Betrachtungen über das vierte Buch Mose

Die neue Zählung des Volkes

Betrachtungen über das vierte Buch Mose

Sechshunderttausend Männer in der Wüste gefallen

Obwohl dieses Kapitel eines der längsten in unserem Buch ist, braucht es doch nicht viele Bemerkungen oder Erklärungen. Es berichtet uns von der zweiten Zählung des Volkes, als es im Begriff stand, in das verheißene Land hineinzugehen. Welch ein trauriger Gedanke ist es, dass von den sechshunderttausend Kriegsmännern der ersten Zählung nur zwei übrig geblieben waren: Josua und Kaleb! Alle übrigen waren „in der Wüste gefallen“. Die beiden Männer mit ihrem einfachen Glauben waren am Leben geblieben, um den Lohn ihres Glaubens zu empfangen.

Wie ernst ist das! Was für eine Lehre und was für eine Warnung ist das für uns! Der Unglaube hinderte die erste Generation daran, in das Land Kanaan einzugehen. Er war die Ursache, dass sie in der Wüste starben. Auf diese Tatsache gründet der Heilige Geist seine so eindringlichen Warnungen und Ermahnungen in Hebräer 3,7–4,2, an deren Schluss es heißt: „Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, wie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war.“

Das Wort Gottes mit dem Glauben verbunden

Hier liegt ein großes Geheimnis für die Praxis: das Wort Gottes, mit dem Glauben verbunden. Eine wertvolle Verbindung! Es ist das Einzige, was einem Menschen wirklich nutzen kann. Wir mögen vieles hören, vieles reden, ein hohes Bekenntnis ablegen; aber wir können sicher sein, dass das Maß von wirklich geistlicher Kraft, von der Kraft, die die Schwierigkeiten und die Welt zu überwinden vermag, einfach dem Maß entspricht, in dem das Wort Gottes mit dem Glauben verbunden ist.

Dieses Wort ist für ewig fest in den Himmeln; und wenn es durch den Glauben in unseren Herzen befestigt ist, so ist ein göttliches Band vorhanden, das uns mit dem Himmel und mit allem verbindet, was dem Himmel angehört. In demselben Verhältnis aber, wie unsere Herzen mit dem Himmel und mit Christus, der dort ist, verbunden sind, werden wir in der Praxis von dieser gegenwärtigen Welt getrennt und über ihren Einfluss erhoben. Der Glaube ergreift Besitz von allem, was Gott gegeben hat. Er tritt in den Raum innerhalb des Vorhangs ein. Er harrt aus, als sähe er den Unsichtbaren. Er beschäftigt sich mit dem, was unsichtbar und ewig, und nicht mit dem, was sichtbar und zeitlich ist. Menschen halten irdischen Besitz für sicher. Der Glaube kennt nichts sicheres als Gott und sein Wort. Er nimmt Gottes Wort und bewahrt es im Innersten seines Herzens als einen verborgenen Schatz – das Einzige, was ein Schatz genannt zu werden verdient. Der glückliche Besitzer dieses Schatzes wird völlig unabhängig von der Welt. Er mag hinsichtlich der vergänglichen Reichtümer dieser Welt arm sein; aber wenn er reich ist im Glauben, dann besitzt er einen unermesslichen Schatz, bleibende Reichtümer und Gerechtigkeit, „einen unergründlichen Reichtum des Christus“ (Eph 3,8).

Nun, es war der Mangel an diesem Glauben, der Israel außerhalb Kanaans hielt, und der verursachte, dass sechshunderttausend Leiber in der Wüste fielen. Der Mangel an diesem Glauben ist es auch, der Tausende von Kindern Gottes in Knechtschaft und Finsternis hält, während sie in der Freiheit und im Licht leben sollten. Er drückt sie nieder und hält sie in Dunkelheit, während sie in der Freude und Kraft des vollkommenen Heils Gottes und in der Hoffnung der Herrlichkeit ihren Weg gehen sollten.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel