Geläutert im Schmelztiegel Gottes

Kapitel 39-41

Geläutert im Schmelztiegel Gottes

Hiob 39

Es ist eigentümlich, dass Gott nur Fragen in Verbindung mit der Schöpfung stellt. „Wo warst du, als ich die Erde gründete“ (Hiob 38,4)? Wir fühlen und ahnen, was der große, allmächtige Schöpfer dem kleinen Erdenwurm, der Made, damit sagen will: „Wie kannst du es überhaupt wagen, das Wort gegen Mich zu nehmen, der du doch mit einer Eintagsfliege zu vergleichen bist!“ Der kleine Mensch, der sich einbildet, enorm viel zu wissen, muss verstummen, nicht eine Frage kann er beantworten. Ganz gewiss besaß Hiob über die Schöpfung ein großes Wissen, denn durch sie hatte er ja Gott erkannt (vgl. Römer 1,19–21). Im Gegensatz zu dem modernen Menschen waren die damaligen Völker aufs engste mit der Natur verbunden. Die Menschen unserer Tage haben sich immer mehr der Natur entfremdet und verehren sich selbst oder das, was sie geschaffen haben.

 „Hat der Regen einen Vater, oder wer zeugt die Tropfen des Taues?“ Die meisten unserer Zeitgenossen sind imstande, genau erklären zu können, wie Regen und Tau zustande kommen. Warum es so ist und gerade so geschieht, darüber macht man sich keine Gedanken. dass alles nach einem genauen Plan abläuft und dass Gott der Architekt und Schöpfer des Weltalls und der Naturgesetze ist, das will der Mensch einfach nicht wahrhaben.

Wenn wir alle Fragen, die Gott Hiob stellt, einmal langsam lesen und überdenken, so werden wir immer kleiner, und der Schöpfer wird uns so unendlich groß. Er selbst gibt uns dann Denkanstöße und lässt uns Blicke in die wunderbare, gewaltige Schöpfung tun. Angesichts Seiner Wunderwerke müssen wir ausrufen: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf ihn siehst?“ Welch ein Erbarmen Gottes, dass Er sich unser angenommen hat, die wir doch alles verdorben hatten! Ihm sei ewig Preis, Dank und Anbetung!

Überaus ernste Worte redet Gott zu Hiob: „Will der Tadler rechten mit dem Allmächtigen? Der da Gott zurechtweist, antworte darauf!“ Inzwischen ist Hiob immer kleiner vor dem großen Gott geworden, den er herausgefordert, und vor den er hingetreten war mit der Ehrenkrone seiner eigenen Gerechtigkeit. Langsam geht das Licht Gottes in seinem Herzen auf. Teilweise erkennt er schon die Torheit seines Redens und seiner verkehrten Gedanken über Gott. Er will jetzt schweigen und die Hand auf seinen Mund legen.

Es wird ihm klar, dass er die Spuren Gottes in der großen Schöpfung nicht verstehen kann, Wie viel weniger Seine vollkommenen Wege der Liebe und der Gnade mit einem Menschen! Denn davon spricht Gottes Herz, während in der Schöpfung der starke Arm Seiner Macht gesehen wird.

Wenn Gott für alles, was Er erschaffen hat, so treulich sorgt, wird Er dann nicht in besonderer Weise für die sorgen, denen Seine ganze Liebe gilt? Hiob sollte dies verstehen lernen und Gott in allem Vertrauen schenken.

Es waren nur Wege göttlicher Liebe, die ihn in den Schmelztiegel brachten und ihn leiden ließen. Doch führt die Liebe auch heraus, wenn die Schlacken beseitigt und die Edelmetalle geläutert sind.

Er führt auch uns heraus. Jedoch leitet Er uns auf Seine Weise und zu Seiner Zeit. Er macht nie Fehler. Vertraue Ihm völlig – das Ende wird Herrlichkeit sein!

Fürchte dich nicht!

Erschrick nicht, wenn dich die Nebel umwallen,
fürchte dich nicht vor dem Dunkel der Nacht!
Hier ist meine Hand, sie lässt dich nicht fallen,
nicht kommt zu kurz meine haltende Macht.

Fürchte dich nicht, wenn die Fluten steigen,
die Wasser bis an die Seele geh'n,
auf mein Wort müssen die Stürme schweigen,
das Meer und die Erde stille steh'n.

Fürchte dich nicht, wenn die Kräfte sich mindern,
in Schwachheit wird meine Kraft vollbracht!
Was ich auferleg' meinen schwachen Kindern,
das können sie tragen in meiner Kraft.

Fürchte dich nicht, ich will für dich sorgen,
denk an die Vögel, die Lilien im Feld!
Ich bin der Gott von heute und morgen,
bin dein Gott, der dich trägt und erhält.

Hiob 40- 41

In Kapitel 39 redet Gott von der Gebärzeit der Steinböcke, von der Wohnung des Wildesels, der Kraft des Wildochsen, dem Gefieder der Straußen, der Stärke des Rosses und von dem Schweben des Habichts und auch dem Nest des Adlers. Seine Fürsorge für alle Seine Geschöpfe tritt sehr deutlich hervor. Er, der sie erschaffen hat, kann sie und ihre Lebensgewohnheiten am besten beschreiben. Er hat ihnen den Instinkt und jedem von ihnen seine besonderen Schönheiten gegeben. Es ist der Mühe wert, die Tierwelt zu beobachten, weil sie zu unserer Unterweisung dient (Kap. 35,11). Wenn Gott sich nun solche Mühe mit den niedrigen Geschöpfen gibt, Wie viel mehr mit denen, die Er in Seinem Bilde erschaffen hat, und die an Ihn glauben!

Der Herr Jesus spricht sogar von den Lilien, dass Gott sie so wunderbar bekleidet habe. Er weist hin auf die Vögel, die weder säen noch ernten und dennoch durch den Vater im Himmel ernährt werden. Deshalb sollten und dürfen wir Ihm ganz vertrauen. Aber wie kleingläubig sind wir oft! Selbst Hiob war so verzagt gewesen, doch nun unterweist ihn Gott selbst in wunderbarer Weise.

In Kapitel 40 und 41 fährt Gott fort, ihn weiter zu belehren. Alles soll dazu dienen, ihn von seiner Vermessenheit Gott gegenüber zu überführen. Hiob musste erkennen und bekennen, dass er gesündigt hatte. Er hatte über Gott geurteilt, ja, er war in seinen Augen sogar gerechter als Gott gewesen.

Gott hätte ihn durch ein Wort hinwegfegen können. Er vermag alles (V. 1–9). Gott bringt ihm dies besonders dadurch zum Bewusstsein, dass Er ihm zwei der größten Tiere beschreibt. Zunächst den Behemoth, wahrscheinlich das Nilpferd, und den Leviathan, ein großes Wasserungeheuer, vielleicht ein Superkrokodil.

In beiden Kapiteln beschreibt der große Schöpfer Seine Geschöpfe in wunderbarer Weise. Diese Riesentiere – furchterregende Ungeheuer – jagen dem Menschen Angst und Schrecken ein. Die Fragen, die Gott in Verbindung mit diesen Tieren an Hiob richtet, waren von besonderer Bedeutung für ihn. Gegen solche Tiere war der Mensch nämlich machtlos, aber Wie viel mehr erst gegen Gott, ihren allmächtigen Schöpfer! Ehrerbietung und Unterwürfigkeit allein geziemen sich Gott gegenüber.

Es lohnt sich auch für uns, immer wieder den Blick auf die wunderbare Schöpfung zu richten, in der wir Gottes Macht und Weisheit erkennen. Was ist der kleine Mensch, trotz seiner Erfolge in Wissenschaft und Technik? Ohne Frage hat er manche Naturkräfte für seine Zwecke dienstbar gemacht, aber dienen sie nicht vielfach unter Satans Regie zu seiner eigenen Vernichtung und schließlich zu seinem Untergang? Oder aber sie führen dahin, sich zu brüsten, sich selbst zu verherrlichen und zu ehren, anstatt Gott die Ehre zu geben. Wie klein und unfähig ist doch der Mensch, wie gering sein Fortschritt im Vergleich zu der Größe Gottes in der wunderbaren Schöpfung!

Können Wissenschaftler heute die Fragen, die Gott einst an Hiob stellte, beantworten? Damals wie heute kann der Mensch auf tausend Fragen, die Gott stellt, nicht eine Antwort geben. Er allein ist eben der allweise Schöpfer, der große, allmächtige Gott. -

Und dieser Gott ist unser Vater. Wie überaus groß und anbetungswürdig ist diese Tatsache! Er, der das ganze Weltall trägt, wird auch uns tragen und erhalten, bis wir im Vaterhaus angekommen sind. Das ist wahrer Trost für uns, ja, es ist Freude und Ermunterung für unsere Herzen! -

O Lasst uns mit Jauchzen erheben
den Schöpfer und Herrscher der Welt,
den Herrn, von des Güte wir leben,
des Allmacht uns trägt und erhält.

Ihm, Ihm gehört Himmel und Erde,
ja, Ihm ist kein anderer gleich.
Und wir sind das Volk Seiner Herde,
berufen, zu erben Sein Reich.

Voll Liebe hat stets Er gewaltet
und über uns freundlich gewacht,
hat lieblich das Los uns gestaltet
und hier uns schon glücklich gemacht.

Ihm, der uns durch Jesus versöhnet,
der uns aus dem Staube erhob
und uns mit Barmherzigkeit krönet,
Ihm, Ihm gebührt Ehre und Lob!

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