Botschafter des Heils in Christo 1871

Der Sohn Gottes - Teil 2/4

Die „Flucht“ nach Ägypten, in den Tagen des „Kindes“ von Bethlehem, ist ein sehr treffendes Ereignis. Wir erinnern uns, dass zu Moses Zeiten die Kinder Israel gleich einem in Flammen stehenden Dornbusch in diesem Land wohnten, dass dieser Dornbusch aber wegen des Mitgefühls und der Gegenwart des Gottes ihrer Väter nicht verzehrt wurde, Jehova war größer als Pharao; und da Pharao das Volk vernichtet haben würde, so schirmte und vermehrte Jehova dasselbe inmitten des Landes Pharaos. Und dieses geschah „weder durch Macht, noch durch Gewalt“; denn Israel war in jenen Tagen nichts mehr als ein „Dornbusch“, der durch einen Funken hätte verzehrt werden können. Doch der Sohn Gottes war in diesem Dornbusch. Das war das Geheimnis. Er war mit Israel in Ägypten, wie Er später im brennenden Ofen mit Schadrach, Meschach und Abed–Nego war, so dass selbst der Rauch des Feuers, ob es auch siebenmal heißer gemacht worden war, nicht durch ihre Kleider zu dringen vermochte.

Wohl war es ein „großes Gesicht“, so dass Moses sich näherte, um es zu besehen. Und auch wir treten in dem Geist Moses näher, uni den Platz zu besuchen. Wir lesen 2. Mose 1–15 und betrachten diese wunderbare Erscheinung des brennenden Dornbusches, der unverzehrt blieb, und überzeugen uns, dass der arme Dornbusch Israel inmitten der ägyptischen Feueröfen unverzehrt bewahrt blieb durch die Gegenwart des Sohnes Gottes. Man mochte das Feuer siebenmal heißer machen, so vermochte es dennoch nicht die Oberhand zu gewinnen. In welcher Weise verließ Israel schließlich Ägypten? Ebenso wie in späteren Tagen die drei Jünglinge den Feuerofen verließen; nämlich im Triumph, während nichts verbrannt wurde, als die Hände derer, die sie hineingeworfen hatten, sowie die Fesseln, womit sie gebunden gewesen waren. Pharao und das ägyptische Heer kamen im roten Meere um; Israel ging unversehrt hindurch unter dem Panier des Herrn.

„Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen;“ das ist eine Wahrheit in Betreff Jesu und in Betreff Israels. Sowohl Jesus als Israel waren zu ihrer Zeit brennende aber nicht verzehrt werdende Sträucher – schwach vor aller Augen und nach dem Urteil der Menschen, aber unversehrbar. Beide kannten das Wehe dieser ägyptischen Welt; aber das Leben Beider konnte nicht angetastet werden, und zwar deshalb nicht, weil Israel sich der Sympathie oder der Mitleidenschaft des Sohnes Gottes erfreute, und weil Jesus „Gott war, offenbart im Fleisch“. Geschah denn die Flucht nach Ägypten, um das Leben des „Kindleins“ in Sicherheit zu bringen? Verließ Israel Ägypten, um sein Leben zu schonen? Gingen Schadrach und seine Gefährten aus dem chaldäischen Ofen, um ihr Leben zu retten? Das Leben Israels war in Ägypten ebenso sicher, wie draußen. Die jüdischen Jünglinge waren im Ofen ebenso wenig durch das Feuer beschädigt worden, als draußen. Israel verließ Ägypten, um die Herrlichkeit Jehovas, ihres Erlösers, anzuschauen; ebenso verhielt es sich mit den jüdischen Jünglingen in dem chaldäischen Feuer, und auf dieselbe Weise und mit derselben Absicht wurde das „Kindlein“ aus Judäa vor der Rache des Königs Herodes weggenommen. Der Sohn Gottes hatte Knechtsgestalt angenommen. Nicht in seinem eigenen, sondern in dem Namen seines Vaters war Er gekommen. Er hatte sich selbst erniedrigt und begann in der angenommenen Gestalt einfach als „Kindlein“ Seine Laufbahn. Bei allen Erniedrigungen war Er gehorsam, selbst in Betreff der Flucht nach Ägypten, die scheinbar, um sein Leben gegenüber der Rache des Königs in Sicherheit zu bringen, in Wirklichkeit aber zur Verherrlichung dessen unternommen wurde, der Ihn gesandt hatte.

Wir müssen in der Tat wachsam sein, um diese Beispiele der vollkommenen Knechtsgestalt Jesu nicht zur Verminderung seiner Person zu missbrauchen. Man konnte sein Leben nicht eher antasten, als bis seine Stunde gekommen war. Erst dann war Er bereit, sich selbst hinzugeben, während vorher die Obersten mit ihren Fünfzigsten jedes Mal unverrichteter Sache zurückkehren mussten. Er wollte sich immer aufs Neue erniedrigen, sei es um nach Ägypten zu fliehen, oder um „nach einem anderen Orte zu gehen“. Dürfen wir dieses Geheimnis der Abhängigkeit, diese freiwillige Unterwürfigkeit des Sohnes Gottes mit leichtfertigem Herzen behandeln? Dürfen wir ohne Ehrerbietung den Schleier lüften? Wenn die angeführten und andere gleichartigen Beispiele dazu missbraucht werden, um die Sterblichkeit des von unserem Herrn angenommenen Fleisches und Blutes zu beweisen, dann reißen mir diesen Schleier mit frevelnder Hand hinweg. Und das ist nicht alles. Wir betrüben den Herrn in doppelter Weise. Wir verringern seine Person durch dieselben Tatsachen, die seine unendliche Liebe und Gnade gegen uns und seine abhängige Widmung an Gott zur Schau stellen.

Ebenso behauptet man in unseren Tagen, dass die Natur, oder die Gewalttätigkeit oder etwas anders die Oberhand über das Fleisch und Blut des Herrn Jesus gehabt habe, um bei Ihm, gerade sowie bei uns, den Tod zu bewirken. Solch ein Gedanke bringt den Herrn in Vereinigung mit der Sünde. Man sagt zwar, dass man dieses nicht bezwecke; aber dennoch geschieht es. Denn in der durch den Geist eingegebenen Geschichte der Menschheit sind alle Menschen nur durch die Sünde dem Tod unterworfen. Wenn das Fleisch und das Blut unseres Herrn nicht aus dem einzigen Grund einer gnadenreichen, freiwilligen Übergabe seiner selbst, sondern zufolge ihrer Natur und ihres Zustandes dem Tod unterworfen waren, sind sie dadurch nicht mit der Sünde vereinigt? Und kann in diesem Fall Christus in seiner Fülle vor der Seele stehen? Diese Behauptung stellt Jesus dar, wie jemanden, der seiner Natur nach dem Tod unterworfen ist; und in diesem Fall hätte Er nimmer den Tod auf sich nehmen können. Aber gottlob! außer dem, was Er freiwillig auf sich nahm, war Er keinem Ding unterworfen.

Solche Behauptungen geben der Befürchtung Raum, dass die „Pforten der Hölle“ aufs Neue gegen den „Felsen der Versammlung“, gegen die Person des Sohnes Gottes gerichtet sind. Und wenn sie aufgestellt werden, um dadurch allein des Herrn wahrhaftige Menschheit ins Licht stellen zu wollen, so dienen sie nur dazu, um die Verwirrung noch zu vermehren. Habe ich denn nur die Menschheit in der Person des Christus? Liegt für mich in den Worten: „Gott, offenbart im Fleisch“ – nicht unendlich mehr? Er kann für mich, den Sünder, kein Heiland sein, wenn Er nicht der Genosse Jehovas war (Sach 13,7). Kein Geschöpf, wie hoch sein Rang auch sein mag, ist fähig, eine verdienstliche Gerechtigkeit zu erwirken. Jede Kreatur ist alles das schuldig, was sie hervor zu bringen vermag. Niemand außer ihm, der es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, kann Knechtsgestalt annehmen; denn jedes Geschöpf ist bereits im Zustand der Knechtschaft. Kein Geschöpf kann mehr tun, als es zu tun verpflichtet ist; kein Mitgeschöpf kann durch seinen Gehorsam unseren Platz einnehmen; denn ein jeder ist bereits für sich selbst Gehorsam schuldig. Niemand ist fähig, für den Menschen Bürge zu sein, außer Ihm, der ohne Anmaßung auf Gleichheit mit Gott Anspruch machen kann und demzufolge unabhängig ist.

Die Menschheit als solche war fähig zu sündigen. Adam hat dieses bewiesen; denn er sündigte. Wir können mit mehr Gewissheit sagen, dass er zu sündigen, als dass er zu sterben fähig war. Die Geschichte zeigt uns das Erstere, verbietet uns aber das Zweite festzustellen, indem sie uns mitteilt, dass der Tod allein durch die Sünde in die Welt gekommen ist. Von Natur gab es eine Möglichkeit zu sündigen; aber in Betreff der Möglichkeit des Sterbens wird uns nichts gesagt.

Wenn in diesem Augenblick jemand unter dem Vorwand, die wahrhaftige Menschheit Christi deutlich machen zu wollen, in Betreff Jesu die Möglichkeit oder Fähigkeit des Sündigen feststellte, was würde das Herz einem solchen erwidern? Wir wollen jedem, der Jesus kennt, die Antwort selber überlassen. Doch von einer Sache können wir überzeugt sein, nämlich dass der Teufel sich hinter allen Bestrebungen verbirgt, welche gegen den Felsen der Versammlung, gegen die Person des Sohnes Gottes ins Werk gestellt werden (Mt 16,18). Denn sein Werk, sein Zeugnis, sein Leiden, ja selbst sein Tod würde uns durchaus nichts nützen, wenn Er nicht Gott war. Seine Person ist die Kraft seines Opfers; und in diesem Sinn ist seine Person unser Felsen. Es war jenes die Gottheit seiner Person betreffende Bekenntnis, welches, abgelegt durch jemanden, der mit seinem Werk und seinem Opfer noch unbekannt war, dem Sohn Gottes Anleitung gab, den Felsen erkennen zu lassen, auf welchen die Versammlung gebaut werden sollte, und Zugleich die Wahrheit jenes Geheimnisses ans Licht zu stellen, gegen welches die Pforten der Hölle, die Macht und List des Teufels ihre äußersten Anstrengungen ins Werk setzen werden. Der Teufel trachtet allezeit, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zu verringern. Und über nichts wacht der Vater mit solcher Eifersucht, als über die Ehre seines Sohnes. Er widersteht allem, was den Wert der Person desselben vermindern könnte. Wenn wir in Johannes 5 auf die an die Juden gerichteten Worte des Herrn lauschen, so entdecken wir sogleich das Geheimnis, dass, wiewohl der Sohn sich selbst erniedrigt hat und, wie Er sagt, „nichts aus sich selber tun kann“, der Vater dennoch darüber wacht, dass derselbe dadurch nicht entehrt oder in irgendeiner Weise geringgeschätzt werde. Er wacht über die Rechte, die vollen göttlichen Rechte des Sohnes, indem wir die feierlichen Aussprüche hören: „Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der Ihn gesandt hat.“

Sicher müssen wir bei unseren Unterweisungen mit den Unwissenden Geduld haben; das ist der göttliche Weg, der Weg des Geistes der Gnade. Welche Geduld und Sanftmut zeigte der Herr! „Solange bin ich bei euch, und ihr habt mich nicht erkannt, Philippe?“ Aber nimmer dürfen wir zugeben, dass die Person Christi selbst in der unscheinbarsten Weise geringgeschätzt wird; denn das ist keineswegs der Weg Gottes. Die Schriften des Johannes beweisen uns dieses; sie bilden die am meisten ehrfurchtgebietenden und Zugleich die lieblichsten Teile der heiligen Schrift, weil sie sich mit der Herrlichkeit der Person des Sohnes beschäftigen. In meinem Auge aber zeigen sie wenig oder gar keine Barmherzigkeit gegenüber denen, die seine Ehre zu besudeln trachten oder treulos darüber wachen.

Man lasse mich hier noch hinzufügen, dass andere in der Geschichte unseres geliebten Herrn aufgezeichnete Erscheinungen, wie z. B. Hunger, Durst, Müdigkeit usw. uns zu dem Gedanken an die Sterblichkeit seines Fleisches und Blutes durchaus keinen Anlass bieten. Jesus war hungrig und müde bei dem Brunnen Samarias. Er schlief im Schiff nach einem Tag anstrengender Arbeit. Doch mochte Er auch die Dornen und Disteln, den Schmerz und den Schweiß des Angesichts dieser Erde kennen, so kannte Er doch nur alles, weil Er alles auf sich nahm als der, der in unaussprechlicher Gnade „Knechtsgestalt“ angenommen hatte. Mochte bei einer gewissen Gelegenheit der „Mann der Schmerzen“ in dem Älter eines Fünfzigers betrachtet werden (Joh 8,57), so zeigt mir dieses, in welcher Weise Er zu unserem Segen und zur Ehre seines Vaters die Schmerzen und die Mühen des Dienstes ertrug; und aus diesen Zügen erkenne ich Ihn, dessen „Antlitz mehr, denn jemandes, verdorben war“ (Jes 52,14), weil Er um unsertwillen litt und den Widerspruch der Sünder wider sich erduldete, keineswegs aber weil die dem Alter eigentümliche Neigung zur Schwäche die Spuren der Schmerzen und der Erschöpfung zur Schau stellte, als ob möglicher Weise eine solche Neigung Ihm hätte ankleben können.

Die Juden werden beständig beschuldigt, seine Mörder gewesen zu sein, und zwar mit dem vollsten Rechte (Apg 2,36; 3,15; 7,53). Wir alle befinden uns unter demselben Urteil. Das Verbrechen des Mordes liegt auch vor unserer Tür. Im vollen richterlichen Sinne waren sie seine „Überlieferer und Mörder“. Es mag dem Verstand seltsam erscheinen; aber was wir in dieser Beziehung lesen, ist für den Glauben vollkommen wahr. Der Verstand erblickt nichts als Widersprüche in den Worten: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt, es wieder zu nehmen. Dieses Gebot habe, ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17–18). Der Herr war frei und dennoch unter einem Gebot. Das ist sicher höchst wunderlich für den Verstand und den Unglauben, aber völlig klar für das Urteil des Glaubens.

Der Sohn Gottes starb an dem Holz, woran die Hand der gottlosen Menschen Ihn genagelt, und zwar in der Weise, wie Gott in seiner Gnade und seinem ewigen Ratschluss über Ihn verfügt hatte. Dort starb Er; und Er starb, weil Er sich dort befand. Das Lamm wurde geschlachtet. Wer möchte es wagen, diesen Worten zu widersprechen? Böse Menschen haben Ihn getötet; und Gott bestimmte Ihn zu seinem eigenen Lamm für den Altar. Wer könnte ein solch notwendiges und kostbares Geheimnis antasten wollen? Und dennoch lässt das Lamm sein Leben von sich selbst. Sein Tod war nicht eine Folge der Erschöpfung und des Hinsiechens unter den furchtbaren Leiden des Kreuzes; Er gab sein Leben freiwillig hin. Zum Beweis, dass Er sich in dem vollen Besitze dessen befand, was Er übergab, „rief Jesus mit starker Stimme“, und „übergab den Geist“. Die Geschichte dieses Augenblicks gibt keiner anderen Meinung Raum, und ebenso wenig, wie ich beifügen möchte, die anbetende Liebe der Heiligen. Pilatus verwunderte sich, dass Er bereits gestorben war; er glaubte es nicht und musste davon überzeugt werden. Unmöglich konnte das Leben in solch kurzer Zeit am Kreuz vernichtet sein; und darum mussten die Beine der beiden Schächer gebrochen werden. Doch Jesus war bereits gestorben, um dessentwillen Pilatus einen Zeugen herbeirief, bevor er dieser Sache Glauben schenkte. Die von uns hervorgehobene Wahrheit findet also in der buchstäblichen Geschichte dieser Tatsache selbst ihre deutliche Erklärung. Und unsere Herzen, wenn anders geleitet durch die Gnade, werden Gott preisen für solch ein Gemälde in Betreff seines Lammes und unseres sterbenden, gekreuzigten und getöteten Heilands. Vernichten wir die Erklärung, dass Er das geschlachtete Lamm war, oder bringen wir das Lied im Himmel, welches dieses Geheimnis meldet, zum Schweigen, wenn wir sagen, dass das geschlachtete Lamm sein Leben von sich selbst gab? Die durch den Heiligen Geist aufgezeichnete Geschichte von Golgatha predigt uns diese Wahrheit. Jesus war frei und dennoch unterworfen. Der Glaube begreift dieses. Als die Stunde gekommen war, lesen wir in Übereinstimmung mit diesem Geheimnis die Worte: „Jesus, das Haupt neigend, übergab den Geist“, Er kannte das empfangene Gebot; und dennoch gab er sein Leben von sich selbst. Er war gehorsam bis zum Tod, und dennoch gab Er sein Leben freiwillig hin. Der Glaube erkennt, dass darin allein das wahrhaftige und vollkommene Geheimnis liegt. Jesus starb nach dem Rat des göttlichen Bundes, wozu Er als der „Genosse“ des Gottes der Heerscharen, sich freiwillig übergab.

Jedoch verbarg der Sohn Gottes, wie wir es bereits zur Ehre seines Namens anmerkten, auf Erden stets seine Majestät – die „Gestalt Gottes“ unter der „Knechtsgestalt“. Seine Herrlichkeit war in allen Teilen der Herrschaft Gottes anerkannt worden. Die Teufel bekannten seine Macht, die Leiber und die Seelen der Menschen taten es; Tod und Grab erkannten diese Macht, und ebenso die Tiere des Feldes, die Fische im Meer, der Wind und die Wellen, das Korn und der Wein. Ich darf sagen, dass Jesus selbst der Einzige war, der seine Macht und Herrlichkeit nicht zu seinen Gunsten gebrauchte; denn es lag in seinem Weg, sie zu verhüllen. Er war der „Herr der Ernte“; jedoch trat Er aus als einer der Arbeiter. Er war der Gott des Tempels, der Herr des Sabbats; aber Er unterwarf sich den Herausforderungen und Anfällen einer ungläubigen Welt (Mt 9,13). In dieser Weise verbarg Er immer wieder seine Majestät hinter dem Schleier, oder hinter der Wolke und handelte demgemäß, wie bereits bemerke in jenen Umständen, wenn sein Leben bedroht war. Ja, man kann sagen, dass Er seine Majestät beständig unter den geringsten Formen verbarg. Oft wird Er durch die Gunst des gemeinen Volkes beschirmt (Mk 11,32; 12,12; Lk 20,19). Oft zieht Er sich zurück, teils in gewöhnlicher, teils in wunderbarer Weise (Lk 4,30; Joh 8,59; 10,39). Oft wird der Feind zurückgehalten, die Hand an Ihn zu legen, weil seine Stunde noch nicht gekommen war (Joh 7,30; 8,20). Und bei einer besonderen, bereits erwähnten Gelegenheit, entzieht eine Flucht nach Ägypten Ihn der Rache eines Königs, der nach seinem Leben trachtete.

In diesem allen sehe ich von Anfang bis zu Ende die Tatsache, dass der Herr der Herrlichkeit sich gleich jemandem verbirgt, der nicht in seinem eigenen, sondern in dem Namen eines anderen gekommen war. Und dennoch war Er der „Herr der Herrlichkeit“ und der „Fürst des Lebens“. Er war, wie bereits bemerkt, freiwillig ein Gefangener, und ebenso war Er auch schließlich ein freiwilliges Opfer. „Er gab seine Seele zum Lösegeld für viele.“

In früheren Zeiten war die Bundeslade des Herrn in der Hand des Feindes; sie war durch die Philister in der Schlacht bei Ebenezer in Besitz genommen worden. Damals „gab Er in die Gefangenschaft seine Kraft, und seine Herrlichkeit in die Hand des Bedrängers“ (Ps 78,61). Dennoch aber war sie unantastbar. Dem Schein nach war sie ein schwaches, aus Gold und Holz verfertigtes Ding. Aber ihre Gegenwart beunruhigte die Unbeschnittenen – ihre Götzen, ihre Leute, ihr Land. Sie befand sich unbeschirmt und allein in der Mitte der Feinde und zwar während der ersten Glut und dem Übermut des Sieges. Warum zertrümmerte man sie nicht? Hätte man sie gegen den Felsen gerannt, so würde sie in Stücke zersprungen sein. Sie schien gänzlich der Willkür der Feinde preisgegeben zu sein. Warum entledigten sich diese ihrer nicht? Einfach, weil sie es nicht vermochten. Das ist die Antwort. Die Bundeslade inmitten der Philister war gleich jenem brennenden, aber unverzehrbaren Dornbusch. Mochte sie dem Anschein nach von dem Willen der Unbeschnittenen abhängig sein; aber in Wirklichkeit durfte sie nicht angerührt werden. Die Philister konnten sie von Aschdod nach Gat und von Gat nach Ekron senden; aber keine Hand durfte sie anrühren oder verderben (Siehe 1. Sam 4–6).

Ebenso konnte die wahre Arche oder Bundeslade, der Sohn Gottes im Fleisch, für kurze Zeit den Unbeschnittenen zum Spielball dienen. Annas mochte Ihn zu Kajaphas, Pilatus zu Herodes senden. Die Menge mochte Ihn dem Pilatus vorführen, und Pilatus ihn wieder der Menge überliefern; dennoch war sein Leben außer ihrem Bereich. Er war der Sohn Gottes und, ob auch im Fleisch offenbart, dennoch der Sohn von Ewigkeit her. Welche Leiden Er auch erduldet, welchen Grad von Müdigkeit, Hunger und Durst Er auch ertragen hat, so diente doch alles nur zur Darstellung der „Knechtsgestalt“, die Er angenommen hatte. Aber Er war und blieb der Sohn, der das „Leben in sich selber hatte“, die unantastbare Bundeslade, der Dornbusch, welcher selbst inmitten der wütenden Flammen des ganzen Hasses der Welt unverzehrt blieb. Hierin besteht ohne Zweifel das Geheimnis.

Doch während ich dieses niederschreibe, während ich diese Dinge mit inniger Herzensbegierde und, wie ich hoffe, mit einigem Nutzen erwäge, wünsche ich mit großem Verlangen das zu fühlen, was ein wahrer Israelit an jenem Tag gefühlt haben mag, als die Bundeslade Gottes wieder aus dem Land der Philister nach Haus gebracht wurde. Sicher wird er mit Anbetung sich gefreut und wenn er auch in einiger Entfernung von dem Schauplatz lebte, mit Sorgfalt sich überzeugt haben, ob das große Ereignis denn wirtlich stattgefunden habe. Als Israelit musste es ihm, welchem Stamm er auch angehören mochte, von äußerster Wichtigkeit sein, dass die Bundeslade in Sicherheit war, dass die Unbeschnittenen sie nicht mehr im Besitz hatten und sie nicht mehr hierhin und dorthin in ihren Städten umhersenden konnten. Doch war er in dieser Hinsicht befriedigt, dann hatte er zu wachen, dass er selbst die Bundeslade nicht unehrerbietig anrühre oder beschaue, und sich nicht gegen sie versündige gleich jenen Beth–Schemitern, selbst nachdem die Lade von den Philistern zurückgekehrt war.

Wir werden, ich bin davon überzeugt, wohl daran tun, dass wir keinem Gedanken der oben bezeichneten Art über den sterblichen Zustand des Leibes unseres Herrn Raum geben. Solche Vernünfteleien stehen auf gleichem Boden mit der Behandlung, die der Bundeslade unter den Unbeschnittenen oder Philistern zu Teil wurde. Wir müssen den Irrtum solcher Gedanken eben sowohl, als den darin kundgegebenen Mangel an Ehrfurcht anerkennen. Spekulationen des menschlichen Verstandes sind nicht nach dem Geist oder der Weisheit Gottes. Der Leib des Herrn war ein Tempel, und es steht geschrieben: „Mein Heiligtum sollt ihr fürchten: Ich bin der Herr!“ 3.: „Ich werde mein Vertrauen auf Ihn setzen.“

Welch ein feierlicher Moment mag es für die Umstehenden gewesen sein, als der Herr Jesus auf dem See Genezareth den Wind und die Wellen zum Schweigen brachte! Mit welchem Staunen werden sie dieses Wunder seiner Allmacht angeschaut haben? Und also wird es auch jetzt noch sein, wenn wir anders Herzen besitzen, welche fähig sind, sich der Herrlichkeit Christi erfreuen zu können. Der Mensch mag über die Gesetze der Natur und über den gewöhnlichen Lauf der Dinge viele Worte machen; aber sicher ist es das erste Gesetz der Natur, dass sie ihrem Schöpfer Gehorsam leistet. Und hier in Markus 4 erfuhr das galiläische Meer in einem Nu die Gegenwart dessen, der nach seinem Wohlgefallen den Lauf der Natur verändert, und dessen mächtiger Stimme die Natur gehorcht.

Das war Jesus Jehova. Das war der Gott, dem in früheren Tagen das rote Meer und der Jordan gehorchten. „Was war dir, du Meer, dass du flohst? du Jordan, dass du dich zurückwandtest? ihr Berge, dass ihr hüpftet, wie die Widder? ihr Hügel, wie die jungen Lämmer? Erbebe vor dem Herrn, o Erde, vor dem Gott Jakobs!“ (Ps 114,5–7) das ist die Antwort, mögen wir lauschen auf die Stimme des roten Meeres in den Tagen Moses, oder auf die Stimme des galiläischen Meeres in den Tagen des Evangeliums. Die Gegenwart Gottes offenbart uns das Geheimnis. „Er sprach, und es war; Er befahl, und es stand!“ (Ps 33,9)

Als die Sonne und der Mond am Himmel stillstanden, hörte der Herr, wie wir lesen, auf die Stimme eines Menschen. Josua redete damals mit dem Herrn; und der Herr stritt für Israel. Sicher war dieses Ereignis ein großes Wunder. Der Heilige Geist, der es aufgezeichnet hat, verleiht ihm diesen Charakter, indem Er sagt: „Ist dieses nicht geschrieben im Buch Jaschar? Und die Sonne blieb stehen mitten am Himmel und eilte nicht zum Untergang beinahe einen vollen Tag. Und es war kein Tag vor ihm und nach ihm, dass Jehova hörte auf die Stimme eines Menschen; denn Jehova stritt für Israel“ (Jos 10,13–14). Jesus handelt indessen unmittelbar und in eigener Kraft, und es wird nicht viel Aufhebens davongemacht. Die Überraschung, die sich der Jünger bemächtigte, war die Frucht ihrer unvorbereiteten und ungläubigen Herzen, welche die Herrlichkeit des Gottes Israels nicht kannten. Aber durch die Unterweisung des Heiligen Geistes, der von dem, was Christi ist, empfängt, um es uns zu verkündigen, sind wir in den Stand gesetzt, sowohl bei dem gespaltenen roten Meer, dessen Wasser zurückwichen, als auch bei dem gestillten See Genezareth die Herrlichkeit besser verstehen zu können.

Jedoch gibt es am roten Meere in Betreff Jesu noch mehr anzuschauen, als die Zerteilung der Wasser. Die Wolke, die den Kindern Israel erschien sobald sie durch das Blut aus Ägypten erlöst waren, und die ihnen durch die Wüste das Geleit gab, wurde die Führerin des pilgernden Heeres. Doch Zugleich war sie der Schleier oder der Vorhang der Majestät. In solcher Weise befand sich das herrliche Geheimnis in der Mitte Israels. Gewöhnlich war die Herrlichkeit verhüllt; zuweilen wurde sie offenbart; jedoch stets war sie anwesend. Die Wolke war die Führerin und Genossin Israels; und in der Wolke war ihr Gott. Er, der zwischen den Cherubim wohnte, zog vor Ephraim, Manasse und Benjamin her durch die Wüste (Ps 80). Die Herrlichkeit Gottes war in der Wolke zu Gunsten Israels und auch befand sie sich an heiliger Stätte; und während sie auf diese Weise in ihrer verhüllten und unscheinbaren Gestalt das Heer geleitete, empfing sie die göttliche Ehre des Heiligtums.

Ebenso war es mit Jesu, Gott offenbart im Fleisch. Gewöhnlich unter Knechtsgestalt verborgen, und nur zuweilen in göttlicher Macht und Gnade ins Licht tretend, war Er für den Glauben und die Anbetung der Heiligen allezeit Gott gleich. –

Als sich die Israeliten dem roten Meer näherten, bedurften sie der Beschirmung. Die Wolkensäule verlieh ihnen dieselbe in Gnade. Sie nahm ihren Platz zwischen den Ägyptern und dem fliehenden Heer ein; sie war Finsternis für die einen und Licht für die anderen, so dass sie während der ganzen Nacht sich einander nicht näheren konnten; und am folgenden Morgen schaute der Herr aus der Wolkensäule auf das ägyptische Heer und erschreckte es. Auf ähnliche Weise handelte der Herr Jesus bei einer gewissen Gelegenheit. Er stellte sich zwischen seine Jünger und ihre Verfolger, indem Er sagte: „Sucht ihr mich, so lasst diese gehen.“ Er beschirmte sie durch seine Gegenwart. Und Zugleich strahlte seine Herrlichkeit durch die Wolke zum Erschrecken der Schar der Feinde. „Jesus sagte zu ihnen: Ich bin es! Als Er nun zu ihnen sagte: Ich bin es! traten sie zurück und fielen zu Boden.“ – Der Gott Israels handelte am roten Meer mit derselben Ruhe und Autorität, wie Jesus in dem Garten Gethsemane (2. Mo 14; Joh 18). Die Götter der Ägypter beugten sich vor Ihm am roten Meere; die Götter der Römer verehrten Ihn in Gethsemane; und „wiederum, wenn Er den Erstgeborenen in den Erdkreis einführt, sagt Er: Und alle Engel Gottes sollen Ihn anbeten“.

Doch mir gehen weiter. Im Lauf ihrer Geschichte mussten die Kinder Israel eben sowohl gestraft, als sichergestellt, und eben sowohl gezüchtigt, als erlöst werden. Wir sehen dieses, sobald wir das rote Meer verlassen und die Wüste betreten; und dieselbe Herrlichkeit, die in der Wolkensäule verborgen ist, wird diese göttliche Arbeit für sie verrichten. Zur Zeit des Manna, zurzeit der Kundschafter, in den Angelegenheiten Korahs, an den Wassern von Meriba und bei anderen Gelegenheiten reizte Israel die Herrlichkeit des Herrn; und die Herrlichkeit wird als ein Zeugnis des Zornes Gottes in der Wolke geschaut (Siehe 2. Mo 16; 4. Mo 14,16.20). Dasselbe finden wir in Betreff Jesu. Betrübt gleich (der Herrlichkeit in der Wolke) über die Herzenshärtigkeit oder den Unglauben seiner Jünger, gibt Er ein Zeichen, ein Merkmal seiner göttlichen Macht mit strafenden Worten. Man denke nur an den bereits oben erwähnten Vorfall auf dem See Genezareth. Dort sagt Er zu seinen Jüngern: „Warum seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?“ wie Er noch soeben zu dem Wind und den Wellen gesagt hatte: „Schweig, verstumme!“ Und so macht Er es jedes Mal, wenn die Jünger unverständige und ungläubige Gedanken in Betreff seiner verraten. So sagt Er z. B. einmal zu Philippus in dem Schmerz und dem Zorn der Wolke: „Solange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippe? Wer mich gesehen, der hat den Vater gesehen; und wie sagst du: Zeige uns den Vater?“ –

Wir sehen hier dasselbe Geheimnis. Oder leuchtete der Herr nicht auch hier durch den Schleier zur Beschämung des Ungehorsams und des Unglaubens Israels? Hier zeigte sich dieselbe Herrlichkeit, wie jene, welche in der Wolke zurzeit des Manna und bei anderen Umständen gesehen wurde. Diese Offenbarungen göttlicher Macht stehen zu einander in genauer Übereinstimmung. Die Wolke war die gewöhnliche Erscheinung; die darin verborgene Herrlichkeit ward dann und wann offenbart; jedoch stets war sie anwesend. Der Führer und Gefährte des Heeres war Zugleich der Herr desselben. Und ist Jesus nicht dieses alles? Die Herrlichkeit war der Gott Israels (Siehe Hes 43,4; 44,2); und Jesus von Nazareth war der Gott Israels oder die Herrlichkeit (Siehe Jes 6,1; Joh 12,41). Der Nazaräer verbarg und offenbarte eine Herrlichkeit, die in ihrer wesentlichen Fülle ein „unvergängliches Licht“ genannt wurde.

Moses verweigerte die Annahme der Herrlichkeit; doch Jesus verbarg seine Herrlichkeit. „Durch den Glauben verweigerte Moses, als er groß geworden war, Sohn der Tochter Pharaos zu heißen.“ Sicher war dieses ein herrlicher Sieg über die Welt. Wir lassen uns gern ehren; wir brüsten uns gern mit dem, was wir sind; wir nehmen sogar gern mehr Ehre an, als wozu wir berechtigt sind, wenn anders die Menschen sich darin wollen täuschen lassen. Doch Moses erniedrigte sich am ägyptischen Hofe, und das war ein glänzender Sieg des Glaubens über den Geist der Welt. Aber Jesus tat mehr. Freilich hatte Er keine bei Hof im Dienst stehende Personen in seiner Umgebung, denn in Palästen war Er ein Fremdling. Doch die Bewohner von Nazareth nahmen Ihn an als „den Sohn des Zimmermanns“; und Er wollte es also. Die Herrlichkeit der Herrlichkeiten, der Herr der Engel, der Schöpfer der Enden der Erde, der Gott des Himmels war unter dieser niedrigen Gestalt verborgen und ließ sich dieses alles Wohlgefallen.

In Hebräer 3 öffnet uns der Heilige Geist den Born dieses großen Geheimnisses. Die Gnade Gottes wollte sich offenbaren zur Verherrlichung dessen, „um dessentwillen alle Dinge, und durch den alle Dinge sind“. Dort wird uns das unaussprechliche Geheimnis der Erlösung mittels der Erniedrigung des Sohnes Gottes vor Augen gestellt. Die göttliche Gnade sucht sich zu befriedigen; und die göttliche Herrlichkeit muss in ihrer ganzen Fülle zur Schau gestellt werden. Hieraus entspringt alles. Fleisch und Blut wurden durch Ihn angenommen, „der da heiligt“. Er unterwarf sich dem Tod; Er ward, die Sünde ausgenommen, in allem versucht, gleich den „Brüdern“; Er war abhängig von Gott, voll Mitgefühl für die Heiligen; sein Leben hier auf Erden war ein Leben des Glaubens mit Gebet und Tränen zu Ihm, der mächtig war. Ihn vom Tod zu erlösen; Er ist jetzt im Himmel, um für uns zu beten; Er ist eben sowohl ein vollkommenes Opfer, als ein barmherziger Hohepriester; Er ist fähig, uns zu helfen und würdig, uns zu reinigen; Er ist, weil auferstanden aus den Toten und aufgefahren gen Himmel, unsere Erwartung für die Gegenwart, und unsere Hoffnung für die herrliche Zukunft.

In Verbindung mit diesem allen Nahm der Herr seinen Platz hier auf Erden ein. Er war abhängig und gehorsam. Er glaubte und hoffte, war betrübt und leidend; Er ward verachtet, gekreuzigt, begraben; Er unterwarf sich allem, was der ewige Ratschluss für Ihn notwendig gemacht hatte. Er machte sich selbst zu nichts; doch alles, was Er tat, war seiner würdig. Das Wort im Anfang: „Es werde Licht! und es ward Licht“, war seiner nicht würdiger, als sein „Bitten und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen in den Tagen seines Fleisches“. Er konnte sich unmöglich mit etwas verewigen, das der Gottheit unwürdig war, obwohl Er sich auf Kosten alles dessen, was Er besaß, in den trostlosesten Umständen befand, worin unsere Schuld und seine Gnade zur Wegnahme dieser Schuld Ihn gebracht hatte.

Wir sehen dieselbe Person in der Krippe, wie am Kreuz. Es war Gott, offenbart im Fleisch. Nur wenn wir der ausgedehntesten Idee dieser Herrlichkeit ihren Platz ungeschmälert lassen, dürfen wir von seiner Erniedrigung sprechen, die wir vom ersten bis zum letzten Augenblicks seiner bewunderungswürdigen Laufbahn an entdecken. Er wurde in der Krippe angebetet. Die von Gott geleiteten Weisen des Morgenlandes huldigten Ihm. Simeon tat dasselbe im Tempel; und zu unserer Befremdung sehen wir, dass er die Mutter, nicht aber das Kind segnete. Er hatte Letzteres in seinen Armen; und nichts würde bei dieser Gelegenheit natürlicher gewesen sein, als dasselbe zu segnen; dennoch geschah es nicht. Warum nicht? Weil er, erleuchtet durch das Licht des Heiligen Geistes, das Bewusstsein hatte, dass er das Kind nicht als ein schwaches, hilfloses Geschöpf, welches der Sorge Gottes anbefohlen werden musste, sondern als das Heil Gottes in seinen Armen trug. In diesem Charakter nahm er das Kind, in dem Augenblick der möglichst größten natürlichen Schwäche desselben, in seine Arme und erfreute sich in Ihm. Mochte er, ohne irgendein Unrecht zu begehen, die Mutter dieses Kindes segnen, so stand es ihm doch nicht zu, Jesus zu segnen. „Außer allem Widerspruch wird das Geringere von dem Bessern gesegnet“ (Heb 7,7).

Auch Hanna, die Prophetin, empfing Jesus in demselben Geist. Und noch früher, ja noch vor seiner Geburt wurde Ihm, als beim Gruß Marias das Kind im Leib der Elisabeth vor Freude hüpfte, Anbetung dargebracht. Ebenso erkennt der Engel Gabriel Ihn, noch ehe Er empfangen war, als den Gott Israels, vor dessen Angesicht der Sohn des Zacharias vorangehen musste. Und Zacharias selbst, erfüllt mit dem Heiligen Geist, erkennt Ihn als den Herrn, dessen Volk Israel war, und als den „Aufgang aus der Höhe“ (Siehe Lk 1,76–78).

Wir sehen daher in jedem Zustand und in jeder Handlung Jesu einen Gehorsam mit gänzlicher Selbstverleugnung und eine Unterwürfigkeit der seltensten Art. Und was war der Dienst nach der Verurteilung dessen, vor welchem derselbe ausgeübt wurde? Als der zu Bethlehem Geborene, der Beschnittene, der Getaufte und der Gesalbte, als der Dienende, der Leidende, der Gekreuzigte, und schließlich als der Auferstandene hat Er hier auf Erden vor den Augen Gottes gewandelt. In dem Schoß der Jungfrau, in der Stille von Nazareth, in dem wirksamen Leben inmitten der Städte und Dörfer Israels; in dem Opfer seiner selbst am Kreuz, sowie in dem Glänze der Auferstehung – kurz in allen Umständen war Er, dessen Name „Wunder“ ist, unter der Sorge Gottes und war fortdauernd das Wohlgefallen Gottes. In allem vollkommen und fleckenlos erneuerte Er die Wonne Gottes an dem Menschen zu einem weit höheren Gerade, als sie damals gewesen, wo der Mensch zuerst nach dem Bild Gottes geschaffen wurde.

Die Majestät der Person Jesu verlieh seinem ganzen Leben des völligsten Gehorsams eine Herrlichkeit, die dasselbe unbeschreiblich wertvoll machte. Niese Herrlichkeit bestand nicht nur darin, dass sein Gehorsam und sein Dienst freiwillig waren, sondern vornehmlich in der Majestät seiner Person, die durch den Herrn der Heerscharen als „Sein Genosse“ bezeichnet wird. Und wer ist im Stande, die Größe dieser Majestät zu ermessen?

Wir werden dieses in etwa aus eigener Erfahrung verstehen. Je höher der Rang dessen ist, der uns einen Dienst erweist, desto höher wird der Wert dieses Dienstes in unseren Gedanken steigen. Und mit allem Recht; denn ein solcher hat sich, um unser Diener zu sein, weit mehr verleugnen müssen, als ein anderer von geringem Stand. Unser Herz fühlt dann auch, dass nicht sein eigenes Interesse, sondern unser Vorteil durch ihn gesucht wird; und er unseren Wünschen und Bedürfnissen zu dienen bemüht ist. Wir können nimmer den Wert der Person von ihrem Dienst trennen. Und also verhält es sich auch mit dem Geheimnis, welches uns jetzt beschäftigt. Der Gehorsam Jesu war vollkommen und aller Annahme wert. Doch über den Charakter seiner Handlungen steht die Würdigkeit der Person, welche diese Handlungen vollbrachte und welche dieselben in tausendfältiger Weise verherrlichte.

Ebenso war es in Bezug auf seinen Tod. Es war seine Person selbst, die seinem Opfer oder seinem Tod alle Kraft verlieh; und es war seine Person, welche allem, was Er in seinem Leben des selbstverleugnenden Gehorsams verrichtete, eine ganz besondere Herrlichkeit beifügte. Das Sinnbild des zerrissenen Vorhangs zeigt dem Glauben das vollkommene Wohlgefallen Gottes an jeder Handlung des Lebens Jesu. Möchte Gott, indem wir den Pfad Jesu von der Krippe bis zum Kreuz verfolgen, uns Augen geben, um zu sehen, und Ohren, um zu hören! Das Auge Gottes ruhte, während seines ganzen Erdenlebens voller Gehorsam, mit unbeschreiblicher Wonne auf allem, was Er tat, und auf allem, was Er war.

Die „Knechtsgestalt“ war in Jesu ebenso sehr eine Wirklichkeit, als die „Gestalt Gottes“. Erstere war nur eine angenommene, die andere hingegen eine Ihm von Ewigkeit her ganz angehörende. Dieses vorausgesetzt waren seine Handlungen diejenigen eines Dieners, seine Herrlichkeiten und Vorrechts diejenigen Gottes. Er betete. Er verharrte die ganze Nacht im Gebet. Er lebte durch den Glauben als das vollkommenste Vorbild für den Gläubigen, sowie Er genannt wird: „Der Anfänger und Vollender des Glaubens.“ In den Leiden nahm Er zu Gott seine Zuflucht. In Gegenwart seiner Feinde gab Er sich dem anheim, der da recht richtet. Er tat nie seinen eigenen Willen, wie vollkommen dieser Wille auch war, sondern den Willen dessen, der Ihn gesandt hatte. In diesen und allen ähnlichen Wegen zeigt sich die „Knechtsgestalt“ in Jesu in ihrer ganzen Fülle. Es war eine erhabene und lebendige Wirklichkeit. Von Anfang bis zu Ende war das Leben dieses Dieners ein Leben des Glaubens.

In dem Brief an die Hebräer wird Jesus uns als der „Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses“, sowie als der „Anführer und Vollender des Glaubens“ vor Augen gestellt (Kap 3,1; 13,2–3). Als Hohepriester steht Er vor uns, um unsere beunruhigten Gewissen zu erleichtern, und um uns in unseren verschiedenen Versuchungen zu Hilfe zu kommen; als Anführer und Vollender des Glaubens ermutigt er unsere Herzen zu dem Leben des Glaubens in seiner Nachfolge. Im ersten Fall steht Er allein; im zweiten ist Er mit einer großen Wolke von Zeugen in Verbindung. Im ersten Fall handelt Er für uns; im zweiten steht Er als Vorbild vor unseren Augen. Doch selbst in dieser Beziehung besteht zwischen Ihm und anderen Gläubigen ein großer Unterschied; denn der Heilige Geist fordert uns auf, „auf Jesus zu sehen“, und nicht auf die Wolke von Zeugen, von denen wir rings umgeben sind.

Ferner hat das „Erdulden des Widerspruchs der Sünder gegen sich“ (Kap 12,3) das Leben Jesu zu einem Leben der Prüfung und des Glaubens gemacht. Diese Worte sind bemerkenswert. Eine große Zahl der Heiligen, die, gleich Ihm, zu dem guten Kampf des Glaubens berufen waren, hatten Spott und Hohn, Geißelungen und des Schwertes Schärfe erduldet; sie hatten in den Höhlen der Erde umhergeirrt und waren in Unterdrückung, in Banden und Gefängnissen gewesen; doch von ihrem Kampf inmitten dieser Dinge, von dem „Erdulden des Widerspruchs der Sünder gegen sich“ wird nichts gesagt. Diese Worte besitzen eine Kraft und Erhabenheit, die allein auf das Glaubensleben Jesu eine Anwendung finden, wovon der Heilige Geist in Psalm 16 eine Beschreibung liefert. Dort wird uns der Sohn Gottes als der vorgestellt, für den „der Glaube die Verwirklichung dessen ist, was man hofft, und die Überzeugung dessen, was man nicht sieht“ (Kap 11,1). Er genießt das priesterliche Teil und Los. Er stellt den Herrn beständig vor sich. Er weiß, dass Er nicht wanken wird, weil der Herr zu seiner Rechten ist. Er richtet seinen Blick auf die Lieblichkeiten, die zur Rechten Gottes sind, und auf die Fülle der Freude, die vor dem Angesicht Gottes ist.

Der Psalm 116 beschreibt das Ende seines Glaubenslebens in der Auferstehung unter „Lob und Anbetung“, und der Apostel Paulus kann in „demselben Geist des Glaubens“ von dem Anteil reden, den er mit seinem Anführer und Herrn an der Auferstehungsfreude hatte (2. Kor 4,13–14).

„Ich werde mein Vertrauen auf Ihn setzen.“ Das ist die Sprache Jesu während seines ganzen Lebens. Aber sein Glaube war Gold, reines Gold durch das Feuer erprobt, kam derselbe ebenso rein ans dem Schmelztiegel wieder hervor, wie er hineingegangen war, und nirgends zeigten sich Schlacken. Es ist nötig, dass die Gläubigen durch die Feuerprobe geläutert werden. Ihre Ungeduld, ihre Eigenliebe, ihr Murren usw. – alles muss vernichtet und zum Schweigen gebracht werden (Siehe Ps 72 und 77). Hiob unterlag der Prüfung, wiewohl er selbst oft die schwachen Arme gestärkt und die Strauchelnden durch seine Worte aufgerichtet hatte. Der Stärkste fällt oft zuerst. Petrus schläft in Gethsemane; er spricht Lügen und Flüche aus in der Nähe des Gerichtshofes. Doch ein Mensch hat hier auf Erden gelebt, bei welchem der siebenfache erhitzte Ofen nur umso mehr seine unaussprechliche Würdigkeit ins Licht stellte.

Man lese Lukas 23 und man betrachte dort Jesus in dem Feuer der Glaubensprüfung. Zuerst sehen wir Ihn gegenüber den Leiden, die seiner harrten; danach ist er mit seinen Jüngern, dann mit seinem Vater, und endlich mit seinen Feinden beschäftigt. Wie unbeschreiblich vollkommen war dieser Glaube, als derselbe durch das Feuer erprobt wurde, in stets unverfälschter Reinheit! Das ganze Leben Jesu war das Leben und der Gehorsam des Glaubens. Von der einen Seite betrachtet, war es sicher das Leben des Sohnes Gottes, der in „Knechtsgestalt“ sich selbst bis zum Tod erniedrigte, wiewohl Er in der Gestalt Gottes war und „es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein“; doch andererseits hat Jesus wahrlich das Leben des Glaubens gekannt, wenn er sagt: „Ich werde mein Vertrauen auf Ihn setzen.“ „Ich habe Jehova stets vor mich gestellt, denn zu meiner Rechten ist Er; ich werde nicht wanken.“ Das waren seine Gedanken; und wir beten ihn an in diesem Glaubensleben. Ja, voll Bewunderung heben wir unsere Blicke zu Ihm empor und preisen seine unaussprechliche Liebe. Und dieses kostbare Glaubensleben fand in der Sorge und Bewahrung Gottes seine Antwort. „Wer da sitzt im Verborgenen des Höchsten, der wird bleiben im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91). Der Glaube des Knechtes auf Erden war ebenso vollkommen, wie die Antwort dessen, der im Himmel wohnt.

Von dem Schoß seiner Mutter an bis in sein Grab war die Sorge, die über Jesus wachte, ununterbrochen. Sein Geist hat dieses bereits durch den Mund seiner Propheten verkündigt. „Du liehest mich vertrauen an meiner Mutter Brüsten. Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoß an; von meiner Mutter Leib, an bist du mein Gott“ (Ps 22,9–10). – Es war eine unermüdliche Sorge. „Du erhältst mein Los.“ „Mein Fleisch wird in Zuversicht wohnen; denn meine Seele wirst du Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe“ (Ps 16). Die Hilfe, die Sorge, die Wachsamkeit des Vaters über den Sohn – alles war für Ihn. Gott wachte über Ihn in jener Nacht, als Joseph durch den Engel gewarnt und aufgefordert wurde, nach Ägypten zu entfliehen. Es war des Vaters unaussprechliche Freude, in dieser Stunde übe den geliebten Sohn Wache zu halten. „Der Wächter Israels konnte auch damals nicht schlummern.“

Doch weit entfernt, den göttlichen Rechten Jesu Abbruch zu tun, erhalten diese Umstände vielmehr gerade dadurch ihre Bedeutung. Die Herrlichkeit des Verhältnisses zwischen Vater und Sohn, sowie die damit verbundene Freude und Wonne sind verloren, wenn die Herrlichkeit der Person Jesu nicht im Auge behalten und verehrt wird. Zur Zeit der Flucht nach Ägypten in den Armen seiner Mutter war Er eben sowohl „Gott, offenbart im Fleisch“, als während des Augenblicks im Garten Gethsemane, wo die Feinde angesichts seiner Macht und Hoheit zu Boden stürzten. Er war als Kind zu Bethlehem eben sowohl Immanuel, wie Er es jetzt ist zur Rechten der Majestät in der Höhe. 1 Der ganze Weg von dem Schoß seiner Mutter bis zum Kreuz war ein Weg der Selbsterniedrigung. Wenn man hieran zweifelt, dann vergisst man, wer Er war. Beschauen wir aber dieses herrliche Geheimnis aus einem anderen Gesichtspunkte, dann sehen wir seine Abhängigkeit vom Vater, sowie die zärtliche und vollkommene Sorge, welche der Vater unaufhörlich zur Schau trägt.

In den vier Evangelien wird uns die Person des Herrn auf verschiedene Weise und in einem verschiedenen Charakter dargestellt. Er war der Gegenstand der fortdauernden Sorge des Vaters und Zugleich der Genosse Jehovas. Und es wird uns erlaubt, unseren Blick auf den Pfad zu richten, auf welchem Er durch göttliche Sorge und Wachsamkeit eine Beschirmung fand, und voll Bewunderung das helle Licht und die vortreffliche Herrlichkeit anzuschauen, wo seine Rechte und Ehren als Sohn Gottes vor unserem Auge enthüllt werden.

Jesus konnte sagen: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wiederaufbauen“; und Zugleich konnte der Heilige Geist erklären, dass „der Gott des Friedens den großen Hirten der Schafe aus den Toten wiederbrachte“. Die Feinde, die sein Leben suchten, stürzten zu Boden, als sie seine Stimme hörten; und nichtsdestoweniger erkannte sein völliger Glaube so vollkommen die Sorge und Obhut Gottes an, dass Er sagte: „Meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und Er mir mehr als zwölf Legionen Engeln stellen werde“? Durch eine Berührung des Ohres heilte Er den Diener des Hohepriesters, während Er etliche Augenblicke später zuließ, dass sein eigenes Haupt unter der Dornenkrone blutete. In der Vollkommenheit seines Zustandes als der, welcher sich selbst erniedrigt hatte, konnte Er das Mitgefühl der Seinen fordern und sagen: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen“? – und etliche Stunden später, und zwar in gewissem Sinn in einem Augenblick von größerem Schmerz, konnte Er das Mitleiden der Töchter Jerusalems von sich weisen und den Glauben eines sterbenden Missetäters dadurch krönen, dass Er ihm das Paradies verhieß. Dann selbst in der Stunde der tiefsten Erniedrigung strahlt uns seine Herrlichkeit entgegen; und Er lässt die Sünder verstehen, dass sein Kreuz nicht das Mitleiden der Menschen, sondern ihren Glauben erfordert, und dass Er kein bloßes Gefühl aufzuwecken wünscht, sondern sie durch den Glauben an das Kreuz mit dem vollen Frieden des Gewissens segnen will. Er will nicht, dass man sein Kreuz beklage, sondern dass man sich darauf stütze und wisse, dass dasselbe, wiewohl in Schwachheit vollbracht, dennoch ein Strebepfeiler ist, worauf die Schöpfung Gottes in Ewigkeit ruht.

In solch verschiedenen und dennoch harmonischen Zügen finden wir das Leben Gottes im Fleisch. Weil seine göttliche Natur wahr ist, ist deshalb seine menschliche Natur weniger wahr? Die Tränen Jesu über Jerusalem waren so wirklich, als ob nichts anders in seinem Herzen sei, als der Schmerz über ein widerstrebendes, ungläubiges Volk, das seinen Messias und Heiland verwarf. Und dennoch war in demselben Augenblicke seine Freude an dem Vorsatz der göttlichen Weisheit und Gnade eine ebenso ungeteilte. Das „Wehe dir, Chorazin!“ war ebenso sehr der Ausdruck der lebendigen und wahrhaftigen Liebe in der Seele Jesu, als seine kurz nachher gesprochenen Worte: „Ich danke dir, Vater!“ Also wurden durch die „Knechtsgestalt“ in all ihren Vollkommenheiten, sowie durch die „Gestalt Gottes“ in der ganzen ihr eigentümlichen Herrlichkeit, in einer und derselben Person solch wahrhaftige und lebendige Geheimnisse offenbart.

Sollten wir nicht oft bei der herrlichen Person Jesu verweilen und die verschiedenen Handlungen seines Lebens oder das Geheimnis seiner Liebe und Wahrheit betrachten? „Die Furcht des Herrn ist rein“; aber es gibt auch eine unreine Furcht, die einen Geist des Unglaubens und der Gesetzlichkeit in sich birgt und uns verhindert, in solche Wunder einzudringen. Wahrlich, das Geheimnis ist „groß“. Doch dasselbe konnte man auch von jenem wunderbaren Schauspiel sagen, zu welchem Moses sich mit unbeschuhten Füßen nahte, um es zu betrachten. Hätte er dieses nicht getan, dann wäre er ungesegnet geblieben. Aber nein, er lauschte bis er entdeckte, dass der große „Ich bin, der ich bin“, der Gott Abrahams in dem Dornbusch sei. Wie seltsam die Weise auch war, in welcher eine Majestät sich verbarg, so war dennoch der Herr, Gott, der Allmächtige in dem brennenden Dornbusch.

Und wenn wir auf Golgatha den „geschlagenen Hirten“ anschauen, wer anders könnte es sein, als „der Mann, der der Genosse des Herrn der Heerscharen“ ist (Sach 13)? Und jener verspottete, verspeite, misshandelte Mensch inmitten des den Gerichtssaal des Pilatus umringenden Volkes – wer anders könnte es sein als Er, der in den vorigen Tagen das rote Meer trocken machte und Ägypten mit Finsternis schlug (Fortsetzung folgt).

Fußnoten

  • 1 Ich will hierdurch nicht behaupten, dass bei Gelegenheit der Flucht nach Ägypten das „Kindlein“ selbst irgendeinen Willen betätigte. Eine solche Behauptung würde außer der Schrift sein. Aber diese Handlung, wie alles von Bethlehem bis nach Golgatha hin, trägt den Charakter eines sich selbst verleugnenden Gehorsams.
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