Botschafter des Heils in Christo 1865

"Was seid ihr bestürzt?"

Seid ihr noch fern von dem Herrn Jesus, noch unbekannt mit seiner unvergleichlichen Liebe, so habt ihr gewiss alle Ursache, bestürzt zu sein. Der Gedanke an den Tod und das kommende Gericht kann euch wohl mit Angst erfüllen; und wollte Gott, dass diese Angst zunähme, bis ihr in Jesu Ruhe fändet. Der Herr aber sprach zu seinen Jüngern jene Worte. Diese hatten keine Ursache, bestürzt zu sein. Und sollten diese Zeilen in die Hände solcher Gläubigen gelangen, die durch Zweifel beängstigt werden, so möchte ich sie daran erinnern, dass die Worte in Lukas 24,38–39 besonders ihnen gelten.

Jesus selbst ist es, der nach seiner Auferweckung aus den Toten in die Mitte seiner Jünger tritt und sagt: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen in euren Herzen Gedanken auf? Seht meine Hände und meine Füße.“ Welch eine zärtliche Liebe drückt sich in diesen Worten aus! Er hatte ihnen zugerufen: „Friede euch!“ und sein liebendes Herz war beschwert, zu sehen, dass Bestürzung und Gedanken in ihrer Seele Raum gefunden hatten. Wie konnte eine so tiefe und aufrichtige Liebe zugeben, dass sie in Zweifel gezogen würde? Er hatte sie geliebt bis zum Tod; sein Leib war für sie gebrochen und sein Blut für sie vergossen worden zur Vergebung ihrer Sünden; Er hatte ihren Platz eingenommen auf dem Kreuz, war an ihrer statt auf dem Fluchholz gestorben – der Gerechte für die Ungerechten. Und einer von ihnen hatte Ihn verleugnet, und die Übrigen Ihn verlassen. Gott aber hatte Ihn auferweckt zu ihrer Rechtfertigung. Und jetzt, wo der Gegenstand seines ewigen Ratschlusses vollbracht und die Erlösung vollendet war, gibt sich sein Herz, überströmend von unbeschreiblicher Freude, durch jene auf immer köstlichen Worte zu erkennen: „Friede euch!“ Wie hätte Er zugeben können, dass eine Wolke von Zweifel in den Herzen derer aufstieg, die Er so unaussprechlich liebte? Das Herz zerfließt in Wonne, wenn es den Herrn Jesus sagen hört: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen in euren Herzen Gedanken auf? Seht meine Hände und meine Füße.“

Glaubst du, geliebter Leser, dass Jesus, der Sohn Gottes, für deine Sünden diesen Todeskampf erduldet, diesen schrecklichen Tod auf dem Kreuz erlitten hat? Glaubst du, dass Er um deiner Übertretungen willen dahingegeben, und, nachdem Er die ganze Schuld getilgt, um deiner Rechtfertigung willen von Gott auferweckt worden ist? Dies ist für jeden Sünder wahr, der an Ihn glaubt; und es ist für dich wahr, wenn du durch den Heiligen Geist dahin gebracht bist, dein Vertrauen allein auf das Blut Christi zu setzen. Das stets mit Freude erfüllte Herz Jesu sagt auch jetzt noch: „Friede euch!“ Hast du auch, wie Petrus, Ihn verleugnet, und wie die Übrigen, Ihn verlassen, – blicke nur auf Jesus, höre, was für Worte der Liebe – eine Liebe, die nicht zugibt, in Frage gestellt zu werden – aus seinem Mund hervorkommen, Worte, die auch an dich gerichtet sind: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen in euren Herzen Gedanken ans? Seht meine Hände und meine Füße.“ Wie antwortest du Ihm auf diese Worte? Sagst du etwa: Ich habe es zu arg gemacht? Er antwortet: „Siehe meine Hände und meine Füße.“ Betrachte sie doch. Was denkst du von diesen Mahlzeichen an dem Leib des auferstandenen Jesus? Rufen sie deinem geängstigten Gewissen nicht zu: „Friede dir?“ „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde“, Und glaube nur, sein Herz empfindet tief jeden Gedanken des Zweifels, der in unserem Innern aufsteigt. Gelobt sei sein Name! Sein Werk ist vollbracht, und ist jetzt der ewig sichere Ruheplatz für unsere Seelen. Unsere Sünden sind auf Ihn gelegt und können nimmer auf uns gelegt werden. Unsertwegen lag auf Ihm der Zorn und seinetwegen ruht auf uns der Friede. Möchten deshalb diese Worte des Herrn in dein Herz dringen: „Gehe hin in Frieden und zweifle nicht.“ Er sagt nicht: Besiehe deinen Glauben, prüfe deine Gefühle und siehe auf deine Sünden und Vergehungen – ach! dann könnten wir setzen und verzweifeln, – sondern Er sagt: „Siehe meine Hände und meine Füße“, als wollte Er damit sagen: Ist das nicht genug für dich? Könnte ich dich noch mehr lieben? So siehe denn hin mit gläubigem Herzen und sei getrost!

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