Botschafter des Heils in Christo 1859

Ein ganzes Herz für Christus

Es war vielleicht eins der rührendsten Zeichen von Judson´s gänzlicher Hingebung für Christus – dem Kern und Stern seines ganzen Lebens – welches er in seinem Vaterland gab, als er es nach einer Abwesenheit von dreißig Jahren in zerstörter Gesundheit wieder sah. Auf die Anzeige, dass er in einer Versammlung in einer Provinzstadt sprechen würde, war eine große Menge Menschen von nah und fern zusammen gekommen, um ihn zu hören. Nach Beendigung des gewöhnlichen Gottesdienstes stand er auf, und indem aller Augen und Ohren auf ihn gerichtet waren, sprach er ungefähr fünfzehn Minuten lang mit großer Wärme von dem teuren Heiland, was Er für uns getan habe, und wie vieles wir Ihm verdanken, und dann setzte er sich wieder, sichtbar gerührt.

„Die Leute sehen sich sehr getäuscht“, sagte auf dem Rückweg ein Freund zu ihm. „Sie wundern sich, dass Sie nicht von etwas anderem gesprochen haben.“ „Nun, was wünschten sie denn?“ erwiderte er. „Ich habe ihnen nach meinem besten Vermögen den interessantesten Gegenstand von der Welt vor die Augen gestellt.“ „Aber sie wünschten etwas anderes, eine Geschichte.“ – „Nun, ich bin sicher, ich habe ihnen eine Geschichte erzählt, die Anziehendste, welche man sich denken kann.“ – „Aber sie hatten schon davon gehört. Sie wünschten von einem Mann, der eben von den Antipoden gekommen ist, etwas Neues zu hören.“ Dann freut es mich, dass sie sagen werden müssen, dass ein Mensch, der von den Antipoden kommt, nichts Besseres zu sagen weiß, als die wunderbare Geschichte von der aufopfernden Liebe Jesu. Meine Arbeit ist, das Evangelium von Christus zu predigen, und wenn ich überhaupt sprechen kann, so darf ich diesen meinen Auftrag nicht hinten ansetzen. Als ich heute auf diese Leute sah und daran dachte, wo ich das nächste Mal mit ihnen zusammen treffen würde, – wie konnte ich da aufstehen und der eitlen Neugierde Nahrung geben, ihre Phantasie mit amüsanten Geschichten kitzeln, mögen sie auch noch so hübsch mit dem Christentum oder gewissen Wahrheiten verwoben sein. Das ist es nicht, was Christus unter der Predigt des Evangeliums verstand. Und dann, wie könnte ich nachher der furchtbaren Anklage begegnen: „Ich gab dir eine Gelegenheit, um ihnen von mir zu erzählen, du aber gebrauchtest sie, um deine eigenen Abenteuer mitzuteilen.“

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