Vorträge von H.L.Heijkoop 1968-1973 (Zukunft/Versammlung)

Was sagt die Bibel über Versammlung? (4)

Epheser 2,11–22

„Deshalb seid eingedenk, dass ihr, einst die Nationen im Fleische, welche Vorhaut genannt werden von der so genannten Beschneidung, die im Fleische mit Händen geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christum waret, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt. Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst fern waret, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweg getan hatte, auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe, und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater. Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in welchem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geiste“.

Vorgestern sahen wir, was für einen Wert die Versammlung für Gott den Sohn, den Herrn Jesus, hat. „Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben“ (Eph 5,25). Er hat also nicht nur alles, was Er besaß, preisgegeben, verkauft, um sie zu erwerben, sondern Sich Selbst hingegeben, Sich Selbst ewig zum Sklaven gemacht, um sie zu besitzen. Haben wir nicht gestaunt darüber, dass Er solch eine Liebe zu ihr hat und so viel getan hat, um sie zu erwerben?

Gestern Abend haben wir uns dann damit beschäftigt, wie kostbar die Versammlung in den Augen des Vaters gewesen sein muss, dass Er ihr den Herrn Jesus gab, denn nur auf diese Weise konnte sie alles genießen, was der Vater für Sie bereitet hat. Gott hat nicht uns, die Versammlung, dem Herrn Jesus, Seinem Sohn, zum Geschenk gemacht, sondern Er gab uns den Sohn.

Wir haben weiter gesehen, was für Segnungen dadurch unser Teil geworden sind. Alles, was Er Selber besaß, haben wir empfangen: alle geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, und das in Christo Jesu, d. h. in der vollkommensten Form. Wir sind Gottes Kinder geworden, die bei Ihm sein sollten, „tadellos vor ihm in Liebe“, also vollkommen in Übereinstimmung mit dem, was Er in Sich Selbst ist: Licht und Liebe.

In dem eben verlesenen Abschnitt erfahren wir, was die Versammlung für Gott den Heiligen Geist bedeutet. Wenn auch nicht ausdrücklich gesagt wird, dass der Heilige Geist die Versammlung liebt, sehen wir hier doch, was Er für sie getan hat, tut und noch tun wird, so dass wir am Ende dann etwas davon verstehen, welch einen unendlichen Wert die Versammlung für den dreieinigen Gott hat. Und das muss uns doch einen Eindruck davon geben, welch eine wunderbare Sache es ist, ein Glied dieser Versammlung, der Versammlung Gottes, zu sein, zu sehen, welche Vorrechte wir haben und welchen Platz wir in der Liebe und der Gunst des dreieinigen Gottes einnehmen.

Von Vers 11 an hören wir, was das Evangelium ist. Durch das Werk des Herrn Jesus auf dem Kreuz – wir können ruhig sagen, nachdem Er aufgefahren ist in die Herrlichkeit und den Heiligen Geist auf diese Erde gesandt hat – sind wir Gott nahe gebracht. Wir waren „Nationen im Fleische, welche Vorhaut genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleische mit Händen geschieht“. Die Juden nannten uns Nationen im Fleische, „Vorhaut“, und sie taten das mit Recht, denn Israel war nach Abraham und vor dem Tod des Herrn Jesus am Kreuz das einzige Volk, das unmittelbar mit Gott in Verbindung stand. Wir, die Nationen, waren „ohne Gott in der Welt“. Nachdem alle Menschen sich dem Götzendienst zugewandt hatten (1. Mo 11 und Jos 24,2), nahm Gott einen Mann und bildete Sich ein Eigentumsvolk, ein Volk, mit dem Er in besonderer Verbindung stehen wollte. Abraham und seinen Nachkommen gab Er auch alle Seine Verheißungen, so dass alle, die kein Teil an Abraham hatten, d. h. nicht zu dem Volk der Israeliten gehörten, „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“ waren.

Aber dann sehen wir hier, wie durch das Werk des Herrn Jesus alles anders wurde. Wir, die Nationen, waren in jener Zeit „ohne Christum, entfremdet dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt“ (Vers 12). Das war auch unser persönlicher Zustand, bevor wir den Herrn Jesus kennenlernten. Und so steht es mit jedem, der noch nicht mit seiner Sünde und Schuld zu dem Herrn gegangen ist, um Vergebung seiner Sünden zu empfangen. Er ist „entfremdet dem Bürgerrecht Israels“, ein „Fremdling betreffs der Bündnisse der Verheißung“, hat keine Hoffnung, ist ohne Gott in der Welt. Schreckliche Stellung! Wenn hier noch jemand ist, der seine Sünde noch nicht vor Gott bekannt hat, – ich möchte ihn dringend warnen!

Durch das Kreuz sind die Umstände ganz anders geworden – ich meine nicht, was die Stellung eines jeden Ungläubigen betrifft, wohl aber seine Möglichkeiten. Vorher konnte einer aus den Nationen nur mit Gott in Verbindung treten, wenn er Jude, also Proselyt wurde; denn nur mit Israel stand Gott in direkter Verbindung, und in Jerusalem befand sich Sein Haus.

Aber hier kann der Apostel Paulus jetzt, geleitet durch den Heiligen Geist, an Gläubige aus den Nationen schreiben, an uns also – denn ich denke nicht, dass in unserer Mitte bekehrte Israeliten sind; wir werden wohl alle Bekehrte aus den Nationen sein –: „Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst fern waret, durch das Blut des Christus nahe geworden“ (Vers 13). Das Blut des Christus hat uns mit Gott in Verbindung gebracht. Durch Sein Blut hat Er alle, die Ihn im Glauben annahmen – nachdem sie sich erst ihres verlorenen Zustandes bewusst geworden sind und ihn vor Gott bekannt haben – nahe gebracht, indem Sein Blut auf ihre Sünden angewandt wurde. Sein Blut hat ihre Sünden abgewaschen, und Gott sieht sie jetzt als bekleidet mit Ihm, der das wunderbare Werk auf dem Kreuz vollbrachte. „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweg getan hatte, auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe“ (Verse 14–15).

Wenn nun also ein Israelit und auch einer aus den Nationen zu Gott kommt und sie sich da beide als verlorene Sünder sehen, die wissen, dass sie nur aufgrund des unendlichen Erbarmens Gottes gerettet werden können – wie könnte zwischen diesen beiden Feindschaft bestehen? Sie beide erkennen ja an: Es ist dieselbe unendliche Gnade Gottes, die uns errettet. Beide waren wir hoffnungslos verloren. – Dann ist alle Feindschaft beendet, dann gibt es keine Umzäunung mehr. Die Trennung ist aufgehoben; denn beide waren verloren, und beide sind nur durch das Erbarmen Gottes und aufgrund des Werkes des Herrn Jesus gerettet worden. „... und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte“ (Vers 16).

Dann finden wir eine wunderbare Tatsache. „Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen.“ Er, Christus, verkündigte Frieden. Und wem? „Euch, den Fernen“ – d. h. uns, die zu den Nationen gehörten, die keine Israeliten waren, „und Frieden den Nahen“, den Israeliten.

Wenn wir bedenken, wann Er das verkündigte, wird das Wunder größer. Der Heilige Geist spricht hier nicht über das Leben des Herrn Jesus. Als Er auf Erden war, hat Er nur dem Volk Israel und nicht den Nationen gepredigt. Und als Er Seine Jünger aus sandte, diese zwölf, oder auch die siebzig, zwei und zwei, gebot Er ihnen ausdrücklich, nicht zu den Nationen und den Samaritern zu gehen. Sie durften nur den Juden predigen. Und der Herr Selbst hat auf Erden niemals „Frieden den Fernen“ verkündigt und nicht einmal „Frieden den Nahen“. Hier geht es also um das Predigen des Herrn, nachdem Er das Werk am Kreuz vollbracht hatte. Die vierzig Tage zwischen Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt (Apg 1,9) können auch nicht gemeint sein; denn da hat Er nur mit einigen der Seinen gesprochen und Sich nur Gläubigen offenbart. Kein Ungläubiger hat Ihn nach Seiner Auferstehung gesehen – vielleicht die Brüder des Herrn ausgenommen; denn in 1. Korinther 15,7 steht, dass der Herr Jakobus erschien, und in Apostelgeschichte 1,14 lesen wir, dass die Brüder des Herrn bekehrt waren, was wir vorher nie hören. In Johannes 7,5 heißt es sogar, dass sie nicht an Ihn glaubten. Die Brüder des Herrn können also eine Ausnahme bilden.

Aber es geht hier keineswegs um die vierzig Tage zwischen Passah und Himmelfahrt, sondern um die Zeit, da der Herr verherrlicht zur Rechten Gottes thront. Ja, das ist eine wunderbare Tatsache, dass der Herr vom Himmel her Frieden verkündigt – hier steht: „verkündigte“ – „euch, den Fernen, und Frieden den Nahen“. 1. Petrus 1,12 gibt uns dazu die Erklärung: „ ... Dinge ..., die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist, in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren“. Auch 1. Petrus 3,19 gehört hierher, diese oft missverstandene Stelle: „... in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind ...“. Vom Himmel her hat Er gepredigt, damals in Noah; und jetzt tut Er es durch Seine Diener, die hier auf Erden das Evangelium verkündigen, wie 2.Korinther 5,20 so klar sagt: „So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Welche wunderbare Sache! Und ich wende mich wieder an diejenigen unter uns, die den Herrn Jesus noch nicht kennen. In Seinem Namen darf ich euch bitten, euch mit Gott versöhnen zu lassen. Nehmt den Herrn Jesus als Heiland an, und ihr werdet errettet. Ich stehe hier als Sein Gesandter, und ich darf sagen: Der Herr Jesus spricht durch mich. Meine Worte sind Seine Worte; das liegt in Epheser 2,17. Er spricht durch Seine Diener vom Himmel her und lässt durch sie in der Kraft des Heiligen Geistes Sündern die frohe Botschaft verkünden, dass sie gerettet werden können.

Und wir alle, die den Herrn Jesus kennen, haben diese Seine Botschaft gehört, und unser Gewissen kam in das Licht Gottes. Da sahen wir, dass wir verloren waren und nahmen Ihn an. Die Botschaft vom Frieden, die Er verkündigte, drang in unsere Herzen, und so haben wir jetzt Frieden mit Gott (Rö 5,1). Zwischen Gott und uns ist alles geordnet; wir sind nicht mehr ohne Gott, nicht mehr ohne Hoffnung. Gestern Abend haben wir gesehen, dass wir mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet sind, so dass wir jetzt nicht nur nicht mehr „ohne Hoffnung“ sind, sondern dass es keine Segnung gibt, auf die wir noch hoffen könnten und die nicht unser Teil ist. Alle Segnungen, die es in der Ewigkeit nur geben kann, werden ja einst unser Teil sein!

Wir sind mit Gott in der Welt als ein Teil dieser Versammlung, die Gott so liebt und die der Gegenstand aller Liebe des Herrn Jesus ist, ein Teil dieser Versammlung, in der Gott der Heilige Geist wohnt, bis sie, bis wir aufgenommen sind in Herrlichkeit. Und noch in Ewigkeit wird Gott in der Versammlung wohnen, zu der wir gehören, seitdem wir Frieden mit Gott haben und mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind. Das ist es, was in diesen Worten liegt.

„Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Vers 18), nicht nur zu Gott, sondern zu dem Vater, Gott geoffenbart als Vater. Gestern haben wir bereits gesehen, dass wir dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig sein sollen, dass Er uns „zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft“ (Eph 1,5), so dass wir Ihn, den allerhöchsten Gott, jetzt als unseren Vater kennen und als Kinder Ihm nahen dürfen.

„Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen.“ „Der Heiligen“ – ein wunderbares Wort, das vielen Gläubigen fremd in den Ohren klingt. Viele meinen, „Heilige“ seien ganz besondere Menschen; aber Gottes Wort sagt uns, dass es Millionen Heilige gibt. Jeder Wiedergeborene, jeder, der bekehrt ist und im Glauben den Heiland angenommen hat, ist ein Heiliger, „heilig und tadellos vor ihm in Liebe“. Wir sind Heilige, jeder von uns. In den Englisch sprechenden Ländern ist es durchaus üblich, die Gläubigen, wenn man über sie spricht oder schreibt, „Heilige“ zu nennen. Und wir finden im Neuen Testament auch immer wieder, dass die Gläubigen als Heilige angeredet werden.

Wunderbare Tatsache! Wir sind also Mitbürger der Heiligen, d. h. aller Gläubigen auf Erden. Wir alle haben unser Bürgerrecht im Himmel. Und alle, die dem Herrn Jesus angehören, mögen sie nun in Holland, Deutschland, Russland oder Amerika wohnen, haben dasselbe Vaterland, dasselbe Heim; sie sind „Mitbürger“. Das Heim ist das Haus des Vaters, und das Land ist der Himmel. „Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit.“ So sagt Philipper 3,20–21a.

Und dann das zweite: „Hausgenossen Gottes“. Wunderbarer Ausdruck! Hausgenossen Gottes heißt, dass wir in demselben Hause mit Gott wohnen. In etwas anderer Weise finden wir das auch in Johannes 14,23. „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Der Vater und der Sohn wollen Wohnung bei jedem von uns machen, bei jedem persönlich. Sie werden in unseren Häusern wohnen, wenn wir Sein Wort lieben und es bewahren. Wunderbare Tatsache!

Aber hier haben wir noch etwas anderes. Hier haben wir einen Grundsatz in Verbindung mit der Versammlung, der nicht nur, wie Johannes 14,23 hier auf Erden Wirklichkeit sein kann, sondern einen Grundsatz, der für alle Ewigkeit gilt: Wir sind Hausgenossen Gottes, wir sind es schon jetzt. Jeder, der zur Versammlung des lebendigen Gottes gehört, und das sind alle, die Frieden mit Gott haben, ist ein Hausgenosse Gottes und wird es in Ewigkeit sein, „aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ (Eph 2,20–21).

Werden wir da nicht an das erinnert, was wir in Matthäus 16 fanden? Da sagt der Herr: „Auf diesen Felsen“ – Ihn Selbst als den Sohn des lebendigen Gottes – „will ich meine Versammlung bauen“ (Vers 18). Nun, ein Haus wird gebaut. Ein Leib wird wohl auferbaut, aber nicht gebaut. Der Herr Selbst wollte dieses Haus bauen, und Petrus sollte ein Stein darin sein. In seinem ersten Brief beschreibt Petrus dann, wie der Herr baut. „Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Steine, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst, als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum...“ (1. Pet 2,4–5a).

Matthäus 16 sagt uns, worauf der Herr die Versammlung bauen würde, nämlich auf Sich Selbst als Gott den Sohn, als den Sohn des lebendigen Gottes, den Felsen, so dass des Hades Pforten sie nicht überwältigen würden. Das Gebäude, das Er baut, ist ein ewiges Haus, das weder durch die Zeit noch durch den Tod angetastet werden kann. Zunächst bildet der Herr die Steine. Wie Er mit Petrus tat, als Er sagte: „Du bist Petrus“, d. h. ein Stein, so handelt Er auch mit jedem einzelnen von uns. Nein, von Natur sind wir keine Steine. „Staub bist du“, sagt Gottes Wort, „und zum Staube wirst du zurückkehren“ (1. Mo 3,19b). Aber wenn wir im Glauben zu dem lebendigen Felsen kommen, zu Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes, dann gibt Er uns von Seiner Eigenart. Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, hat ewiges Leben empfangen. Und 1. Johannes 5,20 sagt, dass der Herr Selbst das ewige Leben ist. „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Und Kolosser 3,4 bestätigt, dass Christus unser Leben ist: „... euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird,...“

Nun, Christus ist der Felsen. Wenn ich den Felsen als mein Leben habe, dann bin ich also ein Stein geworden; denn der Felsen hat mir von seiner Eigenart mitgeteilt. So ist jeder, der wiedergeboren und zu dem Herrn gekommen ist, von Staub zu einem Stein geworden; er ist ein lebendiger Stein. Und Christus nimmt diese Steine und baut mit ihnen „ein geistliches Haus“. Schon 1900 Jahre ist Er damit beschäftigt, und Er wird bauen, bis der Tempel vollendet ist. Wenn der letzte Sünder in dieser Zeit der Gnade bekehrt und wiedergeboren ist und „das Evangelium eures Heils“ geglaubt hat, ist das Haus vollendet, und dann wird es in den Himmel, in die Herrlichkeit aufgenommen werden, um dort ewig die Wohnstätte Gottes zu sein.

Ist es nicht ein wunderbares Vorrecht, erstens, dass wir lebendige Steine sind, die die Eigenart dieses Felsen, Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, bekommen haben, indem wir wiedergeboren sind und ewiges Leben empfangen haben – und dann zweitens, dass wir durch Christus Selbst auf diesen Felsen aufgebaut werden? Dieser Felsen ist das Fundament, die Grundlage der Apostel und Propheten. Jesus Christus Selbst bildet auch den Eckstein, und darauf werden wir aufgebaut, Stein auf Stein, bis der Bau vollendet ist.

Dann finden wir, dass das Haus Gottes aufgenommen wird in Herrlichkeit. In Offenbarung 21, wo wir den ewigen Zustand sehen, wird über diesen Tempel gesprochen. „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel hernieder kommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte – oder, wie in der Fußnote steht: das Zelt – Gottes bei den Menschen!“ (Vers 2–3a).

Die Hütte Gottes ist bei den Menschen, und auch in diesem Sinn ist der Ausdruck „Hausgenossen Gottes“ zu verstehen. Wir sind das Haus, in dem Gott in alle Ewigkeit wohnen wird. Jedes Kind Gottes wird ein Stein dieses Haus sein. Erkennen wir darin nicht, was für eine wunderbare Sache die Versammlung ist, die Versammlung Gottes, von der Apostelgeschichte 20,28 sagt, dass Er sie Sich erworben hat „durch das Blut seines Eigenen“?

Wir könnten nun fragen: Müssen wir also bis zur Entrückung warten, um die Wohnung Gottes zu werden? Es ist wirklich so, wie Epheser 2,21 sagt, dass der Tempel Gottes „wächst“. Jeden Tag werden noch Steine hinzugefügt, und wenn der letzte Sünder im Glauben den Herrn Jesus angenommen hat, ist der Bau vollendet. Aber in demselben Augenblick wird er auch aufgenommen in Herrlichkeit. Gestern sahen wir ja schon, dass auch die Versammlung als Leib Christi nach dem Ratschluss Gottes erst dann vollendet ist. Die Glieder am Leibe Christi sind lebendige Steine am Hause Gottes. Und so werden sie dann das Haus, die Wohnung Gottes im Himmel sein.

Aber bedeutet das, dass wir jetzt nicht Gottes Wohnung sind und erst Hausgenossen Gottes werden, wenn der Herr kommt, um die Versammlung aufzunehmen? Dann wären wir ja ein Teil eines Hauses im Aufbau, eines noch nicht fertigen Hauses, das auch noch nicht wirklich bewohnt wird. Nach Vers 21 ist das tatsächlich so. Aber dann folgt Vers 22: „In welchem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geiste.“ Es ist also wie bei dem Leib Christi nach dem Ratschluss Gottes, wie er in Ewigkeit sein wird. Der Leib ist noch nicht vollkommen und dennoch kein Invalide. Er ist insofern vollständig, als er in jedem Augenblick aus den Gläubigen besteht, die dann gerade auf Erden leben. Und so ist er auch vollkommen mit dem verherrlichten Herrn im Himmel vereinigt. So wird auch das Haus Gottes als ein Haus gesehen, das jetzt schon vollendet ist. Es wird gebildet von allen wahren Gläubigen, die in einem bestimmten Augenblick auf Erden leben. Sie sind das Haus Gottes, das hier „eine Behausung Gottes im Geiste“ genannt wird.

In 1. Korinther 3,16 finden wir das bestätigt. „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ In 1. Korinther 3 geht es nicht um jeden einzelnen Gläubigen, wohl aber in 1. Korinther 6. Da wird jeder Gläubige persönlich angesprochen. „Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ (Vers 19) Der Leib eines jeden Gläubigen, eines jeden Kindes Gottes, ist der Tempel des Heiligen Geistes. In dem Augenblick, da ich das volle Evangelium annahm, also Frieden mit Gott empfing, kam der Heilige Geist, um in mir Wohnung zu machen. Vom Pfingsttage bis zur Entrückung wohnt der Heilige Geist so in jedem Gläubigen. Natürlich hat er von Anfang an auf Erden gewirkt. In 1. Mose 1,2 hören wir schon von dem „Geist Gottes“, und wir können ruhig sagen: Alles, was Gott gewirkt hat und wirkt, tut Er durch den Heiligen Geist.

Wenn wir Gottes Wort genau lesen, werden wir finden, dass der Vater, wenn ich so sagen darf, die Pläne macht, der Sohn diese Pläne ausführt, es aber tut in der Kraft des Heiligen Geistes. Man kann also sagen, dass alles, was es an Gutem in der Welt gab und gibt, nur durch den Heiligen Geist gewirkt ist. Kein Sünder kommt zur Erkenntnis seiner Sünden und wird wiedergeboren, es sei denn durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Um im Glauben den Herrn Jesus annehmen zu können, bedarf er der Kraft des Heiligen Geistes. In 1. Korinther 12,3 steht sogar, dass kein Ungläubiger „Herr Jesus“ sagen kann, als nur in der Kraft des Heiligen Geistes. Nur dann, wenn der Heilige Geist ihm die Kraft gibt, kann er es tun. Damit ist nicht gesagt, dass er bekehrt ist. Ein Ungläubiger kann sehr wohl mir zu Gefallen „Herr Jesus“ sagen, aber nur, weil der Heilige Geist ihm die Kraft dazu schenkt. Vom Teufel wird er sie jedenfalls nicht erhalten. Satan wird den Herrn Jesus niemals „Herr“ Jesus nennen, wenn seine Dämonen Ihm auch sagen, dass Er der Heilige Gottes sei. Aber nie sagen sie „Herr“ zu Ihm. Sie wollen Seine Herrschaft nicht anerkennen. Und so sagt Gottes Wort, dass alles Gute auf Erden nur durch den Heiligen Geist gewirkt ist.

So findet auch die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist statt. „Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde“, sagt der Herr in Johannes 3,5. Das ist allerdings etwas ganz anderes als die Innewohnung des Heiligen Geistes. Die finden wir in Apostelgeschichte 2, als der Heilige Geist aus dem Himmel kam. Es wäre wohl zuviel gesagt, wollte man behaupten, dass der Heilige Geist hier zum ersten Mal auf diese Erde kam; denn als der Herr Jesus getauft wurde, kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Ihn. Der Herr wurde ja auch aus dem Heiligen Geist geboren. Und Johannes 3,34 sagt uns in Verbindung mit Ihm: „ ... denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß“. Gott war in Christo hier auf Erden. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ sagt Johannes 1,14. Für die Menschen jedoch war der Pfingsttag der erste Tag, an dem der Heilige Geist auf die Erde kam (Apg 2).

Wir haben gestern gesehen, dass Er seither auf zweierlei Weise hier auf Erden wohnt; einmal in jedem einzelnen Gläubigen, wie 1. Korinther 6, 19 sagt: „Wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ In 1. Korinther 12,12–13a lesen wir dann, dass der Heilige Geist auch kam, um die Gläubigen untereinander und mit Christus zu verbinden. „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch der Christus. Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen.“ Der Heilige Geist taufte die zerstreuten Gläubigen zu einem Leibe, so dass sie von diesem Augenblick an diesen einen Leib bilden, den Leib des verherrlichten Herrn im Himmel – der zwar auf Erden, aber nicht irdisch ist.

Gott der Heilige Geist ist es also, der alle Gläubigen miteinander verbindet, und wenn Gott der Heilige Geist die Kette ist, wie untrennbar muss ich dann mit jedem Gläubigen verbunden sein! Aber der Heilige Geist hat auch jeden einzelnen Gläubigen und alle zusammen mit Christus verbunden. Und wenn Gott der Heilige Geist das Band ist, das die Versammlung mit Christus verbindet, dann muss das wohl ein untrennbares Band sein. So kann das Haupt, Christus, nie von Seinem Leibe, der Versammlung, geschieden werden.

Der Heilige Geist fügte also alle Gläubigen, alle lebendigen Steine, zusammen zu einem Haus, und seitdem wohnt Er darin. Er wohnt in der Versammlung; sie ist die „Behausung Gottes im Geiste“. Das ist eine wunderbare Tatsache. Und hier haben wir also das Dritte, weshalb Gott der Heilige Geist aus dem Himmel hernieder kam. Viertausend Jahre lang hatte Er auf Erden gewirkt, aber niemals da gewohnt. Und jetzt wurde Er durch den Vater und den Sohn auf die Erde gesandt (Joh 14 und 15). Und warum? Nicht um Sünder zur Bekehrung zu bringen; das hatte Er vorher auch getan, und in dieser Weise wirkt Er noch jetzt. Er kam, um die Versammlung zu bilden, sie zu diesem einen Leibe, dem Leibe Christi, zu taufen, und sie als ein Haus zusammenzubringen; denn Er wollte hier wohnen. Wenn man auf Erden wohnen will, braucht man ein Haus. So wurde die Versammlung eine „Behausung Gottes im Geiste“ (Eph 2,22). „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1.Kor 3,16)

Ja, es ist eine wunderbare Tatsache: Gott der Heilige Geist wohnt in meinem Leibe, mein Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes. Welchen Einfluss wird das auf mein praktisches Verhalten haben, wenn ich das bedenke! Wenn ich das in meinem Herzen verwirkliche, wie werde ich dann darauf achten, dass ich meinen Leib nicht für sündige Dinge gebrauche! Kann ich mit dem Tempel des Heiligen Geistes Sünde betreiben, um Gott zu entehren und den Namen Christi zu lästern? Das ist unmöglich, wenn ich mir dessen bewusst bin.

Darum wird auch gerade in diesem Kapitel sittliche Verfehlung so besonders ernst verurteilt. „Wisset ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich denn die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Das sei ferne! Oder wisset ihr nicht, dass, wer der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?,Denn es werden', spricht er,,die zwei ein Fleisch sein.' Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Hurerei! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber hurt, sündigt wider seinen eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leibe“ (1.Kor 6,15–20). Ein wunderbares Vorrecht: mein Leib ein Tempel des Heiligen Geistes. Wie sollte dieses Bewusstsein mein ganzes Leben prägen, so dass ich meinen Leib nur dem Heiligen Geist zur Verfügung stelle, damit Er ihn gebrauchen kann, um den Herrn zu verherrlichen!

Aber unser Thema ist nicht unser Leib als der Tempel des Heiligen Geistes, sondern die Versammlung als der Tempel des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wohnt ja nicht nur in mir persönlich und in jedem Kind Gottes, sondern auch in der Versammlung insgesamt. Er hat alle Gläubigen miteinander verbunden. Ja, man kann sagen: Der Herr Jesus baut die Versammlung; aber Er tut es in der Kraft des Heiligen Geistes. Und in diesem Hause, das der Herr baut, wohnt Gott der Heilige Geist.

Er wird die Versammlung sicher durch die Wüste führen, bis zum Ziel. Im Bilde sehen wir das in 1. Mose 24, wo Abrahams Knecht nach Mesopotamien geht, um eine Braut für den Sohn seines Herrn heimzuführen. Er sucht in ihr die Charakterzüge Isaaks zu finden, um sicher zu sein, dass sie eine würdige Braut für Isaak ist, weil sie ihm in seinem Charakter entspricht. Er schmückt sie und macht sie reich mit den Reichtümern Isaaks, um sie dann durch die Wüste zu Isaak zu führen, wo sie sein Weib wird.

Da sehen wir, was der Heilige Geist tut. Und wir erkennen, welchen Wert die Versammlung für Gott den Heiligen Geist hat. Für sie kam Er aus dem Himmel, um sie zu bilden und durch diese Welt zu führen, um sie zu bewahren und zu leiten. Darum wohnt Er hier auf Erden in ihr; sie ist die „Behausung Gottes im Geiste“.

Aber ist es nicht auch so, wie Galater 5,17 sagt: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch ..., auf dass ihr nicht tuet, was ihr wollt“! Wenn Gott jedoch in mir wohnt, könnte ich dann meinen eigenen Weg, gehen und das Steuer meines Lebens selbst in die Hand nehmen? Kann ich dann Pläne machen und Gott den Heiligen Geist, der in mir wohnt, gebrauchen wollen, um meine Pläne auszuführen? Wir fühlen, dass das unmöglich ist. Wenn Gott der Heilige Geist in mir wohnt, dann ist Er es, der die Führung in meinem Leben haben muss. Dann muss Er meinen Leib gebrauchen können, wie Er will. Dann muss Er mich gebrauchen können, und darum sagt Galater 5,17 auch nicht: „ ... auf dass ihr nichts Böses tut“, sondern: „ ... auf dass ihr nicht tuet, was ihr wollt“. Wenn Gott der Heilige Geist in mir wohnt, dann kann nur ein Wille in meinem Leben maßgebend sein, und das ist Sein Wille, nicht der meine.

Wenn wir dann die Versammlung Gottes als den Tempel des Heiligen Geistes verstehen lernen und dessen eingedenk sind, dass der Heilige Geist in ihr wohnt, könnte dann dort irgend jemand außer Ihm Autorität für sich beanspruchen? Wohl bleibt es wahr, dass Christus das Haupt des Leibes, der Versammlung, ist. Aber der Heilige Geist hat Sich in Seiner wunderbaren Gnade Selbst in den Dienst des verherrlichten Menschen im Himmel gestellt. Der Herr sagt ja in Johannes 15,26: „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.“ Und Johannes 16,13–14 macht klar, dass der Heilige Geist nicht aus Sich Selbst reden wird; „ ... denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen“. Er wird nicht über Sich Selbst sprechen, und nicht einmal aus Sich Selbst. Er hat Sich herabgelassen, um nur die Ehre des Herrn Jesus zu suchen, so wie auch der Sohn, als Er auf die Erde kam, nur auf die Ehre des Vaters bedacht war. Wenn der Heilige Geist jetzt also in der Versammlung wohnt und die Leitung, die Führung hat, steht Er im Dienst des Herrn Jesus, der auf diese Weise Seine Autorität in dem Leibe ausübt.

Aber wir verstehen, dass das nichts an dem Grundsatz ändert. Wenn Gott der Heilige Geist in der Versammlung wohnt, wer würde es dann wagen, die Autorität an sich zu reißen? Wer würde es sich dann anmaßen, die Führung zu übernehmen? Wohl kann sich ein Bruder für einen bestimmten Zweck durch den Heiligen Geist gebrauchen lassen, so dass er also ein Werkzeug in der Hand des Heiligen Geistes ist.

Wenn Christus das Haupt des Leibes ist, dann kann es, wenn der Leib wirklich gesund ist, an nichts mangeln. Bevor Er, das verherrlichte Haupt im Himmel, in das Vaterhaus zurückging, sagte Er zu Seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Mt 28,18). Gott hat Ihn über alle Mächte im Himmel und auf Erden gesetzt, und wenn wir Ihm in der Versammlung die Freiheit geben zu wirken, werden wir alles empfangen, was wir brauchen. Nach Seiner Weisheit und Liebe, nach der Fülle Seiner Gnade wird Er uns darreichen, so wie wir in Epheser 4,16 sahen: „... aus welchem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maße jedes einzelnen Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“.

Es ist wie mit unserem eigenen Körper: Wenn er gesund ist, ist alles miteinander in Harmonie. Wenn wir genug Nahrung bekommen, wächst alles, geht alles glatt. Dann spürt man gar nicht, dass man ein Herz, dass man einen Magen hat. Dann ist alles gesund. Aber wenn ein Glied krank wird, ändert sich die Sache. Die Blutzufuhr kann gestört sein, und es stirbt ab. Wenn die Anweisungen des Gehirns nicht mehr ausgeführt werden, gerät alles in Unordnung. Nur wenn ich krank bin, leidet der Leib Mangel.

Wenn wir uns in der Versammlung Gottes alle als Glieder am Leibe Christi betragen würden, wie 1. Korinther 12,21 sagt, dass wir einander alle nötig haben, wäre der Leib gesund. Das Auge kann nicht zu dem Ohr sagen: Ich brauche dich nicht, ebenso wenig wie der Mund das zur Nase sagen könnte. Wenn wir alle unserer Verantwortlichkeit gegenüber dem Leibe entsprechen würden, und vor allem nur dem Haupt die Leitung gäben, würde es im Leibe Christi nie Mangel geben. Jeder würde die richtige geistliche Nahrung empfangen. Dann würde der Leib Christi wachsen und als ein gesunder Leib, als der Leib Christi hier auf dieser Erde sichtbar sein. Jeder in dieser Welt würde dann Christus in Seinem Leibe erkennen. Und wir alle sollten geistlich gesund sein, geistlich wohl genährt, weil Christus ja für alles sorgen will.

Nur weil der Leib krank ist, nur weil wir oft nicht auf das Haupt Acht geben und eigenen Gedanken folgen, so dass Christus Sein Werk nicht tun kann – und das ist der Beweis dafür, dass wir krank sind – leiden wir oft an geistlicher Unterernährung. Unsere Herzen sind dann leer und kalt. Der Leib funktioniert nicht so, wie es sein sollte, weil ein Glied von einem anderen meint: Wir brauchen dich nicht! ja, weil manches Glied sich selbst nicht einmal bewusst ist, ein Glied am Leibe zu sein.

Wenn Gott der Heilige Geist in der Versammlung wohnt und frei ist zu wirken, wie Er will, kann dann im Hause Gottes Mangel herrschen? Können wir dann unterernährt sein? Steht Ihm nicht alles zu Gebote? Was könnte Seine Hilfsquellen begrenzen, wenn wir Ihm volle Freiheit lassen? Kann Er nicht in allen Nöten helfen und jedem geben, was er braucht? Kann Er nicht bewirken, dass das Haus wächst und alle Zeichen der Gesundheit aufweist? Er kann es tun, wenn wir kein Hindernis sind, wenn wir Ihm als Dem, der alles leiten will, Rechnung tragen.

Wir wollen uns doch selber einmal fragen: Wenn Gott der Heilige Geist in der Versammlung wohnt, kann es dann sein, dass ein Mensch seinen eigenen Willen durchsetzt oder hunderttausend Menschen gemeinsam sagen: „Wir wollen bestimmen, wie es in dem Hause Gottes zugeht. Wir wollen bestimmen, mit wem wir Gemeinschaft haben und wer den Dienst tut“? Wir fühlen, dass Gott der Heilige Geist nur Segen geben kann, wenn man Ihm den Platz einräumt, der Ihm zukommt, den Platz des Befehlens. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck; die Sprache des Neuen Testaments ist ja die der Liebe, und einer, der liebt, sucht die Wünsche des anderen zu erfüllen. Für ihn gilt: Dein Wunsch ist mir Befehl.

Dieser Gedanke sollte doch sicher für mein Verhältnis zu dem Herrn Jesus, dem Sohn Gottes, der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat, und gegenüber Gott dem Heiligen Geist, der mich zur Bekehrung und Wiedergeburt brachte, bestimmend sein. Der Heilige Geist gab mir die Kraft, den Herrn Jesus anzunehmen. Er versiegelte und salbte mich dann, so dass ich Einsicht in das Wort Gottes bekam (1. Joh 2,27) und es nun vor Gott feststeht, dass ich Sein Eigentum bin und nicht mehr ein Sklave Satans. Und jetzt wohnt der Heilige Geist in mir, um mich durch die Welt zum sicheren Ziel, dem Vaterhaus, zu führen.

Wenn das mein Herz erfüllt, werde ich dann nicht, wie man im Holländischen sagt, stets auf bloßen Knien dafür danken, dass Er so viel für mich getan hat? Verstehen wir dann nicht, dass Er die Führung haben muss? Und werden wir sie Ihm dann nicht gern übergeben, jeder persönlich, aber auch gemeinsam als Versammlung? Ja, dann ist es selbstverständlich, dass Er der einzige ist, der in den Zusammenkünften der Versammlung führen darf, der Einzige, der die Freiheit hat zu tun, was Er will und zu gebrauchen, wen und wozu Er will und dass kein Mensch dieses Recht für sich beanspruchen darf. Und es ist klar, dass, wenn wir Ihm, dem Heiligen Geist, diese Freiheit nicht geben, Er Seinen Dienst, Sein Werk der Liebe in göttlicher Weisheit an uns nicht tun kann, und dass wir dann Mangel leiden; denn Er allein weiß, was gut und richtig für uns ist.

Auf der einen Seite ist die Versammlung, der Leib, also mit dem Haupt im Himmel verbunden und auf diese Weise in Ihm schon im Himmel, während unsere Leiber noch auf Erden sind. Wir können jetzt bereits im Glauben die himmlischen Dinge in Besitz nehmen.

Aber eine zweite Sache ist die, dass Christus in Seinem Leibe hier auf Erden wohnt. Als der Herr geboren war, legte man Ihn in eine Krippe. Während Seines Lebens auf Erden hatte Er keinen Platz, wo Er das Haupt niederlegen konnte, und als Er starb, erhöhte man Ihn von dieser Erde. Man wollte Ihn nicht und sagte Ihm: Geh dahin zurück, woher du gekommen bist! Aber Gott wünscht, dass Er einen Platz hier auf Erden hat bis zu der Zeit, da die ganze Erde Ihm zu Füßen liegen wird und jedes Knie sich vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist. Darum ist die Versammlung auf der Erde, der Leib Christi, und in Seinem Leibe wohnt Er hier. So wie wir in Ihm im Himmel sind, ist Er in uns hier auf der Erde, in Seinem Leibe.

Gott schuf einst Himmel und Erde. Im Garten Eden kam Er zu Adam und verkehrte da mit ihm. Aber wir finden sehr bald, dass Adam Satan gehorchte und nicht Gott. So machte er sich zum Sklaven Satans und brachte dadurch auch sein Erbteil – Gott hatte ihn ja nach Seinem Bilde geschaffen, und als Gottes Stellvertreter beherrschte, verwaltete er die Erde – mit in die Knechtschaft Satans. Die Menschen verwarfen Gott, und so wurde Satan der Fürst dieser Welt. Wir hören, dass selbst Tarah, der Vater Abrahams, ja sogar das Geschlecht Sems, das Gott Sein Geschlecht nannte, den Götzen diente (Jos 24,2b). So war Satan nicht nur ihr Fürst, sondern auch ihr Gott. Der Herr sagt ja in Johannes 12,31, dass Satan der Fürst dieser Welt sei. Aber in 2. Korinther 4,4 wird er der Gott dieser Welt oder dieses Zeitlaufs genannt. Johannes 12,31 gebraucht das griechische Wort kosmos, d. i. Weltall; damit ist das ganze Erschaffene, das Materielle, die Welt im allgemeinen gemeint. Satan ist der Fürst dieses Weltalls.

2. Korinther 4,4 dagegen spricht von aion. Das ist auch die Welt, aber in Verbindung mit der Zeit, weshalb es auch häufig mit Zeitlauf übersetzt wird – die Elberfelder Übersetzung hat es in der Fußnote. Aion bezieht sich auf den geistlichen Charakter dieser Welt, auf das Zusammenleben der Menschen. Wir können sagen, dass die „Welt“ in diesem Sinn mit Nebukadnezar begann, aber noch viel klarer nach dem Kreuz; denn da zeigte der Zeitlauf erst seinen wirklichen Charakter. Da, bei dem Kreuz, gelang es Satan, die ganze Welt – die politische Macht der Römer, die religiöse Welt (die Juden) sowie die Welt der Wissenschaft und Künste (die Griechen) gegen den Christus zu vereinen.

Da nahm Satan auch die materielle Welt zu Hilfe: das Holz und das Eisen, um Christus zu kreuzigen, zu verspotten, Ihn zum Tode zu bringen. Da wurde klar, dass der Mensch sich willig, freiwillig in die Macht Satans begab, um ihm zu dienen. Und es war nicht nur so, dass sie Gott verwarfen, den Sohn Gottes, sondern sie machten Satan zum Gott, um ihn anzubeten. Seit der Zeit ist er der Gott dieser Welt in ihrem moralischen Charakter, und er wird es sein bis zu dem Augenblick, da der Herr Satan binden und Er hier auf diese Erde kommen wird, um Sein Reich zu errichten, wenn jedes Knie sich vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Gott ist.

Gott behauptet Seine Rechte. Er gibt Seine Ansprüche auf diese Erde, auf die Welt nicht preis. Er wird den Herrn Jesus senden, um das Böse zu vernichten und im Namen Gottes zu regieren, bis alle Feinde unter Seine Füße gelegt sind (1. Kor 15,25). Dann wird der Herr Jesus das Reich dem Vater übergeben, „auf dass Gott alles in allem sei“ (Vers 28). Das ist dann der ewige Zustand (Off 21), wo Gott bei den Menschen wohnt (Vers 3). Da ist keine vermittelnde Regierung mehr nötig; denn die Sünde ist hinweg getan, und alle Feinde sind vernichtet. Alles Böse ist an einem Ort, dem Feuersee, eingeschlossen, so dass das ganze Weltall wieder in vollkommener Harmonie mit Gott steht, so wie Kolosser 1,19–20 sagt: „... denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm (Christus) zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“ Das wird dann erfüllt sein.

Aber wir wissen, warum Gott den Herrn jetzt noch nicht gesandt hat. Wir haben es in 2. Petrus 3,9 gelesen: weil Er langmütig ist und nicht will, dass einer verloren gehe. Darum bietet Er noch Gnade an und hält das Gericht zurück. Weil noch Menschen gerettet werden sollen, ist das Böse noch nicht niedergeschlagen, sind die Feinde des Herrn noch nicht zu Seinen Füßen gelegt. Darum können Menschen Gott noch lästern. Darum können sie noch ihren eigenen Willen tun und Satan dienen. Satan kann die Menschen noch beherrschen und versuchen, seinen Willen durchzusetzen – solange Gott es zulässt; denn wie wir bei Hiob sehen, ist Satan am Ende nur ein Werkzeug in der Hand Gottes. Gott gebraucht ihn gegen seinen eigenen Willen. Satan handelt zwar aus der Fülle seiner Bosheit heraus, aber in Wirklichkeit kann er nichts ohne den Willen Gottes tun. Wir sahen das schon in Sacharja 6: die Pferde, ein Bild der Regierungen hier auf Erden, laufen scheinbar frei dahin. Sie können jedoch nur geradeaus laufen, da sie durch zwei Berge von Erz eingeengt werden. Sie können weder nach rechts noch nach links ausbrechen. Wenn sie selber auch meinen, dahin zu gehen, wohin sie wollen, bestimmen doch die Ratschlüsse Gottes ihren Weg. Äußerlich betrachtet jedoch regiert Satan hier auf Erden, wie es in Offenbarung 13 besonders deutlich wird. Gott regiert jetzt nur in Seiner Vorsehung, in Seinen Ratschlüssen, nicht offen sichtbar vor allen Menschen.

Aber Gott will ein Zeugnis auf Erden haben. Er will, dass die Welt ganz sicher sein kann oder jedenfalls ein Zeugnis dafür hat, dass Er Seine Rechte als Gott nicht preisgibt und dass alle Ihm dienen sollten. Darum gibt es dieses Haus hier auf Erden, in dem Gott wohnt. Wenn die Welt auch gesagt hat: Wir wollen dich nicht!, so hat Gott hier doch einen Ort, wo Er wohnt und wo Er Seine Rechte ausübt. Dort will Er ruhen, wie Psalm 132,14 in Verbindung mit Zion sagt: „Dies ist meine Ruhe immerdar; hier will ich wohnen“; denn Gott kann nur da wohnen, wo Er ruhen kann, und Er kann nur da ruhen, wo Er Gott sein kann. – Ebenso wenig kann ja der Herr Jesus da Ruhe finden, wo Er nicht Herr sein kann, wo man Seine Rechte nicht anerkennt. Und so wohnt Gott der Heilige Geist jetzt auf Erden in Seinem Hause; da will Er ruhen als ein Zeugnis auch gegenüber der Welt, dass Er Gott ist und herrschen will, dass jeder nur zu tun hat, was Er sagt und seinen Platz als Geschöpf gegenüber dem Schöpfer einzunehmen hat.

Da haben wir also die Gegenseite dieses wunderbaren Vorrechtes, dass wir die Behausung Gottes auf Erden sind und dass Gott der Heilige Geist in der Versammlung wohnt. Welch ein Vorrecht! Gott wohnt in unserer Mitte; wir sind schon jetzt hier auf Erden Hausgenossen Gottes, wie wir es ewig sein werden. Das bedeutet für uns unendlichen Segen, allerdings nur, wenn Gott der Heilige Geist Gott sein kann, d. h. wenn wir geneigt sind, unseren Platz als Geschöpfe einzunehmen, so dass wir in allem Ihm die Führung überlassen und uns Ihm zur Verfügung stellen.

Da sehen wir aber auch unsere Verantwortlichkeit, die mit dieser wunderbaren Tatsache in Verbindung steht, dass die Versammlung das Haus Gottes ist, das Haus, in dem Gott wohnt. Auch in dem Leib Christi sollte die Welt ja Christus sehen und erkennen, wer Er ist. Aus der Versammlung sollten sie lernen, wie der Mensch zu Christus stehen sollte, was sie später gezwungenermaßen tun werden, wenn sie ihre Knie vor Ihm beugen müssen und bekennen, dass Er Herr ist.

Die Versammlung sollte die Welt auch lehren, wie ein Geschöpf sich Gott gegenüber zu betragen hat: dass der Mensch Ihm dienen und Ihm ganz zur Verfügung stehen sollte. 5. Mose 6,5 sagt ja: „Und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Kraft.“ Also mit allen ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten sollten sie für Ihn da sein, nur Werkzeuge in Seiner Hand. Und in 1. Thessalonicher 1,9 hören wir, dass die Heiden von den gläubigen Thessalonichern erzählten, dass sie sich von den Götzen bekehrt hatten, „um dem lebendigen Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“. Die Heiden erzählten das; die Thessalonicher waren demnach ein deutliches Zeugnis von dem Hause Gottes.

Und das ist wirklich das Ziel, das Gott mit unserer Bekehrung hat: dass wir Ihm dienen. Das Haus Gottes, in dem Gott der Heilige Geist wohnt, sollte dies darstellen. Wunderbares Vorrecht! Wir dürfen damit ein Zeugnis für alle Ungläubigen sein, ein Zeugnis für die Welt, aber auch ein Zeugnis für Satan und seine Dämonen: dass es Menschen gibt, die ihren Willen gern Gott unterordnen, die willig Gott dienen und sich Seiner Führung unterwerfen. Und wir sollten das mit fröhlichem, glücklichen Herzen tun, damit die Welt erkennt, welches Glück es ist, dem Herrn Jesus zu dienen und Gott zu dienen, dass der Mensch nur darin vollkommene Befriedigung findet – so wie schon Augustinus sagte, dass ein Mensch nur Ruhe findet, wenn er Ruhe findet in Gott. Das soll das Zeugnis sein, das von der Versammlung als Haus Gottes und der Ordnung, die darin herrscht, ausgeht, wo jeder sich dem Heiligen Geist zur Verfügung stellt, um Ihm die volle Autorität zu geben.

Wie sieht es da aber in der Praxis aus? Haben die Gläubigen, diese lebendigen Steine, dem Heiligen Geist wirklich die Führung überlassen, so dass alles so geschehen konnte, wie es sein musste? Das Wort Gottes gibt darauf die Antwort.

Die Versammlung als der Leib Christi kann nur aus wirklichen Gläubigen bestehen. An einem Leibe können keine toten Glieder sein, sondern nur lebendige, die in lebendiger Verbindung mit dem ganzen Körper und dem Haupt stehen. Der Leib Christi besteht also nur aus wahren Gläubigen, d. i. aus solchen, die bekehrt und wiedergeboren sind, die Frieden mit Gott haben und in denen der Heilige Geist wohnt. Kein Namenchrist, kein Lippenbekenner, bei dem der Glaube keine Wirklichkeit ist, bildet ein Glied am Leibe Christi.

Aber in einem Hause kann das anders sein. Ein Haus sollte wohl aus guten Steinen gebaut sein. Ich zweifle z. B. nicht, dass diese Schule nach dem Versprechen des Bauunternehmers ausnahmslos aus guten Steinen errichtet werden sollte. Aber ich kann nicht feststellen, ob in dieser Wand nicht vielleicht doch einige schlechte Steine eingemauert wurden. Und doch ist es ein Gebäude. Ein Gebäude bleibt ein Gebäude, auch wenn einige schlechte Steine darin sind. Und das Haus Gottes auf Erden ist nicht deshalb das Haus Gottes, weil alle Steine gut sind – selbst nicht, wenn sie es wären –, sondern weil Gott darin wohnt.

Dieses Haus Gottes auf Erden ist also nicht das Haus, das der Herr Jesus bildet, der Tempel, der aufwächst und erst vollendet ist, wenn der letzte Stein hinzugefügt ist, um dann in den Himmel aufgenommen zu werden; in diesem Haus sind keine Namenchristen. Der Herr Jesus fügt in Sein Haus keine falschen Steine, keine Ungläubigen ein.

Aber es könnte sehr wohl sein, dass in dem Haus Gottes hier auf Erden, in dem Gott der Heilige Geist wohnt, Ungläubige Zugang gefunden hätten, dass man durch Unvorsichtigkeit oder Untreue „falsche Steine“ zugelassen hat. Dennoch bleibt es das Haus Gottes, weil ja Gott darin wohnt.

So finden wir es in 1. Korinther 3. Die Untreue der Menschen, die nicht dem Heiligen Geist allein die Führung gaben, sondern selbst Autorität ausüben wollten, hat bewirkt, dass das Haus Gottes verdorben wurde. Wir lesen in 1. Korinther 3,9: „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, köstliche Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird; und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das Feuer bewähren.“ (1. Kor 3,9–13)

Gold ist in Gottes Wort stets ein Bild von göttlicher Herrlichkeit und Gerechtigkeit, mehr noch von Herrlichkeit als von Gerechtigkeit. Nun, wenn damit gebaut wird, kann es sich nur um wirklich gute Steine handeln. Es geht hier um das, was das Evangelium hervorbringt. Hier sind in erster Linie die Evangelisten diejenigen, die bauen; denn sie sorgen als Gesandte des Christus für die Steine. Sie bringen das Evangelium, und wenn das Evangelium angenommen wird, wenn ein Sünder zur Bekehrung kommt und an den Herrn Jesus glaubt, ist ein neuer Stein entstanden, und dieser Stein wird durch den Heiligen Geist in den Bau eingefügt. Man kann hier auch so sagen: Dieser Stein wird durch das Evangelium in das Haus gebracht, in die Mauer eingemauert. Und wenn das Evangelium, d. i. das, wodurch dieser Stein gebildet wurde, durch göttliche Herrlichkeit und Gerechtigkeit gekennzeichnet ist, dann ist es klar, dass dieser Stein für das Haus Gottes geziemend und passend ist.

Silber ist ein Bild von dem Preis, der für unsere Erlösung bezahlt wurde. 2. Mose 30 in Verbindung mit anderen Stellen lässt uns das erkennen. 2. Mose 30,11–16 sagt, dass das Silber der Preis war, der für jede Seele bezahlt werden musste, damit sie nicht von Gott gerichtet wurde. Und wenn ein Evangelist predigt, dass jeder erlöst werden muss, dass, wenn kein Preis für ihn bezahlt wird, er für ewig verloren ist und ihn das Gericht Gottes trifft, dass er jedoch durch das Blut des Herrn Jesus, der Sich Selbst als Lösegeld gab, errettet werden kann, dann spüren wir, dass er lebendige Steine bildet, die passend für das Haus Gottes sind.

Köstliche Steine sprechen von dem Widerschein der göttlichen Herrlichkeit im Menschen. In Offenbarung 4,3 finden wir, dass die Herrlichkeit Gottes als Edelsteine, als der Jaspis- und Sardisstein dargestellt wird. Und das ist in Gottes Wort durchweg die Bedeutung von köstlichen Steinen, von Edelsteinen: die Widerspiegelung der göttlichen Herrlichkeit im Menschen. Nun, ein Mensch, in dem sich die göttliche Herrlichkeit widerspiegelt, ist wirklich ein Gläubiger; denn nur ein Gläubiger, der Leben aus Gott hat, kann etwas von der Herrlichkeit Gottes ausstrahlen. Und ein Evangelium, das in dem Austeilen und Scheinenlassen der göttlichen Herrlichkeit auf die Seelen besteht, kann nur Steine bilden, die himmlischen Charakters sind, also wirklich Leben aus Gott haben.

Aber Holz, Heu und Stroh sind Dinge, die auf dieser Erde wachsen. Holz mag ein gutes Material sein, aber es hat keinen Bestand für die Ewigkeit. Heu eignet sich wohl als Nahrung für das Vieh, aber man kann keine Häuser damit bauen, und mit Stroh gibt es auf keinen Fall etwas Dauerhaftes. Daher: „... so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klar machen, weil er in Feuer geoffenbart wird“. Holz, Heu und Stroh bleiben nicht bestehen, wenn sie durchs Feuer gehen. Feuer steht in Gottes Wort ja immer für die untersuchende, prüfende Heiligkeit Gottes, die alles nach seinem wahren Charakter untersucht, ob es auch mit Ihm in Übereinstimmung ist. Diese „Steine“ halten der Prüfung nicht stand; denn Menschen tragen stets den Charakter des jeweiligen Evangeliums, durch das sie „bekehrt“ werden.

Ich nahm einmal an einer Beerdigung teil. Die Mutter eines Bruders war gestorben, und dieser Bruder war der einzige Gläubige in der Familie. Sein Vater, und seine Mutter glaubten nichts. Gute Leute, keiner konnte ihnen etwas nachsagen; aber sie hatten in ihrem ganzen Leben niemals eine Kirche betreten. Der Sohn fragte den Vater, ob ich den Dienst bei der Beerdigung tun dürfe; aber der Vater verweigerte es. Er wollte seinem Sohn aber doch zu Gefallen sein und sagte: Der Pfarrer X. hat uns einmal besucht, als Mutter krank war; der soll die Beerdigung halten. Und so geschah es. Wir saßen dann anschließend noch zusammen, und da fragte der Pfarrer den Vater: War deine Frau dir nicht eine gute Frau? – Ja, sagte der Mann, das war sie. Und das stimmte. – Dann fragte er die Kinder: War eure Mutter nicht immer gut zu euch? Die Kinder sagten: Doch. Und sie hatten recht. – Nun, sagte er, dann war sie genau passend für den Himmel; denn im Himmel werden alle Gott dienen, und eure Mutter und Frau hat ihr ganzes Leben lang euch gedient.

Das Evangelium, das dieser Pastor dem Witwer und seinen Kindern brachte, war dieses: Wenn ihr hier auf Erden in eurem Familienkreis treu seid, so seid ihr bereit für den Himmel. Und man versteht, welchen Charakter die Steine hatten, die durch diesen Mann gebildet wurden: man glaubt, sich durch ein gutes Leben den Himmel verdienen zu können. Da Gott Selbst sagt, dass all das Gebilde der Gedanken des menschlichen Herzens nur böse ist den ganzen Tag, können solche Steine unmöglich unversehrt durch das Feuer gehen; sie werden vielmehr verbrannt. Aber wir sehen hier, welche Möglichkeiten es gibt, Steine zu fertigen. Dieser Mann hat auch Steine gemacht und sie in das Haus eingefügt.

Dann wird uns gesagt, was das Resultat für die Bauenden selbst ist. „Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat“, wer also gutes Evangelium gebracht hat, wodurch gute Steine gebildet wurden, „so wird er Lohn empfangen; wenn das Werk jemandes verbrennen wird“, wenn also jemand verwässertes Evangelium brachte, „so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer“ (1. Kor 3,14–15). Er wird also sozusagen nackt in den Himmel kommen und keinerlei Lohn empfangen, weil seine Arbeit nichts taugte, wenn er selbst auch ein Kind Gottes war.

Aber dann das Dritte: Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr“ (1. Kor 3,16–17). Inspiriert durch den Heiligen Geist, sagt der Apostel hier also, dass es Menschen geben kann, die den Tempel Gottes verderben, und der Tempel Gottes waren sie. Aber solch einen Menschen wird Gott verderben. Diejenigen, die das Fundament antasten, den Grund, von dem der Apostel schreibt: „... denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (Vers 11), wer also leugnet, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes und zugleich wahrhaftiger Mensch ist und das dann als Lehre bringt, den wird Gott verderben. Dieser Mann kann kein Kind Gottes sein, und er wird in der Hölle enden.

Da sieht man, was für ein Resultat das Bauen haben kann, man sieht den Charakter, die Art dieses Hauses. Und das finden wir dann weiter bestätigt.

In 1. Timotheus 3,14–15 spricht der Apostel Paulus über den wahren Charakter des Hauses: „Dieses schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber zögere, auf dass du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“ Hieraus folgt, dass wir nicht ohne weiteres wissen, wie wir uns im Hause Gottes zu betragen haben, sondern dass wir es lernen müssen. Nur das Wort Gottes kann es uns lehren.

Aber dann finden wir im 2. Brief an Timotheus, was aus dem Haus Gottes in Wirklichkeit geworden ist. Wir wissen, den zweiten Brief an Timotheus hat der Apostel kurz vor seinem Heimgang geschrieben. In Kapitel 4,6 sagt er: „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.“ Er hatte den guten Kampf gekämpft, „ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben“ (Verse 7–8). Das waren die letzten Worte, die er schrieb, und in dieser Zeit musste er schon sagen: „Alle, die in Asien sind, haben sich von mir ab gewandt“, und später: „Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich ... Alexander der Schmied hat mir viel Böses erzeigt; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.“ „Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat. Krescenz ist nach Galatien gegangen, Titus nach Dalmatien. Lukas ist allein bei mir.“ Das war seine Lage. Er, der große Apostel, stand ganz allein. Allein musste er sich vor dem Kaiser verantworten, und er wusste, er würde hingerichtet werden. „Alle in Asien“ – das waren die Epheser, die in Apostelgeschichte 20,37–38 weinten im Gedanken daran, dass sie ihn nicht mehr sehen würden, die „Heiligen und Treuen“, wie er sie in Epheser 1,1 nennt. Das waren auch die Kolosser und alle, die sein Wort angenommen und ihn so lieb gewonnen hatten – sie hatten ihn verlassen. Ihr Herz war kalt geworden. O ja, sie waren noch Gläubige, aber auf diesem Weg, den Paulus ging, konnten sie ihm nicht folgen. „So extrem braucht man doch nicht zu sein. Muss man sich denn unbedingt von allen trennen und so offenbar von dem Herrn zeugen? Man kann doch wohl etwas Wasser in den Wein schütten und so die Feindschaft und Verachtung der Menschen vermeiden. Mit einem Mann, der so extrem ist, dass er ins Gefängnis geworfen wird, wollen wir nichts mehr zu tun haben.“ So spricht man, wenn das Herz nicht mehr warm für den Herrn Jesus schlägt; und so war es bei „allen in Asien“.

Damit war der Zeitpunkt gekommen, wo der Heilige Geist Paulus gebrauchen konnte, um über die Zeit des Endes zu schreiben und darüber, wie das Haus Gottes, der Verantwortlichkeit der Menschen anvertraut, hier in seiner Erscheinung auf Erden sein würde. Er, der Apostel, empfand in seinen eigenen Umständen den Anfang, und sein Geist, durch den Heiligen Geist geschärft, sah schon die ganze Entwicklung vor sich. Inspiriert durch den Heiligen Geist, konnte er so niederschreiben, was aus dem Haus Gottes werden würde und was wir in solcher Zeit zu tun hätten. Auch Judas teilt ja schon mit, wie es in der Zeit des Endes aussehen würde, damit wir nicht erschreckt würden und uns nichts unerwartet träfe. Gott kannte die ganze Entwicklung im Voraus, und schon damals ließ Er uns Anweisung geben, wie wir uns in diesen Umständen zu verhalten haben.

In 2. Timotheus 2,18 ist erst die Rede von zweien, „die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher zerstören“.

Ich muss dazu etwas Grundsätzliches sagen. Wenn im Griechischen ein Artikel vor einem Wort steht, weist das auf eine bestimmte Tatsache, ein bestimmtes Ding hin. Fehlt der Artikel, hat das Wort charakteristische Bedeutung. Wenn also von „dem Glauben“ gesprochen wird, handelt es sich um die Lehre. Glaube ohne Artikel ist die geistliche Energie in mir, die etwas glaubt. Ich glaube, aber ich glaube etwas. Ich glaube – das ist also Glaube ohne Artikel. Was ich glaube, ist der Glaube, die Wahrheit, die Lehre. Und so konnte Paulus sagen: „Ich habe den Glauben bewahrt“, d. h. die ganze Lehre. Er hat nichts davon fallen lassen, sondern ihn bis ans Ende bewahrt.

Und hier schreibt Paulus: „ ... und den Glauben etlicher zerstören“. Zwei Männer lehrten, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und einige hatten das geglaubt, und ihr Glaube, die Wahrheit, die sie kannten, war also zerstört worden. Sie hatten das Bild gesunder Worte und die rechten Gedanken Gottes verlassen.

Aber dann fährt er fort: „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt, die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ Das sind zwei große Grundsätze. Häufig ist es fraglich, ob jemand wirklich wiedergeboren ist oder nicht. Wir lesen in Apostelgeschichte 8,13, dass selbst die Apostel Petrus und Johannes einen Augenblick nicht nahe genug beim Herrn waren, um zu sehen, dass Simon der Zauberer nicht wirklich wiedergeboren war (Apg 8,18–19). Der Mann war kein wirklich lebendiger Gläubiger. Er hatte das Christentum nur mit seinem Intellekt angenommen. Er war ein Lippenbekenner. Ich sage damit nicht, dass er unaufrichtig war; aber sein Gewissen war niemals in das Licht Gottes gekommen, und er hatte kein neues Leben empfangen. Selbst die Apostel Petrus und Johannes irrten sich hier. Sie hatten nicht genug auf die Stimme des Herrn geachtet. Sonst hätten sie gehört, dass Er sie warnte.

Weil die Bauenden also unvorsichtig waren und falsche Steine eingefügt hatten, Menschen, die kein wirkliches Leben aus Gott hatten, konnte der Apostel nicht bei jedem, der behauptete, ein Christ zu sein, sagen, ob es sich wirklich so verhielt. Aber dann galt: „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die sein sind“ (2.Tim 2,19). Wenn wir auch nicht wissen, wer wiedergeboren ist, der Herr weiß es; Er irrt Sich nicht. Als Elia glaubte, der einzige Treue in Israel zu sein, sagte der Herr: „Aber ich habe siebentausend in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben.“ Er kannte sie, wenn Elias auch nichts von ihnen wusste. Ebenso ist es auch mit uns. Wir können nicht immer beurteilen, wer wirklich gläubig ist und wer nicht.

Ich nehme an, dass hier in Deutschland mindestens zwei Drittel der Menschen Mitglied einer Kirche sind und sich Christen nennen. In Holland ist es wohl der gleiche Prozentsatz. Nun, selbstverständlich sind nicht alle von ihnen gläubig. Ich las kürzlich eine Statistik aus England, nach der 5 oder höchstens 10% der getauften Kinder später einer Kirche beitraten und sich konfirmieren ließen. Von diesen wiederum besuchten nur etwa 10% regelmäßig die Gottesdienste. 90% der Getauften waren also nicht einmal konfirmiert, und von den Konfirmierten kamen 90% selten oder nie in die Kirche. Nun, dann kann man sich vorstellen, was für eine verschwindend geringe Anzahl wirklich wiedergeboren ist, denn wenn jemand wiedergeboren ist, ist er jedenfalls dort zu finden, wo Gottes Wort verkündigt wird.

Wer würde es wagen, zu beurteilen – wir wollen einmal bei Milspe bleiben – welche Menschen in Milspe wirklich wiedergeboren sind und welche nicht? Aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Der Herr kennt, die Sein sind.

Was für uns gilt, ist dies: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“ Wenn also jemand sagt, er sei ein Christ – und hier steht nicht: „jeder, der wiedergeboren ist“, nein, Gott beurteilt jeden nach seinem Bekenntnis – so sagt Gott: Nun, dann musst du dich auch wie ein Christ betragen. Jeder also, der den Namen des Herrn nennt, d. h. den Herrn Jesus seinen Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit. Er trenne sich von allem, was zu den Rechten des Herrn und denen des Heiligen Geistes in Widerspruch steht; er weiche von allem, was Seine Rechte verletzt. Und wenn der Herr Jesus wirklich mein Herr ist, dann weiß ich ganz gut, was recht und was nicht recht ist. Recht ist dann, dass ich tue, was Er sagt, dass ich mich Ihm zur Verfügung stelle und mich durch Ihn leiten lasse, dass ich Ihm diene; denn Er ist ja mein Herr. Und da ich ein Geschöpf Gottes bin und Gott der Heilige Geist in der Versammlung wohnt, ist es nur recht, dass Gott dort befiehlt, dass Gott alles führt und ich mich durch Ihn gebrauchen lasse, um zu tun, was Er will.

Dann wird das Haus Gottes, wie es sich jetzt praktisch darstellt mit dem Haus eines Menschen verglichen. „In einem großen Hause aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre“ (Vers 20).

Ja, so ist es üblicherweise in einem großen Hause. Da gibt es nicht nur goldene Gefäße – die meisten Menschen haben wohl überhaupt keine – und auch nicht nur silberne. Auf alle Fälle hat man verschiedenartige, und einige gereichen zur Ehre, andere dagegen zur Unehre. Man hat Vasen, die man mit Blumen auf den Tisch stellt, und man hat Gefäße, in die man den Schmutz tut, die nützlich sind, die man nicht entbehren kann –, wenn sie auch keine Zierde sind und an einem verborgenen Platz oder außerhalb des Hauses stehen. Aber in einem großen Haus muss es sie geben; denn in jedem Haus gibt es Abfall und Schmutz, und all das muss entfernt und getrennt aufbewahrt werden.

Aber ist es nicht sehr ernst, dass das Haus Gottes mit dem Haus eines Menschen verglichen werden muss? dass im Hause Gottes Gefäße sind, in denen z. B. Schmutz aufbewahrt wird? Kann das der normale Zustand des Hauses Gottes sein? Sollte es Gott wohlgefällig sein, dass da nicht nur Gefäße von Gold und Silber sind, sondern auch hölzerne und irdene, d. h. solche, die die Feuerprobe nicht bestehen können und die keine Ehre für diesen Hausherrn sind? Glauben wir, dass wir im Himmel etwas finden werden, was Ihn verunehrt? Glauben wir, dass jemals etwas zum Hause des Vaters Zugang bekommt, was nicht zu Seiner Ehre gereicht?

In Offenbarung 21,25-27alesen wir über die Versammlung im tausendjährigen Reich: „Und die Nationen werden durch ihr Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr. Und ihre Tore sollen bei Tage nicht geschlossen werden, denn Nacht wird daselbst nicht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen zu ihr bringen... Und nicht wird in sie eingehen irgend etwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut.“ Sollte es keine Schande sein, wenn etwas Unreines in das Haus Gottes kommt, etwas, was Gott verunehrt? Und doch sagt Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist, dass das der Zustand werden würde und im Grundsatz damals schon war: „Gefäße, die einen zur Ehre, die anderen zur Unehre“.

Was muss man nun unter diesen Umständen tun? Kann man aus dem Hause hinausgehen? Unmöglich. Dann müsste man Jude, Mohammedaner oder Heide werden; denn zu dem großen Hause gehören alle, die den Namen Christi nennen, also alle, die sagen, dass sie Christen sind. Und wenn auch viele nicht wirklich lebendige Steine in das Haus eingefügt sind und es so einem großen Hause gleicht, so bleibt es doch das Haus Gottes; denn der Heilige Geist wohnt in diesem Hause; der Heilige Geist wohnt darin.

Ich habe gelesen und auch oft selber festgestellt, dass große Schlösser dastanden, der Besitzer aber nur in einigen Zimmern wohnte. Die anderen waren so baufällig und so schmutzig, dass er sie niemals betrat, geschweige denn darin wohnen wollte. Das ganze Schloss war sein, aber er bewohnte nur einige Räume, weil nur die so waren, wie er sich seine Wohnung wünschte.

Das ist es, was uns hier dargestellt wird. Vers 21: „Wenn nun jemand sich von diesen“ – und das folgt auf „die anderen zur Unehre“ – „reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.“

Der Verfall ist das Resultat unserer Untreue, der Untreue der Gläubigen: Namenchristen wurden in das Haus Gottes eingelassen und Dinge geduldet, die unter „Ungerechtigkeit“ fallen, weil sie gegen das Recht Gottes des Heiligen Geistes verstoßen, der in Seinem Hause wohnt. Dann sollen wir das tun, was der Herr hier sagt: uns von diesen Gefäßen zur Unehre absondern, reinigen. Vers 19 sagt ganz klar, dass das die sind, die durch Ungerechtigkeit gekennzeichnet sind, die die Rechte, die der Herr auf sie hat, und die Gott der Heilige Geist in Seinem Hause hat, außer Acht lassen. Jeder, der Gottes Rechte, die Rechte des Herrn, wahrnimmt, ist ein Gefäß zur Ehre.

Glauben Sie, dass etwas, was ich verabscheue, in meinem Hause einen Platz findet? Aber wenn ich die Macht darüber verliere und es ins Haus lasse, könnte ich dadurch geehrt werden? Wir fühlen alle, dass es vielmehr zu meiner Unehre ist, wenn etwas, was meinem Willen und meinen Gefühlen vollkommen widerspricht, doch einen Platz in meinem Hause hat. Sollte es in dem Hause Gottes nicht so sein?

Da steht das Haus. Gott der Heilige Geist kam auf die Erde, um es zu bilden; und Er wohnt darin. Und nun gibt es in diesem Haus Dinge, die mit Seinen Rechten in Widerspruch stehen. Da sind Menschen, die Seine Rechte nicht anerkennen. Einrichtungen entstanden, ohne dass man Ihn fragte. Man handelte nach seinen eigenen Gedanken und Eingebungen. Da kann z. B. ein Mann Professor der Theologie sein und leugnen, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist. Er kann Seine wunderbare Geburt in Abrede stellen und auch Seine leibliche Auferstehung, so wie Rudolf Bultmann sagt, dass Er nur in Seiner Lehre auferstanden sei. Können wir verstehen, welch eine Schande, welch ein Gefäß zur Unehre das für das Haus Gottes ist?

Dann geht es um unsere Verantwortlichkeit. Wenn die Rechte des Heiligen Geistes missachtet werden und Er nicht mehr führen kann, wie Er will, wenn auch die Rechte des Herrn Jesus als Haupt Seines Leibes nicht mehr anerkannt werden, dann gibt es nach dem Wort Gottes nur einen Weg: Wir müssen uns trennen. Wir können nicht aus dem Hause hinausgehen, können nicht Jude oder Mohammedaner werden. Dann würden wir ewig verloren gehen. Wir müssen in dem Hause bleiben, aber innerhalb des Hauses uns absondern; wir müssen nach dem Bilde, das ich eben gebrauchte, in die Zimmer gehen, die, wenn ich so sagen darf, rein sind, wo die Rechte des Herrn Jesus wahrgenommen werden und der Heilige Geist als Gott der Heilige Geist die Führung übernehmen kann. Wir müssen uns absondern von den Zimmern- um im Bild zu bleiben –, die den Bewohner, Gott den Heiligen Geist, und den Hausherrn, den Herrn Jesus, verunehren. „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.“

Aber äußere Absonderung allein genügt nicht. „Pharisäer“ zum Beispiel bedeutet Abgesonderte. Sie nannten sich selbst so, weil sie sich von dem jüdischen Volk fernhielten. Aber wir wissen, wer sie waren. Der Herr Jesus nennt sie Seine größten Feinde. Und nur äußere Absonderung ist häufig nichts als Heuchelei, nichts als Hochmut, indem man sich selbst höher achtet als die anderen, die sich nicht abgesondert haben. Das liegt ja auch in jenem Ausspruch der Pharisäer: „Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!“ (Joh 7,49)

Daher sagt Gottes Wort, dass äußere Absonderung unbedingt mit innerer Absonderung in Verbindung stehen muss. Und das ist Heiligung: innere Absonderung für den Herrn Jesus, zu Ihm hin.

„Die jugendlichen Lüste aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit“. Strebe aber! Wie wunderbar, dass es nicht heißt, dass man das unbedingt erreichen muss. Dann könnte wohl keiner von uns diesen Platz einnehmen. Wir kennen ja unsere Schwachheit und wissen, dass wir alle in vielem straucheln (Jak 3,2a). Aber das Wort fragt hier nur nach der Gesinnung. Wenn das in meinem Herzen lebt, werde ich auch versuchen, das in der Praxis zum Ausdruck zu bringen. Und wenn das bei mir nicht gesehen wird, wird mir kaum jemand glauben, dass ich danach strebe. Wenn ich danach strebe, wird man auch etwas davon merken. Und darum steht hier: „Strebe aber nach Gerechtigkeit“.

Das ist Gerechtigkeit: den Herrn als das Haupt anerkennen, der die Seinen um Sich versammelt, wo Er der Gastgeber ist und sie Seine Gäste; Gott dem Heiligen Geist Seine Rechte geben, dass Er gebrauchen kann, wen Er will, wann Er will und zu welchem Zweck Er will, dass nur Er im Hause Gottes Rechte hat und niemals Menschen.

„Strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben“, das ist die innerliche Verbindung mit dem Herrn Jesus, mit Gott, „Liebe“, die Offenbarung der Natur Gottes, und „Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“. Friede sollte unter denen herrschen, die alle denselben Weg gehen, diesen Weg der Trennung von den Gefäßen zur Unehre, von der Ungerechtigkeit, und die zusammen nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden streben, und die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.

Viele meinen, man könne die Herzen nicht prüfen. Aber hier werden wir sehr wohl aufgerufen, die Herzen zu beurteilen; denn wir müssen zusammengehen mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, die also nicht nur äußerlich abgesondert sind, sondern auch innerlich ihre Herzen im Selbstgericht gereinigt haben. Das ist der Weg, den der Herr uns in Seinem Wort zeigt für die Tage, in denen wir leben, in denen das Haus Gottes dem großen Hause gleich geworden ist, in welchem sich Gefäße zur Ehre und solche zur Unehre befinden bis zu dem Augenblick, wo der Herr Jesus kommt. Dann werden alle lebendigen Steine, die zusammen diesen neuen Tempel bilden, von dem wir in Epheser 2,21 lasen, dass er jetzt durch den Herrn Jesus Selbst aufgebaut wird, in die Herrlichkeit aufgenommen werden, um dort ewig das Haus Gottes zu sein. Die falschen Steine und alle „Ungerechtigkeit bleiben hier und fallen dem Gericht Gottes anheim.

Wir sahen bereits, wie die katholische Kirche durch das römische Reich vernichtet wird (Off 17). Die wahren Gläubigen aus ihr ebenso wie die aus den protestantischen Kirchen und Gemeinschaften sind dann bereits beim Herrn. Sie gehören ja auch zur Versammlung des lebendigen Gottes. Aber die Namenchristen wird das Gericht Gottes treffen.

Wir alle jedoch, die den Herrn Jesus angenommen haben, mögen wir nun der katholischen Kirche oder einer der protestantischen Kirchen angehören oder aber den Weg der Absonderung gehen – und Gott gebe, dass unser aller Augen offen sind und wir Verlangen haben, diesen Weg der Absonderung zu gehen –, werden aufgrund der unendlichen Gnade und der unendlichen Erbarmungen Gottes, des Vaters, und des Herrn Jesus in die Herrlichkeit aufgenommen. Wir werden dem Herrn entgegengehen in die Luft, um von Ihm in das Haus des Vaters eingeführt zu werden, um dort ewig bei dem Herrn zu sein. Wie wunderbar, dann da sein zu dürfen, wo es keine Sünde und keine Ungerechtigkeit mehr gibt, auch keine Lippenbekenner, wo wir keine Schwachheit mehr haben, wo keiner von uns mehr Fleisch haben wird, wo alles in vollkommener Übereinstimmung mit der Herrlichkeit Gottes und der Herrlichkeit des Herrn Jesus sein wird, wo alle nur Einen sehen, wo alle zusammen sein werden. Die vierundzwanzig Ältesten in Offenbarung 5, die gemeinsam das neue Lied singen: „Du bist würdig ..., denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation ...“ sind ja ein Bild aller Gläubigen. Und die Herrlichkeit des Lammes, das da steht wie geschlachtet, wird so groß sein, dass selbst die höchsten Worte ihre Gefühle nicht wiederzugeben vermögen. Die vierundzwanzig Ältesten werden ihre Kronen zu Seinen Füßen niederwerfen, vor Ihm, der auf Golgatha das wunderbare Werk vollbrachte, aufgrund dessen wir errettet sind und Gott uns all diese herrlichen Segnungen gegeben hat.

Wenn wir so die unendliche Gnade sehen und erkennen, was die Versammlung für das Herz des Herrn Jesus bedeutet, welchen Platz sie in den Gefühlen des Vaters und welchen Wert sie für den Heiligen Geist hat, dass Er auf die Erde kam, um sie zu bilden, sie durch die Wüste zu führen und in die Herrlichkeit zu bringen, damit sie dort ewig das Haus Gottes ist und wir Hausgenossen Gottes sind, schätzen wir es dann nicht, dass wir ein Glied an diesem Leibe, ein lebendiger Stein in diesem Hause sind, ein Glied dieser Versammlung? Und ist es dann nicht unser Verlangen, damit in Übereinstimmung zu leben, die Rechte des Herrn und die des Heiligen Geistes anzuerkennen, die Liebe Gottes mehr zu würdigen und unsere Herzen von ihr erwärmen zu lassen, so dass unser tagtägliches Leben davon geprägt wird? Gott schenke das mir und uns allen!

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