Betrachtung über den Propheten Hesekiel (Synopsis)

Kapitel 20

Betrachtung über den Propheten Hesekiel (Synopsis)

Mit Kapitel 20 beginnt eine neue Weissagung; dieselbe hat mehrere Unterabteilungen und geht im Ganzen bis zum Ende von Kapitel 23. Daß die Hauptabteilungen nach Jahren unterschieden sind, wird man bereits bemerkt haben. Der Inhalt von Kapitel 20 ist von besonderer Wichtigkeit. In den vorhergehenden Kapiteln war von der Sünde Jerusalems die Rede gewesen. Hier verfolgt der Geist die Spur der Sünde und besonders des Götzendienstes Israels (das heißt: des Volkes als Volk) und geht bis zu der Zeit seines Aufenthaltes in Ägypten zurück. Damals schon hatte seine Abgötterei ihren Anfang genommen. Gott hatte es um Seines eigenen Namens willen von dort ausgeführt und ihm Seine Satzungen und Seine Sabbate gegeben - welch letztere außerdem Zeichen des Bundes zwischen Ihm und dem Volke waren. Doch Israel war in der Wüste widerspenstig gegen Ihn gewesen, so daß Er schon damals daran gedacht hatte, es zu vernichten. Allein Er hatte sie noch verschont, aber gleichzeitig auch ihre Kinder gewarnt. Obwohl nun auch diese die Wege ihrer Väter eingeschlagen hatten, hatte Er doch um Seines Namens willen Seine Hand zurückgezogen, der Nationen wegen, vor deren Augen Er das Volk aus Ägypten geführt hatte. In der Wüste hatte Er sie indessen schon gewarnt, Er würde sie unter die Nationen zerstreuen (3. Mo 26; 5. Mo 32); und da sie jetzt die Sabbate Jehovas entweiht hatten und den Götzen ihrer Väter nachgegangen waren, so sollten sie durch ihre eigenen Gaben verunreinigt werden und Sklaven der Götzen sein, die sie geliebt hatten - damit sie durch den Herrn verwüstet würden. Denn nachdem sie in das ihnen verheißene Land gebracht worden waren, hatten sie Jehova aufgegeben und sich die Höhen erwählt. Darum wollte Er nicht länger von ihnen befragt werden, sondern wollte mit Grimm und mit einem ausgestreckten Arm über sie herrschen. Schon in der Wüste hatte Er, wie gesagt, dem Volke mit Zerstreuung unter die Heiden gedroht; und jetzt, nachdem Er sie um der Herrlichkeit Seines großen Namens willen in das Land gebracht hatte, hatten sie Ihn nur verunehrt. Darum führt Er jetzt das Gericht aus, welches Er ihnen angedroht hatte. Israel freilich, das immer bereit war, Jehova aufzugeben, würde diese Zerstreuung nur dazu benutzt haben, den Heiden völlig gleich zu werden. Aber Gott wird dies nicht erlauben und am Ende in einer Weise eingreifen, wie sie Seiner Natur und Seinen Absichten entspricht. Obgleich das Volk ist, wie es ist, wird Er es doch abgesondert erhalten, ja aus den Nationen sammeln und in die Wüste bringen, wie damals, als Er es aus Ägypten führte; dort wird Er dann die Empörer ausscheiden, indem Er einen Überrest verschont, der allein in das Land eingehen soll. Denn dort, im Lande, wird Jehova angebetet werden, wenn Er Sein Volk aus allen den Ländern, wohin es zerstreut war, gesammelt haben wird, und Jehova Selbst wird Sich vor den Augen der Nationen an Israel heiligen. Und hat Er alle diese Dinge Seinen Verheißungen gemäß erfüllt, so wird Israel wissen, daß Er Jehova ist; es wird an sich selbst Ekel empfinden und wird erkennen, daß Er um der Herrlichkeit Seines Namen willen und nicht nach ihren bösen Wegen mit ihnen gehandelt hat.

Wir finden hier einige Grundsätze, die unsere besondere Beachtung verdienen. Das Volk wird gerichtet im Blick auf sein Verhalten seit der Zeit seines Auszuges aus Ägypten; ja, in Ägypten selbst hatte sich schon sein Hang zum Götzendienst geoffenbart (vgl. Amos 5; Apg 7, 42. 43). Wohl hatte Jehova um der Herrlichkeit Seines Namens willen das Volk verschont, aber die Sünde blieb immer. Israel als Nation wird daher zerstreut, dann aber wiederum unter den Stab des Bundes gestellt; Gott unterscheidet den Überrest, und Seine unumschränkte Gnade bringt dann das zur sicheren Erfüllung, was Israel, unter eigene Verantwortlichkeit gestellt, nimmer zu erlangen vermochte. Als Ganzes, als Nation, wird Israel von Juda unterschieden; letzteres verbleibt in einer besonderen Stellung. Handelt es sich um die Nation als solche, so werden die Empörer ausgeschieden und gehen nicht in das Land ein. Von denen, die im Lande sind, werden am Ende zwei Drittel ausgerottet (Sach 13, 8. 9). Dies letztere ist das Gericht der Juden, welche sich der Verwerfung und des Todes Jesu schuldig gemacht haben. Hier handelt es sich um die Wege Gottes mit der Nation, deren Schuld von der Zeit in Ägypten an reicht; dort (in Sach 13) werden die Feinde und Mörder Christi bestraft. Doch in beiden Fällen wird dem Überrest Gnade erwiesen.

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