Botschafter des Heils in Christo 1858

Über das Anlegen der Waffenrüstung

Wenn ich meine Annahme und meine Stellung, als Glied am Leib Christi, nicht praktisch erkenne, so kann ich die Belehrung dieses Teiles des Wortes Gottes nicht annehmen oder verstehen. Es stellt in seinem Zusammenhang sehr deutlich und klar das völlige Resultat des Werkes Christi in Beziehung zu der Kirche oder Versammlung dar, als den Gedanken und den Ratschluss Gottes vor Grundlegung der Welt. Es gibt eine solche Einheit zwischen Christus und seinen Gliedern, dass seine Stellung ihre Stellung, und sein Leben und seine Herrlichkeit die ihrige ist. Deshalb sollte auch in dem Wandel eine Übereinstimmung mit der Stellung sein, in welche wir gesetzt sind. Mein Wandel ist in Wirklichkeit hier; aber die Quellen desselben sind alle droben. Gerade so, wie ich meine Annahme in Jesu verstehe, und meine wahre Stellung in der Welt, wie Er darin war, erkenne, so werde ich sie auch praktisch verwirklichen.

Das Verständnis des Kampfes, wovon hier die Rede ist, hängt von der Verwirklichung der Stellung der Versammlung in Christus ab. Es ist nicht nur das Töten des Fleisches, obgleich es unmöglich ist, vor dem Satan zu stehen, wenn ich meinen Leib nicht in Unterwürfigkeit halte; denn wenn ich dem Fleisch nachgebe, so hat mich Satan unter sich, und insoweit in seiner Gewalt. Es ist auch nicht das Kämpfen mit den Versuchungen der Welt, obgleich wir diese natürlich zu überwinden haben. Insoweit als ein Christ ein weltlich gesinnter Mensch ist, ist er auch ein elender Mensch, und je mehr er jenes ist, desto mehr ist er auch dieses. Dieser Kampf aber nimmt einen höheren Charakter an, als die Tötung des Fleisches, oder der Sieg im Geist über die Welt; aber er wird nie in Wahrheit ausgeführt werden, wenn jene Stücke fehlen. Dennoch ist er von einem ganz unterschiedenen Charakter; er ist „wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (V 12).

Nun ist es aber nicht die Verhöhnung dieser Feinde, welche uns Kraft gibt, ihnen zu begegnen; nicht dadurch, dass wir wenig von ihnen halten, können wir sie überwinden. Satan kann bald unser Rühmen in dieser Weise zu Nichte machen. Dennoch haben wir keine Ursache, uns vor ihm zu fürchten. David fürchtete den Goliat nicht; aber dies hatte allein darin seinen Grund, dass er nur in der Kraft des Herrn und in seinem Namen zu ihm kam. Lasst uns auch bemerken, dass es nicht der Mangel an geistlichen Gefühlen ist, welcher uns Kampf bereitet, obgleich dieser Mangel uns im Kampf untüchtig macht, sondern es gibt eine Armee wirklicher, geistlicher Feinde, welchen jeder Christ und die Versammlung Gottes, in den himmlischen Örtern zu begegnen hat, wenn unsere wahre und gesegnete Stellung, als auferweckt mit Christus, von uns genossen wird.

Es sagt nun der Apostel mit Nachdruck, dass weder Raum für die Selbsterhebung oder das Rühmen, noch Raum für die Furcht vorhanden sei. Denn wir rächen nicht das uns zugefügte Unrecht, sondern wir streiten für Gott, und suchen in seiner Macht die Werke des Satans zu zerstören. Deshalb sagt er: „Seid stark in dem Herrn, und in der Kraft seiner Stärke.“ Und wenn wir in dem praktischen Wandel droben mit Christus erfunden werden, so werden wir auch verstehen, dass die Ermahnung: „Zieht an die Waffenrüstung Gottes,“ ganz nötig ist.

Lasst uns nun zuerst, um den Sinn des Ausdrucks: „himmlische Örter“ zu verstehen, die Stellung Israels betrachten. Zunächst sehen wir ihre Erlösung aus Ägypten durch das Blut des Lammes, nicht nur von der Schuld, sondern von dem Verderben, durch das Besprengen der Türpfosten. Dann sehen wir die Macht (nämlich im roten Meer) welche den Pfad des Todes der Anderen zu einem Pfad des Lebens für den Gläubigen macht. Und nach allem diesem kommt die Wüste. – Wir sind in der Wüste – o dass wir es nimmer vergäßen! Israel hatte dort dem Amalek zu begegnen (2. Mo 17); und ihre ganze Stärke lag in der aufgehobenen Hand des Moses. Ebenso können auch wir allein durch die Kraft Gottes überwinden. Alles ist von dieser Kraft abhängig. Sie liegt außer uns; doch ist sie unser, um sie festzuhalten. – Der Kampf Israels mit Amalek stellt, so zu sagen, den Kampf des Gläubigen mit dem Feind dar, welcher die Pilger Gottes in ihrem Lauf durch die Welt, als einer Wüste, fortwährend zu hindern sucht. Es ist die hindernde Macht der Welt, welche Satan benutzt, um den Lauf eines Christen durch diese Welt zu der Ruhe Gottes im Himmel aufzuhalten. Seiner Macht nun müssen wir begegnen, oder wir hören auf, Fremdlinge und Pilger auf der Erde zu sein. „Dieses ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“ (1. Joh 5,4). Die Welt muss überwunden werden, oder der Charakter als Pilger ist verloren. – Ebenso finden wir auch nachher bei Israel Kampf, als der Jordan durchschritten war. Dies ist der Kampf, welcher beginnt, nachdem der Tod und die Auferweckung mit Christus in uns verwirklicht ist. Nachdem Israel über den Jordan gekommen, und in Kanaan war, mussten die Kanaaniter überwunden werden.

Dies ist es nun, worauf es ankommt. Wie habe ich ein himmlisches Leben zu führen? Wie habe ich meinen himmlischen Charakter darzustellen? Durch meinen Wandel im Himmel. Es ist nicht durch eine Regel oder Vorschrift, sondern durch einen Wandel im Himmel. Christus sagt: „Ich bin von oben.“ Deshalb sollte jede Quelle meiner Handlung vom Himmel, von Christus, hergeleitet werden. „Wenn ihr denn mit dem Christus auferweckt seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf der Erde ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit dem Christus in Gott verborgen“ (Kol 3,1–3). Wenn die Kämpfe des Herrn erstritten, und der Charakter eines Christen behauptet werden soll, so geschieht es nur durch unseren Wandel im Himmel, indem wir unser Herz daselbst haben. Wir gehören dem Himmel an. O Geliebte! nicht durch Worte kann diese Erkenntnis euch mitgeteilt werden. Ich könnte euch immer vom Himmel reden, und ihr würdet es nie verstehen, es sei denn, dass ihr selbst dort wärt. Aber wenn ihr dort seid, so wisst ihr, was ich meine. Wenn also euer Wandel im Himmel ist, so wird der Gedanke, wie ihr hienieden leben sollt, weder Mühe, noch Angst in euch hervorrufen. Die Kraft des Lebens, welche euch dahin gebracht hat, und die Ordnung von allem, was der Glaube dort findet, wird euren Charakter hier unten bilden. Wenn ihr aber nicht im Himmel seid, so wird es euch viele Sorge machen, wie ihr euren Charakter bilden sollt, damit andere eine gute Meinung von euch haben, und auch, auf welche Weise ihr euer Gewissen und euch selbst in Ruhe erhalten könnt. – Doch hierauf kommt es an: im Licht zu wandeln, wie Gott im Licht ist.

In dem Maße, als wir nun unsere Stellung in Christus verwirklichen, werden wir fähig sein, den listigen Anläufen des Feindes zu begegnen. Gerade als Josua über den Jordan gekommen war, hatte er Jericho zu besiegen – floh Israel vor den Männern zu Ai, und hatte der List der Gibioniten zu begegnen. Es handelt sich immer darum, dass wir unsere Stellung in den himmlischen Örtern behaupten; denn wir sehen hier, dass der Kampf gänzlich aus der Welt hinweggenommen ist. Die weltlichen Dinge stehen damit in Verbindung; aber nur in den himmlischen Örtern wird der Kampf selbst ausgeführt. Ach wie wenig verstehen wir in Wahrheit diese Mächte der Bosheit! Nicht mehr Fleisch und Blut, sondern geistliche Feinde sind es, welche sich anstrengen, unseren Genuss in den himmlischen Örtern zu verhindern.

Wir fangen am unrechten Ende an, wenn wir mit uns selbst anfangen. O es ist traurig für einen Christen, wenn er immer fragt und zweifelt, und seiner Errettung nicht gewiss ist. Er ist nicht nur unglücklich – obgleich er dies in der Tat ist – sondern er verwirklicht nicht, was Christus ist. Er macht dem Werk Christi einen ausdrücklichen Vorwurf. Man könnte nun vielleicht sagen: Diese Gewissheit ist ein besonderes Vorrecht und an bestimmte Bedingungen geknüpft. O nein! aber es ist sicher keine geringe Sache unwissend zu sein in dem, was Christus betrifft. Ich meine nicht, unwissend zu sein in Betreff seiner Erlösung, sondern in Betreff der Fülle seiner Person, und in Betreff der Göttlichkeit, Ewigkeit und Vollkommenheit seines Werkes.

Jetzt ein Wort über die Waffenrüstung. – „Zieht an die Waffenrüstung Gottes.“ Lasst uns von der ganzen Wahrheit, welche in der heiligen Schrift, und besonders von der, welche in dieser Brief dargestellt ist, einen praktischen Gebrauch machen, und lasst sie ihre wirkliche Kraft in unseren Seelen haben.

„So steht nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit.“ Lasst uns doch die Wahrheit nicht leicht nehmen. Es gibt viele Aufnahme der Wahrheit auf eine leichte Weise. – Wozu gebrauchen wir einen Gürtel? Um in den Stand gesetzt zu sein, unsere Kräfte zusammen zu fassen, um für den Kampf oder für den Wettlauf gestärkt zu sein. Die Wahrheit ist es, die ich bedarf, um mich in meinem Kampf gegen die List Satans zu stärken. Und es ist gerade in dem Maße, als mich die Wahrheit praktisch in Gott erfreut, dass ich sie als einen Gürtel benutzen kann. O, meine Geliebten, wie steht es denn um euch hier? Seid ihr träge? Pflegt ihr der Ruhe? Habt ihr eure Gewänder nicht umgürtet? Es wäre traurig. „Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, welche euch in der Offenbarung Jesu Christi gebracht wird“ (1. Pet 1,13). Wir sind berufen, Christus zu dienen. „Und wenn jemand mir dient,“ sagt Er „den wird mein Vater ehren“. Ein jeder ist berufen, Christus zu dienen. Es ist ein jämmerliches Ding, wenn wir nicht jeden Tag fragen: „Was willst du, Herr, das ich tun soll?“ Bald wird Er keinen Dienst, und bald werden wir keinen Gürtel mehr bedürfen; dann werden wir ruhen. Aber hier sind wir in der Welt, wo Christus den Dienst bedarf. Wir sind berufen, für Christus zu kämpfen, und der Apostel sagt: „niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in Beschäftigungen des Lebens, auf dass er dem, der ihn angeworben, gefalle“ (2. Tim 2,4).

„Und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit.“ – Es ist der Brustharnisch der Gerechtigkeit, welcher uns eine vollkommene Stellung vor Gott gibt, so dass Satan in Betreff dieses Kardinal–Punktes nie eine Frage erheben kann. „Auf dass wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes würden.“ Wozu nützt es, dass Satan zu mir kommt, und mir sagt, was ich gewesen bin? Ich weiß es schon; aber ich weiß auch, was ich jetzt in Christus bin. Durch einen nachlässigen Wandel mag das Gefühl hiervon verloren gehen; ich mag den Brustharnisch der Gerechtigkeit praktisch verlieren; ich mag vergessen, dass ich von meinen vorigen Sünden gereinigt bin; allein es gibt eine Gerechtigkeit, eine vollkommene göttliche Gerechtigkeit, in welcher der Gläubige dasteht, angenehm gemacht in dem Geliebten. Ich mag straucheln; aber nichts kann das Werk Gottes in Christus ungeschehen machen.

„Und beschuht an den Füßen mit der Zubereitung des Evangeliums des Friedens.“ Ein Wandel im Frieden – o welch eine gesegnete Sache! Durch diese Schuhe, fähig gemacht zu sein, in den rauen Örtern der Welt im Frieden zu wandeln – fähig gemacht zu sein, in dem vor uns liegenden Pfad im Frieden voranzugehen! Wenn ich in dem Frieden des Evangeliums bleibe, so werde ich ruhig und stille sein, was auch immer die Umstände in der Welt sein mögen; – ja in diesem Frieden kann ich überall gehen. Jesus ist unser Friede – jener göttliche, gesegnete Friede, welcher nicht von den Umständen abhängig ist.

„Und zu alle dem den Schild des Glaubens ergreifend, durch welchen ihr alle die feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen vermögen werdet!“ – Alle die feurigen Pfeile. – Es gibt keinen einzigen Pfeil, der mich durchbohren oder verwunden kann, wenn ich diesen Schild des Glaubens aufrecht halte. Der Satan verwundet, indem er unseren Glauben schwächt; und durch nichts geschieht dieses mehr, als durch Vernachlässigung des Wortes Gottes, oder durch Zulassung irgend einer praktischen Ungerechtigkeit. Es kommt hier nicht darauf an, von welcher Art die Pfeile sind; es mag eine Versuchung in Betreff meiner Annahme, oder auch in Betreff meines nachlässigen Wandels sein. Durch den Glauben aber werde ich in die himmlischen Örter versetzt, und sehe dort meine Stellung; was kann mir dann schaden? Da weiß ich, dass „alle Dinge zum Guten, mitwirken.“ Es gibt für den Glauben keinen anderen Grund, als das gewisse Wort Gottes.

„Nehmt auf den Helm des Heils.“ Ich muss über mein Heil oder meine Errettung völlig gewiss sein, wenn ich in den Kampf gehe. Es ist unmöglich, mit Satan im Kampf zu bestehen, wenn die Seele nicht in Gnade befestigt ist. Welch eine gesegnete Sache ist es, zu wissen, dass ich schon errettet bin! Nun kann ich mein Haupt emporheben, indem ich mit dem Helm des Heils bedeckt bin. Wie David sagt: „Du hast mein Haupt bedeckt am Tag des Kampfes.“ Ein Soldat kann ebenso wenig ohne seinen Schild, als ohne seinen Helm sein; in jedem Fall wäre er unfähig, seinem Feind ins Angesicht zu sehen; – der Christ könnte in dem praktischen Kampf gegen den Satan fast ebenso gut ohne Glauben, als ohne Erkenntnis der Errettung sein.

„Und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist.“ Dies ist eine Waffe zum Angreifen. Es ist also nicht jede Waffe zum Schütze dienlich. Doch sind wir schon, ehe wir das Schwert ergreifen, durch den Brustharnisch gegen die Ungerechtigkeit des Satans geschützt. Wir müssen dies Schwert benutzen, um dem Feind die Stirn bieten zu können. Wir haben es zu benutzen, um andere, die in seinen Banden gehalten werden, zu befreien. Und dies geschieht nicht nur durch eine große Erkenntnis des Wortes; ich kann das Schwert des Geistes nicht mit einem fleischlichen Arme benutzen. O es tut Not, den Heiligen Geist zu ehren, der mir so nahe ist wie Christus, und ebenso teuer wie Er! Denn wir lesen nicht nur, dass Christus für uns gestorben ist, sondern das Er auch den „anderen Sachwalter“ gesagt hat. O, welch ein Wort: „Dämpft den Geist nicht!“ „Betrübt den Geist nicht!“ Geliebte, wir sollten dies mit allem Ernst bedenken. Wir können das Schwert des Geistes nicht benutzen, wenn wir den Geist betrüben; und wir können uns auch nicht der Gemeinschaft mit Gott erfreuen, wenn wir den Geist betrüben. Es gibt nicht zu viel Freude über die persönliche Gegenwart des Geistes; doch müssen wir die Erfahrung und den Genuss seiner innewohnenden Macht haben. Ach! Ach! das inwendige Leben steht der Stellung, in welche wir gebracht sind, so weit nach. Es fehlt sehr viel an dem persönlichen, praktischen Wandel mit Gott, nicht nur um Genuss zu haben – das wäre ein niedriger Beweggrund – sondern um Gott zu verherrlichen, um jedem, der mit uns in Berührung kommt, den Eindruck zurückzulassen, dass unser Wandel mit Gott, und dass unsere Stärke in Ihm ist. Doch wird das Schwert so wenig in der Macht des Geistes geführt. Wir nehmen den Segen, aber die Kraft, ihn zu behalten, und Gott darin zu verherrlichen, fehlt.

„Zu jeder Zeit mit allem Gebet und Flehen in dem Geist betend usw.“ Es ist gesegnet, zu finden, dass, nachdem wir völlig für den Kampf ausgerüstet sind, die völlige Abhängigkeit von Christus das Ganze krönt. Hier ist unser Ort der Stärke, und er ist für alle Heiligen. Ich verstehe den Ort, und den Grund, und die Ursache, und die Macht dieses Kampfes nur, wenn ich die Einheit der Versammlung mit Christus als auferstanden, sehe, und wie der Heilige Geist die gemeinsame Stellung aller Gläubigen in Christus, als seinen Leib, offenbart. Gott hat uns mit der Waffenrüstung versehen; sie ist für den Gläubigen, um sie zu nehmen und anzulegen (Übersetzung).

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel