Geläutert im Schmelztiegel Gottes

Kapitel 18-20

Geläutert im Schmelztiegel Gottes

Hiob 18

Bildad lernten wir schon im 8. Kapitel als einen harten Richter kennen. Im 4. Verse spielte er schon in taktloser Weise auf den Tod der Kinder Hiobs an und hier im 19. Vers des 18. Kapitels greift er diesen Gedanken erneut auf. Sicher wird er es im Grunde genommen gut gemeint haben, aber durch seine harte Art sind seine Worte wie vergiftete Pfeile, die das  Herz Hiobs treffen und schwer verwunden.

Alles, was er über die Gesetzlosen sagt, ist wahr und richtig. Aber wie niederschmetternd war die Wirkung seiner Worte auf Hiob! Denn in Wirklichkeit meinte er ja ihn. Die Umstände schienen den Worten Bildads Recht zu geben und erhärteten so seinen Angriff, jedoch sah und beurteilte er in liebloser Weise das, was vor Augen ist. Armer Hiob! Wie viel Prügel bekommst du von deinen Freunden! Hättest du doch die Gesinnung eines Davids gehabt! In den schwersten Stunden konnte dieser sagen: „Der Gerechte schlage mich: es ist Güte, und er strafe mich: es ist öl des Hauptes; nicht wird mein Haupt sich weigern; denn noch ist in ihren Unglücksfällen mein Gebet für sie“ (Ps 141,5). Das entspricht auch der Gesinnung unseres hochgelobten Herrn: „... welcher keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Munde erfunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der recht richtet“ (1. Pet 2,22–23).

Wie würden wir reagiert haben? Das ist eine wichtige Frage. Denn wie leicht sind wir beleidigt, verwundet und zahlen oft mit gleicher Münze heim. Möchte die Gesinnung eines Davids und besonders die unseres geliebten Herrn uns kennzeichnen! -

Wir müssen andererseits feststellen, dass der Geist Bildads nicht ausgestorben ist. Vielleicht ist er in jedem von uns mehr als einmal zum Durchbruch gekommen. Möchte der Heilige Geist es uns zeigen!

Lasst es uns vor dem Herrn und auch vor denen bekennen, die wir verwundet haben! Wie manche Wurzel der Bitterkeit wäre nicht da, wenn wir unser Versagen gottgemäß bereinigt hätten! Vielleicht haben wir noch etwas zu bekennen und Mitgeschwister um Vergebung zu bitten. Lasst es uns heute noch tun! Jetzt, sofort! Wie schnell können wir am Grabe eines Bruders oder einer Schwester stehen, die durch unsere Worte verwundet wurden! Dann können wir es nicht mehr gutmachen. Oder wenn der Herr Jesus heute käme -wollen wir so entrückt werden? Wir verspüren alle den ganzen Ernst des Wortes Gottes.

Hiob 19

„Wie lange wollt ihr meine Seele plagen und mich mit Worten zermalmen?“ Diese Worte zeugen davon, welch eine vernichtende Wirkung die Anschuldigungen und Verdächtigungen Bildads hatten.

Jedoch erkennt Hiob die Hand Gottes, dass Er es ist, der ihn in seinem Recht gebeugt hat. Er ruft um Hilfe, er schreit zu Gott – und wird nicht erhört. Aufgrund der furchtbaren Krankheit schildert er seinen traurigen Zustand. Alle haben sich von ihm abgewandt, selbst seine Frau ekelt sich vor seinem Atem. Armer Hiob! Versuchen wir es einmal, uns in seine Lage zu versetzen. Dann werden wir begreifen, dass er in seiner Verzweiflung ausruft: „Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, ihr meine Freunde! Denn die Hand Gottes hat mich angetastet.“ Ja, von Menschen war er enttäuscht, und auch der letzte Appell an seine Freunde verhallte, ohne Empfindungen bei ihnen wachzurufen. Blickte er auf die Umstände, so schienen seine Freunde Recht zu haben. Aber in seinem Herzen war doch noch etwas, das für Gott so kostbar ist: der Glaube.

Dieser Glaube leuchtet wie die Sonne aus dunklen Wolken hervor. Plötzlich steht es wie in Flammenschrift vor seinen Augen: „Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Es ist Gewissheit, die Hiob besitzt. –,Erlöser' wird an anderen Stellen auch mit,Löser' übersetzt, z. B. in 3. Mose 25,25–55. Der,Löser' musste seinem verarmten Bruder sein verkauftes Gut zurückkaufen. Ein Israelit, der sich selbst als Sklave an einen Fremden verkauft hatte, konnte durch das Zahlen eines Lösegeldes freigekauft werden.

Hiob hatte diesen Gedanken: Es gibt einen, der mein Recht ausführen und mich Verarmten und Elenden freimachen wird. Ich weiß, dass Er lebt, und dass ich Ihn sehen werde, meinen Gott. Wie alle Gläubigen des Alten Testamentes hatte er Christus ergriffen, ohne Ihn zu kennen.

 „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Glückselig sind alle, die dies mit Hiob sagen können. Seliges Wissen! Kein Hoffen, nein, felsenfeste Gewissheit. Mein Erlöser! Das ist kostbar. Der Herr Jesus ist mein Erlöser! Und Er lebt! Er ist eine Wirklichkeit und ist mir nahe. Er begleitet mich, nimmt Kenntnis von allen Umständen, tröstet, leitet, bewahrt und trägt mich täglich, jede Stunde, jeden Augenblick.

Das ist eine große Ermunterung, ein starker Trost für das verzagte Herz inmitten schwieriger Umstände. Wir dürfen Ihn kennen als unseren persönlichen Heiland, dürfen in inniger Gemeinschaft mit Ihm unseren Glaubensweg gehen. Wie oft aber bleiben wir dabei hinter Hiob zurück!

Doch es bleibt uns ein seliger Trost: „Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Kurz vor seinem Heimgang sagte mein Vater diese Worte. Das ist Fundament auch im Sterben!

Hiob wusste schon um die Auferstehung. Er hatte keine Bibel wie wir, nein, Gott aber hat es ihm offenbart. Hiob wusste, dass er später, nachdem „das irdische Haus, die Hütte, zerstört“ wäre, er „aus seinem Fleische“ Gott anschauen würde. Welch ein festes Wissen um die Auferstehung bei einem Gläubigen des Alten Testaments. Das „Dennoch“ des Glaubens gipfelt in den zwei Worten: „Ich weiß!“ Wie viel mehr hat Gott uns wissen lassen! Wir dürfen die Gedanken und Ratschlüsse unsere Gottes und Vaters ganz kennen. Wir wollen es zu schätzen wissen und inmitten der Stürme und Prüfungen festhalten: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“

Sollt' ich denn nicht fröhlich sein,
ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
werd' ich endlich heimgetragen
in des Hirten Arm und Schoß -
Amen! Ja, mein Glück ist groß!

Hiob 20

Im 19. Kapitel haben wir gesehen, wie die Sonnenstrahlen des Glaubens selbst durch dunkle Wolken hindurchleuchteten. Nicht nur die Gewissheit, einen Erlöser zu haben, sondern auch Hiobs Kenntnis um die Auferstehung beeindruckten uns tief. Er wusste sogar, dass dieser Erlöser „als der Letzte auf der Erde stehen wird“. Er ist unterrichtet über die fernste Zukunft. Woher wusste er dieses alles? Gott hat es ihm geoffenbart. „Das Geheimnis Jehovas ist für die, welche ihn fürchten.“ Dieser Schwergeprüfte hatte innigste Gemeinschaft mit Gott gehabt. Diese Tatsache hätte auch seine Freunde zum Nachdenken bringen müssen.

Wie hart, ja, sogar boshaft, redet jetzt sein Freund Zophar, der Naamathiter, zu ihm! Es waren wirklich seine eigenen Gedanken und nicht Worte Gottes. Wie war dieser Mann doch von sich selbst überzeugt, wenn er sagt: „... mein Geist antwortet mir aus meiner Einsicht.“ Er beurteilt seinen Freund Hiob wie einen Gesetzlosen. Alles, was Zophar hier anführt, trifft auf Hiob nicht zu, auch nicht das Geringste. Ist Zophar wirklich so verblendet, oder hasst er jetzt seinen Freund? Wir können sein Herz nicht beurteilen, aber „aus der Fülle des Herzens redet der Mund“.

Hatte Hiob nie Ruhe in seinem Innern gekannt (Vers 20)? O ja! Er hatte in Gemeinschaft mit Gott gelebt. Hätte Gott ihm anders ein so wunderbares Zeugnis ausstellen können? (Kap. 1,1 u. 8,2.3.) Ein solches Zeugnis konnte Er seinen Freunden und auch mir und dir nicht geben. Aber Gott im Himmel nahm auch Kenntnis von den Worten Zophars und kannte seinen Herzenszustand.

Welch ein Trost ist es, dass Gott alles sieht und hört. Mag Er auch eine Zeit schweigen, für Seine Geliebten aber, deren Herzen aufrichtig vor Ihm zu wandeln begehren, tritt Er zur gegebenen Zeit ein.

Blicken wir einen Augenblick auf den Heiligen und Fleckenlosen, unseren Herrn. Wie hat man Ihn beurteilt? Wie viel Schändliches wurde über Ihn gesagt! Gott hat alles registriert. Der Herr aber „übergab sich dem, der recht richtet“. Gott wird einmal alle, die den Sohn missachteten, ins Gericht bringen. Aber bei den Seinen muss Er das Böse in ihrem Leben richten. Das  sind Seine Regierungswege  (1. Pet 1,15–17).

Deshalb Lasst uns im Urteilen und Reden nicht vorschnell sein! Lasst uns, wenn wir gefehlt haben, auch wenn es unseren Brüdern und Schwestern gegenüber war, alles gottgemäß mit Gott und den Menschen ordnen! „Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in deren Herzen gebahnte Wege sind!“ (Ps 84,5).

Nur dann können wir mit glücklichem Herzen loben und danken und mit David sagen: „Preise Jehova, meine Seele!“

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