Ährenlese im Neuen Testament (Matthäus)
Kapitel 1-8

Matthäus 1,1–17
Die Stimme der Propheten ist seit vierhundert Jahren verstummt. Nun ist für Gott «die Fülle der Zeit gekommen» (
Aber wie können wir mit unserem begrenzten Verstand in die Kenntnis einer solchen Person eindringen? Gott hat dafür vorgesorgt, indem Er uns vier Evangelien gegeben hat, die uns gestatten, die Herrlichkeit seines Sohnes unter mehreren Gesichtspunkten zu betrachten, so wie man einen wertvollen Gegenstand hervorhebt, um ihn von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Matthäus ist das Evangelium des Königs. Ein Geschlechtsregister ist hier nötig, um den Messias sogleich in den Rahmen der dem Abraham gemachten Verheissungen zu bringen und seinen Erbanspruch auf den Thron Davids unwiderlegbar zu beweisen (
Matthäus 1,18 –2,6
Der Herr Jesus wollte auf die gleiche Weise wie alle Menschen in diese Welt kommen, d. h. durch die Geburt. Als Gegenstände einer besonderen Gunst, wurden Joseph und Maria dazu auserwählt, das göttliche Kind zu empfangen und aufzuerziehen. Die Ratschlüsse Gottes erfüllen sich; in Übereinstimmung mit den Prophezeiungen erfolgt die Geburt des Thronerben Davids in der königlichen Stadt Bethlehem. Und wir stellen fest, dass in diesem Evangelium weder von der Krippe, die Ihm als Wiege diente, noch von irgend etwas anderem die Rede ist, was an seine Armut erinnerte. Im Gegenteil, Gott wacht darüber, dass sein Sohn von einigen vornehmen Besuchern geehrt wird: von diesen Magiern aus dem Morgenland. Was die Führer unter den Juden betrifft, war keiner in einem geistlichen Zustand, der ihn befähigt hätte, den Messias Israels anzubeten. Sie wünschten sein Kommen nicht. Wir befinden uns hier übrigens in einem der finstersten Zeitabschnitte in der Geschichte dieses Volkes. Der grausame Herodes regiert in Jerusalem, und das in Übertretung des Gesetzes (
Mit Ausnahme einer kleinen Zahl Gottesfürchtiger, mit denen Lukas uns bekanntmacht, erwartete niemand in Israel den Christus. Und heute, wie viele unter denen, die sich Christen nennen, erwarten wirklich seine Wiederkunft?
Matthäus 2,7–23
Nach einer langen Reise, die in
Die mörderischen Pläne des Herodes sind vereitelt worden. Und das gleiche gilt für die Pläne Satans, der versuchte, Den, der ihn besiegen sollte, von seinem Eintritt in diese Welt an aus dem Weg zu schaffen. Die Reise nach Ägypten, von Gott angeordnet, damit das Kindlein diesen verbrecherischen Absichten entgehe, illustriert auch die Gnade Dessen, der dem gleichen Weg wie einst sein Volk folgen wollte.
Zwei Namen sind dem göttlichen Kind schon im vorangegangenen Kapitel gegeben worden: der Name Jesus (Heiland-Gott; Kapitel 1,21), der für das Herz jedes Gläubigen so kostbar ist. Dann der Name Emmanuel (Gott mit uns; Kapitel 1,23). Nun wird im 23. Vers der Name «Nazarener», der eine dreifache Bedeutung hat, hinzugefügt: In moralischer Hinsicht ist der Herr Jesus der wahre Nasir nach
Matthäus 3,1–17
Wie ein Gesandter einer hohen Persönlichkeit vorangeht, so kündet Johannes der Täufer das bevorstehende Erscheinen des Königs an. Aber dieser kann seinen Platz nicht inmitten eines Volkes einnehmen, das seinem sündigen Zustand gegenüber gleichgültig ist. Daher ist die Predigt des Johannes ein Aufruf zur Busse. Dagegen kündigt er den Pharisäern und Sadducäern, die als Selbstgerechte zu seiner Taufe kommen, das Gericht an.
Man versteht die Verwirrung des Johannes, als Der, dessen Sandalen zu tragen er sich nicht würdig erachtete, zu ihm kommt, um sich von ihm taufen zu lassen. Aber im 15. Vers hören wir die ersten Worte, die der Herr Jesus in diesem Evangelium ausspricht: «Lass es jetzt so sein.» Der Mensch wusste nur Böses zu tun; fortan geziemt es sich, Gott in Christus handeln zu lassen, um «alle Gerechtigkeit zu erfüllen» (
Jesus steigt alsbald aus dem Wasser herauf, denn Er hat nichts zu bekennen. Und nun sehen wir die Himmel sich öffnen, um Ihm ein zweifaches Zeugnis zu geben: Der Heilige Geist fährt auf Ihn hernieder, wie das Salböl, das ehemals den König bezeichnete (vergleiche
Matthäus 4,1–11
Mit der Kraft des Geistes versehen, ist der Herr Jesus bereit, seinen Dienst zu erfüllen. Aber, wie jeder Diener Gottes, muss Er zuerst auf die Probe gestellt werden. Daher hat Er es mit dem grossen Feind zu tun. Es sind hauptsächlich zwei Taktiken, die Satan anwendet, um einen Mann Gottes vom Weg des Gehorsams abzubringen: Entweder stellt er ihm erschreckende Dinge auf dem Weg vor Augen (für Christus war dies ganz besonders der Kampf in Gethsemane), oder er bietet im Gegenteil begehrenswerte Dinge abseits des Weges an. Und das ist es, was der Teufel hier tut.
Beachten wir jedoch, dass er sich beim Anführen der Verse 11 und 12 aus
Matthäus 4,12–25
Die Anführung von
Nicht alle Christen sind dazu berufen, ihren Broterwerb aufzugeben oder auf den Genuss der Familienbande zu verzichten. Aber alle haben irgendwann einmal in ihrem Herzen die bekannte Stimme gehört, die zu ihnen sagte: «Folge mir nach»! Hast du darauf geantwortet?
Die Verse 23 und 24 fassen in bewunderungswürdiger Weise die ganze Liebestätigkeit des Herrn Jesus zusammen.
Matthäus 5,1–16
Dem Herrn Jesus nachfolgen heisst zuerst Ihm gehorchen (
Matthäus 5,17–30
Man kann die Verse 17 und folgende nicht lesen, ohne von Furcht ergriffen zu werden. Nicht nur erklärt der Herr, Er sei nicht gekommen, das furchtbare Gesetz Gottes, das uns alle verurteilte, aufzulösen, sondern Er gibt hier eine noch viel strengere Auslegung des göttlichen Willens. Bis dahin konnte ein gewissenhafter Israelit hoffen, das ewige Leben zu erwerben, wenn er mehr oder weniger «dieses alles von seiner Jugend an beobachtet hatte» (siehe
Das alte Judentum kümmerte sich nicht darum, was Gott vom Zorn oder von unreinen Blicken hielt. Es verurteilte nur die schlimmsten Früchte davon: Mord und Ehebruch. Die Gebote des Herrn gehen dagegen auf die Quelle dieser strafbaren Taten zurück und bringen uns zum Bewusstsein, dass sie in unserem Herzen liegt, das der gleichen Taten fähig ist (Kapitel 15,19). Denn bevor wir von der Gnade hören können, müssen wir verstehen, wie sehr wir sie nötig haben.
Matthäus 5,31–48
Vergessen wir nicht, Wer es ist, der hier spricht: es ist der Messias, der König Israels. Seine Unterweisungen werden manchmal die Verfassungsurkunde des Reiches genannt, denn sie geben die Bedingungen an, die von denen erfüllt werden müssen, die Bürger dieses Reiches sein werden. Aber welch ein Unterschied zu den Verfassungen und Gesetzen der Völker dieser Erde, die auf der Verteidigung der Menschenrechte und auf dem selbstsüchtigen Grundsatz: «jedem das Seine» aufgebaut sind. Dagegen stellt die Belehrung des Herrn nicht nur Grundsätze der Gewaltlosigkeit auf, sondern der Liebe, der Demut und der Selbstverleugnung, die dem Geist dieser Welt völlig fremd sind. Es gibt Leute, die meinen, solche Gebote seien auf der Erde, auf der wir leben, unanwendbar. Wären Christen, die sie buchstäblich verwirklichen, nicht als wehrlose Opfer jedem Missbrauch ausgeliefert? Wir können sicher sein, dass Gott sie dann zu schützen wüsste. Ein solches Verhalten wäre zudem ein mächtiges Zeugnis, dazu angetan, die zu beschämen, die den Gläubigen schädigen wollten, und sie sogar zur Bekehrung zu führen. Die Verse 38–48 demütigen uns und weisen uns zurecht. Wie weit entfernt sind wir doch von dem, was in
Matthäus 6,1–18
Die Almosen (Verse 1–4), die Gebete (Verse 5–15) und das Fasten (Verse 16–18) werden als die drei hauptsächlichen Dinge betrachtet, durch die viele Menschen meinen, sich ihrer «religiösen Verpflichtungen» zu entledigen. Wenn man diese Dinge tut, um von andern beachtet zu werden, dann kommt das Ansehen, das man dafür erntet, schon der Belohnung gleich (
Der Herr lehrt uns beten. Es geht in keiner Weise um eine verdienstliche Tat, sondern darum, unserem himmlischen Vater demütig unsere Bedürfnisse vorzubringen, und das im Verborgenen unseres Zimmers. Sind unsere Gebete nicht allzu oft mechanisch hergesagte Phrasen, langweilige Wiederholungen? (siehe
Matthäus 6,19–34
Das einfältige Auge richtet sich nur auf einen einzigen Gegenstand. Christus ist für den Gläubigen dieser Gegenstand, dieser «Schatz». Wir betrachten ihn im Wort Gottes «mit aufgedecktem Angesicht», und dieses Schauen erleuchtet unser ganzes Inneres (lies
Nein, Gott wird nie der Schuldner derer sein, die seine Interessen vor die ihren stellen, derer, die Ihn erwählen (
Matthäus 7,1–14
Die Verse 1–6 und 12 stellen die Beweggründe vor uns, die unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, zu unseren Brüdern, bestimmen sollten. Mit dem Versuch, Lösungen zu diesem Problem zu bringen, haben grosse Denker aller Zivilisationen ganze Bibliotheken mit ihren sozialen, politischen, moralischen und religiösen Lehren gefüllt. Dem Herrn genügt ein kurzer Vers, um seine göttlich weise, vollkommene und endgültige Lösung auszudrücken und zu umfassen: «Dies nun, was immer ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen» (vergleiche
Die Verse 13 und 14 erinnern uns daran, dass, wenn es zwei Meister gibt, es auch zwei Wege und zwei Pforten gibt. Der breite Weg ist der, auf dem die meisten Menschen gehen, und das trotz eines Wegweisers, der einen erzittern lässt: hier führt es «zum Verderben» (Vers 13)! Dagegen sind es nur wenige, die den Weg, der zum Leben führt, finden (weil nur wenige ihn suchen -siehe Vers 7). «Eng ist die Pforte.» Man kann erst durch sie eingehen, wenn man das Gepäck der Selbstgerechtigkeit abgelegt hat. Leser, auf weichem Weg gehst du voran?
Matthäus 7,15–29
Wenn man die guten Bäume an ihren guten Früchten erkennt, sehen wir dann im 22. Vers nicht ausgezeichnete Leute? Sie haben anscheinend viele lobenswerte Werke aufzuweisen: Weissagungen, Wunder, Austreibung von Dämonen -und bei jeder Gelegenheit ist der Name des Herrn auf ihren Lippen. «Ich habe euch niemals gekannt», lautet die feierlich ernste Antwort des Herrn Jesus. Eure Früchte kommen nicht aus dem Gehorsam gegenüber Gott.
Alle diese Belehrungen sind nicht schwer zu erfassen. Es fehlt uns übrigens nicht daran, sie zu verstehen, sondern vielmehr daran, sie zu verwirklichen. Darum illustriert der Herr am Schluss seiner Reden durch ein kurzes Gleichnis den Unterschied zwischen denen, die nur hören, und denen, die das Gehörte in die Tat umsetzen. Wir haben hier zwei Häuser, die sich äusserlich gleichen. Aber steigt einmal in den Keller hinunter; was stellt ihr dort fest? Das eine steht auf dem Felsengrund des Glaubens an Jesus Christus (
Matthäus 8,1–17
Auf die Lehre des Herrn folgt sein Dienst der Liebe und der Gerechtigkeit. Zuerst sehen wir drei Heilungen. Der Aussätzige im 2. Vers kennt die Macht des Herrn Jesus. Aber er zweifelt an seiner Liebe: «Wenn du willst, kannst du ...» Der Herr Jesus wollte und heilte ihn (
Der Hauptmann von Kapernaum kommt einerseits mit dem Bewusstsein seiner eigenen Unwürdigkeit und anderseits mit der Überzeugung von der Allmacht des Herrn. «Sprich nur ein Wort.» Dieser aussergewöhnliche Glaube erstaunt und erfreut den Herrn Jesus. Er stellt ihn denen, die Ihm nachfolgen, als Beispiel hin; und beschämt er nicht auch uns?
Schliesslich ist es notwendig, dass der Meister auch in den Familien der Seinen wirkt. Er heilt die Schwiegermutter seines Jüngers Petrus.
Der Herr Jesus hat sich nicht mit den Kranken befasst wie ein Arzt, der untersucht, eine Diagnose stellt, ein Rezept verschreibt, das Honorar einzieht und dann geht. Er hat sich nicht damit begnügt, sie zu heilen. «Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten», indem Er sich mit der Wurzel des Übels, mit der Sünde, befasste. Er hat ihr ganzes Gewicht, ihre ganze Bitterkeit empfunden (
Matthäus 8,18–34
Der Herr verheimlicht dem Schriftgelehrten, der Ihm überallhin nachfolgen will, nicht, dass sein Weg ein Weg völligen Verzichts ist. Selbst die Vögel des Himmels, für die der himmlische Vater sorgt (Kapitel 6,26), sind besser dran als ihr Schöpfer hienieden. Wie tief hat sich der Herr erniedrigt! Er hat auf der Erde keinen Ort gehabt, wo Er sein Haupt hinlegen und ausruhen konnte. Erst am Kreuz, nachdem das Werk vollbracht war, konnte Er endlich sein Haupt hinlegen -oder neigen (das gleiche Verb im Griechischen in
Im 21. Vers bringt ein anderer Mann auf die Aufforderung des Herrn hin eine scheinbar berechtigte Entschuldigung vor. Was wäre wohl rechtmässiger, als am Begräbnis des eigenen Vaters teilzunehmen? Aber so dringend eine Aufgabe auch scheinen mag, kein «zuvor» darf den Platz des vom Herrn gebotenen «zuerst» (Kapitel 6,33) einnehmen. Es wird nicht gesagt, wie diese beiden Männer sich hernach entschieden haben. Für uns ist es wichtig zu wissen, wie wir auf den Ruf des Herrn Jesus geantwortet haben.
Die wohlbekannte und schöne Szene der Überfahrt im Sturm ist ein Bild der Reise des Gläubigen durch diese Welt. Er erlebt viele Stürme. Aber sein Erretter ist auch der Herr über die Naturgewalten, und Er ist bei ihm (