Der feste Grund Gottes und sein Siegel
Botschafter des Heils in Christo 1880

Der feste Grund Gottes und sein Siegel - Teil 2/3

Betrachten wir die Kirche von dieser Seite, so sehen wir, was aus ihr unter den Händen des Menschen geworden ist; denn in seine Hände hat Gott die Gründung und Auferbauung der Kirche auf der Erde gelegt. In 1. Korinther 3,10–15 hören wir den Apostel sagen: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeglicher aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, köstliche Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird; und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das Feuer bewähren. Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn das Werk jemandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird errettet werden, doch so wie durchs Feuer.“ Der Mensch aber hat in allem gefehlt, was Gott in seine Hand gelegt hat, so auch in dieser herrlichen und höchst wichtigen Sache. Ach, wie viel Heu, Stroh und Stoppeln sind auf den „guten Grund“ gebaut worden, und wer ist fähig, die unermessliche Verwirrung und das schreckliche Verderben, das aus dieser Untreue entstanden ist, zu übersehen? Anstatt die Einheit als ein Zeugnis der Welt gegenüber aufrecht zu halten, bietet die Kirche das traurige Bild eines in unzählige Parteien zersplitterten Systems dar. Anstatt Christus als das alleinige Haupt der Kirche anzuerkennen, von welchem die ganze Leitung ausgeht, hat sie fast ebenso viele Oberhäupter und Häupter, als sie Parteien Zählt, während sie „den alleinigen Herrscher und unseren Herrn Jesus Christus“ mehr oder weniger verleugnet (Jud 1,4). 1 Anstatt eine Körperschaft zu sein, welche nur aus lebendigen Gliedern besteht, ist die große Maße ihrer Anhänger geistlich tot. Anstatt als eine keusche Braut, getrennt von der Welt, ihren Bräutigam zu erwarten, hat sie gleich dem bösen Knecht in ihrem Herzen gesagt: „Mein Herr verzieht zu kommen“ (Mt 24,48–49), und hat sich mit der Welt in einer Weise vermischt, dass auch nicht der geringste Unterschied mehr zwischen ihr und dieser wahrzunehmen ist – die von Gott gezogene Grenze ist spurlos verschwunden. Das Kreuz ist, anstatt die Scheidewand zwischen ihr und der Welt zu sein, zu einem Ehrenzeichen in dieser geworden. Und nicht nur das; ach! die Kirche hat sich sogar herbeigelassen, die wahren Glieder des Leibes Christi zu verfolgen; sie wird, wenn einst ihr Abfall vollendet ist, trunken sein „von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu“ (Off 17,6). Ja noch mehr! sie wird sich – betrachtet in ihrer Gesamtheit als die bekennende Christenheit auf der Erde – am Ende in der offenbaren Empörung gegen den Herrn selbst befinden, in welchem Zustand sie das Gericht ereilt. Judas sagt in seinem Brief: „Sie sind in dem Widerspruch Korahs umgekommen“ (V 11). Wenn auch der Abfall der Kirche diesen Höhepunkt bis jetzt noch nicht erreicht hat, so ist dieses doch das endliche Resultat ihrer Entwicklung unter den Händen des Menschen. Ach, wie sehr hat sie sich verändert! „Wie ist verdunkelt das Gold, verändert das gute, feine Gold!“ (Kld 4,1) Wenn der alttestamentliche Prophet über Jerusalem klagte: „Ist das die Stadt, von der man sagte: die Vollkommenheit der Schönheit, die Wonne der ganzen Erde?“ „Wie ist zur Hure geworden die treue Stadt! Sie war voll Rechts, Gerechtigkeit herbergte darin, und jetzt Mörder“ (Kld 2,15; Jes 1,21), wie können wir es dem neutestamentlichen Propheten verdenken, wenn er sich beim Anblick dessen, was aus der Kirche Gottes auf der Erde geworden ist, „mit großer Verwunderung verwunderte?“ (Off 17,6)

Dieser hier in kurzen Zügen bezeichnete Zustand der Kirche auf der Erde bis zum Ende hin zeigt zur Genüge, wohin es führt, wenn der Mensch in seinem eignen Willen sich in die Dinge Gottes einmischt, und, anstatt die absolute Trennung zwischen dem Guten und Bösen aufrecht zu halten, den Namen Christi mit dem Bösen, das Heilige mit dem Unheiligen zu vermischen sucht. Auch lässt uns dies verstehen, dass alle zur Wiederherstellung oder Verbesserung der Kirche gemachten Anstrengungen nicht nur nutzlos sind, sondern ihren Verfall nur beschleunigen, weil sie alle, mögen sie noch so gut gemeint sein, nicht den Grundsatz der Trennung vom Bösen zum Ausgangspunkt haben. Denn die Vernachlässigung dieses Grundsatzes ist es gerade, was den gegenwärtigen Zustand der Kirche herbeigeführt hat. Ja noch mehr; die Kirche hat nicht nur diesen Grundsatz ganz unbeachtet gelassen, sondern sogar nach einem völlig entgegengesetzten Grundsatz gehandelt. Betrachten wir nur für einen Augenblick die Anordnungen und Regeln, nach welchen man in den größeren, anerkannten kirchlichen Parteien verfährt, so lässt sich die Vermischung leicht erkennen. Durch äußere Formen stempelt man die so genannten Gemeindeglieder zu Christen. Man täuscht die Jugend, indem man die Konfirmation, von welcher das Wort Gottes nichts weiß, als eine Erneuerung oder Bestätigung des so genannten Taufbundes eingeführt hat. Sobald diese vollzogen ist, gestattet man ihr den Zutritt zum Tisch des Herrn. Man stellt sich somit von vornherein auf einen schriftwidrigen Boden. Während nach der Schrift nicht nur Unbekehrte, sondern auch alle, welche einen unlauteren Wandel führen, vom Tisch des Herrn ausgeschlossen sind, lässt man in der bekennenden Kirche beide ohne Anstand zu (1. Kor 5,11). Würden wir uns einen solchen Eingriff in unsere Rechte gefallen lassen, wenn es sich um unseren Tisch handelte? Wie aber haben wir irgendein Recht, über diesen Tisch, der doch des Herrn ist, nach unserem Gutdünken zu verfügen? Aber anstatt dem Wort unterworfen zu sein, handelt man nach seinem eignen Willen und entgegen der in der Heiligen Schrift mit so einfachen und bestimmten Worten geforderten Zucht: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (1. Kor 5,13). Dies ist offenbar der Grundsatz der Ungerechtigkeit.

Wir könnten noch viele Tatsachen anführen, die diesen in der bekennenden Kirche herrschenden Grundsatz bestätigen, doch wollen wir nur noch an eine derselben erinnern. Wir haben gesehen, dass bei einem normalen oder schriftgemäßen Zustand der Kirche alles, was ihre Auferbauung und den Dienst in derselben betrifft, von Christus, ihrem Haupt, und von der Wirksamkeit des Heiligen Geistes abhängt. Aber wird das Recht des Herrn, wird die Gegenwart und die Gabe des Heiligen Geistes in den größeren kirchlichen Parteien anerkannt? Nicht mehr ist es Christus, welcher Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt (Eph 4,11); und nicht mehr ist es der Heilige Geist, welcher die Gaben „einem jeglichen insbesondere austeilt, wie Er will“ (1. Kor 12,11), sondern der Mensch wählt und setzt ein, welche er will. Der Mensch bereitet den Menschen zu diesem Dienst zu, und nicht mehr der Heilige Geist. Ist das bestimmte Studium vollendet, das Examen bestanden, so hat man ein Recht zu diesem Dienst und nur dann; und man verhält sich bei der Einsetzung, als wenn alles in Ordnung wäre. Die Bekehrung kommt dabei gar nicht in Betracht, nach viel weniger die Gabe des Heiligen Geistes. Der beste Redner zieht am meisten an, und in eine Person legt man den Dienst eines Evangelisten, Hirten und Lehrers. Es ist genau das, was wir in 2. Timotheus 4,3 lesen: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eignen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufhäufen, indem es ihnen in den Ohren kitzelt.“ In den meisten Fällen sind es nur blinde Leiter der Blinden. Und wenn ein Blinder den Anderen leitet, werden sie nicht beide in die Grube fallen? Wenigstens spricht der Herr also (Mt 15,14). Wohl werden sie als Diener betrachtet, wie wir dieses im Gleichnis von den anvertrauten Talenten in Matthäus 25,14–30 sehen. Der unnütze Knecht wird ebenso gut als Knecht behandelt, wie auch die übrigen. Wer aber denkt daran, dass er es ist, von dem der Herr sagen wird: „Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen?“

Das Gesagte wird genügen, um den in der bekennenden Kirche herrschenden Grundsatz der Ungerechtigkeit, sowie die Wichtigkeit des Siegels ins Licht zu stellen, welches dem festen Grund Gottes aufgeprägt ist, und welches die Treuen inmitten des Verfalls kennzeichnet: „Ein jeglicher, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“ Der Verfall der Kirche kann die Verantwortlichkeit der persönlichen Treue des einzelnen Gläubigen nicht aufheben. So wenig wie der feste Grund Gottes durch die Untreue der Menschen oder durch irgendwelche feindselige Macht erschüttert werden kann, ebenso wenig kann auch der Grundsatz der Trennung vom Bösen durch irgendetwas aufgehoben werden. Wir müssen uns, sowohl äußerlich, als innerlich, vom Bösen trennen, wenn uns anders die Ehre des Herrn am Herzen liegt und wir auf seine Anerkennung rechnen. Der Apostel vergleicht die Kirche auf der Erde mit einem großen Haus, in welchem nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene sind, die Einen zur Ehre, die Anderen aber zur Unehre; und er knüpft daran die Ermahnung: „Wenn sich nun jemand von diesen reinigt, der wird ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu allem guten Werke bereitet.“ Dies ist die äußerliche Trennung. Dann fährt er fort: „Die jugendlichen Lüste aber fliehe usw.“ Dies ist die innerliche Trennung. Diese Worte geben dem Jünger des Herrn eine deutliche und klare Unterweisung.

So klar, einfach und bestimmt jedoch dieser Grundsatz der Trennung im Wort Gottes auch niedergelegt ist, so werden dennoch viele Einwendungen von verschiedenen Seiten, selbst von wahren Christen, dagegen erhoben. Da nun viele derselben auf Unkenntnis oder Mitverständnis beruhen, so mag es gut sein, etwas näher darauf einzugehen.

Zunächst gibt es viele, welche in einer falschen Stellung verharren unter dem Vorwand, nirgends eine reine Gemeinschaft finden zu können, da sich überall Mängel und Gebrechen zeigen. Sie suchen, indem sie mit Unbekehrten an den Tisch des Herrn gehen, ihr Gewissen zu beruhigen mit den Worten: „Man kann niemandem ins Herz sehen und folglich keine genaue Grenze zwischen Bekehrten und Unbekehrten ziehen; und zudem ist ja auch Judas, der Verräter, am Tisch des Herrn zugegen gewesen.“ Aber die Frage ist: Befinde ich mich in Gemeinschaft mit solchen, die das Böse in ihrer Mitte dulden, oder mit solchen, die es dem Wort Gottes gemäß richten und somit den Grundsatz der Trennung vom Bösen aufrecht halten? In der Versammlung zu Korinth zeigten sich zum Beispiel viele traurige Dinge, und dennoch stand sie auf dem richtigen Boden und wurde durch den Apostel als die „Versammlung Gottes“ angeredet. Denn obwohl das Böse dort eingedrungen war, so fand doch in Folge der Ermahnung des Apostels die Ausübung der Zucht in einer Weise statt, dass er zu ihnen sagen konnte: „Ihr habt euch in allem dargestellt, dass ihr an der Sache rein seid“ (2. Kor 7,11). Gewiss ist es tief zu beklagen, wenn unter denen, die sich auf dem Boden der Wahrheit versammeln, das Böse vorkommt und dadurch das Zeugnis für die Wahrheit geschwächt wird, wenn auch diese selbst davon unberührt bleibt. Wir haben nicht nötig, eine Grenze zu ziehen, sondern einfach die Grenze, welche Gott gezogen hat, anzuerkennen, indem wir der ernsten Aufforderung Folge leisten: „Ein jeglicher, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“

Die Berufung auf Judas ist im eigentlichen Sinne eine Herabwürdigung des Herrn, um nicht mehr zu sagen, wenn damit ausgedrückt werden soll, dass Er den Judas als Verräter an seinem Tisch zugelassen habe. Demnach hätte Er, entgegen seinem eignen Worte, das Böse gebilligt – ein Gedanke, der sicherlich jedes christliche Gefühl tief verletzen muss. Selbst wenn Judas am Tisch des Herrn Teil genommen hätte, würde er nicht als Verräter gegenwärtig gewesen sein, weil er noch nicht als solcher offenbar war. War es auch dem Herrn, der alles im Voraus wusste, bekannt, was er zu tun vorhatte, so hatte er dennoch die Tat noch nicht vollbracht. Die Jünger nutzten nicht einmal, „wer es wohl unter ihnen sein möchte, der dies tun würde“ (Lk 22,23). Selbstredend aber kann von Ausübung der Zucht erst dann die Rede sein, wenn das Böse als eine erwiesene Tatsache offenbart ist. Nicht nur unter dem Gesetz, sondern auch unter der christlichen Verwaltung muss „jegliche Sache aus Zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werden“ (2. Kor 13,1). Indessen ist es nach dem Evangelium Johannes klar, dass Judas nicht am Tisch des Herrn zugegen gewesen ist, sondern gleich nach dem Abendessen, welches der Einsetzung des Abendmahls vorausging, den Saal verließ. Wir lesen im 13. Kapitel, dass Jesus auf die Frage: „Herr, wer ist es?“ – antwortet: „Jener ist es, dem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetunkt, geben werde. Und als Er den Bissen eingetunkt, gibt Er ihn dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn.“ Dies geschah während des Abendessens. Dann lesen wir weiter in Vers 30: „Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus.“ Wenn daher der Herr in Lukas sagt: „Doch siehe, die Hand dessen, der mich überliefert, ist mit mir über Tische“ (Lk 22,21), so bezieht sich dieses auf das Abendessen, obwohl es sich nach der Reihenfolge, in welcher Lukas dies erzählt, auf den Tisch des Herrn zu beziehen scheint. Aber dies hat seinen Grund darin, dass Lukas im Allgemeinen die Tatsachen mehr in moralischer, als in geschichtlicher Ordnung darstellt; und ohne Zweifel spricht hier der Heilige Geist deshalb erst nach dem Brotbrechen von dem, was beim Abendessen vorgekommen war, um die Bosheit des Judas, gegenüber der unvergleichlichen Liebe des Herrn, die sich in der Einsetzung des Abendmahls kundgab, in ein umso grelleres Licht zu stellen. Überhaupt müssen wir immer festhalten, dass die Schrift sich nie widerspricht, und dass jeder scheinbare Widerspruch nur seinen Grund in unserem mangelhaften Verständnis hat. Ein aufrichtiger Christ wird sich von der Befolgung der einfachen, klaren und bestimmten Aussprüche des Wortes Gottes durch solche scheinbaren Widersprüche nicht abhalten lassen. Er geht voran nach dem Licht, das Gott ihm geschenkt hat, während er in Bezug auf das, was ihm noch unklar ist, auf die Unterweisung des Herrn wartet.

Ferner begegnet man sehr häufig dem Einwurf, dass beim Tisch des Herrn ein jeder es nur mit sich zu tun und in Bezug auf die übrigen Teilnehmer keine Verantwortlichkeit habe. Ich antworte hierauf nur mit den Worten des Apostels: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (1. Kor 5,13).

Weiter wendet man ein, man dürfe sich nicht von der Kirche trennen. Allein jeder, der irgendwie mit dem Wort Gottes bekannt ist, weiß, dass dies ein Christ weder tun kann noch will. Der Apostel sagt auch nicht, dass man sich von dem großen Haus trennen soll, wohl aber von den Gefäßen der Unehre, die in demselben sind. Denn die große Körperschaft, die sich zum Christentum bekennt, die verantwortliche Kirche auf der Erde, welche Paulus mit einem „großen Haus“ vergleicht, wird noch vom Herrn anerkannt bis zu dem Zeitpunkt, wo sie von Ihm ausgespien werden wird, gleich ihrem Vorbild, der Kirche oder Versammlung zu Laodizea. Sich vor diesem Zeitpunkt von ihr zu trennen, hieße nichts anders, als sich vom Christentum trennen und Jude, Mohammedaner oder etwas dergleichen werden. Man hört oft sagen, dass sich dieser oder jener von der Kirche getrennt habe, während er sich doch nur von einer Partei in derselben – mag diese nun groß oder klein, allgemein anerkannt oder verachtet sein – losgesagt und somit aufgehört hat, dieselbe durch seine Teilnahme gutzuheißen und dadurch den Herrn zu verunehren. Freilich machen die großen kirchlichen Parteien in der Christenheit, wie die evangelische, reformierte und lutherische, eine jede für sich, Anspruch aus den Namen Kirche, und man hat diesen Namen selbst auf die Versammlungshäuser derselben übertragen. Aber schon diese Benennungen, als lutherische, reformierte usw. Kirche, die sie zur Unterscheidung von anderen angenommen haben, beweisen, dass sie nichts mehr und nichts weniger als eine Partei in der Kirche sind. Ferner zeigen solche Redensarten wie: „Unsere Kirche“, oder: „Ich gehöre zu dieser oder jener Kirche“, usw. auf das deutlichste, dass man um an eine bestimmte Partei denkt, und dass das Verständnis über die Einheit der Kirche, wie das Wort Gottes diese darstellt, völlig verloren gegangen ist. Weder die große Anzahl ihrer Bekenner, noch ihr mehr als dreihundertjähriges Bestehen lässt jene Körperschaften aufhören, eine Partei zu sein; sie sind es ebenso sehr, als die ein bis zweihundert Jahre später entstandenen, kleineren Benennungen, auf die man meist mit Geringschätzung herabblickt (Schluss folgt).

Fußnoten

  • 1 Der Brief des Judas spricht von dem Abfall der Kirche, welcher in ihrer offenbaren Empörung gegen den Herrn seinen Höhepunkt erreicht und das Gericht über dieselbe herbeiführt. Die oben angeführte Stelle spricht nicht von einer Verleugnung des Namens Christi, sondern seiner Autorität.
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