Salomo und der Tempelbau

Jakin und Boas

Salomo und der Tempelbau

In 1. Könige 6,1 geht der Heilige Geist in Bezug auf das Datum des Tempelbaus bis auf die Befreiung Israels aus Ägypten zurück. Damit soll wohl hervorgehoben werden, dass Gott nur bei einem durch Seine souveräne Gnade erretteten Volk wohnen konnte und wollte. „Im vierten Jahre der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat“, wurde der Bau begonnen. Der Monat Siw entspricht unserem Mai, und Siw bedeutet „Glanz“ oder „Pracht“. Der Frühling in seiner ganzen Pracht war eingezogen, sowohl naturgeschichtlich als auch in übertragenem Sinne. Israel stand vor einer herrlichen Sommerzeit des Segens und Gedeihens, die aber leider nicht lange währte. Das untreue Volk hat später eine lange, dunkle Nacht des Kummers und Elends durchwandern müssen. Aber „der Sommer ist nahe... Es ist nahe an der Tür“ (Mt 24,32.33).

Der Tempel war sechzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Länge und Breite waren demnach doppelt so groß wie bei der Stiftshütte. Das Allerheiligste war zwanzig Ellen und das Heilige vierzig Ellen lang. Vor dem Hause war eine Halle, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit (1. Kön 6,2.3).

Die beiden großen Säulen sind in 1. Könige 7,15-22 in vielen Einzelheiten beschrieben, weit ausführlicher als in 2. Chronika 3,15-17. Sie bekamen die Namen „Jakin“ (Er wird befestigen) und „Boas“ (in Ihm ist Stärke). Diese großen Säulen, jede achtzehn Ellen hoch, waren ein öffentliches Zeugnis davon, dass Beständigkeit nur in Christus, in Ihm allein, zu finden ist. Zu Beginn der Bauarbeiten sprach der Herr erneut zu Salomo: „Dieses Haus, das du baust – wenn du in meinen Satzungen wandeln und meine Rechte tun und alle meine Gebote beobachten wirst, dass du darin wandelst, so werde ich dir mein Wort aufrecht halten, das ich zu deinem Vater David geredet habe; und ich werde inmitten der Kinder Israel wohnen und werde mein Volk Israel nicht verlassen“ (1. Kön 6,12.13). Wiederum begegnen wir hier dem verhängnisvollen „Wenn“. Alles hing von der Treue des Königs und des Volkes ab. Aber ach, wie bald war alles verloren! Und es wird erst am Tage des Herrn Jesus wiederhergestellt werden. Jedoch „die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29), und Er wird Seine Abraham, Isaak und Jakob gegebenen gnadenvollen Verheißungen erfüllen. Unser Fleisch ist so unbeständig und böse, dass wir nur demütig bitten können: „Bewahre mich, Gott!“ Das Erz (wahrscheinlich Kupfer oder Bronze), woraus die Säulen gemacht waren, hatte David aus dem Kriege mit Syrien mitgebracht, wie uns in 1. Chronika 18,8 mitgeteilt wird. Kupfer redet von der Gerechtigkeit Gottes im Gericht, daher seine Verwendung beim Brandopferaltar. In der Schrift haben wir drei Symbole von Gerechtigkeit:

  1. Gold – die wesenhafte göttliche Gerechtigkeit,
  2. Kupfer – die göttliche Gerechtigkeit, wie sie sich dem Menschen gegenüber im Gericht offenbart (Off 1,15),
  3. Leinen – die Gerechtigkeiten (gerechten Taten) der Heiligen (Off 19,8).

Die Verzierungen an den Säulen deuten an, was Christus für die Seinen und in ihnen wirkt; „Schnüre in Kettenwerk“ – dass Er uns „mit Menschenbanden…mit Seilen der Liebe“ zog und an Sich fesselte (Hos 11,4). Granatäpfel sind in der Heiligen Schrift häufig das Bild der Fruchtbarkeit; alle, die Ihm angehören, sollen Ihm Frucht bringen. Die Kapitale der Säulen waren „wie Lilienarbeit“, d. h., der Charakter der Lilien, Reinheit und Bescheidenheit, ist kostbar in Seinen Augen. Dachte der Herr an Salomos mächtige Säulen, als Er dem Überwinder in Philadelphia verhieß: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen“ (Off 3,12)? Welche Ermutigung für alle, die in kleiner Kraft Sein Wort zu bewahren und Seinen Namen nicht zu verleugnen begehren! Blicken die Großen der religiösen Christenheit heute auch verächtlich auf sie herab, am Tag der Belohnung werden sie von ihrem hochgelobten Herrn groß gemacht und ausgezeichnet werden. Wo werden dann so manche andere sein?

„Er wird befestigen“ und „in Ihm ist Stärke“ – kostbare Bürgschaft sowohl für Israel als auch für uns! Dazu ist Er nicht nur willig, sondern auch fähig. Davids Königshaus hat durch Untreue alles verwirkt, aber Christus wird am Tage Seiner Macht alles wiederherstellen. Inzwischen sind Salomos kostbare Säulen abgebrochen und als Schrott nach Babylon gebracht worden (Jer 27,19-22 und 52,17-23). Selbst wenn der Heilige Geist von ihrer Zerstörung berichtet, gedenkt Er noch gleichsam in Trauer ihrer Schönheit.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel