Betrachtung über den Propheten Hosea

Kapitel 3

Christus, der wahre König und seine irdische Braut

„Und der HERR sprach zu mir: Geh wieder hin, liebe eine Frau, die von ihrem Freund geliebt wird und Ehebruch treibt: Wie der HERR die Kinder Israel liebt, die sich aber zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben. Und ich kaufte sie mir für fünfzehn Sekel Silber und einen Homer Gerste und einen Letech Gerste. Und ich sprach zu ihr: Du sollst mir viele Tage so bleiben, du sollst nicht huren und keinem Mann angehören; und so werde auch ich dir gegenüber tun. Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule und ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den HERRN, ihren Gott, und David, ihren König, suchen; und sie werden sich zitternd zu dem HERRN und zu seiner Güte wenden am Ende der Tage“ (3,1-5).

Dieses kurze Kapitel fasst im Voraus die gesamte Geschichte des Volkes Israel bis hin zum tausendjährigen Reich zusammen. Gott fordert den Propheten dazu auf, einen weiteren symbolischen Akt zu vollziehen, um den moralischen Zustand des Volkes während der Zeit seiner Untreue und vor seiner Wiederaufrichtung vorzustellen. Das, was Hosea vorleben würde (Kap. 3,1–3), bezieht sich prophetisch auf Israel (Kap. 3,4.5).

Der Prophet sollte eine untreue Frau 1 lieben und sich mit ihr verbinden. Hier wird durch den Propheten der HERR vorgebildet, während die ehebrecherische Frau Israel darstellt. Das Volk hatte gemeint, indem es den HERRN verließ, um sich falsche Götter zu wählen, könnte es sich Vorteile sichern (dargestellt in den Traubenkuchen 2, die Gott ihm verwehrt hätte). Welch ein Irrtum! Christen tun dasselbe, wenn sie sich von Christus, der einzigen Quelle wahren Segens, entfernen. Weder die erlesenen Vergnügungen der Welt noch der Genuss der Sünde können je das Herz erfüllen.

Nachdem der Prophet nun diese Frau (wenn auch für einen lächerlichen Preis) erworben hatte, standen ihm Rechte über sie zu: sie sollte ihm „viele Tage so bleiben“ und ihm treu sein. So war Israel lange Zeit ohne wahren Gott und ohne falsche Götter (Bildsäulen oder Teraphim), ohne wahre Beziehung mit dem HERRN durch den Priesterdienst („ohne Ephod“) und sogar ohne Gottesdienst („ohne Schlachtopfer“). Tatsächlich hatte der Verfall des Priesterdienstes bereits vor der Einsetzung des Königtums in Israel stattgefunden. Die beiden Wegführungen (die der zehn Stämme nach Assyrien und die von Juda nach Babylon) haben jeder Darbringung von Friedensopfern (welche die Beziehungen des Volkes mit Gott darstellten) ein Ende gesetzt.

Noch heute „wartet und wartet 3 dieses zerstreute und gerupfte Volk“ (Jes 18,7). Aber sein Warten wird nicht vergeblich sein; „am Ende der Tage“ (Kap. 3,5) wird Israel sich bekehren und sich Gott zuwenden, um Christus als wahren König anzuerkennen. Doch bereits heute sind alle Juden eingeladen, das Evangelium der Gnade anzunehmen, um errettet zu werden.

In diesem ersten, als Warnung vor der Zerstreuung der zehn Stämme unter die Nationen geschriebenen Teil seiner Prophezeiung (Kap. 1–3), kündigt Hosea folgende Punkte an:

  • die Wiederherstellung des Volkes in seinem Land unter dem Banner eines einzigen Führers, Christus (Kap. 1),
  • die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Gott und Israel während des Tausendjährigen Reichs auf der Grundlage des neuen Bundes (Kap. 2),
  • die Bekehrung des Volkes und seine Umkehr zu Gott unter dem Zepter von Davids Herrn, Christus selbst (Kap. 3).

Fußnoten

  • 1 Vielleicht eine andere Frau als Gomer (Kap.1,3).
  • 2 In seinem Götzendienst opferte Israel der Königin des Himmels Kuchen (Jer 7,18; 44,19).
  • 3 Anm. des Übersetzers: Die frz. Darby-Übersetzung gibt Jesaja 18,7 wie folgt wieder: „une nation qui attend, attend“, was soviel bedeutet wie „eine Nation, die wartet und wieder wartet“. Dieser Ausdruck wird in der deutschen Elberfelder Übersetzung wiedergegeben mit „eine Nation von Vorschrift auf Vorschrift“ (wörtlich „Mess-Schnur auf Mess-Schnur“). Dabei wird auf das Messen durch die Gerichte Gottes Bezug genommen. Die englische Darby-Übersetzung gibt diesen Gedanken in der Anmerkung wieder.
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