Botschafter des Heils in Christo 1862

"Meinen Frieden gebe ich euch."

Herrliche Gabe! In dieser Welt hat die Sünde jede Spur von Frieden verwischt. Sie hat in aller Herzen nichts zurückgelassen, als Unruhe und Furcht, oder einen Scheinfrieden, der Seinen Haltpunkt allein in den nichtigen Dingen dieses Lebens hat, und darum durch die geringsten Umstände erschüttert und zerstört werden kann. Wie kann auch in einem Herzen wahrer Frieden sein, wo die Sünde ihre Herrschaft hat? Wie kann er in einer Welt gefunden werden, deren Fürst Satan ist, oder in Dingen, die der Eitelkeit unterworfen sind? Wie kann er endlich in der Entfernung von Gott, der alleinigen Quelle des Friedens, besessen und genossen werden! Nur einer ging im vollkommenen Frieden durch diese friedlose Welt; nur einer ging durch die schwierigsten Umstände, ja, selbst durch den Tod, und nichts konnte seinen Frieden antasten oder erschüttern. Es war Jesus Christus, der Sohn Gottes, der selbst angesichts des schrecklichsten Todes in vollkommener Ruhe zu seinen Jüngern sagte: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Diese köstliche Gabe sollte von jetzt an auch ihr Vorrecht sein. Er selbst musste sie für einen kleinen Augenblick verlassen; aber der Friede, der Ihn im Bewusstsein der Liebe des Vaters, inmitten einer fluchbeladenen Welt, erquickt und erfreut hatte, sollte auch ihr Herz allezeit erquicken und erfreuen. Er ging hin, um durch das Opfer seiner selbst jedes Hemmnis aus dem Weg zu räumen, damit die überströmende Gnade und Liebe Gottes jetzt ohne Störung auf sie herniederfließe, wie auf Ihn, damit der Friede Gottes ebenso völlig ihr Teil sei, wie er das seine war. Sein Herz war nur dann völlig befriedigt, wenn die Seinen sich derselben ununterbrochenen Gunst Gottes erfreuten, worin Er selbst allezeit seine Freude hatte. Anbetungswürdige Liebe!

Jetzt ist sein Werk vollbracht, jedes Hindernis ist beseitigt, und der Strom der göttlichen Gunst und Liebe fließt in vollkommenem Maß auf alle die Seinen hernieder. – Ruht nun dein Glaube, geliebter Leser, mit völliger Gewissheit in dieser gesegneten Wahrheit, in dieser unwandelbaren Liebe Gottes, dann wird auch der Friede, der das Herz Jesu erfüllte, Dich in all den Versuchungen dieses Lebens erfreuen. Nie ist er von Ihm gewichen; denn obgleich Er durch eine versuchungsreiche Welt ging, so war Er doch stets in der Gemeinschaft des Vaters und genoss die Süßigkeit seiner Liebe; und nie wird sein Friede von dir weichen, solange dein Herz in der Gemeinschaft Gottes und im Bewusstsein seiner unveränderlichen Gnade und Liebe hienieden wandelt. Sein Friede wird mit dir gehen durch alle die mannigfachen Umstände dieses Lebens, durch alle Hindernisse und Schwierigkeiten, wird dich aufrechterhalten, wenn alles um dich her wankt und schwankt, wird dich begleiten in deine Familie, in deine Werkstatt und in deine täglichen Beschäftigungen, wird sich mit dir niederlegen und wieder aufstehen und wird deinem ganzen Wandel hienieden die wahre Weihe geben. Ohne Ihn aber sind wir unfähig zu allem; unser ganzes Tun und Lassen ist unsicher und ungesegnet; in keiner Lage, in keiner Stellung handeln wir auf eine würdige Weise. Sobald der Friede Gottes unser Herz nicht regiert, ruhen wir auch nicht in der Liebe Gottes, der Quelle aller Segnung und aller Kraft. – O wie ernst und wichtig ist es deshalb, zuerst und zu jeder Zeit die köstliche Gabe Jesu, seinen Frieden, in unsere Herzen aufzunehmen, ehe wir in irgendeiner Sache, so gering sie auch scheinen möge, vorangehen und handeln. Der Herr selbst aber möge unsere Herzen allezeit auf diese gesegnete Gabe unseres geliebten Herrn richten!

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