Betrachtung über den Propheten Hesekiel (Synopsis)

Kapitel 21

Betrachtung über den Propheten Hesekiel (Synopsis)

In Kapitel 21 wird vor Augen geführt, in welcher Weise die in der vorigen Prophezeiung ausgesprochenen Drohungen erfüllt werden sollen, nämlich durch den Einfall Nebukadnezars. Schon hatte Jehova Sein Schwert aus der Scheide gezogen und es geschärft, in der Absicht, es nicht wieder einzustecken; es war zur Schlachtung bereit: Der Prophet erblickt Nebukadnezar am Anfang der zwei Wege, die nach Jerusalem und nach Ammon führen. Was er da tat, würde Jerusalem zwar für eine falsche Wahrsagung halten, aber das Gericht Jehovas würde die Stadt ereilen. Ihr Verhalten hatte dazu gedient, ihre ganze sündige Laufbahn in Erinnerung zu bringen; und wenn die Ungerechtigkeit gerichtet werden würde, sollte es auch mit dem unheiligen Zedekia ein Ende nehmen, der durch seine Mißachtung des Eides, den er im Namen Jehovas geschworen, das Maß der Ungerechtigkeit vollgemacht hatte. Überdies war das, was jetzt kommen sollte, ein Endgericht, nicht eine bloße Züchtigung, die es zugelassen hätte, daß das entblößte Schwert wieder in die Scheide zurückkehre. Jehova wollte alles umstürzen, und zwar bis Der kommen würde, dem alles rechtmäßig gehörte, und dem das Königreich gegeben werden würde, das heißt: bis auf Christum. - Ammon würde ebenfalls zerstört werden.

Je länger man sich mit den Prophezeiungen Hesekiels und Jeremias beschäftigt, desto mehr tritt das Bedeutsame derselben hervor. Vor allem anderen stellen sie hinsichtlich der Regierung der Welt die überaus wichtige Tatsache fest, daß der Thron Gottes von der Erde weggenommen und die Regierung der Welt dem Menschen unter der Form eines Reiches unter den Nationen anvertraut worden ist. Ferner wird unverhüllt gezeigt, welches der Zweck und der Verlauf der Wege waren, die Gott in Seiner Regierung mit Israel ging. Die Probe, auf welche Gott den Menschen gestellt hat, um zu sehen, ob er fähig sei, die Segnung zu erwerben, hat nur die gänzliche Eitelkeit seiner Natur, die aufrührerische Gesinnung seines Herzens und die Torheit seines Willens bewiesen; es hat sich gezeigt, daß er von Grund aus böse ist. Schon von Ägypten an hatte sich bei dem Volke ein Geist des Aufruhrs, des Götzendienstes und des Unglaubens geoffenbart, der alles und jedes in der Welt, sei es nun ein Götzenbild oder der Assyrer, Jehova, dem wahren Gott, vorzog. In ihrer Sünde beharrend, mochte Jehova sie retten oder züchtigen, mochten sie Seinen Segen genießen oder die Früchte ihrer Torheit ernten - nichts vermochte ihre Herzen oder die Neigungen ihrer bösen Natur zu verändern. Wenn Gott auch Seine Verheißungen an ihnen erfüllte, so hatte dies doch auf den Götzendienst, der schon in Ägypten begann, sowie auf ihre Verachtung des Wortes Jehovas keinen Einfluß, sondern beides bestand fort, bis sie so weit kamen, daß sie Jehova gänzlich verwarfen. Demgegenüber sehen wir auf Gottes Seite eine sich stets gleichbleibende Geduld, die zärtlichste Sorgfalt, die rührendsten Mahnrufe, mit einem Wort, alles, was nur dazu dienen konnte, ihre Herzen zu Ihm zurückzubringen. Er kommt ihnen in Gnade vermittelst dieses oder jenes Königs zu Hilfe, um sie aus ihrem Elend herauszuheben und sie wieder zu segnen, wenn dieser Gnadenbeweis sie zur Treue gegen Ihn zurückgeführt hatte. Er macht Sich früh auf, um ihnen Propheten zu senden, und zwar so lange, bis keine Heilung mehr war. Sie aber ergaben sich völlig dem Bösen; und der Geist Gottes wendet sich (wie Hesekiel und Stephanus es zeigen) zu den ersten Kundgebungen ihres Herzens zurück, welche durch das, was später folgte, nur bestätigt wurden und einen erneuten Ausdruck fanden. So wird denn das Gericht um deswillen ausgeführt, was das Volk von Anfang an gewesen war.

Nachdem sich völlig geoffenbart hat, was das Volk ist, ändert Gott Seinen Regierungsplan und behält Sich die Wiederherstellung Israels, die nach Seinen Verheißungen geschehen sollte, für die Unumschränktheit Seiner Gnade vor. Jene Verheißungen will Er vermittelst Desjenigen erfüllen, der durch Seine Macht den Segen aufrechterhalten und das Volk in Frieden regieren kann.

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