Salomo und der Tempelbau

Die Kammern

Salomo und der Tempelbau

„Und er baute an die Wand des Hauses Stockwerke ringsum, an die Wände des Hauses ringsum, des Tempels und des Sprachortes; und er machte Seitenzimmer ringsum“ (1. Kön 6,5). In der Stiftshütte gab es nichts dergleichen, aber der Tempel zeugt im Gegensatz zu ihr von einem gefestigten Zustand der Ruhe, denn die Kriege waren beendet, und Friede war eingekehrt.

Welchen Vorzug hatten doch die Menschen, die bei Gott wohnen durften! Unwillkürlich werden wir dabei an Davids sehnsüchtiges Verlangen erinnert, das er in Psalm 27,4 zum Ausdruck bringt: „Eines habe ich von dem Herrn erbeten, nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit des Herrn und nach ihm zu forschen in seinem Tempel.“ Aber auch seine Freude darüber drückt er aus, wenn er sagt: „Glückselig der, den du erwählst und herzunahen lässt, dass er in deinen Vorhöfen wohne! Wir werden gesättigt werden mit dem Guten deines Hauses, dem Heiligen deines Tempels“ (Ps 65,5). Der natürliche Mensch versteht von alledem nichts, denn der Gedanke an Gott ist ihm widerwärtig, ja, mit Freuden würde er bis ans Ende des Weltalls fliehen, wenn er dadurch von Gott loskommen könnte. Jedes noch so geringe Verlangen bei uns nach Gott und der Freude in Ihm ist die Frucht Seiner unumschränkten Gnade. Der Apostel Paulus bringt dies in wunderbarer Weise zum Ausdruck, wenn er ausruft: „Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir jetzt die Versöhnung empfangen haben“ (Röm 5,11).

Der Herr Jesus dachte sicher an diese Kammern des Tempels, als Er sagte: „In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen“, denn in Johannes 2,16 nennt Er den jüdischen Tempel „das Haus meines Vaters“, und in Kapitel 14,2 gebraucht Er dieselben Worte für den Himmel. Bei Seinem Wiederkommen werden wir uns der Gegenwart Gottes, den wir als unseren Vater kennen, und der Gemeinschaft Seines Sohnes erfreuen, dessen Bild wirtragen werden. Mit Ihm werden wir die unendliche Fülle der Liebe des Vaters genießen. Welch ein köstliches Vorrecht!

Die Tempelkammern waren in drei Stockwerken untergebracht, deren obere durch Wendeltreppen erreichbar waren. Das untere Stockwerk war fünf Ellen breit, das mittlere sechs und das dritte sieben Ellen breit. Soll dies einen beständigen Fortschritt im Hause des Vaters andeuten?

In 1. Chronika 9,33 finden wir eine schöne Bemerkung über die Kammern: „Das waren die Sänger, die Häupter der Väter der Leviten, welche von anderen Diensten befreit in den Zellen wohnten; denn Tag und Nacht waren sie beschäftigt.“ Welch liebliches Bild: Ältere Männer, die mit Gott in Seinem Hause lebten, von allen anderen Diensten befreit und nur mit dem Lobe Gottes beschäftigt waren! Auch für manche von uns mag die Zeit kommen, wo wir mit der aktiven Tätigkeit aufhören müssen, dann aber immer noch Gott loben und preisen können. Dass doch unsere Herzen immer dazu gestimmt wären!

Mitten in den Anweisungen für die Kammern finden wir in 1. Kön 6,7 die bemerkenswerten Worte: „Das Haus wurde bei seiner Erbauung aus vollständig behauenen Steinen erbaut; und Hammer und Meißel, irgendein eisernes Werkzeug, wurde nicht am Hause gehört, als es erbaut wurde.“ Ein gewaltiges Bauwerk ohne jeden Lärm während des Bauens! Das gibt es bei keinem menschlichen Bauvorhaben. So bereitet sich auch Gott heute völlig geräuschlos einen Bau für Sich selbst aus lebendigen Steinen, aus durch die Gnade erretteten Sündern, so dass „der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ (Eph 2,21). Inmitten allen Lärms und Tumults auf dieser Erde geht dieses Werk Gottes vonstatten. Unauffällig, aber beständig wächst der Bau, dessen herrliche Vollendung beim Wiederkommen des Herrn gesehen werden wird, und dieses Werk Gottes wird im Gegensatz zum Tempel Salomos niemals zerstört werden.

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