Botschafter des Heils in Christo 1858

Das Leben im Geist - der Heilige Geist in uns und Gott für uns

Es gibt in diesem wohl bekannten und bemerkenswerten Kapitel drei besondere Teile. Wir haben: 1. Befreiung in der Kraft des Lebens von Gott – die Kraft Gottes in der Auferstehung, welche Leben gibt in dem Geist, als unser Teil durch das Werk Christi; 2. die Gegenwart des Heiligen Geistes selbst – nicht nur die Frucht seiner persönlichen Gegenwart; und 3. die äußerliche Sicherheit – was Gott für uns ist; – nicht irgendetwas in uns, sondern das, worin wir auf Ihn rechnen können. Nichts ist fähig, uns von der Liebe Gottes zu trennen; denn nur die Kreatur kann sich anmaßen, dieses tun zu wollen; und dennoch kann keine Kreatur uns von Ihm scheiden, als wäre sie mächtiger, als Er. „Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?“ (V 31) Wir finden deshalb am Ende dieses Kapitels nichts von dem inwendigen Werk, weil der Apostel schon vorher völlig darüber gesprochen hat; deshalb übergeht er es ganz und gar. Wenn er sagt: „Welche Er gerechtfertigt hat,“ so fügt er nicht hinzu: „Diese heiligt Er auch,“ obgleich das wahr ist, sondern: „Diese verherrlicht Er auch.“ –

Ich wiederhole es, wir haben zuerst die innere Wirkung und das inwendige Werk – das Leben, in seinem vollen Resultat, sogar bis zur Auferstehung des Leibes; (V 1–14) dann die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns (V 15–29) und endlich die ganze Sicherheit gebende Kraft von dem, was Gott äußerlich in seinen Ratschlüssen usw. für uns ist, indem Er nicht auf sein Werk in der Seele schaut, welches Er aufrecht erhält.

Ehe ich aber auf dieses Kapitel weiter eingehe, möchte ich einige Worte über den Schluss des vorigen sagen. Ein Christ, welcher zu der Freiheit in Christus Jesus, wovon im Anfang des letzten Verses des 7. Kapitels geredet wird, gekommen ist, könnte nun meinen, er wäre am Ende des Kampfes; aber dem ist nicht so, wie wir aus der Belehrung des letzten Teiles desselben Verses entnehmen. Erst dann, wenn die Seele die Befreiung durch Jesus Christus kennen gelernt hat, tritt dieser große Grundsatz hervor: „So denn diene ich selbst mit dem Sinn Gottes Gesetz.“ Solange die Befreiung nicht erkannt ist, kann dieses nicht verwirklicht werden, sondern das nach der Befreiung in uns bleibende Fleisch bewirkt Kämpfe, nachdem wir befreit sind, weil es streitende Grundsätze in uns gibt, die gegen einander kämpfen. In Römer 7 sind das Gesetz und das Fleisch einander entgegen; aber in Galater 5, wo wir die wahre Gestalt von beidem, von dem Kampf und von der Befreiung finden, haben wir den Gegensatz des Fleisches und des Geistes. Im Brief an die Galater finden wir, dass sie den Geist, und darum die wahre Kraft nach der Befreiung empfangen haben. Dies finden wir aber nicht im 7. Kapitel an die Römer, weil der Geist dort fehlt. Denn in diesem Kapitel haben wir nicht das Fleisch und den Geist, sondern den Menschen unter dem Gesetz; und deshalb sagt der Apostel nicht: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist,“ (Gal 5,17) sondern: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Röm 7,24) Er hat Wohlgefallen am Gesetz Gottes, das ist wahr, und es ist ganz natürlich, dass er es hat; denn wenn der neue Mensch gezeugt ist, so hat er Wohlgefallen am Gesetz Gottes, er mag darunter sein, oder nicht. Das Gesetz aber hat keine Kraft, den Geist zu geben, und deshalb, wer unter demselben ist, kann nicht durch den Geist geleitet werden, sondern er wird durch das Fleisch geleitet. „Wir aber,“ welche glauben, „sind nicht in dem Fleisch, sondern in dem Geist, wenn anders der Geist Gottes in uns wohnt.“ „Denn so viele von dem Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes“ (Kap 8,9.14). Deshalb sind sie auch in dem Brief an die Galater, wo sie den Geist haben, ermahnt, „im Geist zu wandeln.“ Aber, könnte man fragen, wenn sie den Heiligen Geist haben, warum denn noch diese Ermahnung, „im Geist zu wandeln“? Weil das Fleisch noch vorhanden ist, und „wider den Geist gelüstet“, und deshalb immer die Gefahr da ist, dem Fleisch gemäß zu wandeln. Ebenso gelüstet auf der anderen Seite „der Geist wider das Fleisch“; und Er ist zu dem Zweck gegeben, dass wir überwinden möchten, „auf dass wir, was wir auch wollen mögen, nicht tun.“– Dies ist die Kraft der Stelle in Galater 5,17. Wenn ich im Geist wandle, so werde ich die Lust des Fleisches nicht vollbringen.

Jetzt will ich zu der Lehre unseres Kapitels zurück kehren. – In den ersten drei Versen des 8. Kapitels haben wir die Resultate der Frage, die in Kapitel 5,6 und 7 behandelt worden ist. In dem 1. Vers haben wir das Resultat des 5. Kapitels: – „Die Rechtfertigung des Lebens“ in dem zweiten Adam. In dem 2. Vers sind wir „der Sünde tot“, wie in Kapitel 6; und im 3. „sind wir dem Gesetz gestorben“, wie in Kapitel 7. Unter dem ersten Adam, welcher Sünde und Tod einführte, war nichts, als nur das, was niederdrückte, während in dem zweiten Adam, dem Herrn vom Himmel, nichts als Aufrichtung, nichts als vollkommene Freiheit ist. Gott ist hineingekommen in Befreiungskraft. Aber du fragst vielleicht: Wie geht das zu? Der Sohn Gottes kam für unsere Sünden hernieder unter die Gewalt des Todes, und Er ist ohne dieselben in der Kraft eines neuen Lebens auferstanden. Er ließ sie mit dem Leben, in welchem Er sie getragen, und mit welchem Er den Anforderungen und dem Fluch des Gesetzes Genüge geleistet hatte, hinter sich zurück, und trat in eine neue Stellung vor Gott ein. Und durch Bereinigung mit Ihm sind wir unseren Sünden entrissen, und in diese neue Stellung, in das Auferstehungsleben mit Christus versetzt. „So ist denn nun keine Verdammnis mehr.“ Christus hat sich dem Gericht, welches die Sünde erforderte, unterworfen, und ist dann von dem Tod auferstanden. In Ihm sind auch wir mitgestorben und in Ihm mitauferweckt; und weil wir, nachdem das Gericht für die Sünde an Ihm, welcher für sie gestorben, vollzogen ist, durch das Leben Christi leben, so kann nun keine Verdammnis mehr für die sein, die in Ihm sind. Hinfort „ist es Gott, welcher rechtfertigt.“ Gott ist mit Macht hineingekommen, und versetzte sie durch ein Werk des Todes und der Auferstehung in Christus, und somit hat es mit ihrer ganzen Stellung, als im Fleisch vor Gott, und mit allem, was damit zusammenhängt, ein Ende.

So ist dies nun da, wo einfacher Glaube ist, keine Frage der Hoffnung mehr. Ich hoffe nicht etwas, wenn ich von der Wirkung des Kreuzes spreche. Ich hoffe nicht, dass das Werk Christi meine Sünden hinweggenommen hat; es hat sie hinweggenommen; es ist eine vergangene Sache, die ausgeführt und geschehen ist. Er „hat die Sünde hinweggenommen durch das Schlachtopfer seiner selbst“ (Heb 9,25). Noch mehr; unser Friede ruht jetzt nicht auf Verheißungen, sondern auf einer Tatsache, auf einer erfüllten Verheißung. Natürlich vertrauen wir in Betreff unserer täglichen Bedürfnisse und unserer Befreiung auf die Verheißungen; aber dies ist eine ganz andere Sache. Was unsere Errettung betrifft, so ruhen wir in dem, was schon geschehen ist. Durch die Gerechtigkeit des einen ist die freie Gnadengabe aus vielen Übertretungen zur Rechtfertigung des Lebens gekommen. Wir sind in der Auferstehung in lebendiger Kraft in die Gegenwart Gottes gebracht. Wir sind in Christus Jesus, welcher nicht allein gestorben, sondern auch, weil Er durch den Tod gegangen, über alles ist, in einer gänzlich neuen Stellung. Und diese unsere Stellung ist also in Christus Jesus, in der Gegenwart Gottes. Dort ist keine Verdammnis mehr; dort hat es ein Ende mit dem ganzen Zustand, auf welche sie anwendbar war; denn sie hat ihre ganze Macht an Jesus ausgeübt.

„Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (V 2). Jetzt finden wir das, wovon am Ende des vorigen Kapitels nichts zu finden war – Christus und den Geist. In der Tat ist hier mehr vom Geist als von Christus und seinem Werk die Rede; denn der Geist redet von dem Resultat dessen, was Jesus getan hat. Ich finde hier lebendige Kraft des Geistes in Christus Jesus, welche uns, als vereint mit Ihm, in eine Stellung versetzt, wo wir uns außer dem Bereich der Verdammnis befinden – frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Lasst uns nochmals die Verbindung der drei ersten Verse dieses Kapitels mit dem Hauptinhalt der drei vorhergehenden Kapitel bemerken. Der erste Vers bezieht sich auf das fünfte Kapitel, und bestätigt, dass Christus gestorben und auferstanden, und dass keine Verdammnis ist, wenn wir in Christus Jesus sind. Der zweite bezieht sich auf das sechste Kapitel und beantwortet die Frage: Ist diese freie Rechtfertigung ein Grund zum sündigen? Nein; denn wie sind wir in Christus gekommen? Durch den Tod und die Auferstehung. Denn wir haben das Leben Christi, und das ist der wahre Grund der Heiligkeit. Das Gesetz des Geistes des Lebens hat uns frei gemacht. Der dritte Vers entspricht dem 7. Kapitel, und zeigt, dass das, was das Gesetz nicht tun konnte, Gott „getan hat.“ Er verurteilte die Sünde im Fleisch, welche uns beunruhigt und umstrickt, indem Er seinen eigenen Sohn „in der Gleichheit des Fleisches der Sünde und (als Opfer) für die Sünde sandte,“ und uns also unter deren Herrschaft wegnahm. Das Recht des Gesetzes ist jetzt in uns erfüllt; der Grundsatz desselben ist in uns gepflanzt, denn die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung. Auf diese Weise erlangen wir das praktische Resultat; und zugleich haben wir: „keine Verdammnis“ und eine Stellung in Christus. Nie hätte das Gesetz uns dies geben können.

Ich wünsche eure Aufmerksamkeit wieder auf den ersten Vers zu lenken, weil darin eine außerordentliche Kraft und Stärke liegt. „So ist denn nun keine Verdammnis.“ Diese Stelle sagt nicht nur, dass sie, die in Christus Jesus sind, nicht verdammt werden, sondern sie geht viel weiter –: „da ist keine Verdammnis.“ Und die Seele bedarf dieser völligen Versicherung; denn je näher wir zu Gott stehen, desto wacher ist das Gewissen. Und je näher bei Gott, desto elender sind wir, wenn sich irgendetwas zwischen der Seele und Gott befindet. „So ist denn nun keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.“ Gibt es irgendwelche Verdammnis für Christus? Unmöglich! Er ist der Gesegnete Gottes, der wahre Gegenstand und der Grund und die Vollendung dessen, worin Gott sein Wohlgefallen hat. Wie kann nun für die, welche in Ihm sind, noch irgendwelche Verdammnis sein? In Ihm ist uns unsere eigene Stellung dargetan; in Ihm ist unser Friede. Alle unsere Sünden sind hinweggetan, und es ist ein vollkommener Friede und völlige Sicherheit in der Gegenwart Gottes; denn wir sind dort, „wie Er ist.“

Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Im siebenten Kapitel sehen wir die Kraft des Fleisches, welches den Menschen, dessen Wille verändert ist, beständig unterjocht. Es ist ein Gesetz in seinen Gliedern. Der Geist hat auch ein Gesetz – der beständige, gleichförmige Grundsatz des Handelns – eben sowohl, wie auch das Fleisch. Auch da ist Kraft – aber lebendige Kraft – in Christus. Man nimmt nicht einen Menschen und sagt zu ihm: Hier ist das Gesetz, halte es! Dies wollte der Mensch zuerst tun, und dadurch der Verdammnis entgehen. Wir sind jetzt auferweckt durch den das Leben gebenden, zweiten Adam, und haben, wie wir gesehen, an seiner Auferstehung Teil, um für immer aller Verdammnis zu entgehen. Christus hat zuerst die Versöhnung bewirkt, und wir treten, befreit von Sünde, in das Leben ein. Der Mensch aber möchte gerne durch sein Tun und Lassen sein Gewissen reinigen, um das Bewusstsein der Reinigung auf sich selbst gründen zu können; allein dies kann nicht sein. Man muss sich der Verdammnis unterwerfen und das Gefühl der Hilflosigkeit muss vorhanden sein, damit Christus unsere Hoffnung werden kann, – mit anderen Worten: es muss die Unterwürfigkeit unter die Gerechtigkeit Gottes da sein. Bevor das Gewissen rein ist, kann Gott nicht mit uns handeln, als ein Gott der Kraft. Gott wird uns nicht eher Kraft besitzen lassen, bis wir uns der Verdammnis unterworfen haben, und uns in Christus befinden. Allein haben wir uns der Gerechtigkeit Gottes unterworfen, so finden wir lebendige Kraft in Christus, welches den Menschen vom Gesetz der Sünde und des Todes frei macht. In Römer 7 haben wir die Wünsche des neuen Lebens, aber wirksam in Beziehung zu dem Gesetz und haben daher keine Kraft; jedoch hier ist es das Leben, welches sich unter Christus beugt.

Vers 3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war … „ Das Gesetz hatte keine Schuld; es mangelte nur durch die Kraftlosigkeit des Fleisches. Wir können aus schlechtem Material nichts Vollkommenes machen. Ein Mensch mag ein sehr geschickter Arbeiter sein, doch wenn wir ihm schlechtes Material zur Bearbeitung übergeben, so wird ihm alle seine Geschicklichkeit nichts nützen. Wenn z. B. jemand aus Holz eine Figur schnitzte, und darin den ausgezeichnetsten Geschmack und die größte Geschicklichkeit entfaltete, so dass jedermann seine Arbeit bewundern müsste, so würde ihm doch seine Geschicklichkeit nichts helfen, wenn er versuchen wollte, dieselbe Sache anstatt in Holz, in Lehm zu machen: es würde unter seiner Hand in Stücke zerbröckeln. Ebenso wird das Gesetz, wenn es an dem Fleisch zu wirken versucht, dasselbe nur vernichten; das Material zerbricht unter demselben. Das Gesetz bewirkt nie die Gabe der Gerechtigkeit. Es verspricht das Leben denen, die es halten; aber es gibt das Leben nie. Christus allein gibt das Leben. –

Was der Mensch nicht tun konnte, hat Gott getan, und das ist das Geheimnis des ganzen Kapitels. „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem Er seinen eigenen Sohn in der Gleichheit des Fleisches der Sünde und (als Opfer) für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte.“ Die Frage ist: wie kann die Sünde im Fleisch verdammt werden? – nicht nur unsere Sünden, sondern diese schreckliche Sache: die Sünde im Fleisch. Nun, Gott ist beschäftigt damit; Er verurteilt sie. Ich erkenne, dass Er sie verurteilen muss, und dies erschreckt mich. Wie hat Er es denn nun getan? Durch die Sendung „seines eigenen Sohnes in der Gleichheit des Fleisches der Sünde“. Auf diese Weise verurteilt Er die Sünde in dem Fleisch, und hat sie durch das Opfer Christi hinweggetan. Er vollbrachte es in dem Tod Christi für uns. Das ganze Gericht ist an Christus vollzogen worden. Diese schreckliche Sache, von der ich nicht wusste, was damit zu tun war, hat Gott außer uns in Christus ganz und gar hinweggetan. Christus starb –nicht nur für die Sünden, sondern auch für die Sünde. Es ist eine wirkliche, vollkommene Erlösung. Wenn Gott die Befreiung vornimmt, so tut Er es vollkommen. Er würde dich nicht von deinen Sünden befreien und dich unter deiner Sünde lassen, um dein Gewissen sich darin zerarbeiten zu lassen. Die große Sache, um welche es sich hier handelt, ist nicht um Vergebung, sondern Befreiung, um in Freiheit vor Gott zu stehen. Darum, was das aufrichtige Herz bedarf, ist Kraft über die Sünde, mit welcher es jeden Tag im Kampf steht, und ein Wirklich befreites Gewissen in der Gegenwart Gottes, damit, wenn die vergangenen Sünden hinweggetan, sie nicht als ein Gesetz in seinen Gliedern, durch welches er der Sünde Knecht ist, in Kraft in ihm wirken. Zwar weiß und fühlt er, dass die Wurzel derselben noch vorhanden ist; aber Wurzel und Zweig ist durch Gottes Sendung seines eigenen Sohnes verurteilt. Er war es, der daran dachte; – Er sandte seinen eigenen Sohn! Hier sehen wir die Tragweite seiner Gnade und seinen festen Vorsatz, das Werk der Befreiung für uns zu erfüllen. –

Vers 4: „Auf dass das Recht des Gesetzes in uns, die nicht nach Fleisch, sondern nach Geist wandeln, erfüllt würde.“ Hier spricht er von dem Wandel. Das Recht des Gesetzes ist in uns erfüllt. Es ist aber nicht ein Gesetz, welches äußerlich gegeben ist, ein Gesetz, welches durch ein Fleisch zu wirken hat, dessen Lüste die Erfüllung desselben verweigern und dessen Wille sich gegen die Autorität desselben auflehnt, sondern es ist ein neues Leben in Kraft, welches in der Tat die Lüste des Fleisches unterscheidet und ans Licht bringt, und welches bewirkt, dass ich nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandle. Das Fleisch ist nicht verändert, deshalb bin ich aufgefordert, nicht danach zu wandeln. Das Fleisch ist vorhanden; aber dies ist keine Entschuldigung für einen Wandel nach demselben; denn der Geist Christi ist in uns. Und mehr noch: Gott wird nicht zulassen, dass wir über unser Vermögen versucht werden. Das Fleisch ist noch gegenwärtig, und es muss gerichtet und niedergehalten werden. Wir alle, als Gläubige, haben das Fleisch in uns, obgleich wir nicht in dem Fleisch sind; aber dies macht nicht notwendiger Weise das Gewissen schlecht, noch hindert es meine Gemeinschaft mit Gott, wenn ich ihm in keinerlei Weise zu handeln erlaube. Ich wende mich hierin zu Gott; ich bin mit Ihm darüber in Gemeinschaft. Ich sage zu Ihm: „Vater hilf, oder es wird mir nicht gelingen!“ Wenn ich dem Fleisch in irgend einer Weise zu handeln erlaube, so wird mein Gewissen verunreinigt und die Gemeinschaft ist unterbrochen und ich habe nötig, meine Sünden zu bekennen, bevor die Gemeinschaft wieder hergestellt ist. Also ist die bloße Tatsache der innewohnenden Sünde, wenn wir anders mit Gott wandeln, eine Gelegenheit zur Gemeinschaft mit Ihm (ich sage nicht, die Ursachen derselben); denn insofern ich dem Fleisch zu handeln erlaube – obgleich die Gnade hineinkommt und wiederherstellt, ist es ein Hindernis. –

Vers 5. „Denn die, welche nach dem Fleisch sind, richten ihren Sinn nach dem, was des Fleisches ist; aber die, welche nach dem Geist sind, nach dem, was des Geistes ist.“ „Nach dem Geist“ zeigt den Zustand und die Stellung des Menschen, der als ein geistlicher Mensch betrachtet wird. Jede Natur ist mit gewissen Gegenständen übereinstimmend. Die schlechte Natur hat ihre Gegenstände; und die, welche den Geist haben, erfreuen sich in den Dingen, welche nach der Natur des Geistes sind. Diejenigen, welche nach dem Geist sind, haben einen Sinn, welcher Gegenstände hat, worauf er ruht und deren Wünsche er pflegt. – „Denn fleischlich gesinnt sein, ist Tod.“ Der fleischliche Sinn, fruchtlos in seiner Natur, liegt unter dem Tod des alten Adams, – der Tod tritt ein, um diesen Zustand zu versiegeln; „aber geistlich gesinnt sein, ist Leben und Frieden.“ Hier erlangen wir das Inwendige in der Kraft des Heiligen Geistes – Leben und Frieden. –

Es gibt einen zweifachen Frieden: Frieden in dem Gewissen und Frieden im Herzen. Der erstere ist durch das Blut Jesu erlangt und wird uns durch dasselbe mitgeteilt. Der letztere, von welchem dieser Vers spricht, ist eine weit höhere Sache; es ist der Frieden im Herzen und im Gemüt. Es ist der Frieden im Herzen, wenn die Neigungen in Ruhe, in der bleibenden Freude stille sind, und einen Gegenstand verfolgen, der vollkommen befriedigt; denn über ein solches Bestreben wird uns das Gewissen nie Vorwürfe machen. Wenn wir uns in dem Herrn erfreuen, so wird Friede da sein. Sind wir irgendwie beunruhigt, so ist es, weil wir mit uns selbst beschäftigt sind; aber, wenn der Geist wirksam ist, so richtet er uns von uns selbst hinweg zu Gott hin. Und hierin liegt der Unterschied zwischen dem Prediger Salomo und dem Hohelied. Im Prediger ist Salomo mit sich beschäftigt; es heißt: „Ich Salomo, der König.“ Er hatte Sänger und Sängerinnen, allerlei Lustgärten, Weisheit – kurz alles, was das Herz nur wünschen kann. „Denn wer hat fröhlicher gegessen und sich ergötzt, als ich?“ (Kap 2,25) Aber die Dinge des Fleisches können das Herz nicht erfüllen. Alles ist Eitelkeit und Plage des Geistes; denn lasst ihn alles, was die Welt darbieten kann, erschöpfen; so ist doch das Herz nie befriedigt. Je größer die Energie, um alles, was die Welt darbietet, ausfindig zu machen, desto mehr findet sie, dass nichts befriedigen kann. Aber wenn wir Christus empfangen, wie in dem Hohelied, so bedürfen wir im Gegenteil die Fähigkeit, um alles zu erfassen. Welcher Friede und welche Freude wird in der Gemeinschaft mit Ihm gefunden! Doch sobald das „Ich“ hineinkommt, ist die Ruhe unterbrochen.

Vers 7: „Weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist.“ Hier haben wir eine noch tiefere Sache.

Wir finden, dass das Fleisch einen Willen hat, welcher Gott nicht unterworfen sein will; denn wenn dies der Fall wäre, so würde es nicht ein Wille sein. Das Fleisch hat nicht nur Wünsche, welche Gott entgegen sind, sondern einen Willen, der seinem Gesetz nicht unterworfen ist. Das Gesetz offenbart nicht nur das Recht, sondern auch die Autorität des Gesetzgebers; und wenn die Autorität Gottes hinein kommt, so zeigt sich die Empörung des Fleisches; denn das Fleisch sagt unaufhörlich: „Ich will, und ich will nicht.“ – „Wenn du nun ein Gebot übertrittst,“ so bist du in allem schuldig; weil sowohl im Brechen des einen, wie auch aller Gebote sich die Ungeneigtheit der Unterwürfigkeit zeigt. Wenn ich meinem Kind drei Dinge zu tun befehle, und es tut nur zwei derselben, welche es liebt, und folgt im dritten seinem eigenen Willen, so hat sich die Ununterwürfigkeit sowohl in dem Ungehorsam gegen das eine Gebot gezeigt, als wenn es gegen alle ungehorsam gewesen wäre. „Die aber, welche in dem Fleisch sind, können Gott nicht gefallen.“ Die Lüste des Fleisches sind seiner Natur entgegen. – Das Fleisch ist wider seinen Willen und seine Autorität. Dieser Wille des Fleisches ist schon durch sein Vorhandensein im Gegensatz zu Gott; denn unsere Stellung vor Ihm ist die des Gehorchens. Einen eigenen Willen zu haben, heißt nicht gehorchen.

„Ihr aber seid nicht in dem Fleisch, sondern in dem Geist.“ Unsere Stellung vor Gott ist nicht in dem Fleisch – nicht in dem ersten Adam und in seiner Natur und in seinem Willen. Wir werden vor Gott als lebend in dem Geist betrachtet. Das Fleisch und dessen Lüste sind vorhanden; aber wir, als Christen, sind in dem Geist. Die lebendige Macht Gottes ist gekommen und hat den neuen Menschen bereitet und wirkt in ihm. So ist nun durch seine Kraft Freiheit – heilige Freiheit. Alles, was der Geist wünscht und worin er sich erfreut, charakterisiert den Menschen vor Gott; denn das Wesen eines Menschen offenbart sich durch den Gegenstand, den Gedanken und das Gefühl seines Geistes. „Ihr seid nicht in dem Fleisch;“ – Er sagt nicht: „das Fleisch ist nicht in euch.“ Ein anderes Leben – das des auferstandenen Christus – ist in euch, und in diesem Leben habt ihr eure Stellung vor Gott; obgleich euch das Fleisch zu leiten suchen mag. Ist es nicht also mit uns, so wandeln wir nicht in der Macht des Geistes. „Wenn anders der Geist Gottes in euch wohnt.“ Gott wirkt nicht nur für uns, sondern auch in uns; Er bringt nicht nur eine neue Natur hervor, sondern Er wohnt und wirkt auch darin; denn außer der neuen Natur haben wir Kraft nötig. –

Wenn wir nur die neue Natur haben, so haben wir gute Wünsche; aber wir erfüllen sie nicht, wie wir aus dem siebenten Kapitel ersehen. Wenn aber der Geist Gottes in uns wohnt, so haben wir nicht nur neue Wünsche und Neigungen, sondern auch die lebendige Kraft, um sie zu erfüllen. Es ist sehr köstlich, zu sehen, wie Gott, als die wirkliche, praktische Befreiung des Menschen, der zuvor im Fleisch war, hineingebracht wird; denn Er sagt nicht: „Ihr seid nicht in dem Fleisch, sondern in dem Geist,“ wenn ihr aus dem Geist geboren seid – obgleich dies wahr ist – sondern „wenn anders der Geist Gottes in euch wohnt,“ indem er zeigt, dass es Gott selbst ist, der in Kraft, als Geist Gottes, wirkt. Dies ist seine Form und sein Charakter, als wirkend in dem Menschen mit Kraft, im Gegensatz zu dem Fleisch und dem Menschen. – In Betreff des praktischen Charakters, wird Er der Geist Christi im Menschen genannt; denn in Ihm war der Geist vollkommen dargestellt.

Vers 10–11. In dieser Stelle sind wir der gänzlichen und vollkommenen Erfüllung der Befreiung von dem Leib der Sünde und des Todes völlig versichert. „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckte, in euch wohnt, so wird der, welcher den Christus aus den Toten auferweckte, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“ Der Leib ist nicht vergessen; er hat auch Teil an der völligen Auferstehungskraft. Bis jetzt ist dies in der Kraft des Geistes und dem neuen Leben verwirklicht. Ich halte den Leib für tot; denn wenn dessen Wille als lebend wirkt, so sind seine Regungen und Früchte nichts anders als Sünde. Ich halte den Geist für mein alleiniges Leben, denn seine Früchte sind Gerechtigkeit. Und so völlig dies Zeugnis von der Auferweckung der Heiligen mittelst des Geistes in uns wohnt, so völlig sind wir von der ganzen Stellung der Welt getrennt. Die Welt wird nicht deshalb auferweckt werden, weil der Geist Christi in ihnen ist, denn sie haben ihn nicht. Wir aber werden durch seinen Geist, welcher in uns wohnt, auferweckt.

Hier haben wir das Band. Die Heiligen werden auferweckt, weil sie mit Christus im Leben vereinigt sind. „Wer dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm“ (1. Kor 6,17). Dies zeigt uns, in was für eine Stellung wir versetzt sind. So haben wir nun drei Charaktere des Geistes: Er ist der Geist Gottes, im Gegensatz zu dem Fleisch; Er ist der Geist Christi, welcher unseren Wandel in der Welt charakterisiert; und Er ist der Geist des Lebens in Verbindung mit unserer Auferweckung.

So erhalten wir nun am Ende dieses 11. Verses die Antwort auf den 27. Vers des 7. Kapitels: „Ich elender Mensch! wer wird mich erretten von diesem Leib des Todes?“ Denn hier haben wir die völlige Befreiung, nicht nur für den Geist allein, sondern auch für den Leib. Der Heilige Geist, in der Wirkung seiner Machten den Heiligen lässt den Leib nicht, bis er ihn dem verherrlichten Leib Christi gleichgestaltet hat. Die Neigungen sind jetzt der neuen Natur gemäß – Freiheit und Kraft; sie sind alle in und durch die Wirkung des Geistes, durch wahrhaftes Leben mitgeteilt, und am Ende – die Herrlichkeit. Das Wesen des neuen Menschen ist – Kraft, während das Fleisch vorhanden ist, und dem Wirken des Geistes widerstrebt. Am Ende haben wir einen Leib, der dem Leben, welches wir durch den Geist haben, gleichförmig ist. Diese Mitteilung des Lebens, so dass sie unsere Natur geworden ist, und die Gegenwart des Heiligen Geistes verursacht die Wirksamkeit dieser Gegenwart, von der wir in zweifacher Weise gesprochen haben; denn die Schrift spricht von Ihm als unserem Leben, und als getrennt von diesem Leben und wirksam in demselben. So ist Er hinfort beides, – Natur und Kraft. Die neue Natur ist uns gegeben; und der Heilige Geist wohnt in uns. Und als Frucht seiner Wirksamkeit lesen wir: „Der Geist selbst bittet für uns in nicht auszusprechenden Seufzern.“ Ein Seufzen kommt hervor. Ich mag mein Seufzen nicht verstehen; aber der Geist ist es, der es in mir tut. Ich mag keine Einsicht haben, zu wissen, was die rechte Antwort darauf ist; aber Gott findet dies Wirken des Heiligen Geistes im Mitgefühl für das, was um mich her ist, Gott gemäß. „Der aber, welcher die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist.“ Es ist mein Herz, aber es ist auch der Heilige Geist, welcher es als ein wirkliches Gefühl in meinem Herzen hervorgebracht hat. Ich bin es – denn es ist in mir geschehen – und doch bin ich es nicht, wenn ich auf dessen Kraft sehe. So haben wir denn nun das Wirken des Heiligen Geistes in uns, und den Trost, zu wissen, dass wir es sind und der Heilige Geist. Dann haben wir von dem 14. Vers an die andere Seite dieser Wahrheit, d. i. der Heilige Geist wirkt persönlich in uns – als selbst gegenwärtig in Kraft und Sympathie. Nicht nur ist Er eine Quelle des Lebens in uns, sondern Er wirkt auf dieses Leben und in demselben – Er leitet und führt uns als Christen. Er selbst wirkt in uns, obgleich hier in Verbindung mit diesem Leben.

„Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist usw.“ Wenn Er nötig hat, die Quelle der Kraft in unserem geistlichen Leben zu zeigen, so zeigt Er auf den heiligen Geist. „Der Geist ist Leben“ – und dieses ist Er. Wir können glauben, ohne den Geist zu haben; „nachdem ihr in Ihm gläubig geworden, seid ihr mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden“ (Eph 1,13). Doch ist es sehr wichtig, uns daran zu erinnern, dass, nachdem wir geglaubt haben, der Heilige Geist gegeben ist, um in uns zu wohnen. „Weil ihr aber Söhne seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes aus in unsere Herzen, welcher Abba, Vater! ruft“ (Gal 4,6). Die Innewohnung des Heiligen Geistes ist aber wohl zu unterscheiden von der belebenden Kraft des Geistes. Die Heiligen des Alten Testaments hatten die belebende Kraft des Geistes; aber die Innewohnung des Heiligen Geistes konnte nicht eher stattfinden, bis Christus verherrlicht war (Joh 7). Es sind uns in der Apostelgeschichte Beispiele gegeben, wo diese beiden Tatsachen durch einen Zwischenraum getrennt sind, um uns den Unterschied zwischen beiden recht fühlbar zu machen. – Wir lesen: „Was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ – d. i. die neue Natur. Diese neue Natur aber bedarf der Kraft; sie hat weder Stärke noch Kraft. Die wahren Charaktere der neuen Natur sind Abhängigkeit und Gehorsam. Aber es muss Kraft vorhanden sein; und dies ist der Heilige Geist, welcher kraft der Erlösung unser ist, und uns mit Christus vereinigt; und dann haben wir auch die Leitung des Geistes. Denn es ist gesagt, dass wir „von dem Geist Gottes geleitet werden.“ Der Geist leitet aber nicht das Fleisch, sondern den neuen Menschen. Er lehrt mich vielmehr „durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten“. Wenn der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckte, in euch wohnt, so seid ihr Tempel des Heiligen Geistes, welcher in euch ist, welchen wir von Gott haben. Ein Tempel ist das, wo Gott wohnt, und unsere Leiber sind der Tempel des Heiligen Geistes. Welch ein feierlicher Beweggrund für einen heiligen Wandel! Und wiederum ist in Johannes 14 gesagt: Er wird in euch sein als der andere Sachwalter. Er war vorher nicht in ihnen. Jesus ging hinweg und es wurde dieser neue Sachwalter gesandt, welcher nicht nur mit uns ist, wie Christus es war, sondern auch in uns; und Er ist auch bleibend. Er geht nicht hinweg, wie Christus es tat. Es ist keine Kraft in uns, die Wahrheit zu erfassen oder in der Kraft derselben zu wandeln; aber der Heilige Geist vergegenwärtigt uns nicht allein die Dinge Christi, sondern Er gibt uns auch die Fähigkeit, sie zu erfassen; und wir sind auch nur durch Ihn fähig, sie zu genießen und in der Kraft derselben zu wandeln. In 1. Korinther 2,12–15 finden wir diese drei Dinge in Betreff des Geistes erwähnt: 1. Die göttliche Belehrung empfangen wir durch den Geist. Vers 12: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge wissen, die uns von Gott aus Gnaden gegeben sind.“ 2. Wir reden zu anderen durch den Geist. Vers 13: „welche Dinge wir auch reden mit Worten, die der Heilige Geist lehrt.“ Und 3. die geistliche Fähigkeit zu unterscheiden, indem wir über jene Dinge durch die lebendige Macht in der Seele unterwiesen sind Vers 14–15: „Der Geistliche beurteilt (oder unterscheidet) alle Dinge.“

Es ist eine gesegnete Wahrheit, dass der Heilige Geist uns wirklich als eine innewohnende Kraft gegeben ist. „So denn Brüder, sind wir Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben“; denn außer dem Leben ist auch diese innewohnende Kraft des Heiligen Geistes vorhanden. Der Heilige Geist konnte nicht eher auf diese Weise gegeben werden, bis Christus weggegangen war und die Erlösung gänzlich vollbracht hatte; denn durch das Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag wurde das Siegel auf den Wert des Werkes gesetzt, welches Christus zu vollenden gekommen war. Das Siegel wurde nicht auf das gesetzt, was wir getan, sondern auf das, was Christus getan hat. Die Salbung des Herrn, als Er getauft wurde, war ein Siegel seiner persönlichen Vollkommenheit. Ihn hat Gott, der Vater, versiegelt; aber konnte Gott das Siegel nicht auf mich setzen; in welchem Sünde gefunden wurde? Nein; ich bin in Ihm versiegelt worden, nachdem ich geglaubt habe. – Der Heilige Geist wurde auch gegeben, um die Herrlichkeit Christi, als Auferstandener, zu bezeugen. Jesus wurde nicht für sich selbst empfangen, als Er in die Höhe hinaufgestiegen ist, sondern Er war dort gegenwärtig für uns, als das Haupt des Leibes; und Er empfing von dem Vater den Heiligen Geist. Das Kommen des Heiligen Geistes ist von Christi vollendetem Werk und von der Besitznahme seines Platzes in der Höhe als Mensch – als das Haupt des Leibes – abhängig gemacht; und Er gibt auch Zeugnis von der persönlichen Herrlichkeit Christi. Die Wirkung hiervon finden wir in den Aposteln selbst offenbart, wenn wir sie vor und nach dem Pfingsttag, – vor und nach der Mitteilung des Geistes – beobachten. Petrus war wiedergeboren; aber wir finden Unwissenheit und Furcht in ihm. Wie zeigt er sich nachher? Wir sehen, dass derselbe Petrus, welcher Christus, ärger als die Juden, (denn er war in Gemeinschaft mit Ihm) verleugnet hatte, gerade diese Sünde an den Juden mit Ernst straft. Fürchtete er sich? Nein; sein Gewissen war gereinigt, denn Christus war inzwischen gestorben; und außerdem finden wir, dass er mit dem Heiligen Geist erfüllt war. „Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen. „ Ich spreche hier nicht von den Wunderwerken, von den mächtigen Taten und Wundern, welche durch die Kraft des Heiligen Geistes gewirkt wurden, sondern von der Freimütigkeit, mit welcher die Apostel sprachen, nachdem sie den Geist empfangen hatten, wie wir auch durch die ganze Apostelgeschichte sehen. Es war nicht die Freimütigkeit des Fleisches, sondern die Frucht der Gegenwart des Heiligen Geistes, welche in ihnen diese geistige Energie und Kraft wirkte, so dass das Gewissen in der vollkommenen Freiheit vor Gott sein konnte, und dass die Menschenfurcht, durch die Wirkung einer Macht, welche Gott in der Seele in Liebe vergegenwärtigte, verschwand. Wir haben ein schönes Vorbild hiervon in Aaron. Nachdem er gewaschen war, wurde er ohne Blut gesalbt; aber seine Söhne wurden nicht gesalbt, bis sie mit dem Blut besprengt waren. So wurde Jesus hienieden mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, als Siegel seiner persönlichen Vollkommenheit, gesalbt, ehe das Blut vergossen war; aber wir werden gesalbt und versiegelt, nachdem wir durch das Blut vollkommen gemacht sind (2. Kor 1). Christus sendet den Heiligen Geist, und Er ist in uns als der Geist der Kindschaft; der Zweck ist, uns in die direkte Gemeinschaft mit der Herrlichkeit und in der Stellung Christi in die Gegenwart des Vaters zu bringen. Dies gibt unserem Wandel seinen Charakter. Es ist unsere Sache, auf das zu sinnen, was des Geistes ist. Beschäftigen sich diejenigen, welche des Geistes sind, mit dem Gesetz? Nein; sie halten es, weil sie sich nicht damit beschäftigen, noch unter demselben sind; sie beschäftigen sich mit dem, was des Geistes ist. Und was ist dieses? Ist es etwas in der Welt? Nein. „Er wird von dem Meinen empfangen und euch verkündigen.“ Er gibt uns die Erkenntnis von der geschehenen Erlösung, von dem Frieden und der Freude in der Gegenwart und von der zukünftigen Herrlichkeit. Er beschäftigt die Seele mit Christus. Der Geist richtet unser Auge rückwärts und lehrt uns die Herrlichkeit des Kreuzes, nachdem wir dessen errettende Kraft kennen gelernt haben; und wir können dieses jetzt im vollen Frieden anschauen, weil wir auf demselben an der Seite Gottes sind. Was irgendwie moralisch gut ist, sehen wir auf dem Kreuz: die Liebe, den Gehorsam, die Heiligkeit, die Gerechtigkeit und das Gesetz; aber wir finden dort auch das, was moralisch schlecht ist: die Verdammnis, die Sünde und den Tod. Gott und die Sünde begegnen einander in der Person Christi auf dem Kreuz. Wenn ich Frieden gefunden habe, so kann ich sagen: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht;“ nicht: ich bin jetzt errettet – obgleich das wahr ist – sondern: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in Ihm.“ Und sicher, es ist keine Freude gleich dieser Freude, zu wissen, dass in dem tiefsten Leiden für unsere Errettung, beide, Gott und Christus, auf das höchste verherrlicht sind. Christus hat alle diese Qualen für meine Sünden im Gehorsam gegen den Willen des Vaters erduldet; und da war kein Moment, wo sein Blick nicht mit Wohlgefallen auf Ihm ruhen konnte; und ich genieße jetzt alle die Wirkungen hiervon. Wenn ich jetzt anschaue, was ich in Christus bin, wenn ich sehe, dass sowohl Christus als auch der Vater in mir befriedigt ist, dann wird das Herz von dem Gefühl seiner Liebe durchdrungen und niedergebeugt. Ich bin die Frucht der Arbeit der Seele Christi. Der Strahl der Liebe Gottes ruht auf Christus selbst und wir sind in Ihm. „An jenem Tag“ – wenn ihr den Heiligen Geist empfangen habt – „werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch.“ Wir sind schon völlig eins mit Ihm, und es fehlt uns nichts weiter, als völlig bei Ihm zu sein. Der Tröster, der Heilige Geist, erinnert uns stets an diese Worte: „Also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“

Die Versammlung oder Kirche wird zu Christus geführt, wie Elieser die Rebekka dem Isaak zuführte. Auf dem ganzen Weg erzählte er ihr von dem einen, zu welchem sie ging. Ebenso führt uns der Heilige Geist hinauf zu Christus; das Kreuz ist der Ausgangspunkt auf der Reife, und der ganze Charakter des Weges ist überall durch dasselbe bezeichnet. Zu gleicher Zeit erzählt Er uns von all der Herrlichkeit Christi und von dem Haus des Vaters. Wir werden auf dem Weg manchen Versuchungen ausgesetzt sein; aber was sind diese alle für ein Herz, dessen Gefühle und Neigungen auf Christus gerichtet sind! Arme Rebekka! wenn sie in der Wüste – ungewiss in Betreff der Zukunft – an ihres Vaters Haus gedacht hätte; aber wenn sie an das dachte, was vor ihr war, dann war ihr Herz mit Freude und in Betreff der Zukunft mit Gewissheit erfüllt. Das Kreuz ist der Anfang dieser Reise – es trennt uns von der Welt – und wenn wir die Kraft des Geistes in unserer Seele kennen, so müssen wir diesen schmalen Pfad (ich meine im Herzen) während der ganzen Reise behaupten. Geliebte, wir haben durch die Welt zu gehen – lasst uns doch nicht die Wüste zum Gegenstand unserer Herzen machen. Also tat Israel. Wir mögen ein irdisches Gut wünschen und es empfangen; aber es wird Mattigkeit in unsere Seele bringen. Lasst uns vielmehr wie Paulus gesinnt sein, welcher sagt: „Eins aber tue ich: das, was hinter mir liegt, vergessend, und nach dem, was vor mir liegt, mich ausstreckend, strebe ich, das vorgesteckte Ziel immer anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,14).

Ich füge hier noch einige Worte über den Rest des Kapitels hinzu. „So viele von dem Geist Gottes geleitet werden, diese sind Sohn Gottes.“ Der Geist gibt uns die Gewissheit, dass wir Söhne sind; wir haben nicht mehr in irgend einer Weise den Geist der Knechtschaft zur Furcht. „Die Furcht hat Pein.“ Unser Verhältnis zu Gott ist von einem ganz anderen Charakter. Er hat mich geliebt – Er hat meine Sünde ausgetilgt – Er hat mich zum Kind gemacht, und ich stehe jetzt in diesem Verhältnis zu Ihm. Ich kenne Ihn hinfort nur als einen geliebten Vater, und mich als einen gesegneten Sohn. Dann aber auch bin ich ein Erbe, ein Erbe Gottes und Miterbe Christi Jesu. Dies ist meine Freude und meine Hoffnung durch den Geist. Aber in dieser Welt des Kummers und des Bösen war Christus ein Leidender; und wenn ich durch den Heiligen Geist geleitet werde, so muss ich es auch sein – gleich Ihm und mit Ihm; aber es ist der Pfad zur Herrlichkeit. Aber dies Ergreifen der Herrlichkeit durch den Heiligen Geist macht uns Gott gemäß empfindsam für die Seufzer und die Leiden der ganzen Kreatur, welche auf die Offenbarung der Söhne Gottes wartet; und nicht nur sehen wir das Seufzen der Kreatur um uns her, sondern wir sind durch unseren Leib mit derselben verbunden und seufzen in uns selbst und sind beschwert – nicht weil wir in Betreff der Liebe Gottes ungewiss sind, sondern, weil wir unsere Teilnahme an der Herrlichkeit kennen, fühlen wir den Kontrast des Zustands, in welchem wir uns – durch den Leib mit der ersten Schöpfung verbunden – gegenwärtig befinden. Aber auch der Geist tritt in alle diese Leiden ein – nicht in der Eigenliebe, die für sich selbst fürchtet, sondern – in der Sympathie, welche Gott gemäß ist, und wie sie sich in Christus offenbarte. Wir mögen das Mittel nicht kennen, aber das Seufzen des Herzens ist die Regung des Geistes, welcher den Kummer und die Leiden um uns her mitfühlt. Außerdem, wenn „wir nicht wissen, was wir, wie sich es gebührt, beten sollen,“ so wissen wir doch, „dass für die, welche Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen.“ Dies leitet uns zu einem anderen sehr wichtigen Punkt, nämlich, was Gott ist – nicht als in uns wirkend durch den Geist, sondern was Er für uns ist. Es handelt sich hier nicht um die Heiligung. Er hat uns zuvor gekannt, zuvor bestimmt, berufen, gerechtfertigt und verherrlicht. Nichts vermag uns von seiner Liebe zu trennen.

Also haben wir nach in den drei ersten Versen 1. den Geist als Leben. Dann 2. den Heiligen Geist persönlich wirkend, als gegenwärtig in uns. In diesem haben wir den doppelten Charakter: Er gibt uns das Bewusstsein der Kundschaft und die Freude des Erbes, und Er nimmt an unseren Leiden und an unseren Gebrechen, solange wir uns in dieser Welt befinden, teil. Und 3. haben wir Gott für uns, so dass niemand wider die Auserwählten Gottes Anklage erheben, noch irgendetwas von seiner Liebe sie trennen kann. Wie gesegnet ist dieser Gedanke: Wir haben das Leben im Geist; den Heiligen Geist in uns und Gott auf immer für uns.

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