Das Passah des HERRN

Der vierzehnte Tag

Das Lamm musste also am zehnten Tag von den Schafen oder von den Ziegen genommen werden, aber es sollte an diesem Tag noch nicht geschlachtet werden. „Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats; und die ganze Versammlung der Gemeinde Israels soll es schlachten zwischen den zwei Abenden“ (Vers 6). Durch diese Anordnung befand sich das Opfertier für eine Zeit von drei bis vier Tagen unter der unmittelbaren Beobachtung derer, für die sein Blut vergossen werden sollte. Dies findet sein Gegenbild in den Jahren des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus. Während der ersten dreißig Jahre Seines irdischen Weges lebte Er in der Zurückgezogenheit in Nazareth. Gott allein nahm während dieser Jahre Kenntnis von Seinen Vollkommenheiten. Es war zu Beginn Seines öffentlichen Auftretens, als Johannes der Täufer diese wunderbaren Worte aussprach: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29). Dort vor den Augen Johannes stand Er, auf den das Passahlamm und jedes andere Opfer hinwies. Er war aus dem Himmel herabgekommen, um all die Bilder und Schatten des Gesetzes zu erfüllen. Aber Er ging nicht in diesem Augenblick nach Golgatha. Wohl war Er auf Seinem Weg dorthin, als Johannes Ihn erblickte, aber dreieinhalb Jahre des Dienstes - beispiellosen Dienstes - vergingen noch, bevor Sein Leben von der Erde weggenommen wurde (Apg 8,33). So wurde Er am zehnten Tag 'genommen' und bis auf den vierzehnten Tag 'in Verwahrung' gehalten. Das vorbildliche dieser Anordnung wird noch vollständiger, wenn wir daran denken, dass Sein Tod tatsächlich mit dem Passahfest zusammenfiel. Seine priesterlichen Mörder hätten das gern anders gehabt, da sie einen Aufruhr unter dem Volk fürchteten (Mt 26,5), aber Gottes Stunde hatte geschlagen, und diese Tat musste genau zu diesem Zeitpunkt und zu keinem anderen geschehen.

Während der dreieinhalb Jahre Seines Dienstes lebte der Heiland in dem grellen Licht der feindlichen Kritik. Er war kein Asket wie Johannes; Er lebte nicht in der Wüste sondern ging unter dem Volk ungehindert ein und aus. Alle Tatbestände Seines Lebens waren deshalb vollständig bekannt. Wenn Seine Widersacher auch nur einen einzigen Fehler bei Ihm entdeckt hätten, wie hätte das ihre bösen Herzen erfreut! Aber Er war der Heilige Gottes. Das Passahlamm musste 'ohne Fehl' sein; nur so konnte es Ihn vorbilden, der gleichzeitig heilig in Seinem Wesen und tadellos in Seinen Wegen war. Selbst Sein irdischer Richter musste am Ende bekennen: „Ich finde keine Schuld an ihm!“ (Joh 19,6), und Seine Feinde konnten nur den Anschein eines Tadels an Ihm finden, indem sie falsche Zeugen bestachen, dass diese in ihrem Gerichtshof einen Meineid leisteten (Mk 15,55-60).

Sein makelloses Leben war der Beweis dafür, dass Er in der Lage war, als Sühnung für die Sünden anderer sterben zu können. Hätte der Beweis geführt werden können, dass Er auch nur der geringsten Übertretung schuldig gewesen wäre, dann wäre für keinen von uns eine Errettung möglich gewesen, denn in einem solchen Fall hätte Er selbst einen Heiland nötig gehabt. Aber die Jahre Seines öffentlichen Dienstes bewiesen, dass der Tod keinen denkbaren Anspruch an Ihn hatte. Er war also göttlich befähigt, die Frage der Sünde aufzugreifen und zur ewigen Befriedigung der Ansprüche des Thrones Gottes zu ordnen. „Halleluja! Welch ein Heiland!“

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