor Gott mit aller Kraft und mit Gesang und mit Lauten und mit Harfen und mit Pauken und mit Zimbeln und Trompeten“ (1. Chr 13,7–8). Aber trotz ihrer Musik und Ruhmredigkeit gab es nichts Beständiges und Festes in ihrem Werk. Menschliche Erfindungen statt der Anordnungen des Herrn sind sicher unhaltbar und erschütterlich. Die Rinder hatten sich losgerissen; und als Usa seine vermessene Hand ausstreckte, um die Bundeslade zu halten, fand er sofort seinen Tod (V 9–10). Das sind die Folgen, wenn man das Werk Gottes auf Menschenweise zu verrichten trachtet. Betrübnis, Schrecken und selbst der Tod verbreiten sich über die Szene; und statt der Musik und der Freude, ist jede Seele mit Trauer und Schmerz erfüllt. „Seid niedergeschlagen und trauert und weint“ (am Tag des Abweichens von Gott) – sagt Jakobus; – „euer Lachen verwandele sich in Traurigkeit und eure Freude in Niedergeschlagenheit.“ Wer will behaupten, dass die verschiedenen Systeme der Menschen, die man Kirchen nennt, nicht jetzt schon wanken? Man betrachte das römische System in Deutschland, in Italien und in anderen Ländern; man betrachte die verschiedenen protestantischen Körperschaften mit ihrem offenen Unglauben, man betrachte endlich die kleineren Gemeinschaften, die Independenten, Baptisten, Methodisten und andere Parteien mit ihren immer mehr um sich greifenden Abzweigungen und Spaltungen, – und man sage uns, ob wohl je eine solch auffällige Erschütterung stattfand, als in unseren Tagen, ja man sage uns, ob nicht die Rinder sich losgerissen haben und das ganze menschliche Machwerk zur großen Bestürzung aller Beteiligten heftig erschüttert ist. Und warum dieses alles? Einfach darum, weil die verschiedenen Parteien und Sekten, gleich David und Israel, anstatt allein durch das Wort und den Geist Gottes geleitet zu sein, den Erfindungen ihres eigenen Geistes gefolgt sind. Dazu beachte man, das; die gemachten Anstrengungen, um diesen wankenden Zustand der Dinge zu stützen, statt eines Heilmittels das Gericht von Gott herbeiführen. Nichts kann verbessert oder wiederhergestellt werden, was von Anfang bis zu Ende, verkehrt ist. Man muss es beseitigen oder durch das ersetzen, was recht ist; denn je mehr man daran zu flicken sucht, desto mehr verschlechtert man es. Das aber ist es eben, was in den verschiedenen kirchlichen Parteien zu geschehen pflegt; allerlei Arten von Dingen und Händen werden ausgestreckt, um den wankenden Bau zu halten. Aber wenn man, wie es von Seiten Usas geschah, anstatt die ganze Bauart als verkehrt anzuerkennen und aufzugeben, eine unverbesserliche Sache wiederherzustellen sucht, so ist nichts als das Gericht Gottes zu erwarten. Eine große Menge sogenannter Geistlichen sind sogar so verblendet und verhärtet, dass sie nicht nur ihre eigenen wankenden Systeme durch falsche und törichte Mittel zu stützen trachten, sondern sich sogar nicht schämen, die Wahrheit und göttlichen Grundsätze solcher Christen öffentlich anzugreifen, die sich einfach als Christen versammeln, und die nicht irgendein von Menschen ersonnenes System nachahmen und aufrecht halten, sondern die einfach und allein dem Muster und der Lehre des Wortes Gottes folgen. Wie viele falsche Anklagen sind von ihrer Seite gegen solche Christen vorgebracht worden, was ihre Zuhörer, die sie schriftwidrig als ihre Herde bezeichnen, bezeugen werden. Jedoch die aufrichtigen Kinder Gottes inmitten dieser Sekten durchschauen dieses alles; und Gott hat ihnen die Augen geöffnet, um die Motive dieser Männer und die Ungereimtheit ihrer Beschuldigungen zu erkennen. Der arme Usa hielt es sicher, indem er seine ungeweihte Hand ausstreckte, für eine kluge Sache, den Wirkungen der sich losreißenden Rinder vorzubeugen und den Sturz des Wagens zu verhüten; aber seine Handlung hatte für ihn selbst den Tod, den Verlust der Gegenwart oder der Bundeslade Gottes, und für alle Mitbeteiligten an diesem schriftwidrigen Unternehmen Trauer und Bestürzung zur Folge. Die Bundeslade oder die Gegenwart Gottes musste sich jetzt von David und Israel in das Haus Obed–Edoms zurückziehen (V 13), wo sie nicht des menschlichen Schutzes benötigt war, und wo sich nicht, als ob Gott des Menschen bedürfe, eine unbefugt sich einmischende Hand zu ihrer Stütze erhob. Und was war die Folge? „Gott segnete das Haus Obed–Edoms und alles, was sein war“ (V 14). Hier finden wir also Segnung und Freude, während wir auf der anderen Seite Verlust, Trauer und Tod fanden. Ist das nicht eine ernste Lehre für jeden, der in Wahrheit an Christus Jesus gläubig ist? Bist du, mein christlicher Leser, noch Mitglied und Beförderer eines Systems menschlicher Erfindung, ähnlich jener beklagenswerten Angelegenheit bezüglich des neuen Wagens Davids und Israels? Nun, dann beachte es wohl, dass, wie verkehrt und dem Wort Gottes alles auch entgegen war, der Mensch sich dennoch darüber ergötzte und frohlockte, weil es eine Erfindung seines eigenen Verstandes und das Werk seiner eigenen Hände war; aber beachte auch die Folgen, die Bestürzung, den Fall und das dadurch erzeugte Elend. Und so wird es mit jedem System des Menschen sein, welches, obwohl „gut in seinen eigenen Augen“ und durch alle Arten musikalischer Töne gefeiert, dennoch von Gott gerichtet, zertrümmert und zunichtegemacht werden wird, weil es nicht in Übereinstimmung, sondern im Widerspruch mit seinem Wort steht und nur die Verherrlichung des Menschen und die Entehrung Gottes bewirkt. Wenn der Herr morgen erschiene, was würde dann das Los aller so genannten Kirchen, dieser menschlichen Systeme sein? Sie würden als menschliche Systeme vernichtet werden. Nur wenn wir einzig und allein in seinem Namen versammelt sind, können wir auf seine Anerkennung rechnen und seine Ankunft mit Freuden erwarten. Darum, mein christlicher Leser, siehe zu, ob du dich nicht in einer Verbindung befindest, die vielleicht eine bloß menschliche Erfindung – der Schauplatz eines neuen Wagens – ist, und zwar begleitet mit Gepränge und äußerlich anziehenden Tönen, um dir selbst Reize zu verschaffen und das Herz von Gott und seinem Wort abzulenken.

Ja, in der Tat, die uns in 1.Chroniker 13 geschilderte Szene ist ein treues Bild der kirchlichen Parteien unserer Tage, von Rom bis zur kleinsten Sekte herab; denn sie sind sämtlich, weil von Menschen eingerichtet, eine und dieselbe Sache, wiewohl sie in vielen Zügen voneinander unterschieden sind. Wer wird im Blick auf die Heilige Schrift leugnen können, dass alle diese Parteien durch Menschen gebildet sind und nicht im Wort Gottes gefunden werden? Man nehme eine der Versammlungen des Neuen Testaments und man zeige die wirkliche Ähnlichkeit mit den so genannten Kirchen oder religiösen Gemeinschaften unserer Tage. Es ist unmöglich. Die Kirche des Neuen Testaments oder die damals örtlich getrennten Versammlungen sind durch den Geist Gottes gebildet worden und waren berufen, sich zu „befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren im Band des Friedens.“ Der Heilige Geist machte Sünder lebendig, und Versammelte sie in eins; und also entstand die Einheit des Geistes, deren Ausdruck die Versammlung oder Kirche Gottes war, in welcher Stadt, in welchem Land und selbst in welchem Haus man sich auch nur im Namen Jesu versammeln mochte. Aber wo finden wir in unseren Tagen etwas, das diesem ähnlich wäre? Man darf es kühn behaupten, dass unter den verschiedenen so genannten Kirchen oder Parteien des Christentums dergleichen nirgends zu finden ist. Es ist daher kein Wunder, dass eins große Erschütterung stattfindet bei der Erkenntnis, dass das Werk, gleich demjenigen Davids und Israels, nicht vom Geist Gottes, sondern von Menschen ist. Wenn es mir der Herr erlaubt, werde ich in den folgenden Abschnitten zu Zeigen trachten, wie der Herr die Seinen zurecht führt und von ihren selbsterwählten Wegen befreit, indem Er sie leitet auf die Ihm wohlgefälligen „Pfade der Gerechtigkeit um seines Namens willen.“

Vielleicht wird mancher Leser die Sprache dieser Zeilen etwas hart und strenge finden; allein wenn er beachtet, dass dieselbe nicht gegen Personen, sondern gegen irrtümliche Systeme – Kirchen genannt – gerichtet ist, so wird er diese Strenge und Härte nicht mehr finden, indem ich ihm Zugleich versichere, dass ich nicht das geringste Gefühl von Bitterkeit gegen irgendjemand in meinem Herzen habe. Möge der Herr seine Kinder von allem befreien, was seinem Willen und Worte zuwider ist!

2.: Wir haben also bereits die üblen Wirkungen gesehen, wenn eine gute Sache auf eine verkehrte Weise verrichtet wird. Es war durchaus richtig, die Bundeslade Gottes an den ihr geziemenden Platz zu bringen; aber es war Von Seiten Davids und Israels ganz und gar verkehrt, den Heiden nachzuahmen, zumal da der Herr selbst in seinem Wort die ausführlichste Andeutung über die Art und Weise der Fortschaffung seiner Bundeslade gegeben hatte. Doch wie in unseren Tagen war auch damals das Wort Gottes vernachlässigt, während die Pläne und Erfindungen des Menschen an dessen Stelle gesetzt wurden.

Es besteht bezüglich dessen, was man Aufrichtigkeit nennt, selbst unter vielen Christen eine seltsame Verstellung. Wiederholt hört man sagen: „Wenn du nur aufrichtig bist, dann hat es wenig Bedeutung, welches deine Religion ist.“ Nur von dem Beweggrund, der Absicht – meint man – hänge alles ab. Doch ein größerer Irrtum kann kaum gedacht werden. Sind nicht die Hindus, die Mohammedaner und die Chinesen aufrichtig? Sind nicht die Juden und die Römlinge aufrichtig? Aber wie anerkennenswert die Aufrichtigkeit und die lauteren Beweggründe an und für sich sein mögen, was nützen sie uns, wenn wir, anstatt dem Wort Gottes zu glauben und zu folgen, nur an eine Mythe glauben und den Trugschlüssen unserer eigenen Einbildungskraft folgen? Die Aufrichtigkeit des Paulus war eine so wirkliche, und seine Beweggründe waren so lauter und rein, dass er Gott einen Dienst zu tun meinte, wenn er die Jünger Christi tötete. Großer Eifer ist eine andere der vielen Täuschungen, welche viele zum Heil nötig erachten. Die Juden zeigten einen großen Eifer wider Christus; und ihrer viele hatten gute Beweggründe und waren äußerst aufrichtig, den Herrn dem Tod zu überliefern; aber machten ihre Beweggründe, ihre Aufrichtigkeit und ihr Eifer ihre Handlung zu einer guten? Keineswegs. Nein, mein christlicher Leser, nicht das Maß von Aufrichtigkeit, Eifer und guten Beweggründen vermag eine schlechte, schriftwidrige Handlung gut zu machen. Schaue auf David und Israel; betrachte ihre Aufrichtigkeit, ihren Eifer und ihre uneigennützigen Beweggründe; war dennoch nicht alles wertlos vor Gott? Das Werk Gottes muss in göttlicher Weise getan werden; und wenn dieses nicht der Fall ist, so wird das Werk nicht nur nicht anerkannt, sondern wird Gericht, Betrübnis und Tod zur Folge haben. „Gott lässt sich nicht spotten; denn was irgendein Mensch sät, das muss er ernten.“ Wie besorgt und vorsichtig sollten daher de Christen sein; und wie sehr bedürfen sie der Prüfung, ob sie auf dem durch das Wort Gottes bezeichneten einfachen Wege vorangehen, damit sie nicht, wie David, nicht nur den Verlust der Gegenwart des Herrn, sondern auch Trauer, Elend und selbst den Tod über sich selbst und andere bringen!

Aber wenn Gott ein Gott des Gerichts ist, so ist Er auch ein Gott der Gnade und des Erbarmens. Gericht ist sein ungewöhnliche, aber Barmherzigkeit sein gewöhnliches Werk; und „die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht.“ So finden wir es auch hier. „Hiram, der heidnische König von Tyrus, sandte Boten zu David, und Zedernholz und Maurer und Zimmerleute, ihm ein Haus zu bauen“ (1. Chr 14,1). So zeigte der Herr seinem Knecht David die Unumschränktheit seiner Gnade, indem Er diesen heidnischen König erweckte, demselben ein Haus bauen zu helfen, wiewohl David, handelnd gegen das Wort und den Willen Gottes, für einen Augenblick Gott bei Seite gesetzt hatte. „Barmherzigkeit rühmt sich wider Gericht.“ Wenn Gott züchtigt, so ist es zu unserem Nutzen; und sicher fühlte David dieses und war daher für die Entfaltung der Vermittlung Gottes in großer und besonderer Liebe zubereitet. Der König von Tyrus scheint durch seine Handlung auszudrücken, dass er in David, da derselbe in diesem Charakter sich ihm darstellte, nicht nur den König Israels als solchen, sondern in ihm auch den von Gott gesalbten und eingeführten König anerkenne; denn ein Haus ist das Zeichen der Niederlassung. Wie lieblich muss dieses alles für das Herz Davids gewesen sein; und welche Züge göttlicher Güte treten uns in allem vor Augen! Und noch mehr als dieses. Wir lesen: „Und David erkannte, dass Jehova ihn als König über Israel bestätigt hatte, und dass sein Königreich hoch erhoben ward um seines Volkes Israel willen“ (V 2). Wir haben hier also nicht nur Offenbarung, sondern auch Verwirklichung. Das für David erbaute Haus mochte ihm die besondere, durch einen verborgenen Kanal strömende Gut? Gottes offenbaren; aber von Gott selbst mittels seines Volkes Israels vernimmt und verwirklicht er die Tatsache, dass „Jehova ihn als König über Israel bestätigt hatte, und dass sein Königreich hoch erhoben ward um seines Volkes Israel willen.“ Das Werk Hirams hatte seine Wirkung im Herzen und Gewissen Davids ausgeübt. Obwohl er uns sagt, dass „sein Königreich hoch erhoben ward um seines Volkes Israel willen“, so schreibt er doch dieses, sowie die Bestätigung des Königreichs Gott allein zu. Es sind nicht die Obersten, auf die er bei Gelegenheit des „neuen Wagens“ so sehr geschaut hatte, sondern es ist der Herr, den er wahrnimmt, und der ihn „als König über Israel bestätigt hatte.“ Aber jetzt zeigt sich in den Fortschritten Davids ein großer Entscheidungspunkt. „Und die Philister hörten, dass David zum König gesalbt worden war über ganz Israel; und alle Philister zogen herauf, um David zu suchen. Und David hörte es und zog ihnen entgegen. Und die Philister kämm und breiteten sich aus im Tal Nephaim“ (V 8–9).

Hier sind die Heere der beharrlichsten, bittersten und mächtigsten Feinde Gottes und Israels. Was wird der König jetzt tun? Wird er sich mit Fleisch und Blut, mit den Hauptleuten und Obersten beraten? Wird er den Rat Gottes und den Rat der Menschen mit einander vermengen? Wird er wie ehedem sagen: „Wenn es euch gut und von Jehova ist?“ Nein, nichts von diesem allen. Er hatte zu gründlich die doppelte Wahrheit der großen Barmherzigkeit und der dazwischentretenden Gerichte Gottes kennen gelernt, als dass er auch nur für einen Augenblick auf irgendein Geschöpf und deren Macht geschaut, und nicht alles von Gott selbst erwartet hätte. Nicht ein einziges Wort richtet er an sich selbst oder an die Obersten, sondern er wendet sich ohne Zögern an den Herrn selbst. „Und David fragte Gott und sprach: Soll ich hinaufziehen wider die Philister, und willst du sie in meine Hand geben? Und Jehova sprach zu ihm: Ziehe hinauf; denn ich will sie in deine Hand geben.“ Gott ist hier ausschließlich der Einzige, der gefragt und dem gefolgt wird. Und was ist die Folge? Ein vollkommener Sieg. „Da zogen sie hinauf nach Baal–Prazim, und David schlug sie daselbst“ (V 11). Man findet hier keine Schwäche, keinen Zweifel, keine Betrübnis, sondern einen vollständigen, entscheidenden und gewissen Sieg; und der Sieg ist stets die Wirkung des Gehorsams. „Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser als das Fett der Widder.“ „Glaube mir!“ sagt der Herr. „Alle Dings sind möglich dem, der glaubt.“ Gehorsam und Glaube sind eins. Hatte David zu Anfang dem Wort des Herrn gehorcht und geglaubt, so würde er sich und anderen viele Demütigungen erspart haben, die eine Folge des Unglaubens oder des Ungehorsams waren. Und ist es nicht in unseren Tagen dieselbe traurige Sache? Ist es nicht der Unglaube oder der Ungehorsam gegen das Wort des Herrn, demzufolge die Parteien, die so genannten Kirchen, die bloßen Gemeinschaften von Menschen entstanden sind? Wenn des Herrn Wort geglaubt und befolgt worden wäre, so würden sicher keine Sekten und Spaltungen unter den Kindern Gottes vorhanden sein; aber sobald man sich von dem Wort Gottes entfernt hat, hat man menschliche Einrichtungen getroffen, und mit einem Mal ist die Kirche Gottes, welche nur eine ist und sein kann, zerrissen und zerklüftet auf verschiedene „neue Wagen“ menschlicher Erfindung gebracht worden.

Es ist indes eine große Freude zu sehen, dass viele Kinder Gottes, obwohl sie durch ihre Übereinstimmung mit den Parteien lange das Übel und den Irrtum befördern halfen, ihre verkehrte Stellung, wodurch ihre Seelen verfinstert und geschwächt wurden, erkannt haben, und nun, statt sich auf Menschen zu stützen, dem Wort Gottes glauben und gehorchen, wie David es im letzten Augenblick tat, als er jenen vollständigen, entscheidenden Sieg davontrug. Welch eine Szene stellt sich hier dem Auge und Geist Davids dar? Als er, Usa und Israel bei Gelegenheit der Bundeslade Gottes gegenüber den Geboten des Herrn ungehorsam und nachlässig gewesen waren, war der gerechte Zorn Gottes entbrannt und hatte einen „Bruch“ an Usa gemacht, weshalb David „selbigen Platz Perez–Usa nannte bis auf diesen Tag.“ Aber jetzt ist alles anders. Wir finden hier die bei einer anderen Gelegenheit gesprochenen Worte Davids bestätigt: „bevor ich gedemütigt war, irrte ich, jetzt aber halte ich deine Worte“ (Ps 119,67). Jehova ist auf seiner Seite und wider seine Feinde, und David sagt: „Gott hat meine Feinde durch meine Hand durchbrochen gleich einem Wasserdurchbruch; daher nannte er den Namen selbigen Ortes Baal–Prazin“ (V 11), d. h. Ort der Durchbrüche. Während also bei Gelegenheit des Ungehorsams nur ein einziger „Bruch“ gemacht worden ist, sehen wir in diesem Fall des Gehorsams Davids die Feinde durchbrochen gleich einem „Wasserdurchbruch“.

Indes gibt es hier noch eine Sache von großer Bedeutung bezüglich des Gegensatzes in dem Betragen des Königs, als er seinem eigenen und dem Willen des Volkes durch Unglauben folgte, und in seiner nachherigen Treue. Im erstem Fall war er so verblendet und verwirrt, dass er die Philister – seine und Gottes Feinde – bei Verrichtung des Werkes Gottes sich zum Muster nahm. Nun aber im Glauben und Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, will er nicht nur keinem einzigen ihrer Anschläge Folge leisten, sondern will auch den teuersten Gegenstand ihrer Herzen zerstören. „Und sie ließen daselbst ihre Götter; und David gebot, und sie wurden mit Feuer verbrannt“ (V 12). Hier erblicken wir also die große Verschiedenheit, ob ein Gläubiger allein das Wort Gottes, oder ob er den Menschen zu seinem Führer wählt. Im ersteren Fall besitzt er Frieden, Macht, Gewissheit und Sieg, während er im zweiten Fall überall von Dunkelheit, Verlust, Zweifel und Bestürzung beherrscht wird. O möchten die Kinder Gottes doch das Elend sehen und fühlen, welches sie dadurch über sich gebracht haben, dass sie die schriftwidrigen so genannten Kirchen der Menschen, mit denen sie verbunden sind, unterstützen, und möchten sie sich doch sammeln um die Person dessen, der gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.“ David hatte die Neigung gezeigt, Gott bei Seite zu setzen und sich auf den Arm des Fleisches zu stützen, und darum war es nötig, in seine Seele das Gefühl der Nichtigkeit des Geschöpfs und der unaufhörlichen Macht und Größe Gottes tief eindringen zu lassen, damit er sich nicht bei sich selbst oder bei anderen nach Hilfe und Leitung umsehe, sondern sich in jeder Lage an seinen Gott wende. Im Blick auf diese Notwendigkeit wird es den Philistern gestattet, nochmals in Schlachtordnung vor ihm zu erscheinen. Was wird David jetzt tun? Er hat durch die Güte Gottes einen großen Sieg davongetragen; wird er jetzt auf sich selbst vertrauen oder mit den Hauptleuten sich beraten? O nein, die bittere Erfahrung, die er gemacht hatte, war noch nicht vergessen. Überdies hatte er die Liebe, Sorgfalt und Macht dessen erfahren, der gesagt hat: „Vertraue auf mich!“ – „Und die Philister zogen wiederum hinauf und breiteten sich aus im Tal. Und David fragte Gott abermals, und Gott sprach zu ihm: Du sollst nicht hinaufziehen hinter ihnen her; wende dich von ihnen, dass du an sie kommst, den Bakasträuchern gegenüber. Und es wird geschehen, wenn du das Geräusch eines Daherschreitens in den Wipfeln der Bakasträucher hörst, alsdann komm hervor zum Streit; denn Gott geht vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen. Und David tat, wie ihm Gott geboten hatte, und sie schlugen das Heer der Philister von Gideon bis nach Gaser“ (V 13–16).

Wie wahr sind die Worte Gottes! Der König, der Streiter und Diener Gottes muss eine Zucht von ganz besonderer Art durchmachen; er muss Gebote von einem scheinbar widersprechenden Charakter lernen und befolgen. So war es mit Abraham. Es ward ihm ein Sohn und Erbe verheißen, als die Regeln der Natur nicht mehr ein Kind erwarten ließen. Gott hatte ihm die Verheißung gegeben, dass sein Same wie der Staub auf Erden und wie die Sterne des Himmels an Menge sein sollte. Und trotz dieser Verheißung ward Abraham aufgefordert, den einzigen Sohn zu opfern. Sicher waren diese geheimnisvollen Wege versenkt in die unergründliche „Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes.“ Aber Gott leitet, wie bereits bemerkt, seinen Diener, welchen Er viel gebraucht, durch eine höchst verschiedenartige und oft scheinbar sich widersprechende Zucht, damit er in allen Dingen Gott zu Rat ziehe und auf Ihn lausche und nicht auf Satan, auf sich selbst oder auf den Menschen.

Wir dürfen in keiner Sache auf den Menschen unser Vertrauen setzen; denn es gibt „nichts Gutes“ in ihm. Der Herr selbst „wusste, was in dem Menschen war“, und darum vertraute Er sich ihm nicht. Der König erfuhr deutlich und schmerzlich die Kraft und Wahrheit der Worte: „Es ist besser auf Jehova vertrauen, als sich verlassen auf Menschen; es ist besser auf Jehova vertrauen, als sich verlassen auf Fürsten“ (Ps 118,8–9); und er musste zubereitet werden, zu verstehen, dass Gott tun wird, was Ihm gut dünkt, und dass Er über sein Tun keine Rechenschaft gibt, sondern seine Handlungen und Unterweisungen verändert und wechselt, wie es Ihm am besten scheint. Derselbe Gott, welcher in Vers 10 gesagt hatte: „Ziehe hinauf!“ sagt hier in Vers 14: „Du sollst nicht hinaufziehen!“ Warum diese besondere Übungsweise für seinen Diener? Weil Er David in der kräftigsten Weise belehren will, dass es die Schlacht des Herrn und nicht die Schlacht Davids ist. „Du sollst nicht hinaufziehen hinter ihnen her. Und es wird geschehen, wenn du das Geräusch eines Daherschreitens in den Wipfeln der Bakasträucher hörst, alsdann komm hervor zum Streit; denn Gott geht vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen.“ – Als Pharao und hinter ihm die Heere Ägyptens den Israeliten auf den Fersen waren, das rote Meer vor ihren Füßen rauschte und fast unüberwindbare Berge sich zu beiden Seiten erhoben, sagte Moses: „Fürchtet euch nicht! Steht fest und seht die Rettung Jehovas, die Er euch heute erweisen wird; denn die Ägypter, die ihr heute seht, die werdet ihr fortan nicht mehr sehen ewiglich“ (2. Mo 14,13). Auch Joschafat, als er sich einer großen Menge – bestehend aus den Kindern Ammons und Moabs und denen vom Gebirge Seir – gegenübersah, schaute nur auf den Herrn, und die Antwort lautete: „So spricht Jehova zu euch: Ihr sollt euch nicht fürchten und sollt nicht zagen vor dieser großen Menge; denn nicht euer ist der Streit, sondern Gottes. ... Ihr werdet hier nicht zu streiten haben; stellt euch hin, steht und seht die Rettung Jehovas. Juda und Jerusalem! fürchtet euch nicht und zagt nicht; morgen zieht ihnen entgegen, und Jehova wird mit euch sein“ (2. Chr 20,15–17). Ebenso musste auch Gideon belehrt werden, dass nicht durch eine starke Macht, sondern durch den Heiligen Geist die Siege errungen würden. Nachdem sein Heer bis auf dreihundert Streiter verringert war, hatte er Gelegenheit, durch einen Traum zu erfahren, dass er in der Hand Jehovas nur ein Gerstenbrot sei, dass aber, wenn Jehova dieses Gerstenbrot in das Lager der Midianiter wälze, das ganze Heer derselben vor diesem armseligen Brot fallen werde (Man lese Richter 6 und 7).

Dieses sind einige von den vielen, für das stolze Menschenherz notwendigen Unterweisungen Gottes. Selbst bezüglich der Art und Weise, dem Feind zu begegnen, will Gott seine Veränderungen und Bestimmungen treffen, damit der Mensch wissen möge, dass kein Schritt getan werden darf, ohne seines Willens in dieser Beziehung versichert zu sein. Gerade weil dieses mangelte, irrte David so sehr und musste daher belehrt werden, dass selbst ein gestriger Befehl für heute keine Geltung mehr habe, sondern dass er der täglichen Speise und Unterweisung wegen vor Gott kommen müsse und sein Wille gebrochen werde, indem ihm an dem einen Tage befohlen wurde: „Ziehe hinauf!“ und an dem anderen: „Du sollst nicht hinaufziehen!“ Aber – wie bei Moses, Gideon und Joschafat – welche Zeichen der Rettung, des Sieges und des Triumphs erblickt er zu seinen Gunsten! Als er seinem eigenen und dem Rat seiner Obersten folgte, erfreute er sich keiner Rettung, keines Sieges, keines Triumphes, sondern Sünde, Trauer und Tod waren die Früchte. Ebenso ist es mit vielen Kindern Gottes, welche, anstatt nur und stets auf den Herrn zu blicken, ihren eigenen und den Gedanken ihrer so genannten Geistlichen folgen und mithin sich verbunden haben mit einem schriftwidrigen System, welches, gleich dem neuen Wagen Davids, durch Menschen aufgerichtet ist. Daher haben ihre Herzen und Seelen Trauer, Dürre und selbst den Tod zur Frucht; denn wie kann jemand glücklich sein, welcher das Wort Gottes bei Seite setzt, um schriftwidrigen Überlieferungen der Menschen zu folgen? David durfte nicht eher den Kampf beginnen, bis sein Ohr „das Geräusch eines Daherschreitens in den Wipfeln der Bakasträucher“ vernahm. Das ist wieder der Gerstenkuchen Gideons. „Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes stärker als die Menschen“ (1. Kor 1,25). „Wenn jemand unter euch sich dünkt, weise zu sein in diesem Zeitlauf, der werde ein Narr, auf dass er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott“ (1. Kor 3,18–19). Sobald David „das Geräusch des Daherschreitens in den Wipfeln der Bakasträucher“ vernahm, konnte er dem Feind entgegentreten; denn dieses Geräusch erinnerte ihn daran, dass Gott vor ihm hergehe, um das Heer der Philister zu schlagen (V 15). In dieser höchst beachtenswerten Weise wurde er belehrt, dass es der Streit Jehovas sei, und dass er keine Bewegung zu machen habe, ohne vorher das deutliche und bestimmte Wort des Herrn vernommen und durch das Rauschen in den Baumwipfeln den klarsten Beweis empfangen zu haben, dass Gott vor ihm hergehe. Das Lager Israels konnte sich nicht ein Haar breit fortbewegen, bevor sich die Feuer– und Wolkensäule zuerst in Bewegung gesetzt hatte; war aber letzteres geschehen, so musste Israel, mochte es Nacht oder Tag sein, sofort aufbrechen und erst dann Halt machen, wenn die Säule stillstand. „Wir wandeln kraft des Glaubens und nicht des Schauens“, sagt der Apostel. „Abraham zog aus, nicht wissend, wohin er komme.“ O möchten wir einen kindlichen Glauben an das Wort, an die Taten und Wege des Herrn haben! David machte bei dieser Gelegenheit nicht die geringste Einwendung; er suchte weder bei sich selbst, noch bei seinen Hauptleuten Rat und Weisheit, sondern beugte sich einfach und unbedingt unter den Willen und das Wort Jehovas. Er gehorchte dem Befehl des Herrn; „und sie schlugen das Heer der Philister von Gideon bis nach Gaser“ (V 16). Hier wird also durch „Glaubensgehorsam“, oder mit anderen Worten durch einfachen Glauben an des Herrn Wort und nicht in dem Gefühl und der Weisheit des Menschen ein völliger und herrlicher Sieg über Gottes und Davids Feinde gefeiert, während früher, als David dem Geschöpf folgte und diente, nichts als Verwüstung, Hoffnungslosigkeit und Zerstörung geerntet wurde.

Wir haben hier reine ernste Warnung und ein schönes Beispiel – eine Warnung im Blick auf einen traurigen Wandel nach eigenem Ermessen und geleitet durch menschliche Gefühle und Überlieferungen, und ein Beispiel im Blick auf den freudigen, friedlichen, mächtigen und siegreichen Wandel im Glauben geleitet durch den Geist und das Wort Gottes. Nicht nur waren alle Feinde Davids vor ihm gefallen, sondern auch „der Name Davids ging aus in alle Länder; und Jehova legte Furcht vor ihm auf alle Nationen“ (V 17). Alles ist durch die Gnade und Güte Gottes verändert. Anstatt eines widerwilligen, ungehorsamen Dieners haben wir einen willigen, glaubenden und gehorsamen Diener, und von nun an gelingt und gedeiht alles unter dem König Israels, dem Gesalbten Jehovas.

Geliebter Leser! Gleichst du dem in Kapitel 13 oder dem in Kapitel 14 gezeichneten Bilde Davids? Jedenfalls wandelst du entweder den Pfad des Glaubens, geleitet durch den Geist und das Wort Gottes, oder du wandelst nach eigenem Ermessen, geleitet durch menschliche Gefühle und Überlieferungen. Einen dritten Pfad gibt es nicht, wie geschrieben sieht: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Möge der Herr seine Kinder aus den verschiedenen Systemen, oder so genannten Kirchen unserer Tagebefreien, welche ihre Seelen mit Trauer und Dürre erfüllen werden! Möge Er sie die große Freude und Segnung des Gehorsams gegen sein Wort, sich ohne einen von Menschen erbauten „neuen Wagen“ einfach als Kinder Gottes zu versammeln, genießen lassen! Sicher würden sie dann auch, wie David in Kapitel 14, die kostbare Gegenwart, Macht Führung und den endlichen Sieg des Herrn erfahren.

3.: Wir haben also im ersten Teil die traurigen Folgen der Unterwerfung unter den Einfluss und die Leitung des Menschen, sowie des Ungehorsams gegen das Wort Gottes gesehen (Kap 13), während wir im zweiten Teil (Kap 14) sahen, wie Gott nach seiner Weisheit Umstände hervortreten ließ, welche seinen Diener so völlig veranlassten, von dem Menschen abzulassen und sich auf Gott zu werfen, dass David ohne den ausdrücklichen Befehl Jehovas nicht einen einzigen Schritt tat. Als Gott seinen Diener prüfte, indem Er an einem Tag sagte: „Ziehe hinauf!“ und am anderen: „Du sollst nicht hinaufziehen!“ – so beriet sich David nicht mit Fleisch und Blut, sondern gehorchte einfach, indem er wiederholt Gott allein fragte (V 10–14) und nur dessen Befehlen gehorchte; und die Folge war, dass, während er in Kapitel 13, dem Menschen und nicht dem Wort Gottes folgend, nichts als Elend und Schande fand, hier ein vollständiger Sieg seiner harrt, weil er nur dem Wort des Herrn und nicht dem Menschen folgt.

In Kapitel 15 finden wir die große Gnade und Güte Gottes gegen seinen Diener, sowie die dadurch erzeugten gesegneten Wirkungen noch mehr entfaltet. David ist so völlig wiederhergestellt und zu Gott und seiner Wahrheit zurückgeführt, dass er, anstatt sich der heidnischen Weise und eines „neuen Wagens“ zur Verrichtung des Werkes Gottes zu bedienen, vielmehr bestimmt und feierlich erklärt: „Die Lade Gottes soll niemand tragen, als die Leviten; denn sie hat Jehova erwählt, die Lade Gottes zu tragen und Ihm zu dienen ewiglich“ (V 2).

Und nun, mein Leser, erkennst auch du nur die an, welche der Herr für sein Werk auserwählt hat, oder hältst du, wie David zu Anfang, den halb jüdischen, halb heidnischen „neuen Wagen“ menschlicher Erfindung für besser, als die Anordnungen Gottes für seinen Dienst in seinem eigenen Haus? Der Geist Gottes gibt Gaben, welchem Er will, „jeglichem insbesondere austeilend, wie er will. ... Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches von ihnen am Leib, wie er gewollt hat“ (1. Kor 12,17–18). Aber ach! dieses alles hat man aus dem Auge verloren; und die sich nennenden Kirchen oder Gemeinden richten sich nach Belieben ihre Ämter und ihr Kirchenregiment ein, ohne in irgendeiner Weise auf das Wort Gottes Rücksicht zu nehmen.

Wie verschieden ist das Verhalten Davids in dieser Hinsicht! Er beachtet und befolgt nur den Willen, den Weg und das Wort Gottes. Wie vortrefflich er die verschiedenen Unterweisungen der Barmherzigkeit und des Gerichts Gottes gelernt hat, zeigen uns die Worte: „Die Lade Gottes soll niemand tragen, als die Leviten; denn sie hat Jehova erwählt, die Lade Gottes zu tragen und Ihm zu dienen ewiglich.“ Jetzt versammelte David die Kinder Aarons und die Leviten für das Werk Gottes statt zu seinen eigenen Plänen zurückzukehren (V 4), und alles nimmt einen glücklichen und harmonischen Verlauf; und dieses ist stets der Fall, wenn statt der schwachen, irrenden Meinung des Menschen, Gott und sein Wort anerkannt und befolgt werden.

Jedoch wählt der König nicht nur die rechten Personen für den Dienst Gottes, sondern trägt auch Sorge, dass die Priester und Leviten für ihren höchst feierlichen Dienst praktisch und persönlich zubereitet sind, damit nicht wieder, wie vorher, ein „Bruch“ oder eine Todesszene über sie gebracht werde. „Und David rief Zadok und Abjatar, die Priester und die Leviten ..., und sprach zu ihnen: Ihr seid die Häupter der Väter der Leviten; heiligt euch und eure Brüder und bringt hinauf die Lade Jehovas, des Gottes Israels, wohin ich ihr bereitet habe. Denn weil ihr zum ersten Mal nicht da wärt, so tat Jehova einen Bruch unter uns, weil wir Ihn nicht suchten nach der Verordnung“ (V 11–13). (Schluss folgt)

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel