Salomo und der Tempelbau

Das gegossene Meer

Salomo und der Tempelbau

Dieser große Behälter stand im äußeren Hof des Tempels und hatte eine Kapazität von 3000 Bath (ca. 60.000 Liter), mag aber gewöhnlich nur mit 2000 Bath (ca. 40.000 Liter) gefüllt gewesen sein (vergl. 2. Chr 4,5 mit 1. Kön 7,26). In 2. Chronika 4 wird das gegossene Meer nach dem ehernen Altar erwähnt, mit dem es der dortigen Belehrung entsprechend moralisch verbunden ist. In 1. Könige 7 dagegen folgt das Meer auf die beiden Säulen „Jakin“ und „Boas“, während der eherne Altar völlig übergangen wird.

Das eherne Meer nahm im Tempel die Stelle des Waschbeckens in der Stiftshütte ein, aber zwischen beiden bestehen interessante Unterschiede. Das Waschbecken der Stiftshütte wurde aus den Spiegeln der Frauen gemacht, „die sich (nach der Sünde des goldenen Kalbes) am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft scharten“ (2. Mose 38,8), das eherne Meer dagegen aus dem Beute-Material der Siege Davids (1. Chr 18,8). Waren die Spiegel Ausdruck der Demütigung und des Verzichts seitens derer, die sie hergaben, so redet die Beute von Sieg in der Entfaltung der Herrlichkeiten des Königtums unter der Regierung Salomos. Die Größe und das Fassungsvermögen des Waschbeckens werden nicht angegeben, während diese Einzelheiten beim ehernen Meer erwähnt werden. Sowohl das Waschbecken als auch das Meer waren für den Gebrauch durch die Priester bestimmt. Hieraus entnahmen sie das Wasser zur Reinigung der Hände und der Füße, wenn sie im Heiligtum Gottes dienten. Wenn die Priester geweiht wurden, mussten sie sich einer einmaligen, vollständigen Waschung unterziehen (2. Mose 29,4). In Hebräer 10,22 und Johannes 13,10 wird dies in Verbindung gebracht mit dem, was wir in der Wiedergeburt erfahren haben. Aber bei denen, die einem heiligen Gott nahen wollen, ist noch mehr erforderlich. Die Wiedergeburt hat uns der Natur nach passend gemacht für die Gegenwart Gottes, aber das Waschbecken und das gegossene Meer belehren uns, dass wir dem auch in praktischer Hinsicht entsprechen müssen, wenn wir Seine Gegenwart genießen wollen. Als der Psalmist seiner Liebe zum Haus des Herrn Ausdruck gab, sagte er: „Ich wasche in Unschuld meine Hände und umgehe deinen Altar, Herr“ (Ps 26,6). Die Gnade hat aus dem ganzen Haushalt des Glaubens ein „heiliges Priestertum“ gemacht, aber Heiligkeit erfordert bei uns Reinheit in Gedanken, Worten und Wandel. Das dritte Buch Mose ist gleichsam das Handbuch der aaronitischen Priester, und in dem ganzen Buch wird ihnen Reinheit eingeschärft. Besonders ernst ist das 10. Kapitel durch seine Anordnungen und Warnungen, die durch Nadabs und Abihus Mangel an Ehrfurcht veranlasst wurden. Gott nimmt Unehrerbietigkeit und Nachlässigkeit in den heiligen Dingen äußerst genau, was auch die Korinther schmerzlich erfahren mussten (1. Kor 11,30).

Anders als das Waschbecken der Stiftshütte, das von einem „Gestell“ getragen wurde, stand das gegossene Meer auf „zwölf Rindern, drei wandten sich gegen Norden, und drei wandten sich gegen Westen, und drei wandten sich gegen Süden, und drei wandten sich gegen Osten; und das Meer war auf denselben, oben darüber, und alle ihre Hinterteile waren nach innen gekehrt“ (1. Kön 7,25; 2. Chr 4,4). Das Rind ist in der Heiligen Schrift ein Bild beharrlicher, ausdauernder Arbeit, und zwölf ist die Zahl der Stämme Israels. Unter den mächtigen Wirkungen des in den letzten Tagen ausgegossenen Heiligen Geistes wird Israel von dem Wunsche erfüllt sein, dass alle Nationen seinen Gott kennenlernen und mit ihm Freudenlieder singen möchten (Ps 67). Welch ein Gegensatz zu seinem Verhalten in den Tagen der Gnade! Ihre hartnäckige Feindschaft und die boshaften Bemühungen, die Predigt des Evangeliums unter den Nationen zu verhindern, werden uns in 1. Thessalonicher 2,16 und Apostelgeschichte 13,45 sowie 14, 2–19 geschildert. Wenn aber der Erlöser nach Zion kommt und ihre Herzen durch die Gnade zubereitet sind, werden sie den Vorsatz Gottes hinsichtlich ihrer Auswahl erfüllen und sich freudig der Wirksamkeit des Geistes hingeben und weit und breit Segen verbreiten. Hatte Gott nicht zu Abraham gesagt: „Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde“ (1. Mose 22,18)? Israels Umkehr wird der Segen der Welt sein.

Im Gegensatz zu den Nationen wird Israel in jenen Tagen in priesterlicher Nähe zu Gott stehen. Am Sinai hatte Gott gesagt: „Wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet…, sollt ihr mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein“ (2. Mose 19,5.6). Das war bisher niemals Wirklichkeit gewesen. Im Gegenteil, in Hosea 4,6 hören wir die unwillige Stimme des Gottes Israels: „Ich verwerfe dich, dass du mir nicht mehr Priesterdienst ausübest“, aber in den Tagen der Herrlichkeit des Reiches heißt es: „Ihr aber, ihr werdet Priester des HERRN genannt werden“ (Jes 61,6). Die Erkenntnis Gottes und Seines Heils werden überall ausgebreitet werden, wovon die zwölf Rinder des gegossenen Meeres reden, die nach Norden, Westen, Süden und Osten sahen.

Inzwischen, während Israel in seinem starrsinnigen Unglauben verharrt, ist es unser Vorrecht, aber auch unsere große Verantwortlichkeit, das Evangelium der Gnade jedermann zu bringen. Sind wir ganzen Herzens mit diesem Dienst beschäftigt?

Eine Anspielung auf das gegossene Meer finden wir in Offenbarung 4,6. Aber was Johannes sah, war kein Meer von Wasser, sondern ein „gläsernes Meer, gleich Kristall“. Die Reinheit des Himmels ist unveränderlich und unantastbar, und die, welche vor Gott stehen, sind in einem beständigen Zustand der Reinheit und Heiligkeit; sie brauchen sich nicht mehr selbst zu reinigen, wozu wir in 2. Korinther 7,1 jetzt noch ermahnt werden.

Nächstes Kapitel (kaufen) »« Vorheriges Kapitel