Die Bergpredigt
Eine Verständnishilfe zu Matthäus 5 - 7

2. Arm im Geist (Matthäus 5,3)

Die Bergpredigt

Am Anfang des ersten Teils der Bergpredigt des Herrn Jesus in Matthäus 57 stehen die so genannten Seligpreisungen. Sie enthalten sehr praktische und wichtige Lektionen für alle, die sich im Reich der Himmel befinden.

Diese Seligpreisungen haben drei Anwendungsbereiche:

  • erstens die Jünger in der damaligen Zeit der Verwerfung des Herrn Jesus;
  • zweitens die Gläubigen in der heutigen Zeit der Abwesenheit des Herrn;
  • drittens den zukünftigen gläubigen Überrest der Juden in der Drangsalszeit vor der Erscheinung des Herrn Jesus als König.

Die Eigenschaften, die der Herr in diesen Seligpreisungen nennt, sind nicht diejenigen des natürlichen Menschen: die neue Geburt ist dazu nötig. Der Herr Jesus sagt zu Nikodemus: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3). Nur der Mensch, der durch den Glauben an Ihn das neue, ewige Leben empfangen hat und sich von Ihm ständig belehren und prägen lässt, kann diese Eigenschaften Christi in seinem Leben offenbaren.

Das Wort „glückselig“ kommt fünfzig Mal im Neuen Testament vor. Es bedeutet mehr als nur empfindungsmäßig glücklich sein, denn das kann man auch durch bestimmte Umstände werden. Aber glückselig sein geht darüber hinaus. Es ist der Zustand, den der Herr Jesus selbst hier denen zuspricht, die seine Gesinnung in ihrem Leben verwirklichen.

Armut im Geist ist das innere Gegenstück zur äußeren Armut. Aber damit ist nicht, wie manchmal fälschlich gedacht wird, ein Mangel an geistigen Fähigkeiten oder Intelligenz gemeint. Zwar spricht die Bibel an anderen Stellen in trostreicher Weise über Säuglinge und Kinder, aber hier handelt es sich doch um etwas ganz anderes.

Arm im Geist ist ein Gläubiger, der nicht hoch von sich denkt, der sich selbst im Licht Gottes sieht und dadurch demütig ist. Diese Geisteshaltung wird schon im Alten Testament mit den Worten „zerschlagener Geist“ und „zerbrochener Geist“ umschrieben (Ps 34,19; 51,19). In Jes 57,15 wird daran die folgende Verheißung geknüpft: „Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.“

Wenn wir uns ehrlich vor uns selbst in der Gegenwart und im Licht Gottes betrachten, dann werden wir arm im Geist, denn vor seinem Blick kann menschliche Ehre und Größe nicht bestehen. Beispiele für eine solche Geisteshaltung sind Abraham (1. Mo 18,27), Hiob (Hiob 42,5.6), Jesaja (Jes 6,1–5), der Zöllner im Tempel (Lk 18,13) und Petrus (Lk 5,8). Solange wir uns an uns selbst oder an anderen Christen messen, werden wir immer irgendeinen Grund zur Selbstzufriedenheit finden. In der Welt – und leider auch unter uns Christen – zählt der äußere Erfolg, eine hohe Stellung und das Ansehen. Aber die Folge ist meistens Hochmut, Selbstüberschätzung und Dünkel. Nur in der Gegenwart Gottes werden und bleiben wir arm im Geist.

Der Herr Jesus war im vollen Sinn des Wortes arm im Geist. Er suchte nicht seinen eigenen Willen, nicht seine Ehre, sondern nur die Verherrlichung seines Vaters. Doch besteht ein großer Unterschied zwischen Ihm und uns. Es ist der Unterschied zwischen Demut und Demütigung. Der Herr Jesus war vollkommen und von Herzen demütig (Mt 11,29). Er kannte keinen Hochmut und brauchte sich deshalb nie zu demütigen, wie es bei uns so oft der Fall ist.

Unsere wahre Glückseligkeit besteht nicht nur darin, das Wesen unseres Herrn nachzuahmen, sondern darin, dass wir uns in seiner Nähe befinden und dort bleiben.

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