Botschafter des Heils in Christo 1881

Zwei ernste Tatsachen

„Denn ein jeglicher wird mit Feuer gesalzen werden, und jegliches Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden“ (Mk 9,49).

In dieser kurzen Schriftstelle werden uns zwei verschiedene Klassen von Personen vor Augen geführt und zwei ernste Wahrheiten mitgeteilt. Zunächst hören wir, dass „ein jeglicher mit Feuer gesalzen“, und dann, „dass ein jegliches Schlachtopfer mit Salz gesalzen werden wird.“ Diese beiden Tatsachen zusammengenommen eröffnen ein weites Feld göttlicher Wahrheit vor unseren Blicken. Möchten wir ihren feierlichen Ernst tief fühlen!

In dem ersten Teil der Stelle werden wir belehrt, dass den Menschen ein unausbleibliches Gericht erwartet. „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Heb 9,27). „Ich sage euch aber, dass von jeglichem unnützen Wort, dass irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tag des Gerichts“ (Mt 12,36).

Dies ist das schreckliche Los des Menschen – „Tod und Gericht.“ Er mag sich dagegen auflehnen, es hinweg zu leugnen suchen und sagen, dass er an solche Dinge nicht glaube – allein das berührt in keiner Weise diese wichtige Tatsache. Was könnte es einem armen, schuldigen Verbrecher, über welchen schon das Todesurteil gefällt ist, nützen, wenn er sagte, er stimme mit der Aussage der Zeugen nicht überein, oder er verwerfe den Spruch des Gerichtshofs? Könnte es irgendwie seinen Zustand und seine Lage verändern? Er mag Protestieren, so viel er will, er mag sagen, er glaube überhaupt nicht, dass es Zeugen, Richter und Gerichtshöfe gebe, aber trotz alledem bleibt er ein schuldiger, verurteilter Verbrecher, und vielleicht wird schon in einigen Tagen die Hinrichtung an ihm vollstreckt werden. Seine Gedanken und Meinungen vermögen nichts an der Tatsache seiner Verurteilung zu ändern.

In derselben Weise mögen die Menschen die Wahrheit der Worte unseres Herrn, „dass ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden wird“, in Frage ziehen. Sie mögen an ein zukünftiges Gericht und an ein ewiges Feuer nicht glauben wollen und dergleichen Dinge als altweibische Fabeln betrachten, an welche zu glauben eines vernünftigen, gebildeten Menschen völlig unwürdig sei. Sie mögen sie nur für einfältige Weiber und Kinder passend halten. Aber die einfache Frage ist: Wessen Worte werden bestehen? Die Worte Christi oder die ihrigen? Wenn Christus erklärt, dass ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden wird, so ist es unsere Weisheit und Sicherheit, zu glauben, was Er sagt, uns zu beugen unter die Gewalt und Autorität seiner Worte und alle unsere dummen Vernunftschlüsse, törichten Meinungen und stolzen Einbildungen fahren zu lassen. Es hat nicht den allergeringsten Wert für uns, zu untersuchen, was für Gott passend oder unpassend ist, zu sagen und zu tun. Wenn der Mensch fähig wäre, Gott zu beurteilen, so würde dadurch das Dasein Gottes tatsächlich geleugnet werden. Denn es ist klar, dass, wenn es einen Gott gibt, Er der unumschränkte und unfehlbare Richter von allem sein und der Mensch sich Ihm unterwerfen muss. Darin besteht die wahre Weisheit des Menschen, dass er sich bedingungslos vor diesem Gott beugt. Er muss es einmal tun, sei es nun früher oder später. Wie viel besser ist es daher, sich jetzt während des Tages der Gnade Ihm zu unterwerfen, als einst am Tag des Gerichts dazu gezwungen zu werden!

In Markus 9 erklärt der Herr Jesus drei Mal nach einander, dass das höllische Feuer ein ewiges ist. Jeder Widerspruch ist da vergeblich. Er sagt: „Wenn deine Hand dich ärgert, so haue sie ab. Es ist dir besser, als Krüppel in das Leben einzugehen, denn zwei Hände zu haben und in die Hölle hinabzuführen, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlöscht“ (V 43–44). Diese ernste und feierliche Wahrheit wiederholt der Herr, wie bemerkt, drei Mal Mögen daher alle die Ungläubigen, Rationalisten und Zweifler, welche je in dieser Welt gewesen sind und sein werden, sich anmaßen zu sagen, es gebe kein ewiges Gericht – wir setzen allen ihren Beweisen, Vernunftschlüssen, Einbildungen und Folgerungen die einfachen, aber bestimmten Worte unseres gepriesenen Herrn entgegen und verwerfen sie alle ohne Ausnahme. Das betrachten wir als unsere wahre Weisheit, unsere moralische Sicherheit, ja als unsere bestimmte Pflicht.

Es ist unserer Meinung nach bloßer Zeitverlust – um nicht mehr zu sagen – mit Menschen zu streiten welche es wagen, sich gegen Gott aufzulehnen, sein Wort zu beurteilen und zu entscheiden, was seiner würdig oder nicht würdig ist. Ein Mensch, welcher sich unterfängt, über seinen Schöpfer zu Gericht zu sitzen, wird sich auch durch die Beweise eines Mitgeschöpfs nicht beeinflussen lassen. Und sicherlich sitzen solche, welche zu behaupten wagen, dass es Gottes unwürdig sei, zu erlauben, dass eins seiner Geschöpfe eine ewige Strafe erleide, über ihren Schöpfer zu Gericht; aber sie alle werden früher oder später ihre außerordentliche Torheit erkennen müssen. Jeder wahre Christ weiß und fühlt, dass „der Richter der ganzen Erde Recht tun“ wird; nur Ungläubige können es wagen, über den Richter zu Gericht zu sitzen. Doch sie urteilen und richten falsch. Die Schrift ist gegen sie, und die Schrift kann nicht gebrochen werden. „Ein jeglicher wird mit Feuer gesalzen werden“, und dieses Feuer wird niemals erlöschen. Der Stempel der Ewigkeit ist auf jede Woge des Feuersees und auf jede Kralle jenes Wurmes gedrückt, der das gewisse Teil aller derer sein wird, welche in ihren Sünden sterben. „Eine große Kluft ist befestigt“, die nimmer entfernt oder ausgefüllt werden kann. „Der Zorn Gottes bleibt.“

Mein lieber, unbekehrter Leser, denke an diese Dinge – jetzt, in diesem Augenblick! Denke nicht darüber nach in dem Dunkel ungläubiger Vernünfteleien und Trugschlüsse, sondern in dem Licht des göttlichen Wortes. Fliehe vor dem kommenden Zorn! Fliehe sofort, ich bitte dich! Gott hat für den Sünder einen Weg bereitet, auf welchem er entrinnen kann. Er hat in seiner unendlichen Liebe ein Mittel vorgesehen, durch welches der Mensch von jenem schrecklichen, ewigen Feuer befreit werden kann. Er hat den eingeborenen Sohn aus seinem Schoß gegeben, damit Er sterbe, der Gerechte für die Ungerechten. Jesus, das fleckenlose Lamm Gottes, setzte sich selbst dem Feuer des göttlichen Gerichts aus, so dass alle, die Ihm jetzt einfältig vertrauen und ihre Sache in seine Hände legen wollen, nicht gerichtet zu werden brauchen, sondern freie Vergebung und ewiges Leben empfangen. Glaube an den Herrn Jesus Christus, und du wirst nimmermehr mit Feuer gesalzen werden. Deine Augen werden das ewige Feuer dann nie erblicken.

Und weshalb nicht? Weil der Sohn Gottes an des Sünders statt dem Gericht begegnet ist. Da es keinen anderen Weg gab, kam Er in vollkommener Liebe hernieder und setzte sich selbst den Streichen einer unendlichen und unverbrüchlichen Gerechtigkeit aus; und nachdem Er das Gericht getragen, die Schuld bezahlt hatte und den Tod des Missetäters gestorben war, hat Gott Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, zu seiner Rechten in den Himmel gesetzt. Jetzt sind alle, die an seinen Namen und an sein vergossenes Blut glauben, ebenso völlig von Schuld und Gericht befreit, wie Er selbst. Alle, welche ihr Vertrauen auf Jesus setzen, sind in denselben Platz der Annehmlichkeit vor Gott versetzt, den Er einnimmt. Nichts weniger als dieses konnte das liebende Herz Gottes befriedigen – nichts weniger ist des vollkommenen Opfers Christi würdig.

Ist es nun nicht viel besser, weiser und sicherer, den Weg Gottes, den Er für den Sünder bereitet hat, um dem Gericht zu entrinnen, einzuschlagen, als in die Behauptungen der Ungläubigen, es gebe kein Gericht und keine Verdammnis, einzustimmen? „Ein jeglicher wird mit Feuer gesalzen werden.“ Dies kann nicht bei Seite gesetzt, nicht umgestoßen werben. Aber Christus hat sich einmal geopfert, um die Sünden vieler zu tragen. Er wurde auf Golgatha an unserer statt mit Feuer gesalzen, Er ertrug dort das göttliche Gericht für unsere Sünden, so dass auf uns, die wir an Ihn glauben, die obigen Worte keine Anwendung mehr finden können. Die finsteren Wolken des Todes und des Gerichtes entluden sich über dem Haupt des Stellvertreters des Sünders, um diesen für immer in einen Platz zu versetzen, wo ihm weder ein Feind etwas anhaben, noch irgendetwas Böses begegnen kann.

Gehen wir jetzt zu dem Zweiten Teile unseres Gegenstandes über. „Jegliches Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden.“ Diese Worte finden ihre Anwendung auf alle, welche durch die Gnade von dem zukünftigen Zorn, von dem Gesalzenwerden mit Feuer, von der Furcht des Gerichts befreit sind. An solche richtet der Apostel jene rührenden und mächtigen Worte im Anfang des 12. Kapitels des Briefes an die Römer: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges Schlachtopfer, heilig, Gott wohlgefällig, welches ist euer vernünftiger Dienst.“ Hierbei ist das Salz notwendig. „Und alle Opfergaben deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen und sollst das Salz des Bundes deines Gottes nicht fehlen lassen bei deinem Speisopfer; bei allen deinen Opferstaben sollst du Salz darbringen“ (3. Mo 2,13). „Eure Rede sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt“ (Kol 4,6).

Wir sehen also, welch eine wichtige Sache das Salz für das tägliche Leben eines Christen ist. Es ist durchaus unerlässlich, wenn wir uns unserem Gott als ein lebendiges Schlachtopfer darstellen wollen. „Bei allen deinen Opfergaben sollst du Salz darbringen.“ „Alle Opfergaben deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen.“ Wenn wir durch die Barmherzigkeit Gottes und den Versöhnungstod Christi ein für alle Mal von dem Boden des Gerichts entfernt sind, was bleibt dann für uns übrig? Zu welchem Zweck ist es geschehen? Damit wir selbst ein lebendiges Schlachtopfer für Gott seien und Christus in all seiner Kostbarkeit, als ein beständiges, herrliches und wohlriechendes Schlachtopfer, dem Herzen Gottes darbringen.

Ja, dies sollte unsere Tätigkeit ausmachen von Morgen bis Abend und von Abend bis Morgen. Aber hierfür ist Salz nötig. „Jegliches Schlachtopfer muss mit Salz gesalzen werden.“ Der Herr sagt nicht wie im ersten Fall: „ein jeglicher ... wird gesalzen werden.“ O nein. Nur diejenigen, welche etwas von den Erbarmungen Gottes und von der errettenden Liebe Christi erfahren haben, können ein Opfer sein; aber sie alle müssen Salz gebrauchen. „Das Salz ist gut.“ Es ist scharf und erhaltend. „Wenn aber das Salz unsalzig geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst und seid in Frieden unter einander.“

Beachten wir hier die moralische Ordnung und Verbindung. „Salz und Frieden.“ Erst muss den Ansprüchen der Heiligkeit genügt werden, ehe Frieden vorhanden sein kann. Der Friede kommt nicht zuerst und dann das Salz. Dies ist unmöglich. „Die Weisheit aber von Oben ist aufs erste rein, sodann friedsam“ (Jak 3,17). Das ist die göttliche Ordnung, die niemals verkehrt werden darf. Alle unsere Schlachtopfer, mögen wir sie bringen als heilige, oder als königliche Priester – alle die Opfer unseres Lobes gegen Gott oder des Wohltuns und Mitteilens den Menschen gegenüber müssen mit Salz gesalzen werben. Es muss Reinheit, Heiligkeit und Selbstgericht vorhanden sein, denn „jegliches Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden.“

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