Botschafter des Heils in Christo 1871

Der Sohn Gottes - Teil 3/4

Der Heilige Geist liefert in dem Brief an die Hebräer, außer vielem anderen, den Beweis, dass die Kraft des Priestertums Christi ganz und gar von der Majestät seiner Person abhängt. Man lese die sieben ersten Kapitel.

In unserem Hohepriester müssen wir einem Menschen begegnen, jemandem, der fähig ist, den Brüdern Hilfe zu bringen, weil Er, gleich wie wir, in allem versucht worden ist. Wir müssen unseren Hohepriester aus den Schmerzen und Leiden dieser Erde in den Himmel eingehen sehen. Aber ebenso notwendig ist es, dass wir in unserem Hohepriester den Sohn finden, weil kein anderer, welcher Teil an Fleisch und Blut hat, die „Kraft des unvergänglichen Lebens“ besah. In Übereinstimmung hiermit repräsentiert Melchisedek sowohl die Person, als auch die Tugenden, die Hoheit, die Rechte und das Ansehen des wahren Priesters Gottes (siehe Heb 7,1–3); indem wir lesen: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage, noch Ende des Lebens habend; aber dem Sohn Gottes verglichen, bleibt er fortdauernd Priester.“ Welche Einsicht verleiht uns dieses bezüglich des „großen Hohepriesters unseres Bekenntnisses“. Er kam aus dem Himmel hernieder in der vollen persönlichen Herrlichkeit des Sohnes; und Er kehrte nach dem Himmel zurück, mit sich führend die Kraft seines Opfers für die Sünde, sowie jenes unendliche Mitleiden, wodurch Er den Heiligen auf Erden zu Hilfe kommt.

Der Glaube nimmt Kenntnis von Jesu in allen seinen Wegen. Er erkannte in Ihm den Sohn, während Er im Fleisch unter uns wohnte; und als sein Leben der Erniedrigung und der Leiden hienieden ein Ende genommen, erblickte der Glaube den einmal verworfenen und gekreuzigten Menschen verherrlicht im Himmel. Er ist eine und dieselbe Person: Gott offenbart im Fleisch hier auf der Erde, und der Mensch in der Herrlichkeit droben. Das Wort sagt von Ihm und seiner bewunderungswürdigen Laufbahn: „Gott ist offenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“

In der Gestalt Gottes war Er wahrlich Gott; in der Knechtsgestalt war Er wirklich ein Knecht. Er hat es nicht für eine Beute gehalten, „Gott gleich zu sein“, sondern übte alle göttlichen Rechte aus und bediente sich aller göttlichen Schätze und Hilfsquellen mit Völligster Autorität; und ebenso hat Er „sich selbst erniedrigt“ und ist gehorsam geworden. Dies ist das Geheimnis. Alles, was wir in der Geschichte Jesu finden, wird durch dieses Geheimnis erklärt. Also verhielt es sich mit der Herrlichkeit in der Wolke. Der Gefährte der Pilger, der alle ihre Verlegenheiten teilte, war zu gleicher Zeit der Herr des Heeres. Die Herrlichkeit, welche während der Streifzüge Israels die Wüste durchzog, war Zugleich die Herrlichkeit, welche zwischen den Cherubim im Allerheiligsten wohnte.

Verweilen wir indes noch einen Augenblick bei Philipper 3,5–11, wo wir die Worte lesen: „Deswegen hat Ihn auch Gott hoch erhoben.“ Hier wird aufs Neue unsere Bewunderung wachgerufen. Denn was konnte Jesus noch mehr erhöhen? Bevor Er eintrat in sein Leben des Leidens und der Herrlichkeit, war Er schon in sich selbst unendlich groß und erhaben. Nichts war im Stande, Ihn persönlich zu erhöhen, weil Er der „Sohn“ war und die unendliche und unermessliche Herrlichkeit Gottes bereits besaß. Keine andere Ehre hätte je seine persönliche Herrlichkeit vergrößern können. Und dennoch sehen wir Ihn einen Pfad betreten, der Ihn zu einer noch höheren und – in gewissem Sinn – noch kostbareren Majestät und Herrlichkeit fühlt. Welch ein wunderbares Geheimnis!

Da die Schrift uns erlaubt, göttliche Dinge durch Gleichnisse zu erklären, so wollen wir uns diese Gedanken auf diesem Weg zu verdeutlichen suchen. Ein Königssohn Zucht aus, um durch eigenes Verdienst den Rang und die Würde zu erlangen, die ihm bereits zufolge seiner Geburt zukommt. Diese erworbene Größe wird, wiewohl sie ihn persönlich nicht zu erhöhen vermag, dennoch einen großen Wert für ihn haben und Zugleich der Achtung und Anerkennung seines Volkes den schönsten Stoff bieten. Dieser Vergleich mag einiges Licht werfen auf das bewunderungswürdige Geheimnis des Sohnes Gottes. Nach ewigem Ratschluss hat Er sich zum Streit gegürtet; und die Ehre, die Er sich erworben, sowie die Siege, die Er erlangt hat und noch erlangen wird, werden für ewig seine Wonne ausmachen. Er wird in dem Licht und in dem Charakter dieser Tatsachen erkannt und für immer gerühmt werden, wiewohl Er, was sein Wesen betrifft, ein für den Menschen unzugängliches Licht bewohnt.

In 2. Mose 3 teilt Er, redend aus dem Dornbusch, seinem Knecht Moses den Namen mit, den Er eigentümlich besitzt: „Ich bin, der ich bin.“ Doch Zugleich lässt Er den Namen erkennen, den Er sich erworben hat, indem Er sich als „den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ bezeichnet; und diesem zweiten, dem erworbenen Namen fügt Er die Worte hinzu: „Das ist mein Name ewiglich, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.“ Diese Worte verkündigen uns den Wert, den Er auf die Herrlichkeit setzt, welche sein – zu Gunsten armer Sünder – vollbrachtes Werk Ihm erworben hatte. Ebenso war es auch bezüglich der Stiftshütte oder des Tempels; nicht der Name, der seinem Wesen eigentümlich ist, sondern derjenige, welchen Er sich erworben hatte, war dort zu lesen und aufgezeichnet. Die Geheimnisse des Heiligtums reden nicht von der Allmacht, der Allwissenheit, der Ewigkeit oder von den übrigen Herrlichkeiten seines Wesens, sondern von einem, bei welchem „Barmherzigkeit sich wider das Gericht gerühmt“, und der einen Weg gefunden hat, auf welchem Er seine Verbannten zu sich heimbringt. – Wahrlich, das sind Zeugnisse von dem Wert, welchen Jesus auf den Namen setzt, den Er dadurch erwarb, dass Er sich uns weihte. Doch „Gott ist die Liebe“; dieses ist die Ursache von allem; und dieses ist die Erklärung des Geheimnisses. Wie vortrefflich und bewunderungswürdig die Offenbarungen auch sein mögen, so lassen sie doch nur die verborgenen Quellen erkennen, die in Ihm selbst geöffnet sind.

Es geziemt uns ebenso sehr, dass wir Jesus als „geboren unter Gesetz“ kennen, wie wir Ihn kennen in seiner persönlichen Herrlichkeit, als weit über jedes Gesetz erhaben. Sein ganzes Leben war das eines gehorsamen Knechtes. Wiewohl Er Gott über alles, der Jehova Israels und der Schöpfer der Enden der Erde war, so war Er doch Zugleich der Mensch Christus Jesus. Er war Jesus von Nazareth, der gesalbt mit dem Heiligen Geist, Gutes tuend, sowie Kranke und Besessene heilend, das Land durchzog; denn Gott war mit Ihm. In dem Licht dieser Wahrheiten schauen wir Ihn, und in diesem verschiedenen Licht lesen wir seine Geschichte. Erteilte den Heiligen Geist mit; und war dennoch selbst mit dem Heiligen Geist gesalbt.

Der Sohn kam, um Teil an Fleisch und Blut zu haben. Also hatte es der Weg und die Gnade des ewigen Ratschlusses Gottes gewollt – und also hatten es unsere Bedürfnisse notwendig gemacht. „Er ist in seiner Stellung wie ein Mensch erfunden“, ward erprobt in einem Leben gänzlicher Abhängigkeit von Gott, und vollbrachte ein Sterben, welches, nebst anderen großen Zwecken, in vollkommener Unterwerfung unter Gott ins Werk gestellt wurde. Das war der Zustand, den Er zufolge des ewigen Bundes auf sich nahm. Und in diesem Zustand war Er vollkommen im Wirken, im Leiden, im Dienen, vollkommen in den Schmerzen, den Seufzern, den Thronen, der Arbeit und der Mühe des Sohnes des Menschen auf Erden. Und noch mehr. Selbst jetzt, während Er im Himmel ist, hat Er sich in einem gewissen Sinne nicht ganz von diesem Zustand getrennt. Er erwartet dort eine Verheißung des Vaters; und nachdem Er diese Verheißung empfangen, lebt Er darin bis auf diesen Tag. „Sitze zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“ Dieses ward zu Jesu bei seiner Himmelfahrt gesagt; und im Glauben an dieses Wort und in der Hoffnung desselben nahm Er seinen Platz im Himmel ein und „hat sich für immerdar gesetzt zur Rechten Gottes, fortan wartend, bis seine Feinde gelegt sind zum Schemel seiner Füße“. Hier ist die Hoffnung als Antwort auf die Verheißung; und diese wurde im Herzen Jesu sowohl dann gefunden, als Er hier auf Erden der glaubende, hoffende und gehorsame Sohn war, als auch dann, wo Er gen Himmel fuhr und sich zur Rechten Gottes niedersetzte. Und wenn wir den Kreis noch weiter bis zu seiner künftigen Herrlichkeit ausdehnen, so sehen wir Ihn auch dann noch unterwürfig. „Jede Zunge soll bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist“, doch es wird „zur Herrlichkeit des Vaters“ sein. Wenn das Reich übergeben werden wird, so lesen wir: „Dann wird auch der Sohn selbst dem untergeordnet sein, der Ihm alles untergeordnet hat, auf dass Gott alles in allem sei.“ Und auch in dieser Stellung des Unterworfenseins wird es in den zukünftigen Kreisen der Herrlichkeit seine Wonne sein, den Heiligen zu dienen, sowie wir lesen: „Er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen, und wird hinzutreten und sie bedienen.“ Und wiederum: „Der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern, auch nicht mehr dürften, noch wird die Sonne auf sie fallen, noch irgendeine Glut; denn das Lamm in der Mitte des Thrones wird sie weiden, und wird sie leiten zu Brunnen der Wasser des Lebens, und Gott wird abwischen jede Träne von ihren Augen“ (Lk 12,37; Off 7,16–17). 4.: „Aufgenommen in Herrlichkeit“ (1. Tim 3,16).

Die Schrift sagt uns, dass die Engel in die Dinge des Christus hinein zu schauen begehren (1. Pet 1,12). Am Tag der Offenbarung und Erfüllung dieser Dinge ist ihr Verlangen befriedigt worden; denn in der uns durch die Evangelisten mitgeteilten Geschichte sehen wir die Engel als Augenzeugen dessen, was sie zu sehen gewünscht hatten. Sie haben das Vorrecht, Teil zu nehmen und Genuss zu finden an dem Leben Christi auf Erden – an „dem Geheimnis der Gottseligkeit“, und zwar in der Weise, wie sie im Alten Testament an dem Heiligtum Gottes ihre Freude fanden. Im Heiligtum war alles vorhanden, was zum Nutzen und Segen der Sünder nötig war. Die Altäre, das Waschbecken, der Versöhnungsdeckel – kurz alles hatte um ihretwillen seine Stätte gefunden. Doch ob auch das Werk und die Gnade des Hauses Gottes nur für Sünder vorhanden war, so betrachteten die Cherubim doch alles mit großer Bewunderung. Sie befanden sich im Haus, um die Geheimnisse anzuschauen. In eben demselben Zustand finden wir sie an jenem Tag, als die himmlischen Dinge selbst: „Gott offenbart im Fleisch“, gesehen wurden. Auch damals diente alles zum Dienst und zum Heil für uns, die Sünder, auf dass der also offenbarte Gott „gepredigt unter den Nationen und geglaubt in der Welt“ werden möchte. Doch geschah sicher alles auch deshalb, damit Er „von den Engeln gesehen werden würde“.

Sie nahmen daher im Heiligtum, sowie in dem großen Geheimnis selber einen und denselben Platz ein. Sie schauten an – sie waren Augenzeugen. Ihr Anschauen des Geheimnisses trug denselben Charakter eines großen Interesses, wie die Darstellung der Cherubim im Allerheiligsten. „Und die Cherubim breiteten ihre Flügel darüber hin, überdeckend mit ihren Flügeln den Deckel, und ihre Angesichter waren einander gegenüber; die Angesichter der Cherubim waren gegen den Deckel gerichtet“ (2. Mo 37,9). In derselben Weise werden sie in der Geschichte des Christus, der wahren Arche, gesehen.

Der Engel des Herrn kommt mit dem Auftrag aus dem Himmel, den Hirten zu Bethlehem die Geburt Jesu anzukündigen. Doch kaum hatte er seinen Dienst erfüllt, so „war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sagten: Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen“. Und als später ein anderes großes Ereignis stattfand und „Gott offenbart im Fleisch“ aus den Toten auferweckt wurde, um bald in Herrlichkeit aufgenommen zu werden, waren auch die Engel wiederum mit derselben gespannten und teilnehmenden Freude anwesend. Als Maria Magdalena sich niederbeugte, um in die Gruft zu sehen, „sah sie zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu dem Haupt und einen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte“. Und ebenso erblicken wir sie in dem feierlichen Moment der Himmelfahrt, um den Männern von Galiläa Kunde zu geben über die ferneren Wege dessen, der eben jetzt gen Himmel aufgefahren war.

Dieses alles ist eine Erklärung des Gebücktseins über den Versöhnungsdeckel, und Zugleich ein neues Anschauen der Cherubim. Der Lobgesang der himmlischen Heerscharen auf Bethlehems Fluren bildete keinen Teil ihres zu Gunsten der Menschen aufgetragenen Dienstes, sondern war eine Handlung der Gottesverehrung. Sie gaben keine Überweisung den Hirten, ja, sie sprachen eigentlich nicht zu ihnen, sondern sie gaben bei dem Gedanken an Ihn, der damals geboren, der Entzückung, wovon sie erfüllt waren, lebhaften Eindruck. Dieselbe Haltung beobachteten sie in der Gruft. Als Maria kommt, haben sie für sie allerdings ein Wort des Mitgefühls; jedoch waren sie bereits vor deren Ankunft in der Gruft und würden also dort gewesen sein, auch wenn das weinende Weib nicht gekommen wäre. Sowie die Cherubim zu beiden Seiten der Bundeslade über dem Versöhnungsdeckel hingen, so saßen die Engel an der Stätte, wo der Leib Jesu gelegen hatte, einer zu dem Haupt und einer zu den Füßen.

Welch eine Weise, um Jesus anzuschauen! Ja, „Gott offenbart im Fleisch – gesehen von den Engeln“. O möchten auch wir die Gnade empfangen, um Ihn also zu verehren und also anzuschauen! Wir haben sicher große Ursache, über die Kälte unserer Herzen zu trauern, die hierin soweit zurückbleiben. Viele unter uns werden erkennen, dass sie durch diese Dinge mehr angezogen werden müssen. Wie selten wärmen sich unsere Herzen an der Glut dieser Geheimnisse, welche Bethlehem, Gethsemane und der Ölberg den entzückten Engeln offenbarten! Doch welche Nachteile birgt dieses in sich, und wie sehr ermangeln wir der Gemeinschaft mit Jesu! Darum ist es mein Verlangen, die Aufmerksamkeit zu richten auf die herrliche Erscheinung: „Gott offenbart im Fleisch“ und Ihm von der Krippe bis zum Kreuz, vom Kreuz durch das Grab bis zur Auferstehung und von dort bis in den Himmel und bis in alle Ewigkeit durch den Glauben zu folgen.

Das Evangelium des Matthäus gibt nur im Allgemeinen Zeugnis von der Auferstehung. Der Engel bekundet dieses feierliche Ereignis; die nach der Stadt zurückkehrenden Weiber umfassen die Füße des auferstandenen Heilands und huldigen Ihm; und die Junger begegnen Ihm am Berg in Galiläa.

Markus teilt mit, wie der Herr nach seiner Auferstehung den Seinen, der Maria Magdalena, den beiden Jüngern, die aufs Land gingen, und den „zu Tische liegenden“ Elfen erschienen sei.

Lukas stellt mehr die Beweise ins Licht, wodurch Er seine Jünger zu überzeugen sucht, dass Er und kein anderer wieder in ihrer Mitte stand. Er isst vor ihren Augen; Er zeigt ihnen seine Hände und seine Seite; Er sagt ihnen, dass ein Geist nicht Fleisch und Bein habe, wie sie sahen, dass Er hatte; Er beweist ihnen aus den Psalmen und den Propheten, dass alles also geschehen musste.

Johannes redet in der ihm eigentümlichen Weise über die Auferstehung. In seinem Evangelium wird Jesus stets in Kraft und als Überwinder dargestellt; und also geschieht es auch am Grab. Die herbei geeilten Jünger sehen dort die Leintücher liegen, während sie das Schweißtuch, welches um das Haupt des Herrn gewesen war, besonders an einem Ort eingewickelt finden. Nirgends zeigte sich Verwirrung, nirgends eine Spur von Kampf und Mühe, nirgends ein Merkmal, als ob etwas Außergewöhnliches geschehen sei. Alles zeugte weit eher von Triumph und Sieg, als von Arbeit und Kampf. „Preis und Ehre dem Überwinder, der getötet war!“ – das ist die Stimme, die uns aus dem von Johannes beschriebenen Grab entgegen taut. In derselben Weise wird der Herr selbst uns dargestellt. Nicht wie bei Lukas liefert Er hier Beweise von der Wirklichkeit seiner Auferstehung. Er gibt seinen Jüngern kein tastbares Zeichen, um sie von seinem Dasein zu überzeugen. Er isst und trinkt auch nicht mit ihnen, wie wir dieses in Lukas finden. In dem Evangelium Johannes wird die Wahrheit der Auferstehung Jesu in einer erhabenem Weise dargestellt. Er überzeugt die Herzen und Gewissen seiner Jünger. Bei Maria bedurfte es nur eines einzigen Wortes, um ihr zu sagen, wer Er war, weil ihr Herz mit Ihm im Einklänge war. Seine durchbohrten Hände, sowie seine durchbohrte Seite wurden gezeigt, damit sie den Gewissen der versammelten Jünger in der Gewissheit des angenommenen Opfers Frieden verkündigen möchten; und selbst das Herz des Thomas war so vollkommen überzeugt, dass er wie in Entzückung ausrief: „Mein Herr und mein Gott!“

Auch bezüglich der Himmelfahrt Christi finden wir in den Mitteilungen der Evangelisten eine große Verschiedenheit. Weder Matthäus noch Johannes erwähnen dieses Ereignis. Am Schluss des Evangeliums Matthäus sehen wir den Herrn noch auf dem Berg in Galiläa. Auch Johannes führt uns nicht nach dem Ölberg oder nach Bethanien. Zwar stellt Er, wie es mir scheint, durch eine sinnbildliche Handlung am See Tiberias seinen Hingang in das Haus des Vaters, sowie das Nachfolgen seiner Jünger dar; aber es ist nicht die Himmelfahrt selber – nicht die feierliche Szene in Bethlehem – nicht die Aufnahme des Herrn von der Erde in den Himmel.

Markus hingegen teilt uns dieses Ereignis in den Worten mit: „Der Herr nun, nachdem Er zu ihnen geredet hatte, ward in den Himmel aufgenommen, und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Hier wird also der Moment der Himmelfahrt gemeldet; aber das ist auch alles. Es ist einfach das Auffahren dessen, welchem alle Ehre und alle Rechte angehörten, die seiner im Himmel harrten. Aber wir erfahren hier durchaus nicht, welchen Anteil die Jünger an diesem Ereignis nahmen, und selbst nicht, ob sie überhaupt Augenzeuge desselben waren.

Lukas tut einen Schritt weiter. In seinem Evangelium wird die Himmelfahrt des Herrn durch Menschen angeschaut, welche fühlten, dass dieses Ereignis für sie persönlich von großer Wichtigkeit sei. „Er führte sie aber hinaus bis gen Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, indem Er sie segnete, schied Er von ihnen, und ward hinaufgetragen in den Himmel. Und sie huldigten Ihm und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude. Und sie waren stets im Tempel, Gott lobend und preisend“ (Kap 24,50–53).

Also fährt Jesus, als der auferstandene Mensch, auf gen Himmel, indem Er eine Schar hinter sich zurücklässt, welche bezeugen konnte, dass Er wirklich ihr Jesus war. Und wiewohl eine Wolke Ihn aus ihrem Gesicht hinwegnahm, so erkannten sie doch in Ihm, der in die höchsten Himmel eingegangen, denselben Jesus, dem sie aus Erden nachgefolgt waren. Jesus, der vor seiner Auferstehung mit ihnen gegessen hatte, hatte auch nach seiner Auferstehung mit ihnen gegessen. Jesus, der ihnen während seines Umherwandelns auf der Erde einen großen Fischfang verschaffte, hatte ihnen auch nach seiner Auferstehung einen großen Fang zukommen lassen. Jesus, der früher die Speise gesegnet und sie ihnen dargereicht hatte, hatte dieses auch jetzt wieder getan. Und dieser Jesus war derselbe, der nun vor ihren Augen gen Himmel aufgefahren war.

Wie treffend und herrlich stellt der Heilige Geist uns die verschiedenen Einzelheiten der wunderbaren Laufbahn Jesu vor Augen! In Bethlehem, im Auferstehungsgarten und auf dem Berg der Himmelfahrt – überall erblicken wir denselben Jesus. Im Fleisch offenbart, pilgert der Sohn Gottes von Bethlehem nach Golgatha. Auferstanden aus den Toten, isst und trinkt Er vierzig Tage hindurch mit seinen Jüngern; und mit durchbohrten Händen und durchstochener Seite, sowie sie Ihn hienieden gesehen, fährt Er auch gen Himmel. Er belehrte seine Jünger nach seiner Auferstehung, wie Er es auch vorher getan hatte. Wie früher, so gab Er ihnen auch jetzt seine Befehle und vertraute ihnen einen Dienst an. Er kannte sie und nannte sie bei Namen, wie dieses auch ehedem geschehen war. Und endlich, da bei der Himmelfahrt ihre Blicke, als hätten sie Ihn für immer verloren, Ihn verfolgten, erscheint ein Engel, um ihnen zu sagen, dass derselbe Jesus noch mehr für sie zu vollbringen habe. „Ihr Männer von Galiläa! was steht ihr und schaut hinauf gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen ist, wird also wiederkommen, wie ihr Ihn gen Himmel habt auffahren sehen“ (Apg 1,11).

Dieses ist das Geheimnis des Grundsatzes jedes wahren Gottesdienstes. Es ist „das Geheimnis der Gottseligkeit“. Nichts führt den Menschen zur Erkenntnis und zur Anbetung Gottes zurück, als das durch den Heiligen Geist gewirkte und mit Glauben verbundene Verständnis dieses Geheimnisses. Es enthält die Wahrheit, welche das Haus Gottes bildet und füllt. „Gott ist offenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“

Haben wir, Geliebte, die Person Jesu Christi lebendig und anhaltend vor unseren Augen? Er war, wie bereits zu wiederholten Malen erwähnt, von aller Ewigkeit her in dem Schoß des Vaters, und als offenbart im Fleisch lag Er in der Krippe zu Bethlehem. Er wandelte inmitten der Mühen und Leiden des Erdenlebens; Er starb am Kreuz, verließ den Bauch der Erde und stieg empor zu dem höchsten Platze im Himmel. Die Fäden, die diese Ereignisse mit einander verknüpfen, können, wiewohl sie das Erhabenste mit dem Niedrigsten verbinden, nimmer zerrissen werden. Der Heilige Geist stellt sie uns vor Augen, sowie Er sie mit einander verbunden hat, und lasst uns zuweilen dieses Band mit göttlicher Wonne anschauen. Wir finden dieses z. B. in der treffendsten Weise in den Ps 23 und 24. Der inspirierte Dichter Prophet stellt uns Jesus in dem niedrigen Leben des Glaubens, der Abhängigkeit und der Hoffnung hier auf Erden dar und schildert dann seinen Eingang als „Jehova, mächtig im Kampf“, als „Jehova der Heerscharen“ und als „König der Herrlichkeit“, durch „die ewigen Pforten“ Jerusalems im tausendjährigen Reiche.

Verweilen wir im Geist auf diesem Weg bei Ihm? Und nehmen wir wirklich den Platz ein, den auch Er in dieser Welt eingenommen hat? Denn noch ist Er in der Welt ein verworfener Christus. Inwiefern sind wir eins mit Ihm, als einem Verworfenen? Betrachten wir nur diesen Jesus, oder harren wir mit Ihm aus in seinen Versuchungen (Ps 41,1; Lk 22,38)? „Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen! wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist?“ (Jak 4,4) Jesus genoss nach seiner Auferstehung ebenso wenig die Achtung der Welt, wie vor dieser Zeit. Die Auferstehung veränderte nichts in dieser Beziehung. Die Welt war damals für Ihn nichts mehr, als in den vorigen Tagen, wovon wir wissen, dass Er nicht hatte, wohin Er sein Haupt legen konnte. Er verließ die Erde für den Himmel, sowie Er sie früher für Golgatha verlassen hatte. Bei seiner Geburt nahm die Krippe zu Bethlehem Jesus auf; und nach seiner Auferstehung ward der Himmel geöffnet, um Ihn zu empfangen. Offenbart im Fleisch stellte Er sich dem Glauben und der Annahme Israels dar; doch Israel verwarf Ihn. Als Auferstandener ließ Er sich Israel durch den Mund der Apostel aufs Neue ankündigen; doch nochmals wurde das Zeugnis verworfen, – und noch immer ist Jesus ein Fremdling auf Erden. Auch in unserem Jahrhundert dauert seine Verwerfung fort. Als der auferstandene Mensch war Er einsam auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus, wie Er es ehedem auf dem Weg von Bethlehem nach Golgatha gewesen war. Geliebte! haben wir uns mit Jesu in dem Charakter eines „Verworfenen“, eines „Einsamen“ auf dem Weg vereinigt?

Mancher Gedanke würde über unser Verständnis hinausgehen, wenn wir nicht durch die göttliche Weisheit selber unterwiesen wären. „Noch vieles habe ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen“, sagt der göttliche Lehrer zu seinen Jüngern. Doch wir sind fähig gemacht, größere Mitteilungen betreffs seiner zu verstehen. Er kann Entfernungen zu nichts machen, sowie Er den Widerstand bezähmen kann. Im See Genezareth wandelte Er auf dem Wasser; doch als Er in das Schiff gekommen war, „kam das Schiff sogleich an das Land, wo sie hinfuhren“.

O wenn die Strahlen dieser verborgenen Herrlichkeit durchbrechen und in unsere Herzen scheinen, wie willkommen sind sie dann! Wie sehr geziemt es uns daher, das ganze Herz zu öffnen, damit Jesus hineinkomme! Der Glaube lauscht. Der Herr wollte das samaritische Weib von Anfang bis zu Ende einfach zu einer Zuhörerin machen. Sie durfte sprechen, und sie tat es; aber was zeugen ihre Worte anders, als dass ihr Verstand, ihr Gewissen und ihr Herz für Jesus geöffnet war. Und sobald ihre Seele dazu bereit ist, kommt Er selber, um mit seiner Fülle darin zu wohnen. Diese lauschende Stimme des Glaubens ist es, die wir mehr zu verwirklichen suchen müssen, und dieses besonders bei Betrachtung dieser bedeutungsvollen und heiligen Gegenstände.

Wir haben nun in der Kürze mit den Evangelisten das gegenseitige Band zwischen den verschiedenen Teilen dieses großen. Geheimnisses in dem Leben unseres Herrn Jesus Christus, des Sohnes Gottes, betrachtet; oder wir sind, mit anderen Worten, mit den Engeln, und den Jüngern zu Bethlehem, am Grab und auf dem Ölberg gewesen. Und indem wir nun einen Blick in die Apostelgeschichte werfen, wird es uns klarwerden, dass die Herzen der Apostel mit der Tatsache, dass Jesus von Nazareth, der verachtete und gekreuzigte Mensch auf Erden, nun im Himmel ist, erfüllt sind, und dass ihre Predigt stets von diesem Gegenstand ausgeht. Vor allem verbindet Petrus die ganze Kraft und Gnade, die damals dem jüdischen Volk aus dem Himmel offenbart wurde, mit dem großen Ereignis: „Die Himmelfahrt Jesu von Nazareth.“

Bei der Ausgießung des Heiligen Geistes führt Petrus in seiner Predigt die Prophezeiung Joels an. Aber die Art und Weise, in welcher er darüber spricht, zeigt, dass er Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten, darin erblickt. Er erklärt, dass der Mensch, welcher sich durch Zeichen und Wunder Gottes in ihrer Mitte offenbart habe, jetzt im Himmel sei und als der Gott, von welchem der Prophet spricht, nun den verheißenen Heiligen Geist ausgegossen habe. Außerdem sagt er noch, dass dieser Mensch der Herr sei, in dessen Namen nun das Heil verkündigt, und dessen Tag einmal zum Gericht anbrechen werde. So wie Johannes in Jesu auf Erden den Sohn aus dem Schoß des Vaters in seiner vollkommenen, unbefleckten Herrlichkeit anschaut, so sieht Petrus den Sohn des Menschen, den Nazaräer, der auf Erden verachtet und verworfen worden war, im Himmel sitzen, um Gnade, Kraft und Seligkeit mitzuteilen.

So finden wir auch in dem folgenden Kapitel, dass Petrus im Namen Jesu von Nazareth, der von den Menschen verworfen, aber im Himmel verherrlicht war, die lahmen Bettler an der schönen Pforte des Tempels durch den Glauben an diesen Namen heilt; und bei dieser Gelegenheit erklärt der Apostel, dass der Himmel diesen Jesus bis zu dem Augenblick empfangen hatte, wo seine erneuerte Gegenwart Zeiten der Erquickung und Wiederherstellung mit sich bringen werde. Und vorgeladen vor die Hohepriester und Schriftgelehrten, bezeichnet Petrus in diesem verschmähten Jesus von Nazareth den Stein, der durch die Bauleute verworfen, im Himmel zu „einem Eckstein“ geworden sei.

Dieses ist der Name und das Zeugnis, wovon die Apostel, mögen wir sie gegenüber den Mächten der Erde erscheinen oder inmitten der Leiden der Menschheit handeln sehen, stets erfüllt sind. Darin lag ihre Weisheit, ihre Bewährung, ihre Kraft. In diesem Jesus ist der einzige Grund ihres Vertrauens in der Gegenwart Gottes. Er, der in den Augen der Menschen schwach und verachtet war, „der heilige Knecht Jesus“, gegen welchen Israel und die Heiden, Herodes und Pilatus, die Hohepriester und die Könige der Erde Widerstand erhoben, ist der Gegenstand ihres Glaubens und der Grund ihrer Hoffnung vor Gott. Sie kennen Ihn jetzt im Heiligtum, wie sie Ihn vorher in der Mitte der Menschen gekannt haben. Und aus welch verschiedenen Gründen bedienten sie sich dieses Namens! Mitvoller Sicherheit stützen sie sich darauf zu Gunsten der Hilfsbedürftigen; mit Unerschrockenheit verteidigen sie diesen Namen vor der Welt, und mit großem Zartgefühl berufen sie sich in ihrem Gebet auf diesen Namen „Deines heiligen Knechtes Jesu“ vor Gott. Und es bewegt sich die Stätte, wo sie diesen Namen vor Gott nennen, und sie sind erfüllt mit dem Heiligen Geist (Apg 4,23–31). Jetzt wird alle Kraft im Himmel diesem Namen zuerkannt, sowie ehedem auf Erden alle Kraft aus demselben hervorströmte. Der Bettler an der Pforte des Tempels wurde durch denselben geheilt; die Nennung dieses Namens bewegte die Gebetsstätte, ja, was noch mehr ist, die Welt und die Hülle werden dadurch erschüttert; denn die Hohepriester und Sadduzäer waren mit Wut erfüllt und warfen die Zeugen dieses Namens ins Gefängnis.

Doch alles dieses verhindert den Apostel nicht, auch die tiefe Erniedrigung dieses Jesus ans Licht zu stellen, dessen Erhöhung in den Himmel er Zugleich aufs Neue verkündigt. Dieses geschieht sehr treffend in seinen ersten Predigten; Jesus war verworfen, überliefert, verleugnet, verschmäht, gekreuzigt, getötet worden. Er scheut sich nicht, alles dieses hervor zu heben. Doch Zugleich rühmt er den verachteten Namen des „Jesus von Nazareth“, und beständig hat er ihn auf seinen Lippen. All die Leiden und die Schmach, die unter welcher Form es auch sein mochte, der „Fürst des Lebens“, der „Heilige und Gerechte“, in seinem Herzen, an seinem Leib, oder in seinen Umständen hienieden ertrug, werden von dem Apostel durchlaufen und in seinem lebendigen, kräftigen und von der Salbung des Heiligen Geistes durchdrungenem Style an den Tag gebracht (Siehe Kap 3 und 6). Er rühmt sich des Namens Jesu und bezeichnet Ihn, welchen sie verworfen hatten, nach dem Ratschluss Gottes als „den Herrn und Christ“. Dass ein Mensch im Himmel Davids Herr und dem Samen Abrahams zu einem Segen geschenkt war, dass der verheißene Prophet, der Moses gleich sein sollte, nun gen Himmel aufgefahren war – dieses alles verkündigte er mit Freimütigkeit.

Und sowie die Salbung des Heiligen Geistes den Apostel zu einem solchen Zeugnis befähigt, so besitzt auch Stephanus, dieser Mann, „voll des Heiligen Geistes“, dieselbe Kraft (Siehe Kap 7). Spricht Petrus von Jesu im Himmel, – Stephanus schaut Ihn dort. Der Prediger verkündigt Ihn ohne Furcht, der Märtyrer schaut Ihn ohne hülle. „Als er aber, voll des Heiligen Geistes, unverwandt gen Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen, und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel geöffnet, und den Sohn des Menschen stehen zur Rechten Gottes.“

Welch eine ausgedehnte, anbetungswürdige Szene ist daher für das Glaubensauge geöffnet! Wir schauen das Band zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Sündern, zwischen dem Schoß des Vaters und der Krippe zu Bethlehem, zwischen dem Kreuz auf Golgatha und dem Thron der Majestät im Himmel. Hätte der menschliche Verstand sich je solche Dinge vorzustellen vermocht? Und dennoch ist dieses Geheimnis eine lebendige, ewige Wirklichkeit. „Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anders, als dass Er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde. Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der hinaufgestiegen ist über alle Himmel, auf dass Er alles erfüllte“ (Eph 4,9–10). Der Heilige Geist hatte den Gott der Herrlichkeit in dem Kind zu Bethlehem offenbart; und nun bezeugt Er, dass alle Macht und Gnade in dem verherrlichten Menschen im Himmel gefunden wird und von Ihm herniederkommt. Welch göttliche Geheimnisse! Sicher, sie übersteigen alle menschlichen Begriffe. „Wer sagen die Menschen, dass ich, der Sohn des Menschen, sei?“ Das war die Frage des Herrn in den Tagen seiner Erniedrigung; und die einzig passende Antwort war: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und später, als den Aposteln bei ihrer Predigt die Frage vorgelegt wurde: „In welcher Macht oder in welchem Namen habt ihr dieses getan?“ konnte die göttliche Antwort nur sein: „Durch den Namen Jesu Christi, des Nazaräers, den ihr gekreuzigt, den Gott auferweckt hat aus den Toten, in Ihm steht dieser gesund vor euch.“

Das ist Jesus, allezeit derselbe Jesus – „in den unteren Teilen der Erde“ und „über alle Himmel“! Er erfüllt alle Dinge. Gott ist auf der Erde offenbart worden, der Mensch ist im Himmel. Dass Gott hier auf Erden in seiner vollen Herrlichkeit gewesen ist, dass der Sohn aus dem Schoß des Vaters sich unter den Kindern der Menschen befand, hat der Glaube in früheren Tagen verstanden. Dass der Mensch jetzt im Himmel, dass Er aus aller Verschmähung, Verachtung und Erniedrigung des irdischen Schauplatzes dorthin gegangen ist, ist dem Glauben in diesen Tagen offenbart. Der Glaube erfasst das Geheimnis, dass Er, der hinabgestiegen und der aufgefahren, derselbe Jesus ist.

Die Vollkommenheit Jesu in Betreff seiner Berufung und seiner Werke als Mittler findet ihre Erklärung in der Vereinigung seiner zwei Naturen in einer und derselben Person. Er, der von Maria empfangen und geboren wurde, war Immanuel, das ist „Gott mit uns“. „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter, und man nennt seinen Namen: Wunder, Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.“ Er, der zu den Juden sprach und als Mensch kaum über dreißig Jahre zählte, war „ehe denn Abraham ward“ (Joh 8). Die Vollkommenheit Christi in jeder Handlung seines Dienstes, in allem, was Er litt und tat, und in allem, was Er noch tut, ist das Werk seiner ganzen Person.

Dies ist das Geheimnis. Der Glaube nimmt es an mit voller Gewissheit des Herzens. Und der Glaube versteht noch mehr von diesem Geheimnis und lauscht mit Verständnis und Freude auf die Worte: „Gerechtfertigt im Geist, gepredigt unter den Nationen, und geglaubt in der Welt.“ – Wiewohl Gott im Fleisch offenbart ist, so ist Er doch gerechtfertigt im Geist. Alles in Ihm zeigte eine völlig moralische Schönheit; alles war nach dem Herzen Gottes und in der unendlichsten, unbeschreiblichsten Weise Gottes würdig. Was uns betrifft, so bedürfen wir einer Rechtfertigung außer uns; denn in uns selbst ist nicht eine Spur von Gerechtigkeit. In Jesu war alles gerecht; jedes Wort, jeder Gedanke, jede Bewegung, kurz alles war ein Gott wohlgefälliges Opfer, ein duftender Wohlgeruch. Er war ebenso heilig unter dem Herzen der Jungfrau, wie Er es im Schoß des Vaters war; Er war als Mensch ebenso unbefleckt, wie als Gott; Er war ebenso rein inmitten des Schmutzes der Welt, wie ehedem, wo Er vor Beginn der Welt stets die Wonne des Vaters war. Der Glaube erkennt und erfasst es daher, dass die Arbeit und das Leiden, der Tod und die Auferstehung dieses gesegneten Erlösers – des im Fleisch offenbarten und im Geist gerechtfertigten Gottes – nicht seinetwegen, als ob Er dergleichen bedürft, sondern nur für Sünder stattgefunden, haben, auf dass Er den „Nationen gepredigt und in der Welt geglaubt werden möchte“. In dem Opfer, welches Er vollbrachte, in der Gerechtigkeit, die Er bewirkte und befriedigte, wird Jesus den Sündern – seien es Juden oder Heiden – vorgestellt, auf dass sie auf Ihn ihr Vertrauen stellen und durch Ihn ihrer Rechtfertigung versichert sein möchten.

Es würde uns zu weit führen, wenn wir bezüglich dieses Geheimnisses jedes einzelne Buch des Wortes Gottes erforschen wollten; aber nächst der, Apostelgeschichte gibt uns der Hebräerbrief in dieser Beziehung die meiste Unterweisung. „Aufgenommen in Herrlichkeit“ – das ist es, was wir von Anfang bis zu Ende in dieser göttlichen Offenbarung finden. Jedes Kapitel in dieser bewunderungswürdigen Schrift, jeder Punkt der Betrachtung lässt uns den aufgefahrenen Jesus erblicken. Der Brief nimmt sogleich damit seinen Anfang. Der Sohn, „der Abglanz seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens“, wird uns, „nachdem Er durch sich selbst die Reinigung unserer Sünden gemacht“, als „sitzend zur Rechten der Majestät in der Höhe“ dargestellt und zwar als Besitzer eines „vorzüglicheren Namens“, als der der Engel, und als der Erbe eines in Ewigkeit bestehenden Thrones, auf welchem Platz der höchsten Gewalt Er fortan wartet, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind.

Das zweite Kapitel lässt uns denselben Gegenstand von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Er, welcher heiligt und sich erniedrigt hat, um sich des Samens Abrahams anzunehmen und den Platz eines Bruders bei ihnen auszufüllen, ist in seiner angenommenen Menschheit in den Himmel zurückgekehrt, um dort für uns als ein barmherziger und treuer Hohepriester zu erscheinen. Ja, der Brief ist mit diesem Gedanken so ganz erfüllt, dass in diesem Kapitel uns Jesus zum zweiten Mal dargestellt wird und zwar, nach Psalm 8, als der, welcher „ein wenig unter die Enge! erniedrigt“, doch jetzt „mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt“ ist.

Die Kapitel 3 und 4 bilden einen, auf das Vorhergehende sich beziehenden Zwischensatz; doch auch hier wird uns Christus in derselben Weile dargestellt. In seiner Menschheit hier auf Erden ist Er in allem, gleich wie wir, versucht worden, ausgenommen die Sünde; doch mm ist Er, der Sohn Gottes, durch die Himmel gegangen, um uns aus dem Heiligtum Barmherzigkeit und Gnade zur rechtzeitigen Hilfe zu schenken.

In den folgenden drei Kapiteln, die über das Priestertum handeln, finden wir dasselbe. Der Sohn wird als Priester bezeichnet, der hoher ist, denn die Himmel. Er war gekommen, um auf Erden aus dem Stamm Juda geboren zu werden und sich in den Tagen seines Fleisches zu heiligen; doch nun ist Er aufgefahren gen Himmel, um „der Urheber ewigen Heils zu sein allen, die Ihm gehorchen“. Ebenso ist es in den Kapiteln 8 und 9, welche über die Bündnisse handeln. Wir sehen Jesus in der Stiftshütte im Himmel – in „der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr aufgerichtet hat und nicht der Mensch“.

In Kapitel 10, wo das Schlachtopfer der Hauptgedanke ist, wird uns wiederum der gen Himmel aufgefahrene Jesus vor die Augen gestellt. Er, welker sagen konnte: „Siehe, ich komme!“ ist, nachdem Er Sünder in seinem, Ihm zubereiteten Leib geheiligt hat, wieder gen Himmel aufgefahren, und hat einen Weg für uns geöffnet, auf welchem wir mit aller Freimütigkeit in das Heiligtum durch das Blut Jesu hineingehen können.

Hiermit endet nun zwar der diese Lehre – behandelnde Teil unseres Briefes; aber nichts desto weniger hören wir sogleich wieder über Christus und den Himmel reden. In den jetzt folgenden Ermahnungen finden wir Jesus wiederum dargestellt als den „Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher für die Ihm vorliegende – Freude das Kreuz erduldete und der Schande nicht achtete, und sitzt zur Rechten auf dem Thron Gottes“. In diesem neuen Charakter ist Er also im Himmel erschienen. Sowohl das Leben des Glaubens, als auch alles, was Er für uns in göttlicher Gnade litt und wirkte, hat Ihn dorthin gebracht. Im Himmel erscheint Jesus dem Auge des Glaubens. Hätten wir nur das rechte Verständnis, um solch eine Herrlichkeit zu unterscheiden, und ein Herz, um davon zu genießen, dann würden mir erkennen, dass der Himmel mit einem ganz neuen und früher unbekannten Glänze geziert ist, seit der, Herr Jesus dort mit allen Rechten und allen Eigenschaften, die Er sich auf Erden, und zwar für uns Sünder erwarb, Platz genommen hat.

Die Annahme des Fleisches und Blutes durch den Sohn, wodurch Er der Befreier des Samens Abrahams geworden ist, und dann die Himmelfahrt dieser gesegneten Person, – das sind die beiden Lichtpunkte des großen Geheimnisses. „Gott ist offenbart worden im Fleisch – Er ist aufgenommen in Herrlichkeit.“ Der Heilige Geist stellt uns diese herrlichen Wahrheiten vor die Augen, wie. Er dieselben nach Gottes ewigem Ratschluss für das Wohlgefallen und die Herrlichkeit Gottes gebildet hat. Das „fleischgewordene Wort“, wovon Johannes spricht, ist das „Gute, welches aus Nazareth gekommen ist“ (Joh 1). In dem in Matthäus uns vorgeführten Immanuel und dem Kind, welches zur Anbetung in der Krippe zu Bethlehem lag, finden wir ein und dieselbe Person (Mt 1 und 2). Inmitten des Thrones sieht man ein Lamm stehen wie geschlachtet (Off 5). In Ihm, von dessen Lippen Weisheit sprudelte und der für die gewöhnlichsten Dinge des tagtäglichen Lebens befähigt war, war der zu finden, der in den Geheimnissen des göttlichen Wesens das Fundament aller Ratschluss Gottes war (Spr 8). In dem Dornbusch am Horeb befand sich der Gott Abrahams; in der Wolkensäule der Wüste war die Herrlichkeit; in dem Gewappneten bei Jericho erkannte man den Obersten der Heerscharen Jehovas; in dem Fremdling, der den Gideon auf seiner Dreschtenne und den Manoach auf seinem Acker besuchte, zeigte sich der Gott, dem allein die Anbetung der ganzen Schöpfung gebührt. Dieses sind einzelne Beweise, die in Gnade und zur Verherrlichung Gottes bezeugen, dass das Höchste mit dem Niedrigsten enge verbunden ist. „Niemand ist in den Himmel aufgefahren, als der aus dem Himmel niedergefahren ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“

Wie schön finden wir diesen Gedanken in dem Epheserbriefe wieder. „Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anders, als dass Er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde.“ Die Würde dessen, der gen Himmel aufgefahren ist, der Platz, den Er einnimmt, der Dienst, den Er erfüllt – alles trägt einen solch hervorragenden Charakter, dass es uns deutlich wird, dass Er, welcher herniedergestiegen ist, bereits im Himmel „über allem“ war, wie geschrieben steht: „Der von oben kommt, ist über alles.“ Doch bevor Er gen Himmel auffuhr, hat Er durch sich selbst die Reinigung unserer Sünden zu Wege gebracht, hat den zunichtegemacht, der des Todes Gewalt hatte, und hat alle die erlöst, die dem Teufel unterworfen waren. In diesen Eigenschaften ging Jesus gen Himmel, und hier erfüllt er die wahrhaftige Hütte, das Heiligtum im Himmel, welches Gott und kein Mensch aufgerichtet hat, um uns dort ein ewiges Erbteil zu sicheren und die himmlischen Dinge zu reinigen (Heb 8 und 9).

Wer vermochte in solcher Herrlichkeit und Macht aufzufahren außer Ihm, der bereits im Himmel „über allem“ gewesen war. „Das aber: er ist hinaufgestiegen, was ist es anders, als dass er auch hinabgestiegen ist.“ Das durch Jesus vollbrachte Werk sagt uns, wer Er ist. Selbst sein Leiden in Schwachheit und Erniedrigung verkündigt uns die göttliche Herrlichkeit seiner Person. – Hierauf folgt: „Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der hinaufgestiegen ist über alle Himmel, auf dass er alles erfüllte.“ Diese Worte zeugen von der Unermesslichkeit seiner Souveränität, sowie die anderen die Größe seiner Person offenbaren. In seinem Werk, in seinem Umherwandeln auf Erden und in seinen Überwindungen hat Jesus die höchsten und niedrigsten Örter besucht. Er ist auf der Erde und in den unteren Teilen der Erde gewesen. Er war im Grab, dem Sitz der Macht des Todes; jetzt ist Er in den höchsten Himmeln, erhaben über alle Obrigkeit und Macht. In dieser Weise wird sein Reich und seine Herrschaft vor dem Glaubensauge zur Schau gestellt.

Es ist derselbe Jesus, Immanuel, der Sohn, und doch unser Bruder aus dem Samen Abrahams. Wir dürfen die beiden Naturen in dem Herrlichen und Vollkommenen nicht mit einander vermengen. Im Glauben beuge ich mich vor der Wahrheit, dass Er, welcher heiligt, an Fleisch und Blut Teil genommen hat. Ich erkenne von ganzem Herzen die wahrhaftige Menschheit in seiner Person; jedoch war es keine unvollkommene Menschheit, die in irgendeiner Weise in dem Zustand oder unter den Folgen der Sünde lag. Ich erquicke mich an der Sprache des Heiligen Geistes, der von dem „Menschen Christus Jesus“ spricht. Der Mensch, der gehorsam war, ist uns als Grund und Gegenstand der Gerechtigkeit geschenkt (Röm 5,15). Der auferstandene Mensch ist das Unterpfand unserer Auferstehung (1. Kor 15,20). Der gen Himmel aufgefahrene Mensch ist die Bürgschaft, dass unsere Interessen jeden Augenblick vor Gott im Himmel beherzigt werden (1. Tim 2,5). Der Mensch, welcher bald aus dem Himmel herniederkommen wird, macht die Festigkeit und Freude des zukünftigen Königreichs aus (Ps 8). Doch ich wiederhole es: Die Person Christi muss in ihrer unzerteilbaren Einheit im Auge behalten werden. Das vollkommene Werk Christi in jeder Handlung seines Dienstes, in allem, was Er tat und litt, und in allem, was Er noch tut, ist das Werk seiner ganzen Person. Diese Person in all ihren Beziehungen hing am Kreuz. Diese Person war das Schlachtopfer, und in dieser Person war der Sohn – „Gott über alles, gepriesen in die Zeitalter“. – Er übergab den Geist, wiewohl Er starb unter dem Gericht Gottes über die Sünde, und wiewohl Er durch die Hände böser Menschen gekreuzigt und getötet ist. Und dieses ist eine unendliche Barmherzigkeit.

Ja, Geliebte, es war Jesus von Anfang bis zu Ende. Er betrat den verborgenen Pfad allein und ohne jemandes Hilfe. Niemand als Er – „Gott offenbart im Fleisch“ – vermochte diesen Pfad zu wandeln. Der Sohn aus dem Schoß des Vaters ward hienieden das Lamm für den Altar; und danach erreichte das geschlachtete Lamm den Platz der Herrlichkeit über alle Himmel. Es ist seine Person, die allem Bedeutung und Kraft verleiht. Weder sein Dienen, Leiden und Sterben, noch seine Auferstehung und Himmelfahrt würden von Nutzen gewesen sein, wenn Jesus nicht der gewesen wäre, der Er ist. Seine Person ist der Felsen; und darum ist sein Werk vollkommen. Es ist das Geheimnis der Geheimnisse. Doch bedenken wir, dass Jesus uns nur als ein Gegenstand des Glaubens, der Liebe, des Vertrauens und der Anbetung vorgestellt wird.

Gott und Mensch, Himmel und Erde werden in diesem Geheimnis gleicherweise dem Glauben dargeboten. Gott war hienieden auf der Erde, und zwar offenbart im Fleisch; und jetzt ist der verherrlichte Mensch droben im Himmel. Das Band dieser erhabenen Wahrheiten habe ich in einzelnen Zügen dem Leser zur Betrachtung vorzuführen gesucht; und eine solche Betrachtung ist sicher geeignet, die himmlischen und die ewigen Dinge uns näher zu bringen und für unsere Herzen wesentlicher zu machen. Das Fleisch mit seinen Begierden und seiner weltlichen Gesinnung verhindert uns oft, ihre Herrlichkeit zu genießen; aber die Entfernung selbst ist verschwunden; wir sind Ihm nahegebracht. Nachdem Jesus gen Himmel aufgefahren war, zeigt Er sich dem Stephanus außerhalb der, Stadt der Juden, und erscheint dem Saulus von Tarsus auf dem Weg zwischen Jerusalem und Damaskus; und obwohl uns nicht solch ein Anblick von Herrlichkeit geschenkt wird, so gewinnt doch die Nähe und die Wirklichkeit dieser Herrlichkeit an Frische und Kraft durch die Betrachtung dieser großen Geheimnisse.

Und wird nicht das Königreich Christi auf Erden die Verwirklichung dieser wundervollen Vereinigung Gottes und des Menschen, des Himmels und der Erde sein? Sicher; denn Himmel und Erde werden in ihrer verschiedenen Weise Zeugen und Verkündiger dieses Geheimnisses sein. „Lass sich freuen die Himmel und frohlocken die Erde!“ (Ps 96,11) Die Versammlung, vereinigt mit dem erhöhten und verherrlichten Menschen im Himmel, wird über alle Hoheiten und Gewalten erhaben sein. Die von Jakob geschaute Leiter wird aufgerichtet stehen; und der Sohn des Menschen wird sowohl der Mittelpunkt, als auch der Stützpunkt aller irdischen und himmlischen Herrlichkeit sein. Die Offenbarung der Kinder Gottes wird die ganze Schöpfung von der Knechtschaft des Verderbnisses zur Freiheit der Herrlichkeit freimachen. Die himmlische Stadt – die Braut, das Weib des Lammes – wird aus dem Himmel herniederkommen, und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit zu ihr bringen, während sie der Erde unter ihren Füßen die Wasser ihres Stromes, die Blätter ihres Baumes und das Licht ihrer Herrlichkeit geben wird. Engel rings um den Thron werden rufen: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist.“ Und alle Kreatur, die im Himmel, auf der Erde und im Meer ist, wird Ihm, der auf dem Thron sitzt und dem Lamm Danksagung, Ehre und Herrlichkeit darbringen. Das Holz Judas und das Holz Ephraims werden zusammengefügt werden, und sie werden einen einzigen König haben (Hes 37). „Und es wird geschehen an selbigem Tag, da will ich erhören, spricht Jehova; ich will den Himmel erhören, und er wird die Erde erhören; und die Erde wird erhören das Korn und den Most und das Öl, und sie werden Israel erhören“ (Hos 2,21–22). Was sind dies anders als die gesegneten Früchte, die in dem zukünftigen Königreich von der Vereinigung Gottes mit dem Menschen, deren wir uns jetzt schon erfreuen dürfen, geerntet werden sollen. Der Grund dieser Offenbarungen im Himmel und auf Erden, unter Engeln und Menschen, ja, in der Schöpfung selbst wird in Bethlehem, in dem Garten Josephs von Arimathäa und auf dem Ölberg gefunden.

Möchte unser Herz diese Unterweisung des Geistes verstehen! Möchten wir diese herrlichen Geheimnisse mit heiliger Andacht betrachten, wie einst die Engel in den Fluren Bethlehems und am Grab Jesu; möchten wir mehr eintreten in die Gedanken der Jünger am Ölberg, als sie ihre Blicke gen Himmel richteten, um ihrem gen Himmel aufgefahrenen Lehrer nachzuschauen (Siehe Lk 24,44–52). Sie feierten damals, wie Israel in 3.Moso 23,9–14, das Fest der „Erstlingsgarbe“. Jesus, der wahre Erstling war jetzt eingesammelt worden. Als ihr göttlicher Lehrer hatte Er ihnen über den geheimen Sinn dieser Garbe der ersten Früchte, d. h. über die Bedeutung seiner Auferstehung, eine Erklärung gegeben. Sie sehen ihren auferstandenen Herrn gen Himmel auffahren und halten Festfeier, als wäre es ein Brandopfer. „Und sie huldigten Ihm und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude.“ Wahrlich, wir haben Ursache zu sagen: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist offenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, ausgenommen in Herrlichkeit“ (Fortsetzung folgt).

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