Betrachtung über den Propheten Jeremia (Synopsis)

Kapitel 19-23

Betrachtung über den Propheten Jeremia (Synopsis)

Die Kapitel 19 und 20 machen uns mit dem Gericht Jerusalems bekannt, das in Ausdrücken angekündigt wird, die nicht vieler Erklärung bedürfen; im 20. Kapitel haben wir außerdem ein Beispiel von dem Widerstand der Priester und von den Leiden Jeremias. Aber das verhindert ihn nicht, dem Priester selbst sein Urteil zu verkünden und das zu wiederholen, was er über Jerusalem gesagt hatte. Dessenungeachtet sehen wir die Wirkung dieser Leiden auf sein Herz. Er war gleichsam durch den Herrn gezwungen worden, dieses Zeugnis auszurichten. Er besitzt nicht (und mit dem Überrest ist es ebenso) den willigen Geist, der sich durch die Macht des Heiligen Geistes in den Trübsalen freut. Er war die Zielscheibe beständigen Gespöttes. Sie lauerten auf seinen Fall, so daß er gern still gewesen wäre; aber das Wort Jehovas war wie Feuer in seinen Gebeinen. Ach, wir verstehen das alles sehr wohl: die große Ungerechtigkeit der Menschen, welche sich das Volk Gottes nennen; die Art, in der das schwache Herz vor dieser herz- und gewissenlosen Ungerechtigkeit zurückbebt; und wie bei solchen Gelegenheiten das Wort doch zu mächtig in uns ist, um in unseren Herzen eingeschlossen bleiben zu können. Nichtsdestoweniger hatte Jeremia bei all seiner Furcht auch wieder das Bewußtsein, daß Jehova mit ihm war, und er bittet von neuem um Rache (welche in der Tat Befreiung, und zwar die einzige Befreiung derer ist, die das Zeugnis Christi in einer solchen Stellung haben). Diese Befreiung wird in Vers 13 gepriesen, aber in den Versen 14-18 sehen wir, bis zu welchem Punkte der persönliche Kummer diejenigen treiben kann, die einer solchen Prüfung, wie die vorliegende, ausgesetzt sind.

Bei Hiob sehen wir dasselbe - ein Bild des nämlichen Zustandes, das heißt eine Seele, die durch die ganze Bosheit Satans versucht wird, ohne die volle Erkenntnis der Gnade zu besitzen, und die zugleich ihr eigenes Nichts fühlt und sich selbst vergißt. Das wird genau der Zustand des Überrestes in den letzten Tagen sein. Christus ist das vollkommene Muster von dem, was diesen besonderen Prüfungen entspricht, deren Wirklichkeit Er voll und ganz erfuhr und fühlte, als Er Sich für andere noch dem unterziehen mußte, wodurch die Grundlage der Gnade, die ihnen zuteil werden sollte, gelegt wurde.

Gelegentlich des Gesuches Zedekias an Jeremia, in Erfahrung zu bringen, ob der Herr zu Gunsten des Volkes gegen Nebukadnezar eintreten werde, hat der Geist Gottes die Zeugnisse zusammengestellt, die in bezug auf alle diejenigen Glieder des Geschlechts Davids gegeben worden waren, welche bei dem Untergang Jerusalems sozusagen die Führerrolle hatten - Joahas (Kap. 22, 10), Jojakim (V. 13-19) und Jekonja (V. 20-30). Das Gericht über Zedekia war in Kapitel 21 angekündigt worden, und nachdem der Prophet, wie wir gesehen haben, erklärt hatte, daß die Tür zur Buße stets offen sei, und daß einem gottesfürchtigen Wandel niemals der Segen fehle (Kap. 21, 12; 22, 1-5), wird dann abermals das Gericht sowie ein göttlicher Urteilsspruch über die verschiedenen Könige verkündigt. Endlich (Kap. 23) gibt der Ausdruck des Unwillens Jehovas über diese bösen Hirten Anlaß zu der Erklärung, daß Er einen Hirten nach Seinem Herzen erwecken werde, nämlich den wahren Sohn Davids, den Messias. Der gerechte Unwille und das Gericht Gottes werden in den stärksten Ausdrücken erklärt.

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