Salomo und der Tempelbau

Das Königtum in Israel

Salomo und der Tempelbau

Als Salomo geboren wurde, gab ihm sein Vater den Namen „Salomo“, was „der Friedliche“ bedeutet (2. Sam 12,24). Der Herr selbst hatte ihn schon vor seiner Geburt so genannt (1. Chr 22,9). Nach seiner Geburt jedoch sandte Gott den Propheten Nathan zu David mit einem zweiten Namen für das Kind: „Jedidjah“, was „Geliebter Jahs“ bedeutet (2. Sam 12,25). Ein anderer Schreiber bemerkt dazu: „Nathan nennt das Kind in bemerkenswerter Bezugnahme auf den eigenen Namen des Königs (David = Geliebter, Liebling) Jedidjah, den Geliebten des Herrn.“ Von Gott geliebt, von Gott auserwählt, vor allen anderen für den Thron bevorzugt – welch ein bezeichnendes Vorbild von Christus! Er ist der wahre Auserwählte Gottes (Jes 42,1), der zu passender Zeit „Frieden reden wird zu den Nationen; und seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde“ (Sach 9,10).

In 1. Mose 36,31 berichtet der inspirierte Geschichtsschreiber – Mose, wie wir nicht zweifeln –, dass „Könige ... im Lande Edom regiert haben, ehe ein König über die Kinder Israel regierte“. Der Schreiber der Chronika wiederholt diese Feststellung nach der Rückkehr des Überrestes aus der Babylonischen Gefangenschaft (1. Chr 1,43). Das Volk Edom war sehr nahe mit Israel verwandt und hatte schon lange vor Israel Könige – nach menschlichem Urteil eine Ehre obwohl es von Gott nicht für eine Vorrangstellung auf der Erde ausersehen war. Nach dem Aufgehen der menschlichen Familien in Nationen traten sehr bald Fürsten und Könige in Erscheinung. Zuerst hören wir von Nimrod, dem Gründer des Reiches Babylon (1. Mose 10,8-10). Als nächstes von einem König regiertes Land wird in dem göttlichen Bericht Ägypten genannt (1. Mose 12,15), und in 1. Mose 14 lesen wir von zwei Bündnissen verschiedener miteinander im Krieg liegender Könige. Welche unheilvolle Vorahnung kommender schlimmer Ereignisse!

Warum aber war Israel so lange ohne einen König? Wohl hatte Gott schon während der Wüstenwanderung von einem König für das Volk gesprochen und Anweisungen bzw. Warnungen bezüglich seines Verhaltens gegeben. Er sollte sich weder Rosse noch Weiber, weder Silber noch Gold mehren, sich aber eine Abschrift des Gesetzes machen und alle Tage seines Lebens darin lesen, damit alles wohl gehe (5. Mose 17,14-20). Bileam, vom Geist Gottes gezwungen, Gutes über das von ihm gehasste Volk zu reden, sagte: „Der Herr, sein Gott, ist mit ihm, und Jubelgeschrei wie um einen König ist in seiner Mitte“, und weiter: „Sein König wird höher sein als Agag, und sein Königreich wird erhaben sein“ (4. Mose 23,21; 24,7). Ebenso wird Hanna in ihrem prophetischen Lobgesang geleitet zu sagen: „Der Herr wird richten die Enden der Erde und Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten“ (1. Sam 2,10).

Weshalb war nun Israel mehrere Jahrhunderte im Lande der Verheißung, ehe das Königtum errichtet wurde? Aus dem einfachen und gesegneten Grunde: Der Herr war ihr König. Hätten sie dieses Vorrecht nur zu schätzen gewusst! Ihr Ruhm war es gerade, unter der Herrschaft Gottes zu leben, der alle ihre Angelegenheiten bestimmte und ordnete. Kein Volk ist jemals so geehrt worden, und keiner Nation wird eine solche Ehre je wieder zuteil werden, bis die siebente Posaune ertönt und Stimmen im Himmel sagen werden: „Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Off 11,15). Dann werden alle Nationen, nicht nur Israel, unter die unmittelbare Gottesherrschaft kommen, was die endgültige Lösung aller irdischen Schwierigkeiten bringen wird.

Israel als das von dem Herrn aus Gnaden erwählte Volk sollte sich in jeder Beziehung von allen anderen Völkern unterscheiden und Gottes Zeugnis an sie sein. Bileam sagt in seinem ersten Spruch: „Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und unter die Nationen nicht gerechnet wird“ (4. Mose 23,9). Wie traurig daher, dass das Volk von Samuel verlangte: „Setze einen König über uns ein, dass er uns richte, gleich allen Nationen“ (1. Sam 8,5)!

Lasst uns hier ein wenig innehalten und auf uns selbst sehen! Die Kirche ist eine von Gott berufene und von der Welt abgesonderte Körperschaft. Sie ist der Leib des abwesenden Christus', um ihn hier darzustellen, das Haus Gottes und die Versammlung des lebendigen Gottes (1. Kor 12,13; 1. Tim 3,15). Schätzen wir dieses unermessliche Vorrecht, ein für Gott abgesondertes Volk zu sein? Welche Untreue offenbarte die Kirche in dieser Hinsicht im Verlaufe ihrer Geschichte seit den Tagen der Apostel! Die Kirche und die Welt wurden Freunde, zur Unehre des Herrn und zum Schaden der Heiligen. Im Anfang war die Versammlung dadurch gekennzeichnet, dass ihr Haupt im Himmel und der auf Erden in ihr wohnende Heilige Geist für den Herrn mächtig wirksam war, aber auch in der Verwirklichung dieser erhabenen Tatsachen sind wir untreu geworden. Der Glaube an das unsichtbare Haupt im Himmel und den unsichtbaren Heiligen Geist auf der Erde scheint vielfach erloschen zu sein. Daher die zahllosen Päpste, Bischöfe, Geistlichen, Gemeindeleiter usw. Die Kirche wollte, wie vorher Israel, „gleich allen Nationen“ sein. Für den gehorsamen Christen ist es jedoch selbst heute noch nicht zu spät, sich von allen Bindungen freizumachen und reuevoll zu den Grundsätzen Gottes zurückzukehren.

Israels vorsätzliches Herabsteigen von dem hohen Boden, auf den Gott es in Seiner Gnade zu Beginn seiner Geschichte gestellt hatte, ist zu unserer Belehrung aufgezeichnet worden (Röm 15,4). Denn so sicher es göttliche Absicht war, dass Israel die „Aristokratie“ der Erde sein sollte, so gewiss sollten auch die, welche heute die Versammlung Gottes zu bilden bevorrechtigt sind, eine Vorrangstellung im Universum besitzen. Unser Verhalten sollte mit dieser unserer Würde übereinstimmen.

Samuel empfand des Volkes Forderung nach einem König „gleich allen Nationen“ sehr schmerzlich, aber der Herr sagte zu Seinem Diener: „Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll“ (1. Sam 8,7). Die unmittelbare Herrschaft Gottes über Israel war damit zu Ende und wird es bleiben bis zum Tage des Herrn Jesus.

Die Worte Bileams und Hannas machen klar, dass es immer in Gottes Gedanken war, Israel einen König zu geben. Im Grunde ist Christus der König Seiner Wahl, aber Seine Absicht war es, dass in der Zwischenzeit Menschen als Vorbilder von Ihm den Thron einnehmen sollten. Sowohl David als auch Salomo, jeder in seiner Weise, stellten Christus dar. Aber die Ungeduld des Volkes konnte nicht warten, bis Gott handelte; es wollte sofort einen König haben. Gott wusste den Mann zu finden, den sie wünschten, und so wurde Saul als erster König lsraels gesalbt, aber mit welchen unheilvollen Folgen für alle, die es anging!

Die Zahlen der Heiligen Schrift sind lehrreich. Vierzig ist die Zahl völliger menschlicher Erprobung (Ps 95,10; Mt 4,2). Vierzig Jahre regierte Saul, und die Probe endete damit, dass die toten Leiber des Königs und seiner Söhne von den Feinden des Volkes an die Mauer von Beth-Schan genagelt wurden, während das Volk zerstreut wurde wie Schafe ohne Hirten (1. Sam 31). Welches Vertrauen können wir auf das Fleisch setzen?

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