Hoffnungsfreude
75 ermutigende Andachten

Ginsterstrauch- Erlebnisse

Hoffnungsfreude

Wenn du ganz entmutigt bist

Und Ahab berichtete Isebel alles, was Elia getan hatte, und alles, wie er alle Propheten mit dem Schwert getötet hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: So sollen mir die Götter tun und so hinzufügen, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dein Leben dem Leben eines von ihnen gleichmache! Und als er das sah, machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen und kam nach Beerseba, das zu Juda gehört; und er ließ seinen Diener dort zurück. Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass er sterben dürfe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich nieder und schlief unter dem Ginsterstrauch ein. Und siehe da, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf, iss! Und als er hinblickte, siehe, da lag bei seinem Kopf ein Kuchen, auf heißen Steinen gebacken, und ein Krug Wasser. Und er aß und trank und legte sich wieder hin. Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf, iss! Denn der Weg ist sonst zu weit für dich. Und er stand auf und aß und trank, und er ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes, den Horeb.

1. Könige 19,1–8

Auf dem Berg Karmel tritt Elia mutig gegen 850 Götzenpriester auf. Gott bekennt sich zu seinem betenden Knecht: Feuer fällt vom Himmel herab und verzehrt Elias Schlachtopfer. Ehrfürchtig lobt das Volk den wahren Gott und beseitigt die Götzenpriester. Wieder betet Elia und Starkregen prasselt auf das völlig ausgetrocknete Land herab. Danach läuft Elia würdevoll vor dem Wagen des Königs Ahabs her, der sich zu seiner Residenz in Jisreel wendet (1. Kön 18,46). Ist das die Morgendämmerung einer tiefgreifenden Reformation in Israel?

Nein, denn kurz darauf stößt die gottlose Isebel, die Frau Ahabs, eine Morddrohung gegen Elia aus. Für Elia der Beweis, dass seine Mission ein Fehlschlag war. Nichts hat sich geändert. Isebel, die ausländische Götzenanbeterin, diktiert weiter das Geschehen und ein von Gott eindrucksvoll bestätigter Prophet wird bedroht. Ängstlich flieht Elia tief in den Süden des Landes und setzt sich unter einen Ginsterstrauch. Dort betet er endlich wieder. Aber Elia hat seine Zuversicht verloren: „Er bat, dass er sterben dürfe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter“ (1. Kön 19,4).

Wer hätte es für möglich gehalten, dass dieser mutige Prophet, der auf dem Berg Karmel glorreich über die Götzendiener triumphiert hatte, kurze Zeit später lebensmüde unter einem Ginsterstrauch kauern würde? Elia, der um seines Lebens willen vor Isebel geflohen war, möchte jetzt in dem Sand der Wüste sein Leben beendet sehen.

Wie konnte es dazu kommen? Und was tat Gott, um Elia von seiner Niedergeschlagenheit zu befreien?

Falsche Blickrichtung

Die Initialzündung, die Elia auf Abwege bringt, war Isebels freche Morddrohung: „Und als er das sah“, vermerkt der göttliche Bericht „machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen …“ (1. Kön 19,3). Es ist so ähnlich wie bei Petrus, der auf dem See Genezareth zu sinken begann, als er den starken Wind sah (Mt 14,30). Wenn wir auf Schwierigkeiten sehen, werden wir schnell hasenfüßig. Die erste Ursache für Entmutigung ist der Blick auf die Umstände.

Überanstrengung

Als Elia den Ginsterstrauch erreicht, ist er völlig ausgelaugt. Seine innere Anspannung war in den letzten Tagen enorm gewesen, aber auch seine physischen Kräfte hatte der Prophet verbraucht: der Marsch vor dem Wagen Ahabs her, der weite Weg von Jisreel nach Beerseba und schließlich der Gang durch die Wüste. Das alles muss Elia zu schaffen gemacht haben. Und so erkennen wir eine zweite Ursache für die innere Krise: Erschöpfung.

Isolation

In einer trostlosen Umgebung sitzt Elia allein unter einem Ginsterstrauch. Seinen Diener hat er in Beerseba zurückgelassen. Einsamkeit wirkt wie ein Katalysator auf die enttäuschte Seele und verstärkt die innere Not, weil Ablenkung, Gemeinschaft und Zuspruch fehlen. Wir schälen deshalb die dritte Ursache für Entmutigung heraus: Einsamkeit.

Hoffnungslosigkeit

Auch durch das, was Elia sagt, wird deutlich, warum er so niedergeschlagen ist. „Es ist genug“, sind seine Worte. Elia sieht keinen Silberstreifen am Horizont Israels mehr, seine Hoffnung ist untergegangen. Er denkt: Wenn sich durch die gewaltigen Ereignisse auf dem Karmel nichts geändert hat, wird meine Arbeit auch in der Zukunft keine Früchte zur Ehre Gottes tragen. Es hat doch alles keinen Sinn mehr! Die vierte Ursache für Entmutigung ist Hoffnungslosigkeit.

Enttäuschung

Elia betet: „Nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter“ (1. Kön 19,4). Diese Worte machen deutlich: Elia hat tatsächlich geglaubt, dass er besser als die Väter sei, die es nicht vermocht hatten, den schmerzlichen Niedergang im Volk Gottes aufzuhalten. Doch jetzt ist er völlig ernüchtert: Auch er konnte im Volk Israel nichts gegen den erbärmlichen Zustand ausrichten. Und damit sind wir bei der fünften Ursache für Niedergeschlagenheit: Enttäuschung.

Hochmut

Wenig später wird deutlich, dass sich Elia zwar nicht mehr über die Väter, aber doch über seine Zeitgenossen stellt. Zweimal sagt er am Horeb selbstbewusst: „Ich habe sehr geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet; und ich allein bin übrig geblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen“ (1. Kön 19,10). Doch Gott sagt ihm, dass Er sich in seiner Gnade ein vollkommenes Zeugnis für seinen Namen auch in dieser bösen Zeit aufrechterhalten hat. Elia, der mit scharfem Auge das Versagen des Volkes sieht, erkennt nicht, was die Gnade in den 7000 Treuen gewirkt hat (1. Kön 19,18). Sein Hochmut und sein Egoismus verstellen ihm den Blick dafür. Und wer sich nicht über das Wirken der Gnade Gottes in anderen freuen kann, schmiedet Unglück für seine eigene Seele. Ein weiterer Grund für Niedergeschlagenheit ist also der Hochmut.

Was entmutigt?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Elia niedergeschlagen war. Wir dürfen daraus für unser Leben lernen, damit wir vor einer „Ginsterstrauch-Erfahrung“ bewahrt bleiben oder sie überwinden können.


Wir werden entmutigt …

... wenn wir auf das sehen, was andere uns Böses tun wollen;

… wenn wir uns in unser Schneckenhaus zurück-
ziehen;

… wenn wir unser körperliches und inneres Wohlbe-
finden vernachlässigen;

… wenn wir unsere Hoffnung nicht mehr auf den
Herrn setzen;

… wenn wir auf das sehen, was wir nicht geschafft
haben;

… wenn wir nicht auf das sehen, was die Gnade Gottes
gewirkt hat.

Ruhe und Stärkung

Elia sitzt unter dem Ginsterstrauch und bittet Gott darum, sterben zu dürfen. Gott, der auf das Gebet Elias hin das Wetter über Jahre verändert hat, geht nicht darauf ein. Was tut Er stattdessen? Wie hilft Er seinem entmutigten Knecht? Gott gewährt dem völlig überanstrengten und aufgewühlten Elia zunächst einen erholsamen Schlaf. Danach bekommt der Prophet unverhofft eine großartige Stärkung. Direkt neben seinem Kopf wird die Tafel gedeckt: ein frisch gebackener Kuchen mit einem Wasserkrug stehen für ihn bereit. Auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingt: Entmutigte Seelen sollten die Wohltat einer ausgedehnten Nachtruhe und eines guten Essens nicht unterschätzen. Außerdem gibt Gott uns geistliche Speise und Zeiten der Besinnung, die uns innerlich beleben und kräftigen sollen.

Die Nähe des Herrn

Es ist beachtenswert, wer Elia das Essen bringt: Es ist der Engel des Herrn. Als Elia, still der Güte Gottes vertrauend, am Bach Krith saß, versorgten ihn Raben (1. Kön 17,2–6). Doch jetzt, in seiner Entmutigung, kommt der Herr selbst! Etwas Ähnliches erlebten auch die Jünger, die darüber trauerten, dass der Herr gestorben und nicht mehr in ihrer Mitte war. Lukas 24 macht eindrucksvoll deutlich, wie der Herr selbst ihnen nachging: „Und es geschah, während sie sich unterhielten und sich miteinander besprachen, dass Jesus selbst sich näherte und mit ihnen ging“ (Lk 24,15). „Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf“ (Lk 24,27). „Während sie aber dies redeten, trat er selbst in ihre Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch!“ (Lk 24,36). „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin“ (Lk 24,39). Dürfen nicht auch wir erfahren, dass der Herr uns besonders nahe ist, wenn wir ein zerbrochenes Herz haben (Ps 34,19)?

Aufstehen!

Der Engel des Herrn ermutigt Elia, aufzustehen und zu essen (1. Kön 19,5). Doch der Prophet isst im Sitzen und legt sich nach der Mahlzeit – immer noch mutlos – erneut hin. Wieder weckt der Engel des Herrn ihn behutsam auf und bittet ihn nochmals, aufzustehen und Nahrung zu nehmen, die wichtig für ihn ist (1. Kön 19,7). Es ist auffällig, dass Elia in seiner Gemütsverfassung nicht getadelt wird. Der Engel des Herrn spricht aber von einem weiten Weg – und reißt ihn damit aus seiner lethargischen Grübelei heraus. Als Elia aufgestanden ist und gegessen hat, marschiert er über 300 Kilometer, bis er den Horeb erreicht, wo Gott ihm eine einzigartige Lektion seiner Gnade gibt. Lebensmüde ist Elia dort nicht mehr, denn er beklagt sich, dass andere ihm das Leben nehmen wollen (1. Kön 19,10).

Was ermutigt?

Wenn wir Revue passieren lassen, wie Elia neuen Mut schöpfte, dann ergeben sich diese Ratschläge für jeden, der niedergedrückt ist:

  • Suche Ruhe und vernachlässige nicht deinen Körper!
  • Nähre und stärke deine Seele mit Gottes Wort!
  • Erlebe die Gemeinschaft mit deinem gütigen Herrn!
  • Steh auf und ergreife deine Aufgaben!
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