Botschafter des Heils in Christo 1862

Hoffen und Besitzen

Es ist ein großer Unterschied, die Errettung zu hoffen oder sie wirklich zu besitzen. Viele scheinen nie über das Erstere hinauszukommen, während es doch ihr Vorrecht ist, sich über das Letztere zu erfreuen. Wenn das Evangelium in seiner göttlichen Fülle aufgenommen ist, so erweist es sich als die „Kraft Gottes zum Heil“ (Röm 1,16). seine Sprache ist: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren“ (Lk 19,9). Es gibt „seinem Volk Erkenntnis des Heils in Vergebung ihrer Sünden“ (Lk 1,77). In jedem Fall, wenn das Evangelium wirklich erfasst ist, teilt es Frieden und Freude mit. Als der äthiopische Eunuch dasselbe durch die Predigt des Philippus aufgenommen hatte, „zog er seinen Weg mit Freuden“ (Apg 8,39). Der Kerkermeister zu Philippi, „an Gott glaubend, frohlockte mit seinem ganzen Haus“ (Apg 16,34). „Da wir nun sind gerechtfertigt worden aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1). Es könnte nicht das Evangelium, nicht die gute Botschaft Gottes sein, wenn es irgendjemand in Zweifel ließe. Wie könnte Gott den Menschen eine frohe Botschaft senden, um sie in Zweifel zu lassen? Unmöglich. Wenn Gott spricht, so muss sein Wort eine Gewissheit geben, die ihm angemessen ist. Wenn uns eine wahrheitsliebende Person eine Sache erzählt, so sind wir gewiss; und unsere Gewissheit steht im Verhältnis zu der Wahrhaftigkeit des Mitteilers. Wären wir ungewiss, so würden wir einfach seine Wahrhaftigkeit in Frage stellen, oder wir würden wenigstens kundgeben, dass sein Wort nicht hinreichend sei, uns zu überzeugen. „Wenn wir nun das Zeugnis der Menschen annehmen, das Zeugnis Gottes ist größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er über seinen Sohn gezeugt hat. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, hat Ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis, welches Gott über seinen Sohn gezeugt, geglaubt hat. Und dies ist das Zeugnis; das Gott uns das ewige Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in seinem Sohn“ (1. Joh 5,9–11).

Das Evangelium überredet nicht die Menschen, über sich selbst etwas zu glauben. Es fordert mich nicht auf, zu glauben, dass ich ein Christ bin. Es ist ein großer Irrtum, zu denken, dass der Gegenstand des evangelischen Zeugnisses etwas über uns sei; – es ist. etwas über Christus. Es ist etwas, das Gott mir über seinen Sohn erzählt; und wenn ich durch Gnade es glaube, so macht es mich ganz glücklich. Es gibt mir Leben und Gerechtigkeit, Frieden und Freude, Ruhe und Sicherheit. Ich bin berufen, ganz und gar von mir selbst abzusehen, allein auf Christus hin. Der Gegenstand, welchen Gott darstellt, ist sein Sohn; es ist keine Ungewissheit darin. Derjenige, welcher diesen Gegenstand darstellt, ist Gott; es ist keine Ungewissheit darin. Meine Autorität ist das Wort; es ist keine Ungewissheit darin. Sobald ein Mensch den Grund seines Vertrauens oder seines Friedens in sich selbst sucht, hat er sich verirrt. Er versinkt in Zweifel und Verwirrung. Unser Glaubensauge muss unverrückt auf das Wort, auf Christus und auf das Opfer gerichtet sein. Dies wird uns von uns selbst wegbringen und uns mit einem göttlichen Gegenstand erfüllen, in welchem wir alles finden können, was wir bedürfen. Der Teufel wird nie die Zuversicht dessen erschüttern können, der einmal im Evangelium des Christus völlig befestigt war. Es mag Kampf, Versuchung, Schwierigkeit, Druck, Kummer und dergleichen da sein; aber nichts kann den Frieden erschüttern, der wirklich auf das Wort Gottes gegründet ist. Er ist ewig und göttlich. Er hat Teil an dem Charakter jenes Wortes, auf welches er gegründet ist, und an dem Opfer, von welchem jenes Wort Zeugnis gibt. „Die Anbeter sollen, Einmal gereinigt, kein Gewissen mehr haben von Sünden“ (Heb 10,2). das ist einfach. „Einmal gereinigt“ zu sein, bringt alles in Ordnung. „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, als sich die Füße zu waschen, sondern ist ganz rein“ (Joh 13,10). „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, welches ich zu euch geredet habe“ (Joh 15,3).

Es gibt etliche, welche der Meinung zu sein scheinen, dass die Möglichkeit, errettet zu werden, das einzige Resultat des Opfers Christi sei. Die Erkenntnis des Heils, die Gewissheit, errettet zu sein, betrachten sie als Anmaßung, als die Wirkung eines geistlichen Hochmuts als ein sich für besser halten als andere. Es ist aber ein großer Irrtum – ein Irrtum, der dadurch entsteht, dass der wahre Grund der Errettung nicht gesehen und die wahre Autorität des Bewusstseins, dass wir errettet sind, nicht erkannt wird. Jenes haben wir in dem Blut Christi und dieses in dem Wort Gottes. Das eigene Ich hat weder mit diesem, noch mit jenem etwas zu tun. Gott macht uns mit einer „guten Botschaft“ bekannt; Er spricht zu uns von der Errettung durch den Namen Jesu, von der vollkommenen Sündenvergebung durch das Blut des Kreuzes. Jetzt ist die Frage ob Gottes Wort Gewissheit geben kann oder nicht. Wenn Er uns eine frohe Botschaft sendet, sollte sie nicht geglaubt werden; und wenn geglaubt, sollte sie uns nicht fröhlich machen? Wie könnte die frohe Botschaft Gottes uns in Zweifel lassen? Wo Zweifel ist, da wird das Wort Gottes nicht geglaubt, die Fülle Christi nicht gesehen und der Wert seines Blutes nicht erkannt. Das eigene Ich ist der Gegenstand vor der Seele, und darum ist da kein Frieden, keine Freude keine Glückseligkeit, keine Heiligkeit. Die Seele, welche sich in der finsteren Region des Zweifels aufhält, kann weder heilig noch glücklich sein.

Mein teurer Leser, ich bitte dich, nicht zufrieden zu sein, die Errettung zu hoffen. Ruhe nicht, bis du sie besitzest. Adam wusste, dass er errettet war, als Gott ihn bekleidete (1. Mo 3). Noah wusste, dass er gerettet war, als der Herr hinter ihm zuschloss (1. Mo 7,16). Der Israelit wusste, dass er mit dem Blut auf den Türpfosten sicher war (2. Mo 12). Der Todschläger wusste, dass er sicher war, sobald er in die Freistadt eintrat (4. Mo 35). Rahab wusste, dass sie unter der Bedeckung der roten Schnur völlig sicher war (Jos 2). So ist es in jedem Fall; wo Gottes Heilmittel offenbart und sein Wort geglaubt ist, da ist Gewissheit und Frieden. Es ist nicht ein Gegenstand des Hessens, sondern des Besitzens. Es ist Gottes und seines Wortes würdig, dem Herzen, welches Ihm vertraut, einen sicheren Frieden zu geben. Gott hat kein Wohlgefallen daran, irgendeine Seele in Zweifel oder in Ungewissheit zu lassen. Ich soll gerade eine so völlige Gewissheit besitzen, als Gottes Wort mir mitzuteilen im Stand ist.

Möge der Herr dem ängstlichen Leser ein ungekünsteltes Vertrauen auf das göttliche Zeugnis und auf den Wert seines Blutes geben!

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