Botschafter des Heils in Christo 1865

Betrachtung über die zweite Ankunft des Herrn - Teil 1/4

1 Die Ankunft des Herrn ist die Hoffnung der Kirche und ist als solche durch den Heiligen Geist dargestellt worden. Obwohl der Herr selbst das Fundament von allem ist und sein erstes Kommen Frieden und Errettung brachte, so ist es doch vornehmlich die sehnliche Erwartung seiner zweiten Ankunft, die den Heiligen zur Aufweckung des Gewissens anbefohlen ist.

Sobald eine Seele durch den Glauben ihrer Errettung gewiss ist, wird der Herr selbst für sie köstlich; und solange die Kirche in einem guten Zustand beharrte, waren die Herzen der Heiligen mit Ihm verbunden und erwarteten seine Ankunft. Und wir sehen in den Schriften, dass diese Erwartung keine tote Spekulation, keine törichte Schwärmerei Einzelner war, sondern sie war der Kirche als eine Fundamental – Wahrheit gegeben; sie machte einen Teil der Gewohnheiten und Gefühle der Heiligen aus und mischte sich in all ihre Gedanken. Sie war und ist noch die Grundlage von allem, wodurch das Herz an diesem einsamen Orte aufrechterhalten wird, und zwar nach dem Maß, als wir während unserer Pilgerschaft mit dieser Erwartung erfüllt sind. Mit einem Herzen voll Liebe zu Gott und voll Sehnsucht, Christus zu sehen, vermögen wir das Gebet des Apostels zu würdigen: „Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!“ (2. Thes 3,5) Wir brauchen nicht lange zu warten; aber es ist der Mühe wert, geduldig auszuharren.

Die Belehrungen der Schrift über die zweite Ankunft des Herrn, werfen Zugleich ein klares Licht ans den Wert seiner ersten Ankunft. Seine zweite Ankunft vollendet die Heiligen dem Leib nach und führt sie also zu dem vollkommenen Resultat des Werkes der Erlösung. Das Leben Christi ist ihren Seelen schon mitgeteilt und ist auf das Recht der vollkommenen Gerechtigkeit gegründet, die Er auf dem Kreuz für sie erlangt hat. Er kommt jetzt wieder, um ihre elenden Leiber zu verwandeln und seinem verherrlichten Leib gleichförmig zu machen – um sie zu sich zu nehmen, auf dass sie seien, wo Er ist. Für die Heiligen ist die Auferstehung des Lebens und nicht die Auferstehung des Gerichts; sie werden in derselben, da sie schon gerechtfertigt und lebendig gemacht sind, zur Herrlichkeit erhoben durch die Macht Gottes. Wenn Personen, selbst Christen, ein Gericht er warten und mit Marta sprechen: „Ich weiß, dass er in der Auferstehung am letzten Tage auferstehen wird, so vergessen sie das Gericht der Lebendigen, das Gericht dieser Welt, welches die Menschen überfallen wird, wenn sie essen und trinken.“ „Wenn sie sagen werden: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben auf sie, wie die Geburtswehen auf die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen“ (1. Thes 5,3). das liebt der Mensch nicht; vielmehr schiebt er das Gericht auf einen ungekannten und unbestimmten Zeitpunkt hinaus, wo er hofft, dass alles gut gehen werde. Er denkt nur, dass alsdann sein letztes Schicksal entschieden und das es zu seinen Gunsten ausfallen werde. Doch er irrt sich völlig. Sicher kommt das Gericht; doch das Los des Menschen ist jetzt schon entschieden. „Wer an den Sohn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet“ (Joh 3,18).

Wenn wir der Schrift glauben, so ist alles höchst einfach. Das erste Kommen des Herrn, um den Willen seines Vaters zu erfüllen, war so vollkommen in seiner Wirkung, dass alle, für welche Er kam, und welche durch Glauben an seinem Werk Teil haben, von ihren Sünden völlig gereinigt und gerechtfertigt sind; und wenn Er zum zweiten Male kommt, wird Er sie in seine Herrlichkeit einführen. Sobald ich diese Wahrheit verstehe, dass Er wiederkommen und den an Ihn Glaubenden in seine Herrlichkeit aufnehmen wird, um für immer bei Ihm und Ihm gleich zu sein, werde ich alles in einem ganz anderen Licht betrachten. Seine Ankunft wird dann nicht länger eine unwichtige Sache für mich sein! Sicher ist der Augenblick des Todes für den Treuen ein höchst glücklicher Augenblick; aber dies ist es nicht, was ich erwarte. Ich erwarte, Jesus zu sehen, und Er kann morgen, heute, ja in diesem Augenblick kommen. Und würde eine solche Erwartung nicht eine, große und heilsame Veränderung in den Gedanken, Plänen und Handlungen der Christen unserer Tage hervorbringen? Niemand würde es bezweifeln. Denn würde nicht eine Frau, welche die Rückkehr ihres geliebten Mannes erwartete, Sorge tragen, dass dieser bei seiner Wiederkehr alles schön und in Ordnung finde? Gewiss. Dann aber ist es auch höchst gesegnet, dass diese Erwartung unsere Herzen so enge mit Christus verbindet, und uns nicht nur der Gedanke leitet, in den Himmel zu gehen, um dort glücklich zu sein. Ohne Zweifel werden wir vollkommen glücklich sein; seine göttliche Gegenwart wird sich als eine wirkliche und unendliche Segnung um uns her ergießen; aber unendlich köstlicher ist der Gedanke, dass Er kommt, den wir kennen, der uns liebt, der sich selbst für uns gegeben hat und den wir lieben gelernt haben. Wir werden für immer bei Ihm sein. Durch diese Wahrheit wird Christus mehr persönlich vor unsere Augen gestellt und wird auch mehr der Gegenstand unserer Gedanken sein. Nichts ist wirksamer als dieses, und in Beziehung auf alle Dinge nichts mächtiger, als die Schrift zur Grundlage zu haben. Sie wirkt auf die Seele mit der Macht des göttlichen Lichtes; sie offenbart Christus; sie stellt das Herz in seine Gegenwart; sie richtet jeden Gedanken und offenbart dessen wahren Wert.

Die Schrift zeigt uns Christus in drei verschiedenen Stellungen: Auf dem Kreuz – sitzend zur Rechten Gottes – und zum zweiten Male wiederkommend. Auf dem Kreuz hat er den Grund zu allem gelegt, was wir in Ihm besitzen, und jetzt, während er zur Rechten Gottes sitzt und wir seine Rückkehr erwarten, haben wir den Heiligen Geist als Sachwalter. Er wohnt in den Gläubigen und versichert sie der Wirkung des Werkes Christi und ihrer eigenen Errettung. Und die Liebe Gottes, sowie ihr inniges Verhältnis zu Christus führt sie dahin, seine zweite Ankunft sehnlichst herbeizuwünschen.

Indem ich nun kurz den Platz angedeutet habe, den die zweite Ankunft des Herrn in den Schriften einnimmt, so will ich jetzt einige Stellen aus verschiedenen Teilen des Wortes anführen, ohne mich aber in ausführliche Erklärungen einzulassen. Mein Zweck ist, einfach zu zeigen, dass diese Ankunft die große Wahrheit der schriftgemäßen Hoffnung ist und dass alle Gedanken, Hoffnungen, Gefühle und Interessen der Kinder Gottes eng damit verbunden sind – dass es kein falscher, noch seltener und fremder Gegenstand ist, sondern vielmehr einen wesentlichen Teil des Christentums bildet.

1. Thes 1,9–10: „Sie selbst verkündigen uns, welchen Eingang wir zu euch hatten, und wie ihr euch zu Gott bekehrt habt von den Götzenbildern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott, und zu erwarten seinen Sohn aus den Himmeln, welchen er auferweckt hat aus den Toten – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“ Ihre fortwährende und lebendige Erwartung des Herrn übte einen solchen Einfluss auf ihr ganzes Betragen aus, dass selbst die Welt darauf aufmerksam wurde und davon sprach. Sie bildete sogar einen Teil des Zweckes, wozu die Nationen bekehrt worden waren.

1. Thes 2,19: „Denn wer ist unsere Hoffnung, oder Freude, oder Krone des Ruhms? Nicht auch ihr, vor unserem Herrn Jesus Christus, bei seiner Ankunft?“ Wie schön ist es, hier die Liebe des Paulus zu den Heiligen zu sehen! Doch wann erwartete sein Herz, alle Gefühle der Zuneigung völlig befriedigt zu finden? Bei der Ankunft Christi. Dasselbe sehen wir auch in Bezug auf die Heiligkeit.

1. Thes 3,12–13: „Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe zu einander und zu allen, (gleich wie auch wir zu euch) um eure Herzen tadellos in Heiligkeit zu befestigen vor unserem Gott und Vater in der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen.“ Die Ankunft Christi, seine Ankunft mit allen seinen Heiligen war so lebendig vor seinem Geist, dass er an den Zustand der Vollkommenheit dachte, worin die Thessalonicher in jenem Augenblick gefunden werden sollten, sowie auch an das, was sein Herz für sie wünschte.

1. Thes 4,13–18: „Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid, auf dass ihr euch nicht betrübt, wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm bringen (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel; und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die übrig gebliebenen Lebenden, Zugleich mit Ihm in Wolken dem Herrn entgegen gerückt werden in die Luft, und also allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert einander nun mit diesen Worten.“). – Paulus, weit entfernt davon, die Ankunft des Herrn als eine fremde Sache zu betrachten, stellt den Christen nicht das Sterben als einen Gegenstand des Trostes dar, obwohl der Tod für sie die Tür zum Himmel war, sondern tröstet sie dadurch, dass die in Christus Entschlafenen mit Ihm wiederkommen würden. Der Tod konnte sie dieses Trostes nicht berauben. Welch eine völlige Gewissheit sowohl für die lebenden als auch für die entschlafenen Heiligen! Und wie kann man noch fortfahren zu behaupten, dass es unmöglich sei, diesseits des Grabes etwas über das Jenseits zu sagen! Paulus spricht von dem, was sich auf beiden Seiten ereignet. Das erste Kommen des Herrn hat das Werk der Versöhnung und die Tilgung der Sünden so vollkommen vollbracht, dass sein zweites Kommen für die lebenden, wie für die entschlafenen Heiligen nur Seligkeit und Vereinigung mit Ihm ist. Und deshalb lebte seine Wiederkunft stets in den Herzen der Heiligen. Was würde man aber jetzt von mir denken, wenn ich die Freunde eines soeben entschlafenen Gläubigen damit trösten wollte, dass Gott ihn mit Jesu bringen werde, wenn Er mit allen Heiligen wiederkomme? Dass ich ein Narr sei; und doch war dies der Trost, womit Paulus die Thessalonicher tröstete; obwohl er an einem anderen Orte deutlich darlegt, dass die Seele eines Heiligen nach dem Tod in den Himmel gehe. Damals aber waren alle Gedanken und Gefühle der Christen mit dem Kommen des Herrn vermengt. Und dies wünschte auch der Apostel, wie wir in Kapitel 5,23 sehen: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch vollkommen; und euer Geist und Seele und Leib werde ganz und gar untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Die Welt aber verwirft diese Wahrheit und die Kirche verweltlicht sich und legt keinen Wert mehr darauf. So war es nicht bei den ersten Jüngern. Ihre Herzen hingen ihrem Lehrer an; sie wünschten Ihn zu sehen und Ihm gleich zu sein. Die fortwährende Stellung ihrer Seele war, den Sohn Gottes vom Himmel zu erwarten.

Untersuchen wir jetzt auch andere Stellen der Schrift, worin diese Lehre uns unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt ist. Matthäus 24,30–31: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen erscheinen in dem Himmel; und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes und sie werden sehen den Sohn des Menschen, kommend auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit. Und Er wird seine Engel senden mit großem Posaunenschall, und sie werden versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von den äußersten Enden der Himmel, bis zu ihren äußersten Enden.“

Als die Jünger Ihn fragten, wann diese Dinge geschehen würden, gebot er ihnen, zu wachen; und im Vers 44 sagt Er: „Deshalb auch ihr, seid bereit! denn zu einer Stunde, die ihr nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“ Doch der Herr geht noch weiter in den folgenden Gleichnissen, die auf die Christen Bezug haben. Der Charakter des bösen Knechts, wovon am Schluss dieses Kapitels gesprochen wird, besteht darin, dass er in seinem Herzen sagt: „Mein Herr verzieht zu kommen;“ und deshalb fängt er an zu essen und zu trinken mit den Trunkenen. Als der Bräutigam verzog, hörte die Kirche auf, Ihn zu erwarten und verlor somit die gesegneten Früchte, die diese Erwartung in der Seele hervorbringt; und nicht allem das, sondern sie fiel auch tief unter die hierarchische Macht, und verlor sich in der Welt, in ihren Vergnügungen und Annehmlichkeiten. „Zu der Zeit wird das Himmelreich gleich geworden sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und ausgingen dem Bräutigam entgegen“ (Mt 25,1). So war es in Betreff der Kirche. Sie ging aus; als aber der Bräutigam verzog, schliefen alle ein – sowohl die Heiligen als auch die bloßen Bekenner. Sie vergaßen, warum sie ausgegangen waren und hörten auf zu wachen; und wodurch werden sie wieder aufgeweckt? „Um Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe der Bräutigam kommt; geht aus ihm entgegen! (V 6) Sie waren in die Welt zurückgekehrt und hatten einen Platz gesucht, wo sie bequem schlafen konnten, und mussten nun aufs Neue gerufen werden, um auszugehen. Ja, aufs Neue ist der Ruf erschallt: ‚Siehe, der Bräutigam kommt!‘“ Die bekennende Kirche aber „isst und trinkt mit den Trunkenen“ und spricht: „Mein Herr verzieht zu kommen!“ Und ach, selbst so viele Christen stimmen ein in diese Sprache; sie sagen nicht: „Er kommt nicht!“ sondern: „Er verzieht zu kommen;“ wir haben also nicht auf Ihn zu warten.

Das Evangelium des Markus will ich übergehen, weil die darin vorkommenden Stellen im Allgemeinen mit denen in Matthäus übereinstimmen. Wir gehen deshalb zu Lukas 12,35–38 über: „Es seien eure Lenden umgürtet und eure Lampen brennend; und ihr, seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er irgend aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich aufmachen. Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird. Wahrlich, ich sage euch: er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen, und wird hinzutreten und sie bedienen. Und wenn er in der zweiten Wache kommt und in der dritten Wache kommt, und findet sie also – glückselig sind jene Knechte!“ Beachte wohl, dass es die Erwartung ist, die nach den Gedanken des Herrn den Christen charakterisiert. Die Menschen sprechen vom Tod; „aber der Tod ist nicht mein Herr.“ Wir finden dieselbe Wahrheit in Lukas 17,22–26 mit großem Ernst den Menschen vorgestellt, wo die Warnung sich nicht auf die Sünde, sondern auf jenen bösen Gedanken, dass die gegenwärtige Welt nicht aufhören könne, bezieht. Sobald Noah in die Arche gegangen war, kam die Sintflut und brachte alle um. Sobald die Kirche aufgenommen sein wird, beginnt, nachdem Satan die Herzen der Menschen mit Lügen erfüllt hat, das Gericht. „Und wie es geschah in den Tagen Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten, sie bauten. Demgemäß wird es sein an dem Tag, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“ Dies kann sich unmöglich auf den großen weißen Thron in Offenbarung 20 beziehen. Wenn der Herr auf diesem Thron sitzen wird, dann ist die Erde und der Himmel entflohen, indem vorher eine gänzliche Zerstörung aller Dinge stattgefunden hat. Die Menschen können alsdann nicht essen und trinken, pflanzen und bauen.

Wir kommen jetzt zu Kapitel 21. Man bezieht gewöhnlich auf die Zerstörung Jerusalems, was hier in Vers 21 gesagt ist: „Dass alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in Jerusalems Mitte sind, daraus entweichen, und die in den Landschaften, nicht daselbst hineingehen.“ Allein wir hören nachher in Vers 24: dass „Jerusalem zertreten werden wird, bis dass die Zeiten der Nationen erfüllt werden.“ Dies geschieht also jetzt und dauert solange, bis das Maß der Ungerechtigkeit des letzten Tieres voll sein wird. Danach geschehen die Zeichen und der Sohn des Menschen wird offenbart (V 25–26 usw.).

Joh 14,1–3: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es aber nicht so wäre, würde ich (es) euch gesagt haben. Ich gehe hin, für euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin, und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seid.“ Das ist der herrliche Trost, den Jesus den Seinen bei seinem Abschied hinterlassen hat; Er will wiederkommen und sie zu sich nehmen.

Apg 1,10–11: „Und wie sie unverwandt gen Himmel schauten, als Er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißem Kleid bei ihnen, welche auch sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was seht ihr und schaut hinauf gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen ist, wird also kommen, wie ihr Ihn gen Himmel habt auffahren sehen.“ Hier ist es freilich Christus, kommend in den Wolken; aber wir sehen doch, dass in dem Augenblick, wo der Herr seine geliebten Junger verlassen hatte, diese durch die Engel mit den Worten getröstet werden: „Er wird kommen, wie ihr Ihn gen Himmel habt auffahren sehen.“ Dies ist es stets, was die Schrift den Heiligen zum Trost und zur Stärkung vorstellt, „Es ist dem Menschen gesetzt. Einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Dies ist das Los des Samens des ersten Adams; und wie dies das Teil des Menschen ist, „so wird auch Christus, Einmal geopfert, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal ohne Sünde erscheinen denen, die Ihn erwarten, zur Seligkeit;“ (Heb 9,27–28) und Christus wartet nur, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist. Wir werden nicht einmal alle sterben (1. Kor 15,51).

Röm 11,25: „Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, dass ihr euch nicht selbst klug dünkt: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis dass die Fülle der Nationen eingekommen sein wird.“ Wenn die Kirche vollständig gebildet, wenn ihr letztes Glied darin eingeführt und also die Fülle der Nationen eingekommen sein wird, dann wird Israel als Nation errettet werden, und der Erretter wird aus Zion kommen. Christus wird zu ihrer Befreiung erscheinen. – Fügen wir noch 1. Korinther 1,6–7 hinzu: „Wie das Zeugnis des Christus unter euch bestätigt worden ist, so dass ihr in keiner Gnadengabe zurück seid, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet.“

Ferner sehen wir, dass alle Verheißungen der Propheten bei seinem Kommen erfüllt sein werden. In Apostelgeschichte 19–21: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, dass Zeiten der Erquickung kommen möchten von dem Angesicht des Herrn, und dass Er euch senden möchte den zuvor verordneten Jesus Christus, welchen freilich der Himmel empfangen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, wovon Gott von jeher geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten.“ Wir können dies nicht auf den Heiligen Geist beziehen; denn der Heilige Geist war vom Himmel gekommen und erklärte ihnen durch den Mund des Petrus, dass Christus wiederkommen würde, den der Himmel aufgenommen hatte. – In Apostelgeschichte 17,30–31 bezeugt der Apostel: „Nachdem denn Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt allenthalben allen Menschen Buße zu tun, weil Er einen Tag festgesetzt hat, an welchem Er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch den Mann, den Er bestimmt hat, welches zu glauben Er allen Menschen (Grund) gegeben, da Er Ihn auferweckt hat aus den Toten.“

Die Auferstehung der Heiligen wird bei seiner Ankunft stattfinden. In 1. Korinther 15,23: „Jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling – Christus; darauf die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft.“

Die Briefe an die Galater und Epheser sind die einzigen Schriften des Neuen Testaments, worin wir nichts vom Kommen des Herrn finden. Die Galater hatten sich von dem Grund des Glaubens, der völligen Rechtfertigung durch den Glauben an Christus, abgewandt und Paulus war genötigt, bei ihnen zu den ersten Grundsätzen der Rechtfertigung zurückzukehren. Der Brief an die Epheser ist ganz und gar entgegengesetzt. Hier sehen wir die Kirche in Christus schon im Himmel, vereinigt mit Ihm, und darum kann dort vom Kommen des Herrn nicht die Rede sein.

Phil 3,20–21: „Denn unser Wandel ist in den Himmeln, woher wir auch als Heiland erwarten den Herrn Jesus Christus, der den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten wird, dass er gleichförmig sei dem Leib seiner Herrlichkeit, nach der Wirkung, womit Er vermag, auch alle Dinge sich untertänig zu machen.“

Kol 3,1–4: „Wenn ihr denn mit dem Christus auferweckt seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart sein wird, dann werdet auch ihr mit Ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“

In den beiden Briefen an die Thessalonicher ist die Ankunft des Herrn der Hauptgegenstand. In der ersten, mit Ausnahme der Ermahnung im fünften Kapitel, haben wir die Segnung, welche sein Kommen den Heiligen bringen wird. In dem zweiten Brief ist der Charakter seiner Ankunft gerichtlich, obgleich die Herrlichkeit der Heiligen auch dort mit einbegriffen ist; denn wenn Er das Gericht über die Lebenden halten wird, so werden jene mit Ihm erscheinen.

1. Tim 6,14: „Dass du das Gebot unbefleckt, unsträflich bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus.“ Sowohl wenn es sich um die Freude der Heiligen, als auch wenn es sich um Verantwortlichkeit der Welt oder der Heiligen handelt, spricht das Wort Gottes von der Ankunft Christi. Deshalb ermahnt auch der Apostel den Timotheus, das Gebot des Herrn zu bewahren, bis zur Erscheinung des Herrn seine Erscheinung ist sehr geeignet einen mächtigen Einfluss auf das Gewissen auszuüben. Wenn es auch nicht die höchste Triebfeder sein sollte, so ist es doch eine, deren wir alle bedürfen. Hat nun auch der Herr in seiner Gnade seine Ankunft hinausgeschoben, da „Er nicht will, dass einer umkomme“, so werden doch jene, die in seiner Erwartung gewandelt haben, die Frucht ihrer Treue nicht verlieren, sie werden ihre Belohnung finden an jenem Tag.

2. Tim 4,8: „Fortan ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ Und liebst du, geliebter Leser, das, was allem Angenehmen in dieser Welt ein Siel setzt? Diese große Sache reizt das Herz und zeigt einen der Welt völlig entgegen gesetzten Geist.

Heb 2,5–6: „Denn nicht Engeln hat Er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von dem wir reden. Es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf Ihn stehst?“ Christus ist jetzt zur Rechten Gottes, bis Gott alle Dinge seinen Füßen unterworfen hat. „Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns.“

Der Mensch hatte eine Probezeit, bevor er aus dem Paradies vertrieben wurde, und seitdem ist er auf alle Weise auf die Probe gestellt worden, um ihn zu Gott zurück zu bringen, – durch das Gesetz, durch die Propheten, durch die Sendung des Sohnes Gottes; doch bis zum Tod Christi war alles vergeblich. Der Mensch ist verloren; sobald er aber das Maß der Sünden erfüllt hatte, fing das Werk Gottes an und eröffnete einen Weg der Versöhnung, und zwar durch dasselbe Kreuz, auf dem der Mensch den Herrn gekreuzigt hatte. Das Maß der Sünde war jetzt voll; aber Er ist erschienen, um die Sünde durch das Opfer seiner selbst zu vernichten. Und sein Werk ist vollkommen, und alle, welche durch die Gnade glauben und Teil daran haben, erwarten jetzt denselben Heiland zur Erlösung ihres Leibes.

Jak 5,8: „Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen; denn nahegekommen ist die Ankunft des Herrn.“ Die Ankunft des Herrn ist hier als der Beweggrund des Ausharrens dargestellt. Durch das stete Warten auf Ihn soll die Seele in Geduld erhalten werden, und dies wird uns auch den Zustand der Welt in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

In dem ersten Brief des Petrus haben wir ein bemerkenswertes Zeugnis in Betreff der Wege Gottes in dieser Beziehung. Zuerst haben wir die Propheten, die beim Erforschen ihrer eigenen Prophezeiungen erkannten, dass das, worüber sie Zeugnis gaben, nicht zu ihrer Zeit erfüllt werden sollte; dann das Evangelium, welches aber auch nicht die Erfüllung der Dinge war, sondern ihre Verkündigung durch den vom Himmel gesandten Geist. Die Heiligen werden ermahnt, nüchtern zu sein und völlig auf die Gnade zu hoffen, die ihnen in der Offenbarung Jesu Christi zu Teil werden würde. Wir lieben Ihn, obgleich wir Ihn nicht gesehen haben, und seine Offenbarung ist der Augenblick, wo die Gläubigen alle ihre Hoffnungen erfüllt sehen werden (V 10–13).

In dem zweiten Brief bemerken wir, dass der Apostel die Verachtung dieser Verheißung, oder ihren Zweifel daran, in dem die Welt bleibt, was sie gewesen ist, als das bezeichnet, was die Spötter der letzten Tage charakterisiert.

In dem ersten Brief des Johannes ist die Ankunft des Herrn in Kapitel 2,28 erwähnt, um das Gewissen zu ermahnen, wogegen sie in Kapitel 3,2–3 für das Herz und den Wandel der Heiligen dargestellt ist. „Geliebte, jetzt sind wir Gottes Kinder und es ist noch nicht offenbart worden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass, wenn (Er) offenbart ist, wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf Ihn hat, der reinigt sich selbst, gleich wie Er rein ist.“ Unsere gesegnete und gewisse Hoffnung ist, Christus gleich zu sein, und zwar, wenn Er erscheinen wird. Die jetzige Wirkung davon ist, dass der Heilige sich reinigt, gleich wie Er rein ist, dass Er sich bemüht, so viel als möglich Ihm jetzt schon gleich zu sein. Er macht dieses unser Vorrecht, Ihm bei seiner Offenbarung gleich zu sein, zum Beweggrund und zur Regel unseres Wandels.

Jud 1,14–15: „Es hat aber auch von diesen der Siebente von Adam, Henoch, geweissagt, da er sagt: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausenden.“ Dieser Brief zeigt uns besonders den Verfall der Kirche durch das Einschleichen falscher Bruder, sowie den Zustand der bekennenden Kirche in den letzten Tagen, und das Gericht, wenn der Herr erscheinen wird.

das ganze Buch der Offenbarung bezieht sich auf unseren Gegenstand. Wir haben dort die Mitteilung der vorbereitenden Gerichte Gottes bis zum 19. Kapitel, wo der Herr ausgeht, um das Gericht zu vollziehen. Er hat das Werk der Errettung erfüllt, und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt; jetzt kommt Er, um alle Dinge wiederherzustellen. Dies gibt seinem Kommen eine so große Wichtigkeit angesichts der gerechten Offenbarung der Herrlichkeit des ewigen Sohnes Gottes, als Mensch und Mittelpunkt aller Dinge. Dies ist es, was allein die Ratschlüsse und Pläne Gottes vollendet. – Die Herrlichkeit ist auf sein erstes Kommen begründet; und dieses erste Kommen übertrifft, moralisch gesprochen, alle Herrlichkeit. Es ist die vollkommene Offenbarung dessen, was Gott ist, als die Sünde da war; aber bei seiner zweiten Ankunft wird das völlige Resultat offenbart. Er kommt, um die Kirche, die Zeugen seiner höchsten Gnade zu sich zu nehmen, um die Welt mit Macht zu unterwerfen, sein gesegnetes Reich darin aufzurichten und also die Regierung Gottes zu entfalten. Nichts von alledem kann stattfinden, bevor Er kommt. Wir genießen alsdann die völlige Offenbarung dessen, von dem alle Segnungen stießen; wir genießen schon hienieden davon durch die Mitteilung des Geistes; aber wir erwarten das völlige Resultat derselben, sowohl für uns selbst, als auch für die Welt, die unter der Knechtschaft der Verweslichkeit liegt.

Wie steht es nun mit dir, mein geliebter Leser? Bist du noch mit der Welt verbunden, die Er bei seiner Erscheinung richten wird, oder mit Ihm selbst, der die Fülle der Segnungen bringt? Wenn Er jetzt käme, würde es zu deinem Glück und deiner Freude sein, oder macht der Gedanke an seine Ankunft dich unruhig und bestürzt? Möge der Herr diese ernsten Fragen auf dein Gewissen legen!

Wir haben nun gesehen, dass die Ankunft des Herrn der beständige Gegenstand der Schriften ist, und dass ihre Erwartung stets die Gedanken derer einnahm, die durch den Heiligen Geist darüber belehrt waren, und ferner, dass der Verlust dieser Hoffnung ein Zeichen des Verfalls der Kirche und ein zurücksinken derselben in die Welt und ihr Wesen war. Möge der Heilige Geist diesen köstlichen und ernsten Gegenstand wieder in allen Herzen lebendig machen! Um wahrhaft Christus zu erwarten, muss unser Gewissen durch sein erstes Kommen gereinigt und unser Herz auf „Den, der da kommt“, gerichtet sein.

Fußnoten

  • 1 So der Herr will, werden nach und nach sieben Betrachtungen über diesen Gegenstand erscheinen, die aus Vorträgen von J. N. Darby gesammelt sind.
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