Botschafter des Heils in Christo 1858

Trost für ein verwundetes Herz

Es ist so tröstlich, des Herrn Hand in zärtlich treuer Liebe gegen uns in allen seinen Wegen zu sehen. Er kann nur lieben; das Gericht ist vorüber. Die Liebe allein bleibt für die geliebten Kinder seiner Gnade. Es ist nichts Strafe Drohendes in den Spendungen seiner väterlichen Hand. Er züchtigt uns; aber wenn Er es tut, so ist es nur, „damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ (Heb 12,10). Und, gepriesen sei sein Name, wenn die Züchtigung eine tiefe Furche in dem verwundeten Herzen zurück lässt, so ist diese nur ein Kanal, durch welche die zärtliche Liebe eines Vaterherzens fließen kann.

Diese Liebe mag sich in mannigfachen Wegen offenbaren. Zuweilen gibt Er uns einen Blick und ein Gefühl von dem Elend und dem Verderben unserer eigenen Natur, so dass wir es nicht aushalten können, auf uns selbst zu sehen; und dann sind wir froh, uns zu Ihm wenden zu können und allein auf das zu schauen, was wir in Christus Jesus sind, der uns in die Gegenwart des Vaters gebracht hat. Hier zu sein, ist die Erfüllung des Wunsches seines von Liebe erfüllten Herzens. – Solche Erfahrungen machten David, Petrus, Paulus und viele andere.

Oft aber will sein zärtliches Herz diese gesegneten Resultate durch eine schmerzliche Wunde bei uns hervorbringen. Er bricht ein Band des Herzens nach dem anderen, bis Er zum letzten kommt, und auch dies muss zerrissen werden; denn Er will uns ganz für sich haben. Seine Liebe kann keine Nebenbuhler ertragen.

Doch, obgleich die Verwandtschaft auf Erden gebrochen wird – sie wird erneuert in der Auferstehung, um nie wieder gebrochen zu werden. Sie ist dann eingesetzt, befestigt und hergestellt für immer, und zwar in der reinsten und glänzendsten Herrlichkeit. Gott muss uns ganz und gar für sich haben. Er kann es nicht zulassen, dass die Liebe seiner Kinder einem anderen anhängt. Doch welch ein süßer Gedanke. Das Band, welches Er auf Erden gelöst, hat Er im Himmel, im Auferstehungsleben und Herrlichkeit, geknüpft. Es ist dann nur umso fester, bleibender und herrlicher, und nie, ja nie kann es wieder gelöst werden. Früher oder später muss ein jegliches Band des Herzens mit allem, was unserem ich und der Welt angehört, zerrissen werden; und es wird für eine glorreiche Ewigkeit wieder befestigt.

Alles dies ist jetzt göttlich wahr in dem gesegneten Jesus. Er hat alles hinweg getan, was uns von Gott hätte scheiden können, und hat uns überall und durch alles hindurch Bahn gebrochen; und nun ist sein Wunsch, dass wir in Betreff dieser Dinge sein sollen, wie Er ist. Er hat seinen Weg in die Gegenwart Gottes gefunden, und hat Sünde, Natur, die Welt, und was darinnen ist, hinter sich zurückgelassen. Und Er sagt jetzt zu uns: „Seht, was ich euch und für euch getan habe. Geht nun in die Wirklichkeit hinein, und kostet die Süßigkeit von allem. Alle Dinge sind euer. Hebt eure Augen auf und seht die Fluren der Herrlichkeit; streckt hierher eure Hand und pflückt die Trauben von dem Wein Gottes. Lasst Gott eure Freude, eure Quelle, euren Gegenstand sein, wie Er es mir ist.“ – Es ist keine Ruhe, keine Quelle, als nur in dem lebendigen Gott, – kein Glück ist außer Ihm.

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