Botschafter des Heils in Christo 1856

Die Zuversicht Jesu

„Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich! Zu Jehova spreche ich: Du bist der Herr; meine Güte geht nicht zu dir hin, sondern zu den Heiligen, welche auf der Erde sind, und den Herrlichen, an denen ich alle meine Lust habe. Viel sind der Schmerzen derer, die anders wohin eilen. Ich will ihre Trankopfer von Blut nicht opfern, und ihre Namen nicht auf meine Lippen nehmen. Jehova ist das Teil meines Besitztums und meines Bechers; du bewahrst mein Los. Die Messschnur fiel mir in lieblicher Gegend; ja, ein schönes Erbteil ist mir geworden. Ich lobe den Herrn, der mich beraten, selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren. Ich habe den Herrn allezeit vor mir; denn Er ist zu meiner Rechten, ich werde nicht wanken. Deswegen freut sich mein Herz, und mein Geist frohlockt; ja auch mein Fleisch wird ruhen sorgenlos. Denn du wirst meine Seele nicht in dem Hades zurücklassen, und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du tust mir kund den Weg des Lebens; eine Fülle von Freude ist bei deinem Angesicht, liebliches Wesen an deiner Rechten ewiglich.“

Von dem Augenblick an, wo wir an den Herrn Jesus gläubig geworden sind, findet alles, was uns trösten, was uns Freude und Zuversicht geben kann, seine Quelle in Ihm, und alles, was uns betrübte, alles, was unser Gewissen verurteilte oder richtete, dieses alles endigte in einfacher aber vollkommener Gnade durch Ihn. Solange wir unsere Stellung in Christus nicht kennen, fürchten wir die Wahrheit, die von der Vollkommenheit eines Heiligen spricht; aber sobald wir über dieselbe völlig klar sind, sehen wir, dass diese Wahrheit uns nur Segen und Freude zuführt.

So ist es mit diesem Psalm. Es gibt wenige Abschnitte in der heiligen Schrift, die uns so sehr unsere Schwachheit und unsere Fehler, so wie unser mannigfaltiges Straucheln fühlen lassen, als dieser Psalm, und zwar dadurch, dass er uns die Vollkommenheit von einem vorstellt, der ohne Flecken vor Gott war und nie fiel. Alles aber, was seine äußere und innere Vollkommenheit offenbart, kann nur Traurigkeit und Niedergeschlagenheit in uns erwecken, wenn wir es außer dem wahren Gegenstand d. i. Jesus selbst, betrachten. Suchen wir unsere Herzen, durch die Erfahrungen, welche uns die Psalmen geben, sicher und gewiss zu machen, so können wir nur sagen: „Herr, gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Keine Seele könnte wahren Frieden bekommen. Dennoch suchen manche hier ihre Gewissheit; sie sind bemüht, dieselben Züge, dieselben Erfahrungen in sich zu finden, wie sie uns in den Psalmen dargestellt werden, und sie nehmen diese zum Maßstab, um sich selbst zu beurteilen. Wir lesen in Psalm 17,2–3: „Mein Recht gehe von deinem Angesicht her, auf das Recht lass deine Augen schauen. Du hast mein Herz geprüft, des Nachts besucht, du hast mich geläutert; du findest keinen bösen Gedanken in mir, nicht vergeht sich mein Mund.“ Weil sich nun in unserem Wandel und unserer Gesinnung gewiss Unvollkommenheit befindet, (obgleich der Geist Gottes in uns wohnt) so kann eine solche Stelle nie für uns ein sicherer Grund des Friedens in der Gegenwart Gottes sein. Unsere Freude ist nicht eher vollkommen, als bis wir jede Forderung der Heiligkeit Gottes erfüllt und in Jesu beantwortet sehen. Wenn Gott (wie Er getan) das Herz und die Nieren Jesu prüfte, so fand Er nichts, was seiner Heiligkeit nicht entsprochen hätte; und darum ist nicht eher unsere Freude völlig, als bis wir sehen und erkennen, dass Jesus dahin gegangen ist, wo eine Fülle von Freude und liebliches Wesen zur Rechten Gottes ist ewiglich. Ja, unser Herz ist dann beruhigt, wenn wir verstehen, dass die Worte in Hebräer 9,24 zu uns gesagt sind: „Denn der Christus ist nicht in das von Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen.“ Und dies ist wahr von einem jeden, der wahrhaft mit Ihm in Berührung gekommen ist. Es hat nie ein elendes oder betrübtes Herz gegeben, welches nicht, wenn es Jesus anschaute, in Ihm, welcher höher als die Himmel geworden ist, völlige Errettung fand.

Die Psalmen sind also für solche Seelen, die an Jesus glauben. Wir erlangen nicht dadurch das Leben und die Segnungen, dass wir versuchen, Schritt für Schritt in den Fußstapfen Jesu zu wandeln. Nein, wir befinden uns auf einmal darin und zwar durch Ihn, der alle diese Schritte zurückgelegt hat, und welcher jetzt beim Vater ist. Wir sind auf einmal in die Segnungen gestellt, welche Christus für uns empfangen hat. Wir sollen die Psalmen lesen, als solche, welche in Ihm schon Errettung, Segnung und Herrlichkeit erlangt haben; und dann erst sind wir in die Stellung versetzt, wo wir mit Ihm sagen können: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“

Diese Worte finden also nur auf Errettete ihre Anwendung. Jesus sprach sie nicht aus, weil Er es für sich nötig hatte, vom Zorn Gottes errettet zu werden. Er kam aus dem Schoß des Vaters in diese Welt; Er stand da, als der Heilige – „der Sohn des Menschen, welcher im Himmel ist.“ Nie war Er weniger, als dieses; aber äußerlich waren seine Umstände ganz verändert, und Er konnte sagen: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“ Also können auch wir, die wir vom Bösen aller Art und von Feinden, die uns stets zu versuchen und aufzuhalten trachten, umgeben sind, dies Gebet zu dem unsrigen machen. Es gibt mancherlei Umstände, in welchen wir uns tagtäglich befinden, – Umstände, hinter welchen sich Satan verbirgt, und durch welche wir mit ihm in Kampf gebracht werden. Nun können wir entweder dem Satan in diesen Dingen nachgeben, oder wir können Gott darin ehren und den Satan überwinden. Unsere Füße aber werden immer ausgleiten, und Satan wird uns stets überwinden, wenn wir nicht die Macht Gottes durch den Glauben in diese Umstände bringen, und dadurch siegen.

Der Herr Jesus brachte immer die Gesinnung Gottes in die gegenwärtigen Umstände, und harrte auf Ihn; um die nötige Kraft von Stunde zu Stunde zu besitzen. Er stand nicht allein; denn als Mensch geziemte es Ihm nicht, allein und unabhängig zu stehen. Er war der, welcher sein Ohr von Morgen zu Morgen geöffnet hatte, gleich dem Gelehrten (Jes 50,4–5). Er war der gehorsame Knecht, welcher nicht seinen Willen tat, sondern den Willen eines anderen, und Er war abhängig von Ihm. Und siehe! welch gesegnete Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus muss eine Seele genießen, welche bereit ist, Ihm auf diesen Pfaden zu folgen und in seinen Fußstapfen zu wandeln. Der, welcher diese Fußstapfen ein wenig kennt, muss immer ausrufen: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“ Er muss seinen Platz jetzt da finden, wo ihn einst der Herr Jesus hatte.

Es ist schon gesagt, dass wir weder Errettung, noch Frieden, noch Herrlichkeit durch Gehorsam erlangen können; aber es bringt uns viele Freude, wenn wir den Willen eines anderen tun. Es war eine Freude für Jesus, den Willen seines Vaters zu tun. Dies war die einzige Stellung, in welcher der große Feind überwunden werden konnte. Deshalb nahm Er sie ein, und Er fand Segen darin.

Und nun, geliebte Brüder, das Herz, welches eine andere Stellung liebt und wählt, kann nie in Gemeinschaft mit Jesu sein. Es ist möglich, dass ein Heiliger in Unabhängigkeit von Gott wandelt, und die Umstände selbst zu ordnen sucht, und dass dennoch ein solcher gesegnet ist, weil der, welchen Gott gesegnet hat, gesegnet ist, und weil Er nie aufhören kann, den zu segnen, welcher an Jesus glaubt, – ein solcher also kann nachlässig wandeln, er kann sich in einer unabhängigen Stellung von Gott befinden, aber die Gemeinschaft Jesu, welcher die abhängige Stellung vor Gott wählte, genießt er nicht. Wenn dies nun bei einer Seele der Fall ist, so wird sie auch die Schwierigkeiten auf dem Weg, um in allen Umständen würdig zu wandeln, nicht erkennen, weil es gewöhnlich ist, dass diese Schwierigkeiten erst erkannt und gefühlt werden, wenn wir wirklich auf Gott trauen; und dann kommt auch dieses gesegnete Rufen aus dem Herzen: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“

Es gibt kein Ausruf, welcher für den Heiligen ehrenvoller wäre, als dieser; – es war ein Ausruf, welcher sich dem Mund des Herrn geziemte, weil Er die Stellung des Gehorsams eingenommen, und deshalb die Schwierigkeiten in den Umständen fühlte. Er sagte: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“ Wenn also die Seele in Versuchung und Kampf ist, inmitten der boshaften Pfeile Satans – denn sie fallen schrecklich auf den, welcher im Gehorsam zu wandeln sucht – so dringt dieser Ruf zu Gott hinauf. Und kein Ruf ist Gott wohlgefälliger; er kommt von dem Geist Christi in denen, welche im Kampf mit dem Bösen sind. Er setzt Erkenntnis Gottes und unseres Mangels voraus; wir fühlen, dass wir als Mensch versucht und also von Gott unterschieden sind. Obgleich Jesus wahrhaft Gott war, so war Er doch in Gleichheit der Menschen geworden, ein vollkommener und fleckenloser Mensch; – Er litt, da Er versucht ward.

„Zu Jehova sprach ich: Du bist der Herr!“ – Diese Aufgabe ist so schwer zu erlernen, dass nur der Herr Jesus allein dieses sagen und darin verharren konnte. Er sagte es mit der Festigkeit der Seele, und wich nicht davon ab. Er kannte Jehova und sagte zu Ihm: „Du bist der Herr!“ Dies ist im Gegensatz Wider alle Götzen, – den Herrn zu unterscheiden von allem, was unser Herz, unsere Wünsche, unsere Gefühle und unsere Gesinnung beherrschen will, – wegzuwerfen alle Götzen, und Jehova über alles zu setzen. Dies ward nur in Jesu vollkommen gefunden: Gott in allem, was wir tun, als Herrn anzuerkennen, Ihm unseren Willen zu unterwerfen, in allen Dingen, sowohl in der Wahl der Mittel, als in der Ausführung, unseren Willen Ihm zu opfern, das heißt: „Du bist der Herr!“ Soweit dieses in den Herzen der Gläubigen verwirklicht ist, sind sie glücklich; und sie werden vor tausend Ängsten und Nöten, welche Die treffen, die sich anderen Herren unterwerfen, bewahrt bleiben. Die Seele hat alsdann Ähnlichkeit mit Jesu und hat Teil an seiner Freude; sobald aber irgendetwas anderes in dem Herzen sich der Rechte des Herrn angemaßt hat, so wird gewiss auch in allen Gefühlen und Neigungen des Herzens Unordnung sein.

Diese Gedanken sollen den Heiligen demütigen und richten, weil er nicht nur schwach, elend und wertlos nach dem Fleisch ist, sondern auch, weil ihm Gott den Heiligen Geist gegeben hat, dass er möge stark sein, tüchtig in allen Dingen durch Jesus, der ihn kräftigt. Und wenn uns unsere Herzen sagen, geliebte Brüder, dass es nicht also mit uns ist, so lasst uns durch diese Worte uns richten. Die Prüfung unseres Gehorsams wird uns demütigen und niedrig gesinnt machen, und alle selbstgefälligen Gedanken niederwerfen. Ja, ich bin überzeugt, dass wenn diese Wahrheit in Treue auf unsere Seele angewandt wird, so wird sie uns eine geläuterte, sanfte und gedemütigte Gesinnung geben, welche in unseren Tagen unter den Heiligen so mangelhaft ist.

In dieser Unterwerfung finden wir „die Güte,“ – die moralische Vollkommenheit des Verstandes, des Willens und der Handlung in Jesu. Alles, was sich in Jesu an Verstand, an Gefühlen und Neigungen, an Willen offenbarte, war vollkommen, und dies charakterisierte seine „Güte.“ Aber was sagt Er von seiner Güte? Verursachte sie Ihm Freude? Gewiss – aber (Er sagt) diese Güte in mir wird keinen Unterschied in deinem Wesen, o Gott, hervorbringen; „meine Güte geht nicht zu dir hin, sondern … „ Welcher Zustand ist durch diese Güte verändert? „ … zu den Heiligen, welche auf der Erde sind, und den Herrlichen, an denen ich alle meine Lust habe.“ Es ist immer ein Teil des Glaubens der Knechte Gottes: zu sehen, dass solche „auf der Erde sind“ – eine heilige Priesterschar, in welchen, wenn das irdene Gefäß zerbrochen ist, auf einmal die Herrlichkeit des Lichtes, welches in ihnen ist, scheinen wird. Die Sinne sehen nur die irdenen Gefäße; aber der Glaube erkennt leicht den Puls, welcher, wenn auch nur schwach, für Jesus schlägt, und gern an seine Wege denkt. Es ist oft schwer, „diese Heiligen“ zu erkennen; aber da, wo es jemand gibt, der den Namen Jesu bekennt, und die Frucht des Glaubens, der im Herzen ist, darbringt, – da sehen wir einen, an dem Er „seine Freude“ hat. Einen, welchen Er liebt, als sich selbst. Die habsüchtige, böse, argwöhnische Gesinnung der Welt, so wie die Gesinnung des Fleisches in den Heiligen (denn beide sind gleich) erkennt leicht, was döse ist, und liebt, die Schwachheiten und Mängel der Heiligen auf eine harte Weise aufzudecken und auszulegen, und der Teufel unterstützt dieses immer. Ja, das Fleisch deckt gern die Fehler der Heiligen auf, und brüstet sich dann, dass es nicht so schwach ist, als ein anderer. Wie verschieden aber ist der Geist Christi! Nichts offenbart so sehr die Gesinnung des Geistes Christi, als die Liebe, welche nicht argwöhnisch ist, welche sich aber immer freut einen Heiligen zu finden, wie schwach und mangelhaft er auch sein mag. Ist dies auch unsere Freude, teure Brüder? Es ist gut, wenn wir diese Frage wohl beherzigen. Wir sind gewiss gesegnet, wenn wir uns mit der Versammlung Gottes, sowohl in ihren Gefühlen, Gedanken und Neigungen, als auch in ihrem äußerlichen Zeugnis, einverleibt wissen, wenn wir sie als von Gott anerkennen, ausgezeichnet, herrlich, als die, von welcher Christus sagt: „an welcher ich alle meine Lust habe;“ und über welcher seine „Güte“ bleibt. Diese „Güte“ ist für sie, darum kann sie wohl als ausgezeichnet betrachtet werden. Wir wissen, dass der Herr Jesus sagt: „Was ihr dem Geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.“

Nichts macht im Praktischen einen tieferen Eindruck auf den Christen, als tagtäglich an Christus zu denken, – nicht nur als im Himmel, sondern auch als in den Heiligen hienieden, so dass wir für sie sorgen können und sagen: „an welchen ich alle meine Lust habe.“ Wenn wir also Gott mit den Heiligen vereinen, – wenn wir aufsehen zu Gott, und sagen können: „Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich!“ und Hinsehen auf die Heiligen und sagen: „an denen ich alle meine Lust habe,“ – gewiss, eine solche Seele befindet sich in einer Stellung von reichen, praktischen Segnungen. Dann werden die Widerwärtigkeiten, die sich uns auf dem Weg entgegenstellen, nur ein Samenkorn sein, welches in die Erde fällt und stirbt, auf dass es viel Frucht bringe. Keins von diesen Körnlein wird verloren gehen; und obgleich viel Ausharren Not tut, es wird aber die Frucht nicht ausbleiben – ein reicher Erntetag wird kommen. Lasst uns aber bemerken, wie verschieden der Zustand dieser von dem jener ist, von welchen gesagt wird: „Viel sind die Schmerzen derer, die anders wohin eilen. Ich will ihre Trankopfer von Blut nicht opfern, und ihre Namen nicht auf meine Lippen nehmen.“

Es ist ein Unterschied zwischen denen, die von der Welt, und denen, die von Gott sind. Der Herr wird mit jenen keine Gemeinschaft haben. Er sagt: Ich will keine Gemeinschaft haben mit den Dingen, womit sie Gemeinschaft haben. „Trankopfer von Blut,“ – das ist der Charakter ihrer heiligen Dinge. „Sie laufen anders wohin.“ – Es macht nichts, wie weit sie entfernt sind; ihre Füße sind auf einem anderen Wege.

In Vers 5 finden wir sein heiliges Verhältnis zu Gott: „Jehova ist das Teil meines Besitztums.“ Dies ist wahr von Ihm und von uns. Ich wünsche, dass wir diese köstlichen Gedanken einen Augenblick betrachten. Unsere Freude ist in Gott. Es gibt zwar Freude und Mitgefühl, aber kein wahres Glück außer Gott. Sind die Gefühle und Freuden des Himmels das Teil der Seele, so wird sie außer Gott nur unglücklich sein. Es würde nichts als Elend im Himmel sein, wenn Gott selbst dort nicht das Teil eines jeden wäre. Ich versuche nicht zu erklären, wie dieses Glück oder diese Seligkeit sein wird; allein wenn die Seele mit der Herrlichkeit seiner Zukunft beschäftigt ist, so ist es ihr nötig, dass sie Gott selbst mit ihrem Teil und mit ihrer Freude verbindet, sonst würde selbst die Herrlichkeit eine zu große Last sein, denn außer Gott ist uns die Herrlichkeit fremd.

„Und meines Bechers.“ Der Becher ist eine gegenwärtige Segnung. Jesus bewährte dieses, als Er hienieden praktisch in der Gemeinschaft mit Gott wandelte, und auch wir werden es erfahren, wenn wir in seinen Fußstapfen einhergehen. Kein Segen wird am Ende für uns verloren sein, aber wir werden gegenwärtig Segen verlieren, ja, wir werden darben, wenn wir unser Glück anderswo suchen, als in dem Bewusstsein, dass der Herr „das Teil unseres Bechers“ ist. Wir können verschiedene Becher für uns bereiten; wir können in diesen oder jenen Dingen Segen suchen, – nichts aber wird uns Trost und Freude bringen, nichts vollkommenen Segen bereiten, wenn nicht der Herr „das Teil unseres Bechers“ ist. Gott allein kann die Seele wahrhaft befriedigen.

„Du bewahrst mein Los.“ Bewahren, ernähren, sorgen, – die Seele fühlt, dass sie diese Stücke notwendig bedarf, wenn sie die Gefahr umher betrachtet. Die geübte Seele zittert beinahe, wenn sie eine Freude oder einen Segen empfängt, wovon sie nicht sicher weiß, ob es von Gott ist und von Gott bewahrt wird, weil sie überzeugt ist, dass alles andere, wie das Gras auf dem Feld verwelken wird. Aber wenn sie mit Gewissheit sagen kann: Dies ist kein Becher ohne Gott, sondern von Ihm, dann erhält sie Kraft und Freude und wiederholt mit Zuversicht: „Du bewahrst mein Los.“ Alle Segnungen also, die uns von Gott zustießen, sei es Errettung, sei es Kraft zu dienen, oder sei es selbst eine irdische Segnung, welche durch Jesus kommt, – wir haben immer das Vorrecht zu sagen: „Du bewahrst mein Los.“

Und dann auch, in dem Maße, als wir den Herrn als das Teil unseres Besitztums und unseres Bechers und als unseren Erhalter sehen, sind wir fähig zu sagen: „Die Messschnur fiel mir in lieblicher Gegend, ja ein schönes Erbteil ist mir geworden.“ Die Heiligen sagen dies jetzt selten. Diese Lieblichkeit ist wenig bekannt, und warum? Weil der Herr so wenig genossen wird. Aber gerade in dem Maß, wie wir Gott kennen und in Ihm ruhen, finden wir wahre Freude und verstehen, dass für uns die „Messschnur in lieblicher Gegend gefallen ist.“ Gesegnet sind diejenigen, welche diese Erfahrungen zu verwirklichen suchen. Doch dies ist es, ich wiederhole es, worin die Gläubigen so mannigfach fehlen, – in der praktischen Anerkennung Gottes in ihren Wegen. Und wenn die Seele im Stande ist, zu sagen: „Ich habe mit dem Herrn gewandelt und bei Ihm Rat gesucht,“ so wird sie auch im Stande sein, Ihn zu loben und sagen zu können, wie wir in diesem Psalm Vers 7 lesen: „Ich lobe den Herrn, der mich beraten, selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren.“ Das ist eine glückliche Stellung. Aber nur dann, wenn die Seele mit Ihm wandelt, können wir von dem, was wir unternehmen, glückliche Erfolge erwarten. Haben wir unsere Wege selbst erwählt, so finden wir nur Unglück und Entfernung, und wir werden nicht im Stande sein, den Herrn zu preisen, und zu sagen: „Ich lobe den Herrn, der mich beraten.“ Dieser Vers beschreibt gleichsam die Freude eines glücklichen Erntetages, als Folge unseres Wandels nach dem Rat des Herrn. Wir sind oft so eigensinnig, so eilig und nachlässig, dass wir etwas tun, wozu wir so sehr seines Rates bedurft hätten, und doch suchen wir erst nachher diesen Rat. Und dann können wir den Herrn nicht loben, als den, der uns beraten hat; wenn es auch möglich ist, dass wir Ihn deshalb loben, weil Er uns von der Torheit unserer selbst erwählten Wege errettet hat.

Wenn wir nicht nur den Herrn haben, sondern auch sein Wort zu unserer Unterweisung, und den Heiligen Geist in uns wohnend, um uns zu raten und zu leiten, und uns seine eigenen Gefühle und Neigungen mitzuteilen, so können wir getrost voran gehen. Der Heilige hat eine verborgene Macht, um sich selbst zu richten, und oft „während der Nacht,“ wenn die Umstände, welche ihn beunruhigten, nicht gegenwärtig sind, werden wir von dem Heiligen Geist unterwiesen und ermahnt. „Ich lobe den Herrn, der mich beraten, selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren.“ Dies ist wirklich ein gegenwärtiger und wahrer Segen. Der Heilige Geist wohnt in uns; der Geist Christi ist in uns; und wenn wir auf diese verborgenen Ermahnungen, auf diese verborgene Macht, um uns zu richten, (natürlich geleitet durch das Wort) mehr Acht gäben, so würden wir selbst von dieser wirksamen Macht, welche die Welt nie erfahren kann, überzeugt sein.

Wir haben unseren geliebten Herrn, als den, welcher den Pfad der Trübsal gewandelt hat, betrachtet, und hier sehen wir Ihn am Ende seiner Wege. „Du tust mir kund den Pfad des Lebens; eine Fülle von Freude ist bei deinem Angesicht, liebliches Wesen an deiner Rechten ewiglich.“ Damit wir fähig sind, dieses zu verstehen, müssen wir den Unterschied zwischen Tod und Leben begreifen. Wir lesen in dem Vers vorher: „Denn du wirst meine Seele nicht in dem Hades zurücklassen, und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe.“ Nachdem Jesus das Verlassensein von Gott erfahren hatte, wurde Ihm „der Pfad des Lebens und eine Fülle von Freude zur Rechten Gottes kund getan.“ Es gibt hier etwas, geliebte Brüder, da können wir unserem Herrn auf dem Pfad seiner Leiden nicht folgen; wir können niemals erfahren, was Er durchgemacht. Er hat den Zorn Gottes getragen, den Zorn, den wir nie für uns tragen werden. Wir können Trübsal, Schmerz und Leiden haben; aber der Ausgang ist sicher und gewiss. Wir mögen auch etwas von dem Pfad des Lebens kennen, wenn wir ihn in unserer Erkenntnis von dem Pfad des Todes zu unterscheiden vermögen. Dies aber können nur die Heiligen. Wenn der Geist, der in uns wohnt, uns zur Erkenntnis des Pfades des Todes gebracht hat, weil Er der „lebendige Geist“ ist, so können wir begreifen, dass alles Liebliche und Schöne hienieden der Verwesung entgegen geht, und die Zeichen des Todes in sich trägt.

Nun, alle Hindernisse und Trübsale, welchen wir hier so oft begegnen, werden aufhören; und dann werden wir erfahren, was es heißt, den „Pfad des Lebens“ zu sehen und darauf zu wandeln, und zwar mit demselben Gefühl von Freude, von welchem unser geliebter Herr in Johannes 17 spricht. Jesus selbst war in diesen Umständen, und Er hat uns dies Kapitel hinterlassen, auf dass wir durch die Erkenntnis seines Dienstes und seiner Wege getröstet würden, um sowohl in diesen Umständen als auch in der Herrlichkeit hernach mit Ihm Teil zu haben. Und da es gewiss ist, dass wir das Ende des Segens erreichen werden, so sollten wir jetzt diese Umstände nicht fürchten, sondern vielmehr wünschen, in dieselben gestellt zu werden, weil wir darin etwas von dem gesegneten Wandel Jesu erfahren. Die Seele, die nicht nachlässig, sondern im Gegenteil geübt ist, erkennt, dass diese Stellung, in welcher Jesus hier wandelte, die einzige Stellung ist, in welcher der Segen Gottes bleiben kann, und welche sie deshalb wünscht (Words of truth).

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