Das Kommen des Herrn, Israel und die Gemeinde

Kurze Zusammenfassung der Wege Gottes

Wir haben nun gesehen, dass die alttestamentlichen Prophezeiungen, obwohl sie manchmal eine bemerkenswerte Anwendung haben, ihre eigentliche oder vollkommene Erfüllung nicht in der Zeit der Kirche haben werden, sondern nachdem die Kirche entrückt wurde. Wir haben auch festgestellt, dass die Kirchenepoche ein „Einschub“ in Gottes Handeln mit der Erde ist. Mit ihrem Ende, wenn die Gläubigen, tot oder lebendig, dem Herrn entgegen in die Luft entrückt worden sind, werden Gottes Pläne mit der Erde wieder aufgenommen. Die Juden, die hinsichtlich des Evangeliums „Feinde“ bezüglich der Auswahl aber „Geliebte, um der Väter willen“ sind, werden wieder auf den Plan treten, und schließlich durften wir sehen, dass die Gnadengaben und Berufung Gottes unbereubar sind. Dann werden Gottes Verheißungen des Segens für die Welt erfüllt, nicht im ersten, sondern im zweiten Menschen; der Nachkomme der Frau wird den Kopf der Schlange zermalmen, der Same Abrahams wird kommen, um alle Geschlechter der Erde zu segnen; die große Nachkommenschaft, unzählbar wie der Sand am Ufer, wird ihr verheißenes Land zu einem „ewigen Besitztum“ und die ihr zugewiesene Vormachtstellung unter den Nationen einnehmen. Der Same Davids wird für immer auf dem Thron seines Reiches sitzen.

Die Untersuchung dieses Gegenstands hat uns über ein breites Feld geführt und obwohl ich es nach Möglichkeit vermieden habe, zu sehr ins Detail zu gehen, war es für das Verständnis der Wege Gottes erforderlich, einige Fragen etwas ausführlicher zu betrachten. Es mag daher hilfreich sein, einen Moment innezuhalten und einen Blick zurückzuwerfen, um die verschiedenen Wahrheiten, die die Schrift uns gezeigt hat, einmal in einem kurzen, aber umfassenden Überblick zusammenzufassen.

Der natürliche Mensch nach dem Fleisch hat in jeder Stellung, in die Gott ihn gebracht hat, versagt. Er fiel unter die Macht Satans und es gab keinen Samen der Frau, der den Kopf dessen zertrümmerte, der den Verfall gebracht hatte. Er hat die Erde mit Gewalt und Verderben gefüllt, so dass es Gott reute, ihn gemacht zu haben und Er „die damalige Welt“ durch eine Flut vernichtete. Er versagte auch darin, die Erde zu regieren, bis Gott schließlich seine Pläne der Selbsterhöhung in Babel zerstörte. Auch als auserwählte Nation, der Gottes Gesetz anvertraut wurde, versagte der Mensch genauso offensichtlich wie zuvor, indem er die Gebote brach, bevor diese als Niederschrift überhaupt das Lager erreichten. Ebenso als Nation, die Gottes Gerichte vollziehen sollte, und unter den Herrschern, die Gottes Gerechtigkeit ausführen sollten, wiederholte sich die Geschichte von Versagen, Auflehnung und Verfall. Das Volk erwies sich als genauso verdorben wie die sie umgebenden heidnischen Nationen und die Nachkommen Davids waren Verführer des Volkes und keine rechtschaffenen Herrscher.

Der erste Mensch wurde daher hinsichtlich seiner Eignung, Gottes Regierungsabsichten auszuführen, bis aufs Äußerste geprüft. Aber auch die verheißene Stammlinie, die Nachkommenschaft Abrahams und Davids, hat, wie alle anderen auch, katastrophal versagt. Es hat sich gezeigt, dass der Mensch nach dem Fleisch, egal, ob er aus der verheißenen Generation oder außerhalb davon stammt, Gottes Pläne und Segensverheißungen für die Erde nicht erfüllen konnte. Er wurde deshalb beiseitegesetzt und Gottes Gedanken einer irdischen Regierung zurückgestellt, bis der zweite Mensch, der alle Verheißungen in sich vereinigt und der allein würdig und fähig ist, Gottes gerechte Regierung auf der Erde auszuüben, hervorgebracht wird. Das auserwählte Volk wurde zunächst geteilt, dann wurde der größere Teil, zehn von zwölf Stämmen, in Gefangenschaft geführt, aus der sie nie zurückkehrten und schließlich wurden die zwei verbleibenden Stämme, die königliche Linie Davids, gefangen nach Babylon weggeführt.

Was die irdische Regierung betrifft, sind die Juden bis zur Ankunft des zweiten Menschen beiseitegesetzt. Mit dieser langen Verlassenheit der Juden begann „die Zeit der Nationen“, das ist die Ära, in der das Zepter irdischer Herrschaft den Nationen und nicht Israel anvertraut wird.

Diese „Zeit der Nationen“ begann mit dem babylonischen Reich, dem Haupt aus Gold in Nebukadnezars Traum. Es folgte das medo-persische Reich, symbolisiert durch die Brust und Arme aus Silber, die griechische Monarchie zeigt sich in dem Bauch und den Lenden aus Kupfer und das darauffolgende starke und langanhaltende Römische Reich wird durch die Beine aus Eisen dargestellt. Nach diesem gibt es eine wesentliche Veränderung der „Zeit der Nationen“: Eisen und Ton werden vermischt bzw. die Herrschaft verteilt sich auf Königreiche unterschiedlichen Ursprungs und Charakters, obwohl sie alle mit dem zergliederten Römischen Reich verbunden sind. Eine andere Vision zeigt uns, dass das Römische Reich in dieser letzten Epoche wieder als staatliche Form unter der Vorherrschaft eines Menschen, der dem besonderen Einfluss und Antrieb Satans untersteht, aufleben wird. Wenn dieses Stadium erreicht ist, wird das Gericht kommen. Ein Stein wird sich ohne Mithilfe von Händen losreißen, auf die heidnischen Mächte fallen und sie zertrümmern. Danach wird er zu einem Berg wachsen, der die ganze Erde ausfüllt oder, wie Daniel schreibt: „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber in Ewigkeit bestehen“ (Dan 2,44). Das ist die prophetisch aufgezeichnete Geschichte der noch unvollendeten „Zeit der Nationen“.

Während diese ihren Lauf nimmt, endet die von Jeremia prophezeite siebzigjährige Gefangenschaft der Juden, d. h. der beiden Stämme, die das Königreich Juda bilden. Am Ende dieser Zeit wird das babylonische Reich zerstört sein und das persische Reich auf seinen Trümmern errichtet. Kores erließ ein Dekret, das den Juden erlaubte, nach der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückzukehren, woraufhin eine kleine Gruppe, ohne politische Macht oder Stellung, ihren Weg zurück in die zerstörte Stadt fand und dort den Tempel wiederaufbaute. Fast 100 Jahre später gab dieselbe heidnische Macht den Befehl „Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen“. Von diesem „Befehl“ datiert Daniels Prophezeiung der 70 Wochen. Diese teilen sich in drei Abschnitte von sieben Wochen, 62 Wochen und einer Woche auf. Im ersten Teil von sieben Wochen wurde die Stadt wiederaufgebaut. Der zweite Teil, die 62 Wochen, umfasst die Zeit von der Fertigstellung der Stadt bis zur Verwerfung des Messias. Der dritte Teil von einer Woche wartet noch auf ihre Erfüllung und bringt die „Zeit der Nationen“ zu einem Ende, beendet die Übertretungen Israels und bringt eine „ewige Gerechtigkeit“. Der Verwüster wird vernichtet und das Reich des Messias aufgerichtet.

Wie wir gesehen haben, waren die Juden politisch beiseitegesetzt, bis der Messias kommen sollte. Als Er schließlich kam, angekündigt durch Johannes den Täufer, hätte das Volk das Reich bekommen können, sofern es Buße täte. Um den Messias oder den Segen, den Er ihnen als Herrscher zuteilwerden ließ, zu empfangen, zeigte jedoch der Mensch nach dem Fleisch die gleiche Unfähigkeit zur Buße, so wie er auch zuvor bewiesen hatte, dass es ihm unmöglich war, Gottes Pläne aus eigener Kraft umzusetzen. Gott offenbart im Fleisch brachte nur seine Feindseligkeit und Boshaftigkeit des Herzens in schrecklicher Weise zutage. Anstatt Ihn als ihren gesalbten König zu empfangen, kreuzigten die Juden Ihn zwischen zwei Dieben. Diese Ablehnung hatte eine doppelte Auswirkung: Das Blut, das sie vergossen hatten, war gemäß dem Ratschluss und der Vorkenntnis Gottes als das Mittel bestimmt, wodurch Er auf rechtmäßige Art und Weise alle Dinge mit sich versöhnen konnte, wodurch Sünde getilgt und somit der Grundstein für jeden wahren Segen, sowohl für Juden als auch für die Nationen, gelegt werden konnte. Die unmittelbare Folge dieses Verbrechens in Bezug auf die Juden war jedoch, dass ihr Haus der Verwüstung überlassen wurde, bis sie sagen würden: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN“. Das Reich würde nicht die offenbarte prophetische Form haben, in der die Juden die Anführer der Nationen sein würden, sondern bis zu der Zeit, wo Israel Buße tun würde, hätte es eine geheimnisvolle, verborgene Form, verbunden mit Christus im Himmel, in der die Nationen der besondere Gegenstand der Gunst Gottes sein würden.

Die erste mahnende Aufforderung nach der Auferstehung Christi galt also den Juden, indem sie zur Buße aufgerufen wurden, damit sie das Reich offensichtlicher Herrlichkeit empfingen. Auf ihre Ablehnung hin, nahm das Reich endgültig seine geheimnisvolle Form ein, die natürlichen Zweige wurden aus dem Olivenbaum entfernt und der „wilde Ölbaum“, d. h. die Nationen, wurde eingepfropft. „Dass Israel zum Teil Verhärtung widerfahren ist“ wird sich fortsetzen, „bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist“ (Röm 11,25). Es gab tatsächlich einen „Überrest nach Auswahl der Gnade“, sogar aus dem teilweise verhärteten Israel. Das Volk als Ganzes wurde jedoch ausgeschnitten, während die Nationen eine Zeitlang den vorrangigen Platz in Gottes Gedanken einnahmen.

Die politische Beiseitesetzung der Juden brachte die „Zeit der Nationen“. Die moralische oder glaubensmäßige Absetzung der Juden bereitete den Weg für das Eingehen der Nationen. Erst wenn dies stattfinden würde, wäre Israel tatsächlich „Lo-ammi“, nicht mein Volk, obwohl sie schon seit langer Zeit nicht mehr das Zentrum der Regierung Gottes auf der Erde waren. Während die Nationen eingehen, wird die Erfüllung der Segensabsichten Gottes mit der Erde vorübergehend ausgesetzt. Der Strom der prophetischen Zeit wird unterbrochen. Er hört nach der 69. Woche mit der Verwerfung des Messias gewissermaßen auf zu fließen, und nimmt seinen Verlauf erst wieder auf, wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist und Gott seine Pläne mit der Erde wieder aufnimmt.

Während die Nationen nun unter dem Christentum den freien Platz der Bevorzugung durch und Verantwortung gegenüber Gott einnahmen, haben sie genauso offensichtlich versagt wie die Juden unter dem Gesetz. Der Großteil hat Christus noch nicht einmal dem Namen nach angenommen. Die Christenheit, der Teil der Welt, die dem Namen nach Jesus ihren Herrn nennt, ist zu einer durchsäuerten, bis ins Mark verdorbenen, Masse geworden. Die kleine Handvoll wahrer Gläubiger in ihrer Mitte stellt kein gemeinsames Zeugnis mehr dar. Sie ist in zahlreiche widerstreitende Gruppen zerteilt, hat die „glückselige Hoffnung“ auf die Rückkehr des Herrn für die Seinen aufgegeben und infolgedessen unterscheidet sie sich in ihren Zielen, ihrem Streben und ihrem Lebenswandel oft kaum von der Welt. Aber der Herr „ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen“ „zögert (er) die Verheißung nicht hinaus“ und bald werden „bei der letzten Posaune ... die Toten (Gläubige) ... auferweckt werden unverweslich, und wir (die lebenden Gläubigen) werden verwandelt werden“ (1. Kor 15,52). Das ist die undatierte, allgegenwärtige Hoffnung der Kirche. Wenn das „Kommen des Herrn“ für die Seinen geschehen ist, wird die Christenheit, die zurückgebliebenen Zweige, die in den Ölbaum eingepfropft wurden und die nicht an der Güte Gottes geblieben sind, abgeschnitten werden. Nachdem die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, wird die zurückgelassene verdorbene Masse falscher Bekenner das gerechte Gericht Gottes empfangen. Ihre Urteilsfähigkeit wird irregeleitet „darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit“ (2. Thes 2,10–12).

Wenn die Kirche entrückt sein wird und die Nationen, die widernatürlich eingepfropften Zweige, abgeschnitten sind, werden die natürlichen Zweige „eingepfropft werden; denn Gott vermag sie wieder einzupfropfen“. Die kirchliche Epoche ist vorüber, der prophetische Zeitlauf wird fortgesetzt und die noch ausstehende Woche der Prophezeiung Daniels beginnt. Diese Woche beginnt mit den Gerichten, die dem „Tag des Herrn“, bzw. der Errichtung des Messianischen Reiches, vorausgehen. Diese Gerichte können grob in vier unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden.

  1. Die Juden und die übrigen Israeliten werden nach schrecklicher Leidenszeit, denen nur ein Teil entkommen wird, wiederhergestellt. Die Juden, die Christus abgelehnt haben, werden den Antichrist aufnehmen, einen Bund mit dem „kommenden Fürsten“, dem letzten Herrscher der Nationen, eingehen und sein Bild, den „Gräuel der Verwüstung“, der an einem heiligen Ort stehen wird, anbeten. Der treue Überrest, der ebenfalls auf diesem Schauplatz des Bösen und der Gesetzlosigkeit sein wird, wird ganz schrecklicher und anhaltender Verfolgung ausgesetzt sein. Viele von ihnen werden getötet, der Rest lebt im Exil. Es wird eine Zeit unvorstellbarer Drangsal sein, so dass trotz ihrer kurzen Dauer, kein Fleisch errettet werden kann. Dann wird der Herr selbst in Macht und großer Herrlichkeit erscheinen, die Nachfolger des Antichristen mit dem Schwert, das aus seinem Mund hervorgeht, vernichten, sich seiner Gegner entledigen und an seinen Feinden rächen. Das wird für die Nation wie „das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher“ (Mal 3,2). Die, die, „bei seinem Erscheinen bestehen“, der geläuterte Rest, „die aus der großen Drangsal kommen“, „sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem Blut des Lammes“ und werden ein heiliges Volk sein, von Schlacke gereinigt; ihre Richter werden wiederhergestellt und ihre Ratgeber wie am Anfang, und Jerusalem wird „Stadt der Gerechtigkeit, treue Stadt“ genannt werden. „Zion wird erlöst werden durch Gericht, und seine Rückkehrenden durch Gerechtigkeit“ während „Zerschmetterung den Übertretern und den Sündern allesamt (sein wird); und die den HERRN verlassen, werden untergehen“ (Jes 1,25–28). Der auserwählte Überrest Israels wird zurückgebracht, um das Land zu besitzen.
  2. Neben den Gerichten der Läuterung, auf die wir gerade Bezug genommen haben, wird es weitere Gerichte geben, die für diese schreckliche Zeit vorbehalten wurden. Babylon, das verdorbene Gerippe der Christenheit, wird dabei besonders im Fokus stehen. Das Blutvergießen und die Verbrechen, die im Namen Christi begangen wurden, werden dann ihre gerechte Vergeltung erfahren. Das Tier und seine Verbündeten, die einer noch viel schlimmeren Täuschung anhängen, werden die Hure hassen und sie elend machen; die gleiche Macht, die von ihr unterstützt wurde, wird sich nun gegen sie wenden und der Kelch, den sie gemischt hat, wird ihr nun doppelt gemischt.
  3. Der Fall Babylons zeigt das Schicksal des seelenlosen Christusbekenntnisses und des leblosen kirchlichen Organismus, der übrigbleibt, wenn alle wahren Gläubigen in das Haus des Vaters entrückt wurden. Doch durch wen wurde dieses abgefallene, verdorbene System zerstört? Durch das Tier und seine Anhänger, d. h. durch das böse Oberhaupt der Mächte der Nationen, den gottlosen Anführer der Könige der Erde, die „beraten miteinander gegen den HERRN und gegen seinen Gesalbten“ (Ps 2,2). Deren Hochmut und Lästerung werden schließlich dazu führen, dass der Zorn und die Vergeltung Gottes wie Blitze auf die Erde einschlagen. Diese verbündete heidnische Herrschaft ist die dritte Kategorie der Gerichte der letzten Woche. Dieser Zusammenschluss, angeführt durch den Fürsten und angetrieben durch Satan, wird einen Bund mit der Masse der Juden und ihrem falschen Christus eingehen und alle seine Mächte zum Krieg versammeln; wenn Christus in seiner Herrlichkeit zusammen mit den himmlischen Heerscharen erscheint, werden das Tier und der falsche Prophet ergriffen und beide lebendig in den Feuersee geworfen. Danach werden ihre Anhänger mit dem Schwert, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht, vernichtet. Das ist das Ende der „Zeit der Nationen“, dieser Epoche, in der ihnen, da Israel versagt hatte, der Herrscherstab anvertraut war.
  4. Es gibt jedoch noch eine andere Klasse der Gerichte. Die Nationen, denen die Regierung von Gott anvertraut wurde, schließt nicht die Gesamtheit der Völker der Erde ein. Das Zepter ging von Babylon an die Perser, von den Persern an die Griechen, von den Griechen an die Römer und schließlich an den bösen König, dessen Schicksal wir soeben betrachtet haben. Das Bündnis zwischen jüdischer und römischer Herrschaft wird jedoch gegen eine Macht gerichtet sein, die zu dieser Zeit Jerusalem mit Zerstörung droht. Diese Macht, die Gott, wie früher die Assyrer, als Geißel für die untreuen Juden benutzt, wird selbst heimgesucht werden, wenn die Stunde des Gerichts kommt. Wenn die Hälfte der Stadt davongetragen wurde, wird Christus kommen, um sie zu erlösen. Die Belagerer werden vernichtet und der Überrest des Volkes errettet werden.

Das ist der Abschluss der vorläufigen Gerichte. Das Volk wurde geläutert, Babylon verzehrt, die letzte satanische Form der Herrschaft der Nationen zerstört, die Feinde, die Jerusalem zerstören wollten, werden zerstreut und das Reich Christi wird auf der Erde errichtet. Die Heiligen, die geläutert aus der großen Drangsal hervorgehen, werden in sein Reich eingehen. Sogleich wird dann ein großer Feind aufstehen, der den Frieden und die Ruhe des besiedelten Landes ausnutzen will, und das Volk als leichte Beute betrachtet. Dieser Feind wird Gog genannt und es heißt, er sei „vom Land Magog“, „Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal“. Sein Einmarsch wird jedoch nur zu seinem katastrophalen Ende führen (Hes 38 und 39). Der Rest der Nationen wird in unterschiedliche Kategorien eingeteilt und je nach ihrem Verhalten gegenüber „diesen meinen Brüdern“ – der schwache Überrest der Heiligen, der durch die Verfolgung des Tieres und des falschen Propheten völlig entkräftet ist – entweder belohnt oder bestraft werden. Das große Merkmal wird jedoch die Erfüllung aller irdischen Ratschlüsse Gottes in der Person des zweiten Menschen, des Herrn vom Himmel, sein, der allein würdig ist, das Reich zu empfangen und der allein fähig ist, es zur Herrlichkeit Gottes oder zum Segen der Menschen ausschlagen zu lassen. Satan wird in den Abgrund geworfen, während die Braut des Lammes, symbolisch dargestellt in dem neuen Jerusalem, mit Christus tausend Jahre regiert.

Es ist eine ernste Sache, den unheilbaren Hass des menschlichen Herzens gegenüber Gott einmal zu verfolgen. Die tausendjährige gerechte und segensreiche Herrschaft Christi wird nicht ausreichen, um den Menschen zu ändern. Satan wird aus seinen Banden gelöst und die Nationen zur Rebellion anstacheln, nur um dann plötzlich mit Feuer vom Himmel vernichtet zu werden. Mit diesem letzten Ausbruch menschlicher Boshaftigkeit geht die Geschichte der Welt zu Ende. Die Erde wird verbrannt, die Elemente im Brand aufgelöst und keine Stätte wird für sie gefunden werden. Dann werden die Toten, die keinen Anteil an der ersten Auferstehung hatten, auferweckt, nach ihren Werken gerichtet und in den Feuersee geworfen. Satan, der Tod und der Hades, alle werden gleichermaßen vernichtet. Nun, da der letzte Feind weggetan wurde, ist das Werk der Versöhnung, das sich auf dem Blut vom Kreuz gründet, vollendet. Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden geschaffen. Hier wird Gerechtigkeit nicht nur regieren, wie im 1000-jährigen Reich, sondern ihren dauerhaften Sitz haben. Christus, der geherrscht hat „bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ übergibt das Reich seinem Gott und Vater. Gott, der jetzt alles in allem ist, und der nicht länger durch die Schuld der Menschen von ihnen getrennt ist, wird nun sein Zelt bei den Menschen haben.

Das ist also die Zukunft der Welt, aus dem Wort des lebendigen Gottes entnommen. Sind das Dinge, nach denen Gläubige derzeit Ausschau halten? Bei all dem Gerede um modernen Fortschritt, dem Streben nach Verbesserung und Bildung, der Überheblichkeit, die an eine glänzende Zukunft für die Welt glaubt, stellt sich die Frage, ob sie überhaupt die Wahrheit begriffen haben. Ob ihnen bewusst ist, dass das Gericht Gottes über diesem Schauplatz schwebt? Im Rausch des weltweiten Festmahls beachten sie die Hand nicht, die die verhängnisvollen Worte „mene, mene, tekel, upharsin“ an die Wand schreibt. Oder sind sie blind gegenüber der Warnung Gottes? Nein, nähren sie nicht sogar die falschen Hoffnungen der Welt, gegen die sie eigentlich protestieren müssten? Schwimmen sie nicht fleißig mit im Strom des modernen Fortschritts, ohne zu beachten, dass die tödlichen Stromschnellen sie zum Getöse des bevorstehenden Gerichts hinunterziehen werden? Bald, wir wissen nicht, wie bald, wird die Posaune tönen. Ihr Schall wird gehört werden und alle wahren Gläubigen werden für immer bei dem Herrn sein. Was wird dann aus dem modernen Fortschritt werden? Was werden die Früchte dieser ganzen Organisationen und Verbände sein, die etwas aus dieser Welt machen wollen, von der die Schrift gesagt hat, dass sie in Feindschaft gegenüber Gott ist? Die ihren rechtmäßigen Herrn verworfen und gekreuzigt hat? Die aufgeblähte kirchliche Organisation, ihrer Gläubigen beraubt, wird nichts als ein fauler Kadaver sein, gehasst von den Nationen, die sie zu Asche verbrennen. Die laute Feier des Fortschritts, die von der grauenhaften Nachahmung des Christentums zur neusten Neuigkeit des Tages übergeht, wird eine wirksame „Kraft des Irrwahns“ empfangen, „dass sie der Lüge glauben“. Haben wir Gottes Gedanken bezüglich dessen, was geschieht? Sind wir solche, die „auf das Irdische sinnen“, wie die, „deren Ende Verderben“ ist? Lassen wir die Warnungen der Schrift außer Acht und versuchen, etwas zu verbessern, wovon Gott gesagt hat, dass es nicht mehr zu retten ist? Oder haben wir den ersten Menschen aufgegeben und uns an die Seite dessen gestellt, den die Welt verworfen hat? Warten wir mit Ihm auf die Stunde, wenn Er selbst als der zweite Mensch, der Herr aus dem Himmel, der Einzige, der Gottes Segensabsichten ausführen oder Gottes gerechte Herrschaft auf der Erde errichten kann, der Welt wahren Fortschritt und echte Verbesserung bringt?

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