Botschafter des Heils in Christo 1868

Das Evangelium Gottes - Teil 2/2

In unserem Zustand als Sünder, wie derselbe in Kapitel 3,21 beschrieben wird, waren wir kraftlos; es war uns unmöglich, uns aus demselben herausziehen zu können. Das Gericht war vor uns, und kein Ausweg war da. Aber dann war es für Gott die rechte Zeit, um durch den Tod Christi für Gottlose ins Mittel zu treten. Gepriesen sei dafür sein Name! „Kaum wird jemand für einen Gerechten sterben, (denn für einen Gütigen möchte vielleicht jemand zu sterben wagen). Gott aber erweist seine Liebe gegen uns, indem Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ – Als wir Sünder waren, hatten wir durchaus keinen Begriff von der Liebe Gottes; wir fürchteten uns vor Gott als einem gerechten Richter. Dann aber erwies Gott seine Liebe, welche wir nicht kannten, dadurch, dass Er Christus für uns in den Tod gab. Nun ist diese Liebe in unseren Herzen, und durch das Blut Christi sind wir gerechtfertigt worden; und also werden wir „durch Ihn von dem Zorn errettet werden“ (Siehe 1. Thes 1,10; 1. Joh 4,17). „Denn wenn wir, da wir Feinde waren, Gott versöhnt wurden durch den Tod des Sohnes, vielmehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch sein Leben errettet werden“ (vgl. Heb 7,25). Und wozu führt dieses alles? „Dass wir uns sogar Gottes rühmen durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Also ist unser Glück vollkommen; denn wir besitzen Gott, sowie Er ist. Wir wissen, dass wir Ihm angehören. Wir haben Frieden mit Gott; wir stehen in seiner Gunst; wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit; wir rühmen uns der Trübsale; die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen; Christus ist zu seiner Zeit für Gottlose, also für uns, da wir noch Gottlose waren, gestorben; wir werden, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, durch Ihn von dem Zorn errettet werden; und wir werden, da sein Tod uns versöhnt hat, vielmehr durch sein Auferstehungsleben von allem errettet werden. Wir rühmen uns daher Gottes. Welch eine Stellung, sich auch Gottes, der die Quelle alles Glücks ist, rühmen zu können? Gibt es etwas Größeres als Gott? Hier unten, inmitten der Schwachheit und der Trübsal, kann also der Christ sagen: „Meine Herrlichkeit ist Gott; ich besitze Ihn, bin sein Eigentum?“ Was bedürfen wir mehr? Was kann die Hölle nehmen, was kann die Erde geben dem, der im Genuss des dreimal heiligen Gottes steht? „Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir nun die Versöhnung empfangen haben.“ Das ist der erste große Gegenstand unserem Brief in Betreff der vollkommenen Befreiung von unseren Sünden nach der Gerechtigkeit Gottes – einer Befreiung, welche auf die Auferstehung des Erlösers gegründet ist; und wir haben soeben gesehen, dass in Kapitel 5,1–11 der herrliche Schluss des Gegenstandes enthalten ist, der in Kapitel 3,21 seinen Anfang genommen hat.

Doch dieses ist nicht alles. Vielmehr geht in unserem Brief die reiche Entfaltung des Evangeliums Gottes von Stufe zu Stufe bis zu unserer völligen Befreiung. Gott hat es in seiner Gnade unternommen, uns völlig zu befreien; nicht nur von dem, was wir getan haben, sondern auch von dem, was wir sind. Im Allgemeinen geht es bei uns durch mehr Kampf zur Erlangung dieser letzteren Befreiung, als zur Erlangung der ersteren. Und doch kann kein fester Friede und keine Kraft im Wandel sein, ohne den Besitz dieser beiden Arten von Befreiung; d. h. wenn wir nicht verwirklichen, dass der Tod Christi nicht nur die Sühnung unserer Vergehungen ist, sondern auch Zugleich der Tod des Lebens, welches die Vergehungen hervorgebracht hat, nämlich der Tod unseres Lebens in Adam. Das Kreuz ist für den Gläubigen das Ende des Menschen. Wir bedürfen es ebenso sehr, von dem Baum, der die Früchte der Sünde hervorgebracht, befreit zu werden, als von den Früchten selbst; und Gott sei Dank, dass dieses geschehen ist! Gott hat den Menschen und das, was er hervorbringt, hinweggetan. Durch den Tod für uns hat Er die Versöhnung für unsere Sünden gemacht; und durch unseren Tod mit Christus, in Christus hat Er uns von unserem Leben in Adam, in welchem wir diese Sünden begangen, freigemacht. Unser alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt; wir sind mit Ihm begraben worden und mit Ihm auferstanden, so dass wir, Gott lebend, uns in dem Leben des zweiten Adams, des auferstandenen Christus, befinden. Wir haben die Rechtfertigung des Lebens.

Wenn ein Gläubiger nur die eine Seite der Erlösung erfasst, nämlich dass Christus zur Sühnung unserer Sünden gestorben ist (eine Sache, die allerdings höchst wichtig ist), so kennt er noch nicht den Gott Abrahams, den Gott der Auferstehung; und seine praktischen Erfahrungen werden mehr oder weniger die von Römer 7 sein. Hat er hingegen begriffen, dass Gott das Todesurteil über seine Person, als Kind Adams, gefällt hat, dass das, was er war, eben sowohl gerichtet ist, als das, was er getan hat, dass er jetzt mit Christus auferstanden und in Ihm eine neue Schöpfung ist, dass das Alte vergangen und alles neu geworden ist – dann kennt er den Gott, welcher Jesus auferweckt hat und uns mit Ihm; und seine Erfahrungen werden diejenigen des Briefes an die Philipper sein – Erfahrungen, welche auf Römer 8 gegründet sind. So ist also jeder Gläubige ein nach der Gerechtigkeit Gottes befreites Wesen.

In Kapitel 5,12 beginnt die Entwicklung des zweiten großen Gegenstandes, nämlich die Entwicklung der Befreiung von der Sünde, von unserem Leben in Adam; und dieser Gegenstand wird bis zum Ende des 8. Kapitels verfolgt, ohne dass der Apostel auf den ersten Gegenstand, der mit dem 11. Verse des 5. Kapitels schließt, zurückkommt. Das Unterscheiden dieser zwei verschiedenen Punkte wirft viel Licht auf die Lehre des Briefes. Von Kapitel 3,21 bis Kapitel 5,11 haben wir Christus als für unsere Sünden gestorben; und von Kapitel 5,12 bis ans Ende des 8. Kapitels haben wir Christus als der Sünde gestorben, während wir Zugleich mit Ihm gestorben und hernach auferstanden sind und Gott leben durch Ihn.

In dem übrigen Teil des 5. Kapitels stellt der Apostel den Vergleich oder auch den Unterschied zwischen Adam und Christus, als den beiden Stammhäuptern, dar, welche, ein jeder an seinem Teil, ihre Nachkommen in die Folgen ihrer beiderseitigen Handlungen mit sich ziehen. Die Sünde ist durch einen, durch Adam, eingeführt, und als die Folge davon der Tod; und dieser Tod hat sich auf alle Nachkommen Adams ausgedehnt, indem alle gesündigt haben. Sogar von Adam bis auf Moses hat der Tod geherrscht, obwohl die Sünde nicht als Gesetzesübertretung begangen worden ist. Alle Menschen haben gesündigt und starben, weil sie alle von Adam, der gefallen war, abstammten. Durch des einen Übertretung sind die vielen gestorben. Das Urteil ist aus einem zur Verdammnis gekommen. Durch die Übertretung des einen hat der Tod durch den einen geherrscht. Durch die eine Übertretung ist die Verdammnis gegen alle Menschen gerichtet. Durch den Ungehorsam des einen Menschen sind die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt. Dieses alles ist von Adam, als dem Stammhaupt, gesagt worden. Aber als solcher ist er das Bild dessen, der da kommen sollte, das Bild des Zweiten Adams, des Menschen Jesus Christus. Und auch dieser als zweiter Adam, als neuer Mensch, zieht sein ganzes Geschlecht in die Folgen seines Gehorsams und seines Werkes. Und in dieser Beziehung beißt es: Die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die eines Menschen, Jesu Christi, ist, ist gegen die vielen überströmend geworden. Die Gnadengabe kommt aus vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit. Die, welche die Überschwänglichkeit der Gnade und der freien Gabe der Gerechtigkeit empfangen haben, werden im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. Durch eine Gerechtigkeit ist die Rechtfertigung des Lebens gegen alle Menschen gerichtet. Durch den Gehorsam des einen sind die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt. Dahin versetzt Christus alle die Seinen. Dort ist alles Gnade, Gabe der Gnade, Gabe der Gerechtigkeit, Rechtfertigung des Lebens; dort sind wir in die Stellung von Gerechten versetzt. Das sind die herrlichen Folgen des Todes und der Auferstehung des zweiten Adams. Beachten wir es aber wohl, dass hier von keiner Wiederherstellung oder Verbesserung des ersten Adams die Rede ist, sondern davon, dass der zweite Adam die Stelle des ersten einnimmt, weil dieser gestorben und begraben ist, wie wir dieses in Kapitel 6 sehen werden. Das Gesetz aber ist zwischen beide getreten, um dasjenige, was den gefallenen Menschen, sobald er unter eine Verantwortlichkeit gekommen ist, charakterisiert, nämlich die Übertretung, ans Licht zu stellen und überströmend zu machen. „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist“ – und dieses ist unter Gesetz und ohne Gesetz geschehen – „da ist die Gnade viel überschwänglicher geworden.“ Dieses hat Gott durch Christus getan, „auf das, gleich wie die Sünde (man möchte sagen während der ganzen Dauer des ersten Adams) durch den Tod geherrscht hat, also auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ Und dieses ist eine Tatsache, da der zweite Adam an die Stelle des ersten getreten ist. Welch ein großer Unterschied besteht zwischen der Sünde und der Gnade! Die Sünde hat durch den Tod geherrscht; die Gnade herrscht durch die Gerechtigkeit. Was bedeutet diese Zusammenstellung; die Gnade herrscht durch die Gerechtigkeit? Gott ist gerecht, wenn Er die Gnade herrschen lässt. Christus hat die Gerechtigkeit erfüllt; Er hat die Bürde, die auf dem ersten Adam lastete, auf sich genommen, und zwar nach dem Maß der Gerechtigkeit Gottes, so dass Gott vollkommen frei ist, die Gnade durch die Gerechtigkeit zu ewigem Leben herrschen zu lassen. Gepriesen sei solch unaussprechliche Liebe!

Im Blick auf diese Wahrheit, dass, wo die Sünde überströmend, die Gnade viel überschwänglicher geworden ist, finden wir in Kapitel 6 den Einwurf des Fleisches: „Sollen wir denn in der Sünde verharren, auf dass die Gnade überströme?“ Doch wie wäre das möglich? Wir sind gerechtfertigt, weil wir der Sünde gestorben, d. h. jenem Leben entronnen sind, in welchem wir unter die Sünde verkauf: waren. Wenn wir nun aber durch den Tod befreit worden sind, wie ist es möglich in einem Zustand zu leben, dem man gestorben ist? Ist mein Vater gestorben, so ist er seinem Haus, seinen Gütern gestorben; wie könnte er diesen Dingen noch leben, nachdem er begraben ist. Also verhält es sich auch mit uns in Christus betreffs unserer Existenz in Adam. „Wir sind mit Ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf dass, gleich wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln sollen“ (V 4). Wenn es aber mit unserem Leben in Adam zu Ende ist, so ist Christus, in welchem es mit diesem Leben aus ist, auferstanden; und Er ist unser Leben; wir sind in dem Leben des auferstandenen Christus. Denn weil Er uns mit sich in seinen Tod gezogen hat, so musste Er dasselbe auch in Betreff seiner Auferstehung tun. In diesem Auferstehungsleben aber sind wir nicht untätig; wir wandeln in Neuheit des Lebens. Durch die Herrlichkeit des Vaters ist Christus auferweckt worden. Der Tod Christi hat Gott völlig verherrlicht, Ihn, dessen Majestät und Herrlichkeit und Heiligkeit durch die Sünde entehrt worden war. Der verherrlichte Gott aber hat unseren Heiland aus dem Grab gerufen und zu seiner Rechten gesetzt; und dieser Christus ist unser Leben; in Ihm sind wir auferstanden; und getrost können wir unser Leben in Adam dem Tod überlassen.

Dann wird uns eine Tatsache vor Augen gestellt. Unser alter Mensch ist mit Ihm gekreuzigt worden. Unser „Wenn“ und unser „Aber“ kann diesen Grundsatz nicht leugnen. Und was ist die Folge davon? Der Leib der Sünde ist abgetan, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen (V 6). In diesen und den folgenden Kapiteln ist die Sünde, man möchte fast sagen, als eine Person, die in uns war, als eine Herrin, deren Sklaven wir sein mussten, betrachtet. Dieser Leib der Sünde, welcher abgetan ist, ist nicht unser sterblicher Leib, unsere irdische Hülle. Der abgetane Leib der Sünde ist alles das, was wir von Natur vor Gott sind, der Organismus der Sünde in uns, welcher sehr tätig war und in dessen Knechtschaft wir uns befanden. Weil denn nun dieser alte Mensch gekreuzigt ist, so ist mithin dieser Leib der Sünde abgetan, so dass wir der Sünde – der Herrscherin – nicht mehr dienen. Betrachten mir mit Aufmerksamkeit diese Ausdrücke in Kapitel 6 und 7: Wir sind der Sünde gestorben. – Der Leib der Sünde ist abgetan, so dann wir der Sünde nicht mehr dienen. – Wer gestorben ist, ist von der Sünde freigesprochen. – Die Sünde herrsche nicht in eurem sterblichen Leib. – Begebt eure Glieder nicht der Sünde. – Die Sünde wird nicht über euch herrschen. – Sklaven der Sünde. Freigemacht von der Sünde. – Die in mir wohnende Sünde. – Das Gesetz der Sünde. – Welch eine Befreiung, geliebten Brüder! Wir sind von dieser schrecklichen Herrin befreit; sie ist abgetan und zu nichts gemacht. Die Glieder sind getrennt; wir können sie töten (Kol 3,5). Wer gestorben ist, ist von der Sünde freigesprochen. Es heißt nicht, dass der Gestorbene von der Anwesenheit des Fleisches befreit sei. Gott aber hat die Sünde, die im Fleisch ist, verdammt. Ich bin freigemacht von der Sünde; und was ich noch lebe im Fleisch, d. h. in diesem sterblichen Leib, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes (Gal 2,20). Wir sind also mittelst des Todes von der Sünde, als unserer Herrscherin, befreit worden. „Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit Ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über Ihn“ (V 8–9). Beachten wir diesen Ausdruck: Wir sind mit Christus gestorben. Es heißt nicht mehr wie in Kapitel 5: Christus ist für uns gestorben. Dieser Tod mit Christus befreit uns also von Adam; er ist abgetan; wir sind gestorben. Doch Christus, mit dem wir gestorben sind, ist auch auferstanden, um nicht mehr zu sterben. Er lebt Gott; es ist also aus mit dem Tod. Er hat uns mit sich in die Folgen der Auferstehung gezogen; auch wir leben Gott, um nicht mehr zu sterben. Denn wenn der Tod Christi und unser Tod in Ihm der Tod des Lebens in Adam ist, so ist er auch die Befreiung vom Tod jenes Lebens; denn dieser Tod ist der Lohn der Sünde, das Gericht Gottes. Wir sind also ein für alle Mal von dem Leben des ersten Adams und seinen Folgen durch den Tod befreit; und wir sind ein für alle Mal in das Leben des zweiten Adams und in alle seine Folgen durch die Auferstehung eingeführt. Das ist unser gegenwärtiger Zustand.

Christus also, weil Er gestorben ist, ist ein für alle Mal der Sünde gestorben; dass Er aber lebt – Er lebt Gott (V 10). Also auch wir. Weil wir eine Pflanze mit Ihm geworden sind, hatten wir uns der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus (V 11). Die praktische Macht besteht also darin, sich für tot zu halten. Und das ist die große Schwierigkeit der Gläubigen. Erinnern wir uns aber stets des Grundsatzes, mittelst dessen wir in die Wirklichkeit dieses Evangeliums Gottes eingehen – des Grundsatzes des Glaubens. Denn wenn wir den Versuch machen wollen, auf dem Grundsatz der Werke in diesen Tod eingehen zu wollen, so sind wir kraftlos. Es wäre ein neues Gesetz, welches wir uns auferlegten, um aus eigener Kraft uns zu töten. Wie aber konnte der Wille des Fleisches den Willen des Fleisches töten? Man kann und wird das einzige Leben, welches man besitzt, nicht fahren lassen; wenn ich aber ein neues Leben habe, so kann ich das erste lassen. Gott aber fordert uns nicht auf, bevor wir das neue Leben haben, das alte fahren zu lassen, sondern erst dann, wenn wir das Leben des auferstandenen Christus besitzen. Erst dann sagt Gott zu uns: „Haltet euch dem Leben Adams für tot.“ Es handelt sich nicht darum, dein Leben Adams abzusterben, um das Leben Christi zu erlangen, wohl aber darum, dass wir uns dem Leben Adams für tot halten, weil wir das Leben Christi besitzen.

manche möchten auch so gern eine Erfahrung von der Sache haben, bevor sie die Sache selbst glauben. Das aber ist unmöglich. Man glaube, dass diese Sache wahr sei; und die Folgen davon werden sich zeigen. Und sicher, wenn wir glauben werden, dass Gott, weil wir böse und verloren sind, Ursache genug hat, um sowohl über uns, als auch über das, was wir getan haben, das Todesurteil aussprechen zu müssen; und wenn wir glauben werden, dass Er am Kreuz an uns dieses Urteil vollzogen und uns wieder auferweckt hat, um uns in ein neues Leben zu stellen; dann wird es für uns ein glückliches Bewusstsein sein, dass mir von jenem alten Sklavenleben befreit worden sind; und in der Freude des Besitztums eines neuen und freien Lebens werden wir uns gern und ohne Leidwesen den gestellten Bedingungen unterziehen, um trotz der Gegenwart des Fleisches in diesem neuen Leben zu wandeln. Das Fleisch ist noch da; aber seine Herrschaft ist vernichtet; und wir werden es erfahren, sobald wir uns nur durch den Glauben auch die Grundlage unserer Auferstehung mit Christus stellen. „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten“ (Gal 5,24).

Es handelt sich also darum, dem Bild der Lehre, dass Veralte Mensch gekreuzigt, dass der Leib der Sünde abgetan ist, von Herzen gehorsam zu sein (V 17). Wenn man sich also der Sünde für tot und Gott lebend hält, so ist das Vorhandensein des Fleisches kein unübersteigbares Hindernis mehr. Wohl möchte die Sünde ihre früheren Rechte wieder geltend machen und aufs Neue in unserem sterblichen Leib herrschen, um dessen Glieder sich zum Dienst zu nehmen, damit dieselben wie ehedem ihren Lüsten gehorchen möchten. Doch damit hat es ein Ende; die Sünde ist nicht mehr unsere Gebieterin; wir halten uns ihr gegenüber für tot; wir übergeben unsere Glieder Gott und geben uns selbst Ihm hin; und so kann die Sünde, welche im Prinzip noch wohl vorhanden ist, keine Gewalt mehr über uns haben, weil wir nicht mehr unter Gesetz, sondern unter der Gnade sind, welche uns von der Sünde befreit hat. Welch ein Sieg! Welche Befreiung!

In Vers 5 aber finden wir einen neuen Einwurf. „Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind?“ – Unmöglich. Wie könnte jemand Sklave zweier Herren Zugleich sein? Ein Sklave kommt aus dem Dienst des einen Herrn in den Dienst des anderen. Früher, als wir noch in dem Leben waren, dem das Gesetz gegeben worden war, waren wir Sklaven der Sünde; und das Gesetz bewahrte uns keineswegs vor der Sünde. Wir mussten unserer Herrschaft gehorchen; wir waren an sie verkauft. Nun aber, da wir durch den Tod von dieser Herrschaft befreit und wieder lebendig geworden sind, um eines anderen zu sein, so besitzen wir ein Leben mit einem ihm eigentümlichen Gehorsam; und durch diesen Gehorsam sind wir Sklaven der Gerechtigkeit. Da wir also einen anderen Herrn haben, so stellen wir die Glieder, die einst dem alten Gebieter, von welchem wir jetzt befreit sind, gedient haben, dem neuen zur Verfügung. Folglich ist das Resultat ein ganz anderes. Unter der alten Herrschaft bestand die Frucht in Dingen, deren wir uns jetzt schämen, und deren Ende der Tod ist. Jetzt aber, da wir Sklaven Gottes geworden, haben wir unsere Frucht zur Heiligkeit (und diese ist wachsend); und das Resultat dieses glücklichen Weges ist das ewige Leben. „Denn der Lohn der Sünde ist Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (V 22–23). Der Apostel trägt hier augenscheinlich Sorge, nicht dem Gedanken Raum zu geben, dass das ewige Leben der Lohn der Heiligkeit sei. Nein; nachdem wir mit Gott in der Kraft des neuen Lebens gewandelt haben, haben wir die Freude, das ewige Leben als eine Gabe und nicht als ein Verdienst zu erlangen und sicher, wir wünschen nicht, dass es anders wäre.

Beachten wir auch, dass die Schrift wegen der Schwachheit, worin wir sind, sich dieses Bildes der Sklaverei bedient; in Vers 19 sagt uns dieses der Apostel. Unsere Schwachheit nötigt Gott, mit uns nach Menschenweise zu reden; aber der Gehorsam unseres neuen Lebens ist keineswegs der Dienst eines Sklaven in dem Sinn, den wir diesem Wort gewöhnlich beilegen, sondern es ist der Ausdruck der wahren Freiheit, das vollkommene Gesetz der Freiheit (Jak 1,25). Christus hat in dieser Freiheit des Gehorsams gewandelt; der Gehorsam war das Eigentümliche seines vollkommenen Wesens; und ebenso verhält es sich in unserem Maß in Betreff des neuen Lebens in uns; es ist frei, obwohl abhängig, wie auch Christus es war.

In Kapitel 7 zeigt uns der Apostel warum und wie wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade gestellt sind. Dieses ist sehr einfach. Derselbe Grund wird stets als Lösung jeder Frage gegeben. Wir sind dem Leben, dem das Gesetz gegeben war, gestorben; und dasselbe hat nur Macht über den Menschen, solange er sich in dem Leben Adams befindet. Weil wir nun aber diesem Leben gestorben sind, so hat es mit der Autorität des Gesetzes ein Ende, und zwar dadurch, dass es uns getötet hat. Unsere Ehe mit dem Gesetz ist durch den Tod aufgelöst worden. Wir sind aber auferstanden, um eines anderen Mannes, des auferstandenen Christus zu sein; und mit diesem vereinigt, bringen wir Gott Frucht. Die Ehe mit dem Gesetz hatte nichts für Gott hervorgebracht; sie hatte die Übertretung überschwänglich gemacht. „Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen“ (V 5). Das allein konnte aus der Ehe mit dem Gesetz hervorgehen. Das Gesetz aber, welches unbedingten Gehorsam verlangte, sprach über uns, die Übertreter, das Todesurteil aus. Am Kreuz sehen wir die Vollziehung dieses Urteils. Aber damit ist es auch mit der Autorität des Gesetzes in Bezug auf uns völlig zu Ende; wir gehören ihm nicht mehr an, so dass wir nicht Ehebrecher sind, wenn wir zu einem anderen übergehen. „Nun aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, weil wir dem gestorben sind, in welchem wir festgehalten waren“ (V 6). Weil nun aber unser Tod in Christus Zugleich ein Tod dem Gesetz war, so ward unsere Auferstehung in Ihm die Einführung in ein neues Leben, welches mit dem Gesetz nichts zu schaffen hat. In der Auferstehung kehrt das Gesetz nicht zurück; nein, wir werden eines anderen Mannes, des auferstandenen Christus. Dann tragen wir Gott Frucht; wir wandeln in Neuheit des Lebens; wir dienen Gott in Neuheit des Geistes. Es ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen. Der Buchstabe gehört dem Alten an – alles ist neu gemacht; alles ist von Gott; alles kehrt zu Gott zurück. Welch eine herrliche Stellung!

Aber in dem 7. Vers unseres Kapitels stoßen! wir auf einen neuen Einwurf. – Weil die Ehe mit dem Gesetz die Übertretung nur überschwänglicher zu machen vermochte, weil das Gesetz die Leidenschaften des Fleisches wirksam machte, um dem Tod Frucht zu bringen – ist darum das Gesetz Sünde? – „Das sei ferne“, sagt der Apostel. Wenn es Sünde wäre, so vermöchte es keine Erkenntnis der Sünde zu bewirken. Eine Sache muss von anderer Natur und Farbe sein, als diejenige, von der sie sich unterscheiden soll; sonst wäre kein Unterschied vorhanden. Warum bewirkt das Gesetz die Erkenntnis der Sünde? Weil es heilig ist; denn sonst hätte es mir keine Erkenntnis von der Luft gegeben, noch mir gebieten können: „Lass dich nicht gelüsten!“ (V 7) „Das Gesetz ist heilig, und das Gebot heilig und gerecht und gut“ (V 10). Gerade darum aber, weil ich das Gegenteil von allem diesem bin, hat das Gesetz jegliche Lust in mir hervorgebracht; es hat der Sünde Kraft verliehen; und weil ich von Natur unter die Sünde verkauft bin, so hat es in mir die Lust gereizt, das zu vollbringen, was es verbietet. Also darum, das; ich Sünder bin und dass das Gesetz heilig ist, ist das Gebot, welches mir zum Leben gegeben, für mich zum Tod geworden. Nicht das, was für mich gut war, ist für mich zum Tod geworden; „aber die Sünde, auf dass sie als Sünde offenbar würde, hat mir durch das Gute den Tod gewirkt, auf dass die Sünde durch das Gebot überaus sündig würde“ (V 13). Das ist es also, was ich in Adam bin. Gott hatte den Menschen unschuldig, erschaffen; aber er ist Sünder geworden; und die Sünde (dieses organische Instrument des Bösen) ist in ihn gekommen und hat ihn unter ihre Gewalt gefangen genommen. Ihr Gesetz ist in meinen Gliedern; ich bin, mag ich wollen oder nicht, dieser Herrin verkauft. Wenn nun in diesem Zustand das heilige, gerechte und gute Gesetz Gottes den Gehorsam gegen Gott verlangt, ohne welchen es mir den Tod, den Lohn der Übertretungen gibt, so tut das Gesetz nichts anders, als dass es die Gewaltherrschaft dieser harten Herrin, der Sünde, der ich verkauft bin, anfacht. Und wenn mein Wille anfängt, für das Gute, welches das Gesetz fordert, Zuneigungen zu haben, so ist es noch schlimmer; denn ich finde keinen Ausweg. Bin ich an diesem Punkt angelangt, so erkenne ich, dass es aus mit mir ist. Es handelt sich dann nicht mehr darum, dass man mir helfe, das Gute, dass ich liebe, zu tun, oder das Böse, welches ich hasse, zu lassen. Nein, sondern ich verlange nach meiner Befreiung von der Existenz eines Menschen in Adam, eines Sünders. Wo ist die Antwort? In Christus Jesus, dem zweiten Adam. Sein Tod hat mich von Adam befreit; seine Auferstehung hat mich in ein neues Leben eingeführt, in welchem ich frei und durch den Heiligen Geist sogar mächtig bin. Das Warum und Wie wird uns in Kapitel 8 gezeigt werden; es ist dieses der schöne Schluss dieses zweiten großen Gegenstandes unseres Todes und unserer Auferstehung in Christus, jenes Gegenstandes, der in Kapitel 5,12 begonnen hat.

Es gibt nun nicht nur keine Verdammnis mehr für uns, weil Christus für unsere Sünden gestorben ist, sondern es gibt jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind (Kap 8,1). Es handelt sich nicht nur um die, welche hinsichtlich ihrer Übertretungen gerechtfertigt sind durch sein Blut, was immerhin eine köstliche Wahrheit ist, sondern es handelt sich um die, welche in Christus Jesus, dem zweiten auferstandenen Adam sind. Sie sind nicht mehr in dem ersten verurteilten und gestorbenen Adam. Also ist jetzt keine Verdammnis mehr für mich, nicht nur, weil meine Sünden gesühnt sind, sondern weil ich mit dem, der sie gesühnt hat, gestorben und auferstanden bin. Ich bin jetzt in Ihm dort, wo Er ist. Wie Er ist, bin auch ich in dieser Welt (1. Joh 4,17). Wenn es möglich ist, dass Christus dort, wo Er ist, verdammt werde, so kann auch ich verdammt werden. Wenn man aber den mit Ehre und Herrlichkeit zur Rechten Gottes gekrönten Christus nicht verdammen kann, so kann man auch mich ebenso wenig verdammen, weil Er, sowie Er dort ist, mein Leben ist. Ich bin also in Christus Jesus außer allem Bereich der Verdammnis.

In Vers 2 lerne ich, dass das Leben, in welchem ich in Christus lebe und welches ich mit dem auferstandenen Christus gemein habe, jetzt in mir Gesetz ist, wie früher in meiner Verbindung mit dem ersten Adam die Sünde Gesetz in mir war. Die Sünde ist grundsätzlich noch vorhanden; aber sie ist nicht mehr Gesetz in mir. „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (V 2). Der Leib der Sünde ist abgetan, und das Gesetz der Sünde ist nicht mehr da; das Gesetz des Lebens in Christus hat mich befreit von dem Gesetz der Sünde, welches in meinen Gliedern war. – Merken wir uns, dass in diesen ersten Versen von dreierlei Gesetz die Rede ist: – von dem Gesetz des neuen Lebens, von dem Gesetz der Sünde, welches in meinen Gliedern war, und vom Gesetz der Gebote. Was nun das Letztere betrifft, so hat Gott das, was demselben zu tun unmöglich war, nämlich die Sünde zu verdammen und den Sünder frei ausgehen zu lassen, getan, indem Er seinen eingeborenen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Sünde sandte, damit Er das über die im Fleisch mahnende Sünde ausgesprochene Urteil trage, und wir nach der Gerechtigkeit Gottes freigesprochen würden.

Beachten wir es indes wohl, dass es sich hier nicht nur um das Gesetz handelt, welches durch den Tod der Schuldigen befriedigt ist. Vielmehr ist das Recht des Gesetzes erfüllt in uns, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist (V 4). Wir wandeln hienieden; aber das neue Leben hat seine Tätigkeit in einer Richtung, die ihm entsprechend ist. Es hat einen Gehorsam, der seiner Natur entquillt; es liebt, ohne dass ein Gebot ihm zu lieben gebietet; es erfüllt das Gesetz, ohne unter dem Gesetz zu sein; denn es ist sich selbst Gesetz (d. h. seiner Natur nach, während es in seiner Tätigkeit vom Geist abhängig ist). Der neue Mensch liebt Gott von ganzem Herzen und seinen Nächsten als sich selbst; also ist das Recht des Gesetzes in uns erfüllt. Was das Gesetz in Bezug auf Gott verlangte, wird in dem Wandel des neuen Lebens erfüllt; und was den Nächsten betrifft, so geht dieser Wandel nach dem Geist viel weiter, als das Gesetz. Das Gesetz weiß nicht, was es heißt, sein Leben für die Brüder zu lassen.

Dann wird in den 11 ersten Versen unser neues Leben der Geist genannt; wir haben das Leben in dem Geist. Alle diese Ausdrücke, wie: „der Geist des Lebens in Christus Jesus“ – „wir, die wir nach dem Geist wandeln“ – „die, welche nach dem Geist sind“ – „die Gesinnung des Geistes ist Leben und Frieden“ – „ihr seid in dem Geist“ – „der Geist ist Leben der Gerechtigkeit wegen“ – beziehen sich auf das neue Leben in uns (vgl. Joh 3,6). Im Weilern wohnt der Heilige Geist persönlich in uns und unterscheidet sich von diesem Leben. Als solcher ist Er das Siegel unserer Erlösung, die Kraft unseres neuen Lebens, der Hebel dieser Macht, der Zeuge unserer Kundschaft, die Stütze unserer Schwachheit, das Pfand unseres Erbes usw. Nach dem Geist bedeutet also: in Christus sein; nach dem Fleisch: in Adam sein. In Vers 5 heißt es daher: „Die, welche nach dem Fleisch sind, (d. h. die in Adam ihr Leben haben) sinnen auf das, was des Fleisches ist; und die, welche nach dem Geist sind, (d. h. die in dem auferstandenen Christus ihr Leben haben) auf das, was des Geistes ist.“

Es ist ganz natürlich, dass jede Existenz Neigungen, Richtungen und Gedanken hat, die ihrer Natur angehören. Das Resultat ist notwendigerweise aus eben dieser Ursache verschieden. „Die Gesinnung des Fleisches ist Tod;“ – praktisch und entschieden ist die ganze Erscheinung dieses Daseins der Tod. „Die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Frieden“ (V 6). das Wesen, das Resultat, kurz alles in dieser neuen Stellung lässt sich in den zwei Worten zusammenfassen: Leben und Frieden; und zwar heute und ewiglich. Wie könnte es auch anders sein, da hier alles von Gott ist, welcher über allem ist! Beachten mir es wohl, dass in diesen Versen nicht von einem Kampf zwischen diesen beiden Naturen die Rede ist, wohl aber handelt es sich darum zu beweisen, dass wir uns in dem neuen Leben befinden, welches an die Stelle des alten getreten ist. Auch können jene, welche im Fleisch, d. h. in dem alten Dasein sind, Gott nicht gefallen (V 8). „Ihr aber seid nicht in dem Fleisch;“ (V 9) mit dieser Existenz ist es zu Ende. Vom Fleisch ist in diesen Versen nur die Rede, um zu beweisen, dass wir nicht mehr im Fleisch sind. Wir sind im Geist; wir sind in dem neuen Leben; dort ist jetzt unser einziger Platz. Es würde nur unseren Mangel an Erkenntnis verraten, wenn wir alles auf den Kampf, von welchem zu Anfang des 7. Kapitels die Rede ist, beziehen wollten. Nein, es handelt sich hier nicht um den alten und neuen Menschen, als einander gegenüber im Kampf stehend, sondern der Apostel hebt die Verschiedenheit des neuen Menschen hervor, der an den Platz des alten, des gekreuzigten getreten ist. Lassen wir alles auf seiner Stelle.

Der Rest des 9. Verses ist ein Gegenbeweis. Wenn jemand kommt und nur sagt, er glaube, dass er in Christus sei, und auf meine Frage: „Hast du den Heiligen Geist?“ mir antworten würde: „Ich wage es nicht, dieses zu behaupten“, so müsste ich ihm entgegnen: „Dann gehörst du Christus nicht an.“ Wenn man mich fragt: „Wie kannst du wissen, dass der Heilige Geist in dir ist?“ – so antworte ich: „Wie könnte ich daran zweifeln, da die Liebe Gottes in meinem Herzen ausgegossen ist und der Geist Gottes mit meinem Geist Zeugnis gibt, dass ich ein Kind Gottes bin?“ – Christus ist in uns; (V 10) Er, die Auferstehung und das Leben. Was nun meinen sterblichen Leib betrifft, so ist er zwar tot der Sünde wegen; und auch tatsächlich wird er abgetan werden. Jetzt aber bin ich mit dem lebendigen Gott verbunden; ich habe in mir den Geist dessen, der Christus aus den Toten auferweckt hat; und durch eben denselben Geist wird Er meinen sterblichen Leib lebendig machen (V 19). Meine Erlösung ist vollkommen; ihr Werk wird nicht ruhen, bis mein sterblicher Leib lebendig und dem herrlichen Leib des Herrn Jesus gleichförmig gemacht sein wird. Wenn ich entschlafe, so gehe ich zu Jesu, welches „viel besser“ ist. Mein sterblicher Leib wird im Staub schlafen; aber er wird auferweckt worden; (1. Kor 15,35–45) der Geist wacht über ihn; und durch den in mir wohnenden Geist wird er lebendig gemacht werden. Welche Sicherheit!

In Vers 12 wird uns dann das praktische Resultat dieser Stellung der Befreiung gezeigt. Wir werden als solche betrachtet, welche wirklich hienieden sind, wo das Fleisch ist, obwohl wir nicht mehr im Fleisch sind. Wir leben als Erben; mir nehmen Teil an den Seufzern der Schöpfung; wir erwarten die Kindschaft, die Erlösung unseres Leibes (V 22–23). Wir fühlen uns in diesem sterblichen Leib beengt; wir wissen nicht, was wir, wie sich es geziemt, bitten sollen; (V 26) die äußeren Dinge und selbst Satan bemühen sich, uns der Liebe Gottes zu berauben. Aber unsere Sicherheit ist vollkommen; wir haben den Geist Gottes in uns; Gott ist immer für uns; und der Herr Jesus, welcher zur Rechten Gottes sitzt, ist stets bemüht, uns über alles, was uns von seiner Liebe zu trennen sucht, zu Siegern zu machen. Doch lasst uns diese Dinge im Einzelnen etwas näher betrachten.

Weil wir uns in dein zweiten, auferstandenen Adam befinden, so dass es für uns keine Verdammnis mehr geben kann – weil wir von der Sünde und dem Gesetz der Sünde befreit sind – weil das Recht des Gesetzes in uns, die wir nicht nach Fleisch, sondern nach Geist wandeln, erfüllt ist – weil wir nicht im Fleisch, sondern im Geist sind, wo alles Leben und Frieden ist – weil der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in uns wohnt, so dass, obwohl unser Leib tot und sterblich ist, er doch jedenfalls lebendig gemacht werden wird durch dieselbe Macht, welche Jesus aufzuerwecken vermochte – weil endlich unsere Stellung der Sicherheit und der Befreiung eine vollkommene ist: – so sind wir nicht Schuldner des Fleisches, dessen Existenz aufgehört, und welches die Rechte, die es, um uns zu verleiten und mit List zu verführen, auf uns hatte, verloren hat. O nein; wir sind seine Schuldner nicht; und wenn wir unsere neue Stellung schätzen, so werden wir es gern vermeiden, in einen Kreis zurückzukehren, dessen Sinnbild immer der Tod ist; ja. Alles wird Kot für uns sein, von dem zu trennen uns nicht schwierig sein wird. Denn, in der Tat, „wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben“ (V 13). Der Apostel will nicht sagen, dass der Tod der Lohn der Sünde, das Ende des Christen sei, welcher in seinem Wandel zum Leben des Fleisches zurückkehrt, (obwohl der Tod des Leibes als Züchtigung der Ausgang davon sein mag) sondern er hebt hervor, dass ein solcher sich wieder auf den Weg begibt, welcher durch den Tod charakterisiert wird. Denn was kann das Fleisch anders geben, als den Tod; das ist seine einzige Frucht. Welch ein Verlust, da wir das Leben haben!

Wie aber können wir dem Fleisch widerstehen? Etwa dadurch, dass wir mit ihm zanken oder es durch Liebe zu gewinnen suchen? Nein; hier handelt es sich um Leben und Tod ohne Rast und ohne Waffenstillstand. „Wappnet euch mit demselben Sinn“, sagt Petrus, „dass, wer am Fleisch gelitten hat, von Sünde ruht“ (1. Pet 4,1). „Tötet eure Glieder, die auf der Erde sind“ (Kol 3,5). „Wenn ihr durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben;“ (V 13) d. h. ihr werdet euch durch die Erfahrung, in der Praxis des erlangten neuen Lebens feststellen. Man wird sagen: Die Aufforderung: „Tötet!“ ist doch ein furchtbares Gesetz; dasselbe richtet sich an mich; und ich fühle weder die Kraft, noch den Willen in mir, es zu tun. – Meine Antwort ist: Wer bin ich jetzt? Gott sei Dank! ich bin derjenige, von welchem in den elf ersten Versen die Rede ist – derjenige, welcher sagen kann: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Also befreit und durch den Geist stark gemacht, sagt Gott zu mir: „Töte!“ Ist das ein Gesetz? Nein; es ist ein praktisches Vorrecht, welches meiner Natur entspringt. Auf diesem Boden habe ich die Macht zu wollen und zu tun, und dieses mit Freuden, weil in diesen: neuen Leben, wo alles Leben und Frieden ist, ein unvergleichlicher geistlicher Ersatz für jede Entbehrung des Fleisches ist. Wenn ich daran denke, dass ich tatsächlich in der Erfahrung von Satan zu Christus – von der Sünde zur Heiligkeit – von einer Sphäre des Todes zu einer Sphäre des Lebens und Friedens von der Welt zum Vater – von der Erde zum Himmel– von der Eitelkeit zur Wirklichkeit – von der Unruhe des Fleisches zu der Zufriedenheit des Geistes – endlich von alten zu neuen Dingen übergehe, dann sage ich: Welch ein unendlicher Gewinn ist es, die Handlungen des Leibes zu töten! Und weil ich, in Christus seiend, es tun kann und will, so ist mein neuer Wille in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Die Kraft meines neuen Lebens (ich spreche nicht von dem Maß, sondern von der Natur) ist die Macht Gottes; und der, welcher es wirkt, ist der Heilige Geist, der in mir wohnt. Darum, wenn wir einerseits das Leben des Geistes und andererseits den Heiligen Geist, als die Kraft dieses Lebens, in uns haben, spricht Gott zu uns: „Tötet“ durch den Geist die Handlungen des Leibes; und ihr werdet das Leben, welches ihr habt, in der Praxis offenbaren.

Dieses ist aber kein Sklavendienst mehr (V 14–16). Wir sind mit Gott durch das Leben und durch den Geist verbunden. „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, sind Söhne Gottes.“ Dieser Geist aber, der uns als Macht leitet, ist der Geist der Kindschaft; durch Ihn nennen wir Gott „Vater“; und Er gibt mit unserem Geist Zeugnis, dass wir Gottes Kinder sind. Es ist wohl zu beachten, dass wir durch den Geist nicht nur das Bewusstsein unserer Verbindung als Kinder haben, sondern wir wandeln als Söhne, die durch den Geist geleitet sind. Welche Freiheit! Wie verschieden von der Knechtschaft des Gesetzes! Wir sind mit Gott verbunden; wir nennen Ihn Vater; durch ein deutliches Zeugnis in uns haben wir das Bewusstsein von dieser Verbindung; der Geist gibt Zeugnis mit unserem Geist; und durch die Macht desselben Geistes benehmen wir uns als Söhne. Und daraus entspringt noch ein anderer Segen. Als Kinder Gottes haben wir Teil an dem, was Gott besitzt. „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes“ (V 17). Welche Herrlichkeit, Kinder Gottes, Erben Gottes zu sein! – Und weiter: Dieses Erbe verbindet uns mit unserem Herrn Jesus; mit Ihm – welch köstlicher Gedanke! – sind wir Erben Gottes. Alles verbindet uns mit unserem teuren Herrn, den wir lieben. Wir sind Miterben Christi!

Diese erhabene Stellung; diese köstliche Verbindung, diese herrliche Zukunft macht, dass wir jetzt tatsächlich hienieden in einer Stellung des Leidens und der Schwachheit sind. Als Erben haben wir die Leiden der Jetztzeit durchzumachen; die Welt kann uns nicht befriedigen – Satan regiert darin. Christus, der rechtmäßige Erbe und unser Miterbe, ist von ihr verworfen morden. Die Sünde, das Elend, der Tod machen, dass die ganze Kreatur, die der Eitelkeit, der Knechtschaft des Verderbnisses, unterworfen ist, zusammen seufzt (V 20–22). Und selbstredend leiden auch wir darunter, nicht nur, weil wir durch den Leib mit diesem Zustand verbunden sind, sondern besonders weil wir wissen, dass die Gegenwart des Herrn alles wieder in Ordnung bringen und diese Kreatur, die ohne Bewusstsein nach einem besseren Zustand seufzt, befreien wird. Hat Christus nicht mit einem Menschenherzen, das göttlich fühlte, gelitten, als Er Zeuge eines solchen Zustandes war? Wir leiden also mit Ihm, aber wir werden auch mit Ihm verherrlicht werden. Es besteht kein Vergleich zwischen den Leiden der Jetztzeit und der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll (V 18). das Maß der Herrlichkeit ist unvergleichbar. Es ist auch zu bemerken, dass die Seufzer der Kreatur von unseren Seufzern verschieden sind. Dem Leib nach gehören wir zwar dieser Schöpfung an; mir sind, so zu sagen, das vernünftige Organ derselben. Aber wir, die wir mit Christus verbunden. Seine Miterben sind, erkennen unseren Beweggrund zum Seufzen; wir haben die Erstlinge des Geistes; wir wissen, warum wir seufzen und was wir erwarten. „Wir erwarten die Kindschaft, die Erlösung unseres Leibes“, (V 23) die Erfüllung unserer Hoffnung. „Wir seufzen beschwert, uns sehnend, mit unserer Behausung, die aus dem Himmel ist, (d. h. mit unserem verherrlichten Leib) überkleidet zu werden“ (2. Kor 5,2). Der Unterschied zwischen der befreiten Schöpfung und den verherrlichten Kindern Gottes ist augenscheinlich. Die befreite Schöpfung wird die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes genießen, diese Herrlichkeit aber, welche die Schöpfung befreien wird, wird an uns offenbart werden. Eine Folge unserer Herrlichkeit wird sein, dass der Wolf und das Lamm zusammen weiden werden; sie aber werden nicht verherrlicht sein; sie werden die Freiheit unserer Herrlichkeit genießen.

Wir erwarten also die Erlösung unseres Leibes; denn „wir sind errettet worden in Hoffnung“ (V 24). Wir sehen noch nichts; aber wir warten mit Ausharren. In dieser Erwartung sind wir nicht ohne Ausweg. Sind wir in unserem Leib beengt, so dass wir nicht wissen, was wir, wie sich es gebührt, beten sollen, so ist derselbe Geist, der die Kraft unseres Wandels, der Zeuge unserer Kundschaft, die Stütze unserer Schwachheit ist, und der uns die „Erstlinge“ dessen gibt, was wir erwarten, beschäftigt, für uns und zwar Gott gemäß zu bitten (V 26–27). Wenn Er nicht durch uns beten kann, (Jud 20; Eph 6,18) so bittet Er für uns; wir seufzen nur. Wo sich unsere Schwachheit zeigt, da finden wir in Gott eine entsprechende Gnade. Wir haben also wider das Fleisch in uns, wider die Schwachheiten, welche von unserem Wohnen in einem noch nicht verherrlichten Leib herrühren, den Heiligen Geist in uns als Macht und als Teilnahme. Köstliche Hilfsquelle!

Jedoch gibt es noch Dinge, welche von außen an uns gelangen und uns zu schaden suchen. Welche Hilfe haben wir gegen sie? Gott ist für uns. Wer kann sich Ihm widersetzen; wer kann uns von seiner Liebe scheiden? Alle Dinge, wirken zum Guten mit für uns, die wir Gott lieben, die wir jetzt mit Ihm verbunden sind im Leben und in der Herrlichkeit, die wir mit Ihm Partei genommen haben wider alles, selbst wider das Fleisch in uns. Gott hat sich verpflichtet, alles für uns zu einem guten Zwecke hinauszuführen; denn Er hat uns nach Vorsatz berufen; Er hat uns zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein (V 28–29). Er hat uns berufen, gerechtfertigt, verherrlicht (V 30). Wenn Er vor Grundlegung der Welt alles zuvor bestimmt hat, wer kann Ihn tadeln? Wenn Er für uns ist, wer wider uns? (V 31) Als wir Sünder, Gottlose, seine Feinde waren, hat dieser Gott, welcher uns zu segnen beschloss, welcher Zugleich aber auch seiner Gerechtigkeit genug tun musste, seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben (V 32). Wird es Ihm nun ein Opfer kosten, uns – mit Ihm – alles, was wir bedürfen, zu schenken? Wenn wir nun diese unaussprechliche Gabe schätzen, werden wir um das Übrige besorgt sein? Wie ermutigend! Der Heilige Geist wendet stets das, was Gott ist, auf das an, was wir bedürfen; Er lenkt unsere Blicke von uns ab, um sie zu Gott zu erheben. Und zwar gibt uns Gott mit Jesu alles. Wir sind Erben mit Jesu; wir leiden mit Ihm; wir werden mit Ihm verherrlicht werden. Aber auch heute schon, wenn Gott mir Nahrung und Kleidung gibt, so genieße ich diese Zugabe im Genuss der Gabe der Person Jesu selbst. Es ist hier ein anderer Gedanke, als in Lukas 12: „Trachtet nach dem Reich Gottes, und dieses alles wird euch dazu gegeben werden.“ – Hier sind wir mit Christus nach dem Vorsatz Gottes verbunden, so dass wir mit Ihm die nötigen Dinge empfangen, bis wir mit Ihm herrschen werden. Wie wertvoll ist alles, was uns mit Ihm gegeben ist.

An unserem Glück fehlt also nichts. Welche Anklage könnte man gegen uns vor Gott bringen? Wenn Gott es ist, der uns rechtfertigt, und wenn Er es auf eine Weise tut, die Ihn verherrlicht, „wer ist, der verdamme?“ Wer wagt wider Ihn den Mund zu öffnen? – Dazu ist es Christus, der gestorben ist – Er, der Richter der Lebendigen und der Toten. In Ihm sind wir Gerechtigkeit Gottes; wir haben eine unangreifbare Stellung. Er ist auferstanden, nachdem Er Gott durch seinen Tod verherrlicht und uns durch denselben völlig befreit hat. Und Er, der Auferstandene, ist es, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns bittet. Weil Er sich nun droben mit uns beschäftigt – weil Er, bevor Er droben seinen Platz nahm. Alles für uns besiegt hat – wer könnte uns nun von seiner Liebe scheiden? Die gewöhnlichen Dinge, selbst der Tod, können sie es? Nein; Christus ist in Gnade für uns durch alles hindurchgegangen, ehe wir denselben Weg gehen mussten; und jetzt, da wir ihn gehen, geht Er in seinem Mitgefühl mit uns. Gerade in diesen Dingen finden wir Ihn in der vertrautesten Weise; inmitten derselben haben wir Gelegenheit zu erfahren, dass ein völliger Sieg über alles durch den errungen ist, der uns geliebt hat. „In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33).

Und wer hat wohl, wie Jesus, Trübsal und Angst kennen gelernt? Wer findet einen Ausdruck für die Leiden seiner heiligen Person? Und Verfolgung? Wer hat sie erduldet, wie Jesus? Und den Hunger? – Hat Er ihn nicht während seiner vierzigtägigen Versuchung in der Wüste erfahren? – Und die Blöße? – Er ist arm geworden für uns (2. Kor 8,9). Gewisse Weiber dienten Ihm mit ihrer Habe (Lk 8,2–3). – Und die Gefahr und das Schwert? – Wer ist wie Er demselben ausgesetzt gewesen? Wie oft hat Er weggehen und sich verbergen müssen, um sich der Grausamkeit der Juden zu entziehen, weil seine Stunde noch nicht gekommen war? – Wir können also auf seine Teilnahme rechnen. Droben in der Herrlichkeit beschäftigt Er sich damit, uns auf Erden in den Dingen, die uns von seiner Liebe scheiden möchten, mehr als Überwinder werden zu lassen (V 36).

Was nun die Liebe Gottes betrifft, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist, so sagt der Gläubige: „Ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, noch Engel, noch Fürstentümer, noch Gegenwärtiges, noch zukünftiges, noch Gewalten, noch Hohes, noch Tiefes, noch irgendeine andere Kreatur uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (V 39). – Kann es der Tod? – Nein; er ist unsere Befreiung; er ist hinter uns; er ist besiegt; und was seine Einwirkung auf das, was sterblich ist, betrifft, so ist er Gewinn; er ist unser. – Und das Leben? – Es ist uns gegeben worden von Gott, welcher uns zum Genüsse seiner Liebe bringen wollte; wie könnte es uns von Ihm scheiden? – Und die Engel? – Sind sie nicht dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Herrlichkeit ererben sollen? (Heb 1,14) – Und die Fürstentümer? – Christus hat sie ausgezogen und öffentlich zur Schau gestellt, indem Er am Kreuz über sie einen Triumph hielt (Kol 2,15). – Und das Gegenwärtige? – Es wirkt zum Guten mit bei denen, die Gott lieben. – Und das zukünftige? – Es ist für uns; mir sollen dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden; wir werden Herrlichkeit und Kronen erlangen; wir werden bei dem Herrn sein allezeit. – Und die Gewalten? – Christus sitzt zur Rechten Gottes über ihnen; (Eph 1,24) und von dort aus macht Er uns zu Überwindern in Bezug auf alles, was dazwischenliegt. – Und das Hohe? – Christus sitzt nicht nur dort, sondern Er ist dorthin aufgestiegen; Er ist durch die Himmel hindurchgegangen, wie Aaron durch die aufeinander folgenden Räume der Stiftshütte ging, um ins Heiligtum zu gelangen. – Und die Tiefe? – Christus ist in Gnade bis ins Grab, in die unteren Teile der Erde herabgestiegen, damit Er alles erfüllte (Eph 4,8–19). – Und endlich wird keine andere Kreatur – und Satan ist eine – noch irgendetwas Erschaffenes eine Scheidung zwischen uns und der Liebe Gottes zu bewirken vermögen; denn gerade, weil erschaffen, sind diese Dinge dem Gott, der für uns ist, untergeordnet. Sie sind auch erst dann geschaffen, nachdem Gott vorher in seinem Vorsatz festgestellt hatte, uns zu sich zu führen. Diese Dinge und diese Wesen erscheinen also später, als unsere Vorauserwählung, so dass sie nichts vermögen gegen eine Liebe, welche entschlossen war, uns zu segnen schon lange vorher, ehe alle diese Dinge ihr Dasein hatten.

Welche Sicherheit! Keine Verdammnis ist möglich; keine Trennung zwischen uns und dem Vater und dem Sohn. Welche Befreiung! Die Sünden sind gesühnt – die Sünde vernichtet – der alte Mensch gekreuzigt – Satan besiegt – Christus droben für uns – der Heilige Geist in uns – die Liebe Gottes in unseren Herzen – Gott stets für uns und die Herrlichkeit vor uns. – Glücklicher Pilger Gottes! Alles ist Leben und Frieden; und unsere Freude ist völlig. O Lebenswort! wer dankt genug,

Dass du im Fleisch gekommen

Und nach der Liebe tiefstem Zug,

Das Knechtsbild angenommen?

Du schämtest dich der Sünder nicht,

Gingst selber für sie ins Gericht

Und starbst für ihre Sünden. Kein Mensch dies Wunder fassen kann.

Kein Engel kann's verstehen.

Der Glaube schaut's und betet an,

Bewundert, was geschehen.

Drum sei dir unser Lob geweiht,

Denn dir, dem Herrn der Herrlichkeit,

Lob, Ehr und Ruhm gebühret.

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