Botschafter des Heils in Christo 1874

Vergeben und Vergessen

„Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“ (Heb 10,17). Man sagt gewöhnlich unter den Menschen: „Ich will wohl vergeben, aber ich kann nicht vergessen.“ Die menschlichen Gefühle mögen zu Zeiten das Herz so sehr erfüllen und einnehmen, dass die Erinnerung an meine Vergehungen keinen Raum darin finden; doch diese Erinnerung kehrt nach dem Maß zurück, als diese Gefühle gegen mich abnehmen und schwach werden. Anders aber ist es mit der Liebe Gottes. Ihr Strom ist so mächtig und so vollkommen, dass er nicht nur unsere Missetaten bedeckt, sondern sie für immer bedeckt. Es bleibt keine Spur davon zurück; sie kommen nie mehr in das Gedächtnis Gottes. „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“ Gott kann nicht allein vergeben, sondern auch vergessen. Unvergleichliche Liebe!

Hier ist wahre Ruhe für ein aufgewachtes Gewissen. „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde“ (1. Joh 1,7). Das Auge einer unermesslichen Heiligkeit kann nicht einen Flecken von Sünde auf dem Gewissen dessen entdecken, der durch das Blut Christi gereinigt ist. Alle Sünden und Gesetzlosigkeiten des Glaubenden sind für immer in das Meer ewiger Vergessenheit versenkt. Gott hat sich mit seinem eigenen Worte dafür verbürgt, dass Er nie mehr daran gedenken werde. „Er schaut nichts Böses in Jakob und steht kein Unrecht in Israel.“ Das Blut Christi hat alles Böse, alles Unrecht für immer beseitigt. Gottes Auge ruht jetzt auf diesem kostbaren Blut, wodurch Er Zugleich völlig verherrlicht worden ist; und nie mehr kann die Sünde dessen, der an Christus glaubt, zwischen ihn und Gott treten. Köstliche, gesegnete Wahrheit.

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