Botschafter des Heils in Christo 1875

Der ursprüngliche und der gegenwärtige Zustand der Kirche oder der Versammlung

Man kann die Versammlung von einem zweifachen Gesichtspunkt aus betrachten. Sie ist die durch den Heiligen Geist bewirkte Vereinigung der Kinder Gottes zu einem Leib in Christus: und sie ist das Haus oder die Wohnung Gottes durch den Geist.

Der Herr Jesus hat sein Leben hingegeben, nicht nur um alle, die an Ihn glauben, zu retten, sondern auch „um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln.“ Er hat das Werk der Erlösung vollkommen vollbracht; und „nachdem Er ein Schlachtopfer für die Sünden dargebracht, hat Er sich für immerdar gesetzt zur Rechten Gottes. ... Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Auch sagt Gott: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“ – Die Liebe Gottes hat uns Jesus gegeben; die Gerechtigkeit Gottes ist durch das Opfer Christi völlig befriedigt; und Christus hat sich zur Rechten Gottes gesetzt zu einem beständigen Zeugnis von der Erfüllung des Versöhnungswerkes, von unserer Annahme in Ihm, und von dem Besitz der Herrlichkeit, wozu wir berufen sind. Seiner Verheißung gemäß hat Er den Heiligen Geist, den Sachwalter, aus dem Himmel gesandt, welcher in den Glaubenden bleibend seine Wohnung genommen hat. Durch diesen Geist sind wir versiegelt bis auf den Tag der Erlösung, das ist, bis unser Leib verherrlicht werden wird. Derselbe Geist ist auch das Unterpfand unseres Erbes.

Doch dieses alles könnte der Fall sein, auch wenn keine Versammlung auf Erden wäre. Ich will hierdurch andeuten, dass es etwas ganz anderes ist, erlöste Kinder Gottes und Erben der himmlischen Herrlichkeit, als mit Christus in einer Weise vereinigt zu sein, dass wir uns als Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein, betrachten dürfen. Und noch etwas anderes ist es, die Behausung Gottes durch den Geist zu sein. Verweilen wir einen Augenblick bei diesen letzten Punkten.

Die Heilige Schrift bezeichnet in der deutlichsten Weise die Versammlung als den Leib Christi. Nicht nur besitzen wir durch Christus die Errettung, sondern wir sind auch in Christus, und Christus ist in uns. Der Christ, der seine Vorrechte kennt, weiß, dass er durch den Heiligen Geist in Christus, und dass Christus in ihm ist. „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“ Es war jener Tag, an welchem die Jünger den Heiligen Geist empfangen sollten. Wer mit Christus vereinigt ist, ist ein Geist mit Ihm – und also sind wir in Christus und Glieder seines Leibes. Diese Lehre wird in den drei ersten Kapiteln des Epheserbriefes ausführlich behandelt. Nichts könnte klarer sein, als das Wort: „Da Er Ihn aus den Toten auferweckt ... und Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben hat, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ Beachten wir es wohl, dass, sobald Christus im Himmel verherrlicht ward, diese wunderbare Sache zur Ausführung gekommen ist. „Gott“ – sagt der Apostel – „hat uns mit dem Christus lebendig gemacht und hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“ Nicht „mit Ihm“, sondern „in Ihm.“ Und im dritten Kapitel lesen wir: „Welches Geheimnis in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten in dem Geist, dass nämlich die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheißung in dem Christus durch das Evangelium, ... auf dass jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die mannigfaltige Weisheit Gottes.“

Wir sehen also, wie der Heilige Geist nach der Verherrlichung Christi vom Himmel herniederkommt, um die Versammlung zu bilden. Sie ist mit Christus, ihrem himmlischen Haupt, vereinigt: alle Gläubigen sind Christi Glieder durch den Geist. Diese herrliche Wahrheit wird in anderen Teilen der Schrift bestätigt, z. B. in Römer 12,4–5, wo wir lesen: „Denn gleich wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber alle die Glieder nicht dieselbe Verrichtung haben, also sind wir, die vielen ein Leib in Christus, aber je einer des anderen Glieder.“ Vor allem aber richten wir die Aufmerksamkeit der Leser auf 1. Korinther 12. Es ist so klar wie der Tag, dass der Apostel hier von der Versammlung auf Erden redet, und nicht von der Versammlung in der Zukunft, welche im Himmel vollkommen sein wird, und ebenso wenig von den in der Welt zerstreuten Versammlungen, sondern von der ganzen Versammlung, dargestellt durch die Versammlung zu Korinth. Darum lesen wir im Eingang des Briefes: „Der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an allen Orten anrufen den Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Wir sehen deutlich, dass hier die Versammlung als ein Ganzes angeredet wird. „Und Gott hat etliche in die Versammlung gesetzt: aufs erste Apostel ... dann Gnadengaben von Heilungen ...“ Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die Apostel nicht einer besonderen Versammlung angehörten, und dass die Gnadengaben von Heilungen nicht im Himmel gebraucht werden konnten. Wir finden hier also die allgemeine Versammlung oder Kirche auf Erden. Diese Versammlung ist der Leib Christi, und die Gläubigen sind seine Glieder. Diese Einheit ist die Wirkung der Taufe des Heiligen Geistes; „denn gleich wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle die Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: also auch der Christus.“ Nachdem dann der Apostel bemerkt hat, dass jedes dieser vielen Glieder seine eigene und besondere Tätigkeit im Leib hat, fahrt er fort: „Ihr aber seid der Leib Christi, und Glieder in Sonderheit.“ Erinnern wir uns, dass dieses durch die Taufe, des vom Himmel hernieder gekommenen Heiligen Geistes bewirkt worden ist. Folglich besteht dieser Leib auf Erden und umfasst alle Christen, weil sie den Heiligen Geist empfangen haben, durch welchen sie Glieder Christi und Glieder unter einander sind. O wie herrlich ist diese Einheit! „Und sei es, dass ein Glied leide, so leiden alle Glieder mit; sei es, dass ein Glied verherrlicht werde, so freuen sich alle Glieder mit.“

Und wie deutlich lehrt uns die Schrift, dass die Gaben der ganzen Versammlung angehören! Die Apostel, die Propheten, die Lehrer, die Hirten sind nicht in einer besonderen Versammlung, sondern in der Versammlung als Ganzes betrachtet; mithin werden diese durch den Heiligen Geist geschenkte Gaben in der ganzen Versammlung ausgeübt, d. h. gerade da, wo das Glied, welches eine dieser Gaben besitzt, sich befindet, und zwar weil es ein Glied des Leibes ist. Lehrte Apollos, wenn er in Ephesus war, so tat er es auch, wenn er sich in Korinth oder an jedem anderen Orte befand. Die Versammlung ist also der Leib Christi, vereinigt mit Ihm, dem Haupt im Himmel: und wir sind durch den Heiligen Geist Glieder dieses Leibes und Glieder unter einander. Die Versammlung, die später im Himmel vollkommen sein wird, wird nun durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist gebildet; denn durch diesen einen Geist sind alle Gläubigen zu einem Leib getauft. Folglich gehören die Gaben der ganzen Versammlung.

Indes hat die Versammlung auf Erden, wie ich bereits bemerkt habe, noch einen anderen Charakter; sie ist nämlich auch die Behausung Gottes auf Erden. Es ist von Wichtigkeit zu bemerken, dass dieses nicht der Fall sein konnte, bevor die Versöhnung vollbracht worden war. Gott hat weder bei Adam im Paradies, noch bei Abraham gewohnt, wiewohl Er sie mit herablassender Güte besuchte. Aber sobald Israel aus Ägypten erlöst war, kam Gott, um in der Mitte seines Volkes zu wohnen. Sobald die Stiftshütte aufgerichtet war, sagte Gott: „Ich werde wohnen in der Mitte der Kinder Israel und werde ihnen zum Gott sein. Und sie werden wissen, dass ich Jehova, ihr Gott bin, der ich sie herausgeführt aus dem Land Ägypten, um in ihrer Mitte zu wohnen“ (2. Mo 29,45–46). Das Wohnen Gottes in der Mitte seines Volkes war also der Zweck der Erlösung; die Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes war das größte Vorrecht dieses Volkes.

Die Gegenwart des Heiligen Geistes in den Gläubigen kennzeichnet das Christentum. „Unsere Leiber sind die Tempel des Heiligen Geistes“ (1. Kor 6,19). „Wenn jemand den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.“ Alle Christen zusammen bilden also den Tempel Gottes: und der Geist Gottes wohnt in ihnen (1. Kor 3,16).

Um nicht weiter von den einzelnen Christen zu reden, sehen wir, dass die Versammlung durch den Geist die Wohnung Gottes auf Erden ist. Herrliches Vorrecht! Die Gegenwart Gottes selbst ist die Quelle der Freude, der Kraft und der Weisheit für sein Volk. Aber Zugleich lässt uns dieses eine sehr große Verantwortlichkeit bezüglich der Behandlung eines solchen Gastes erkennen. Zur Bestätigung dieser Wahrheit werde ich einige darauf bezügliche Schriftstellen anführen. „So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, da Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in welchem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes in dem Geist“ (Eph 2,19–22). Hier sieht man, dass, nachdem bereits auf Erden der Bau in Angriff genommen, es die Absicht Gottes ist, einen aus allen Gläubigen zusammen gestellten, vollkommenen Tempel zu haben, welcher sogar, nachdem der Vorhang zerrissen ist, die Gläubigen aus den Nationen miteinschließt: und dass dieser Tempel wächst, bis alle Heiligen im Himmel vereinigt sind. Bis dahin aber bilden die Gläubigen auf Erden den Tempel Gottes – seine Wohnung durch den Geist, der in der Mitte der Versammlung wohnt. In 1. Timotheus 3 sagt der Apostel: „Dieses schreibe ich in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen, wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie du dich verhalten sollst im Haus Gottes, welches ist die Versammlung des lebendigen Gottes, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“ Aus diesen Worten erkennt man, dass die Versammlung auf Erden die Behausung des lebendigen Gottes ist, und dass dieser Brief lehrt, wie man in diesem Haus wandeln soll. Zugleich aber sehen wir hier auch, wie die Versammlung für die Handhabung der Wahrheit verantwortlich ist. Die Versammlung lehrte nicht: dieses war die Arbeit der Apostel und Lehrer; aber die Versammlung hielt die Wahrheit fest, indem sie dieselbe treu beobachtete. Sie ist die Zeugin derselben in der Welt. Wer die Wahrheit sucht, der sucht sie weder bei den Heiden, noch bei den Juden, noch bei den Mohammedanern, sondern in der Versammlung Christi. Die Versammlung ist das Gefäß, in welchem die Wahrheit enthalten ist; und wo die Wahrheit nicht ist, da ist auch die Versammlung nicht.

So ist also die Versammlung der Leib Christi, wovon Er das himmlische Haupt ist. Sie ist die Behausung Gottes auf Erden durch die Innewohnung des Geistes. Wenn die Versammlung vollzählig sein wird, dann wird sie mit Christus im Himmel vereinigt werden, bekleidet mit derselben Herrlichkeit, gleich Ihm, ihrem Bräutigam.

Bevor ich jedoch die Versammlung in ihrem ursprünglichen Zustand einer näheren Beleuchtung unterziehe, ist es nötig, auf den Unterschied aufmerksam zu machen, den wir im Wort Gottes bezüglich des Hauses Gottes finden. Der Herr hat gesagt: „Auf diesen Felsen werde ich bauen meine Versammlung.“ Christus ist es, der die Versammlung baut; und deshalb werden die Pforten des Hades sie nicht überwältigen. Hier ist es nicht der Mensch, der da baut, sondern Christus. Darum sagt Petrus nichts von den Bauleuten, wenn er von dem geistlichen Haus spricht: „Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein ... seid auch ihr selbst, als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum“ (1. Pet 2). Dies ist das Werk der Gnade im Herzen des Menschen, wodurch derselbe zu Christus gebracht wird. In der Apostelgeschichte wird gesagt: „Der Herr aber tat täglich zu der Versammlung hinzu, die errettet werden sollten.“ Dieses Werk Gottes ist unaufhaltsam, kräftig, für die Ewigkeit, und wird zu seiner Zeit offenbart. Auch lesen wir noch im Epheserbriefe: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, wo Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ Dieser also heranwachsende Bau kann sich den Augen der Menschen zeigen: aber wenn sich die Wirkung der Kraft der Gnade nicht in seiner äußeren Einheit offenbart vor dem menschlichen Auge, so wird doch Gott sein Werk fortsetzen, um seine Auserwählten, seine Kinder, aus der Welt zu erlösen und für das ewige Leben zu sammeln. Die Seelen kommen zu Christus und werden durch Ihn auferbaut.

Die Apostel Johannes und Paulus – namentlich aber der letztere – reden von einer den Menschen offenbarten Einheit, als einem Zeugnis von der Kraft des Heiligen Geistes. In Johannes 17 lesen wir: „Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die durch ihr Wort an mich Glaubenden, auf dass sie alle eins seien, gleich wie du, Vater, in mir, und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Diese Einheit zu bewahren und aufrecht zu erhalten, ist der bestimmte Beruf der Kinder Gottes. Alle wissen, dass ein entgegengesetzter Zustand eine Waffe in der Hand des Feindes der Wahrheit ist. Der Charakter des Hauses Gottes und die Lehre der Verantwortlichkeit des Menschen werden in anderen Schriftstellen noch bestimmter hervorgehoben. Paulus sagt: „Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf: jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.“ Hier sind es die Menschen, die da bauen. Der Bau Gottes wird auf der Erde offenbart. Die Versammlung ist Gottes Bau; aber man erblickt nicht nur das Werk Gottes, das will sagen, nicht nur die, welche durch den Heiligen Geist zu Gott kommen, sondern auch das, was die Menschen tun, oder das, was des Menschen Werk und nicht Gottes Werk ist. Die Menschen haben oft, anstatt sich in ihrem Reden und Handeln durch den Geist leiten zu lassen, Holz, Heu und Stroh gebaut. Sie haben das nach menschlicher Weisheit und Kraft erbaute Haus als Gottes Bau ausgegeben. Falsche Lehrer haben all die Vorrechte des Leibes Christi dem großen Haus anzupassen gesucht, welches die Menschen, indem sie die Gefäße der Ehre und die Gefäße der Unehre, das Reine und das Unreine, die Gläubigen und die Ungläubigen zusammenfügten, aus den verschiedensten Bestandteilen aufgerichtet haben. Aber dieser verhängnisvolle Irrtum entbindet die Christen nicht von ihrer Verantwortlichkeit bezüglich des Hauses Gottes.

Ich betrachte es als höchst wichtig, diesen Unterschied ins Auge zu fassen, weil derselbe viel Licht über Fragen verbreitet, die in unseren Tagen so vielfach erhoben werden. Verfolgen wir jetzt unseren Gegenstand. Was war der ursprüngliche Zustand der Versammlung, als sie in Jerusalem entstand? Wir sehen, dass die Kraft des Geistes Gottes sich herrlich offenbarte. „Die Gläubigen alle aber waren zusammen und hatten alles gemein. Und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, so wie irgendeiner Bedürfnis hatte. Und indem sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Haus das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Einfalt des Herzens und lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich zu der Versammlung hinzu, die gerettet werden sollten“ (Apg 2). Ebenso in Apostelgeschichte 4: „Und große Gnade war auf ihnen allen. Denn es war auch keiner dürftig unter ihnen, denn so viele ihrer Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn zu den Füßen der Apostel; und es wurde jeglichem ausgeteilt, so wie irgendeiner Bedürfnis hatte.“ Welch ein schönes Schauspiel der wirkenden Kraft des Geistes in den Herzen! Es war eine Wirkung, die leider nur zu schnell hat verschwinden müssen, die aber dennoch sich bei den Christen stets so viel als möglich äußeren sollte. Die Bosheit des menschlichen Herzens offenbarte sich bald; und der traurige Fall mit Hananias und Saphira, sowie das Murren wegen der Witwen haben gezeigt, dass die Sünde noch in der Versammlung anwesend war. Nichtsdestoweniger aber wurde es auch offenbar, dass der Heilige Geist in der Versammlung war, und dass seine Wirksamkeit völlig genügte, um das Böse zu beseitigen und es zum Guten ausschlagen zu lassen. Die Versammlung bildete dennoch eine Einheit und war von der Welt gekannt. Eine einige Versammlung gab Zeugnis von dem Heil Gottes und von seiner Gegenwart auf Erden; und zu dieser Versammlung fügte Gott alle hinzu, welche errettet werden sollten. Diese Versammlung wurde in Folge der Verfolgung zerstreut, ausgenommen die Apostel, die zu Jerusalem blieben. Dann erweckte Gott den Paulus, um sein Gesandter unter den Nationen zu sein. Ihm wurde die Versammlung in ihrem wahren Charakter offenbart, dass nämlich alle Unterschiede zwischen Juden und Nationen aufgehoben, und dass sie alle Glieder ein und desselben Leibes in Christus seien. Dieses war eine ganz neue Haushaltung und die Erfüllung der vor Grundlegung der Welt gefassten Ratschlüsse Gottes. Paulus nennt sie „das Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott ... auf dass jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem Vorsatz der Zeitalter, den Er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn ...“ „Welches Geheimnis in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten 1 in dem Geist“ (Eph 3). „Das Geheimnis, das verborgen war von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her, jetzt aber offenbart worden ist seinen Heiligen“ (Kol 1,26).

Alle Christen waren bekannt, alle – sowohl Juden als Heiden – waren der Versammlung öffentlich hinzugefügt worden. Die Einheit wurde ins Licht gestellt: alle Heiligen waren Glieder ein und desselben Leibes, des Leibes Christi; die Einheit dieses Leibes wurde anerkannt und bildete eine Fundamentalwahrheit des Christentums. An jedem Ort wurde die Einheit der Versammlung auf Erden offenbart, so dass ein Brief des Apostels Paulus, den er an die Versammlung zu Korinth richtete, auch anderen Versammlungen angehört, denn der Apostel wendet sich an alle, „die an allen Orten anrufen den Namen unseres Herrn Jesus Christus, beides, ihres und unseres.“ Und obwohl er in bestimmter Weise an die Korinther schreibt: „Ihr seid der Leib Christi und unter einander Glieder“, so war doch ein in Ephesus wohnender Christ, wenn er nach Korinth reiste, eben sowohl in dieser Versammlung ein des Leibes Christi, als in der anderen. Die Christen sind keine Glieder irgendeiner Kirchengemeinschaft oder einer besonderen Gemeinde, sondern Glieder Christi. Das Auge, das Ohr, der Fuß, oder jedes andere Glied, welches sich in Korinth befand, hatte dieselbe Stellung auch in Ephesus. In dem Wort Gottes findet man keine Spur, dass man jemanden als das Glied irgendeiner Kirchengemeinschaft oder einer besonderen Gemeinde betrachtet habe: alle waren Glieder Christi.

Die in dem Wort dargestellte Bedienung zeugt von derselben Wahrheit. Die Gaben, diese Quelle alles Dienstes, waren der Versammlung durch den Heiligen Geist gegeben (1. Kor 12,8–12.28). Die Besitzer dieser Gaben waren Glieder der ganzen Versammlung oder des Leibes Christi. War Apollos Lehrer in Korinth, so war er es auch in Ephesus. In 1. Korinther 12 finden wir darüber die deutlichsten Aufschlüsse. Ein Leib und viele Glieder. Die Versammlung bildete eine Einheit; in ihr befanden sich die Gaben, die der Heilige Geist gegeben, und die überall, wo sich der Besitzer derselben befand, ausgeübt wurden. In Epheser 4 finden wir dieselbe Wahrheit. „Er ist hinauf gestiegen in die Höhe ... und hat den Menschen Gaben gegeben ... Und Er hat etliche gegeben als Apostel, und etliche als Propheten, und etliche als Evangelisten, und etliche als Hirten und Lehrer zur Vollendung der Heiligen: für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi ... Lasst uns heranwachsen in allem, zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus, aus welchem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und zusammen befestigt durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß eines jeglichen Teils für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“

Diese Einheit und freie Wirksamkeit der Glieder wurde zurzeit der Apostel verwirklicht. Die Gabe wurde als ein Beweis der Berufung für das Werk des Herrn anerkannt; und sie wurde freiwillig ausgeübt. Die Apostel wirkten als Apostel; und selbst die, welche durch die Verfolgung zerstreut worden, waren nach dem Maß ihrer Gaben im Werk des Herrn tätig. So lehrten die Apostel (1. Pet 4,10–11; 1. Kor 14,26.29); und so taten die Christen. Der Teufel trachtete diese Einheit zu zerstören; aber solange die Apostel lebten, konnte er es nicht ausführen. Er bediente sich zu diesem Zweck der jüdischen Satzungen; aber der Heilige Geist bewahrte die Einheit, wie wir in Apostelgeschichte 15 lesen. Auch suchte er mittels der Philosophie sein Ziel zu erreichen (1. Kor 2); aber auch diese seine Anstrengungen blieben fruchtlos. Der Heilige Geist wirkte in der Versammlung; und die den Aposteln verliehene Weisheit hielt die Einheit und die Wahrheit der Versammlung gegenüber der Macht des Feindes aufrecht. Je mehr man die Handlungen der Apostel beobachtet, desto mehr wird man diese Einheit und diese Wahrheit entdecken. Die Gegenwart des Heiligen Geistes vereinigt alle Heiligen zu einem Leib und wirkt in einem jeglichen, wie Er will, um sie in seinem Dienst zur Ehre Gottes und zur Auferbauung des Leibes Christi zu verwenden.

So war die Versammlung. Nie ist sie jetzt, und wo ist sie? Im Himmel wird sie vollkommen sein. Ohne Zweifel. Aber wo findet man sie jetzt auf Erden? Die Glieder des Leibes Christi sind zerstreut, viele sogar verborgen in der Welt, während eine Menge derselben inmitten der kirchlichen Verwirrung sich diesen oder jenen Sekten angeschlossen hat, welche gegenseitig wetteifern, um die Gläubigen an sich zu locken. Doch auch viele – Gott sei dafür gepriesen! – suchen die Einheit, aber wer hat sie gefunden? Es ist nicht genug, mit dem Mund zu bekennen, dass wir einander lieben; denn „wir sind durch einen Geist zu einem Leib getauft.“ – „Auf dass sie eins seien“, sagt der Herr, „auf dass die Welt glaube.“ Aber diese Einheit des Leibes wird nicht verwirklicht. Im Anfang trat sie deutlich an den Tag, und in jedem Ort war diese Einheit vor den Augen der Welt sichtbar; alle Christen wandelten überall als einer Versammlung angehörend. Ein jeder, der ein Glied Christi an dem einen Orte war, war es auch an dem anderen; und wer einen Empfehlungsbrief vorzeigte, wurde, da nur eine einzige Vereinigung bestand, überall empfangen.

Das Abendmahl war das äußere Zeichen dieser Einheit. Wir sind alle ein Leib, weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind (1. Kor 10,17). Das Zeugnis, welches die Versammlung gegenwärtig ablegt, ist geradezu das Entgegengesetzte. Der größte Teil dessen, was sich die Kirche oder Versammlung nennt, ist der Sitz des größten Verderbnisses; und der größte Teil derer, welche sich des Lichtes derselben rühmen, sind Ungläubige. Die griechischen und die römischen Katholiken, die Lutheraner und die Reformierten können das Abendmahl nicht gemeinschaftlich feiern; sie verdammen und verurteilen einander. Das Licht der Kinder Gottes, die sich in den verschiedenen Sekten befinden, ist unter den Scheffel gestellt: und sie, die sich von den größeren Körperschaften getrennt haben, weil sie das Verderben nicht ertragen konnten, haben sich in unzählige Parteien verteilt, die nicht mit einander das Abendmahl feiern können. Weder der eine, noch der andere bekennt, der Versammlung Christi anzugehören. Vielmehr sagen sie, dass die Kirche Christi eine unsichtbare sei. Aber was für einen Wert hat denn ein unsichtbares Licht? Sollte es sie nicht tief demütigen, wenn sie bekennen müssen, dass das Licht unsichtbar geworden sei? In der Tat, die Einheit ist, was ihre Verwirklichung betrifft, auf der Erde zerstört. Die Versammlung – ehedem so schön, eins und himmlisch – hat jetzt ihren Charakter verloren und ist in der Welt verborgen; und die Christen selbst sind, gleich den Kindern dieses Zeitlaufs, weltlich, ehrsüchtig und habsüchtig. Der größte Teil der christlichen Kirche ist der Sitz des Feindes oder des Unglaubens: und die wahren Christen befinden sich gleich Verirrten inmitten der Menge. Wo ist das eine Brot als das Zeichen des einen Leibes zu finden? Wo ist die Kraft des Geistes, die die Christen zu einem Leib vereinigt? Wer wollte es leugnen, dass die Christen ehedem vereinigt waren? Und trifft nicht sie die Schuld, dass es nicht also mehr ist? Sollen wir es gutheißen, wenn wir uns in einem Zustand befinden, der ganz verschieden von dem ist, in welchem die Versammlung im Anfang war, und den Gott von uns fordert? Wir sollten vielmehr ein tiefes und schmerzliches Gefühl haben im Blick auf einen solchen Zustand in der Welt, weil derselbe dem Herzen und der Liebe Christi durchaus nicht entspricht.

Bedenken wir, was das Wort Gottes in dieser Beziehung sagt: „Siehe denn die Güte und die Strenge Gottes; gegen die, die gefallen sind, Strenge, gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst, sonst wirst auch du ausgehauen werden“ (Röm 11). Ist es nicht eine ernste Sache, wenn das Volk Gottes auf Erden ausgehauen wird? Sicher werden die Getreuen bewahrt bleiben: denn die Treue Gottes kann nicht wanken; aber das System, worin Gott sich auf Erden verherrlicht, kann verurteilt und ausgeschnitten werden. Die Herrlichkeit Gottes, seine sichtbare Gegenwart, war ehedem in Jerusalem; sein Thron war über den Cherubim; aber seit der Gefangenschaft Babels hatte seine Gegenwart Jerusalem verlassen; und sowohl seine Herrlichkeit, als auch seine Gegenwart waren nicht mehr im Tempel in der Mitte des Volks. Und obwohl seine große Langmut das Volk bis zur Verwerfung Christi ertragen hat, so hat Er es doch endlich mit Bezug auf den Bund ausgehauen. Das jüdische System endigte im Gericht, und der Überrest ging zum Christentum über. In ähnlicher Weise wird es dem so genannten christlichen System ergehen, wenn die Christen nicht an der Güte Gottes bleiben. Und sie sind nicht an dieser Güte geblieben; und darum, obwohl ohne Zweifel alle wahren Christen errettet und in den Himmel aufgenommen werden, wird die Behausung Gottes im Geist, als das Zeugnis der Versammlung auf Erden, zu bestehen aufhören. „Es ist Zeit, dass das Gericht anfange am Haus Gottes“, hat bereits Petrus gesagt. Und auch zurzeit des Apostels Paulus war das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam und musste seinen Lauf fortsetzen bis zur Erscheinung des Menschen der Sünde. Schon damals suchten alle das ihre und nicht das, was Christi Jesu war; und der Apostel sagt es zum Voraus, dass nach seinem Abschied verderbliche Wölfe hereindringen und die Herde nicht schonen würden. Er kündet in den letzten Tagen schwere Zeiten an mit der Form der Gottseligkeit ohne Kraft, sowie das Treiben böser Menschen, die im Bösen fortschreiten und verführen und verführt werden würden.

Ist diese Untreue eine unbekannte Sache in der Geschichte des Menschen? Gott hat stets damit begonnen, den Menschen in eine gute Stellung zu berufen; aber der Mensch hat immer diesen Zustand aus Untreue verlassen: und obwohl Gott ihn darin lange ertragen hat, so hat Er doch nimmer diesen Zustand, woraus der Mensch gefallen war, wiederhergestellt. Es ist nicht nach den Wegen Gottes, eine verdorbene Sache wiederherzustellen: Er schneidet dieselbe vielmehr gänzlich ab, um eine neue und bessere an die Stelle zu setzen. Adam ist gefallen, und Gott sendet den zweiten Adam, den Herrn vom Himmel. Gott hat den Kindern Israel das Gesetz gegeben; aber das Volk hat sich, bevor Moses von dem Berg herabstieg, ein goldenes Kalb gemacht. Gott hat dem Aaron das Priestertum übergeben; aber da seine Söhne vom ersten Tage ab fremdes Feuer auf dem Altar opferten, durfte er nicht mehr mit seinen herrlichen und heiligen Kleidern im Allerheiligsten erscheinen. Gott hat den Sohn Davids auf dem Thron des Herrn sitzen lassen; aber nachdem dieser den Götzendienst einführte, wurde das Königreich geteilt. Gott gab den Thron der Welt dem Nebukadnezar; doch dieser machte ein goldenes Bild und ließ die Gläubigen durchs Feuer gehen. In allen diesen Fällen hat der Mensch seine Untreue gezeigt; und nach langem Erdulden kommt Gott mit dem Gericht und führt etwas Besseres ein.

Es ist sehr beachtenswert dass alle Dinge, worin der Mensch gefehlt hat, viel herrlicher in dem zweiten Menschen zu finden sind. Der Mensch wird in Christus verherrlicht, das Gesetz in das Herz des Israeliten geschrieben, das Opfer durch Christus ausgeführt werden. Er ist der Sohn Davids, der über das Haus Israels regieren und über die Nationen herrschen wird. Ebenso ist es mit der Versammlung gegangen. Sie ist untreu geworden. Sie hat die ihr anvertraute Herrlichkeit Gottes nicht aufrechterhalten; und darum wird sie als System auf dieser Erde ausgehauen werden. Die Ordnung der von Gott eingeführten Dinge wird im Gericht endigen; die Gläubigen werden in einem herrlicheren Zustand, um dem Bild des Sohnes Gottes gleichförmig zu sein, in den Himmel aufgenommen und das Königreich des Erretters auf der Erde eingerichtet werden. Dieses alles wird ein bewundernswürdiges Zeugnis von der Treue Gottes sein, der seine Ratschlüsse trotz der Untreue des Menschen ausführen wird. Aber nimmt dieses die Verantwortlichkeit des Menschen hinweg? Wie würde Gott denn, wie der Apostel sagt, die Welt richten können? Müssen unsere Herzen es nicht fühlen, dass wir die Herrlichkeit des Herrn in den Staub getreten haben? Die Gesetzlosigkeit hat schon zurzeit der Apostel ihren Anfang genommen; ein jeder hat das seinige dazu beigetragen; sie hat sich von Jahrhundert zu Jahrhundert auf einander gehäuft; und bald wird das Haus Gottes gerichtet werden. Jesus hat das Blut aller Gerechten von der jüdischen Nation zurückgefordert; und ebenso wird Babylon des Blutes all der ermordeten Heiligen schuldig befunden werden.

Freilich werden wir in den Himmel aufgenommen werden: aber müssen wir deshalb über die Trümmer des Hauses Gottes nicht trauern – jenes Hauses, welches ehedem ein glänzendes Zeugnis von der Herrlichkeit seines Baumeisters ablegte und durch seine Einheit und Treue die Welt von der Wirkung der Kraft des Heiligen Geistes überführte? Und wo zeigt sich jetzt diese Wirkung, die die Menschen über alle menschlichen Beweggründe hinaus erhob, die jedes Ansehen und jeden Unterschied unter ihnen verschwinden ließ, die aus allen Gläubigen eine Familie, einen Leib, eine Versammlung machte, und die ein kräftiges Zeugnis von der Gegenwart Gottes auf Erden ablegte? „Aber“ – wendet man vielleicht ein – „wir sind doch nicht für die Sünden unserer Vorfahren verantwortlich.“ Wie, sind wir nicht verantwortlich wegen des Zustandes worin wir uns befinden? Entschuldigten sich Nehemia und Daniel wegen der Sünden ihrer Väter? Fühlten sie nicht vielmehr tiefe Trauer über das Elend des Volkes Gottes als solche, die demselben angehörten? Wenn wir nicht verantwortlich wären, warum würde Gott denn das ganze System richten und beseitigen? Warum sagt Er denn: „Ich werde deinen Leuchter wegtun aus seiner Stelle, wenn du nicht Buße tust?“ Warum richtet Er Thyatira? Warum sagt Er zu Laodizea: „Ich werde dich ausspeien aus meinem Mund?“ Ich glaube, dass die sieben Versammlungen in der Offenbarung uns die Geschichte der Versammlung von Anfang bis zu Ende vorstellen; jedenfalls aber sehen wir dort die Verantwortlichkeit der Christen in Bezug auf den Zustand der Versammlung. Man wird sagen, dass die örtlich getrennten Versammlungen an und für sich selbst verantwortlich seien, nicht aber die Versammlung im Allgemeinen. Aber will denn Gott nicht die Versammlung als System auf der Erde richten und hinweg tun? Dürfen wir gleichgültig über den Zustand der geliebten Versammlung des Herrn sein, gleichgültig gegenüber den Spaltungen, die der Herr verboten hat? Nein. Demütigen wir uns, geliebte Brüder! Bekennen und verlassen wir unsere Sünden! Seien wir, ein jeder an seinem Teil, treu, und befleißigen wir uns, die Einheit der Versammlung und das Zeugnis Gottes wieder zu Verstehen und zu bewahren! Reinigen wir uns von allem Bösen und aller Gesetzlosigkeit! Wenn es möglich ist, uns im Namen des Herrn zu versammeln, so wird das ein großer Segen sein. Jedoch muss dieses stattfinden in der Kraft der Einheit der Versammlung Gottes und in der Freiheit des Geistes.

Da das Haus Gottes noch auf der Erde ist und der Heilige Geist in uns wohnt, sollten sich unsere Herzen denn nicht beschämt und gebeugt fühlen im Blick auf die Verunehrung des Herrn und auf die Vernichtung des Zeugnisses, dass der Heilige Geist vom Himmel herniedergekommen ist, um die Gläubigen zu einem Leib zu taufen? Wer den Zustand der Versammlung, wie derselbe im Neuen Testament beschrieben ist, mit ihrem gegenwärtigen Zustand vergleicht, der wird, wenn einige Aufrichtigkeit vorhanden ist, tief betrübt sein, indem er sieht, wie die Herrlichkeit der Versammlung verunstaltet und der Feind unüberwindlich geworden ist. Möchten wir unsere Verantwortlichkeit doch tief fühlen! Gleichgültigkeit ist schrecklich in den Augen des Herrn. Jesus weinte über Jerusalem, und sollten wir nicht weinen über das, was seinem Herzen noch teurer ist? Nur in einer solchen Gesinnung ist ein Abscheiden von dem Bösen und von den Parteien in der christlichen Kirche, um sich allein im Namen Jesu zu versammeln, dem Herrn wohlgefällig. Möge Er uns allen diese Gnade verleihen!

Fußnoten

  • 1 Man darf nicht aus dem Auge verlieren, dass hier der Apostel von den Propheten des Neuen Testaments spricht.
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