Es werde Licht

Ihm ging die Sonne auf (Kapitel 32)

Es werde Licht

Gott nahm Jakob in Seine Schule. Zunächst warb und diente Jakob um Rahel, der er schon am ersten Tag in Haran am Brunnen begegnet war. Aber Rahels Vater, ein selbstsüchtiger und listiger Mann, betrog den Brautwerber mit der älteren Tochter Lea. Noch einmal diente Jakob sieben Jahre um Rahel. Wohl war es damals möglich, dass ein Mann zwei Frauen hatte, aber es war nicht nach Gottes Willen. In vielen Familien entstand dadurch mancher Kummer. Schließlich blieb Jakob noch sechs weitere Jahre in Haran bei seinem Schwiegervater. Gott führte es so.

Zwanzig Jahre sind es insgesamt geworden. Es waren für Jakob trotz seiner Liebe zu Rahel Jahre voll Mühe und Enttäuschungen. Manche Demütigung musste er sich gefallen lassen. Und vor allem musste er am eigenen Leib erfahren, was es heißt, betrogen zu werden (Hiob 4, 8).

Es war für Jakob eine harte Schule, zugleich aber eine Zeit stillen Segens. Gott hatte Absichten der Liebe mit ihm (Heb 12, 6-11; Röm 8, 28). Selbst der listige Laban konnte Jakobs Segen nicht mindern, obwohl er dessen Lohn „zehnmal veränderte“.

Dann, nachdem Josef geboren war, forderte Gott Jakob zur Heimkehr auf. Jakob sollte nach Bethel zurückkehren, an den Platz, wo er in den geöffneten Himmel geschaut und herrliche Verheißungen empfangen hatte. Im Lande Aram, bei Laban, hatte Jakob Gelegenheit gehabt, zu erfahren, was der Mensch ist, in Bethel aber sollte er Gott kennenlernen. Und war nicht gerade das Jakobs Mangel: Unkenntnis der göttlichen Gnade und fehlendes Vertrauen zu Gott?

„Kehre zurück in das Land deiner Väter... Ich will mit dir sein!“ lautete die Anweisung Gottes. War diese Zusage nicht genug für Jakob, diesem Befehl Gottes in festem Vertrauen zu folgen? War es da nötig, wieder mit eigenen Plänen zu beginnen, wieder selbst allerlei Vorkehrungen zu treffen, aus Angst, Laban könnte ihm sein Hab und Gut nehmen?

Kaum war diese Gefahr überstanden, da sah Jakob eine neue Schwierigkeit auf sich zukommen. Er dachte an Esau, den er nun wiedersehen würde, und da erwachte aufs neue sein Gewissen. Wie würde der Bruder ihn aufnehmen? Ob sich Esaus Zorn gelegt hatte? - Wieder machte Jakob Pläne, wieder wollte er sich selbst Hilfe verschaffen und den Schwierigkeiten aus eigener Kraft begegnen. Erinnerte er sich denn gar nicht an all die gnädigen Führungen Gottes in seinem Leben?

„Ich will Esau versöhnen“, sagte er. 530 Tiere sonderte Jakob aus seinen Herden aus und stellte sie bereit als Geschenk für den Bruder. War es denn nicht jetzt an der Zeit, endlich vordem Bruder und auch vor Gott ein offenes Schuldbekenntnis abzulegen und dann der Gnade Gottes zu vertrauen?

An der Grenze Kanaans, nach langer Zeit eigenen Planens, eigener Anstrengung, eigenen Mühens, kommt dann endlich der Wendepunkt in Jakobs Leben. Nun stellt sich ihm Gott selbst in den Weg. Jakob ist mit Gott allein. Gott muss ihn, um ihn endlich an Seine Gnade zu binden, zerbrechen. Gott ringt mit ihm. Jakobs Kraft und Wille sollen zerbrochen werden, damit er erfährt, wie schwach und wie nichtig er vor Gott ist. Jakob widersteht. Aber da rührt Gott seine Hüfte an, den Sitz der Kraft, und Jakob wird willenlos und übergibt sich Gottes Gnade, Gottes Barmherzigkeit. Indem er sich Gott ganz übergibt, ruft er aus: „Ich lasse dich nicht los, du habest mich denn gesegnet!“ und wird so zu einem Überwinder. Gott nennt ihn von nun an ‚Israel', Gotteskämpfer. Jakob hatte mit Gott gerungen und gesiegt. Ja, gesiegt! - indem er sich selbst aufgab und Gott ganz hingab (Ps 119, 67; 1. Pet 5, 6.7). ‚Pniel' - Angesicht Gottes - nennt Jakob diesen Ort. Als er über Pniel hinaus ist, hinkt er. Aber ihm geht die Sonne auf, denn seine Seele ist ‚gerettet'.

„Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“ (Sprüche 3, 5. 6)

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