Botschafter des Heils in Christo 1866

Der Schatten des Apfelbaums

Der in dieser schönen Stelle vorausgesetzte Seelenzustand ist der einer vollkommenen Ruhe und Freude. Hier hat die Seele nicht nur teilweise Ruhe – etwa Ruhe für einen Tag, für einen Monat, oder für ein Jahr, sondern sie hat eine wirkliche Ruhe in Christus gefunden – eine Ruhe, welche in Betreff ihres Charakters göttlich und in Betreff ihrer Dauer ewig ist. „Ich sitze.“ Welch! eine beachtenswerte Stellung! Hier gibt es keine Arbeit mehr für den Sünder; hier beginnt eine Fülle von Arbeit für den Heiligen, für den Diener. Hier zeigen sich nicht mehr die Beschwerden in den Ziegelhütten Pharaos; hier nimmt die reiche Tätigkeit in dem Weinberg Christi ihren Anfang. Die Arbeit des Gläubigen beginnt nach der Ruhe, und nicht vorher.

Und diese Ruhe findet sich „unter seinem Schatten.“ Sie findet sich nicht unter dem Schatten meiner Werke, meiner Gefühle, meiner Formen, meiner Erfahrungen, auch nicht unter dem Schatten gewisser Regeln, Lehren oder Einrichtungen, wie wertvoll, wahr und wichtig diese auch sein mögen. Alle diese Dinge haben ihren besonderen Platz und ihren besonderen Wert aber wir sollten es nie wagen wollen, was unter ihren Schatten zu setzen; denn in diesem Fall würden sie sich nicht besser, als der Kürbis Jona erweisen, der in einer Nacht hervorspross und in einer Nacht verwelkte. Nein, mein Leser; Christus muss es sein – nur Christus und stets Christus. In Betreff meiner selbst muss ich „sitzen“ und meine Ruhe, meinen Rastplatz, meinen Schutz und meine Befriedigung „unter seinem Schatten“ gefunden haben. Dann ist alles jetzt und für immer an seinen: Platze.

Und – möchte ich fragen – wie viel Schutz genießt eine Seele, welche nur in Christus ihren Ruhepunkt hat? Antwort: Gerade so viel, als Christus zu gewähren im Stande ist. Wenn ich unter dem Schatten eines Baumes oder eines Felsens sitze, so erfreue ich mich des Schutzes gegen die brennenden Sonnenstrahlen in dem Gerad, als der Baum oder der Felsen mich zu beschatten vermag. Wenn daher die Seele durch Glauben in dem Schatten Christi ruht, so ist nur die eine Frage: Wie viel Schutz kann Er gewähren? Der Glaube kennt die Antwort.

Nun, mein teurer Leser, bist du in dem Genuss des Schattens des Apfelbaumes? Pflückst du die reife Frucht, die in vollen Büscheln um dich herumhängt? Erlaubst du es Jesu, Dich in „Seinen Weinkeller“ einzuführen? Findest du, dass „sein Panier über dir“ Liebe ist? Sie versichert, dass die Seele „in seinem Weinkeller“ und unter „seinem Schatten“, und sonst nirgends, gedeihen kann. O möchtest du dieses in deinen glücklichen Erfahrungen tagtäglich beweisen! Möchte Christus dein bestes Teil sein! Möchtest du dich mit stets wachsendem Verlangen von Ihm nähren! Möchtest du noch mehr kosten von der lebendigen Frische seiner Gnade und dadurch zum Eifer, zur Kraft und zu persönlicher Ergebenheit geleitet werden, bist du gerufen wirft. Deinen Platz für immer neben dem Baum des Lebens einzunehmen, welcher inmitten des Paradieses Gottes ist.

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