Botschafter des Heils in Christo 1862

Des Christen Mundschenk

Der Glaube ist für den Christen dasselbe, was Nehemia für Artaxerxes war (Neh 11,1). Er ist der Mundschenk des Christen, der ihm alle Segnungen der Gnade zuführt. Christus allein ist die Quelle aller Segnungen, und aus Ihm nimmt sie der Glaube und erquickt und erfreut das Herz des Christen. Der Glaube ist gleichsam der Kundschafter, der durch den Geist alle Fülle in Christus entdeckt, und der Seele über alles, was er in Ihm erblickt und erkennt, Bericht erstattet. Durch den Glauben wachsen wir in Christus und verwirklichen das, was in Ihm ist.

Ist aber der Glaube nicht wirksam – o, wie matt und traurig sitzen dann die armen Kreaturen an dem Tisch der Verheißungen! Gleich Hanna weinen sie und essen nicht; ach nein, sie dürfen so dreist nicht sein! Sobald aber der Glaube da ist, dann greift die Seele zu, und genießt in der Tat ein reichliches Mahl. Kein Gericht ist auf dem Tisch – der Glaube muss es kosten. Der Glaube weiß, dass Gott die Speisen nicht aufsetzt, damit sie unberührt gelassen werben, sondern durch eine demütige und doch kühne Gesinnung weiß er, dass er nicht so zudringlich gegen Gott in seinem eigenen Haus sein kann, dass er nicht willkommen wäre. „Ich lebe durch den Glauben des Sohnes Gottes.“

Drei Dinge sind es, welche der Glaube verrichtet, nämlich: „Er reinigt das Herz“ (Apg 15,9), er wirkt durch die Liebe; (Gal 5,6), er überwindet die Welt (1. Joh 5,4). Er wirkt auf die Quelle aller meiner Gefühle und Neigungen. Er äußert seinen heiligenden Einfluss auf alle meine verwandtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Und, endlich, macht er mich zum Überwinder über die Umstände und Einflüsse, welche mich umgeben.

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