Botschafter des Heils in Christo 1865

"Hast du noch jemand hier?"

„Hast du noch jemand hier?“ Das ist die Frage des Herrn. Geliebte Brüder, die Gerichte Gottes werden bald über diese Welt hereinbrechen; – sind in dieser Stadt des Verderbens noch irgendwelche, deren Errettung euch am Herzen liegt? „Führt sie aus diesem Ort; denn der Herr will diese Stätte verderben!“

Ehe die Flut kam, welche die Ungläubigen überschwemmte, sagte Gott zu Noah „Gehe in die Arche, du und dein ganzes Haus.“ – Ehe die schuldbeladenen Einwohner Jerichos – „Mann und Weib, Jung und Alt – gänzlich vernichtet wurden, wurde Rahab, samt ihrem Vater und Mutter, und Brüdern und allem, was sie hatte“, an einen sicheren Ort gebracht; (Jos 6,23) denn Rahab hatte gebeten, dass ihr Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und ihre Schwestern, und alles, was sie hatten, am Leben bleiben möchte; (Kap 2,13) und alle wurden unter dem Schutz des „roten Seiles“ am Tag des Gerichts gerettet.

Rahab besaß einen einfältigen Glauben. Und es steht geschrieben: „Bittet, und es wird euch gegeben werden.“ Der Herr ist bereit, denselben Glauben in uns zu wirken. Rahab war nicht gut von Natur; sie war eine elende Sünderin, vielleicht die Größte in Jericho; aber sie glaubte Gott, und „es wurde ihr zur Gerechtigkeit gerechnet.“ Das „rote Seil“, ein Vorbild des kostbaren Blutes Christi, war ihre Sicherheit, und die einfache Abhängigkeit von dem Wort der Kundschafter ermutigte sie, diese Sicherheit für alle ihre Verwandten, und für alle, die sie hatte, zu beanspruchen; und es gelang ihr. Welch ein gesegnetes Beispiel eines lebendigen Glaubens an den lebendigen Gott! Möchten unsere Herzen durch dasselbe zu einer größeren Abhängigkeit und Glauben an den Herrn ermuntert werden!

Es war aber Lot, an den das Wort gerichtet wurde: „Hast du noch jemand hier?“ Es war derselbe Lot, von dem wir lesen: „Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan, wie sie gar wasserreich war“, und erwählte sie. Die Engel kündigten ihm jetzt an, dass die Stunde des Untergangs Sodoms vorhanden sei: „Hast du noch jemand hier, einen Eidam, und Söhne und Töchter, und wer dir irgend angehört in der Stadt, den führe aus dieser Stätte, denn wir werden diese Stätte verderben.“ Was könnte verständlicher sein, als diese Worte: „Wer dir irgend angehört?“ O Lot, gedenke an jene, die du in Sodom bei dir hast, – an dein Weib, die du in Sodom geheiratet, an deine Kinder, die du in Sodom gezeugt, an deine Schwiegersöhne, denen du in Sodom deine Töchter geben willst, – gehe zu ihnen, beschwöre sie und sage ihnen, dass dies ihre letzte Gelegenheit sei; wenn sie heute Nacht deine Stimme verwerfen, so werden sie morgen vernichtet werden. Es schien aber den Schwiegersöhnen Lots, „als triebe er Scherz.“ Sein Leben war weltlich, und darum hatte er keine Kraft, von dem kommenden Gericht zu zeugen. Er war wie einer von ihnen – ein Bewohner ihrer Stadt. Er selbst wurde durch die Barmherzigkeit des Herrn gerettet, wie durch Feuer. Er verließ die Stadt, ohne seine Schwiegersöhne; und bald verlor er auch sein Weib. Sie sah hinter sich, und ist zu einem warnenden Beispiel für alle Geschlechter geworden, um zu zeigen, dass es ohne Nutzen ist, auf dem Weg zum Himmel zu sein, und Herz und Auge nach der Welt gerichtet zu haben, dass das Heil in nichts wenigerem besteht, als in einem zu Gott gerichteten Herzen. Als der helle Tag erschien, waren alle durch den Schwefel– und Feuerregen verbrannt und vernichtet.

Der Herr gebe, dass wir die Unterweisungen zu Herzen nehmen, die in diesen ernsten Stempeln für uns niedergelegt sind. Jesus kommt – die Welt wird bald gerichtet werden; und wie es war in den Tagen Lots, so wird es an dem Tag sein, wo der Sohn des Menschen offenbart wird. Für uns aber, die wir dem Herrn in der Luft entgegen gerückt werden, ist es nötig, die Worte des Engels zu beherzigen: „Hast du noch jemand hier?“

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel