1 Timotheus 2 - eine Vers-für-Vers-Auslegung

Vers 14

„... und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung“. (Vers 14)

Der Betrug durch die Schlange

Die Erschaffung der Menschen ist ebenso wenig ein Mythos wie der Sündenfall. Der Bericht im ersten Buch Mose schildert die Dinge so, wie sie tatsächlich stattgefunden haben. Beide – Adam und Eva – waren daran beteiligt. Beide haben sie Fehler gemacht und ihre Stellung verlassen. Eva war nicht „still“, als sie begann, mit der Schlange zu diskutieren. Aber nicht nur das. Der zweite Fehler folgte. Eva übernahm die Führung und setzte sich damit an die Stelle, die ihrem Mann gehörte. Von Adam lesen wir nicht, dass er gesprochen hat. Er schwieg, wo er hätte reden müssen. Und dann zeigte er Führungsschwäche und ließ sich von seiner Frau führen, statt selbst die Initiative zum Guten zu nehmen. So fielen beide in Übertretung.

In Römer 5,15 wird die Übertretung mit der Sünde Adams verbunden. Hier verbindet Paulus sie in seiner Beweisführung mit der Sünde Evas. Wörtlich übersetzt bedeutet „Übertretung“ das „Überschreiten einer Grenze“ oder den „Bruch eines Gebotes“. Genau das war es, was Eva getan hatte. Die benutzte Zeitform weist darauf hin, dass diese in der Vergangenheit liegende Handlung der Übertretung weitreichende Folgen hat, die bis heute bestehen.

Der Grundtext gebraucht für „betrogen“ hier zwei unterschiedliche Worte. Bei Adam wird ein schwächeres Wort gebraucht. Es war ein einfaches Betrügen, bei Eva hingegen war es ein äußerstes Betrügen. Sie wurde durch die List der Schlange verführt (vgl. 2. Kor 11,3). Man könnte sagen, dass sie „durch und durch“ betrogen wurde. Damit ist durchaus nicht gesagt, dass die Schuld Adams geringer war. Er handelt bewusst und überlegt. Aber das ist hier nicht der Punkt. Hier geht es darum, dass Eva den ihr von Gott gegebenen Platz verließ.

Adam war aus Liebe zu seiner Frau gefolgt. Sie hingegen hatte die Führung übernommen und damit die göttliche Ordnung an die Seite gestellt. Sie übernahm die Herrschaft und entschied ohne ihren Mann. So nahm das Unheil seinen Lauf. Gott hatte Eva nicht zur Führerin bestimmt, sondern Adam. Dass sie die Stellung ihres Mannes einnahm, hatte fatale Folgen. Gerade deshalb möchte Gott nicht, dass Schwestern im Haus Gottes eine Leitungsfunktion übernehmen und die Führerrolle, die Gott Adam gegeben hatte. Im Beachten dieses Grundsatzes liegt Segen.

Die Tatsache, dass Frauen in den Zusammenkünften schweigen und nicht lehren sollen, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass Paulus ein „Frauenfeind“ gewesen sei. Sie ist auch nicht typisch christlich. Sie ist überhaupt nicht zeitgebunden, sondern sie geht auf Gottes Willen zurück, der seinen Ursprung bereits in der Schöpfungsordnung findet. Diese Schöpfungsordnung Gottes ist unabänderlich und für alle Zeiten gültig.

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