Botschafter des Heils in Christo 1877

"Erlöst" und "Erkauft"

„Den Gebieter verleugnend, der sie erkauft hat.“ Dieser Ausdruck hat schon vielen Lesern der Heiligen Schrift Schwierigkeit bereitet, und zwar deshalb, weil sie keinen Unterschied zwischen „erkauft“ und „erlöst“ machten. Es wird niemals in der Schrift gelehrt, dass der Herr einen Ketzer oder irgendeinen anderen Menschen, der nicht errettet war, erlöst hat. In dem Wort Gottes findet sich keine Silbe, welche die Gewissheit des ewigen Lebens für den Gläubigen abschwächt; aber nichtsdestoweniger lehrt es, dass der Herr einen jeden Menschen, sei er nun errettet oder nicht, sei er gläubig oder ungläubig, erkauft hat. Das Resultat für den Menschen hat nichts zu tun mit dem Erkaufen von Seiten des Herrn. Er hat die Welt und alles, was zu ihr gehört, erkauft. Dies finden wir überall, sei es im Gleichnis oder in der Lehre, in den Evangelien oder in den Briefen; es ist die beständige Aussage des Geistes Gottes. Jene bösen Menschen waren daher ebenso gut erkauft wie auch die übrigen.

„Erlösung“ aber ist ein ganz anderer Begriff. Der Zweck einer Erlösung ist, eine Person von der Macht des Gegners zu befreien, oder einen Gefangenen aus der Sklaverei zu bringen und ihn durch die Zahlung des Losegeldes in Freiheit zu setzen. Dieses ist nur wahr in Bezug auf den Gläubigen; er allein ist aus der Gefangenschaft herausgerissen und freigemacht worden. Es ist eine tatsächliche Befreiung, und sie gehört nur dem Glauben an. Es handelt sich dabei nicht allein um ein Kaufgeld; das würde nicht hinreichend sein für die Erlösung, bei der die Befreiung eines Sklaven oder Gefangenen in Frage steht; und eine solche Befreiung hat nur da stattgefunden, wo eine Seele an Christus glaubt. Das Erkaufen dagegen ist eine ganz andere Sache. Du läufst vielleicht irgendeinen leblosen Gegenstand, und er gehört nach dem Kauf dir an, dient aber möglicherweise zum Bösen und zur Schande. Angenommen, du könntest eine Person kaufen, was würde die Wirkung dieser Handlung sein? Du würdest jene Person zu einem Sklaven machen. Das steht aber im völligen Gegensatz zur Erlösung. Erlösung macht den Sklaven frei, während der Kauf das Gekaufte zu deinem Eigentum oder zu deinem Sklaven macht.

Diese zwei Tatsachen sind beide wahr in Bezug auf den Christen und begegnen sich in dem Blut Christi. Der Christ ist beides: erlöst und erkauft. Er allein ist erlöst; doch außerdem ist er erkauft durch das Blut Christi und deshalb sein Sklave geworden. Er ist ein Leibeigener Jesu Christi. Völlig befreit durch die Erlösung, wird er durch das Erkaufen zu einem Sklaven gemacht. Doch ist jedermann, wie schon oben bemerkt, erkauft, und wer den Herrn verleugnet, der verleugnet seinen Gebieter, welcher ihn erkauft hat.

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