Vorträge von H.L.Heijkoop 1968-1973 (Zukunft/Versammlung)

Was bedeutet der Richterstuhl des Christus?

a) FÜR DEN CHRISTEN?

b) FÜR DEN NICHTCHRISTEN?

2. Korinther 5,10–11a

„Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, auf dass ein jeder empfange, was er in dem Leibe getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.

Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen.“

Diese beiden Verse aus dem Korintherbrief sagen uns, dass jeder vor dem Richterstuhl des Christus offenbart werden muss, und es ist gut, dass nicht von Verurteilen oder Richten die Rede ist, sondern von Offenbarwerden. Es geht hier nämlich nicht nur um Ungläubige, sondern auch um Kinder Gottes. Dies ist eine der sehr wenigen Stellen in Gottes Wort, wo mit „wir“ nicht nur die Gläubigen, sondern auch die Ungläubigen gemeint sind, also alle Menschen. Das wird klar aus Vers 11; denn nachdem in Vers 10 gesagt wurde, dass wir alle offenbart werden müssen, auf dass ein jeder empfange, was er in dem Leibe getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses, lesen wir: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen“. Und im weiteren Verlauf dieses Kapitels finden wir das wunderbare Evangelium, dass Gott die Menschen inständig bittet und ermahnt, zu Ihm zu kommen, damit Er sie mit Sich versöhne, und dass Er, um das tun zu können, Seinen einzigen Sohn gab: „Den, der Sünde nicht kannte..., auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“.

Es ist eine Tatsache, dass alle Menschen vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden müssen. Aber wir werden nachher noch hören, dass nicht alle an demselben Tag dort erscheinen werden. Und ich denke, es ist sehr leicht einzusehen, warum. Ein Gerichtshof behandelt eine bestimmte Sache, was vielleicht tagelang dauert. Aber wenn sie zum Abschluss gebracht ist, kommt eine andere Sache an die Reihe. Und doch ist es derselbe Gerichtshof. So ist es auch mit dem Richterstuhl Christi, oder, wie er in Römer 14,10b genannt wird, dem Richterstuhl Gottes. Es gibt mehrere Sitzungen, und in jeder Sitzung geht es um eine andere Gruppe von Menschen. Hier finden wir den großen Grundsatz, dass jeder vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden wird, auf dass er empfange, „was er in dem Leibe getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses“,

Es ist wichtig zu beachten, dass ein jeder empfangen wird, was er in dem Leibe getan hat. Das bedeutet, dass niemand vor den Richterstuhl Christi kommt, sobald er gestorben ist, sondern erst nach seiner Auferweckung.

In Gottes Wort lesen wir, dass Gott den Menschen als eine Dreieinheit erschaffen hat: Geist, Seele und Leib. In 1. Thessalonicher 5,23 wird das ausdrücklich gesagt, aber auch viele andere Stellen machen es klar. Die Seele ist der Sitz des Ichs, der Persönlichkeit; ihr entspringen die Gefühle und Lüste. Der Geist ist das Höhere im Menschen, was mehr mit dem Intellekt in Verbindung steht und den Menschen vom Tier unterscheidet. Tiere haben keinen Geist. Im Schöpfungsbericht werden die Tiere zwar als „lebendige Seelen“ (1. Mo 1,20) erschaffen, ebenso wie der Mensch (1. Mo 2,7). Gott hauchte jedoch nicht in die Nase der Tiere, wohl aber in die der Menschen, so dass der Mensch auf eine andere Weise eine lebendige Seele wurde als die Tiere. Den Menschen stattete Gott dazu noch mit einem Geist aus, der in befähigt, mit Gott in Verbindung zu treten, was ein Tier nicht vermag. Und es war Gottes Absicht, dass der Mensch durch seinen Geist regiert werden sollte und mit Einsicht Ihm diene. Sein Intellekt sollte Gott vernünftig dienen und Ihm gehorchen, nach Seinen Gedanken handeln, wie es sich für ein Geschöpf gegenüber dem Schöpfer geziemt. In Kolosser 1,16 lesen wir, dass der Herr Jesus als Schöpfer alles für Sich Selbst erschaffen hat. Er hat alles erschaffen, damit es ihm dienstbar, für Ihn da sei. Ist das nicht eigentlich selbstverständlich? Wenn jemand etwas macht, hat er das Recht, darüber zu verfügen, und er wird es so machen, dass er Nutzen davon hat.

So hat der Herr Jesus als Schöpfer den Menschen mit Leib, Seele und Geist erschaffen, wobei die Seele die Persönlichkeit selbst ist und der Geist mehr die Fähigkeiten des Menschen ausmacht. Geist und Seele können sich jedoch nur durch den Leib äußern. Wenn mein Geist will, dass ich etwas sage, dann muss er meinen Mund gebrauchen; und wenn meine Seele mich etwas sagen lässt, dann kann sie das nur durch meinen Mund bzw. meine Stimmbänder. So ist es in allem. Der Leib ist das Werkzeug, durch das die Seele und der Geist sich nach außen hin offenbaren.

Gott hat dem Menschen den Geist gegeben, damit er durch diesen seinen Leib regiert, mit Einsicht und Intellekt seine Aufgabe erfüllt, d. h. Gott dient nach dem, was Gott, der Schöpfer, von ihm fordert und wozu Er ihn erschaffen hat. Gott erwartet, dass der Mensch Ihn liebt mit seiner ganzen Seele, mit seinem ganzen Verstand (Intellekt), ja, mit all seinen Fähigkeiten (5. Mo 6,5; Mk 12,30) – und das nicht nur, weil Er darauf Anspruch hat, sondern auch, weil es für den Menschen selbst die höchste Befriedigung bedeutet. Wir alle wissen, dass ein Gerät nur dann sinnvoll verwandt wird, wenn es seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wird. Und da der Mensch geschaffen ist, um Gott zu dienen, kann er nur vollkommene Befriedigung finden, wenn er das auch tut. Alle seine Anlagen – seine Seele, sein Geist und sein Körper – werden nur dann vollkommen genutzt und befriedigt, wenn sie Gott dienen, und es ist das höchste Glück für Menschen, wenn sie das tun. Gott hat ihnen den Geist gegeben, damit sie Ihm mit Einsicht dienen können, etwa in dem Sinn, wie die Gläubigen in Römer 12,1 ermahnt werden, sich selbst als lebendige Schlachtopfer Gott darzustellen, und es wird hinzugefügt: „welches euer vernünftiger Dienst ist“.

So verstehen wir, dass, wenn der Mensch auch mit seinem Leib handelt, in Wirklichkeit der Geist und die Seele schuldig sind. Wenn in meinem Herzen der Gedanke aufkommt, jemand zu ermorden, so können mein Geist und meine Seele diesen Gedanken nicht zur Ausführung bringen. Dazu brauchen sie meinen Leib, so dass die Sünden, die ein Mensch tut, durch den Leib geschehen. Die Seele – und vielleicht manchmal der Geist – ist die Quelle der Lüste und Gefühle, die sich durch den Leib äußern, sodass der Mensch verantwortlich ist für das, was er in dieser Dreieinheit getan hat, als Seele, Geist und Leib.

In Übereinstimmung damit sagt Gottes Wort, dass der Mensch nicht gerichtet wird, wenn Leib, Geist und Seele getrennt sind, d. i. nach seinem Tode. In Gottes Wort wird das Wort „sterblich“ ja nie auf Geist und Seele angewandt, sondern nur auf unseren Leib. Wenn ein Mensch stirbt, zerfällt zwar sein Leib, aber seine Seele und sein Geist bleiben bestehen. Nun könnten diese Seele und dieser Geist sagen: Wir haben nicht gesündigt, unser Leib ist schuldig. Daher wird Gott in Seiner Gerechtigkeit den Menschen erst richten, nachdem die Auferstehung stattgefunden hat, wenn also Seele und Geist wieder mit dem Leib vereinigt sind.

Nun hören wir, dass jeder Mensch vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden wird, „auf dass ein jeder empfange, was er in dem Leibe getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes und Böses“. – Da erhebt sich die große Frage: Welcher Mensch empfängt Lohn für Gutes und welcher für Böses? Nun ist es eine sehr ernste Tatsache für alle, die den Herrn Jesus nicht kennen, dass nach Gottes Wort ein Mensch, der nicht bekehrt und wiedergeboren ist, überhaupt nichts Gutes tun kann. Schon in 1. Mose 6,5 sagt Gott, dass alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist den ganzen Tag; und wenn etwas nur böse ist, dann bedeutet das, dass daran nichts Gutes ist. Und wir finden in Psalm 14,2, dass Gott vergeblich vom Himmel hernieder blickte, „um zu sehen, ob ein Verständiger da sei, einer, der Gott suche“. In Römer 3, 10–12 lesen wir: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer, da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der Gott suche. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer“.

Die meisten Menschen, und sogar viele Gläubige, können es nicht verstehen, dass alles, was ein Ungläubiger tut, nur Sünde sein soll. Natürlich kommt es auf den Maßstab an, den man anlegt und wer es ist, der beurteilt, was Sünde ist, wann jemand Gutes oder Sünde tut. Und es ist klar, dass nur der Richter darüber entscheidet, ob etwas, was der Mensch, der vor seinem Richterstuhl steht, getan hat, Sünde ist oder nicht.

Vor Jahren wurde ich in Holland einmal mit meinem Wagen angehalten. Man sagte mir, ich sei zu schnell gefahren. Ich bin noch heute überzeugt, dass der Polizist sich irrte; denn ich hatte genau Acht gegeben, dass ich nicht zu schnell führe. Zu dem Termin beim Amtsgericht konnte ich nicht erscheinen, schrieb jedoch einen Brief, in dem ich den Sachverhalt darlegte. Dennoch wurde ich bestraft, wenn die Strafe auch gering war. Der Polizist zeugte gegen mich, der Richter glaubte ihm, und so wurde ich verurteilt. Wenn ich auch hundertmal glaubte, ich sei unschuldig – das änderte nichts an der Sache. Der Richter entscheidet, was böse und was gut ist, wer schuldig und wer unschuldig ist.

Auf die Frage, was Sünde ist, kann also nur einer Antwort geben. Es ist Der, der auf dem Richterstuhl sitzt, Gott selbst. Deshalb handelt es sich hier also um den Richterstuhl Gottes (Rö 14,10b), wenn er in 2. Korinther 5 auch der Richterstuhl des Christus genannt wird. Es ist das Gericht, das Gott, der Schöpfer, über jeden Menschen ausüben wird – der Richterstuhl Gottes also, vor dem jeder Mensch erscheinen muss. Aber das Gericht wird durch den Herrn Jesus ausgeübt, weil der Vater Ihm das ganze Gericht übergeben hat. In Johannes 5,22–23 sagt der Herr Jesus: „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne gegeben, auf dass alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“. Und in Vers 27 lesen wir, dass der Vater dem Sohn Gewalt gegeben hat, Gericht zu halten. Aber da wird hinzugefügt: „ ... weil er des Menschen Sohn ist“. Hier wird also gesagt, dass Gott, der Vater, dem Herrn Jesus, Seinem Sohn, Gewalt gegeben hat, Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist, d. h. weil Er Mensch ist. In Apostelgeschichte 17,30–31 finden wir denselben Grundsatz: „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Buße tun sollen, weil er einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten“.

Hier steht also ausdrücklich, dass es der Richterstuhl Christi ist – wenn es auch der Richterstuhl Gottes ist –, weil Christus das Gericht ausübt. Gottes Sohn wird das Gericht ausüben, aber als der Mensch Christus Jesus, der Sohn des Menschen. Dies zeigt uns die wunderbare Gerechtigkeit Gottes, Seine wunderbare Weisheit. Der Herr Jesus war hier auf Erden; Er hat hier gewandelt und ist in allen Umständen gewesen, in denen ein Mensch jetzt sein kann. Wenn Gott der Richter wäre, könnten die Menschen sagen, wie es auch jetzt vielfach geschieht: Gott, es war vollkommen unmöglich, Deine Forderungen zu erfüllen. Du bist Gott, und ich bin Mensch, und ich konnte nicht in allen Dingen nach Deinem Willen fragen.

Das ist das Prinzip der Sünde. In 1. Johannes 3,4 wird uns gesagt, was Sünde ist. „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“. Es ist falsch, wenn es in einigen Übersetzungen heißt, dass Sünde die Übertretung des Gesetzes sei. Das steht nicht da, und es ist auch bestimmt unrichtig, denn das würde bedeuten, dass die Menschen, die vor der Gesetzgebung lebten, nie gesündigt haben; und das Gesetz wurde ja erst auf dem Sinai gegeben. Der Römerbrief sagt uns ausdrücklich, dass auch diese Menschen gesündigt haben und deshalb gestorben sind. „Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben, denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt“ (Rö 5,12–13a).

Wir sehen also, dass es sich in 1. Johannes 3,4 nicht um die Übertretung des Gesetzes handeln kann. Das griechische Wort bedeutet Gesetzlosigkeit, und Gesetzlosigkeit bedeutet keine Autorität anzuerkennen. Und darum heißt es, dass Sünde Gesetzlosigkeit ist und Gesetzlosigkeit Sünde. Dann können wir verstehen, wenn Gottes Wort sagt, dass kein Mensch etwas Gutes tut, bevor er wiedergeboren ist und sich zu Gott bekehrt hat.

Nach Kolosser 1,16b und vielen anderen Stellen der Heiligen Schrift hat der Herr Jesus, der Schöpfer, den Menschen erschaffen, damit er Ihm diene. Er hat ihn für Sich Selbst erschaffen. Nun, dann ist es klar, dass der Mensch nur das tun darf, was der Schöpfer ihm aufträgt, dass er nur dem Schöpfer dienen darf. Wenn er es nicht tut, entspricht er also nicht dem, was Gott von ihm erwarten kann. Jede Tat also, die ein Mensch tut, ohne von Gott dazu beauftragt zu sein, jedes Wort, das er spricht ohne Gottes Befehl, jeder Gedanke, der nicht den Gedanken Gottes entspricht, ist Sünde.

Gottes Wort sagt uns – und wenn wir uns selbst ein wenig kennen gelernt haben, werden wir dem zustimmen –: „All das Gebilde der Gedanken ihres Herzens ist nur böse den ganzen Tag“. Ein Mensch, der nicht bekehrt ist, der nicht mit seiner Sünde und Schuld zu Gott gekommen ist und dann in der Wiedergeburt neues Leben empfangen hat, fragt nicht, was Gott ihm gebietet, wenn er handelt, spricht oder denkt. Er denkt, spricht und handelt vielmehr nach seinem eigenen Willen. Darum wird auch der kommende Antichrist „der Mensch der Sünde“, „der Gesetzlose“ genannt, weil er, wie Daniel 11,36 sagt, „nach seinem Gutdünken“ handelt.

So verstehen wir, was Gottes Wort sagt, dass der unbekehrte Mensch nur Böses tut und dass er also nur Lohn empfangen wird nach seinen Werken, d. i. nach dem Bösen, das er getan hat. In Offenbarung 20, wo das Gericht über die Ungläubigen beschrieben wird, sehen wir, welcher Art der Lohn ist. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Rö 6,23). Der Tod ist der einzige Lohn, den ein Ungläubiger empfangen wird, wenn er vor dem Richterstuhl Christi offenbart wird.

Aber in 2. Korinther 5 wird auch gesagt, dass es Menschen gibt, die Lohn empfangen werden für das Gute, das sie getan haben. Und das gilt für die Gläubigen. Denn das ist eine wunderbare Wahrheit, dass vor dem Richterstuhl Christi auch Menschen offenbart werden, deren Sünden dort wohl gesehen, aber nicht mehr bestraft werden – von denen aber bezeugt wird, dass sie auch gute Dinge getan haben und die dafür Lohn empfangen werden.

In 2. Timotheus 4,8 z. B. sagt der Apostel Paulus von sich selbst und von anderen, dass sie eine Krone empfangen werden. „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben“.  Und in Offenbarung 2 und 3 gibt der Herr Verheißungen und verspricht den Überwindern Lohn. Es gibt also wirklich Menschen, die Lohn empfangen werden.

Aber dann könnte man fragen: Wie stimmt das damit überein, dass Gottes Wort sagt, ein Mensch tue aus sich selbst nur Böses, weil alles in Unglauben und Ungehorsam Gott gegenüber geschieht, mag es auch noch so gut scheinen?

Ich habe in diesem Zusammenhang oft das Beispiel einer Dame gebraucht, die ein Mädchen für den Haushalt einstellt. Das Mädchen kommt, setzt sich gleich ans Klavier und fängt munter an zu spielen. Und es spielt wunderbar, den ganzen Morgen. Glauben Sie, dass die Dame mittags sagen wird: O du hast mir sehr gut gefallen! Ich bin sehr zufrieden mit dir!? Sie wird vielmehr sagen: Ja, du spielst gut. Aber ich habe dich nicht eingestellt, um Klavier zu spielen, sondern um mir bei meiner Arbeit zu helfen. Ich kann dich nicht gebrauchen; geh nach Hause. – War es Sünde, dass das Mädchen Klavier spielte? Nein, aber es war nicht das, was ihr aufgetragen worden war.

Und so kann es sein, dass ein Mensch etwas tut, was an sich gut ist. Aber wenn er es nicht im Gehorsam Dem gegenüber tut, dem er Gehorsam schuldet, dann ist es Sünde.

Nehmen wir an, ein Fabrikbesitzer hat einen Arbeiter, der seine Arbeit an einer bestimmten Maschine tun muss. Aber er läuft zu einer anderen Abteilung und fängt dort an zu arbeiten. Es kann sein, dass er seine Arbeit dort sehr gut macht. Aber wahrscheinlich wird er entlassen werden; denn er hat nicht die Arbeit getan, die er tun sollte. Und solch einen Mann kann man in einer Betriebsorganisation nicht gebrauchen.

Der Maßstab, ob jemand sündigt oder ob er nicht sündigt, ist, ob er tut, spricht und denkt, was der Herr, was Gott ihm sagt. Nur dann sündigt er nicht, nur dann ist er gehorsam. Gottes Wort sagt, dass niemand, der nicht wiedergeboren ist, das tut. Jeder handelt nach seinen eigenen Gedanken.

Und doch gibt es Menschen, die Lohn empfangen. Sie empfangen „nach dem sie Gutes getan haben“. Das ist vor dem Richterstuhl das wunderbare Teil derer, die den Herrn Jesus kennen, das Teil der Christen.

Ja, es ist wahr, ein Christ hat sich selbst als verlorenen Sünder erkannt. Es gibt keinen Christen, der sich nicht selbst so gesehen hat und nicht vor Gott bekannt hat, dass er ein verlorener Sünder ist. Einer, der nicht zu Gott kommt und bekennt, dass er verloren und dass Gott gerecht ist, wenn Er ihn verdammt und für ewig in die Hölle wirft, wird nie Gnade empfangen und nie ein Christ werden. Erst dann, wenn er vor Gott bekennt, dass er ein Sünder ist, und dass Gott gerecht ist, wenn Er ihn richtet, sagt Gott: Das ist der erste richtige Gedanke, den du hast. Jetzt sagst du zum ersten Mal Worte, die wahr sind und von denen ich dir gesagt habe, dass du sie glauben solltest. Nun ist Rettung für dich. Dies war deine erste gute Tat. Und nun, ich habe meinen Sohn für verlorene Sünder gesandt, „auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“.

Die zweite gute Tat eines Sünders besteht darin, dass er Gottes Wort glaubt und im Glauben den Herrn Jesus annimmt. Dann gibt Gott ihm das ewige Leben und Vergebung der Sünden. „So haben wir Frieden mit Gott“ (Rö 5,1) und wir sind „aus dem Tode in das Leben übergegangen“ (1. Joh 3,14). In Johannes 5,24 sagt der Herr Jesus es deutlich: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen“. Dieser Vers enthält so tiefe Wahrheiten, dass drei ganze Bücher in Gottes Wort nur entfalten, was in ihm gesagt wird. 1 Wir erfahren darin, welches der einzige Weg ist, auf dem ein Mensch vom Gericht gerettet werden kann. „Wer mein Wort hört“, sagt der Herr Jesus, wer also das Wort des Herrn Jesus hört, ihm glaubt und es annimmt. Aber dann zweitens: „…und glaubt dem, der mich gesandt hat“, also das glaubt, was der Vater gesagt hat, nämlich: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn höret“. Wir können es in Matthäus 17 lesen, auch teilweise in Lukas 9,35 und Markus 9,7. Aber in Matthäus 17,5 wird es ausdrücklich so gesagt. Wer glaubt, was Gott der Vater von dem Herrn Jesus gesagt hat, nämlich, dass Er Sein Sohn ist und man auf Ihn hören soll, und wer dann dem Wort des Herrn Jesus glaubt, der „hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24).

In der Mitte dieses Verses steht eine wunderbare Tatsache! Jeder, der diesen Weg gegangen ist, kommt nicht ins Gericht. Er muss zwar vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, wie wir in 2. Korinther 5,10 gesehen haben. Aber er wird nicht gerichtet. Warum nicht? Wir lesen es in 2. Korinther 5,21: „Den, der Sünde nicht kannte (den Herrn Jesus), hat er (Gott) für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“. Und 1. Petrus 2,24: „... welcher selbst unsere Sünden an (oder besser: in) seinem Leibe auf dem Holze getragen hat“. Das ist das Wunderbare, was wir in Johannes 3,16 haben: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“. Gott hat Seinen Sohn gesandt, und der Herr Jesus ist ans Kreuz gegangen und hat dort die Sünden getragen. Gott Selbst hat sie auf Ihn gelegt, die Sünden aller, von denen der Herr Jesus wusste, dass sie Ihn einmal annehmen würden. Er ist dort von Gott zur Sünde gemacht worden, als ob Er die Quelle wäre, aus der all die sündigen Taten hervorkamen. Und Gott, der wusste, wer später an Ihn glauben würde, hat Ihn dort anstelle dieser Menschen gerichtet, sodass Gott sagen kann: Wenn du deine Zuflucht zu mir nimmst und im Glauben meinen Sohn annimmst, gibt es für dich kein Gericht mehr; denn alle deine Sünden und die Strafe dafür hat der Herr Jesus in Seinem Leibe auf dem Holze getragen.

Gott bestraft niemals eine Sünde zweimal. Gott ist gerecht, vollkommen gerecht, und es wäre ungerecht, eine Sünde zweimal zu bestrafen. So kann der Herr Jesus hier sagen, dass, wer an Ihn glaubt, nicht ins Gericht kommt. Es gibt für ihn kein Gericht mehr, so wie auch Römer 8,1 sagt: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind“.

Aber Johannes 5,24 sagt es noch klarer: Er hat ewiges Leben und ist aus dem Tode in das Leben übergegangen. Und das beweist vollkommen, dass es für einen Gläubigen kein Gericht mehr gibt. Das Gerichtsurteil lautet ja: Der Lohn (oder: der Sold) der Sünde ist der Tod. Das gleiche finden wir in Offenbarung 20,12b: „Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken“. Und dann: „Und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken“. Danach wird gesagt, dass sie in den Feuersee geworfen wurden. „Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen“ (Off 20,13–15).

Gottes Wort sagt also, dass der Lohn der Sünde der Tod ist. Damit ist zunächst der körperliche Tod gemeint, wie auch Römer 5,12 sagt: „ ... also ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“. Wenn es einen Menschen auf Erden gäbe, der niemals sündigt, würde er auch nicht sterben. Aber dieser Tod ist nicht das endgültige Gericht. Die Toten werden auferstehen, und dann folgt das Gericht der Ungläubigen vor dem großen weißen Thron. Und was für eine Strafe werden sie empfangen? Sie werden in den Feuersee geworfen, das bedeutet ewiges Getrenntsein von dem lebendigen Gott, dem Quell des Lebens. Ewig unter Gottes Gericht, in der Finsternis zu sein, das ist der zweite Tod.

Wer übt das Gericht aus? Wir haben es schon in Johannes 5,22 und 27 sowie in Apostelgeschichte 17,31 gesehen: Der Herr Jesus ist Derjenige, der das Gericht ausübt. Nun sagt Er hier, dass jeder, der an Ihn glaubt, aus dem Tode in das Leben übergegangen ist und das ewige Leben empfangen hat. Das bedeutet also, dass er aus dem Bereich des Gerichts übergegangen ist in den Bereich, wo es kein Gericht gibt. Und der Richter, der über die Ungläubigen das Urteil des ewigen Todes aussprechen wird, versichert schon heute, dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht gerichtet werden wird. Er Selbst gibt ihnen ewiges Leben, d. h. Leben, das nicht enden kann. Es ist also unmöglich, dass jemand, der von dem Herrn Jesus Leben empfangen hat, noch Strafe empfängt; denn die Strafe wäre der Tod, und ewiges Leben kann nicht enden.

Auch in Römer 8,1 lesen wir ja: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind“.

Hier finden wir also die wichtige Tatsache, dass Gläubige, wenn sie vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden, keine Strafe empfangen. Nicht, dass sie keine Sünden getan hätten! Auch bei Gläubigen war es so, dass sie bis zu dem Tag, da sie wiedergeboren wurden, nur Sünde taten. Und jeder Gläubige muss von sich selbst bekennen, dass er nach seiner Bekehrung noch unzählige Male gesündigt hat. Und wenn wir den Maßstab anlegen, den Gottes Wort uns gibt (1. Joh 3,4), dass jede Tat, die ich tue, jedes Wort, das ich spreche, jeder Gedanke, den ich habe, wobei ich die Autorität des Herrn über mich und die Tatsache, dass ich Ihm in allem gehorsam sein muss, außer acht lasse, Sünde ist, dann weiß jeder Gläubige – ich weiß es von mir selbst –, dass er nach seiner Bekehrung noch Tausende, Millionen Sünden getan hat.

Das Wort Gottes sagt, dass der Herr Jesus alle diese Sünden in Seinem Leibe getragen hat. Und in dem Augenblick, als ich meine Zuflucht zu Ihm nahm, hat Er mir Leben gegeben und damit erklärt, dass ich kein Gericht mehr zu fürchten brauche. Er, der Richter, der über Tod oder Leben entscheidet, hat mich schon jetzt freigesprochen. Er hat mir Leben gegeben und mich damit aus dem Bereich des Todes herausgenommen, wohin alle verwiesen werden, die kein Teil an Ihm haben.

Aber dann kommt die große Frage: Warum muss ein Gläubiger noch vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden? Ja, es heißt „offenbart“ und nicht „gerichtet“. Von den Ungläubigen wird gesagt, dass sie gerichtet werden. Aber für den Gläubigen gilt: „... er kommt nicht ins Gericht“ (Joh 5,24), aber er muss offenbart werden.

Ich habe selbst schon einmal einer Gerichtssitzung beigewohnt, aber als Zeuge, ich war nicht selbst angeklagt. Die ganze Sachlage und auch mein Verhalten darin wurde besprochen und klargelegt. Aber ich wirkte nur mit, um aufzuzeigen, wie sich alles verhielt, dass ich unschuldig und der andere schuldig war.

Das gleiche finden wir hier. Ich weiß, dass es viele Kinder Gottes gibt, die dies nicht verstehen und Angst haben, vor dem Richterstuhl Christi offenbart zu werden. Aber ich darf von mir sagen, dass ich – wie der Apostel Paulus – nur Verlangen habe, vor dem Richterstuhl Christi zu stehen, um dort vollkommen offenbart zu werden und dort alles zu sehen. Ich werde da zwar alle Sünden sehen, die ich in meinem Leben vor und nach meiner Bekehrung getan habe: alle meine Taten, die in Ungehorsam gegen den Herrn geschahen. Und ich werde erkennen, dass es Sünden waren. Ebenso wird es mit meinen Worten und Gedanken sein: alles, was ich in Unabhängigkeit vom Herrn äußerte oder dachte, all die Milliarden Gedanken werden offenbar werden.

Aber das Wunderbare ist, dass ich das alles zwar sehen werde, aber zu gleicher Zeit auch, dass der Herr Jesus alle diese furchtbaren Sünden und die ganze Strafe dafür an Seinem Leibe auf dem Holze getragen hat, sodass ich erst dann recht verstehen werde, wie viel Er für mich getan hat, welchen Preis Er für meine Erlösung bezahlt hat, was Er gelitten hat, dass ich gerettet werden konnte. Erst dann werde ich die Bedeutung dieser wunderbaren Worte aus Galater 2,20b: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ völlig verstehen. Und könnte mich dies mit Furcht erfüllen, dass ich erkennen werde, welche wunderbare Liebe der Herr Jesus für mich hatte, aus welchem Zustand Er mich errettet hat und wie viel ich Ihm verdanke? O nein, ich habe nur Ursache, danach zu verlangen, klar zu sehen, in welch elendem Zustand ich war, was mein Los gewesen wäre, wenn der Herr Jesus nicht für mich gestorben wäre, und völlig zu erkennen, welche Liebe in Seinem Herzen war, als Er ans Kreuz auf Golgatha ging, um für mich zu sterben, Er, der meine Sünden an Seinem Leibe auf dem Kreuze trug!

Es ist so, wie der Herr Selbst in Lukas 7,47 sagt: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“. Wenn ich wüsste, dass der Herr Jesus mir tausend Sünden vergeben hätte, würde ich Ihm zweifellos dankbar sein. Aber wenn ich sehe, dass es nicht tausend waren, sondern vielleicht zehn Milliarden oder viel mehr, wie unendlich viel größer wird meine Dankbarkeit dann sein! Wie wunderbar wird Seine Liebe für mich werden, wenn ich sehe, dass diese Seine Liebe zu mir Ihn trieb, diese zehn Milliarden Sünden an Seinem heiligen Leibe zu tragen, und dass Der, der die Sünde nicht kannte, willig war, sie auf Sich zu nehmen und das Gericht Gottes darüber zu tragen, weil Er mich liebte und mich nicht dem Verderben preisgeben wollte!

Das ist es, was wir hier haben. Und wer das versteht, der verlangt nach dem Augenblick, wo er vor dem Richterstuhl Christi offenbart wird, wo er alles sieht, wie der Herr Jesus es immer gesehen hat, und alles so beurteilt, wie der Herr Jesus Selbst es auch beurteilt, sodass seine Gedanken und die des Herrn dann völlig übereinstimmen werden. Ich bin überzeugt, dass es Dinge in meinem Leben gibt, die ich anders beurteile als der Herr Jesus, Dinge, von denen ich dachte, dass sie gut seien, die aber vor den Augen des Herrn Jesus nicht bestehen können, weil ich von falschen Beweggründen geleitet wurde.

Wenn ich jemand anders beurteile, dann sehe ich meistens klarer; bei mir selbst kann ich mich täuschen. In Hebräer 4,12 lesen wir vom Wort Gottes, ja, von Gott Selbst, dass Er ein „Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ ist, und dass das Wort Gottes durchdringt bis zur Scheidung von Seele und Geist, d. h. dass Gottes Wort, dass der Herr Selbst nicht nur unsere Taten und Worte beurteilt, sondern auch unsere Gedanken und sogar die Quelle, aus der diese Gedanken hervorkommen. Kommen sie aus der Seele oder kommen sie aus dem Geist?

Um ein Beispiel zu nennen: Ich spreche jetzt zu Ihnen. Warum stehe ich hier? Wirklich nur aus Gehorsam und Liebe zu Ihm? Oder ist es vielleicht Hochmut, um zu zeigen, wie gut ich sprechen kann und wie viel ich weiß? Der Herr beurteilt das. Ich kann mich über mich selbst täuschen. Ich kann über mich selbst verblendet sein. Aber Er sieht es genau. Vor dem Richterstuhl Christi werde auch ich es sehen. Da werde ich die Wirklichkeit klar erkennen, d. h. so, wie der Herr Jesus sie immer gesehen hat. Erst von diesem Augenblick an werde ich vollkommene Gemeinschaft mit Ihm haben. Ein Mann und seine Frau haben in einer bestimmten Sache keine Gemeinschaft miteinander, solange sie unterschiedlich darüber denken. Die Gemeinschaft ist erst dann da, wenn ihre Gedanken übereinstimmen.

Ebenso ist es mit dem Herrn Jesus und uns, und so können wir Gläubige dem Herrn nur danken, dass wir vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden; denn nur dadurch werden wir für alle Ewigkeit vollkommen mit Ihm eins sein. Dann werden wir völlig sehen, wie groß die Liebe und Gnade des Herrn ist.

Nachdem wir erfahren haben, was das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi für uns Gläubige bedeutet, wollen wir uns nun zwei anderen Seiten des Richterstuhls Christi zuwenden. Einige Male lesen wir in Gottes Wort, dass der Herr Jesus bereit ist, die Lebendigen und die Toten zu richten. Wir wollen uns erst mit dem Gericht der Lebendigen beschäftigen.

Gestern und vorgestern sahen wir schon, dass der Herr aus dem Himmel kommen wird, um die Lebendigen von Westeuropa zu richten. Er wird die ganze Armee Westeuropas vernichten und die Anführer lebendig in die Hölle werfen. Anschließend folgt das Gericht über den König des Nordens und Russland. Das war also bereits ein Teil des Gerichtes der Lebendigen.

In Matthäus 25 lesen wir etwas, was wahrscheinlich nach dem Gericht über Russland (Hes 38 und 39) stattfinden wird. „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommet her, Gesegnete meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an; denn mich hungerte, und ihr gabet mir zu essen; mich dürstete, und ihr tränktet mich; ich war Fremdling, und ihr nahmet mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamet zu mir. Alsdann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig, und speisten dich? oder durstig, und tränkten dich? oder nackt, und bekleideten dich? wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.

Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Gehet von mir. Verfluchte, in das ewige Teuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln; denn mich hungerte, und ihr gabet mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr tränktet mich nicht; ich war Fremdling, und ihr nahmet mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis, und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (Mt 25,31–46).

Hier sehen wir also eine andere Sitzung vor dem Richterstuhl Christi. Aber diese Sitzung findet nicht an demselben Ort statt wie das Offenbarwerden der Gläubigen. Das Offenbarwerden der Gläubigen erfolgt im Himmel, nachdem sie aufgenommen sind in Herrlichkeit. Einige Jahre, nachdem wir unsere neuen Leiber empfangen haben – Leiber, die Seinem Leibe der Herrlichkeit gleichförmig sind (Phil 3,21) – nachdem wir schon im Vaterhaus sind und, wie Offenbarung 4, 4 und 5, 6 uns sagen, goldene Kronen auf unseren Häuptern haben und auf Thronen sitzen, werden wir Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden. So ist jede Furcht ausgeschlossen, dass wir etwa noch verurteilt werden könnten. Wie sollte es möglich sein, erst in das Haus des Vaters eingeführt zu werden, erst mit aller Herrlichkeit des Herrn bekleidet zu sein und dann hinausgeworfen zu werden? Nein, das ist unmöglich.

Kurze Zeit nach dem Offenbarwerden der Gläubigen wird der Herr auf diese Erde kommen, um das Gericht über Westeuropa und Russland auszuüben; und daran schließt sich das Gericht in Matthäus 25 an. Und wir sehen, dass dieses Gericht auf der Erde stattfinden wird, wenn der Sohn des Menschen kommen wird in Seiner Herrlichkeit – nicht der Sohn Gottes, sondern der Sohn des Menschen. Natürlich ist der Sohn des Menschen der Sohn Gottes; Er ist Gott der Sohn. Aber Er wird hier als Mensch gesehen. So kommt Er in Seiner Herrlichkeit auf die Erde und, wie Philipper 2,10–11 uns sagt, wird jedes Knie sich vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen, dass Er Herr ist. Dann wird Er Seine Regierung antreten, Sein Reich errichten, das wunderbare tausendjährige Reich, von dem in Gottes Wort so viel gesprochen wird. Dann, wenn Er in Seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit Ihm, wird Er auf Seinem Throne der Herrlichkeit sitzen, und „vor ihm werden versammelt werden alle Nationen“.

Auch das macht wieder klar, dass dies das Gericht der Lebendigen ist. Im Tode gibt es keine Nationen. Wenn jemand, der in Deutschland wohnt, stirbt, ist er kein Deutscher mehr. Auch ein Holländer hört mit dem Tode auf, ein Holländer zu sein. Und wenn ein Jude stirbt, ist er kein Jude mehr. Im ewigen Zustand (Off 21) wird von den Gläubigen gesagt: Gott wohnt bei den Menschen (Vers 3). Da gibt es keine Unterschiede mehr. In Kapitel 20 wird bei dem Gericht der Ungläubigen nur gesagt, dass die Toten vor dem großen weißen Thron stehen. Die Unterteilung in Nationalitäten ist ja ein Resultat der Sünde; es gab sie nicht von Anfang der Menschheit an. Erst einige hundert Jahre nach der großen Flut, als man in Babel anfing, den Turm zu bauen und sich einen Namen zu machen, um sich als eine vereinigte Macht Gott zu widersetzen, gab Gott den Menschen als Fluch die verschiedenen Sprachen und verteilte sie in Nationen. Nach dem Tode wird das jedoch aufhören.

Wenn der Herr Jesus also vom Himmel gekommen ist und Westeuropa sowie Russland und die Völker rings um Palästina vernichtet bzw. gerichtet hat, dann wird Er auf Seinem Thron sitzen, und alle Nationen werden vor Seinen Thron gebracht werden. Aber sie werden nicht gerichtet werden nach allen ihren Sünden, sondern nur danach, wie sie die Brüder des Königs (Mt 25,40) behandelt haben. Es heißt nicht, „die Brüder des Herrn“, sondern der König sagt: „meine Brüder“. Das ist wichtig.

Der Herr als König ist der König der Juden. Er ist der König des irdischen Volkes Gottes, und Er hat Brüder, die nach der Entrückung der Versammlung ausgehen werden, um das Evangelium des Reiches zu verkündigen, so wie der Herr in Matthäus 24,14 sagt: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen“. Diese Juden aus den zwei Stämmen Juda und Benjamin, die durch eine besondere Wirkung des Geistes Gottes wiedergeboren werden, nachdem die Versammlung im Himmel ist, werden einige Jahre – vielleicht dreieinhalb, aber höchstens sieben Jahre – in der ganzen Welt das Evangelium verkündigen – nicht das Evangelium, das jetzt verbreitet wird, sondern das Evangelium, das schon Johannes der Täufer und auch der Herr Jesus predigte: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen“ (Mt 3, 2 und 4, 17). In diesen wenigen Jahren werden sie der ganzen Welt das Evangelium bringen, was wir Gläubige in 2000 Jahren nicht vermocht haben.

Dabei werden sie schrecklich verfolgt werden. In Offenbarung 13 lesen wir, dass das Haupt des Römischen Reiches die Gläubigen in dieser Zeit zum Tode bringen wird (Vers 7). Sie bringen das Evangelium also unter Gefahr ihres Lebens. Und hier richtet der Herr die Nationen danach, wie sie diese Prediger aufgenommen haben; denn die Prediger sind ja die Brüder des Königs.

Ja, man kann auch sagen, dass es hier um die Haltung der Nationen gegenüber den Juden geht; denn wenn die Juden jetzt auch durch Gott beiseite gesetzt sind und unter Seinem Gericht stehen – sie bleiben das irdische Volk Gottes, und alles, was den Juden angetan wird, wird Gott rächen an denjenigen, die sich gegen Sein Volk erhoben. Aber hier geht es vor allen Dingen um die Zeit nach der Entrückung der Versammlung, in der dieser gläubige Überrest dann das Evangelium predigt.

Dann verstehen wir auch die Worte des Königs. Diejenigen, die diese Prediger aufgenommen haben – und das war mit Lebensgefahr verbunden – sie im Gefängnis besuchten, sie, als sie krank waren, pflegten, ihnen, als sie Hunger hatten, Essen gaben –, werden in das Reich eingehen. „Ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“ (Vers 34b). Das ist das wunderbare tausendjährige Reich, wo die Wüste blühen wird wie ein Garten, wo es keine Krankheiten mehr geben wird, wo keiner stirbt, es sei denn, dass er offenbar sündigt. Dort, wo der Fluch von der Erde aufgehoben sein und der Herr in Gerechtigkeit herrschen wird – dort werden sie leben.

Aber die, die diese Prediger nicht aufgenommen und sich nicht um sie gekümmert haben, werden gleich zu Tode gebracht werden. Sie werden für die Ewigkeit verloren sein, denn der Herr sagt: „Diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (Vers 46).

Um dies klar zu verstehen, müssen wir bedenken, wie die Umstände dann sein werden. Wenn jemand aus Milspe oder Schwelm das Evangelium annimmt, d. h. mit seinen Sünden und seiner Schuld zu Gott geht und im Glauben den Herrn Jesus annimmt, ändert sich äußerlich nicht viel für ihn. In Deutschland oder in Holland ist es nicht so, dass jemand, der sich zu Gott bekehrt, verfolgt, ins Gefängnis geworfen oder zu Tode gebracht wird. Das gab es wohl im Römischen Reich und auch bei uns in der Reformationszeit, aber jetzt nicht mehr.

Aber wenn die Versammlung aufgenommen ist und der römische Kaiser Gott lästert und mit seinem Bundesgenossen, dem Antichristen, dem Menschen der Sünde, dem Gesetzlosen, regieren wird, dann wird jeder, der offen für die Rechte Gottes eintritt, zu Tode verfolgt werden, denn der Antichrist wird sich selbst in den Tempel setzen (2. Thes 2,4) und sich anbeten lassen und sagen, dass er Gott sei, sodass es dann wirklich mit Lebensgefahr verbunden ist, Christus zu bekennen. So wird also kaum jemand einen dieser Prediger aufnehmen, wenn er nicht selbst die Botschaft glaubt und anerkennt, dass die Prediger das Evangelium des Reiches bringen. Daher werden alle, die in jener Zeit dieses Evangelium annehmen, in das Reich eingehen.

Wenn jedoch in diesem Saal Menschen sind, die sich noch nicht bekehrt haben und sich auch nicht bekehren werden, dann werden sie nach der Entrückung der Versammlung keine Gelegenheit mehr dazu haben. Alle, die in der Zeit der Gnade das Evangelium gehört und nicht angenommen haben, haben die gelegene Zeit versäumt. 2. Thessalonicher 2,11–12 sagt uns, dass Gott Selbst ihnen eine „wirksame Kraft des Irrwahns“ senden wird, „dass sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben“. Das tut derselbe Gott, von dem wir in 2. Korinther 5 lasen: „Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum Christum und hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben: nämlich, dass Gott in Christo war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte“ – und ich habe darauf hingewiesen, dass dies auch übersetzt werden kann, wie es in der holländischen Übersetzung heißt: „als ob Gott durch uns bäte“: - „wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor 5,18–20).

Derselbe Gott, der jetzt die Menschen inständig bittet: „Kommt, lasst euch versöhnen!“, der Sich jetzt zu dem Sünder niederbeugt, um ihn „anzuflehen“: Las dich versöhnen! Las dich retten!, Derselbe Gott wird dann verhindern, dass du, wenn du nicht bekehrt bist, dich noch bekehren kannst. Er wird einen Geist des Irrtums senden. Er, der Allmächtige, wird bewirken, dass jeder, der jetzt das Evangelium nicht geglaubt hat, dann der Lüge und nicht mehr der Wahrheit glauben wird. Die Allmacht Gottes wird verhüten, dass sich dann noch jemand bekehren kann.

Denjenigen jedoch, die in unserer Zeit das Evangelium nicht gehört haben, wird das Evangelium des Reiches gepredigt werden. Das bedeutet, dass in unseren zivilisierten Ländern – z. B. in Holland, Deutschland, Belgien, England, der Schweiz – nur noch sehr wenige zur Bekehrung kommen, dass aber gerade in den Ländern, wo das Evangelium nicht so bekannt ist, wie China, Indien oder Afrika, noch viele errettet werden können.

Und Gott sei Dank, in Offenbarung 7,9 lesen wir, dass es eine „große Volksmenge“ sein wird, die dann das Evangelium annimmt. Und sie können es dann tun, weil sie das Evangelium der Gnade, das jetzt gepredigt wird, nicht verworfen haben.

Das ist also das Gericht der Lebendigen: Alle, die das Evangelium des Reiches nicht angenommen haben, die nicht in dem Gericht über Westeuropa oder in dem Gericht über Russland umgekommen sind, werden hier gerichtet. Alle, die nicht wiedergeboren sind und das dadurch bewiesen haben, dass sie die Prediger des Evangeliums des Reiches nicht auf genommen und versorgt haben – was ja mit Lebensgefahr verbunden war –, werden getötet werden, die anderen aber werden in das tausendjährige Reich eingehen.

Und dann kommen wir zu der dritten Sitzung vor dem Richterstuhl Christi. Sie findet tausend Jahre später statt und wird das letzte sein vor dem ewigen Zustand, der letzte Akt in der Zeit. Die Zeit begann, als Gott im Anfang Himmel und Erde schuf, als Er den Menschen schuf, so wie wir am Ende von 1. Mose 1 lesen. Wie viel Zeit zwischen der Erschaffung von Himmel und Erde und der Erschaffung des Menschen liegt, wissen wir nicht. Es wird uns nicht mitgeteilt. Wir wissen nur, dass Gott vor etwa 6000 Jahren den Menschen erschaffen hat, was immer Ungläubige auch dagegen sagen mögen.

In Offenbarung 20, dem drittletzten Kapitel des Wortes Gottes, finden wir das Endgericht, den letzten Tag, wie die Schrift es nennt. Tatsächlich ist es der letzte Tag der Welt in ihrem jetzigen Zustand, der letzte Tag der Menschheit als natürliche Menschen auf Erden.

In Kapitel 19 lesen wir von der Ankunft des Herrn auf Erden, um das Römische Reich zu vernichten. Dann finden wir im Anfang von Kapitel 20: „Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, auf dass er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet wären“. Und Vers 4: „Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und die Seelen derer, welche um des Zeugnisses Jesu und des Wortes Gottes willen enthauptet waren, und die, welche das Tier nicht angebetet hatten, noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand, und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“.

Und dann: „Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Ober diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Verse 5–6).

Hier wird also ein Unterschied zwischen einer „ersten“ und einer anderen Auferstehung, die zwar nicht „zweite Auferstehung“ genannt wird. Denen, die an der ersten Auferstehung teilhaben, kann der zweite Tod nichts anhaben, während er über alle übrigen Gewalt hat.

In 1. Korinther 15 erfahren wir, wer an der ersten Auferstehung und wer an der zweiten Auferstehung teilhat. „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen; denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: Der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der hinweg getan wird, ist der Tod“. (Verse 20–26).

Hier finden wir also, in welcher Reihenfolge die Auferstehung stattfindet; „Der Erstling Christus“. Wir wissen, dass das vor 1900 Jahren geschah. „... sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft“. Das „sodann“ umfasst jetzt schon 1900 Jahre und wird sich erfüllen, wenn Er kommt, um all die Seinen aufzunehmen und die Toten in Christo aufzuerwecken. 1. Korinther 15 und 1. Thessalonicher 4: Die Toten werden unverweslich auferweckt werden. Wir werden verwandelt werden, und so werden wir dem Herrn entgegengehen in die Luft.

Und in Offenbarung 20 lesen wir, dass die Gläubigen, die nach der Entrückung der Versammlung durch Verfolgung zum Tode gebracht werden, gleich zu Beginn des tausendjährigen: Reiches auferweckt werden, also wenn der Herr mit uns auf diese Erde kommt, um das Gericht auszuüben. Das sind demnach die, „die des Christus sind bei seiner Ankunft“.

„Dann das Ende“ (1. Kor 15,24). Dieses „dann“ umschließt tausend Jahre, so wie das erste „sodann“ bereits 1900 Jahre währt. Und wann ist das Ende? Wir lesen: „Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod“ (1. Kor 15, 26). Das heißt also: Wenn der Tod weggetan wird, ist das Ende gekommen. Dann wird die zweite Gruppe auferstehen, alle, die nicht des Christus sind und von denen es in Offenbarung 20 heißt, dass der zweite Tod Macht über sie hat. (Vers 6).

Nun kommen wir zu Offenbarung 20. „Und ich sah einen großen weißen Thron, und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden“. Das ist das Ende der Welt, der Erde in ihrem jetzigen Zustand. Und wir lesen: „ ... Vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten“ – ich betone: d i e Toten, nicht einige Tote, sondern alle Toten, die es dann gibt – „die Großen und die Kleinen vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades (oder: das Totenreich) gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen“ (Off 20,12–15).

Das ist also der letzte Akt auf dieser Erde, in diesem Weltall, so wie es jetzt besteht, der letzte Akt in der Zeit und auch die letzte Sitzung vor dem Richterstuhl des Christus. Er wird als ein großer weißer Thron gesehen, was darauf hinweist, dass hier in vollkommener Heiligkeit und Reinheit gerichtet wird. Darauf sitzt einer, „vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden“. Wir denken zurück an das, was wir in Johannes 5,22.27–30 und auch in Apostelgeschichte 17,31 fanden, dass es der Herr Jesus als Sohn des Menschen ist, der auf diesem Thron sitzt. Seine Herrlichkeit wird so groß sein, dass Erde und Himmel fliehen werden, und die Toten, die Großen und die Kleinen, werden vor dem Thron stehen, um gerichtet zu werden.

Es gibt also einen Tag, an dem alle Toten gerichtet werden. Nur die Ungläubigen sind dann allerdings noch im Tode; alle Gläubigen wurden bei der ersten Auferstehung auferweckt. Und im ganzen tausendjährigen Reich wird kein einziger Gläubiger sterben, ja, nicht einmal ein Ungläubiger, es sei denn, dass er sich offen gegen den Herrn Jesus auflehnt. In Psalm 101, 8 lesen wir, dass jeden Morgen Gericht gehalten wird, um jeden, der sich offen dem Herrn widersetzt hat, mit dem Tode zu bestrafen. Jesaja 66, 24 sagt: „Und sie werden hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind“. Weil Wiedergeborene das nicht tun, denn Satan kann sie nicht mehr verführen, sterben nur einige Ungläubige.

Wenn diese letzte Gerichtssitzung stattfindet, wird also kein einziger Gläubiger mehr im Tode sein, während alle Ungläubigen getötet sind. Denn in Offenbarung 20,7–9 lesen wir, dass am Ende des tausendjährigen Reiches Satan einen Augenblick losgelassen wird. Alle die nicht wiedergeboren sind, eilen ihm gleich wieder zu, gehorchen ihm und lassen sich durch ihn im Aufruhr gegen den Herrn Jesus anführen. Alle werden dann von dem Herrn getötet werden. Und dann stehen alle Toten da, keiner ist vergessen. „Das Meer gab die Toten, die in ihm waren. Der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren“ (Vers 13).

Im Tod sind die Leiber der Verstorbenen; denn nur der Leib ist sterblich. Der Hades, das Totenreich, nimmt die Seelen der Ungläubigen, nicht der Gläubigen, auf. Tod und Hades werden die Toten hergeben, sodass vor dem großen weißen Thron alle Toten stehen. Und schließlich werden der Tod und der Hades in den Feuersee, in die Hölle geworfen werden, sodass, wenn sich noch jemand in diesem Zwischenreich befände, er doch in die Hölle käme.

Dann stehen sie vor dem großen weißen Thron, und die Bücher werden geöffnet. Ja, Gott hat eine Buchführung, und für jeden ist ein Blatt darin. Gott hat alles notiert, was der Mensch in seinem Leben getan hat. Und jeder Ungläubige wird es sehen, genau wie wir als Gläubige es sahen, als wir vor dem Richterstuhl Christi standen. Wir durften erkennen, dass der Herr Jesus die Strafe für alle unsere Sünden getragen hat. Die Ungläubigen aber werden gerichtet nach ihren Werken.

Dann kommt noch das Buch des Lebens, das in Kapitel 13,8 „das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“ genannt wird. Es wird hinzugezogen, damit sie sehen, dass keiner von ihnen darin steht, dass keiner von ihnen Leben hat, so wie wir in Johannes 5,24 von denen gelesen haben, die an den Herrn Jesus glauben. Aber von ihnen wird keiner im Buch des Lebens stehen.

Wusste Gott das denn nicht? Wusste der Herr Jesus es nicht? O ja, Gott weiß es, und der Herr Jesus weiß es auch schon. Darum sagt der Herr in Matthäus 25 bei dem Gericht der Lebendigen: „Und diese werden hingehen in die ewige Pein“ (Vers 46). Dieselben Menschen stehen hier also noch einmal. Der Herr Jesus weiß, dass das Endgericht dasselbe ergeben wird wie das Urteil, das Er damals aussprach, als Er sie am Anfang des tausendjährigen Reiches in den Tod sandte.

Vor dem großen weißen Thron werden einst Menschen stehen, die hier auf Erden so oft gesagt haben: Ich habe immer gut gelebt, ich habe jedem das Seine gegeben, ich habe keine Angst vor dem Gericht! Ich habe das oft sagen hören. Dann werden sie dastehen, und Gott wird sie überführen. Gott ist so gerecht, dass Er sie richten wird, um ihnen vollkommen klarzumachen, dass ihr Leben falsch war und dass Sein Gericht gerecht ist.

Gottes Gerechtigkeit kommt auch darin zum Ausdruck, dass Er das Gericht durch den Herrn Jesus als den Sohn des Menschen ausüben lässt. Da sitzt also ein Mensch auf dem Thron. Und nun könnte ein Toter sagen: Wie soll ein Mensch auf Erden leben und keinen Gedanken haben, ohne dabei zu fragen, wie Gott darüber denkt? Wie kann ein Mensch, bevor er ein Wort spricht, stets nach Gottes Willen fragen, und bei jedem Tun nach Seinen Gedanken? Das ist doch unmöglich!

Aber der Richter, der da sitzt, kann antworten: Ich war Selbst 33 Jahre auf Erden. Ich bin ein Säugling gewesen, ein kleiner Knabe, ein Jüngling, ein erwachsener Mann. Ich bin in den gleichen Umständen gewesen wie ihr, ja in den schrecklichsten Umständen, und ich habe stets Gottes Willen getan. Ich konnte zu Gott sagen: Ich tue immer, was Dir wohlgefällig ist. Ich war wahrhaftig Mensch, geboren von einem Weibe (Gal 4,4), und ich bin so gewesen, wie ein Geschöpf sein sollte. So wird kein Mensch sagen können: Ich konnte Gottes Förderungen nicht erfüllen.

Und wenn dann noch ein Mensch sagen sollte: Ich habe Gutes getan, dann sagt Gott: Hier ist das Buch, in dem alles steht, was du getan hast. Zeige mir ein Wort, das du aus Gehorsam mir gegenüber gesprochen hast. Zeige mir eine Tat, die du mir zuliebe getan hast. Zeige mir einen deiner Gedanken, der nach meinem Willen gewesen wäre! Und sie werden anerkennen müssen: Gott ist gerecht. Wir haben nur für uns selbst gelebt und Gottes Rechte über uns außer Acht gelassen.

Vor etwa 15 Jahren passierte es mir, dass ein junger Mann an der Straße stand und bat, ob er mitfahren dürfe. Nach einer Weile fragte ich ihn: „Wenn wir jetzt einen Unfall hätten und wir beide tot wären – wissen Sie, wohin Sie dann gingen?“ – „Ja, sicher“, sagte er, „meine Eltern haben mich als Kind taufen lassen, sodass ich weiß, dass mit mir alles in Ordnung ist“. Er meinte, weil seine Eltern ihn hatten taufen lassen, würde er in den Himmel kommen. Aber Gottes Wort sagt, dass jeder, der nicht an den Sohn glaubt, verloren geht.

Wie viele Menschen sagen, dass sie immer Gutes getan haben und sich darum vor dem Tod nicht fürchten! Aber hier wird der Herr ihnen das Buch des Lebens zeigen, um sie sehen zu lassen, dass sie wirklich nicht darin stehen, sodass sie erkennen müssen: Unser Leben ist falsch, böse gewesen. Wir hätten anders leben können; denn der Richter hat es bewiesen, und das Gericht, das Gott über uns ausübt, ist gerecht. „Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen“ (Vers 15).

Vielleicht meint jemand: Es ist ja nicht möglich, dass alle meine Gedanken, Worte und Taten wieder zum Vorschein kommen. Wie viele Worte habe ich gesprochen, die keiner gehört hat! Wie viele Gedanken habe ich gehabt, die keiner weiß! Gedanken sind frei, sagt man. Aber Gott ist anderer Ansicht. Und selbst die Wissenschaft weiß, dass das nicht stimmt.

Voriges Jahr sprach ich eine junge Schwester aus Kanada. Sie studiert Neurologie, und sie erzählte mir, dass sie dabei gewesen sei, als ein berühmter Professor eine Gehirnoperation durchführte. Dabei hatte sie etwas ganz Eigenartiges miterlebt: Als er auf einen bestimmten Teil des Gehirns drückte, fing die Patientin an zu erzählen, was sie getan hatte, als sie 19 Jahre alt war. Und als er einen anderen Teil berührte, erzählte sie von ihrem Leben als 17jährige. Eine dritte Stelle hatte verzeichnet, was sie getan hatte, als sie 14 war.

Alles, was der Mensch getan hat, ist im Gehirn aufgespeichert. Die Wissenschaft weiß es jetzt; Gott wusste es immer. Er hat das Gehirn so gemacht. Und außerdem hat Gott es in Seinen Büchern niedergelegt, und alles wird dann offenbar werden.

Und nun möchte ich wieder ein Wort an die richten, die den Herrn Jesus noch nicht kennen, die nicht mitgehen würden, wenn der Herr Jesus heute Abend käme, weil sie ihre Sünden und ihre Schuld noch nicht vor Gott bekannt und im Glauben den Herrn Jesus angenommen haben. Hier haben Sie ihre Zukunft, die Zukunft jedes Menschen, der nicht bekehrt ist, der nicht Buße getan (Apg 17,30) und nicht an den Herrn Jesus geglaubt hat. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“. „An ihn glaubt“ bedeutet nicht nur sicher sein, dass Er jetzt lebt und dass Er einst auf Erden war, sondern sein ganzes Vertrauen auf Ihn setzen. Ihn als seinen Heiland annehmen, Ihn, den Sohn Gottes, der gestorben ist, damit wir errettet würden. Wer Ihn so annimmt, wird ewiges Leben haben.

Wenn Sie aber zu Gott sagen: Ich will Deine Gnade nicht! – Sie brauchen das nicht einmal in Worten zu sagen, es genügt, wenn Sie die ausgestreckte Hand Gottes nicht ergreifen – wenn Sie nicht bekennen wollen, dass Sie ein Sünder sind und den Herrn Jesus annehmen: Hier haben Sie Ihre Zukunft. Sie werden in den Feuersee geworfen werden, nachdem Gott Selbst Ihnen klargemacht, bewiesen hat, dass Sie das Gericht verdient haben. Wenn Sie da stehen werden vor dem Thron Dessen, „vor dem die Erde entfloh und der Himmel und keine Stätte wurde für sie gefunden“, werden Sie nicht zu sagen wagen: Ich habe immer gut gelebt. Dieselbe Stimme, die jetzt noch ruft: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28), wird Sie dann in den ewigen Tod, den Feuersee verweisen, von dem es heißt: „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Off 20,10). Das ist der Ort, von dem der Herr Jesus sagt, dass der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt (Mk 9,44.46.48), wo Weinen sein wird und Zähneknirschen. Das wird Ihre Zukunft sein.

Ich wiederhole die kleine Geschichte, die ich vor einigen Wochen von einem reichen jungen Mädchen aus vornehmer Familie las, das nicht an Gott glaubte. Das Mädchen hatte sich bekehrt, war mit seinen Sünden zu Gott gekommen, hatte im Glauben den Herrn Jesus angenommen und so Vergebung der Sünden empfangen. Und dann fragte ihr Bruder sie: Hast du auch die Konsequenzen überdacht, die darin für dich liegen? Er dachte an das Wort des Herrn Jesus, dass jemand, der einen Turm bauen will, erst die Kosten überschlagen soll (Lk 14,28).

Er wollte ihr klarmachen, dass sie jetzt ein Fremdling in ihrer Familie sein würde wie so viele, die aus dem Hause gejagt wurden, als sie den Herrn Jesus annahmen – dass sie fremd sein würde für ihre Freundinnen und ein „Außenseiter“ für ihre Umgebung. Aber sie sagte: Ja, ich habe die Kosten überschlagen. Aber ich habe auch erwogen, was es mich kosten würde, wenn ich den Herrn Jesus nicht annähme, und diese Kosten waren weit höher.

Ja, es kostet etwas, den Herrn Jesus anzunehmen. Es kostet etwas, sich vor Gott zu stellen und anzuerkennen: Ich bin ein verlorener Sünder, der nur durch Gnade errettet werden kann, der sich selbst nicht helfen kann, der das Gericht verdient hat. Das kostet den eigenen Hochmut, und man muss seinen eigenen Willen aufgeben; denn von diesem Augenblick an muss man fragen: Herr, was willst Du, was ist Dein Wille für mich?

Aber wenn Sie den Herrn Jesus nicht annehmen, ist ewige Verdammnis Ihr Teil. Dann werden Sie als Lohn den zweiten Tod empfangen, das ist der Feuersee. Der Herr nennt es die ewige Finsternis, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Die Erinnerung daran, dass Sie an diesem Abend und vielleicht an hundert anderen Abenden das Evangelium gehört haben und hätten gerettet werden können, wird Sie in Ewigkeit peinigen. Aber Sie haben nicht gewollt. Und dann wird es sein wie in Matthäus 25; die Tür wird verschlossen sein, und eine Stimme von innen wird zu Ihnen sagen: Ich kenne dich nicht.

Gott gebe, dass keiner von uns das erleben muss!

Fußnoten

  • 1 Johannesevangelium: ewiges Leben; Römerbrief: Befreiung vom Gericht; Epheserbrief: Übergang vom Tod zum Leben
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